Liebe Freunde des OSM,

es gibt meiner Ansicht nach ein ganzes Bündel höchst unterschiedlicher Schrift­steller. Zwei dieser Kategorien kennt ihr schon – die Gliederung in die struktu­rierten Planer einerseits und die intuitiven Autoren andererseits. Die Personen der ersten Gruppe neigen dazu, ihren Roman wie an einem Reißbrett Kapitel für Kapitel, Person für Person zu entwerfen, zurechtzufeilen und das gesamte Set­ting aufzuschlüsseln, mitunter, ehe sie die erste Zeile geschrieben haben. Die Autoren der zweiten Gruppe, zu denen ich mich rechne, lassen sich auf das un­berechenbare Abenteuer ein, das das Schreiben darbietet: sie folgen dem un­kalkulierbaren Sirenenruf und erleben phantastische Odysseen jenseits der Vor­stellung.

Es ist offensichtlich, wem meine größere Sympathie gilt… wenngleich damit nicht gesagt sein soll, dass die erstgenannten Verfasser uninteressante Romane schreiben, ganz im Gegenteil. Zumeist sind sie sogar höchst lesenswert. Sie ber­gen halt nur für Vielleser die Gefahr, in gewisse schematische Fallen zu gehen. Das ist jetzt so meine private Meinung und Erfahrung mehrerer intensiver Lese­jahrzehnte.

Es gibt aber noch eine weitere Schwierigkeit, und der widmen wir uns heute nach dieser vielleicht etwas seltsam klingenden Einleitung: Ich habe in all die­sen Lesejahren nämlich das bedauerliche Gefühl gehabt, dass diese planenden Autoren häufig eine Art von Grundaufschlag begehen – sie neigen dazu, in Ein­zelromansettings oder aber wenigen, oft dreibändigen Zyklen, zu denken und zu argumentieren. Nach diesem Handlungsbogen ist oftmals die kreative Ener­gie erschöpft, und der Handlungsrahmen oder das Handlungsuniversum wird verlassen und nicht wieder angesteuert.

Dies hat dann zur Folge, dass im nächsten Roman alles wieder von vorn be­ginnt: man braucht neue Protagonisten, man braucht einen neuen Handlungs­hintergrund, in der SF beispielsweise neue Welten, neue Technologie, neue Völ­ker… und das ständig wieder und immer wieder zu ersinnen, das kommt mir schon seit sehr langer Zeit äußerst ermüdend und ermattend vor. Die oben an­gedeutete Gefahr, dann in eine Art von Standard-Mainstream-Fahrwasser abzu­gleiten und schematische Personen, schematische Settings usw. zu entwickeln, einfach aus Gründen der Energieersparnis, wird dann eine höchst reale Schwie­rigkeit.

Sehen wir uns beispielsweise nur mal kurz die sieben Harry Potter-Romane von Joanne K. Rowling an: der zentrale Konflikt, um den alles kreist, ist die Ausein­andersetzung zwischen Harry und Lord Voldemort. In dem Moment, wo die fi­nale Katharsis stattfindet und Voldemort – erwartungsgemäß – auf der Strecke bleibt (es ist ein Jugendbuch, das kann man schlecht mit dem Sieg des Bösen enden lassen, gell?), ist der Spannungsbogen ausgereizt. Folgerichtig sagte Frau Rowling auch, sie habe nicht vor, jemals an diesem Universum weiterzuschrei­ben.

Inzwischen wissen wir, dass sie sich überreden ließ, das anders zu gestalten, und nun schreibt sie eben über Newt Scamander und den amerikanischen ma­gischen Schauplatz – aber das bestätigt nur meine obigen Worte: Hogwarts mag noch unendlich viele unerforschte Winkel und Ecken und Biografien be­sitzen, aber sie strahlten für Rowling erkennbar nicht soviel Reiz aus, dass sie sich dort heimisch gefühlt hätte. Der Schatten von Harry Potter war zu über­mächtig, also wechselte sie Zeit und Schauplatz, um einen völlig neuen Konflikt zu ersinnen. Wir werden sehen, ob er die Qualität des ersten Siebenteilers be­sitzt. Wenigstens fängt die Geschichte schon interessant an, das werden diejeni­gen unter euch, die „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ gese­hen haben, vielleicht ebenso sehen wie ich.

