Liebe Freunde des OSM,

ich könnte diesen Blogeintrag auch mühelos „Abenteuer im Jahre 1990“ nennen, denn nachdem wir uns im Juni dieses Jahres durch die verwirrende kosmologische Vervielfältigung des OSM in den Jahren 1988 und 1989 manövriert haben, habe ich ja versprochen, dass ich nun das Jahr 1990 ansteuern würde, das ein wirklich chaotisches Jahr geworden ist, wenigstens von der kreativen Warte aus. Fangen wir mal kurz mit der Statistik dieses Jahres an: Ich habe 1990 nicht weniger als 153 (!) Werke abgeschlossen, darunter waren folgende Highlights – ich pflege sie stets mit rotem Kugelschreiber und präzisem Tagesdatum festzuhalten:

18. Februar: Der Totenkopf-Prophet (OSM-Story, KONFLIKT 20, unpubliziert)

28. Juli: Die schwebenden Berge (OSM-Roman, KONFLIKT 17, unpubliziert)

27. August: General Claytons Vermächtnis (Mike Cole-Roman, 1. Teil, Non-OSM, unpubliziert)

1. September: Die vergessene Legion (Mike Cole-Roman, 2. Teil/E, unpubliziert)

4. September: Wie eine Nippon-Seidenschlange… (SF-Story)

4. September: Strukturen (SF-Story, unpubliziert)

9. September: V (SF-Story, unpubliziert)

9. September: Die Sense der Zeit (Fantasy-Story)

17. September: Das Minos-Spiel (SF-Story)

7. Oktober: Gesichterfluch (Phantastik-Story)

24. Oktober: Grünauge (Fantasy-Story)

21. Dezember: Irrfahrt (SF-Story)

26. Dezember: Der Zartan-Konflikt (OSM-Roman, KONFLIKT 15, unpubliziert)

29. Dezember: Operation Vergessenes Grab (Band 1 der Weird Fiction-Serie THE SHADOW)

30. Dezember: Der Lichterfürst (OSM-Roman, KONFLIKT 15, unpubliziert)

Ihr seht, das ist schon ein ordentliches Programm, das etwa tausend Manuskriptseiten umfasst, manches Werk ist bis heute nie publiziert worden. Aber das Gros der Tätigkeit entfiel im Jahr 1990 tatsächlich auf zwei OSM-Serien, die sich auf absolut phantastische Weise entwickelten: KONFLIKT 12 (Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos) und KONFLIKT 23 (Oki Stanwer – Der Dämonenjäger). Letztere Entwicklung ließ sich nicht wirklich vorhersehen, die Serie stand Anfang 1990 gerade auf Band 12. Am Ende des Jahres – haltet euch fest! – hatte sie Band 65 erreicht. Und dieser Band trug den Titel „Atahualpas Spion“.

„Atahualpa? Was ist das für ein komischer Name…?“, mag sich mancher, der historisch nicht so sattelfest ist, vielleicht fragen. Ihm empfehle ich mal, ein historisches Lexikon oder WIKIPEDIA zu konsultieren. Ihr werdet herausfinden, dass Atahualpa keine Erfindung von mir ist, sondern eine Person der Zeitgeschichte. Es handelt sich um den Herrscher des Inka-Reiches im frühen 16. Jahrhundert, als Franzisco Pizarro durch Südamerika zog und ein Weltreich für die spanische Krone unterwarf… nun, jedenfalls tat er das in UNSERER Welt.

Der KONFLIKT 23 indes weicht von dieser Historie gründlich ab, und ich versichere euch, die abenteuerlichen Kapriolen dieser Serie, auf die ich in späteren Blog-Einträgen noch häufiger zu sprechen kommen werde, haben es wirklich in sich. Die hier beginnenden Erschütterungen stülpten quasi das gesamte OSM-Bild um, das ich bis dahin hatte. Ich deute nur einmal an, was da kontrafaktisch geschah:

1531 erstürmen die Konquistadoren das Inka-Reich. Dummerweise sind ein paar sehr interessante Zeitgenossen schon vor ihnen dort eingetroffen. Zum einen Oki Stanwer selbst, ein Kämpfer des Lichts auf der Flucht vor seinen eigenen Auftraggebern, seine Tochter Sarai, die in diesem KONFLIKT 23 geboren wurde, und zwar im Innern der Matrix. Ferner einige Helfer des Lichts, die dummerweise so genannte „Helferschatten“ sind und aus höchst unterschiedlichen Welten stammen, die alle die Erde sind und alle denselben Realitätswert besitzen… ja, und dann kommt da auch noch eine Invasion von Dämonen von TOTAM hinzu.

Sarai und Oki gründen die „Basis der Neutralen“, wehren Anschläge von der Lichtseite ebenso ab wie von der Seite der negativen Gegner, sie schlagen die Konquistadoren zurück und heben Atahualpas Bruder Huascar auf den inkaischen Thron. Und dies ist alles erst der Beginn…

In einer parallelen Erd-Realität desselben KONFLIKTS bereist unterdessen Oki Stanwers bester Freund und Helfer des Lichts, Klivies Kleines, ein finsteres Europa der frühen 50er Jahre – immer noch beherrscht vom Dritten Reich und diesmal mit einer besonders sinistren Truppe unterstützt: von einer Legion von leibhaftigen Totenköpfen, also TOTAMS Elitekampftruppen, die der Kontrolle entlaufen sind und sich hier als „Totenkopf-SS“ maskiert haben.

