Wochen-Blog 77: Der OSM im Bild, Teil 4

Posted August 24th, 2014 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist wirklich erstaunlich, wie die Zeit dahinfliegt… eben noch, so meine ich, habe ich euch etwas erzählt über die Bilder des frühen OSM, die von meinen Brieffreunden und damaligen OSM-Episodenlesern während des Anfangs oder der Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts beigesteuert wurden… und dann ist das doch tatsächlich schon wieder zwölf Wochen her! In der Tat, im Wochen-Blog 65 habe ich euch zuletzt mit diesem Thema unterhalten, und es ist abseh­bar, dass es nicht bei vier oder fünf Teilen bleiben wird.

Es gibt überraschend viel zu dem Thema zu sagen. Das liegt einmal daran, dass ich dabei so leicht ins memorierende Sinnen und Erzählen komme, zum ande­ren daran, dass ich euch nicht allein Bildbeschreibungen zukommen lassen möchte, sondern schon auch etwas zu den Texten sagen will und zu den Brief­freunden, soweit es die Schicklichkeit und Diskretion erlaubt.

In der dritten Folge dieser Serie (Wochen-Blog 65, 1. Juni 2014) kümmerte ich mich um meine Brieffreunde Hans Walter Hendler, Götz Nennstiel und Peter Felsch. Sie waren damals dabei, den etwas unbedarften und sehr voreiligen Versuch der Publikation einer OSM-Ebene, nämlich des KONFLIKTS 13 („Oki Stanwer Horror“ (OSH), 1982-1985) zu illustrieren. Dorthin müssen wir jetzt auch zurückkehren, denn da sind wir noch nicht ganz am Ende.

Ich habe übrigens zwischenzeitlich entdeckt, dass ich eine Illustration von Hans Hendler übersehen habe, die sollte ich noch nachreichen: zu Band 2 der Serie „Oki Stanwer Horror“ steuerte er nämlich noch ein Bild bei, das laut der Rück­seitenbeschriftung zu „Oki Stanwer Horror Nr. 2“ gehören sollte, also zu der Epi­sode „Die knöchernen Killer“. Das Bild ist datiert auf den 12. Jänner 1984, ganz in Schwarzweiß gehalten. Es zeigt im Vordergrund eine Art von Sumpf, aus dem sich drei unmenschliche Arme recken, im Hintergrund erkennt man ein gähnen­des Maul nicht minder unmenschlicher Natur mit großen Zähnen… der Zusam­menhang zum Inhalt bleibt etwas rätselhaft.

In dieser Episode, dem zweiten Teil eines Zweiteilers, geht es eigentlich um die so genannte „Knochensaat“ TOTAMS, eine Art von magischen Keimen in Gestalt von miniaturisierten Totenschädeln, die in einer Nährlösung aus Menschenblut zu gefräßigen Ungetümen heranwachsen. Ein Zusammenhang mit dem Cover ist nur sehr bedingt herzustellen. Es wurde denn auch nie verwendet.

Außer den bereits genannten Brieffreunden steuerte dann auch ein weiterer aus meinem OSM-Lesezirkel Titelbildmotive bei. Vielleicht hört er das heutzuta­ge nicht mehr so gern, aber es ist eine Tatsache, die ich durchaus nicht ver­schweigen möchte – mein alter Brieffreund Frank Festa, damals Mitglied in meinem Lovecraft-Club LOVECRAFTS ERBEN, fühlte sich von der Lektüre der frü­hen OSH-Bände so animiert, dass er nicht nur mitschreiben wollte, sondern auch sein zeichnerisches Talent für Titelbilder engagiert einsetzte.

Das erste Werk, das er vorlegte, war das Schwarzweißbild für OSH 12: „Saurier-Angriff“. In dieser Episode, die er selbst auch schreiben sollte, ging es um die Wiederbelebung eines Dinosaurierskeletts des Monster-Sauriers Fünbol, der in London Amok lief. Passend dazu schuf Frank eine Straßenszene, bei der das Kopfsteinpflaster (!) das gesamte Bild ausfüllt. Es ist also gewissermaßen eine Art von halber Luftaufnahme. Rechts stakt ein etwas eigenwillig knolliges Sau­rierskelett durchs Bild, links flüchten Passanten. Eine Frau links von der Bildmit­te fällt offensichtlich in Ohnmacht, der Passant direkt rechts unter ihr wird mit einer Sprechblase garniert, in der „Nein ES lebt“ (sic!) zu lesen steht.

