Rezensions-Blog 39: Wintermärchen

Posted Dezember 23rd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist Weihnachten, meine Freunde, man glaubt es gar nicht. Zeit – klassischerseits jedenfalls – der Weihnachtsbäume, des rieselnden Schnees, des klischeehaft knisternden Kaminfeuers und der endlos im Radio du­delnden Weihnachtslieder, allen voran vermutlich Whams „Last Christmas“.

Ich überlegte mir: soll ich da in meinem Rezensions-Blog das völlige Kontrast­programm liefern und beispielsweise einen humoristischen SF-Roman oder ein haarsträubendes Sachbuch rezensieren? Och nein, dachte ich, das ist nicht nett. Da gibt es doch etwas viel Schöneres, nämlich eines meiner designierten Lieb­lingsbücher, das meiner Meinung nach viel zu wenig bekannt ist. Und das möch­te ich euch heute mal vorstellen.

Also, Vorhang auf für dieses schöne Buch:

Wintermärchen

(OT: Winter’s Tale)

von Mark Helprin

Bastei-Lübbe Paperback 28147

704 Seiten, PB, 1984/86

Übersetzt von Hartmut Zahn

ISBN 3-404-28147-0

Es gibt Bücher in der Geschichte der menschlichen Literatur, die werden unge­achtet ihrer Brillanz einfach vergessen. Und was man dabei ebenso gerne ver­gisst, ist die Tatsache, dass Bücher nicht einfach nur Geschichten erzählen, son­dern vielmehr gehört zu allen guten Büchern eigentlich auch ihrerseits eine Ge­schichte, die VON ihnen erzählt. Lasst euch heute beides nahe bringen, die Ge­schichte, wie ich dieses Buch entdeckte, in der Tat, wie die WELT AM SONNTAG schrieb, „ein Buch, das man sein Lebtag nicht mehr vergisst“ (Klappentext) und die Geschichte, von der das Buch selbst handelt, wiewohl es schwierig ist, das zu beschreiben. Zunächst also die leichtere Aufgabe:

Vor rund 25 Jahren war ich noch ein junger Spund und nicht eben allzu belesen im Bereich der Phantastik, wiewohl schon seit der Mitte der 70er Jahre darin ziemlich intensiv eingetaucht. Von Stil und Qualität besaß ich noch keine rechte Ahnung, aber doch ein zutiefst romantisches Gefühl und sehr empfänglich für den Zauber der Magie gewisser Bücher, eine Magie, wie sie in meinen Augen damals aus den Seiten der Fantasy-Werke von Marion Zimmer-Bradley entge­genleuchtete.1

Zu jener Zeit hatte ich noch keine eigene Bibliothek, sondern nur vielleicht hun­dert Bücher, die ich mein eigen nennen konnte, und so pilgerte ich als Schüler mit schmalem Taschengeld halt regelmäßig zu unserer Bücherei in Gifhorn und lieh mir Bücher aus, um sie zu verschlingen. Dabei fiel mein Blick in diesem Winter 1984 auf ein Hardcover mit himmelblauem Rahmen, das mich fesselte. Eine tief verschneite Stadt, die unzweifelhaft New York war, darüber ein ätherisches, weißes Pferd, halb Sternbild, halb reale Gestalt… beeindruckend.

Ich verschlang das Buch binnen kürzester Zeit und war gewissermaßen gezwun­gen, eine Rezension dazu zu schreiben.2 Etwas, das ich damals nicht allzu oft tat, weswegen die meisten Lesestoffe rasch aus meiner Erinnerung verdunsteten.3 Das Buch war in der Tat unvergesslich. Aber ich besaß es eben nicht, und auch nicht genügend Finanz, um es mir leisten zu können. Also vertagte ich diesen Kauf, und das Hardcover verschwand aus meinem Blickfeld.

Am 9. Dezember 1987 meinte meine damalige Schweizer Brieffreundin Pascale, mir ein Geschenk machen zu müssen – und wer beschreibt meine Überra­schung und Freude, als ich in dem Päckchen die Paperback-Ausgabe von Mark Helprins Roman „Wintermärchen“ vorfand?! Ich fand damals keine Zeit, das Buch nochmals zu lesen, sondern stellte es erfreut und stolz in meine Bücher­reihen. Eines Tages, so nahm ich es mir vor, würde ich es von neuem lesen. Je­der von euch kennt solche Versprechen gegenüber Büchern, denke ich, und Bü­cher, die solche Versprechen wert sind. Dies hier, seid versichert, lohnt ein sol­ches Versprechen in der Tat.

