Liebe Freunde des OSM,

am 28. September, d. h. vor vier Wochen, erzählte ich euch von dem durchweg desaströsen Jahr 2001, das mich beinahe, was das Schreiben am Oki Stanwer Mythos angeht, völlig aus dem Orbit geschleudert hätte… und das alles, wenn man genau ist, wegen der Allüren eines kleinen Mädchens namens Rhonda, das mein Leben so turbulent durcheinander brachte, dass ich mich heute noch fra­ge, wie das möglich ist…

Ja, das frage ich mich heute nämlich deshalb, weil der Archipel-Roman „Rhon­das Weg“ ja nur der Anfang dieses Pfades war. Das Mädchen beschäftigt mich nach wie vor, ich würde behaupten: mehr denn je. Das hängt mit Rhondas wei­terem Lebensweg zusammen. Glücklicherweise hat sich seit dem Jahr 2001 durchaus eine Möglichkeit ergeben, beide Weltsysteme, den OSM einerseits, und den Archipel andererseits, solide miteinander zu verschwistern. Das heißt nicht, dass die Archipel-Welt nun Teil des OSM geworden wäre (das könnte zwar möglich sein, aber bislang gibt es dafür keinerlei Anzeichen), es ist mehr so wie bei einem frisch verheirateten Ehepaar mit sehr unterschiedlichen Part­nern. Sie haben sich zusammengerauft und arrangiert, ihre eigenen Freiräume entdeckt, und sie respektieren sie gegenseitig.

Dennoch – das Jahr 2001 war ein arger Tiefpunkt meiner Kreativität, und wenn ich letztens andeutete, dass ich nicht so wirklich vorwärts kam, Rhondas Bio­grafie ausgenommen, so ist das die reine Wahrheit. Ich hatte jedenfalls Ende des Jahres 2001 den festen Entschluss gefasst, im OSM wieder Land zu gewin­nen, und das glückte mir auch erfreulicherweise.

Anno 2002, das schicke ich mal vorweg, gelang es mir, mit 109 fertig gestellten Werken recht weit vorwärts zu kommen. Dabei stand der Anfang des Jahres ganz im Zeichen der forcierten Magisterarbeit, die ich am 27. Februar 2002 vollenden konnte. Mit dem Titel „Dunkle Vergangenheit – Wissenschaftlerkar­rieren in der kulturwissenschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig“ entstand mein bislang längstes und am­bitioniertestes wissenschaftliches Werk, das zu meiner nicht geringen Über­raschung von meinen Prüfern mit der glatten Note 1,0 beurteilt wurde und mich recht verlegen machte. Ich bin eben ein kritischer Zeitgenosse, und da ich noch nach dem Kopieren der Arbeit zahlreiche Schreibfehler darin fand und mit einem Corrigenda-Blatt den Prüfern kenntlich machte, fand ich mich ein wenig übervorteilt. Aber ein tolles Gefühl war das schon, so anerkannt zu werden.

Zum weiteren Schicksal meiner Magisterarbeit erzähle ich euch in ein paar Mo­naten noch mehr, wenn ich zum kreativen Jahr 2013 komme. Manche Dinge dauern bei mir einfach länger als bei anderen Menschen…

Gleich zu Beginn des Jahres 2002 packte mich, wie konnte es auch anders sein?, natürlich gleich meine liebe, süße Rhonda und meinte, ich solle unbedingt ihren weiteren turbulenten Lebensweg beschreiben, was ich mit dem Roman „Rhon­das Reifejahre“ ab dem 27. Januar dann auch tat. Bis Ende Dezember diesen Jahres war ich dort immerhin bis Seite 482 gekommen… ein klares Indiz, dass der Bann des Archipels ungebrochen war.

Und es sah Anfang 2002 tatsächlich so aus, als würde ich mich immer weiter vom OSM entfernen. In den Monaten Januar bis Juni sucht man OSM-Werke vergebens. Stattdessen tummelte ich mich in so seltsamen Ecken wie der Braunschweiger Lokalgeschichte, in zahllosen Rezensionen, einer Hintergrund­geschichte zu meiner Magisterarbeit einerseits und zur Organisation des 75-Jahre-Jubiläums des Historischen Seminars der TU Braunschweig (den Termin fand ich während meiner Magisterarbeitsrecherchen eher zufällig heraus und wurde anschließend dann auch mit der Organisation des Jubiläums beauftragt, was mich natürlich vom Schreiben gründlich ablenkte). Zudem versuchte ich, zusammen mit einem befreundeten Autor, mich in das Themengebiet des Bergromans einzuarbeiten… ein Versuch, der allerdings mangels Adaptionsfähigkeit fehlschlug.

