Wochen-Blog 105: Kommunikationsprobleme

Posted März 8th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich glaube, jeder kennt das, der diesen Blogeintrag liest – wie oft ist euch das schon so gegangen, dass euch an den Kopf geworfen wurde „Du verstehst mich einfach nicht!“ Ein völlig unverfänglicher, alltäglicher Satz, nicht wahr? Und er hat eigentlich mehr mit psychologischem Feingespür zu tun als mit dem wort­wörtlichen Inhalt.

Aber was wäre, wenn es tatsächlich irgendwo in den Weiten des Universums ein Volk gäbe, in dem diese Worte absolut TODERNST gemeint sind? Wo sich Wesen ein und desselben Fleisch und Blutes, selbst wenn sie sich gegenüber­stehen, beim besten Willen nicht miteinander verständigen können, ja, wenn sie sich dann nicht einmal als gleichartig erkennen können?

Im OSM geriet ich im Jahre 2004 in eine derartige, verrückte Situation, und ihr könnt mir glauben – ich war arg konsterniert. Dergleichen hatte ich, wiewohl doch recht belesen im phantastischen Genre, noch nirgendwo gelesen oder ge­sehen.

Wir befinden uns, wie ihr in den aktuellen E-Books auf Amazon.de nachlesen könnt, im Oki Stanwer Mythos (OSM), KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI). Und das Volk, von dem ich spreche, sind die schwarzen, humanoiden Zwergenwesen, die Shonta, die dort die monströse technische In­nenwelt eines so genannten MINEURS der Troohns bewohnen.

Dachte ich noch, als ich Band 10 schrieb, „Das Maschinenvolk“, es hier mit ei­ner besonders perfiden Sklavenspezies der Troohns zu tun zu haben, die auf heimtückische Weise sowohl die verzweifelten Tassaier um den Wissenschafts­rat Yunsh als auch die kaum minder verstörten Yantihni von der RHON-2 in eine Falle gelockt und überwältigt hatten, so musste ich, als ich dann den jungen „Abenteurerherz“ (Bd. 16 der Serie) kennen lernte, bemerken, dass die Dinge nicht so einfach lagen. Ihr werdet das auch schon festgestellt haben.

Es gibt mindestens zwei verschiedene Sorten von Shonta. Die so genannten „li­zenzierten“ sind jene, die immerzu im Fokus der Aufmerksamkeit der „Herren des Imperiums“ stehen, also der Troohns und deren mechanischer Vollstrecker. Sie sind nicht viel besser dran als rigide überwachte Sklaven.

Dann aber gibt es eben auch noch die anderen Shonta – die Abspalter. Und da­mit beginnen die Rätsel.

Die Abspalter sehen exakt so aus wie die lizenzierten Shonta, aber im Gegen­satz zu diesen führen sie eine Art von Vagabundenleben, am Rand der Legalität und oftmals fast in Sichtweite ihrer Artgenossen, von denen sie aber gründlich ignoriert werden.

So schaut es auf den ersten Blick aus, aber das trügt. Die Dinge liegen ein wenig komplizierter, als man denkt. Es gibt hier nicht eine Art von stillschweigendem „Gentleman’s Agreement“ in der Art, dass die beiden Shonta-Gruppen einander einfach ignorieren. Weit gefehlt.

Abenteurerherz bekommt das auf die harte Tour heraus, als er mit seinem Freund Maschinenpuls in den Drachenhort der lizenzierten Shonta eindringt und hier von Kindern überrascht wird, die ihm vorhalten, er „stinke“. Und als er später bei seinem alten Abspalter-Techniker Stahlbohrer nachfragt, erfährt er, dass die lizenzierten die Abspalter-Shonta völlig anders wahrnehmen.

Die Abspalter-Shonta seien für die lizenzierten „Schatten“, Ungeheuer gerade­zu, die nur Verderben brächten. Sie könnten sie nicht wirklich erkennen, son­dern sähen nur peinigende Schemen in ihnen, und egal, was die Abspalter auch sagten, die Lizenzierten verstünden sie nicht. Das hänge irgendwie mit der Nah­rung zusammen…

Abenteurerherz glaubt ihm anfangs kein Wort.

Er muss aber erleben, dass das die reine, lautere Wahrheit ist.

Als er dem jungen lizenzierten Shonta Klippenspringer das Leben rettet, erlebt er das alles hautnah. Und es ist beklemmend, zu beobachten, wie sich tatsäch­lich nach dem Genuss der Abspalter-Nahrung das optische, olfaktorische und semantische Wahrnehmungsproblem verflüchtigt.

