Liebe Freunde des OSM,

heute entführe ich euch einmal in eine mythische Zeit, in der sich Vision und Realität miteinander vermischen. Als ich das unten wiedergegebene Gedicht schrieb, da kannte ich jenen legendären Ort namens Veley seit drei Jahren nä­her. 1995 war ich erstmals in diese rätselhafte Kleingalaxis eingedrungen, die von einem ungeheuerlichen Makroorganismus eingesponnen ist und wie ein monströses kosmisches Herz, das allen Naturgesetzen spottet, zwischen den Sternen pulsiert und pocht.

Wir befinden uns im KONFLIKT 22 des Oki Stanwer Mythos, in der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf), und die Dinge stehen nicht gut in der Gala­xiengruppe um die Sterneninsel Daarcor. Oki Stanwer, der diese Galaxis regiert, scheint zu einem Tyrannen mutiert zu sein, und er jagt seine formellen Freunde, die Helfer des Lichts. Und eine Fährte führt zu einer Kleingalaxis namens Veley, in deren Innerem die schwarze Welt des Bösen, TOTAM, in einer nicht minder monströsen Falle feststeckt.

Außerdem gibt es hierin einen legendären Ort, den man Harray nennt. Angeb­lich, so heißt es, ist für die unglaubliche biologische Entartung der Kleingalaxis Veley eine ausgestorbene Rasse verantwortlich, die überall in den umliegenden Galaxien ihre Spuren hinterlassen hat – die Veskoy. Und Veley soll ihrem „Bio­tod-Programm“ unterzogen worden sein, dessen Wurzeln man an einem Ort findet, der Harray heißt.

In irgendeiner Verbindung damit steht ein weiterer Begriff: Smaragdwald.

Als ich über all das 1998 vage nachsann und ein Begriff nach dem nächsten durch mein aufgestacheltes Hirn schoss, konnte ich die Dinge nicht wirklich zu­sammenfügen. Das gelang dann erst im Jahre 2004, als ich mit den drei Episo­den „Der Smaragdwald“, „Überraschungen in Harray“ und „LASA-ON“ eine ab­solut haarsträubende Trilogie realisierte und Teile des unten wiedergegebenen Gedichts ad absurdum führte.

Inwiefern dies?

Nun, ich stellte fest, dass die Visionen des Smaragdwaldes und Harrays, wie ich sie 1998 gehabt hatte, gründlich von dem verschieden waren, was sich dort tat­sächlich abspielte. Es ist ein wenig verwandt mit einer historischen Legende, die auch meist gründlich andere Ausprägung erhält, wenn man sie auf die soliden Füße der archäologischen Forschung stellen kann. Man braucht sich nur etwa den Troja-Mythos anzuschauen und das, was Homer schrieb und was Schlie­mann ausgrub, miteinander zu vergleichen. Oder die noch ältere Schlacht von Kadesch, wo sich Pharao Ramses II. und die Hethiter gegenüberstanden. Ver­gleicht mal die in Stein gemeißelte ägyptische Propaganda mit dem, was die Forscher herausgefunden haben… das ist durchaus nicht dasselbe.

Und so war es auch mit Harray und dem Smaragdwald und dem Biotod-Pro­gramm der Veskoy.

Harray entpuppte sich als ein schön verborgener Zugang zu einem unterkosmi­schen Niveau der Baumeister, versteckt unter dem Gravitationstrichter eines Schwarzen Loches. Das ist mit dem „Wall aus strömender Raumzeit“ gemeint, von dem unten die Rede ist. Zugleich ist Harray aber auch ein dort „unterhalb“ des Universums stationierter ZYNEEGHAR der Baumeister, ein unglaublich aus­gedehntes Gebilde, das im vollständig realisierten Universum unter seinem Ei­gengewicht sofort kollabieren würde.

In direkter Nähe zu Harray, ebenfalls im unterkosmischen Niveau angesiedelt, befindet sich der Smaragdwald… und das ist ein faszinierendes Gebilde, ein Schöpfungsbaum der Thaas, eine Art von unfassbarer Weltraum-Biosphäre. Wenn ihr mal große Mistelgloben in Bäumen gesehen habt, macht ihr euch eine entfernte Vorstellung davon, wie so etwas aussieht. Nur ist solch ein kugelför­mig wuchernder Weltraumbaum viele tausend Male größer… und ja, es ist ein Ort zum Sterben, wenn man nicht autorisiert ist, dort verweilen zu dürfen. Was dann fast zum Tod unserer Reisenden führte.

Dass allerdings der Smaragdwald mit Harray mehr oder minder identisch ist – wie das Gedicht es suggeriert – , das trifft so nicht zu. Und über das Biotod-Pro­gramm der Veskoy wusste ich auch nach 2004 nicht sehr viel mehr als vor mei­nem Besuch im Smaragdwald der Thaas. Auch dass von hier aus der Weg ins versunkene Reich von Veskoy führt, ist leider falsch von mir vermutet worden.

Schade eigentlich.

So gesehen ist das Gedicht eine Art von etwas irreführendem Versprechen, das nicht das einlöst, was es verheißt. Aber es freut mich dennoch, es an dieser Stelle vorstellen zu können.

Tanz im Smaragdwald

Gedicht von Uwe Lammers

Es ist wie im Traum,

das Leben im Herzen von Veley,

geformt aus dem Stoff der Matrix,

goldflimmernd und geistblendend.

Niemand hat gehofft,

je so etwas zu finden,

einen gewaltigen kosmischen Organismus,

durchpulst von Strömen des Lebens,

wimmelnd von pflanzlichen

und von tierischen Lebensformen.

Wie Geister vergangener Äonen

durcheilen die Bewohner Veleys

die Ströme aus Mutationssporen,

und sie streifen unermüdlich

durch die Tiefen des Smaragdwaldes.

Der Smaragdwald von Harray

ist das ultimate Mirakel der Galaxis,

er liegt im Zentrum, ist unerreichbar,

nur Götter überwinden den Wall

der strömenden Raumzeit.

Nur Götter oder Dämonen sind bereit,

den Smaragdwald zu betreten

und in ihm zu tanzen,

in den saphirnen Glockendomen,

die Zeit vergessend und ignorierend

denn nur so können sie ihr Ziel erreichen,

das uralte Reich von Veskoy,

das Bio-Programm

und all die Mysterien,

die die Welt bedeuten.

Tanzt,

tanzt, ihr Götter und Dämonen,

tanzt um euer Leben,

denn diesmal ist der Einsatz hoch,

diesmal klingt das Letzte Lied.

Und wenn die Schlussakkorde verklingen,

seid ihr Herren der Welt

oder tot!

Dann aber,

wenn der Tanz im Smaragdwald vorbei ist,

legt sich das Schweigen über alles,

und die Zeit läuft ab.

Für immer.

ENDE

© 1998 by Uwe Lammers

OSM-Gedicht für die 22. OSM-Ebene, Seitenstrom Veley/TOTAM

Und damit schließe ich für heute das Gedichtbuch und lasse euch wieder allei­ne. In der kommenden Woche entführe ich euch dann allerdings in die Gegen­wart des Monats Juli 2018 und zu etwas, das euch vielleicht beunruhigen wird. Aber keine Sorge, ich kann da schon nach wenigen Absätzen Entwarnung ge­ben.

Wovon ich spreche? Das erfahrt ihr bei eurem nächsten Besuch in einer Woche an diese Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>