Liebe Freunde des OSM,

geht der Autor jetzt unter die Seefahrer und sattelt um auf Abenteuerromane, die zu hoher See spielen? Da muss ich grinsen und vergnügt den Kopf schütteln. Nein, selbst wenn das vielleicht manch einen von euch mit Neugierde erfüllen mag, so ist es nicht. Aber dieser Titel kam mir angesichts der zurückliegenden, stürmisch-kreativen Tage definitiv in den Sinn, und je länger ich darüber sinnie­re, desto passender will er mir scheinen.

Ihr wisst, dass die Rubrik „Logbuch des Autors“ meines Blogs immer dann ange­steuert wird, wenn ungewöhnlich kreative oder sonst wie überwältigend wir­kende Augenblicke in meiner Kreativbiografie aufleuchten und ich das Gefühl habe, nirgendwo sonst könnte ich davon berichten. Ganz so ist es im Moment auch.

Um zum eigentlichen Thema zu kommen: Wer meinen Blog, insbesondere die Rubrik „Work in Progress“ seit langem verfolgt hat, wird immer wieder, und zwar schon seit Jahren, auf den Eintrag „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ gestoßen sein, der notorisch in Klammern steht. In Klammern bedeutet: es ist ein länge­res Werk, das ständig in Arbeit ist, aber nach wie vor nicht abgeschlossen ist.

Das ist in diesem Fall definitiv ein Euphemismus. Denn der CK, wie ich das große Werk liebevoll abkürze, ist mit weitem Abstand das längste nicht abgeschlosse­ne OSM-Romanwerk. Das ist das „Flaggschiff“, von dem ich im Titel spreche. Und es ist aus verständlichen Gründen bislang unbeendet:

Der CK ist die Romanfassung des 13. KONFLIKTS des Oki Stanwer Mythos, also die Umarbeitung der Serie „Oki Stanwer Horror“ (OSH), an der ich zwischen 1982 und 1985 schrieb. Sie erreichte 77 Episoden und wurde ab 1988 in die CK-Form „umgegossen“, möchte ich sagen. Und anfangs lasen sich die Entwick­lungszahlen ja auch recht schön. Ich gebe euch mal einen kleinen summari­schen Auszug aus meinen handschriftlichen Aufzeichnungen, um den Schreib­fortschritt zu dokumentieren:

1988: Seiten 1-371

1989: bis Seite 460

1990: bis Seite 780

1991: bis Seite 1395

1992: bis Seite 1715

1993: bis Seite 1960

1994: bis Seite 2132

1995: bis Seite 2286

1996: bis Seite 2346

1997: bis Seite 2655

1998: bis Seite 3040

1999: bis Seite 3180

Dann gab es noch anno 2006 und 2007 einen kleinen Schreibschub, der mich bis Seite 3740 brachte, und danach… nothing.

Was war passiert?

Vieles. Insbesondere aber waren in den späten 90er Jahren von mir erst die Ar­chipel-Welt entdeckt worden, die unglaublich voluminöse Romane – im Ver­gleich zum CK quasi „aus dem Stand heraus“ – entstehen ließen… und das digi­tale Zeitalter war bei mir im Schreibprozess endgültig angebrochen. Ich kam am besten an Texten vorwärts, die schon als digitale Vorlagen existierten.

Na ja, und in dieser Beziehung war der CLOGGATH-KONFLIKT unsympathischer­weise eine Art von Dinosaurier. Er lag bis auf die letzten Kapitel nahezu aus­schließlich in analoger Form, also einem Schreibmaschinenskript von weit mehr als 2000 Textseiten vor. Ein unglaublicher Klotz, der acht dicke Leitz-Ordner in­zwischen füllte.

Well, ich befand mich schon im fünften von insgesamt sechs Romanteilen und in Kapitel 37 von insgesamt 50, damit also gewissermaßen fast auf der „Schluss­geraden“ des zu erzählenden epischen Abenteuers von Oki Stanwers heldenhaf­tem Kampf, den Untergang der Menschheit im Sommer des Jahres 2124 aufzu­halten.

