Liebe Freunde des OSM,

vor fünf Wochen, am 19. Oktober 2014, habe ich euch hier mit Teil 22 meiner Kreativbiografie zurückgelassen, wo ich euch vom Jahr 2002 erzählte, in dem beinahe der OSM und meine wissenschaftliche Karriere Schiffbruch erlitten hät­ten und sich gerade soeben noch berappeln konnten. Und dann lag die Zukunft offen vor mir.

Ich hatte nun den akademischen Titel eines Magister Artium (M.A.) der Ge­schichte erlangt, relativ breites historisches Wissen erworben, und durch meine Archivrecherchen in den zurückliegenden drei Jahren war mir mehr und mehr klar geworden, dass dieses Arbeitsfeld für mich von besonderem Interesse sein würde. Irgendwie bin ich ein Mann des Papiers, der Schrift, der Bücher… von Kindesbeinen an, und zudem hatte ich jetzt eine Ausgangslage erreicht, in der ich wissenschaftlich vorwärts kommen wollte.

Einerseits. Ja.

Andererseits… da gab es auch den entgegengesetzten Impuls, den der Kreativi­tät. Das ließ sich in gewisser Weise zweifellos vereinbaren und verbinden, das wollte ich nicht in Abrede stellen, und mancher historische Artikel und zahlrei­che historische Rezensionen, die ich schon geschrieben und publiziert hatte, legten auch auf diesem Gebiet Zeugnis von meinen vielseitigen Fähigkeiten ab.

Und doch… mein tiefer Herzenswunsch war nach wie vor mit den Welten ver­bunden, die ich so lange schon kannte. Glorreiche Namen voller Farbenpracht und Erinnerungsschwere waberten durch meinen Verstand: Arc, Bytharg, Feuer­rad, Koopen… um nur die bedeutsamsten zu nennen. Und was war mit dem Ar­chipel, wo es noch so unendlich viel zu erforschen gab? Wo mich ein kleines Mädchen namens Rhonda und eine blondlockige Prinzessin ohne Reich namens Christina von Zhiongar lächelnd bedrängten, einen Teil meiner Aufmerksamkeit ihnen zu widmen?

Wie passte das in meinen neuen Lebensplan?

Ihr merkt die Unentschlossenheit. Irgendwie war mir die Orientierung abhan­den gekommen… und ja, vielleicht ist das mit ein wesentlicher Grund, warum ich für das Studium so lange brauchte, das mag sein. Von irgendwoher brauchte ich eine neue Zielausrichtung, und wie üblich kam sie gleich von mehreren Sei­ten.

Zunächst forderte der OSM seine Aufmerksamkeit. Ich arbeitete im Januar 2003 erst einmal weiter an der Abschrift der 15. OSM-Ebene, „Oki Stanwer“ (1981-1984), wo ich in diesem Jahr bis Band 40 kam („Die Seelen-Armee“). Doch dann fing mich sofort KONFLIKT 19 ein, „Oki Stanwer – Der Missionar“, hier erreichte ich bis Jahresende Band 41 „Das Vernichtungssystem“.

Ebenfalls im Januar spülte mich dann, wie konnte es anders sein?, der Archipel wieder über Bord, in Gestalt des Romans „Rhondas Reifejahre“ (hier gelangte ich bis Dezember auf Seite 851 des Manuskripts), zahlreiche weitere Archipel-Geschichten sollten in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken, die zumeist bis heute nicht veröffentlicht sind.

Und dann war da die Geschichtswissenschaft… und mein Brotberuf, wenn man so will. Dank der Vermittlung eines befreundeten Historikers erhielt ich die Ge­legenheit, meinen ersten Werkvertrag auszuführen, diesmal für das Stadtarchiv Braunschweig. Die Arbeiten am Projekt „Der 17. Juni 1953 in den Braunschwei­ger Zeitungen“ begann im März und vereinnahmte mich außerordentlich, zwar nur für wenige Monate und für ein recht bescheidenes Honorar… aber immer­hin war das eine handfeste historische Arbeit.

