Wochen-Blog 341: Laurins zu Gast – meine Lesung in Osnabrück

Posted September 14th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich wollte immer schon mal nach Osnabrück… konkret: seit dem Frühling des Jahres 2015. Das wollte ich auch im Frühling 2017, aber beide Male hat es nicht geklappt. Der Anlass für die geplante Reise war stets derselbe: meine Teilnahme an den „Perry Rhodan-Tagen Osnabrück“, die 2015 erstmals stattfanden und dann mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre wieder in Szene gesetzt wur­den.

Auf den ersten Blick mag es verblüffen, dass ich das so nachdrücklich auf meine Agenda schrieb. Immerhin wisst ihr als langjährige Leser meiner Blogartikel, dass ich seit Band 2100 der Erstauflage von Perry Rhodan kein Leser der Serie mehr bin, und das Erscheinen jenes Bandes liegt nun wahrhaftig deutlich länger als 15 Jahre zurück. Andererseits habe ich nach wie vor recht enge Tuchfühlung mit dem Perry Rhodan-Fandom, etwa durch meine Mitarbeit am Fanzine EX­TERRA des Science Fiction-Clubs UNIVERSUM, seit einer Weile durch meine Mitgliedschaft im ebenfalls stark perry-zentrierten SF-Club Terranischer Club Eden (TCE).

Es gab noch weitere Gründe, und darunter ist zu rechnen: ich bin Selfpublisher und folgerichtig auf Multiplikatoren für meine Geschichten angewiesen. Wer­bung in eigener Sache zu machen, das gelang mir bei allen drei Veranstaltun­gen, indem ich E-Book-relevante Artikel in das jeweilige Conbuch einschleuste. Und jedes Mal ließ sich deutlich an meiner Zugriffsstatistik meiner Homepage verstärktes Interesse nach solchen Events ermitteln.

Dennoch, eine Mitarbeit am Conbuch ersetzte natürlich keinen direkten Be­such. Und so war es höchst hilfreich, als dieses Jahr Dr. Claudia Hagedorn, Ver­einsvorsitzende des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. in Braun­schweig, in dem ich ja auch Mitglied bin, verkündete, sie wolle – wie schon die letzten beiden Male – auf den PR-Tagen Osnabrück ein Hörspiel erarbeiten. Kur­zerhand sprang ich diesmal, arbeitszeitlich nicht gebunden, da noch auf Jobsu­che und im Prinzip arbeitslos, auf den Zug auf und machte mich mit ihr und ihrem Sohn auf den Weg nach Osnabrück.1

Start war am 24. Mai, so dass ich den an diesem Abend stattfindenden Event „SommerNetzTraum“ der KreativRegion e.V., an dem ich gern teilgenommen hätte, auslassen musste. Wir hatten aber tatsächlich eine Menge Zeit zu inves­tieren, mit dem Pkw nach Osnabrück zu fahren. Auf dem Weg dorthin durch­querten wir einige heftige Regenschauer, was mich bedenklich stimmte. Immer­hin hatte ich von Claudia gehört, dass ein Parken in direkter Nähe zum Conort nicht möglich sei. Wir würden von dem anvisierten Parkplatz eine gute Viertel­stunde zu laufen haben, und das mit all dem technischen Equipment, das für das Hörspiel erforderlich war.

Die Technik holten wir uns bei unserem Fördervereins-Mitstreiter Holger Pell­mann im benachbarten Wallenhorst ab, wo wir auch kostenfrei übernachten konnten. Es folgte der nächste Wermutstropfen: Holger, unser Techniker vom Dienst, war leider terminlich wegen einer Beerdigung verhindert, so blieb die Arbeit am Hörspiel wesentlich an Claudia hängen.

Ihr mögt euch vielleicht an dieser Stelle fragen: was war mein Plan, meine Auf­gabe in Osnabrück, wenn ich nicht zentral wegen des Hörspiels und meiner dor­tigen Mitwirkung vor Ort sein wollte und auch mit der originären Perry-Veran­staltung thematisch eher nicht viel zu tun hatte.

Nun, ich hatte Absprachen getroffen, namentlich mit Herbert Keßel vom Orga­nisationskomitee und mit Joachim Kutzner vom TCE. Joe und ich hatten im ver­gangenen Jahr die Storysammlung „Grey Edition 12: Lustvoller Schrecken“ her­ausgegeben, in der drei erotisch-phantastische Novellen von mir versammelt waren. Und da Joe mit dem TCE-Stand in Osnabrück vor Ort sein würde, böte sich doch eine Lesung an, meinte er.

