Wochen-Blog 46: OSM-Kosmologie, Lektion 3: Entropie im OSM

Posted Januar 19th, 2014 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Oki Stanwer Mythos stellt, wenn man das mal genau sehen möchte, eine Form von phantastischem Welterklärungsmodell dar, wie das bei vielen derarti­gen Weltentwürfen der Fall ist. Und folgerichtig entstehen hier gewisse Termi­nologien und Bezüge, die von unserer Wirklichkeit deutlich abweichen. In den meisten Fällen ist das gar nicht so sinnfällig, und für die Leser der Gegenwart auch noch nicht wirklich zu erkennen. Das kommt erst im Zuge weiterer Erörte­rungen und mit der Publikation späterer Geschichten zutage.

Da müssen wir uns beizeiten etwa Gedanken machen über so interessante Dinge wie den „Ma­trixraum“, die „Matrix“ selbst (die nichts mit den gleichnamigen Filmen zu tun hat, die später entstanden sind als dieser Begriff im Rahmen des OSM, bei mir gibt es diesen Terminus schon seit mindestens 1983)… und dann gibt es die OS­M-Physik, die manchmal fundamental von dem abweicht, was man vielleicht er­wartet. Da muss man nicht ausschließlich an TOTAM denken, wobei TOTAM frei­lich der Extremfall ist.

Nein, das fängt schon bei scheinbar harmlosen Begriffen an. Heute widmen wir uns dem Begriff „Entropie“.

Entropie ist, um ein gängiges Fremdwörterlexikon zu Rate zu ziehen, entweder „1. eine Zustandsgröße der Thermodynamik, 2. die Größe des Nachrichtenge­haltes einer nach statistischen Gesetzen gesteuerten Nachrichtenquelle oder 3. Maß für den Grad der Ungewissheit für den Ausgang eines Versuches“. Soweit sind wir in unserem Universum und haben uns damit in dem Bereich der Ther­modynamik, der Kommunikationstheorie oder der Wahrscheinlichkeitsrech­nung verirrt.

Im OSM beschreibt Entropie aber noch etwas anderes, und darum geht es uns hier im Detail. Ausgehend von den Grundlagen der Thermodynamik, in der ja Entropie ein Maß darstellt für den Grad an energetischer Unordnung in den kosmischen Bezugssystemen oder auch in Systemen ganz allgemein, beschreibt Entropie bei mir noch eine neuartige Form von Energie, die freilich destruktiver Natur ist.

Der genaue Ursprung von Entropie in diesem genannten Sinn ist bislang noch nicht restlos ausgelotet, da gibt es noch Forschungsbedarf innerhalb des OSM. Aber es ist bis heute soviel klar: Entropie ist eine höchst aggressive und zerstö­rerische, um nicht zu sagen kannibalische Form von Energie, die letztlich die kosmische Entropie im thermodynamischen Sinn in ihrer Endstufe massiv be­schleunigt.

Die erste Bekanntschaft mit etwas, was man als entropische Phänomene be­zeichnete, machte ich im KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984). Bekanntlich spielt diese Serie in der Galaxis Milchstraße im späten 8. Jahrtausend menschli­cher Zeitrechnung. Dort wird, je weiter der KONFLIKT voranschreitet, die Raum­fahrt durch so genannte entropische Phänomene behindert. Am Ende des KON­FLIKTS kristallisieren sich fünf derartige Phänomene heraus:

– Die Energiewolken

– Der Kalte Tod

– Die Störwirbel

– Die Entropie-Schillertore

– Die Parasitwelten

Bei den Energiewolken handelt es sich um schlierenartige, purpurrote Manifes­tationen, die von energetisch aktiven Objekten angezogen werden und zu dras­tischem Energieverlust führen. Schutzschirme brechen zusammen, Waffen- und Antriebsenergien werden aufgesogen, Fortbewegung nihiliert, schließlich wird jedwede Form elektrischer Energie verzehrt, darauf anschließend Wärmeener­gie. Wenn sich Energiewolken mangels anderer ablenkender Quellen festsetzen, können sie sogar die molekularen Bindungsenergien auflösen, so dass von den betroffenen Objekten rein gar nichts mehr übrig bleibt

Der Kalte Tod ist ein tückisches, schleichendes und bis heute nicht vollständig begriffenes Sekundärphänomen entropischer Störungen. Oki Stanwer wird da­mit erstmals konfrontiert, als er im KONFLIKT 15 in ein Paralleluniversum ver­schlagen wird, das mit entropischen Phänomenen stark angereichert ist. Der Kalte Tod führt hier zu einem schleichenden Verlust der Emotionen und zu ei­nem durchaus gelegentlich als positiv empfundenen Zuwachs an rationaler Küh­le und Denkschärfe (vgl. hierzu den „Feuerspürer-Zyklus“ um den Xin Shorex’uss auf der Homepage des Science Fiction Clubs Baden-Württemberg (SFCBW)). Die weiteren Stadien sind allerdings, sehr bald darauf, Katatonie und Tod, der unwiderruflich eintritt, sofern die Betroffenen nicht aus dem Wirkungsbereich des Phänomens entfernt werden können. Das ist umso schwieriger, als man ihn optisch nicht eingrenzen kann. Als Faustformel in solchen Fällen kann gelten, dass immer dann, wenn man ein entropisches Phänomen – etwa Energiewolken – optisch ausmachen kann, die Gefahr durch den Kalten Tod als gebannt gilt, sobald man sich aus dem Sichtbereich des Phänomens entfernt hat.

