Liebe Freunde meiner Geschichten,

ich glaube, ich zähle auch nach drei Jahren des konstanten Publizierens von phantastischen E-Books nach wie vor nicht zu denjenigen Menschen, die son­derlich abgebrüht sind und kaltblütig auf jeden neuen Event losgehen, in der un­erschütterlichen Erwartung: kenne ich alles schon, da kann nix schief gehen.

Nein, so sieht das bei mir nicht aus. Vielmehr bin ich stets besorgt, dass irgend­was nicht klappen könnte, und möglicherweise verkrampfe ich mich dann ein wenig zu sehr und organisiere besonders akribisch.

So ging das also auch mit meiner inzwischen vierten Lesung – und der dritten, die ich im Restaurant „Lord Helmchen“ in Braunschweig plante. Eigentlich, so waren mein vormaliger Mitorganisator und Mit-Vortragender Tobias Tantius von der Literaturwerkstatt Gifhorn verblieben, wollten wir als nächstes wieder eine thematische Lesung machen. Ich schlug vor, jahreszeitlich bedingt: Machen wir doch „Unheimliches“.

Tja, und da fing es dann im Laufe der folgenden Monate schon an, schwierig zu werden – denn mir wurde signalisiert, dass da auf der Gegenseite kein passendes Lesematerial vorläge. Ich müsse den Event also alleine stemmen.

Okay, da musste ich schon mal schlucken.

Aber Herausforderungen sind dazu da, angenommen und bewältigt zu werden. Und von einer weiteren Lesung wollte ich wirklich nicht aus diesem Grund Ab­stand nehmen. Ich blieb also hartnäckig. Okay, dann also eine Solo-Lesung. Why not?

Nächste Klippe: Tobias hatte bislang die Plakate für die Veranstaltungen reali­siert, ich hatte und habe grafisch nicht viel drauf. Also suchte ich Ersatz und fand ihn in meiner versierten Brieffreundin Angelika, die mit Hilfe von mir ge­lieferter Bildvorlagen eine tolle Plakatversion lieferte.

Es konnte also losgehen: Kopien des Plakats machen, in der Stadt verteilen, in­teressierte Leute ansprechen und dergleichen… wie sich das halt so für eine zünftige Lesung gehört. Der Verfasser hat da immer etwas Mehrarbeit auf den Schultern, doch hey, es ist Marketing in eigener Sache, da sollte so etwas höchst bereitwillig gemacht werden. Und so lief das dann auch.

Meine Planung für den Abend sah folgendermaßen aus: Nach einem kurzen bio­grafischen Einstieg plante ich, das Prosagedicht „Ode an die Toten“ zu bringen, in dem ich ein reales Ereignis des Jahres 2003 thematisierte – und die hier „be­sungenen“ Toten waren rücksichtslos gefällte Eschen im Hinterhof meines Hau­ses gewesen.

Sodann sollte die unheimliche Story „Erlösung“ folgen, die in Form eines ein­seitigen Telefonats eine schaurige Geschichte darbot, in der ein Geistersucher eine ganz spezielle Begegnung mit dem Tod hatte.

Im Anschluss plante ich dann eine kurze Pause, ehe ich weiter voranzuschreiten gedachte – aber von diesem Plan kam ich dann wirkungsvoll in der Ausführung ab und schloss gleich das zweite Prosagedicht „Wunschtraum“ an. Zuvor ent­zündete ich allerdings ein Teelicht auf einem Kristallglasuntersetzer und stellte das alte Foto meines 2013 verstorbenen Vaters Johannes Lammers auf.

Warum dies? Weil er in dem zweiten Prosagedicht die zentrale Rolle spielte.

Danach war geplant, den Einstieg in den OSM zu realisieren und hier 4 Auszüge aus dem E-Book „In der Hölle“ zu lesen. Hiernach wäre eine Pause nun zwei­fellos angebrachter, ehe ich mit dann mit der Lesebegegnung mit William Taylor junior in den zwei Auszügen des geplanten sechsten Annalen-Bandes „Mein Freund, der Totenkopf“ die Lesung zu schließen gedachte.

Für weiteres Hörerinteresse hatte ich mich mit zwei weiteren Abschnitten von „Mein Freund, der Totenkopf“… ja, man könnte sagen, „munitioniert“, für alle Fälle. Aber Lesungen sind eben immer etwas Spontanes, und die beste Pla­nung kann Kursänderungen nicht beeinflussen. In diesem Fall machten a) die Gegebenheiten und b) ich selbst mir dicke Striche durch die Rechnung.

Ich war dann am 12. März zwar wieder zeitig vor Ort (ca. 18.20 Uhr) und konn­te mit tatkräftiger Unterstützung den Raum für die Lesung einrichten, doch da­nach wurde es dann erst richtig interessant. Als erste traf eine befreundete Lite­ratin ein, die am Tag zuvor noch ihre Zusage bekundet hatte. Wenig später tru­delte ein guter Freund von mir ein, und später noch ein paar weitere Gäste. Vie­le, die mir ihr Kommen zugesagt hatten, tauchten leider nicht auf… und so be­gann die Lesung schon mal mit einer etwas getrübten Stimmung meinerseits. Werbung machen ist schön, mehr Werbung machen (wie in diesem Fall) heißt dann leider im Umkehrschluss eher nicht, dass mehr Besucher kommen. Das be­trübt dann durchaus.