Im Juli brach dann der OSM aus dem Schlummer wieder aus. Mit „Der Feuer­sklave“ entstand quasi über Nacht der dritte Feuerspürer-Roman, ein Werk aus der Galaxis Feuerrad im KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, be­gonnen 1994. Und mit zwei weiteren Episoden dieser Serie blieb ich gleich in diesem Kosmos und besuchte die geheimnisvolle Welt Hohlringland, in der ein Volk von Drachen, die Leet, aufgrund ihrer Auswanderung dorthin mit autono­men Totenköpfen zusammenprallen und dann, zu allem Überfluss, noch mit der Dämonenwaffe GOLEM und ihrer Armee konfrontiert werden.

Action pur.

Doch mehr fesselte mich die Lebensgeschichte des Feuerspürer-Xin Shorex’uss, der bereits im August 2002 mit dem vierten Feuerspürer-Roman „Die Feuerjä­ger“ auf katastrophale Weise in seiner bisherigen Lebensplanung gestört wur­de. Ohne zu viel verraten zu wollen – diese Romane werden beizeiten in der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“ publiziert werden – , dieser Roman hört mit einem richtig üblen Cliff-hanger auf.

Im September 2002 schwenkte ich zurück in den Kosmos 19 des OSM, also in die Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“, begonnen 1991. Hier verfolgte ich die grässliche Expedition des Entropie-Ingenieurs XATHIIL in einen parallelen Kos­mos voller furchtbarer Überraschungen, geriet auf „Feuer-Terra“ in ein regel­rechtes Gemetzel, und dann stolperte ich, im gleichen Kosmos, über das hoch­begabte Volk der Zoombys und machte die Bekanntschaft mit dem Orden der Nosh-Mönche, die planmäßig daran gingen, ihr ganzes Volk in eine religiös-fun­damentalistische Diktatur zurückzuführen… unter strikter Billigung der Bediens­teten der Sieben Lichtmächte.

Wieso dies? Nun, das ist alles ein wenig verzwickt. Es hat damit zu tun, dass die vorher Raumfahrt betreibenden Zoombys allen Ernstes beabsichtigten, das SCANNER-System anzugreifen und zu zerstören, also das Zentrum der Licht­macht-Bediensteten in der Galaxis Milchstraße. Ein völlig törichter Plan, der fol­gerichtig auch scheiterte… aber da die Zoombys des Nosh-Ordens dann mit den Lichtmacht-Bediensteten kollaborierten und die Oberherrschaft über das Zoom­by-Reich übernahmen und es gründlich enttechnifizierten, entschärften sie die Gefahr für ihr Volk, kurzerhand als vermeintliche „Vasallen TOTAMS“ ausge­löscht zu werden.

Die Galaxis Milchstraße in KONFLIKT 19 ist wirklich ein sehr gefährliches Terrain, ein ideologisches Minenfeld voller hochgradig nervöser und leider sehr macht­voller Antagonisten. Der Vergleich mit den entscheidenden Stunden der Kuba-Krise von 1962 wäre hier durchaus angebracht. Ich werde euch beizeiten noch mehr über diese gefährliche Welt erzählen müssen, in der ich nach wie vor un­terwegs bin.

Der KONFLIKT 19 hielt mich weiterhin magisch fest. Ich verfolgte Ende Septem­ber den Weg der glücklosen Berinnyer von der Welt Dawson ins solare System, und Anfang Oktober blickte ich zurück in die NISCHE, wo ich mich zuletzt 1998 aufgehalten hatte: Oki Stanwer und seine Leute von der MISSOURI hatten den „fliegenden Kontinent“ Shonta-Land erreicht und waren nun im Auftrag des Crelly-Piratenfürsten Vhaalinesch, des Vyxxay-Khenn von Gondaur, unterwegs auf die Klippen und dann ins Herz von Shonta-Land, wo sie in Lebensgefahr ge­rieten.

Und dann? Was war dann?

Handlungsblende nach Dawson! Nein, kein Witz, so war das. Ich ließ Okis Expe­dition in lebensbedrohlicher Lage ausweglos zurück und schaute mir an, was derweil auf Dawson passiert war. Mit Band 32 der Serie, „Terror auf Dawson“, begannen sich Ende Oktober 2002 auch hier die Ereignisse zu überschlagen. Im November wurde ich – der Handlungsstrang des KONFLIKTS 19 hielt unvermin­dert an – mit schwarzen Zwergen auf Dawson konfrontiert (kommen euch die bekannt vor? Woher nur…? Ich empfehle einen Blick in den KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ und in den Annalen-Band 2 „Ian und der Stein der Götter“).