Was hat das alles mit dem Oki Stanwer Mythos (OSM) zu tun? Eine Menge.

Ihr wisst, dass ich am OSM inzwischen seit gut 40 Lebensjahren schreibe. Ein Verdruss ist, das könnt ihr jedes Jahr mehrmals an meinen „Work in Progress“-Reports ablesen, ist dabei aber nach wie vor nicht in Sicht, im Gegenteil, ich muss immer wieder dagegen ankämpfen, NOCH MEHR neue Ideen aufzuzeich­nen und auszuarbeiten.

Offensichtlich unterliegen weder der OSM noch ich selbst dem oben skizzierten Phänomen, dass sich ein Gewöhnungs- oder sogar Ermattungseffekt breit­macht. Da stellt sich doch die Frage, wieso das so sein kann.

Ich für meinen Teil schätze, dass das erstens etwas mit meiner intuitiven Schreibweise zu tun hat, und zweitens hat es sicherlich damit zu tun, wie ich Universen in meinem Geist entstehen lasse und sie den Weg aufs Papier bzw. in die digitalen Dateien finden. Und damit sind wir, nach zugegeben langer Vorre­de, beim Thema angelangt.

Der Oki Stanwer Mythos ist eine komplexe Struktur, die nach ursprünglicher Auffassung 33 Universen und einen zeitlichen Rahmen von rund 165 Milliarden Handlungsjahren umfassen soll (eher mehr, würde ich heute schätzen, deutlich mehr… aber das lässt sich aktuell noch nicht quantifizieren). Von diesen 33 Universen habe ich inzwischen zehn in der Rohversion fertig beschrieben, d. h. zehn KONFLIKTE sind ausgetragen worden und ich weiß, wie sie endeten. Verra­te ich an dieser Stelle natürlich nicht, ich bin ja nicht närrisch… ihr wollt schließ­lich noch beizeiten mit spannendem Lesestoff versorgt werden, nicht wahr? Warum sollte ich euch den Spaß verderben?

Weitere acht KONFLIKTE sind derzeit in Arbeit, einige davon schon recht fortge­schritten (dazu zählen KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ und 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, bei den anderen wage ich noch keine Progno­se). Das bedeutet aber, wenn man mitzählen mag, dass etwa die Hälfte des ge­samten OSM bislang vollkommen unerforschtes Neuland darstellt. Allein das ist schon eine enorme Herausforderung, aber sie intensiviert sich durch meine Art des Schreibens.

Ein traditioneller Autor arbeitet sich üblicherweise von Punkt A nach Punkt B voran, in der Regel chronologisch. Gelegentlich – wie etwa im Falle von Eric van Lustbader – in einer gebrochen-chronologischen Struktur, indem er eine Gegen­wartshandlung mit Vergangenheitskapiteln kontrastiert und so den Leserver­stand fordert. Üblicherweise wird hier eine Vergangenheitsdimension in „ge­planten“ Romanen nur insofern später als die Handlungsgegenwart integriert, als sie im Rahmen analytischer Erforschung offen gelegt und als Erklärungsan­satz für rätselhafte Strukturen der Erzählgegenwart herangezogen wird.

Im OSM läuft das anders, und zwar grundlegend anders. Das hat mit der achro­nischen Struktur des Oki Stanwer Mythos zu tun. Ich begann 1981 mit dem re­gulären OSM in der Serie „Oki Stanwer“, aber sie agierte nicht im luftleeren Raum, sondern hatte gedankliche Vorläufer, von denen meine Leser natürlich nichts wissen konnten.

In dieser Serie fußte das zersplitterte galaktische Imperium der terranischen Na­tionen auf einer uralten Vergangenheit: rund neuntausend Jahre vor der Hand­lungsgegenwart (was etwa dem Jahr 2000 vor Christus entsprochen hätte) exis­tierte der Legende zufolge das okische Imperium in der Milchstraße. Seine Supertechnik war immer noch verstreut vorhanden, es gab Robotaußenposten, „schlafende“ Roboter und Raumflotten, und dies alles erwachte wieder zum Le­ben, als Oki Stanwer hier auftauchte.