Recht hatte er. Wir sprachen uns also ab, ich feilte an zwei Textauszügen aus den Geschichten „Der Handspiegel“ und „Sylphengeflüster“, Herbert Keßel ge­lang es, in enger Absprache mit Joe, mir und Angelika Rützel (ebenfalls TCE, die auch eine Lesung aus ihrem aktuellen Roman veranstalten wollte), für Sonntagvormittag ein Zeitfenster für die Lesung zu organisieren.

Zu Anfang sah das auch alles gut aus. Ich verbrachte wesentliche Teile des Samstags, nachdem ich Claudia ein wenig mit der Technik geholfen hatte, so­weit das mit meinen beschränkten Kenntnissen möglich war, mit dem, was man neudeutsch gern als „Networking“ bezeichnet. Ich sprach also mir bekannte Fandomler und Autoren an, die vor Ort waren (Bernd Robker etwa, der unter seinem Pseudonym „Robert Corvus“ einen mit dickleibigen Büchern reichhaltig garnierten Tisch direkt im Eingangsbereich gegenüber dem des TCE hatte). Überraschend traf ich etwa auch Ralf Zimmermann vom Perry Rhodan-Club Guy Nelson, kam mit einer Reihe von Fandomlern in Kontakt, die ich seit langem von anderen Cons oder als Mitarbeiter für das BWA kenne (darunter etwa Alexan­dra Trinley). Und natürlich verweilte ich ausgiebig am Stand des SF-Händlers Ro­bert Vogel, den ich seit 2012 kenne und seither viele Male auf Cons getroffen habe, zusammen mit seiner unverzichtbaren Frau Martina, mit der ich am Sonntag ausgiebig plaudern sollte.

Gegen Sonntagmittag hatten Joe und ich eigentlich geplant – sein Vorschlag – , irgendwo in der nahen Fußgängerzone ein Eis zu essen, aber daraus wurde dann nichts, und wir haben das auf später mal vertagt. Stattdessen kümmerten wir uns um die Bebilderung meiner Lesung und erarbeiteten einen Titel für die „Grey Edition 13“, die im September 2019 erscheinen soll, wenn der so genann­te „Gut-Con“ in Nordrhein-Westfalen stattfindet. Gegenwärtig ist noch nicht ganz klar, ob ich daran teilnehme, aber ich gebe zu, ich liebäugele durchaus da­mit (selbst wenn das wieder eine reine Perry-Veranstaltung sein wird).

Tja, und da ich in der hier präsentierten Darstellung alle Details des Samstages munter überspringe, gehe ich gleich mal über zum Sonntag und zu der Lesung an sich, die eine wirklich kuriose Erfahrung darstellte.

Das Problem an einem Sonntag ist bei einem Con immer, dass am Samstag­abend meist massiver Besucherschwund eintritt. Weswegen Veranstalter Her­bert Keßel dieses Mal auch zwei Vorträge von PR-Autoren auf den Sonntag ge­legt hatte. Der zweite davon sollte um 12 Uhr enden. Mein Lesungsbeginn im Kleinen Saal im ersten Stock war auf 11.45 terminiert. Direkt davor würde, ebenfalls im Kleinen Saal, Angelika Rützel lesen.

Ich hatte mir bereits am Samstag einen kleinen Eindruck von dem Raum und dessen Akustik gemacht, einmal im leeren Zustand, dann, während darin eine Lesung gehalten wurde. Da es sich um den einzigen Raum handelte, der kein Mikrofon erlaubte, würde ich wohl etwas lauter reden müssen.Ich fand aber die Akustik durchaus gelungen. Der rechteckige Saal war mit ca. 40 Stühlen gefüllt (es können auch mehr gewesen sein, ich habe es nicht gezählt, sondern nur ge­schätzt).

Nun, ich schnappte mir also meine Lesemappe, riss mich von dem ausgiebigen Gespräch mit Martina Vogel los, das vermutlich noch Stunden angedauert hätte (kein Scherz, wir fanden immerzu neue faszinierende Themen, die von Reisen über Fotoalben, phantastische Filme, Zugfahrten bei Rheinhochwasser, Fremd­sprachenzertifikate, Gesundheit, das alte Ägypten und vieles andere reichten) und marschierte hinauf in den ersten Stock.

