Liebe Freunde des OSM1,

man sagt ja gerne, bei der Religion höre die Freundschaft auf, und schon ganze Staatswesen sind an Konflikten zwischen Staatslenkung einerseits und religiöser Führung andererseits zerbrochen. Auch wenn man in die Gegenwart schaut und sich die Nachrichten ansieht oder Zeitung liest, stößt man allenthalben auf zum Teil blutige Interferenzen zwischen den Themenfeldern Politik und Religion. Wir brauchen da nicht in den Nahen Osten zu schauen, obwohl ein solcher Blick selbstverständlich nützlich ist.

Auch in der Phantastik hat es immer schon Tendenzen gegeben, dieses Span­nungsfeld auszuloten. Manchmal wurden eigens hierfür Religionen kreiert, na­türlich in der Regel angelehnt an das, was wir hienieden auf Erden kennen. Be­greiflicherweise: man nimmt sich das zum Vorbild, was vorhanden und vertraut ist. Es sei hier beispielhaft nur auf Frank Herbert und seinen „Wüstenplaneten“ verwiesen.

Ich sagte schon verschiedentlich, dass der Oki Stanwer Mythos (OSM) eine Form von ganzheitlicher Weltsicht und ein Weltentwurfsmodell sein soll, und da das so ist, das ist leicht ersichtlich, dann kann das Thema Religion hier nicht ausgeblendet werden. So ist es denn auch nicht.

Im OSM bin ich schon relativ zeitig auf einen Konnex zwischen meinen phan­tastischen Welten und spirituell-religiösen Kontexten gestoßen. Wenn sich meine Pläne so realisieren lassen, wie ich mir das für 2016/17 vorstelle, werdet ihr im kommenden Frühjahr in dem Roman „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ schon einige Pfa­de in dieser Richtung zu sehen bekommen. Die Geschichtenvor­lage dazu stammt aus den Jahren 1987/1988.

Zuvor allerdings, das habt ihr in den vergangenen paar Monaten erlebt, geht es sehr viel heftiger zur Sache im KONFLIKT 2 und der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI). In den vorliegenden Bänden 24 „Gelüftete Schleier“, 25 „Audienz bei Quin“ und 26 „Baumeister-Pläne“ steigt ihr ge­wissermaßen in vollem Ausmaß in das KONFLIKT-Geschehen ein, und die überrumpelten Yantihni im Yinihr-System und ihrem gesamten kleinen Sternen­reich finden sich jählings in einer grundlegend veränderten Welt wieder, deren Natur sie kaum glauben können.

Ihr Sonnengott Quin – ein Baumeister?

Ein Alien, das vor mehr als zweihunderttausend Jahren im Yinihr-System auf­tauchte und die Grundlagen für die Entwicklung der yantihnischen Kultur und, noch viel heftiger, ihrer Religion legte?

Eine ungeheuerliche Vorstellung.

Mehr noch: Eine Beleidigung!

Man stelle sich so etwas bitte einmal vor auf unserer Welt – Aliens tauchen auf, ausgestattet mit einer phantastischen Supertechnik, und sie behaupten (wahlwei­se), die Götter Jahwe, Allah, Jehova und wen wir da nicht noch alles nennen könnten, die seien nicht nur keine Götter, sondern vielmehr ein und die­selbe Person, und zwar ein Alien wie sie selbst, und alles, woran sich fromme Gläubige seit Jahrtausenden orientiert hätten, beruhe im Grunde genommen auf einer spirituellen Fernsteuerung aus dem All!

Schlimmer noch: Dieses Wesen sei sogar noch da und werde nun gewisserma­ßen „auf Normalmaß“ zurechtgestutzt.

Das ist, vorsichtig ausgedrückt, der Super-GAU jeder Religion.

Natürlich kann man da – und das geht den Yantihni von der GHANTUURON ja völlig ebenso – mit Unglauben, Sarkasmus und Spott reagieren. Kann man tun. Natürlich. Das ist ein schlechter Witz und dergleichen mehr, das könnte man sa­gen.

Zu dumm, dass der Baumeister Nogon ein unfehlbares Gegenmittel gegen derlei Unglauben hat: er nimmt eine Delegation von Yantihni direkt mit und benutzt sie als „Türöffner“, um in einen Bereich der Wirklichkeit vor­zustoßen, den die Yantihni bislang für ein rein metaphysisches Konstrukt gehal­ten haben – in den legendären „Sonnengarten“ des Sonnengottes Quin.

Von all dem begreifen die verstörten Raumfahrer nur recht wenig. Nur eins ist offenkundig: diese Reise in den „Sonnengarten“ hat Konsequenzen, die man nur als weltbewegend begreifen kann. Nach dieser Reise ist wirklich nichts mehr so, wie es vorher war.

Was ich schon seit langem weiß, ihr aber natürlich erst im Laufe der Zeit, wenn ihr den Oki Stanwer Mythos weiter verfolgt, erkennen werdet, das ist folgendes: Wer Kontakt mit dem Volk der Baumeister erhält, der tut sehr gut daran, Dinge für möglich zu halten, die jedermanns Verstand sprengen. Man muss sich im Kontakt mit diesen Wesen von allen scheinbar ehernen Vorgaben freimachen, denn dieses Volk ist in einer Weise fundamental mit der Genese des Kosmos und der Entstehung von Völkern befasst, dass man gut daran tut, schlechthin alles für denkbar und möglich zu halten – so wenig es den Betroffenen auch schmecken mag.

