Liebe Freunde des OSM,

entschuldigt, aber es war ganz unvermeidlich, dass ich diesen Beitrag verfassen musste… ich weiß, er trägt eigentlich mehr zur semantischen Selbstdemontage bei als irgendetwas anderes, aber mal ganz unter uns: Wenn man als Literat nicht mehr über seine eigenen Jugendsünden kichern kann, dann läuft irgend­was im Leben grundlegend schief.

Gottlob gehöre ich nicht zu den humorlosen Schraten, die, wenn sie nach Jahr­zehnten auf ihre alten semantischen „Schandtaten“ zurückblicken, graue, krause Haare bekommen und diese Werke schnellstmöglich in der Tonne ent­sorgen (es gibt solche Leute, und glaubt mir ebenfalls, Freunde, in einem Fall, von dem ich jüngst Kenntnis erhielt, kommt es mir ganz so vor, als hätte der be­treffende frühere Brieffreund mit seinen langen Romanmanuskripten vor langer Zeit auch seinen gesunden Menschenverstand entsorgt – ein Grund mehr, das nicht nachzuahmen). So etwas habe ich vor sehr langer Zeit einmal getan, und ich bereue es bis heute – so sentimental bin ich eben gestrickt. Nein, aus dem Fehler habe ich gut gelernt!

Dass ich so verfahre, liegt nicht nur daran, dass ich im Oki Stanwer Mythos (OSM) nicht einfach so missratene Episoden entsorgen kann, ohne Lücken im Handlungsstrom entstehen zu lassen. Es hat sehr viel mehr damit zu tun, dass ich der Ansicht bin, aus Fehlern könne man lernen. Indem ich sehe, was ich frü­her verkehrt gemacht habe, kann ich ablesen, was in Zukunft besser zu vermei­den ist. Das alles geht natürlich, wenn man mein löchriges Gedächtnis bedenkt, nur dann, wenn das corpus delicti, sage ich mal, also die alten, fehlerhaften Epi­soden, noch vorliegen.

Ein solcher Fall von chaotischen Fehlern liegt im KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vor, dessen Episode 45 „Der Stützpunkt des Lichts“ ich kürzlich abschrieb und kommentierte. Da kommen Böcke drin vor, das hält man gar nicht für möglich. Sie sollen euch heute ein wenig zum Schmunzeln und Kopfschütteln bringen. Zunächst sei die Rahmenstruktur der Handlung kurz skizziert, damit ihr euch in der Episode zurechtfinden könnt:

Oki Stanwer ist in relativer stellarer Nähe zur Galaxis Hun’arc aufgetaucht, die den Hauptschauplatz dieses KONFLIKTS bilden soll. Dort ist das insektoide Volk der Cranyaa beheimatet. Allerdings folgt Oki Stanwer zunächst mit seiner STELE DER EWIGKEIT einem Notruf, der ihn in die Schockzone zwischen den Galaxien Wukarin und Risalon führt.

Ohne dass das jemand ahnt, existiert hier eine hyperdimensionale Enklave – vor zahllosen Jahrtausenden hat das humanoide Volk der Waaklors die so genannte „Todeszone“ geschaffen und dorthin seine bewohnten Sonnensysteme evaku­iert. Der Grund tut hier jetzt nichts zur Sache und würde euch nur verwirren. Nur soviel: das Entstehen der Schockzone führt zur Zerrüttung der hyperdimen­sionalen Abschirmung der Todeszone, und ein energetischer Ablauftrichter er­zeugt einen Sogeffekt, der Oki Stanwers STELE DER EWIGKEIT, den aus dem Nichts entstandenen Kristallplaneten ANTI-TOTAM und den Transmittermond der Plegg’re, den Oki Stanwers Helfer besetzt haben, letzten Endes in die Todes­zone der Waaklors hineinzieht.

