Liebe Freunde des OSM,

das Setting dieses Romanfragments aus dem Erotic Empire ist eigentlich ein relativ klassisches. Deutlich später angesiedelt als das Voskinnen-Abenteuer, von dem ich vor ein paar Monaten schon erzählt habe, befinden wir uns diesmal wenigstens 400 Jahre in der Zukunft. Der Schauplatz der Geschichte ist eine ter­ranische Kolonialwelt namens Corrida II, die seit 340 Jahren den Kontakt mit ihrem Ursprung verloren hat … und wie man das aus klassischen SF-Roman-Settings kennt, führt so etwas weni­ger zum Aufblühen einer eigenen Hightech-Zivilisation als viel­mehr zu einem schleichenden, degenerativen Abstieg. So ist es auch auf Corrida II geschehen.

Zur Handlungszeit ist die Raumfahrt hier vollkommen verges­sen, und so etwas wie systemische Besiedelung gibt es nicht mehr. Doch ökologisch hatten es die Siedler auf Corrida II recht gut erwischt. Sie sind nicht in katastrophalen Umgebungen ge­landet – etwa in einer globalen Eiszeit wie auf Voskinnen oder einer Dschungelwelt wie Saigon II, die durch einen alles durch­dringenden Mikroorganismus quasi unbesiedelbar geworden ist.

Corrida II ist ein halbarider Planet mit weitgehend steppenarti­gem Vegetationscharakter. Es existiert ein nahezu wie ein Schildkrötenpanzer geformter einziger Kontinent inmitten von flachen Meerlagunen. Die Siedler stammten mehrheitlich aus Spanien und dem lateinamerikanischen Raum, was alsbald die Kultur, die sich hier entwickelte, zu prägen begann. Nach dem Rücksturz in die präatomare Zeit kam es auch zu einer Rückent­wicklung zu archaischen Regierungsformen. Zersplittert in eine Vielzahl von rivalisierenden Kleinstaaten experimentierten die einen mit der Monarchie, andere spülten Neuadelskasten an die Macht, wieder andere setzten mehr auf Militärdiktaturen.

In all diesen Kleinstaaten, in denen krasse Besitzunterschiede bestanden, gab es, dem menschlichen Naturell entsprechend, Ausbeuter und Ausgebeutete. Vielfach zog es die jungen Heiß­sporne in die größeren Städte, wo sie ihr Glück zu machen such­ten.

Auch im Staat Jambala war das so. Im Zuge einer antiroyalisti­schen Bewegung kam eine neue Gruppe von Politikern an die Macht, die – wenigstens nach außen hin – mehr am Wohl des Volkes interessiert war als die vorherigen Machthaber.

Einer dieser „homo novus“, die auf diese Weise in Amt und Wür­den gespült wurden, war Kommissar Cesco Perez. Er hatte in der Provinz, wo er aufgewachsen war, schon oft viel Schmeich­lerisches von der Hauptstadt gehört und sich besonders auf eins gefreut: auf die rassigen, leidenschaftlichen Frauen, die es hier geben sollte und die sich so sehr von den schlichten Dorfschön­heiten seiner Heimat unterscheiden sollten.

Diesem Versprechen wurden insbesondere die käuflichen Frau­en der Hauptstadt absolut gerecht. Und so galt Perez recht schnell als potenter Hengst, der Frauen mit Genuss und Ausdau­er geradewegs ins Paradies zu vögeln verstand. Alles sah also wirklich ideal aus …

Doch dann ereignet sich der Zwischenfall mit der Bank, und al­les wird anders.

Was für ein Zwischenfall? Nun, schauen wir uns das mal genau­er an. Perez und sein Assistent können anfangs gar nicht fassen, was da passiert ist:

Als die Revolution siegte, bestand einer der ersten Pläne des neu­en Regimes in Jambala darin, die finanziellen Verhältnisse wieder zu normalisieren und die Kapitalflucht zu unterbinden. Der Militärjunta war klar, dass viele Leute zu flüchten versuchen würden und dass sie, natürlich, eine Menge Finanz mitgehen lassen wollten.

Kommissar Cesco Perez, einstmals Polizeichef in der Provinz, nun berufen dazu, als Sonderkommissar mit außerordentlichen Vollmach­ten diesen Sumpf der Verschwendung trockenzulegen, begann paral­lel zum Leiter des Foltervollzuges damit, die ersten Verdächtigen festzunehmen.

