Lesungs-Blog (2)

Posted Juni 8th, 2015 by Uwe Lammers

Lesung im LORD HELMCHEN, Braunschweig, 6. Juni 2015

Liebe Freunde meiner Geschichten,

wahrscheinlich ist es eine Art von Naturgesetz, dass nichts, was man plant, letzt­lich genau so, wie man sich das ausmalt, realisiert wird. Irgendwie kommt im­mer was dazwischen – und meist verwandeln solche überraschenden Faktoren dann einen jeden Event in etwas ganz Eigenständiges, Singuläres. So war es auch mit dieser Veranstaltung. Ehe ich darum auf die Lesung selbst eingehe, möchte ich im kurzen Vorlauf erläutern, wie es eigentlich gedacht war und was dann zu einer Planänderung führte.

Begonnen hat alles schon im Jahr 2014. Der Science Fiction-Stammtisch des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e. V. tagte seit Jahr und Tag im Café DIALOG am Rebenring, als dann, gleichfalls im vergangenen Jahr, ein Besitzer­wechsel stattfand. Der neue Gastwirt Lothar, mit dem wir rasch per Du waren, gab bald darauf auf Nachfrage zu, dass es ihn durchaus reizen würde, auch mal in seinen Räumlichkeiten Lesungen zu veranstalten.

Terminlich vertröstete er mich – und bald auch Tobias Tantius aus dem Raum Gifhorn, der gelegentlicher Besucher des SF-Stammtisches war – auf Anfang 2015. Völlig okay.

Im März 2015 konkretisierten sich die Pläne, und rasch kristallisierte sich hier eine Duo-Lesung mit Tobias im DIALOG heraus. Terminiert wurde der Event auf den 6. Juni 2015.

Dann kam bei mir der chaotische Monat Mai, in dem meine Mutter erst ins Krankenhaus Gifhorn eingewiesen wurde und wenige Tage später überraschend verstarb. Ihr könnt euch denken, dass ich da ziemlich aus der Bahn geworfen wurde. Dennoch berappelte ich mich nach der Trauerfeier bald wieder und dach­te, es wäre ganz im Sinne meiner Mutter gewesen, wenn ich jetzt halt nicht Trübsal bliese, sondern meine Pläne hartnäckig weiter verfolgte.

Damit auch die Lesung.

Also suchte ich am 19. Mai das DIALOG auf… um konsterniert feststellen zu müssen, dass es die Pforten geschlossen hatte. Dauerhaft.

Nun war nicht nur der SF-Stammtisch heimatlos, sondern wir waren auch des Lesungsortes beraubt. Das war doch ein herber Rückschlag… der dann durch eine Mail abends in eine ganz andere Richtung abgeleitet wurde, etwa wie ein Blitz, der aus dem Firmament herabfährt.

Diese Mail kam vom Gastwirt des Restaurants LORD HELMCHEN an der Fal­lerslebener Straße, bei mir direkt um die Ecke. Es ergab sich, dass der Wirt des DIALOG und er sich kannten, und folgerichtig bot mir Thomas Helmold nun an, die Lesung doch im LORD HELMCHEN zu realisieren.

Schöne Überraschung!

Einige Arbeitsgespräche vor Ort führten zu einer soliden Feinplanung, zur Er­stellung eines Plakates und einer digitalen Ankündigung der Veranstaltung auf der Homepage des LORD HELMCHEN. Ich hängte in der Folge dann auch Pla­kate auf und sprach Freunde und Bekannte an, informierte sie über den Wechsel des Veranstaltungsortes.

Am 4. Juni tagte der SF-Stammtisch ebenfalls dort, Tobias Tantius war planmä­ßig zugegen und orientierte sich auch über die Verhältnisse vor Ort. Somit schaut jetzt, gut zwei Stunden vor Beginn der Lesung, alles solide und gut aus.

Weiter unten erzähle ich gleich nach Ende der Veranstaltung, wie die Lesung dann geworden ist.

So, liebe Freunde meiner Geschichten,

und damit geht es also weiter im Plan. Die Lesung ist Vergangenheit, und ich kann nun aus der Retrospektive berichten. Da der Raum hier vielleicht prinzipi­ell unbegrenzt ist, eure Aufmerksamkeit aber wohl nicht unendlich vorhanden ist, fasse ich mich so kurz als möglich.

Ich erschien auf der Bühne um 17.45 Uhr und machte mich mit dem Raum ver­traut, sprach mit dem Inhaber, und es ging dann eigentlich erst ans „Eingemach­te“, als Tobias Tantius und sein Sohn Tizian gegen 18.30 Uhr eintrafen, samt ih­rer Technik, die sie eigentlich für den multimedial unterstützten Vortrag verwen­den wollten… woraus nur bedingt etwas wurde. Das war, würde ich im Nach­klang sagen, auch ganz gut so, weil wir so auf gleicher Ebene agierten und das Gefälle zwischen Teil 1 und 2 der Lesung nicht so stark ausfiel.