Überhaupt begann im November 2002 die Kreativität regelrecht zu explodieren. Das lag nicht nur am KONFLIKT 19, sondern sehr viel mehr daran, dass ich end­lich damit begann, Rettungsabschriften alter OSM-Serien anzufertigen. Aus plausiblen Gründen begann ich mit der frühesten, „Oki Stanwer“ (1981-1984), wo die Schrift schon an manchen Stellen arg verblasst war (handschriftliche Skripte). Da tat Rettung wirklich Not. Und ich kommentierte zugleich eifrig, wo­her die Inspirationen kamen, soweit ich das nachvollziehen konnte, wo ich neue Zusammenhänge herstellen konnte und wo überall welche Fehler zu finden wa­ren… bis Ende Dezember kam ich bis Band 25 „Trainingslager der Hölle“.

Dabei sollte ich allerdings erwähnen, dass die ersten vier Episoden der Serie nicht mehr existieren. Ich habe sie einst, als ich die Serie in „Buchform“ umzuar­beiten begann, anschließend entsorgt… heutzutage kann ich über solchen Wahnsinn nur den Kopf schütteln, aber um 1984 herum war ich so merkwürdig drauf.

Sinnvollerweise sollte ich noch zwei Dinge ergänzen: auch der Archipel be­schränkte sich natürlich nicht nur auf den zweiten Rhonda-Roman, er hielt mich auch in vielerlei anderer Hinsicht auf Trab. 2002 war nämlich das Jahr, in dem eine Vielzahl an langen Archipel-Geschichten entstanden. Damals hätte ich sie als Novellen bezeichnet, heute sehe ich sie einfach als recht umfangreiche Kurz­geschichten.

Am 1. Mai etwa entstand die Story „Der Legendensammler und das Mädchen“, am 17. Mai die ziemlich deftige erotische Legende „Neeli auf Anneyoo“, nur sechs Tage später, nicht minder heftig, die Story „Das entscheidende Wort“, in der ein Seemann einem vermeintlichen Legendenwesen begegnet, nämlich ei­ner so genannten Neelitin, und einen feurigen Liebesnachmittag erlebt, wie er ihn noch nie kennen gelernt hat.

Am 13. September folgte eine weitere Auskopplung aus einem Rhonda-Roman, als ich die Begebenheit um „Janines Feuerprobe“ als separate Geschichte aus­lagerte. Im Dezember folgte etwas sehr Ähnliches, nämlich „Der Zauber von Hamin, und kurz vor Silvester konnte ich noch die Arbeit an der Archipel-Ge­schichte „Das Mädchen von Anamorid“ abschließen. Bis heute ist keine dieser Geschichten publiziert worden, wenn ich das richtig sehe.

Zurück zum OSM, ehe das hier zu sehr ausufert… im Dezember blieb ich auch noch im KONFLIKT 19 und schrieb mit Band 34 „Enthüllungen“ die bislang am weitesten vorgeschobene Episode.

Und man kann sagen, dank dieser Gewaltaktionen hatte mich der OSM ebenso zurückgewonnen, wie ich dem Archipel treu geblieben war. Zudem hatte ich im Juni 2002 mein Studium erfolgreich abgeschlossen… und nun lag der Arbeits­markt vor mir, und ich hatte zu schauen, wo ich unterkommen mochte. Dabei war mir in diesem Jahr klar geworden, wo meine Zukunft definitiv nicht lag – ich war nicht befähigt, Bergromane oder Jugendromane zu schreiben, die bisheri­gen Experimente waren gründlich fehlgeschlagen.

Was lag also näher, als zu versuchen, mit Hilfe meines sich allmählich aufbauen­den historischen, regionalen Netzwerks eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt für Historiker zu suchen? Und glücklicherweise gab es da auch bald die erste inter­essante Möglichkeit. Davon erzähle ich im nächsten Teil dieser Reihe, der am 23. November hier veröffentlicht werden wird.

Was tat ich bis dahin? Was ich schon gewohnt war: die Welten des OSM und des Archipels weiter erforschen. Und wie ich inzwischen wusste, gab es da wirk­lich mehr als genug zu sehen.

Glaubt mir, es wurde wirklich nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Ihr werdet es erleben. Doch zuvor erzähle ich euch in der kommenden Woche an dieser Stel­le, wie meine Kreativität sich im Juli 2014 entwickelte. Lasst euch überraschen, was da alles meine Gedanken bewegte.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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