Das Problem, das sich mir bald stellte, sah aber so aus: Die Ruinen des okischen Imperiums gehörten streng genommen gar nicht in dieses Universum, sie stell­ten Baufehler der universellen Matrix dar, so genannte „Matrixfehler“, die na­türlich gleichwohl von ihrer Existenzberechtigung sehr überzeugt waren und sie mitunter militant verteidigten. Aber genau genommen waren sie Phantome.

Phantome einer Handlungszeit, die ich schließlich im 9. KONFLIKT verortete, von dem noch nicht eine Zeile geschrieben worden war. Die gesamten ruinen­haften Strukturen waren aber existent und höchst quicklebendig in meinem Geist. Sie hatten nur in diesem Universum keinen Raum.

Das brachte mich noch während der Schlussphase dieses KONFLIKTS dazu, den Versuch zu starten, das okische Imperium in einer alternativen Serie auszuar­beiten, die aber bereits in Ansätzen steckenblieb („Der Kaiser der Okis“, 1983-1990).

Es gab also, gewissermaßen, eine „Bringschuld“ für mich als Autor. Ich wusste, es gibt einen schlummernden Handlungshintergrund, zu dem sehr viel zu schreiben ist, eine Form von stiller Reserve der Kreativität, ein Schattenreich voller Abenteuer.

Der OSM dehnte sich nach Abschluss dieser ersten Serie „Oki Stanwer“ (1981-1984) auf mehrere weitere Universen aus, und ich wurde mit der Tatsache „al­ternativer“ Zeitlinien der Erde konfrontiert. Damit war nicht so etwas wie das klassische Paralleluniversenparadigma angesprochen, mit dem ich es mir sicher­lich leicht hätte machen können. Die Dinge lagen deutlich komplizierter.

Vor Urzeiten hatten die Sieben Lichtmächte, die rätselhaften, nebulösen Auf­traggeber Oki Stanwers und des legendären Volkes der Baumeister, damit be­gonnen, den uralten Antagonisten TOTAM zu bekämpfen, und dabei waren 33 Abschnitte einer universalen Energiematrix entstanden, die zu Blaupausen von Universen wurden. Formal – so nahm ich das sehr lange Zeit an – waren all diese Universen homogen. Das wäre ein Gebot des Pragmatismus und der Effizienz gewesen, zugleich natürlich auch einer gewissen Bequemlichkeit. Dummerweise gab es bei diesem Denkansatz recht schnell Probleme, und zwar zwei an der Zahl. Für das erste wusste ich rasch eine Lösung, an dem zweiten biss ich viele Jahre lang.

Problem Nummer eins war: Wenn das immer 1:1-Kopien desselben Grunduniversums in 33facher Vervielfältigung waren, warum wechselte dann immer wie­der der Handlungsschauplatz? In KONFLIKT 13 war es die Erde, in KONFLIKT 14 befand ich mich in der Galaxis Hun’arc, in Risalon, Wukarin, Srakkonar… in KON­FLIKT 20 bereiste ich die Galaxis Zooltahn, in 21 hielt ich mich in Bytharg und Leucienne alias La Sheem jol Karrah auf…

Nun, das Problem ließ sich leicht lösen: Das Universum war gigantisch, nicht wahr? Warum sollten die Lichtmächte nicht den Kampfschauplatz neu entwi­ckeln und die Gefechte an anderen Orten stattfinden lassen? So wurde womög­lich auch die strukturelle Integrität der kosmologischen Matrix gewahrt.

Problem Nummer zwei stellte mich vor ein Rätsel: Oftmals war die Erde der KONFLIKT-Schauplatz. Aber wiewohl die geografischen Details auf bestechende Weise identisch waren, bis hin zu den Namen der Städte und Länder, differierte der Zeithorizont und die Menschheitsgeschichte nicht eben wenig. Man schaue sich nur mal die Zeitlinien an:

KONFLIKT 13: Das Jahr 2123/24. Die Menschheit beherrscht nicht die Raum­fahrt.