Hier versucht derweil der Dämon Carthusuum, den verunsicherten Waaklors einzureden, Oki Stanwer sei eine tyrannische „Schreckensinkarnation“, die es zu bekämpfen gelte. Die Waaklors mobilisieren daraufhin ihre Raumflotte und sind sehr bereit, für TOTAM gegen Oki Stanwer und seine Freunde ins Feld zu ziehen, auch wenn sie seit Jahrtausenden von der Außenwelt abgekapselt sind und ei­gentlich nur Bahnhof verstehen.

Um die Dinge noch mehr zu verkomplizieren, ist außerdem die Lichtfestung OREOC mit weiteren Helfern des Lichts an Bord ebenfalls durch einen dimensio­nalen Korridor aus dem Herzen von Hun’arc unterwegs in die Todeszone. Ver­folgt werden sie von mehreren tausend Feindschiffen, deren Besatzung sich ebenfalls im Bann eines Dämons von TOTAM befindet.

Ihr seht: das muntere Chaos kocht hoch.

Ehe Oki Stanwer mit der STELE und ANTI-TOTAM aber die Todeszone erreichen kann, nimmt der Feldherr der Cranyaa noch finster an, dass die Schockzone sei­nen Untergang besiegeln würde. Das sieht dann gedanklich so aus:

„WENN DER ABSOLUTE ENTROPISCHE PUNKT ERREICHT WIRD, HERRSCHEN BEDINGUNGEN WIE ZUM ZEITPUNKT DES URKNALLS. JEDE MATERIE LÖST SICH IN PRÄELEKTRISCHE LADUNGEN AUF.

Das war die Warnung der STELE gewesen, und ich war nicht so dumm, das nicht zu begreifen. Im Klartext bedeutete es: Wenn die Schockzone weiterhin mutierte, würden sich die STELE, ANTI-TOTAM und der Transmittermond in er­freuliche Atome auflösen…“

So, dachte ich, „erfreuliche Atome“. Das geht ja gar nicht! Das sollte vermutlich witzig sein, doch war das eine vollständige Luftbuchung. Aber es ging leider weiter und wurde noch abenteuerlicher. Folgt mir in den Rest des Zitats:

…und selbst die würden wiederum mutieren, bis sie reine Energie waren. Mit dem Primärenergiewandler konnte ich nicht arbeiten, da ich dann diesen Vor­gang nur beschleunigen würde. Und mir lag nichts daran, zu sterben!“

Nun, letzteres konnte ich ihm gut nachempfinden, aber Atome, die „mutierten“? Also nee, Atome haben doch keine DNS, da mutiert rein gar nichts… was ich hier eigentlich auf höchst tapsige und groteske Weise aus­drücken wollte, war folgendes: Gemeint ist eine Zerfallsreaktion der Atome in Quanten und subatomare Partikel, bis sich diese letztlich auch in ihre Ladungen auflösen. Das führt schlussendlich natürlich dazu, dass nur noch reine elektri­sche Ladungen, schiere Energie, übrig bleibt. Die verteilt sich im Kosmos, was dann zur steten Steigerung der Entropie und letztlich zum Kältetod des Univer­sums führt.

Das konnte man an dieser Stelle wegen meiner ausgesprochen flapsigen Bur­schikosität nicht mal entfernt begreifen.

Mutierende“ Atome. „Erfreuliche“ Atome gar. Also wirklich, ich hatte schon ab­sonderliche Gedanken bei meiner Schnellschreiberei am 1. Oktober 1984. Ihr seht, das ist schon ein Weilchen her.

Ach, wäre es doch nur bei den beiden obigen Entgleisungen geblieben, aber die Episode hatte leider noch mehr Kracher zu bieten.

