Wochen-Blog 262: Legendäre Schauplätze 7: Garos

Posted März 11th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

man schrieb das Jahr 7474 nach Christi Geburt, als ich erstmals den Boden des Planeten Garos betrat… und wer sich jetzt schon beim ersten Satz wundert, warum ich vom Planeten Garos redete, wo ich doch vor geraumer Zeit noch davon sprach, dass Garos ein schottisches Dorf sei1, der sollte heute mal auf­merken und sorgsam weiterlesen. Garos ist nicht umsonst ein legendärer Schauplatz. In gewisser Weise gibt es ihn zweimal.

Im Jahre 1981 oder 1982 – so genau lässt sich das nicht mehr bestimmen, weil ich in der Anfangszeit nicht wirklich sonderlich systematisch Aufzeichnungen machte, die Notwendigkeit dazu erkannte ich erst ab 1984, und da war die erste Serie des Oki Stanwer Mythos, „Oki Stanwer“, bereits fast Vergangenheit. In die­ser Serie landete ich auch erstmals auf Garos, und um chronologisch nicht Cha­os zu erzeugen, fange ich damit an.

Garos ist eine kühle, erdähnliche Welt am Rande der Galaxis Milchstraße im nachmaligen KONFLIKT 15. Hier lebt eine kleine Gruppe von Menschen, mut­maßlich die Nachkommen von Schiffbrüchigen, die technisch auf ein mittelal­terliches Niveau zurückgefallen sind. Die am höchsten entwickelten Waffen sind Schwerter und ähnliche Totschlaginstrumente. Ich befand mich damit also quasi in einem Fantasy-Setting, das unzweifelhaft von meiner damaligen Lektüre der MYTHOR-Heftromanserie inspiriert wurde. Davon legt auch der so genannte „Schattenwall“ Zeugnis ab, der sich rings um die von Menschen besiedelten Regionen gelegt hat. Sie sind hier auf einem kleinen Teil der Planetenoberfläche gefangen, und sie kämpfen mit dem Rücken gegen die Wand gegen den „Schat­tenherrscher“, ein Wesen namens Gormus.

Ich bekam sehr schnell heraus, dass Gormus ein Dämon von TOTAM war, aber anfangs ging es darum noch gar nicht. Es strandete nämlich ein Raumschiff mit­ten im dämonischen Umschließungsring. An Bord: ein männlicher Android aus der Kleingalaxis Zoran, die, hinter Dunkelwolken verborgen, in unmittelbarer Nähe der Milchstraße existierte.

Nach Zoran war während des mehr als tausendjährigen, chancenlosen Voork-Krieges ein Teil der Menschheit ausgewandert und hatte sich hier technologisch weiterentwickelt. Das Ziel der nun Zoraner genannten Menschheit bestand dar­in, dereinst mit Androiden-Armeen in die Heimatgalaxis zurückzukehren und die Voorks mit Stumpf und Stiel auszurotten.

Nun, einer der Androiden tanzte indes aus der Reihe, weil eine Seele aus der Ewigkeit in ihn eingedrungen war und eine neue, wenn auch unter Amnesie lei­dende Persönlichkeit induzierte: Oki Stanwer, der legendäre Okikaiser des my­thischen okischen Großreiches, das angeblich vor mehr als neuntausend Jahren untergegangen war. Als Matrixfehler existierten von diesem Reich noch zahlrei­che hochtechnische Relikte, beispielsweise jenes Raumschiff, das Oki Stanwer als Okikaiser identifizierte und nach Garos in Sicherheit zu bringen trachtete.

Vom Regen in die Traufe? Ja, in der Tat. Eigentlich existierte auf dieser Welt ein Oki-Stützpunkt, jedenfalls nach den Aufzeichnungen des Schiffscomputers. Dummerweise, wie das bei Matrixfehlern nun mal so ist, stimmten die Daten mit der Realität nur sehr bedingt überein. Und so strandete Oki also auf Garos, wurde erst von den menschlichen Kolonisten gerettet und geheilt, wobei er Freundschaft mit einem herkulischen Hünen namens Thor Gordenbeyl schloss. Und dann erklärte er sich bereit, gegen den Schattenherrscher anzutreten.

Unter den obwaltenden Gegebenheiten ein völliger Wahnwitz. Weder verstand ich recht, was los war (so begriff ich etwa eine ganze Weile lang nicht, dass Thor ein Helfer des Lichts war und Oki ihn eigentlich mit dem Direktkontakt hätte ak­tivieren sollen, wie das üblicherweise später der Fall war), noch hatte Oki Stan­wer ahnungslos eine Chance gegen einen Dämon von TOTAM.