Ach ja, und dann ist da auch noch der geheimnisvolle Kontinent Mu im Pazifik, beherrscht von den unheimlichen „Drachenherrschern von Mu“… das alles ist ein wildes, phantastisches Garn von unglaublicher Intensität, das mich im Jahre 1990 vollständig aufsog. Zu behaupten, ich sei hier gewissermaßen sehr rege aktiv gewesen, wäre ein krasses, quasi britisches Understatement. Hier tobte die kreative Küche permanent.

Aber, und ich deutete das oben ja an, das war nur die halbe Miete. Die zweite Serie, die einen vergleichbaren Höhenflug mitmachte, war der KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“. Er war schon recht weit gediehen, nämlich bis Band 44 Ende 1989, und man sollte vielleicht dazu wissen, dass ich zu diesem Zeitpunkt üblicherweise KONFLIKTE etwa zwischen Band 70 und 100 zu beenden pflegte. Schon der Abschluss des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ im Frühjahr 1989 hätte mir aber zeigen können, dass diese „Normlänge“ von KONFLIKTEN sich nicht weiter einhalten ließ. KGTDUS hatte 114 Episoden erreicht.

Dennoch, ich ging davon aus, dass BdC bis Band 100 wahrscheinlich vollendet sein würde… aber die wendungsreiche Story überrumpelte mich wieder und wieder. Als ich im Dezember schließlich bei Bd. 79 angekommen war („Das Konzil der Baumeister“), war mir klar geworden, dass Band 100 zweifelsohne gesprengt werden würde. Das ging gar nicht anders.

Ich hatte schon gegen Anfang des Jahres die Fährte zur LIGA, dem Vielvölker-Imperium des intriganten Soffrol entdeckt, der mit der kosmischen Geschichte seine ganz eigenen monströsen Pläne hatte. Pläne, die sich sowohl gegen die Galaxis Arc und die Baumeister als auch gegen das Volk der Allis und damit gegen Oki Stanwer und drittens auch noch gegen TOTAM und seine Hierarchie richtete.

Das Größenwahnsinn zu nennen, war noch zahm.

Oki Stanwer hatte zu diesem Zeitpunkt selbst ernste Sorgen. Er hatte Ende September 1990 (Realzeit) endlich Einlass in die Galaxis Arc erhalten, die sich als eine furchtbare Trümmerwüste und ein Leichenhaus herausstellte, wo die Dämonen von TOTAM jahrhundertelang gewütet hatten. Und als er dann die Baumeister endlich selbst finden konnte, verweigerten sie die Zusammenarbeit…

Ein höllisches Kuddelmuddel, vor allen Dingen, weil draußen im Weltraum die chaotischen Verwirrungen immer weiter gingen. Es ging um die Kämpfe der Berinnyer in der Galaxis Bytharg, die Allis aus der Galaxis Koopen führten ebenfalls nach wie vor Krieg und unternahmen Spähmissionen im Halo von Bytharg, das Problem der „Silbermänner“, der Yesvaa, war noch nicht gelöst. Auch die Frage, ob es wohl eine zentrale Steuerwelt für das Torsystem der Baumeister geben würde, war noch immer offen… und über all diesen Dingen hing wie ein finsteres Damoklesschwert die Drohung eines Angriffs durch die Streitkräfte der LIGA.

Nein, man kann das wirklich nicht witzig nennen. Ich war folglich das gesamte Jahr über in permanenter Anspannung, und im Herbst entlud sich das dann alles auf phantastische Weise. Alles begann im September zu kulminieren, als ich meinen letzten Urlaub im Zivildienst hatte und wie ein Besessener daheim in Gifhorn zu schreiben begann. Da war mir noch nicht klar, dass der Oktober mein Leben wieder völlig umkrempeln würde: durch gesetzliche Novellierung wurde die Dauer des Zivildienstes verkürzt, und mich erwischte das fast von einem Tag auf den nächsten im Oktober 1990.

Zu diesem Zeitpunkt war mir jedoch schon klar geworden, dass ich das, was ich 1985 beim Abschluss meiner Realschulzeit nicht mehr hatte machen wollen, nun definitiv doch noch tun würde: ich wollte wieder die Schulbank drücken, und zwar mit dem dezidierten Ziel, anschließend das Studium der Geschichte in Braunschweig zu beginnen. Und so stürzte ich im Oktober dann ziemlich unvermittelt und mit ein paar Wochen Verspätung in die einjährige Fachoberschule Wirtschaft in Gifhorn, um das Abitur nachzumachen, das ich 1985ff. nicht gemacht hatte und das für das Geschichtsstudium nun mal Voraussetzung war (dass ich dabei einen Fehler gemacht hatte, sollte ich erst  einige Monate später merken…).

Doch ehe ich davon berichte und von den biografischen Turbulenzen, die das alles dann im Gefolge hatte, werde ich im kommenden Teil dieser Blog-Reihe etwas dazu sagen, was NOCH im Jahre 1990 geschah. Das war ja definitiv noch lange nicht alles. Ich habe ja angedeutet – das ist damals ziemlich wildes Garn gewesen.

Aber dazu mache ich tatsächlich heute keine Andeutungen mehr. Für den Moment seid ihr, denke ich, schon hinreichend mit neuen Informationssplittern zu meiner Biografie und meinen Werken gefüttert, in ein paar Wochen kehren wir an diesen Punkt zurück und nehmen den Faden wieder auf.

Freut euch drauf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

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