Aber ich eckte immer wieder an, wenn ich an die schier endlose Aufgabe dach­te, dieses Werk in eine digitale Fassung zu überführen. Und so schrieb ich Kurz­geschichten, Episoden, Archipel-Novellen, Briefe, bald auch bergeweise Rezen­sionen, Editorials, wissenschaftliche Aufsätze und schließlich Blogartikel… nur am CK stocherte ich allenfalls ein wenig weiter, schaute wehmütig darauf, las hier und da mal ein Kapitel nach und haderte weiter mit dem Schicksal.

Am 13. Mai 2007 reichte es mir damit dann endgültig. Zutiefst genervt begann ich mit der „endlosen Aufgabe“, den CK abzuschreiben. Ich trug mich zu der Zeit ernsthaft mit dem Gedanken, den OSM zu publizieren, und der CK bot sich da­für – wiewohl er stilistisch inzwischen ziemlich eingerostet war – doch durchaus an.

Aber das Strohfeuer erlosch schon nach 15 Seiten und wurde dann erst im „E-Book-Zeitalter“ am 30. Juli 2015 wieder aufgenommen. Und diesmal blieb ich am Ball, wie ihr meinen Blogartikeln entnehmen könnt, wo ich zwar nicht den nummerischen Fortschritt festhielt, aber eben, wie oben angedeutet, in der Ru­brik „Work in Progress“, die Tatsache, dass ich daran arbeitete. Die abgeschrie­benen Seiten konnten sich wirklich sehen lassen:

2015: Seiten 17-414

2016: Seiten 415-464

2017: Seiten 465-605

2018: Seiten 606-1352 bislang

Das wird noch mehr werden, glaubt es mir.

Während ich mich auf diese Weise bis in das 19. CK-Kapitel hocharbeitete, be­gann ich mit einer Neulektüre der folgenden Kapitel, und glaubt mir, das koste­te mich aufregende Lesewochen. Aufregend deshalb, weil ich so in etwas ein­tauchte, das sich fast wie ein seltsamer, halbwegs melancholischer Traum an­fühlte. Vieles von dem, was ich vor so langer Zeit formuliert hatte, war mir völ­lig entfallen. Personen tauchten auf, deren ich mich nicht mehr entsinnen konn­te. Diskussionen wurden geführt, die im Lichte der modernen OSM-Physik ei­nen völlig anderen Sinn als einst ergaben.

Und ich verfolgte Oki Stanwers schrecklichen Pfad durch die Welt des CLOG­GATH-KONFLIKTES, eine Welt, die im Chaos versank.

Der Wendepunkt ist der Abend des 26. auf den 27. Oktober 2123 – an diesem Abend wird Oki Stanwer vom Spiegeldämon Cirrgool von TOTAM entführt und durch ein Double ersetzt, das die Invasion Londons durch Cirrgools Spiegelmen­schen in Szene setzt. Mehr als 25.000 Menschen sterben in dem chaotischen In­ferno, New Scotland Yard wird quasi enthauptet, und als sich das Chaos lichtet und die Armee Ordnung schafft, gilt Oki Stanwer als gejagter Hochverräter und ist auf der Flucht im vereinigten Europa.

Während das geschieht, beginnt der zweite Akt des CLOGGATH-KONFLIKTES: die Dämonenmacht CLOGGATH aktiviert ihre geheime Armee, die Irrealstrahler, und überall in der Welt kommt es zu magischen Entladungen. Die Irrealstrahler­zonen entstehen, ganze Städte sinken über Nacht in Schutt und Asche. Zugleich werden Oki und sein Kompagnon Thor Gordenbeyl gejagt, sowohl von den menschlichen Behörden als auch von den dämonischen Antagonisten.