Die Sache ging denn auch ziemlich schief.

Da es verwirren würde, hier vom direkten Fortgang zu berichten, der unter an­derem den Dämonenplaneten TOTAM, ein Paralleluniversum und die okische, verfallene Medowelt OKISTAN einschloss, und es zudem von Garos fortführte, setze ich mit der Berichterstattung später ein.

Deutlich später, nämlich 1983, kehrte Oki mit Thor und Kampfgenossen dann nach Garos zurück, um hier mit dem Schattenherrscher Gormus abzurechnen. Diese Abrechnung führte dann auf apokalyptische Weise zum Untergang des Planeten.

Oje, dachte ich, das ist aber nicht gut gelaufen. Um es vorsichtig zu sagen.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich ein anderes Problem, das auch mit Garos zu­sammenhing. Denn im KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ hatte ich zwischen­zeitlich eine reine „Horror“-OSM-Ebene etabliert. Hier gab es ebenfalls einen Thor Gordenbeyl, der ebenfalls – wie in der ersten Serie – als „Hüne von Garos“ bezeichnet wurde.

Ich geriet ins Grübeln. Da diese Serie, die komplett auf der Erde des Jahres 2123 spielte und in der die Menschheit die Raumfahrt vollständig eingestellt hatte, natürlich keine Kolonialwelten existierten, konnte Thor kaum vom Planeten Garos stammen. Tat er auch nicht.

Ich stellte fest, dass der Planet Garos eigentlich eine obskure Form von Matrix­fehler darstellte, dessen Keimzelle (höchstwahrscheinlich) in KONFLIKT 13 zu su­chen war. Und hier war Garos ein kleines, von der Menschheit vergessenes Dorf im schottischen Hochland.

Es kam ein neues Problem zum Tragen: die Serie beginnt tatsächlich erst im Jah­re 2123, aber hier wird eingangs bereits erwähnt, dass Oki Stanwer schon seit zehn Jahren für New Scotland Yard unter dem Yard-Commander Calvin Moore arbeitet. Im Laufe dieser zehn Jahre, kristallisierte sich schnell heraus, hatte er eine Reihe von Fällen bearbeitet und dabei einen Freundeskreis etabliert, zu dem mehrere Helfer des Lichts gehörten.

Dazu Thor Gordenbeyl.

Thor, dessen Lieblingswaffe eine mächtige Doppelaxt aus geweihtem Silber war, hatte diese Waffe angeblich aus dem Dorf Garos mitgebracht, wo er als „Henker der Toten“ im Dienst der Dorfführung stand.

Ich dachte mir, je weiter diese Geschichte sich entwickelte, dass es doch sehr in­teressant sein würde, herauszufinden, wie dieser Fall damals tatsächlich abge­laufen sein mochte. Damals plante ich, innerhalb der Serie so genannte „Re­member-Bände“ einzufügen, in denen ich von Okis alten Fällen berichten woll­te.2 Bis auf zwei davon habe ich aber keine realisiert – der Handlungsstrom ga­loppierte mir einfach zu schnell davon, und die Serie war im Dezember 1985 schon etwas überraschend mit Band 77 beendet.

Verdammt, und mein Kopf war noch voll von Oki Stanwers alten Abenteuern in der Zeit zwischen 2113 und 2123! Was also sollte ich tun?

Ich kehrte im Jahre 1988 mit dem wagemutigen Plan zurück, diese Serie in Ro­manform fertig zu überarbeiten und sie später zu publizieren. Allerdings war ich damit strukturell völlig überfordert, und so ist dieses Werk, „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK) bis heute ein Fragment, freilich eins, das mehr als dreitausend Textseiten umfasst und bis in die 50er-Episoden der Serie reicht.

Was hat das jetzt mit Garos zu tun? Dies:

Ganz so wie 25 Realjahre später, als ich mein E-Book-Programm fundierte, hatte ich mich dazu entschlossen, hier eine gründliche Fundierung vorzunehmen. Was das bedeutete? Dass ich nicht einfach mit Band 1 der OSH-Serie in der Überarbeitung anfangen konnte.

Ich fing stattdessen mit der Vorgeschichte an.

Wann Oki Stanwer erschien. Wie er zu New Scotland Yard kam. Wo und unter welchen Umständen er seine ersten Freunde fand und die frühen Auseinander­setzung mit seinen Feinden, den Dämonen von TOTAM, hatte. Und da brachen all die verborgenen oder bislang nur angedeuteten Ideen und Informationen aus mir hervor.