Zur Neulektüre kam es dann wirklich erst im eisig klirrenden Winter 2008/2009, nach ziemlich genau 25 Jahren. Und normalerweise ist es ja so, dass Geschich­ten und vor allen Dingen die Ansichten über Geschichten im Laufe der Jahre eine argumentative Wandlung durchleben, wenn man sie nach einer Anzahl von Jahren erneut liest. Man lernt zwischenzeitlich im Leben dazu, wird skeptischer und vorsichtiger, und der Genuss der Erstlektüre weicht oftmals einem schalen Zweifel beim Neulesen. Ich habe das selbst bei vielen Büchern erlebt, und un­willkürlich fürchtete ich das auch in diesem Fall.

Ich wurde positiv überrascht.

Nicht nur hatte ich fast alle argumentativen Wendungen des Romans vollkom­men vergessen, was mir darüber hinaus entfallen war, das war der lyrische Zau­ber und die unglaubliche, metapherngesättigte Sprache Mark Helprins und sei­nes geschickten Übersetzers, die den Leser durch eine Achterbahnfahrt der un­glaublichsten Abenteuer schickte, und mir fiel jetzt besonders prägnant auf, dass Helprin nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern unzählige. Er verfolgt zahlreiche biografische Stränge, skizziert kleine, wunderbare Vignetten, Erleb­nisse, Begegnungen und Anekdoten, schneidert Charaktere aus den Buchsta­ben, meißelt sie gleichsam hervor, bis sie alle unverwechselbare Individuen sind. Dabei schmelzen Phantasie und Realität, Historie und Imagination, Spe­kulation und Zauberei ineinander, bis sie eine unentwirrbare Mischung bilden. Das Resultat ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schlicht atemberau­bend. Selbst heute noch.

Worum nun geht es in dem Roman selbst?

Wie gesagt… das ist schwierig zu beschreiben. Würde ich das übergeordnete Thema nehmen, die Suche nach einer absolut gerechten Stadt, so würde dies wesentliche Teile der Geschichte ausblenden. Hielte ich mich an Peter Lake und Beverly Penn fest, erfasste ich gleichfalls wesentliche Bereiche nicht. Auch ein Insistieren auf dem Antagonismus der „Sun“ und des „Ghost“ würde dafür nicht passen.4 Es ist ein komplexes Muster von Biografien, Handlungssträngen, Ereig­nisketten und bisweilen märchenhaften Geschehnissen, die miteinander so ver­flochten sind, dass man als Rezensent nicht recht weiß, wo anfangen mit der Nacherzählung, das die Lektüre aber in jedem Fall lohnt.

Nun, versuchen wir es von vorn.

Es war einmal eine Stadt an der amerikanischen Ostküste, ein geschäftiger Mo­loch, genährt von den Hoffnungen der Einwanderer und den Sehnsüchten und Wünschen derjenigen, die ihr Leben im Zuge der Moderne realisieren wollten, ohne dabei zugleich ihren Träumen und Hoffnungen abzuschwören. Nennen wir die Stadt New York, denn Mark Helprin hat die Stadt, die im Zentrum dieser Ge­schichte steht, nach ihrem Vorbild geformt und viele Stellen ihrer Anatomie nach den Gegebenheiten New Yorks modelliert, wenn auch nicht vollständig.5 Eine Stadt, unmittelbar an der Wende zum 20. Jahrhundert, mit Droschken, berittener Polizei, Hochbahnen und kühnen Architekten, die gewaltige Brückenbauten planen. Zugleich eine Stadt, in der die bittere Armut sich Seite an Seite mit prunkendem Reichtum zeigt, in der die Menschen nach Gerechtigkeit streben und ein jeder nach seiner Façon selig sein könnte.

Vielleicht jedenfalls.