Als Michael Breuer, ebenfalls ein Brieffreund der damaligen Zeit und LOVE­CRAFTS ERBE, diese Episode später überarbeitete, da war „Nein, es lebt!“ zu ei­nem „running gag“ bei unseren Treffen geworden… ich erinnere mich noch leb­haft daran.

Was nun Franks Bild angeht – es fand nie Verwendung.

Ähnlich ging es Franks nächstem Entwurf. Für OSH 14: „Kleines, der Höllenbo­te“ schuf er ebenfalls ein Titelbild, das um einiges stimmungsvoller, aber noch freier erfunden war als das erste. Es mag sein, dass das daran lag, dass er die Episode selbst, die ich schrieb, noch nicht vorliegen hatte. Der Inhalt der Episo­de drehte sich um folgendes:

Klivies Kleines, Okis engster Freund und Helfer des Lichts, war einige Bände zu­vor durch ein Dämonengrab nach TOTAM gesogen worden und tauchte hier nun als offensichtlicher Parteigänger TOTAMS wieder auf. Auf einem Henkershügel entlang der Themse kam es zur Konfrontation zwischen Oki und Kleines. Soweit ich mich jetzt spontan erinnere, kam dabei aber kein Galgen mehr vor – den in­des stellte Frank ins Zentrum seines Bildes, und daran pendelte ein bärtiger Mann mit bloßem Oberkörper. Der Hintergrund wurde von dichten Wolkenge­birgen, zuckenden Blitzen und, rechterhand, einem schwarzen Strom erfüllt so­wie zerklüfteter Bergkulisse.

Unnötig zu erwähnen, dass man derlei entlang der Themse kaum finden wird. Künstlerische Freiheit ist eines, aber es gibt auch Grenzen. Das Bild konnte kei­ne Verwendung finden.

Deutlich textnäher war dann Franks Entwurf für das Cover von OSH 25: „Dieses Haus wird dein Grab, Oki Stanwer!“ Diese Geschichte spielt in dramatischen Zeiten dieses KONFLIKTS: Oki Stanwer, um den Hintergrund etwas aufzuhellen, wird von den irdischen Polizeibehörden als Verräter an der Menschheit verfolgt. Er und sein Freund und Helfer des Lichts, Thor Gordenbeyl, werden bezichtigt, die französische Stadt Calais dem Erdboden gleich gemacht zu haben… was lei­der nicht völlig falsch ist. Allerdings sind Oki und Thor daran unschuldig – sie wurden von der dämonischen Macht CLOGGATH in so genannte „Irrealstrahler“ verwandelt, eine Art von magischer Zeitbombe. Doch während normale Irreal­strahler bei der „Aktivierung“ ausgelöscht werden, verhinderte das die Primär­energieaufladung Okis und Thors. Sie müssen nun mit dem angerichteten Scha­den leben und suchen einen Weg, sich von der Irrealstrahleremanation wieder zu befreien.

Ihr Weg führt sie inkognito nach Deutschland in eine norddeutsche Kleinstadt namens Gifhorn, die zum Teil in Trümmern liegt. Der Grund dafür ist etwas, was als sich „TOTAMS Finger“ erweist – ein durch die Dimensionen reisendes Gebil­de, das gewissermaßen als „Speerspitze“ ein Gifhorner Schulgebäude trägt. In dieses Gebäude verschlägt es die beiden Flüchtenden, und hier werden sie mit dem Staubdämon Hogon konfrontiert, der jenen Ausspruch tätigt, der der Epi­sode den Titel gibt.

Diese Schule wird überdies von skelettierten Schülern bevölkert, und so zeigt denn Franks Illustration dazu einen Blick in einen Klassenraum mit Tafel, auf der mathematische Formeln stehen. Von links kommt aus der Wand ein bizarres Monstergesicht, von vorne nähern sich bekleidete Schülerskelette, derweil je­mand – mutmaßlich Oki Stanwer – hinter dem Lehrertisch steht und ängstlich zurückweicht.