Die Waaklors entmotteten parallel zu diesen Geschehnissen ihre Raumflotte, die seit 14.000 Jahren mit einem Schutzüberzug versehen war. Immerhin muss­ten sie ja mit einem bald bevorstehenden Angriff rechnen. Entmotten war also schön und gut und angeraten. Doch was war die Quintessenz dieser Handlung? Alle Schiffe sind verrottet und Schrott? Nein, das las sich dann vielmehr folgen­dermaßen:

5.000 Einheiten der Waaklor-Flotte auf Rolaan wurden zum ersten Mal seit vierzehntausend Jahren wieder gewartet. Der glasartige Schutzbezug, der durch vierhundert Grad Hitze zum Verdampfen gebracht wurde, hatte die Kreuzer vor fast jeder Verfallserscheinung bewahrt. Es mussten nur sekundäre Schäden aus­gebessert werden. Aber für diese 5000 Schiffe hatten die Waaklors nur wenige Wochen Zeit. Bis dahin wurden sie von den gewaltigen Kreuzern der SCHWAR­ZEN MACHT beschützt.“

Ich notierte hierzu in den Kommentar recht hellsichtig und vermutlich auch et­was gallig: „Also, hier habe ich ja übel übertrieben. Die Waaklors sind doch keine Baumeis­ter, denen man derlei Leistungen zutrauen könnte. Ich machte mir so überhaupt keine Vor­stellung von der Materialermüdung. Selbst wenn die Schiffe durch einen Restat-ähnlichen Überzug1 völlig von Umwelteinflüssen abgeschirmt werden können, sind nach 14.000 Jahren (!!!) alle Kabelverbindungen völlig versteinert und müssen ausgetauscht werden. Die Gene­ralüberholung von 5.000 Einheiten geschieht zweifellos nicht über Nacht, sondern dauert Monate. Hier wirkt sich höchst nachteilig aus, dass ich zeitlich vollkommen amorph geblieben bin. Dringender Nachbearbeitungsbedarf!“

Tja, auch nicht eben glorreich… aber immer noch nicht das Ende der Fahnen­stange der Verrücktheiten. Ich blendete nun nämlich um zur Raumfestung OREOC, die schwer angeschlagen die Flucht in den Dimensionstunnel geschafft hatte, der auf obskure Weise direkt in die Todeszone der Waaklors mündete. Und man berücksichtige bei folgenden Worten den Gedanken, dass OREOC das RAUMSCHIFF selbst ist:

„’Wir werden verfolgt‘, stellte Gruhl fest. Seine großen, konturenlosen Augen glühten in mattem Rot, was bei ihm das Zeichen unterdrückter Erregung war.

‚Die Synox sind uns auf den Fersen‘, stellte Gruhl weiter fest. Niemand küm­merte sich um seine Aussagen. Der titanenhafte Timor-Dol sagte nichts. Er schi­en sich damit abgefunden zu haben, dass er nichts tun konnte. Einzig und allein OREOC hatte alles in der Hand.“

Und damit dachte ich dann: Toll. OREOC hat alles in der Hand, und die Lichtfes­tung HAT überhaupt keine Hände… also, welcher Depp mich da wohl geritten hatte, dass ich so einen Schwachsinn von mir gab, ich konnte es mir wirklich nicht erklären.

Ich meine, es ist mir bewusst, dass mir mitunter Sätze entschlüpfen, die nicht wirklich eine Art von konsistenter Logik beinhalten. Aber solchen Nonsens in Episoden reinzuschreiben und diese dann sogar noch munter Brieffreunden zu lesen zu geben… das grenzt schon ein bisschen an selbstmörderischen Wahn­sinn, denkt ihr nicht auch?

Es gibt noch diverse andere Fehler und Fehlerchen in dieser Episode, mit denen ich euch nicht behelligen möchte. Die obigen Zitatstellen sind freilich so die Cre­me de la Creme der Fehler in dieser Folge.

Da muss ich wirklich sagen, dass ich sehr froh bin, in der kommenden Woche wieder für passende Erdung zu sorgen – dann schauen wir uns an, was ich im Dezember 2017 noch so alles an kreativen Taten zustande gebracht habe. Hof­fen wir, dass das ordentlich ist.

Soviel für heute. Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Das ist eine Andeutung, die für die meisten von euch vermutlich keinen Sinn macht. Sie bezieht sich auf KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986). Hier fanden terranische Kolonisten extraterrestrische Technologie, die durch einen glasartigen Überzug vor Alterungsschäden geschützt wurde. Dieser Überzug wurde „Restat“ genannt, eine semantische Erfindung aus dem Jahre 1983.

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