Aber wie es überall so ist, so gibt es auch hier Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Da gibt es etwa einen Sohn irischer Einwanderer, die die Stadt nicht betreten dürfen, sondern, weil krank, in ihre Heimat zurückreisen müssen. Sie setzen ihren einzigen Sohn, der es einmal besser haben soll, in einem Schiffs­modell aus und schicken ihn hinüber, in eine vermeintlich bessere Welt… doch er erreicht sie nicht, sondern strandet im Sumpfland vor der Metropole, wo ein Volk von Sumpfmenschen lebt, das ihn aufnimmt. Dieser Waise wird später den Namen Peter Lake tragen und einen Haupthandlungsstrom dieser Geschichte erfüllen.

Denn Peter Lake wird von dem brennenden Wunsch getrieben, diese schim­mernde, kühne Stadt zu erreichen, die jenseits des Flusses aufragt, eine ewige Lockung. Und er ergibt sich dieser Lockung, als er zum jungen Mann heranreift, und die Menschen des Sumpfes lassen ihn gehen, wohl wissend, dass sie ihn nicht halten können.

In der Stadt findet Peter Lake neue Freunde – junge Mädchen, die ihn in die Freuden der Liebe einführen, ein kühnes Pferd namens Athansor, das ihn vor seinem ewigen Widersacher, dem sinistren Gangsterboss Pearly Soames, und seiner hordengleichen Flut von Verbrechern in Sicherheit bringt… und schließ­lich lernt er Beverly kennen.

Beverly Penn, gewissermaßen der gesellschaftliche Gegenpol von Peter Lake, ist auch physisch das genaue Gegenteil von ihm. Wo er stark ist, ist sie schwach, wo er gesund ist, verhält es sich bei ihr ganz anders: Sie ist die Tochter Isaac Penns, eines der reichsten Männer der Stadt, und ungeachtet ihrer Jugend ist sie dem baldigen Tod geweiht. Von der Schwindsucht ausgezehrt, wird sie von einem glühenden Fieber innerlich verbrannt, das nur die Kälte frostklarer Näch­te kompensieren kann – und die wunderbaren, rätselhaften Wintertage am Co­heeries-See im Norden des Staate New York (bemüht euch nicht, ihn auf einer Landkarte zu suchen, ihr werdet ihn nicht finden!).6 Der Zusammenstoß mit Pe­ter Lake entflammt ihre Seele wie ihren Leib, und eine Liebe von bittersüßer, wunderbarer Qualität nimmt ihren Lauf, die niemals enden möge, wie der Leser hofft.

Er wird leider enttäuscht, und dann, als Peter Lake, mit dem weißen Hengst auf der Flucht vor Pearly Soames´ Banditen, von einer Brücke in den rätselhaften, weißen Wolkenwall stürzt und spurlos verschwindet, da sitzt man da als Leser und fragt sich: was nun? Was bedeutet das alles nur?

Und obwohl man nur die Seiten umblättert, findet man sich auf einmal Dutzen­de von Jahren später und auf der anderen Seite des Kontinents in San Francisco, wo Hardesty Marratta, der Erbe eines großen Vermögens, seine Erbschaft aus­schlägt und sich stattdessen auf die Suche nach der vollkommenen, der absolut gerechten Stadt macht. Eine abenteuerliche Suche, um das Wenigste zu sagen, die ihn schließlich ebenso nach New York führt wie die frisch geschiedene Virgi­nia Gamely mit ihrem kleinen Sohn, die dort Karriere machen möchte und Kar­riere machen wird (allein die Beschreibung, wie sie auf Schlittschuhen über den Coheeries-See reist, um den eingefrorenen Dampfer südwärts zu erreichen und dabei einen tausend Fuß (!) hohen Schneedamm überquert, hat etwas unleug­bar Magisches an sich).

Und wie ist das mit Asbury Gunwillow, der seinen Bruder im Sturm verliert und daraufhin den Wunsch seines Großvaters erfüllt, nach New York zu gehen, wo­bei er einen Mann auffischt, der völlig desorientiert und schwer verletzt ist? Er scheint geradewegs aus einem Gefecht zu kommen, hat aber keine Erinnerung mehr daran, dass er Peter Lake heißt…

Oder die Geschichte von Christiana, die als junges Mädchen am Strand Zeugin wird, wie ein schwer verletzter weißer Hengst aus den Wolken fällt und von ihr ans Ufer gelotst wird. Auch Christiana führt der Weg eines Tages nach New York, in jene Metropole, die sich anschickt, die Schwelle ins dritte Jahrtausend zu überschreiten.