Kurz nach 19 Uhr war die Gästeschar – überschaubare sieben Personen, von de­nen ich die meisten persönlich vorher kontaktiert hatte – vollzählig, und die Le­sung konnte beginnen.

Tobias stellte sich vor und las nacheinander, unterbrochen durch kurze Pausen und auflockernde Zwischendurchbemerkungen zweieinhalb Kurzgeschichten, von denen die mittlere – „Die Sternensammler“ – mir wirklich gefiel. Ich mach­te hier die Feststellung, dass Kinder sich als Vermittler von Geschichteninhalten mit ihrer doch oft wirklich sehr direkten Art wunderbar als Sympathieträger eig­nen.

Die letzte Geschichte las Tobias nur an, für die Vervollständigung der Hand­lungslinie hatte er seine Storysammlung „Gedanken aus Übermorgen“ bei sich, von denen er tatsächlich anschließend einige Exemplare verkaufte.

Dann folgte eine Pause, ehe ich mit meinen Werken fortfahren konnte. Eingangs sagte ich ein paar Worte zu mir und meiner Person, und als gute Verbindungs­schnur zur Realität einerseits und zur zentralen Geschichte andererseits hatte ich ein Teelicht mitgebracht, das ich im Andenken an meine Mutter, deren Seele ich damit gewissermaßen als Geist-Zuhörerin in unsere Reihen herabbeschwor, entzündete. Nennt es animistisch, wenn ihr wollt, aber es gab mir eine große Seelenruhe, und eine Zuhörerin erzählte mir nachher, die Geschichte habe sie – nicht zuletzt wegen des von mir erwähnten jüngsten Verlustes der Mutter – besonders be­rührt.

Ich leitete ein mit den Prosagedichten „Inspiration“ und „Bloggeritis“. Letzte­res war durchaus ironisch-launisch, erzeugte einige Lacher und den ersten eige­nen Beifall des Abends.

Dann ging ich über und erzählte in der Phantastik-Story „Reinkarnation“ die bizarre Geschichte des sterbenden Wikingers Arne Ragnarsson, der sich nach dem Tode zur eigenen Verblüffung nicht in den Sälen Walhalls wiederfand, son­dern als Grashalm zu neuem Leben erwachte… zu Beginn.

Mit „Die Innerste Zuflucht“ folgte dann ein weiteres Prosagedicht, ehe ich – auf Nachfrage ans Publikum hin – einen ersten Auszug aus der noch in Arbeit befindlichen Story „Ungleiche Freunde“ bringen konnte. In diesem Werk, das dem Oki Stanwer Mythos (OSM) entstand, verfolge ich eine Handlungslinie weiter, die manchen meiner E-Book-Leser schon vertraut sein könnte.

Inwiefern? Nun, der Handlungsschauplatz ist eine Welt namens Dawson, von dem dorthin gelangten irdischen Auswanderer Ian Perry auch „Swamp“ genannt. Die Geschichte spielt zugleich rund 8 Jahre nach Annalen 2 „Ian und der Stein der Götter“ und behandelt, könnte man sagen, in der Blende einen ungeplanten Ausflug von Ians erstgeborener Tochter Senyaali, die zu dem Zeitpunkt sieben Jahre alt ist, zudem wagemutig, abenteuerlustig und ziemlich stur.

Dass sie auf sprechende Schlangen, tote Crellys und glucksende, intelligente Flechten stoßen wird und an einen Ort gelangt, den man den „Platz der Steine“ nennt, der in den Kleinis Todesangst erzeugt, ist ihr eher nicht klar… und als mir eine Leserin schlussendlich sagte, diese Geschichte habe ihr ganz besonders gut gefallen, und sie würde gern den weiteren Fortgang erfahren, zeigte mir zum zweiten Mal an diesem Abend, dass Kinder – hier Senyaali – außerordentlich gut als Hauptpersonen von Geschichten geeignet sind.

Kurzum: die Lesung, die etwa um 21.45 Uhr endete, war ungeachtet der Tatsa­che, dass ich bei der zweiten Geschichte etwas zu schnell im Vortrag wurde, im Grunde ein voller Erfolg, und allen Anwesenden hat sie gefallen. Schade, dass eine Menge Leute, die ursprünglich gern gekommen wären, dann doch nicht da waren.

Ich glaube, sie haben was verpasst.

Ich selbst habe eine Menge aus diesem Abend gelernt, und der Inhaber des LORD HELMCHEN, der wegen des Schankbetriebes selbst nicht lauschen konnte, war von der Persönlichkeit der Vortragenden so angetan, dass es auf je­den Fall eine Wiederholungslesung geben wird, höchstwahrscheinlich dann eine thematische… schauen wir mal, vor September wird das sicherlich nichts mehr werden.

Sobald ich eine neue Lesung anbieten kann, sage ich Bescheid, auf der Website www.sciencefiction.de und sicherlich auch auf meinem Amazon Author-Central-Porträt. Haltet die Augen offen, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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