KONFLIKT 15: Das Jahr 7476. Das menschliche Sternenreich ist über die ganze Galaxis zerstreut.

KONFLIKT 16: Das Jahr 3938. Die zerstreuten Menschenwelten kämpfen gegen die Dämonenwaffenallianz unter GOLEM und andere Feinde, mit dem Rücken zur Wand.

KONFLIKT 17: Das Jahr 2092. Das irdische Sternenreich umfasst gerade mal gut zwanzig Kolonialwelten in einer Raumkugel von rund 400 Lichtjahren Distanz.

KONFLIKT 18: Das Jahr 2034. Menschliche Raumfahrt? Unbekannt.

KONFLIKT 19: Das Jahr 2081. Extrasolare Transite nur über das Baumeisterportal auf der Venus möglich, sonst ist Raumfahrt generell unmöglich.

Und so weiter. Diese Handlungsebenen spielten einwandfrei NICHT auf dersel­ben Erde, sondern auf verschiedenen. Und es waren eindeutig keine Parallel­welten, sondern unterschiedliche Universen, Milliarden Jahre voneinander ge­trennt.

Nun, natürlich nahm ich anfangs an, es gäbe einen einfachen Erklärungsansatz dafür, wieder einen schematischen – „die Baumeister sind schuld“, dachte ich. Sie entwickeln einmal die Erde in allen Feinheiten, und dann übernehmen sie die in den nächsten KONFLIKT. Das wäre zwar ein monströser Denkansatz, aber wenigstens plausibel.

Leider war er falsch.

Die Erde stellte selbst für die Baumeister ein unheimliches Phänomen dar, und nicht nur die Erde, sondern sehr viele andere Orte, Völker und Personen dazu. Das Phänomen der Matrixfehler machte den OSM, je weitere ich in ihn schrei­bend vordrang, immer unberechenbarer. Und wie ihr euch vorstellen könnt, ist so etwas das reinste Ambrosia für eine brodelnde kreative Phantasie.

Ich will damit nicht sagen, dass ALLES möglich ist, aber doch sehr vieles. Die enorme Komplexität des OSM, die hieraus resultiert, erzeugt einen kreativen Flow, der sehr viel mehr einer Entdeckerreise früherer irdischer Jahrhunderte gleicht als dem schematischen Zusammenkombinieren bekannter „Kochrezept­zutaten“.

Dies ist also ein Element, das es mir leicht macht, neue Universen zu entdecken, ja, buchstäblich zu entdecken. Und es kommt noch ein weiteres hinzu, das mit dem angesprochen achronischen Charakter des OSM zu tun hat.

Ich fing mit der Serie „Oki Stanwer“ an, die später dann KONFLIKT 15 des OSM wurde. Das bedeutete für mich: es gibt 14 vorherige Universen. Während Oki im KONFLIKT 15 weitgehend seine Erinnerung verloren hat (was für mich von Vorteil war, da ich mich in den früheren Universen selbst nicht auskannte, aus­genommen der nachmalige KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, den ich in den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder Achim gegen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre bereist hatte), war mir immer klar, dass dieses schwarze Loch der Information so natürlich nicht bestehen bleiben konnte.

Und was sich da nicht für schreckliche Dinge tummelten!

Ich wusste bereits 1984 vom „Terrorimperium der Troohns“, ohne zu wissen, wo genau es verortet war. Mir war bald klar, dass Oki schon vor KONFLIKT 9 auf der Erde gewesen sein musste (heute weiß ich: es war in dem noch ungeschriebe­nen KONFLIKT 8). Vereinzelt spielten seltsame OSM-Geschichten – sämtlich bis heute unveröffentlicht – in früheren Universen, aber sie fühlten sich… falsch an. Und heute weiß ich, dass etwa Werke wie „Fragment der Ewigkeit“ definitiv in­haltlich gründlich schief sind.