Auch dieses Bild fand dann letztlich keine Berücksichtigung. Ich fürchte aller­dings, ich hätte es verwendet, wenn die von Götz Nennstiel herausgegebene OSH-Serie soweit gelangt wäre (bekanntlich erschien aber nur der erste Doppel­band).

Franks Elan ließ dann rasch nach. Er reichte mir noch eine Skizze mit blauer Tin­te ein, die eigentlich zur OSH-Episode 21: „Mein Doppelgänger“ passen sollte, aber nie richtig vollendet wurde. In diesem Band geht es darum, dass der Spie­geldämon Cirrgool sich durch einen Spiegel Zutritt zu Oki Stanwers Haus ver­schafft und kurzerhand den Herrn des Lichts durch den Spiegel in sein Reich zerrt und ihn durch einen gläsernen Doppelgänger, dem man sein Erschaffungs­material nicht ansieht, austauscht. Dieser Doppelgänger Oki Stanwers ist dann der Anführer für Cirrgools dämonische Truppen, die London überrollen sollen. Das Ereignis geht als „Stanwers Blutnacht“ in die Annalen der Ewigkeit ein, und fortan gilt er als Hochverräter und ist auf der Flucht.

Frank Festas Bild zeigt nun links einen Spiegel, aus dem ein Mann herauszu­schreiten beginnt, derweil der – sehr unschön getroffene – Oki Stanwer davor­steht und erschrocken die Hand gegen sein Spiegelbild erhebt. Der Rest der Skizze ist leeres Blatt.

Ach ja, und dann gibt es noch ein Bild von Frank, das er gar nicht mehr weiter ausführte. Im Zentrum sieht man ein gehörntes Dämonengesicht, etwas links darunter ein Flugzeug, der Rest des Bildes ist mit blauen und schwarzen Tusche­flecken bedeckt. Laut meiner Bleistiftnotiz auf der Rückseite sollte dieses Bild dann später zu OSH 51: „Die Todeswolke“ gehören.

In diesem Band geht es in der Tat um eine Todeswolke und um ein darin ver­schwindendes Flugzeug… aber das monströse Wesen namens STENDEC, das das Flugzeug verschlingt, hat wirklich nichts mit einem gehörnten Dämonengesicht zu tun. Hier zeigte sich deutlich, dass Frank noch sehr stark in dem Glauben be­fangen war, die OSH-Serie sei gewissermaßen eine in die Zukunft verlagerte Art von „John Sinclair“. Das konnte man natürlich völlig vergessen.

Mit dem Ende der publizistischen Aktion durch Götz Nennstiel versank diese OSM-Serie erst einmal im Schlummer der Vergessenheit… natürlich, mein Brief­freund Michael Breuer las alle bis Ende Dezember 1985 entstehenden 77 Episo­den dieser Serie, aber da es keinerlei Anstalten gab, diese Serie jemals wieder zu publizieren, gab es auch keine weiteren grafischen Ambitionen mehr.

Das war bei der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) dann völlig anders. Der während der oben geschilderten Illustrations- und Publikationsver­suche noch munter in Arbeit befindliche KONFLIKT 14 (1983-1988) sah dann ei­nige ambitioniertere Illustratoren, was vermutlich auch daran lag, dass ich jeder der insgesamt 105 Episoden ein selbst gezeichnetes Cover verpasste, mal mehr, mal weniger gelungen.

Zu den Brieffreunden, die mich hier zu unterstützen versuchten, komme ich im Teil 5 dieser Artikelserie. In der kommenden Woche geht es wieder in der neu­en Folge der Reihe „Work in Progress“ darum, was ich im Mai 2014 im Rahmen des Oki Stanwer Mythos schreiben konnte.

Bis dahin verabschiede ich mich wieder von euch.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

One Response to “Wochen-Blog 77: Der OSM im Bild, Teil 4”

  1. Michael Breuer

    Ach herrje, an den Saurier-Angriff kann ich mich noch erinnern, als wärs gestern gewesen 😀

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