Es gelingt ihnen zwar schließlich, die verheerenden Missverständnisse zu klä­ren, aber die Welt ist Anfang 2124 grundlegend und monströs verändert. Millio­nen Menschen weltweit sind tot, die öffentliche Ordnung bricht immer mehr zusammen, und schließlich erfährt Oki auch noch von der nächsten Bedrohung: CLOGGATHS Invasionsarmee ist auf dem Weg zur Erde, nachdem das Irreal­strahler-Bombardement die Heimat der Menschen – wie weiland ein Bombar­dement im Ersten Weltkrieg – sturmreif geschossen hat.

Gott, dachte ich, je weiter ich mich in diesen Aberhunderten relativ junger Text­seiten vergrub, was ist das doch für ein Wahnsinnsstoff... so voller Überraschun­gen, voller Tragödien, Intrigen, unsicheren Kantonisten, Wesen, die von den To­ten auferstehen und im Guten wie im Schlechten für und gegen die Menschheit wirken…

So kam ich vor kurzem dann an den „Schreibrand“, an Kapitel 37 des CK, das Ka­pitel „Die Horrorwelt“. Und es war irgendwie vollkommen natürlich, jählings vom reinen Abschreiben, das mich in den letzten Jahren festgebannt hatte, ein­fach weiter zu machen.

Verdammt, die können doch nicht einfach nur im Dunboro Inn hocken!“, ging es mir durch den Kopf. „So schön diese Hochzeit auch sein mag, es gibt echt ein paar wichtigere Dinge…“

Und die gab es tatsächlich, teilweise hatte ich sie 2007 schon skizziert: da war die Invasion von Scotland Yard-Beamten auf der monströsen Kristallwelt im Vor­feld der Knochendimension, also in TOTAMS direktem Umfeld. Da war der Wis­senschaftler William Stairdyke, der mit Dr. Elizabeth Quine, der Chefwissen­schaftlerin des Yard, daran arbeitete, einen Algorithmus zu finden, mit dem er die Landepunkte von CLOGGATHS Armee ausfindig machen konnte, damit man die Invasionstruppen rasch ausfindig machen und ausschalten konnte (was das für Truppen sind? Nein, das sei an dieser Stelle noch nicht verraten).

Da war außerdem der Werlöwe Mark Garsen mit seinen Alpträumen und die kleine Serena mit ihren monströsen „Haustieren“, den Knochenparasiten, die für reichlich amüsantes Chaos und Schrecken sorgten. Und es gab die Verschol­lenen des Infernos von Whitmore, in dem das Stanwer-Team augenscheinlich nahezu vollständig ausgelöscht worden war, was Oki Stanwer in die schlimmste Depression seines Lebens verbannt hatte.

Alles sah schwarz in Schwarz gemalt aus, wahrhaftig. Aber genau in diesem Ka­pitel 37 drehte sich dann der Wind.

Und ehe ich mich versah, schrieb ich am 16. August 2018 aus dem Stand 34 neue Textseiten am CK. Inzwischen sind noch 14 Seiten dazu gekommen, und ich befinde mich halb und halb auf dem Sprung zum Hang des Vesuvs, wo sich dramatische Geschehnisse ereignen werden.

Während ich mich daran machte, diese Seiten zu schreiben, war es unumgäng­lich, eine andere Aufgabe anzugehen, die ich eigentlich noch vermeiden wollte – ich suchte mir die Episoden 51 „Die Todeswolke“ und 52 „London in Trüm­mern“ der OSH-Serie heraus, die ich vor gut 33 Realjahren schrieb (glaubt man eigentlich überhaupt nicht!) und begann mit deren Abschrift.

Dabei wurde mir klar, dass ich die Handlungsstruktur dieser Episoden nahezu überhaupt nicht mehr verwenden kann. Die Inhalte von Kapitel 37 CK und den Ursprungsepisoden sind so dermaßen verschieden, das kann ich kaum klar kommunizieren.