Doch was sind das für rätselhafte Erscheinungen, die dabei auftreten? Was ist das für ein nachgerade intelligent agierender, unbezwingbarer weißer Wolken­wall, der die Stadt umgibt und in dem die Zeit aufzuhören scheint? Was hat es auf sich mit den Bemerkungen, die Stadt besäße eine Seele, die in ihren Ma­schinen lebe und sich darauf vorbereite, ein „Goldenes Zeitalter“ einzuläuten? Und schließlich: was ist das für ein gigantisches, rätselhaftes Schiff, das eines Ta­ges in den Hafen der Stadt einläuft und auf dem geheimnisvolle Pläne ausge­brütet werden, die zum Heil oder zum Untergang New Yorks führen können? Ei­nes finsteren Tages, mitten im eisigen Winter des Jahres 1999, als das Jahrtau­send sich dem Ende zuneigt…?

Wintermärchen“ ist ein Buch, das sich den normalen Kategorien der Zuord­nung raffiniert entzieht. Es ist, wenn man es von der Wortwucht her betrachtet, ein wunderschönes Werk, das es wie ein unwiderstehlicher Strudel versteht, den Leser in seinen Bann zu ziehen und die Zeit ringsum vollkommen auszu­blenden (am besten, das wird der neugierig gewordene Leser verstehen, wenn er oder sie angefangen hat zu lesen, sollte man dieses Buch wirklich in einem klirrend kalten Winter lesen, bei einer behaglichen Kanne Tee, brennenden Ker­zen und freundlich knackenden Heizkörpern, während draußen leise der Schnee herabrieselt – also ganz so wie in diesem Winter des Jahres 2008/2009).

Dieses Buch erzählt uns ein Märchen, ach, nicht nur ein Märchen, sondern jede Menge davon. Geschichten von menschlicher Tapferkeit, von Wagemut, von al­les überwindender Liebe, von Hoffnung und Verlust, von Rätseln, Geheimnissen und tiefen Freundschaften. Freundschaften zu Menschen aller Altersstufen, zu mächtigen Maschinen und einer Stadt, die ihresgleichen nicht hat.

Selbstverständlich ist dies ein Lobgesang auf die Stadt New York in all ihrem Glanz und all ihrem Elend. Doch wie in Märchen allgemein üblich muss man als Leser gelegentlich einfach lächelnd über Dinge hinwegblättern, die offenkundig nicht für bare Münze genommen werden können. Elemente der Magie und der Absurdität verwurzeln sich hier so fest in realen Strukturen, dass es, wie er­wähnt, schwierig ist, beides voneinander zu scheiden. Es ist wahrscheinlich auch gar nicht intendiert.

Der historisch versierte Leser, zu dem ich im Laufe von 25 Jahren geworden bin, entdeckt bei der Zweitlektüre verschiedenste Dinge, die als deutliche Anspie­lungen in das Gewebe der Geschichten eingewoben worden sind. So etwa die einwandfrei biblische und heilsbringende Rolle von Peter Lake, die ihren Wider­hall beim biblischen Moses findet. Wie weit das geht, muss jeder Leser selbst herausfinden. Zahllose Andeutungen erschließen sich nicht einmal jetzt, und es ist zu vermuten, dass eine Vielfachlektüre im Abstand von weiteren Jahren neue Geheimnisse zutage fördern wird, die jetzt noch verborgen geblieben sind.

Nichts ist Zufall“, heißt es an mehreren Stellen in diesem Buch7, und in der Tat, wenn man das Gewebe zum Schluss betrachtet, so kann man nicht umhin, hier zu nicken und festzustellen, dass es eine Art von „Fügung“ gibt, die bestimmte Personen und Sachverhalte so platzieren, dass sie schlussendlich Sinn ergeben und zusammenpassen. Nicht restlos, nicht ohne Reibungen, so ist das auch in Märchen nicht, weder in denen der Gebrüder Grimm noch in diesem „Winter­märchen“. Und manche Dinge bleiben restlos rätselhaft, manche Hoffnungen werden erfüllt, manche nicht.