Nun, ich ließ mich nicht verdrießen, stellte mich vor, wie es sich gehört und wies dann, indem ich das Teelicht anzündete, schon zeitnah darauf hin, dass ich noch einen speziellen Gast erwarten würde. Dass es sich um meinen verstorbe­nen Vater handelte, durchaus passend zum Thema „Unheimliches“, thematisierte ich nicht.

Plangemäß begann ich mit der „Ode an die Toten“, die überraschenderweise für mich dezenten Applaus hervorrief. Anschließend ging ich über zu der Story „Erlösung“, die später mehrfach als „einfach brillant“ bezeichnet wurde. Hier legte mir später eine Zuhörerin ausdrücklich den Plan nahe, diese Geschichte doch mal einsprechen und dann auf CD brennen zu lassen. Das ist tatsächlich ein Plan, den ich in naher Zukunft verfolgen werde.

Da wir sehr gut im Zeitplan lagen, schloss sich das zweite Prosagedicht an, wo­bei ich im Vorfeld das alte Foto meines Vaters aus dem Nachlass meiner verstor­benen Mutter aufstellte und halt erklärte, dass er im Dezember 2013 verstorben war und ich rund anderthalb Jahre später dann beim morgendlichen Aufwachen das bizarre Halbtraumerlebnis gehabt hatte, das zum Kondensationskeim von „Wunschtraum“ wurde.

Auch dieses Prosagedicht kam sehr gut an.

Meine eingestreute Bemerkung, daraufhin eine kurze Pause zu machen, wurde abgewiesen, so dass ich dann mit „In der Hölle“ weiter fortfuhr. Allerdings erst, nachdem ich ein paar Basics über den Oki Stanwer Mythos und den KONFLIKT 4 im Speziellen gemacht hatte.

Hier zeigte sich nun bald der zweite Pferdefuß, und daran war nicht die geringe Teilnehmerzahl Schuld, sondern mein eigenes mangelndes Einfühlungsvermö­gen in die Zuhörerschar – die ausgewählten Passagen waren nämlich samt und sonders zu lang. Wiewohl ich ein Prinzip anwandte, das ich auf dem Autorentag am Tankumsee anno 2015 kennen gelernt hatte, nämlich das Paraphrasieren von Romanpassagen zwischen den zu lesenden Etappen, hätte ich daran noch deut­lich feilen müssen. So erzeugte ich mutmaßlich Überforderung und Verdruss, und zwei Zuhörer verabschiedeten sich, ehe ich den dritten Abschnitt von „In der Hölle“ erreicht hatte.

Dann kam tatsächlich die Pause, die aber nur recht kurz ausfiel. Das Hörerfeed­back, das nun reichlich kam, deutete unzweifelhaft in Richtung auf: Eigentlich können wir nichts mehr aufnehmen… was ich sehr bedauerlich fand. Da ich un­bedingt noch ein kleines Stück von „Mein Freund, der Totenkopf“ präsentie­ren wollte, bat ich noch um ein paar Minuten Aufmerksamkeit, die ich dann freundlicherweise auch bekam. Die wirklich schönen Stellen konnte ich dann al­lerdings – der fortgeschrittenen Zeit und Williams ausuferndem, unsortiertem Redestil geschuldet – nicht mehr vortragen. Insgesamt kam ich bis Seite 33 des Manuskripts.

Nun, gleichwohl war ich sehr dankbar über das konstruktive Feedback, das mir an diesem Abend dann noch zuteil wurde, der gegen 21.30 Uhr endete. Ich habe eine Menge gelernt und festgestellt, dass es kurze Geschichten besonders gut an­kommen, präzise und nicht zu schnell vorgetragen (später bin ich dann speziell bei den dramatischeren Passagen von „In der Hölle“ darin verfallen, zu zügig zu sprechen), und auch die Prosagedichte kamen bemerkenswert gut an. Mir wurde sogar explizit nach der Lesung der Vorschlag gemacht, doch mal separate Lesungen zu inszenieren – eine für Prosagedichte und Non-OSM-Geschichten kürzeren und kürzesten Zuschnitts sowie eine speziell für OSM-Texte, dort frei­lich mit sehr viel kürzeren Textausschnitten.

Das werde ich mir durch den Kopf gehen lassen.

Im Anschluss an die Lesung konnte ich dann gemeinsam mit einer Zuhörerin auch noch eine schmackhafte Currywurst essen und eine angeregte fachliche Diskussion führen, die erst deutlich nach 22 Uhr endete. Ich werde auf jeden Fall aus diesem Event lernen und schauen, dass ich meine nächste konstruktiv vorbereite und die Probleme dieser Lesung vermeide.

Schaut so aus, als wenn die nächste Veranstaltung in ein paar Monaten in Wolfs­burg stattfinden wird. Mal sehen, ob das so klappt, wie wir uns das alle vorstel­len… ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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