Rasch zeigte sich eine sehr bestürzende Entwicklung.

„Sie sagen, die Goldvorräte seien verschwunden? Aber das ist un­möglich! Das sind über sechshundert Tonnen Gold gewesen“, sagte er seinem Chefermittler bestürzt. „Das kann man sich doch nicht so einfach in die Tasche stecken und davon spazieren!“

„Nein, und man kann es auch kaum in Barrenform über die Grenze schmuggeln“, wurde ihm bestätigt. „Wir haben in den Verhören Hin­weise darauf gefunden, dass zwei verschiedene Wege eingeschlagen worden sind – einmal ist die Münzprägeanstalt darin verwickelt, und dann ein Edelmetallgussunternehmen.“

„Sie haben die Verantwortlichen hoffentlich schon festgenom­men!“

„Natürlich. Aber sie schweigen. Ich … würde sie ungern an Alonso überstellen, Kommissar.“

Der bullige Manuel Alonso war der Leiter des Foltervollzuges, ein Sadist, wie er im Buche stand. Er folterte aus Spaß an der Freude, und es war ihm gleichgültig, ob die Gefolterten geständig waren oder nicht. Sie starben meist unter unendlichen Qualen, und leider sehr rasch.

Perez nickte. „Ich sehe das genauso. Sehen wir uns die Sache also mal besser genau an. Vielleicht finden wir vor Ort Hinweise.“

Sechshundert Tonnen Gold sind weg! Das ist ein arger Schlag für das neue Regime. Also setzt Perez natürlich alles daran, her­auszufinden, wohin es wohl verschwunden sein kann. Und rasch wittert er eine weitläufige Verschwörung. Die weiteren Indizien bestärken ihn nur darin, insbesondere die Person, die er als nächstes in der Bank kennen lernte – die leidenschaftliche und rassige Chefsekretärin Angela Tarvini:

Die Leiterin des Büros war nach der Verhaftung der Führungsriege der Bank die Chefsekretärin Angela, ein wunderbares, langbeiniges und dunkelmähniges Geschöpf, bei dem sich jedermann wunderte, warum sie nicht längst weggeheiratet war. Ihr wurden zahlreiche Af­fären mit dem Vorstand nachgesagt, aber niemand hatte das jemals handfest nachweisen können. Sie selbst schien das nicht im Mindes­ten zu kümmern.

Sie war ein stolzes, unglaublich rassiges Wesen, das gern in haut­enge Kleider schlüpfte, die ihren Körper auf eine provokante Weise in Szene setzten, dass selbst gestandene Männer das Herzrasen beka­men. Und unzweifelhaft war ihr ihre Wirkung sehr bewusst.

Perez spürte: diese Frau war echtes Dynamit!

Sie führte Kommissar Perez und seine Begleiter selbst zu den Tre­sorräumen, in denen gähnende Leere in jenem Abteil herrschte, wo die Goldvorräte gewesen waren.

„Mir ist das unerklärlich, Kommissar. Das muss alles in der Nacht geschehen sein, denn sonst erfährt man so etwas natürlich – schließ­lich braucht man Gabelstapler für diese Masse an Gold, die zu trans­portieren ist.“

„Genau. Die Frage der Logistik, die Frage des Wie ist entschei­dend“, pflichtete er ihr bei und ließ sich die gesicherte Anlieferungs­rampe zeigen, die man ohne komplizierte Identifikationsmanöver nicht öffnen, geschweige denn betreten konnte.

Er gewann den Eindruck, dass nur besonders privilegierte Perso­nen Zutritt bekommen konnten, nämlich solche, die den Code kann­ten.

„Die Direktoren kannten den Code, nehme ich an?“

„Selbstverständlich“, nickte die wunderschöne Angela eifrig. Dabei wippte unter der Bluse ein derartig voluminöser Busen, dass sowohl Perez als auch Ramon große Augen bekamen. Wer die Frau im Bett hatte, musste als glücklicher Mann angesehen werden.

„Sie selbst auch?“

„Ja, schon … aber ich war ja noch im Urlaub, als das Verbrechen geschah. Ich kam erst vorgestern wieder zurück und erhielt Kenntnis von … von der Inhaftierung meiner Vorgesetzten.“

Sie schaute ihn aus großen, dunklen Augen an, die ihn mächtig faszinierten.