Irre, dachte ich, das kann doch alles gar nicht wahr sein! Ich glaube, euch geht das heute sehr ähnlich. Aber ich versichere euch – dies ist genau die Wahrheit. Allerdings bin ich in einer etwas besseren Situation als der findige und pfiffige Abenteurerherz. Ich habe schon eine Ahnung, was eigentlich vor sich gegangen ist und wie diese paradoxe Wahrnehmungsstörung vonstatten geht.

Angefangen hat das alles, nehme ich an, als die Troohns, die „Herren des Impe­riums“, erstmals Shonta in ihren MINEUREN vorfanden und feststellen mussten, dass es äußerst schwierig war, diese zähen Zwergenwesen auszurotten. Also machten sie aus dem Problem eine Art von Tugend.

Wie haben sie das geschafft? Recht simpel: sie trafen mit einer Reihe von Shon­ta-Clans eine Übereinkunft, dergestalt gehalten, dass sie die nunmehr „lizen­zierten“ Shonta, gewissermaßen als Hilfsarbeiter duldeten. Sie boten ihnen eine Heimstatt (unter Überwachung) an und konstante Nahrungszufuhr. Damit konn­ten die vorher nomadisierenden Shonta sich ansiedeln und hätten unter nor­malen Umständen natürlich jetzt mehr Nachwuchs in die Welt gesetzt.

Die Troohns vereitelten das, indem sie die Nahrung, die sie den lizenzierten Shonta zukommen ließen, manipulierten. Über die Art der Manipulation be­steht derzeit noch Unklarheit, aber offensichtlich reguliert diese Manipulation die Fruchtbarkeit der lizenzierten Shonta zum Negativen. Außerdem werden sie zu Hilfsarbeiten herangezogen… und wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, kommt es durchaus zu Vertreibungs- oder sogar zu Vernichtungsaktionen ge­genüber den lizenzierten Shonta.

Beneidenswert ist die Lage also nicht.

Die Folge war, dass manche lizenzierten Shonta desertierten und sich aus der Bevormundung der Troohns lösten. Dies waren die ersten Abspalter. Da sie nun nicht mehr auf die Nahrung der „Herren“ zurückgreifen konnten, mussten sie alternative Nahrungsquellen suchen.

In dem Moment beginnt das eigentliche Mysterium. Denn vorher war von Wahrnehmungsstörungen keine Rede. Es ist zu vermuten, dass das, was nun ge­schah, eine eher unbeabsichtigte Nebenwirkung war: dadurch, dass die Abspal­ter andere Nahrung zu sich nahmen als die lizenzierten Shonta, trat eine se­mantische und wahrnehmungsbedingte Differenz der Shonta-Stämme ein.

Wie Abenteurerherz feststellen konnte, gilt das aber nicht flächendeckend – die Kinder der Lizenzierten waren imstande, ihn als Shonta zu erkennen und mo­nierten lediglich seinen Körpergeruch. Daraus lässt sich etwas schließen: die modifizierte Nahrung der lizenzierten Shonta scheint das Hauptproblem zu sein. Und sie wirkt altersspezifisch. Das legt nahe, dass es einen Zusammenhang mit dem hormonellen System der Shonta gibt.

Denken wir genauer darüber nach: Kinder der Shonta vermögen Abspalter rela­tiv mühelos zu erkennen und auch mit ihnen zu kommunizieren. Sobald sie aber in die Pubertät gelangen, kann man plausibel schlussfolgern, wirken irgendwel­che Stoffe in der Nahrung der Shonta auf die Wahrnehmungszentren der Lizen­zierten ein und blockieren die optische Wahrnehmung ebenso wie die akusti­sche.

Der Prozess scheint nicht vollständig irreversibel zu sein, wie der Fall von Klip­penspringer und seinen Freunden anzeigt. Der Genuss von Abspalter-Nahrung führt offensichtlich dazu, dass die Lizenzierten imstande sind, sich selbst zu Ab­spaltern zu wandeln.

Ohne jetzt sehr weit vorausgreifen zu wollen… ihr werdet es erleben, dass die­ser Komplex der nahrungsbedingten Kommunikationsprobleme noch ziemliche Komplikationen hervorrufen wird. Und dann geht es buchstäblich um Leben und Tod… ich habe die entsprechenden Geschichten schon geschrieben, aber es wird noch geraume Zeit dauern, bis ihr sie hier im E-Book lesen könnt.

Eins darf ich aber schon an dieser Stelle versichern: die scheinbar harmlosen und schlichten schwarzen Zwerge sind verdammt wichtige Protagonisten in die­sem KONFLIKT, und in ihnen steckt deutlich mehr, als man auf den ersten Blick sehen kann.

Ihr solltet die kleinen Wesen im Blick behalten und auch ihre „Göttin“, die un­glückselige Vaniyaa. Ihre Abenteuer haben gerade erst begonnen…

Soviel für heute. Macht es gut, bis nächste Woche an dieser Stelle.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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