Interessanterweise stand die Tür zum Kleinen Saal offen. Hm, dachte ich mir, weil noch Zeit bis zum Beginn der Lesung war, sind alle ausgeflogen? Das kam mir seltsam vor, weil Joe Kutzner mir bei dem Programmpunkt schließlich assis­tieren sollte. Ich fand das vernünftig, weil er ja als Redakteur, Lektor und Kor­rektor fungiert hatte und deshalb wesentlichen Anteil am Entstehen der „Grey Edition 12“ gehabt hatte. Wenn also Fragen rund um die Entstehung des Ban­des aufkamen, wäre er eindeutig der bessere Ansprechpartner.

Ich trat ein und entdeckte etwas, was Angelika schon im Vorfeld befürchtet hat­te, aber nicht in dieser Intensität. Sie sagte damals, sie habe Sorge, dass der Programmpunkt der Autoren unten im Großen Saal Publikum abziehen könnte. Genau das war auch passiert. Neben dem brummenden Beamer saß Joe Kutz­ner (der auch bei Angelikas Lesung technisch assistieren sollte), daneben Ange­lika mit einem Berg ihrer Publikationen… und als Publikum fläzte sich ein mir namentlich nicht erinnerlicher Fandomler auf einer Tischreihe gleich links ne­ben der Eingangstür (er entschwand dann wenig später und ward nicht mehr gesehen). Gegenüber nahe der Fensterreihe hatte Kurt Kobler vom TCE Platz genommen, der wohl aus reiner Solidarität geblieben war.

Lesung?

Hatte in Ermangelung weiterer Zuhörer nicht stattgefunden. „Wir haben einfach nur nett geplaudert“, gaben Joe und Angelika ein wenig resignierend zu. Und haderten begreiflicherweise mit dem Zeitfenster am Sonntag und der scheinbar lausigen Planung. Ich beruhigte sie und meinte, sie hätten sich doch die ganze Arbeit für den Vortrag nicht umsonst gemacht, sondern könnten ihn nun, da er noch keine Anwendung in Osnabrück gefunden hätte, auf dem Gut-Con im Sep­tember nehmen und so die dortige Vorbereitungszeit verkürzen.

Ihr merkt, ich bin immer ein grundlegend optimistisch gestimmter Zeitgenosse und versuche, selbst wenn die Dinge gründlich schief gehen, das Beste daraus zu machen. Mir schien, dass das die verdrossenen Gemüter einigermaßen be­sänftigte.

Hoffentlich läuft das bei deiner Lesung nicht genauso“, unkte Joe sinngemäß. Und in der Tat, Grund zu der Befürchtung bestand selbstverständlich.

Wir plauderten miteinander.

Es wurde 12 Uhr.

Ich hatte mich mit meinem Skript und dem Stapel „Grey Edition 12“ platziert und harrte entspannt der Dinge, die da kommen sollten. Dass Lesungen von mir mäßig bis kaum besucht waren, hatte ich auch in Braunschweig schon erlebt, nicht zuletzt auf dem dortigen Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ im April 2018.

Um 12.10 Uhr machten sich allmählich Enttäuschung und Ernüchterung breit, das kann ja wohl niemand überraschen. Wir blieben nämlich unter uns. Joe, Kurt, Angelika und ich (die Fotos, die Joe Kutzner von der Location selbst mach­te bzw. machen ließ und die wohl im Fanzine PARADISE 107 zu finden sein wer­den oder gewesen sind – schwer zu sagen, wann es konkret erscheint – vermit­teln vielleicht ein zu optimistisches Bild der Situation) machten ganz das, was auch schon Angelika, Kurt und Joe vorher getan hatten: wir plauderten.

Und dann kam die wilde Volte, die mich sprunghaft überkam.

Während nämlich die anderen TCEler eher verdrossen dreinschauten, grinste ich auf einmal auf die sämtlich leeren Publikumsreihen… und dankte für die Aufmerksamkeit!

Das klingt crazy? Nur, wenn man kein Phantast ist. Und wenn man nicht hinrei­chend Phantasie in scheinbar ausweglosen Situationen entwickelt. Ihr kennt doch sicherlich den Spruch von dem Glas, das wahlweise halb voll oder halb leer ist. Ich wandelte ihn phantastisch ab und füllte (fiktiv) die Zuschauerreihen.

Womit? Mit Laurins.