Doch, sagte er sich beeindruckt, mit der Frau hätte er gerne mal was. Aber solch eine Person war natürlich zu erhaben dazu, sich mit einem Kriminalkommissar einzulassen … wirklich zu schade, dass sie ganz bestimmt keinen Zweitberuf als scharfe Hure besaß – bei dem Körper wäre sie jede Nacht ausgebucht gewesen.

Er machte sich eine mentale Notiz, dass er dringend wieder für die Nacht ein Date mit einer von Lady Tamaras Mädels buchen musste. Vielleicht Aria, die ihn von ihrem Aussehen durchaus an die Tarvini erinnerte.

„Ihre Reaktion?“

„Ich … nun, ich war natürlich ganz entsetzt, Herr Kommissar! Was denken Sie denn? Ich bin loyale Angestellte der Bank, und meine Pflichterfüllung geht mir über alles. Ich konnte mir nicht einmal im Traum vorstellen, dass meine Vorgesetzten so ruchlos sein würden, unsere gesamten Goldvorräte zu entfernen … das ist ein Verbrechen …“

Die Befragung der Chefsekretärin Angela brachte die Ermittlungen nicht voran, aber Perez gestand sich ein, dass er vielleicht wegen ih­rer offenkundigen Schönheit nicht ganz bei der Sache war. Ständig fantasierte er, wie diese Frau wohl unter ihrer weißen Seidenbluse und dem knappen, aber züchtigen Rock aussah. Wie sie klingen mochte, wenn es ihr ein Mann energisch besorgte.

Und er dachte an die Geschichten, die er gerüchtehalber von die­ser beeindruckenden Frau gehört hatte, Geschichten davon, dass sie bäuchlings auf dem Chefschreibtisch lag und es wollüstig mit den Bankdirektoren trieb, um aufgrund ihrer Arbeitsleistung eine Ge­haltserhöhung zu bekommen … angesichts ihrer so gezeigten „Leis­tung“ zweifellos mit Erfolg …

Angesichts ihrer momentan so korrekten, stolzen Haltung klang das indes wie eine Ausgeburt der Eifersucht anderer Frauen, die nei­disch darauf waren, derlei Privilegien nicht zu genießen. Von denen gab es sicherlich jede Menge. Perez ahnte, dass er nur ein paar wei­tere Türen in der Verwaltung würde öffnen müssen, um von anderen Sekretärinnen die übelsten Tratschgeschichten über die Tarvini zu hören – und ebenso zweifellos waren wenigstens neunzig Prozent davon erlogen und aus reiner Eifersucht erfunden.

Frauen untereinander waren Hyänen, das wusste der Kommissar nur zu gut, und dass die Tarvini jede Menge sie hassende Rivalinnen besaß, konnte ja wohl als sicher gelten – bei der strahlenden Schön­heit! Dennoch … dennoch spürte er irgendwo in den Tiefen seiner kriminalistischen Seele, dass das nicht alles zu sein schien.

Er war überzeugt, dass die Chefsekretärin mehr wusste, als sie zu­gab. Aber wie sollte er sie aus der Reserve locken …?

Doch damit halste er sich nur ein weiteres Problem auf, das diesmal mit seiner Libido zu tun hatte. Die weiteren Informatio­nen, die er mit seinem Stellvertreter Ramon Duarte zusammentrug, er­gaben einfach keinen Sinn … und es war schließlich absurder­weise ein Groschen-Kriminalroman, den Ramon gelesen hatte, der schließlich des Rätsels Lösung präsentierte … jedenfalls bei­nahe.

Der Großteil des geraubten Goldes kann so überraschend si­chergestellt werden. Aber es fehlten immer noch enorme Men­gen geprägten Goldes. Also überschreitet Perez seine Befugnis­grenzen und bringt die Sekretärin Angela Tarvini in eine hoch­notpeinliche Lage, in der sie schließlich ängstlich ein Geständnis ablegt. Indes: gegenüber ihm allein, mit Handschellen gefesselt und auf dem Rücksitz seines Wagens, mit dem er durch die nächtliche Hauptstadt fährt.

Nichts davon wird vor Gericht Bestand haben.

Aber tatsächlich führt ihn Tarvinis Geständnis zum geprägten Münzgold. Das verändert die Situation grundlegend.