Die Audienz bei Quin ist ein sehr gutes Beispiel dafür, aber im Rahmen des OSM durchaus nicht das einzige. Ich deutete oben an, dass es in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC), den ich mit dem Roman „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ zu veröffentlichen beginnen möchte, noch mehr solche Konzeptionen gibt.

Ich erinnere übrigens auch an die zahlreichen ausgestorbenen Kulturen in der Galaxis Twennar (vgl. Bd. 14 „Vanshcors Flucht“). Kollektiver Suizid in Ver­bindung mit einer Art von Sonnengottkult… wer hier nicht auf seltsame Verbin­dungen zum Sonnengott Quin und den Yantihni kommt, der denkt offensichtlich nicht ernsthaft mit. Nicht, dass ich euch das verdenken könnte. Worum es hier geht, ist definitiv monströs.

Der Alli-Forscher Lhogaarin macht sich ja auch so seine Gedanken… Gedanken, die auf sehr grässliche Weise in Richtung eines möglicherweise wahnsinnigen Baumeisters gehen, der planmäßig und über einen Zeitraum von vielen Jahrtau­senden Kulturen erschafft und sie dann ebenso planmäßig in die rituelle Selbst­vernichtung treibt.

Witzig ist etwas anderes.

Und wie ich schon sagte – jählings sind wir im Berührungsfeld OSM und Reli­gion. Oder Religion und Kosmologie, wie ihr das auch immer nennen mögt. Da wir uns, bezogen auf das rätselhafte Volk der Baumeister, natürlich erst ganz am Anfang der Entwicklung befinden, wäre es überstürzt, hier sehr viel mehr zu sa­gen. Doch allein schon bezogen auf die Entwicklung, die nun dem yantihnischen Reich bevorsteht, könnt ihr euch denken, dass die armen Hauptprotagonisten der Serie, die Yantihni eben, in naher Zukunft ziemliche Kröten zu schlucken be­kommen werden. Ich deute nur mal an, dass ihr davon in Band 31 der Serie deutlich mehr mitbekommen werdet.

Ansonsten tut man gut daran, sich im Kontext Baumeister – Religion immer klar darüber zu sein, dass hier stets in ungeheuerlichen Zeitdimensionen gedacht werden muss. Wann immer also von Göttern oder mythologischen Überlieferun­gen im OSM die Rede sein wird, ist es sinnvoll, den Schatten der Baumeister zu vermuten oder Schlimmeres.

Wie jetzt, Schlimmeres? Gibt es noch etwas Verheerenderes als die Enttarnung eines Gottes als Baumeister? Ist das nicht schon die Krönung schlechthin?

Nun… vor etwa zehn Jahren hätte ich noch vollmundig gesagt: Doch, das ist das Ende der Fahnenstange. Inzwischen, und deshalb ist ja der Oki Stanwer Mythos nach wie vor ein „Work in Progress“ und in steter gedanklicher Wandlung be­griffen, manchmal auch in fundamentaler Wandlung, inzwischen kann ich das so nicht mehr ausdrücken.

Ja, es gibt da noch mehr, gewissermaßen eine kosmologische höhere Ebene. Aber dafür ist es hier und heute zu früh, darüber zu spekulieren. Da diese Ebene auf unsere aktuelle E-Book-Handlung noch keine Auswirkungen hat, lassen wir sie für heute außen vor, merken uns aber sinnvollerweise, dass es da noch eine Art totes Argumentationsende gibt. Es mag sein, dass wir darauf in voller Kon­sequenz erst in ein paar Jahren zurückkommen, aber verlasst euch darauf – ich erinnere euch dran.

Ebenfalls wichtig im Zusammenhang von Kosmologie und Religion ist der Kon­text mit spirituellen Konzepten… ihr werdet im nächsten Kosmologie-Beitrag, der schon sehr bald auf euch zukommt, sehen, dass es hier einen direkten An­knüpfungspunkt gibt, ebenfalls „OSM-Style“, wenn ich das mal so flapsig-iro­nisch ausdrücken darf.

Für den Moment möchte ich die Erörterung über den OSM und die kosmologi­schen Beziehungen zum Komplex der Religion schließen. Natürlich gibt es dar­über noch sehr viel mehr zu erzählen, doch möchte ich für den Moment mal die gewonnenen Einsichten „sacken“ lassen. Ich komme beizeiten darauf zurück, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Und wer jetzt wider Erwarten nur bedingt den obigen Erörterungen folgen konn­te, weil er vielleicht die TI-Serie nicht verfolgt hat oder meint, 25 Episoden und mehr seien doch etwas viel Lesestoff… nun, der kann sich aber durchaus jetzt, neugierig geworden, daran machen, dies alles aufzuholen. Und beunruhigt der nahen Zukunft entgegenfiebern.

Lasst euch mal überraschen, was die nächste Woche bringt, wenn ihr wieder hierher umschaltet. Daraus mache ich noch ein kleines Geheimnis.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Und ja, ich weiß, dass dieser Blogartikel etwa eine Woche zu früh kommt… das ist eben die Schwierigkeit bei Langzeitplanungen, wenn das E-Book-Programm nicht ganz so „flutscht“, wie ich es ursprünglich geplant habe. Wird aber schon funktionieren. Ich habe einen problematischen Absatz, der zu sehr spoilerte, geflissentlich rausgestrichen.

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