Auch, als ich höhere KONFLIKTE ausarbeitete, tauchten ständig Verbindungspfa­de in die Vergangenheit auf. Da wurden Welten wie ELDORADO genannt oder THIRAAN-56, eine kybernetische Supermacht namens Z-NULL kam zum Vor­schein, und ich lokalisierte das alles in KONFLIKT 16. Machte mir Notizen und musste mich am Riemen reißen, nicht an allen Fronten gleichzeitig aktiv zu wer­den… was sowieso unmöglich gewesen wäre.

Die Schreibschulden wuchsen und wuchsen.

Wie ich verschiedentlich sagte: es ist nicht so, dass ich mir irgendwelche Ideen ausdenken müsste, sie kommen vielmehr in einer Zahl und Intensität auf mich zu, dass ich mich manchmal in völlig andere Aktivitäten flüchten muss, um bei Verstand zu bleiben. Vermutlich könnte ich Tag und Nacht schreiben, wäre ich nicht genötigt, mir das Geld zum Lebensunterhalt arbeitend zu verdienen.

Und was nun die Basisfrage angeht, wie ein Universum entsteht… nun, das ist eine Frage des organischen Wachstums. Das meine ich so: üblicherweise bin ich mit den aktuellen KONFLIKTEN und Serien des OSM so beschäftigt, dass kein Raum bleibt für Neuentwicklungen. In der Frühzeit des OSM-Schreibens sah das so aus, dass immer nur dann, wenn eine andere Serie abgeschlossen wurde, eine neue emporsprießen konnte… und durchaus nicht eine, die direkten kau­salen Anschluss hatte. Das sah dann etwa folgendermaßen aus:

Im Januar 1984 schloss ich die Serie „Oki Stanwer“ (KONFLIKT 15) ab. Da ich schon sehr genau wusste, wie sie enden würde, war es mir ein Leichtes, schon kurz zuvor Band 1 der Nachfolgeserie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (KONFLIKT 16) zu verfassen, wo Oki Stanwer in dem Wrack eines Oki-Kampfschiffs im Weltraum driftend vorgefunden wird… im Wrack der KÄMP­FER, seines Flaggschiffs im Kampf im Nebelsektor am Ende von KONFLIKT 15. Al­lerdings ist die Zeitlinie dieses Universums eine völlig andere. So etwas wie die „Sternenreichsunion“ in KONFLIKT 16 gab es im vorherigen Universum nicht. Dafür existieren hier die sinistren Voorks nicht, die in KONFLIKT 15 das terrani­sche Sternenreich zerstörten.

Als ich den KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ 1986 beendete, spross nur we­nige Monate später der KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ aus meinem Verstand und gab solchen uralten Reizworten wie „Bytharg“ und „Arc“ blühendes, frisches Leben. Hier begegnete ich außerdem phantastischen, erotischen Wunderwesen, den Sternenfeen, die fortan im OSM für amouröse Abenteuer sorgten, nicht zuletzt in dem schon in der Entstehung befindlichen KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“.

Sobald sich die stürmische Entwicklung des KONFLIKTS 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ dem Ende zuneigte, das war 1994, da war es völlig unvermeid­lich, herauszufinden, was am Beginn des KONFLIKTS 24 passieren würde. So entstand noch im gleichen Jahr die Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, mit Abstand eine der abenteuerlichsten und unübersichtlichsten Serien des OSM überhaupt. Ich habe auch nach zwanzig Schreibjahren nicht die mindeste Ahnung, wohin sich das alles nach dem Untergang des Baumeister-EXILS HANKSTEYN entwickeln wird oder wie lang der Handlungsbogen noch sein mag.

Seit 1998 habe ich keine OSM-Serie mehr abgeschlossen. Ich betonte schon verschiedentlich, dass es längst wieder an der Zeit ist. Das ist aus zwei Gründen besonders dringlich in den nächsten Jahren:

Erstens sind seit dieser Zeit bereits drei (!) neue Serien entstanden, die den bis­herigen Aktionsrahmen – also das Abschließen einer Serie, ehe eine neue emporwachsen kann – klar durchbrachen (KONFLIKT 2: „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, 2003; KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, 2004; und KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, 2006). Dass ich im letzten der genannten KONFLIKTE gegenwärtig kaum vom Fleck komme, kann nicht überraschen – es gibt zu viele Baustellen. Ich muss dringend wieder ein Univer­sum abrunden und einen KONFLIKT beenden. Aktuell tendiere ich zu KONFLIKT 4, gebe ich ehrlich zu.