Das überrumpelte selbst meine Freunde und Kollegen im Raum, wiewohl sie deutlich PR-affiner sind als ich. Man sollte dazu als Nicht-Leser der Perry Rho­dan-Serie wissen, dass das Volk der Laurins uralt ist und in den Rhodan-Roma­nen (meiner verwaschenen Erinnerung zufolge) vor Band 200 der Erstauflage in Erscheinung trat. Wichtig an dieser Tatsache ist nur eins: die Laurins sind ein Volk, das über natürliche Unsichtbarkeit verfügt. Die Terraner in der Serie ent­wickeln schließlich so genannte „Antiflexbrillen“, um diese stabförmigen Wesen dennoch sichtbar zu machen.

Übertragt das nun mal auf die obige Lesung.

Die Reihen sind leer, ja? Nur, weil wir die Unsichtbaren nicht sehen konnten, die sich dort drängten und neugierig lauschten! Also hatte ich meine singuläre Er­fahrung – eine Lesung vor „Laurin-Publikum“… eine witzige Erfahrung, ehrlich. Zumal dann, als der Groschen bei meinen Freunden gefallen war, sie auf diese Phantasie mit einstiegen.

Angelika wandte sich ebenfalls entschuldigend ans Publikum und versprach, nächstens ihre eigene Lesung „interessanter“ zu gestalten. Das schien deshalb notwendig, weil Joe gewitzelt hatte, „in der zweiten Reihe sei jemand während der Lesung eingeschlafen“, wir hätten es also schon etwas interessanter ma­chen können.

Ich neckte ihn, seine Brille sei wohl eine camouflierte Antiflexbrille, dass er das erkannt hätte… doch, wenn man es unter dem Aspekt betrachtet, war diese iro­nisch-lockere Volte am Schluss ins originär Phantastische, die ich vollführte, eine witzige Sache, die unsere Enttäuschung darüber, dass kein Publikum mehr kam, mehr als kompensierte. Wir machten dann vorzeitig Schluss und brachten Technik und mitgebrachte Publikationen wieder nach unten ins Erdgeschoss. Dort stellten wir dann fest, dass der Große Saal immer noch fest verschlossen war – die Autoren waren zu „Questions & Answers“ übergegangen und hatten hemmungslos überzogen.

Kein Wunder, dass niemand sich mehr nach oben verirrt hatte!

Da muss man aber auch von Seiten der Programmplanung Kritik üben, wie ich finde. Denn die sah so aus, dass von 12-13 Uhr eine Mittagspause angesetzt war, völlig die Tatsache meiner Lesung ignorierend, die bis 12.30 Uhr gehen sollte. Und um 13 Uhr sollte dann die allgemeine Verabschiedung sein.

Hrm, das war echt nicht gelungen. Und so kann es auch nicht verwundern, dass Claudia & ich unsere Verabschiedungsrunde vorzogen und dann, als es auf 13 Uhr zuging, dem „Haus der Jugend“ in Osnabrück für dieses Jahr den Rücken kehrten. Wir hatten schließlich noch eine lange Rückfahrt nach Braunschweig vor uns.

Punkt 18 Uhr fanden wir uns dann dort ein – alles in allem war Osnabrück den­noch ein Gewinn, weniger wegen der urigen „Laurin-Lesung“ oder wegen des etwas chaotisch verlaufenden Hörspiels, sondern primär, weil ich mit einer Menge sehr interessanter Menschen in Kontakt kam, alte Freundschaften auf­frischen und faszinierende Gespräche führen konnte. Wer weiß schon, wozu das alles gut ist?

Doch, ich bin zuversichtlich, in zwei Jahren wieder in Osnabrück aufschlagen zu können. Und dann werde ich schauen, dass ich mich gemeinsam mit Angelika stark mache für ein Lesungszeitfenster am Samstagvormittag. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es uns nicht gelingen sollte, potenzielle Leser zu erwischen!

Soviel zu der Kurzform dieses Lesungsberichts.

Mehr von mir lest ihr in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass dieser Artikel nur ein erster Entwurf ist für eine ausführlichere Darstellung meiner Reise nach Osnabrück. Sie wird in Bälde für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) erarbeitet werden und ist zu dem Zeitpunkt, da dieser Blogartikel am 15. September 2019 online geht, längst erschienen, mutmaßlich in der Ausgabe 430 unseres Clubfanzines (Juli 2019).

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