Womit hat das zu tun? Ich meine, klar, es ist allgemein bekannt, dass, wenn ich alte Werke überarbeite, kaum eine Formulierung bestehen bleibt. Man muss sich dafür einfach nur mal das Non-OSM-Werk „Ein Passagier der R.M.S. TITA­NIC“ von 1984 (damals veröffentlicht beim SFCD) und 2014 ansehen. Dazwischen lie­gen wirklich Welten. Und so ähnlich ist das auch mit dem CLOGGATH-KONFLIKT.

Ich habe in den CK auf sehr verständlichen Gründen Personen eingeführt, die es in der OSH-Serie nie gegeben hat und die inzwischen massive Einflüsse auf die Handlungsführung ausüben. Natürlich, die Helfer des Lichts, die Dämonen und Dämonenwaffen sind unverändert, das gilt auch für die Führung von Scotland Yard… aber es geht schon in der zweiten Reihe los. William Stairdyke und insbe­sondere Dr. Elizabeth Quine haben in der OSH-Serie nie existiert. Sie haben be­stimmenden Anteil an der aktuellen Handlung. Der ganze Handlungsstrang um die Kristallwelt ist so verändert und faszinierend neu in Szene gesetzt, dass nie­mand, der die OSH-Serie kennt, damit rechnen würde.

Die rätselhaften MASKEN, die dort auftauchen oder diese grässliche Geschichte um die Kristallmaschine, die einen Yard-Angestellten auf monströse Weise „ver­daut“… in der OSH-Serie vor über 30 Jahren schlicht undenkbar. Ich hätte gar nicht das Feingefühl gehabt, das darzustellen.

Aber besonders in den vorliegenden Episoden, die ich abschrieb, stellte ich fest, dass dort als aktiv beschriebene Personen im CK eher passiv dargestellt werden. Es wird mit ominösen Stimmen aus dem Nichts agiert (mein damals einfältiger Versuch, die Handlung voranzubringen, heute natürlich unhaltbar). Und diese vollständig unterbelichtete Rolle der faszinierenden Serena…

Also nein, dachte ich mir, das tut ja schon beim Abschreiben fast weh. Das kann so überhaupt nicht bleiben. Und wo bleibt eigentlich die Aktion gegen CLOG­GATHS Armee? Hatte ich in OSH auch nicht dargestellt, weil die Menschheit dort eher eine passive Hintergrundfolie war. Das musste jetzt ebenfalls grundle­gend geändert werden…

Tja, und so stürme ich derzeit also munter voran und schicke Oki Stanwer in eine grässliche Falle, die ihn direkt in CLOGGATHS Reich führen wird. Es wird ein langes Kapitel werden, soviel ist sicher. Es hat jetzt schon gut 200 Seiten und wird sicherlich doppelt so lang werden, da ich mich derzeit erst in der ersten Hälfte des Episodenzweiteilers befinde.

Aber eins ist gewiss: während ich annähernd parallel abschreibe, das Glossar führe (bin da momentan schon auf Seite 780 und komme jeden Tag weitere paar Dutzend Seiten weiter) und den Haupttext weiter voran führe – es ist ein stürmisches Romanprojekt, und ich habe vor, neben all den anderen Aktivitäten diese Geschichte voranzubringen. In diesem Jahr 2019, wenn dieser Blogartikel das Licht der Welt erblickt, möchte ich schließlich mit der Publikation des CK beginnen, damit ihr diese Welt selbst kennen lernen könnt.

Ich denke, das lohnt sich. Ihr werdet es sehen, Freunde!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

PS: Inzwischen (19. Januar 2019) wisst ihr natürlich durch die Veröffentlichung des E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ schon deutlich mehr über das Obige, so dass dieser Text nicht völlig im luftleeren Raum schwebt. Und ich kann zudem glücklich verkünden, dass die Abschrift des CK gestern abgeschlossen werden konnte. Es kann also in Bälde weitergehen mit der Weiterarbeit am Kapitel 37…

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