Außerdem haderte ich noch immer mit dem Zustand meiner Magisterarbeit. Ich sollte vielleicht nachtragen zum Teil 22 dieser Reihe, dass ich ursprünglich für die Magisterarbeit mehr als 60 Biografien von Geisteswissenschaftlern recher­chiert hatte, letzten Endes aber nur 6 davon verwenden durfte… und ich saß nun auf mehreren Ordnern an Archivmaterial und Abschriften, und ihr könnt si­cherlich verstehen, wenn ich sage: das war doch einfach nicht in Ordnung, so­viel Energie in die Sache gesteckt zu haben, um sich nun mit 10 % zufrieden zu geben.

Ich begann also damit, aus diesen Biografiematerialien biografische Indivi­dualaufsätze zu entwickeln. Über Braunschweiger Historiker. Über Ärzte. Über Stimmlehrer (!) und Philosophen sowie Psychologen. Es gab soviel zu erzählen… warum sollte ich dieses Wissen in meinem Herzen bergen und es nicht hinauslassen? So ticke ich nicht, Freunde, das ist nie meine Art gewesen. Ich möchte mit der Welt kommunizieren, jede Art von „Wissensprotektionismus“, wie ich das nenne, liegt mir gänzlich fern. Ich sehe darin keinen Gewinn für irgendwen. Das ist ja auch der Grund, warum ich euch all dies erzähle, warum ich den OSM mit euch teilen will und dergleichen… größtmögliche Offenheit und großzügige Bereitschaft zum Teilen, das treibt mich immer schon an.

Als also das Projekt mit dem Stadtarchiv endete und ich – mangels eingezahlter Beiträge in die Sozialversicherungen – auf die Sozialhilfe verwiesen wurde, da konzentrierte ich mich also mehrheitlich auf das Schreiben und Veröffentlichen historischer Aufsätze. Die meisten davon kamen unentgeltlich heraus, später sollte ich für Beiträge im „Heimatbuch für den Landkreis Wolfenbüttel“ ein be­scheidenes Honorar verdienen.

Außerdem segelte ich weiterhin im Archipel, und der OSM hielt mich nach wie vor immer wieder in seinem Bann. Da hielt ich mich zumeist im KONFLIKT 19 auf oder aber in der Galaxis Feuerrad, um dem armen Feuerspürer-Xin Shorex’uss sinnbildlich über die Schulter zu schauen (er hat keine Schulter). So konnte ich am 28. März den nächsten Roman des Zyklus fertigstellen, „Feuer­herz“.

Leider überwältigte mich und uns alle in dieser Zeit noch etwas ganz anderes, mit etwas Zeitverzögerung: im Herbst 2001 war der Anschlag auf das World Tra­de Center in New York erfolgt, und in den Jahren 2002 und 2003 wurde der so genannte „Krieg gegen den Terror“ eröffnet, der mich als Phantasten auch nicht unberührt ließ. Eine grässliche Zeit der mentalen Verfinsterung der Welt scheint seither eingesetzt zu haben, die namentlich die amerikanische Nation grundle­gend verstört hat.

Ich sah in diesem „Krieg gegen den Terror“ eine Art bizarre Spiegelung eines Krieges innerhalb des OSM, so seltsam sich das jetzt auch anhören mag: der verzweifelte Kampf gegen einen Feind, der so offensichtlich völlig amorph, re­gellos und unbegreiflich scheint, der überall zugleich und nirgends ist, der sich nicht an die zivilisierten Grundsätze wie die Haager Landkriegsordnung hält…

Wie vertraut war mir das doch!

Wie sehr fand ich darin die Reflexion des psychotischen Krieges der Baumeister gegen die Macht TOTAM… eine Macht, die man weder verstehen noch offen­sichtlich besiegen konnte. Deren Motive zumeist nicht hinterfragt wurden, son­dern der schlicht der Stempel „das Böse schlechthin“ aufgedrückt wurde. Und wenn man versuchte, nachzuforschen, Verständnis zu zeigen, kritische Nachfra­gen stellte… wie oft kam es dann vor, dass die Baumeister selbst und ihre Be­diensteten jene Nachfragenden zu Staatsfeinden erklärten und sie gegebenen­falls liquidierten?