Was das im Detail bedeutet? Ach, Freunde, meint ihr, ich prelle euch um das unbeschreibliche Vergnügen, dieses schöne Buch zu lesen? Nicht doch! All die zahllosen Dinge, die ich ausgelassen, über die ich geschwiegen habe, sollen von euch selbst erschlossen werden (auch wenn ich befürchte, dass das Buch über den Buchhandel nicht mehr zu haben sein wird). Die wunderbare Freude und Leichtigkeit des Daseins, die den Leser dieses Werkes überkommt, lohnt jede Anstrengung, in den Besitz dieses Buches zu kommen. Glaubt es mir.

Als ich das Buch zum zweiten Male schloss, dachte ich bei mir: solche Bücher werden heutzutage nicht mehr geschrieben. Niemand hat mehr die Zeit, derar­tige Kunstwerke zu verfassen, keine Geduld mehr dafür. Aber vielleicht findet der eine oder andere Leser dieser Zeilen die Zeit und Muße, dieses Werk neu zu entdecken. Er wird vermutlich derselben Ansicht sein: dass dies Werk „zu jenen seltenen Büchern gehört, in die man hineinfällt wie in einen langen, tiefen Traum“, wie COSMOPOLITAN zutreffend schrieb.

Lasst euch Zeit mit dem Erwachen.

© by Uwe Lammers, 2009

Na, Freunde, klingt das, jenseits aller Schwärmerei, nach einem interessanten Buch? Das ist es tatsächlich, und es lohnt sich für alle Romantiker und solche, die es werden wollen, unbedingt, entdeckt zu werden.

In der nächsten Woche geht es dann um ein sehr wichtiges Sachbuch, das schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – aber wer es noch nicht kennen sollte, sei auf der Hut: es hat nur wenig von seiner damaligen Aktualität verlo­ren, und da die Autorin aus dem angloamerikanischen Raum kam, ist das auch alles andere als dröge Lektüre, sondern zutiefst erschütternd.

Nächste Woche an dieser Stelle erfahrt ihr mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beispielhaft sei hier an das Buch „Das Licht von Atlantis“ gedacht, das ich damals schier vergötterte. Ich war halt romantisch, das sollte man nicht vergessen.

2 Die Rezension ist wenig später in der „Roman-Post 17“ von Rudolf Wildner abgedruckt worden, im September 1985.

3 Rezensionen, und dazu stehe ich heute noch, erfüllen für mich eigentlich in ihrer Haupt­funktion die Rolle als Gedankenstütze des Gelesenen. Wenn ich andere Leute durch Re­zensionen auf diese Werke aufmerksam machen kann, so ist das ein angenehmer Neben­effekt, aber nicht der Hauptzweck. Inzwischen erfüllen Rezensionen manchmal auch den Zweck stilistischer Fingerübungen, aber das ist ebenfalls nicht ihre primäre Aufgabe.

4 Dazu verrate ich nicht mehr. Das muss man gelesen haben! Sonst kann man das sowieso nicht glauben. Aber in diesem Zusammenhang entdeckt man natürlich – damals für mich völlig verborgen – satirische Seitenhiebe auf die Presselandschaft in den USA. Sehr bemer­kenswert und auch auf die Bundesrepublik anwendbar…

5 Sehen wir davon ab, dass sie an vielen Stellen New York genannt wird. Wer das Buch liest, wird begreifen, dass dies mehr eine Art Traum von New York ist als die reale Stadt es je­mals sein könnte. Im Guten wie im Bösen.

6 Und der Coheeries-See und seine Bewohner spielen eine ganz besonders mystische Rolle in dieser Geschichte. Man würde so gern mehr davon lesen… so geht es mir wenigstens.

7 So heißt es auch in „Lycidas“ von Christoph Marzi… aber dieses Buch ist ein blasser, blut­leerer Abglanz dieser stilistischen Schönheit. Helprin kann man wirklich von der ersten bis zur letzten Seite als Kunstwerk genießen und als Literat neidisch sein über die Macht sei­ner Sprache. Ich weiß, wovon ich rede! Ernsthaft: vergesst Christoph Marzi, wenn ihr Mark Helprin lesen könnt. Ihr werdet ihn nicht vermissen.

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