Zweitens drängen zwei neue Universen empor, die ich langfristig kaum werde aufhalten können: KONFLIKT 3 mit einer extrem kurzen Handlungslinie, die noch ganz nebulös ist, aber ständig schon Erinnerungs-Interferenzen erzeugt, mehrheitlich in KONFLIKT 4 und 9; sowie auch KONFLIKT 8, aus dem ich eine sehr intensive Erinnerungsblende in KONFLIKT 9 einbauen musste, weil ich defi­nitiv nicht ausweichen konnte.

Wie ich bereits andeutete… Universen im OSM werden nicht auf dem Reißbrett entworfen. Sie bestehen in meinem Unterbewusstsein schon und wachsen langsam und gemächlich wie die Keime von Pflanzen, die ans helle Licht drän­gen, und manchmal stehen sie sich dabei dann auch munter im Weg und kom­men als eigentümlich verwachsene Gebilde zutage… der Proto-OSM-KONFLIKT 9 „Der Kaiser der Okis“ war so ein Ding, ebenfalls mein 1984 begonnener erster Ansatz für das Troohn-Imperium oder der erste Versuch, KONFLIKT 23 zu schrei­ben.

Ich denke, dieser Art des Entstehens ist auch der zentrale Grund, warum der OSM einfach nicht langweilig werden kann und mich auch nach so vielen Jahr­zehnten immer wieder maßlos fesselt. Es ist eine Forschungsreise in ein niemals endendes Wunderland der Rätsel und Geheimnisse, und für jedes davon, das man löst, scheinen zwei oder drei neue aufzutauchen oder bekannte Sachver­halte mit neuem Licht aus bizarren Winkeln beleuchtet werden, so dass man misstrauisch wird, ob man das alles wohl schon recht begriffen und korrekt durchdacht hat…

Naturgemäß erzeugt das neue Geschichtenkeime.

Das ist definitiv eine inspirierende, niemals endende Aufgabe, und Langeweile kommt hier nun wirklich nicht auf. Ehe ich also gezwungen werde, mir irgend­welche schematischen schriftstellerischen „Kochrezepte“ aus den Fingern zu saugen, wird noch eine Menge Zeit vergehen, davon könnt ihr ausgehen. Es mag sein, dass ich stilistisch vielleicht nicht sehr begnadet bin, aber spannende Ideen, faszinierende, wilde Settings und immer neue Mysterien, die werdet ihr im OSM stets entdecken können.

Doch, die Universen des OSM halten da noch jede Menge Überraschungen parat. Und wie ich sagte… sie müssen nicht entwickelt werden, sie entstehen gewissermaßen aus sich selbst und drängen ans Licht, mit bisweilen unkalkulierbaren Auswirkungen auf meine Lebenszeit und Lebensplanung.

Das klingt jetzt vielleicht bedrohlich, aber so ist es nicht gemeint – ich genieße dieses unberechenbare Abenteuer, und ich betrachte die OSM-Universen in gewisser Weise als meine „Kinder“, denen ich eine Menge durchgehen lasse. Ich wäre vermutlich, möchte ich amüsiert anfügen, ein äußerst großzügiger Va­ter, der seinen Sprösslingen kaum Zügel anzulegen imstande wäre. Es ist also wohl gut so, dass ich nicht den Wunsch habe, eine biologische Familie zu grün­den.

Für heute möchte ich die Kosmologie-Lektion abschließen. In der kommenden Woche zitiere ich mal wieder eines der wenigen OSM-Gedichte und stelle es so der breiten Öffentlichkeit vor.

Welches? Worum es geht? Nun, da lasst euch mal überraschen.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>