Damit haben sie auf einmal ein völlig anders geartetes Problem: Er hat nun die Tarvini genau dort, wo er sie haben möchte … nämlich auf dem Rücken und hilflos seinen geilen Wünschen ausgeliefert (und sie ist wirklich so gut, wie er das angenom­men hat). Sie ist natürlich dennoch eine Staatsfeindin, aber ir­gendwie widerstrebt es ihm, dieses schöne Wild den Folterern und dem Schafott auszuliefern, wo sie unbezweifelbar landen wird … da gibt es doch sicherlich eine schönere, langfristigere Möglichkeit, diese Zwangslage auszunutzen. Also lässt er sich Zeit mit seiner schönen Geisel und genießt ihre Notlage ausgie­big.

Und dann ist da natürlich noch das geprägte Münzgold, dessen Lage Perez nun kennt … sehr viel Gold.

Was er machen müsste, von Amts wegen, ist völlig evident: Er müsste die Tarvini ausliefern, das Goldversteck verraten und es dem Staat zurückgeben, völlig klar.

Was bekäme er dafür? Einen feuchten Händedruck zum Dank, vielleicht einen Orden und eine kleine Gehaltsaufstockung. Schon eine Handvoll Goldmünzen würde das allerdings völlig aufwiegen.

Und hier gibt es zentnerweise Münzgold, das im Grunde genom­men nur noch darauf wartet, geborgen zu werden.

Er wird also schwankend in seinen Überzeugungen.

Vielleicht … nun ja, vielleicht gibt es ja auch einen anderen Weg, den er einschlagen könnte. Einen, der absolut gar nichts mehr mit seiner beruflichen Laufbahn zu tun hat, aber einen Blick in einen beispiellosen Reichtum eröffnet.

So beginnt Kommissar Cesco Perez mit der Bedächtigkeit, für die er berüchtigt ist, diesen neuen, absolut illegalen Pfad zu verfolgen, und ein Tanz auf dem Vulkan beginnt – denn ihm ist völlig klar, dass er bei dem kleinsten Fehler den scharfen Stahl des Fallbeils an seinem Nacken spüren wird …

Tatsächlich ist dieser Roman, den ich am 26. Juni 2005 begann und der aus dem Stand auf 32 Textseiten kam, nahezu vollstän­dig durchstrukturiert. Bis zum 20. März 2023 kam er auf insge­samt 59 Textseiten, die im Kern nur einen Feinschliff der Szenen darstellen. Denn tatsächlich ist schon 2005 der gesamte Hand­lungsbogen entwickelt worden.

Was fehlt noch? Nun, das eigentliche World-Building natürlich. Außerdem müssen alle Personen außer Perez und der Tarvini gründlich durchcharakterisiert werden. Es gilt, die alte Staats­form und die neue darzustellen und inwiefern es tatsächlich in­teressant für Perez sein kann, seinen ursprünglichen Überzeu­gungen untreu zu werden und den Staat zu hintergehen.

Machen wir uns nichts vor – Jambala ist ohne Frage weder vor dem Putsch noch danach eine Demokratie gewesen. Man kann sich hier eher solche aristokratisch-versteinerten Strukturen vorstellen, wie sie für Lateinamerika im 19. und frühen 20. Jahr­hundert vielfach prägend waren. Dort resultierten sie aus den spanischen und portugiesischen Eroberungsbewegungen und den Eliten, die dann das Sagen hatten. Ähnliches gilt auch auf Corrida II.

Man sollte sich Perez auch nicht als prinzipientreuen, loyalen Staatsdiener vorstellen. Es gibt hier Korruption, und es gibt Glücksrittertum, und streng genommen ist Perez letztlich genau das: Er nimmt Gelegenheiten wahr, sich zum eigenen Vorteil zu bereichern, auch wenn das Risiko enorm ist.

Und ja, Gold ist immer noch eine magnetisierende Substanz, die meisterhaft imstande ist, Loyalitäten zu erodieren und Charak­tere zu verderben. Und wenn man dann dazu noch eine schöne, gewissenlose und sexlustige Frau im Spiel hat, ist beinahe alles möglich.

Beizeiten werde ich mich anstrengen, diese Geschichte vollstän­dig auszuformulieren. Wann genau das sein wird, lässt sich na­turgemäß schlecht vorhersagen. Aber ich vermute mal, das wird ein Projekt sein, das deutlich schmaler ausfallen dürfte als „Die Kolonie Saigon II“ – das liegt allein schon an der kleineren Personalriege.

In der kommenden Woche schauen wir an dieser Stelle, was ich im Februar 2023 alles so kreativ „gebacken“ bekommen habe. Schaut einfach wieder rein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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