Ja, selbst zehn Jahre nach all diesen Geschehnissen, ihr wisst es aus den Nach­richten der Gegenwart, sind diese Ereignisse nicht Vergangenheit. Nach wie vor tobt der „Krieg gegen den Terror“, löst Hysterie aus, verzweifelte Präventiv- oder Vergeltungsschläge, immer noch leben ganze Nationen in Angst und Ter­ror, und die arme Zivilbevölkerung etwa in Afghanistan oder im Irak kann von „Normalität“ nur träumen.

Ach, wie vertraut ist mir das doch aus dem Oki Stanwer Mythos.

Wie vertraut, wie tragisch, wie aussichtslos.

Krieg gegen Schatten, ohne den Gegner zu verstehen, muss langfristig einfach scheitern, er kann keinen Erfolg haben. Und mag man noch so sehr über die beste Technologie und den größten Militärapparat verfügen. Was hilft das, wenn der Gegner mit Teppichmessern oder Zutaten aus einem Metallwarenla­den Bomben baut oder Flugzeuge kapert?

Im Juni ließ mich das Stadtarchiv-Projekt los, und ich stürzte mich erneut in den OSM, diesmal in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, wo ich bis Juli weilte. Danach erfolgte ein Umschwung über die zeitliche Distanz von rund 15 Milliarden Handlungsjahren, und ich kehrte in die Galaxis Leucienne zurück, also den Handlungsschauplatz des KONFLIKTS 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leu­cienne“. Hier beschrieb ich das, was als das „meshorische Desaster“ in die Ge­schichte dieses KONFLIKTS eingehen sollte… ein stumpfsinniges Invasionsunter­nehmen einer bornierten, kleingeistigen Raumfahrernation auf einem Planeten namens Höolyt.

Am Ende dieser vier Episoden saß ein einzelner meshorischer Koordinaten­wächter, degradiert und von einem ganzen Volk gejagt, auf einer Welt fest, die so ganz eigene Probleme mit Wesen hatte, die aus einem Raum jenseits des Todes zurückgekehrt waren, weil sie an „Heimweh“ litten.

Und in meiner Seele brodelte es… oh, und wie es brodelte, ich spürte es sehr deutlich. Da war etwas, was meine kreative Energie geradezu nach innen abzog. Es spielte irgendwie kaum eine Rolle, dass ich mit Unterstützung des Psycholo­gischen Instituts der TU Braunschweig einen Vortrag an der Universität halten durfte zu deren Institutsgründer Bernhard Herwig.

Es spielte auch keine signifikante Rolle, dass ich durch eine befreundete Histori­kerin einen weiteren Honorarauftrag bekam, wieder für wenige Monate, dies­mal ging es hier um die „akkreditierten Journalisten des Versailler Friedensver­trages von 1919“.

Völlig unvermittelt stand ein neues Universum direkt vor dem Durchbruch, und am 16. November 2003 war es dann endlich soweit – ich lief zusammen mit ei­ner jungen Forscherin durch die Menschenmengen einer fremden Stadt, auf ei­ner fremden Welt, in einer unbekannten Galaxis, und ich kam wie sie zu spät und sah nur noch die glühende Energiesäule, in der sich vor ihren Augen ein epochales Ereignis manifestierte – die Energetisierung der greisen Sternenfor­scherin Sianlee.

Ich war in Twennar angekommen, in jener Schreckenswelt, in der die schwarze, finstere Blüte des Terrorimperiums der Troohns sich anschickte, Welten zu zer­malmen, ganze Sonnensysteme, Imperien und Galaxien.

Ja, ich hatte von ihnen schon vor fast zwanzig Jahren gehört… aber nur als fer­nem Nachtmahr. Und wie üblich war ich nicht auf das vorbereitet, was ich zu sehen bekam. Wie das alles weiterging, davon erzähle ich euch mehr in der nächsten Folge dieser Reihe. In der nächsten Woche findet ihr an dieser Stelle meinen Bericht über den Fortschritt des OSM im Monat August 2014. Bleibt neugierig, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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