Ich beschrieb, wie Oki Stanwer aus dem Nichts erschien und es ihm gelang, das Attentat auf die Queen zu vereiteln (wie unten zu sehen ist, war das für den er­sten und zweiten Remember-Band vorgesehen). Die Jagd auf den MAESTRO schloss sich an, einen Verbrecher mit tausend Gesichtern, und schließlich kam er dann auch in das schottische Dorf Garos, wo er die alptraumhafte Gemeinde kennen lernte, in der Lebende und Leichen zusammen lebten und die Magie offenbar völlig normal war.

Und hier war Thor Gordenbeyl, der Hüne von Garos, tatsächlich der Henker im Auftrag der Toten, der jeden Eindringling mit seiner Silberaxt köpfte… und das sollte auch Oki Stanwers Schicksal sein. Wie er ihm entging und wie es kam, dass Thor im Gefolge dieser Ereignisse jede Erinnerung an sein Heimatdorf ver­lor, möchte ich nicht vorwegnehmen, da ich ja in naher Zukunft die Veröffentli­chung des „CLOGGATH-KONFLIKTES“ im E-Book-Format plane.

Wie ihr allerdings andererseits aus dem Blogartikel 165 entnehmen könnt, bin ich inzwischen schon deutlich weiter gekommen. Während Oki Stanwer noch in KONFLIKT 13 später nach Garos zurückkehrte und mitten in den Strudel des Un­tergangs hineingerissen wurde – was fatale mentale Konsequenzen für den Fi­nalzyklus der Serie haben sollte – , schloss ich 1988/89 vorerst mit Garos ab. Erst, als ich anno 2016 bei der digitalen Neuerfassung des CK hierhin zurück­kehrte, fielen mir die zahlreichen Ungereimtheiten von Garos auf.

Da gab es dieses Säurebad, umsäumt von Druidensteinen.

Da gab es eine Art Unsichtbarkeitsschild, der das Dorf vor den Augen Unberufe­ner verbarg. Und noch so manches andere Rätselhafte. Heute bin ich mehr denn je überzeugt, dass Garos nicht einfach nur ein seltsamer, exotischer Hand­lungsschauplatz des OSM in mehreren Universen ist, sondern ein zutiefst beun­ruhigender Ort, an dem kosmische Geschichte geschrieben wird… ein bisschen wie der verrufene Schädelfriedhof von Oban, von dem ich beizeiten berichten werde.

Wiewohl also Garos als Planet in KONFLIKT 15 und als Dorf auf der Erde in KON­FLIKT 13 ausgelöscht wurde, kann als sicher gelten, dass das letzte Wort über diese Location noch nicht gesprochen ist. Wir können davon ausgehen, dass ich dereinst wieder Garos einen Besuch abstatten werde, unter welchen Bedingun­gen dann auch immer. Es bleibt unbedingt interessant.

Soviel für heute. In der kommenden Woche gibt es mal wieder eine originelle „Fehlerlese“. Ich glaube, das ist ein ganz vergnügliches Stück Blogartikel, das ich da für euch verfasst habe. Und nein, ich nehme mich da selbst nicht vollkom­men ernst. Fehler kommen halt vor, selbstverständlich auch bei mir – und ich kann durchaus darüber lachen, wenn ich solchen Schrott entdecke, den ich vor Jahrzehnten zusammengeschustert habe… ihr werdet es sehen, wenn ihr kommende Woche wieder reinschaut. Vielleicht ist das ja für angehende Literaten unter euch auch mal ganz erhellend, wie naiv und semantisch unpräzise ich damals war.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu bei Interesse den Blogartikel 165 vom 1. Mai 2016.

2 Eine alte handschriftliche Aufzeichnung gibt darüber genauer Auskunft. So war als Band 52 eine Episode mit dem Titel „Der Fremde“ geplant, in dem ich Oki Stanwers Auftauchen thematisieren wollte (Handlungszeit also anno 2113). Als Band 65 wollte ich „Attentat auf die Queen“ bringen, ebenfalls eine Episode, in der Oki sich bei Abwendung eines dämonischen Attentates für die Regierung unentbehrlich macht und Mitarbeiter des Scotland Yard wird. Und mit Band 71 „Henker der Toten“ sollte Oki dann in Garos auftauchen. Für die Episoden 84 und 85 waren unter den Titeln „Ein Treffen mit Yorrok“ und „Die Schlacht im Trüben Land“ zwei weitere Remember-Bände geplant – dies waren letztlich die einzigen, die ich je schrieb, als OSH-Bände 62 und 63. Und ein siebter Band war unter dem Titel „Der grüne Werwolf“ als Band 89 angedacht.

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