Die Störwirbel kann man wohl ebenfalls als Sekundärphänomene bezeichnen. Sie sind optisch nur schwer auszumachen und wirken ein wenig wie deutlich wogende, graue Staubwirbel. Daher haben sie ihren Namen. Sie bewirken einen völligen Zusammenbruch hyperphysikalischer Maschinenprozesse und führen durch Überladungen eine Zerstörung der Hardware herbei. Raumschiffe, die ei­nem Störwirbel ausgesetzt sind, kann man anschließend nur noch verschrotten. Eine Gegenstrategie ist bislang nicht bekannt.

Die Entropie-Schillertore sind mit Abstand das interessanteste und vermutlich am besten erforschte Phänomen. Optisch manifestieren sie sich als azurblaue, flächige Gebilde, die man am ehesten mit Spiegelscherben vergleichen könnte. Sie bestehen allerdings vollständig aus entropischer Energie und können Flä­chen von Millionen Kilometern bilden. Die E-S flackern und lumineszieren, je nachdem, in welchem Winkel man sich ihnen nähert. Man kann E-S durchflie­gen, und es ist prinzipiell sogar möglich, durch sie zurückzukehren… dummer­weise sind E-S Raumzeittore. Sie führen wahlweise (worauf man keinen Einfluss hat) in ferne Sektoren des Kosmos, die Millionen Lichtjahre entfernt sein kön­nen, oder aber in parallele Universen mit all den damit verbundenen Gefahren. Eine Rückkehr hat nicht zwangsläufig zur Folge, dass man wieder dort heraus­kommt, wo man gestartet ist, sondern oftmals schließt sich eine Odyssee an, deren Ausgang unklar bleibt. Die bisherigen Protagonisten, die E-S im KONFLIKT 15 durchreisten, hatten Glück, dass sie wieder in ihrer angestammten Umge­bung landeten.

Die E-S sind auch deshalb interessant und relativ gut erforscht, weil sie wahr­scheinlich von den Baumeistern als Basis genommen wurden für die so genann­ten Transitblitzer im Halo ihrer Galaxis Arc. Dabei handelt es sich wohl um ge­zähmte und schematisierte Versionen von E-S, die als Kurzstreckentransmitter dienen. Die Galaxis Arc ist, wie man im KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (1984-1997) oder in der im gleichen KONFLIKT spielenden „Edward-Norden-Saga“ entdecken kann, vom umliegenden Kosmos abgeschottet, der Hyperraum ist ausgesperrt, und der Direkteinflug in Arc damit unmöglich. Allein über die Transitblitzer ist das zu realisieren, was den Baumeistern die totale Kontrolle über den Raumflugverkehr gibt.

Ebenfalls kann bislang gemutmaßt werden, dass die E-S auch dabei geholfen ha­ben, den so genannten Transversalisten im KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (begonnen 1994) die Schaffung des Systems der Transversalen zu ermöglichen. Da darüber aber noch zu wenig bekannt ist, blende ich diesen Zusammenhang hier aus.

Das letzte entropische Phänomen, die Parasitwelten, sind wenig erforscht. Sie treten bislang einzigartig in KONFLIKT 15 auf und bilden eine bizarre, gewisser­maßen in ein Mikrouniversum eingefaltete Wirklichkeit dar. Es kommt in diesem KONFLIKT vor, dass die Raumzeit lokal zusammenbricht. Diese so bezeichneten instabilen Raumzonen sind entropische Senkgruben der Realität, aus denen nach ersten Erkenntnissen nichts mehr entkommen kann. Aber in zwei Fällen geschieht es, dass diese Raumzonen sich so verfalten, dass sie zu dreidimensio­nalen Gebilden werden, die auf den ersten Blick wie Planeten aussehen, eben die Parasitwelten. Auf der Oberfläche dieser Welten herrschen aber eigentümli­che Gesetzmäßigkeiten, die normale kosmologische Physik scheint hier ausge­hebelt zu sein, und die Parasitwelten selbst, manchmal durchaus von lebewe­senähnlichen Kreaturen bevölkert, sind imstande, in überdimensionalen Medi­en über Tausende von Lichtjahren zu driften, und zwar durchaus schneller als Raumschiffe. Wo sie dann wieder im Normalraum erscheinen, führen sie den Zusammenbruch der Raumzeit herbei, machen Hypertransite unmöglich und wirken wie Magnete für die oben genannten anderen Phänomene.

Ich glaube, es ist ganz angenehm, dass ihr mit diesen Dingen auf längere Zeit noch nichts zu tun haben werdet. Aber das sind eben kosmologische Weiterun­gen im Rahmen des OSM, auf die man als Langzeitleser gefasst sein muss. Der Begriff der „Entropie“ ist darum von dem landläufigen Begriff bei uns etwas ab­zusondern.

Es ist auch nützlich, sich die obigen Erläuterungen zu merken, da gelegentlich in Geschichten „Aus den Annalen der Ewigkeit“, die ja durchaus sehr viel späteren KONFLIKTEN entstammen können, solche entropischen Phänomene erwähnt werden könnten. Dann braucht ihr nicht rätselnd die Stirne zu kräuseln, son­dern wisst Bescheid.

Dies ist der wesentliche Grund für solche kosmologischen „Lektionen“, die euch ja mit Basis-Hintergrundwissen über den OSM versorgen sollen.

Ich hoffe, ich konnte mich oben einigermaßen verständlich ausdrücken und ent­schwinde für heute nun wieder. In der kommenden Woche erfahrt ihr dann, was ich im Oktober 2013 so an kreativen Taten vollbracht habe.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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