Liebe Freunde des OSM,

wenn der Oki Stanwer Mythos der Frühzeit zum schallenden Ge­lächter und zu Seitenstichen führt, weil ich mich nicht wieder beruhigen kann, dann ist der Zeitpunkt da, zu dem ich unwei­gerlich wieder einen Blogartikel zum Thema der munteren Feh­lerlese schreiben muss. Echt, Freunde … und momentan ist es tatsächlich so, dass ich so viele verrückte Stilblüten und gallig-groteske Kommentare in den Episoden vorfinde, da komme ich aus dem ungläubigen Gackern kaum mehr heraus.

Zur Rahmenfeststellung: Ich befinde mich derzeit in einem Pro­zess, in dem ich die in den Jahren 2012 und 2013 erfolgte Fuß­notenkommentierung des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) im Digitalisat „18Neu“ glos­siere, weil das bislang nur ungenügend gelungen ist. Inzwischen bin ich hier immerhin schon bis zum Band 25 vorangeschritten.

Diese Episoden schrieb ich ursprünglich Ende des Jahres 1985 und Anfang 1986. Die Digitalisierung erfolgte Ende 2012, An­fang 2013. Und in dieser Serie ist Oki Stanwer in die WEOP inte­griert, die internationale Organisation „Weltgemeinschaft zur Erforschung okkulter Phänomene“. Zu diesem Zweck befindet er sich unvermittelt, aus einer magischen Zone zurückgekehrt, in Ägypten und wird hier mit wiederbelebten Mumien konfron­tiert.

Sie lauern ihm in einem Pharaonengrab auf, was ja prinzipiell durchaus passend ist und mir damals auch vom Setting her sehr zusagte … aber der Teufel liegt bekanntlich im Detail, und da hagelte es dermaßen viele Fehler, dass ich sowohl 2012 beim Digitalisieren wie auch jetzt anno 2024 beim Nachglossieren zwischen fassungslosem Unglauben und aberwitzigem Amüse­ment schwankte.

Mit der zeitlichen Distanz zum Digitalisierungszeitpunkt hat sich das Gewicht erfreulicherweise zu letzterem verschoben. Das hebt natürlich die ganzen haarsträubenden Inhaltsfehler nicht auf, die umso schwerer wiegen, als ich mich damals schon recht gut in der pharaonischen Kultur auskannte und auch mit den Ägyptologen … heutzutage nach meinem abgeschlossenen Ge­schichtsstudium und unzähligen gelesenen Büchern, Artikeln und angesehenen Dokumentationen wirkt vieles in diesen Epi­soden (ich spreche hier von den Bänden 17 und 18 der KGTDUS-Serie) auf geradezu abenteuerliche Weise grotesk.

Also, ich sagte, Oki Stanwer befindet sich – zusammen mit dem ägyptischen Helfer des Lichts namens Altain sowie einige WEOP-Mitarbeiter – in einem Grab im Tal der Könige (!). Das soll­te man sich mal merken. Hier flammt nun ein Horus-Symbol auf und saugt Oki, Altain & Co. in die Welt des Rippenbaums (dazu sage ich an dieser Stelle noch nichts). Derweil schleichen sich die Mumien ein, und folgendermaßen geht es dann weiter:

Sie würden für die Ausführung ihres Auftrages sorgen, wenn die Fremden wiederkamen. Und sie würden wiederkommen, denn sie waren stark.

Zumindest hofften das die Mumien …

Mumien, also per se Tote, die keine Emotionen mehr empfinden können, hegen also hoffnungsvolle Gedanken. Das ist schon mal kurios, dachte ich.

Schon zuvor kam mir die Sache reichlich unsolide vor. Warum? Nun, zum einen begaben sich Oki und seine Gefährten einfach so in eines der Gräber im Tal der Könige. Heute (und sicherlich auch damals) ist mir klar, dass die Gräber natürlich von massi­ven Schutzgittern außerhalb der Besuchszeit verschlossen sind. Über dieses Detail setzte ich mich einfach so hinweg, das war eindeutig ein Hindernis, um das ich mich nicht bekümmern woll­te.

Außerdem beging ich den wirklich abenteuerlichen Fehler, über­haupt nicht darauf zu achten, dass die Gräber natürlich längst elektrifiziert sind. Wie machen Oki & Co. Licht in einem der Grä­ber? Indem sie Fackeln (!) entzünden!

Also bitte, dachte ich, sind wir hier im 19. Jahrhundert gelandet, oder was ist das für ein Schwachsinn? Fackeln in pharaonischen Gräbern sind heutzutage ein absolutes No-Go. Und dass dort – wie beschrieben – einfach so „Fackeln herumliegen“, aus denen man sich bedienen kann … no comment. Das ist einfach nur blanker, gedankenloser Dilettantismus. Und das, wohl verstan­den, im Handlungsjahr 2034! Das geht alles gar nicht, das seht ihr sicherlich genauso.

In Episode 18 legte ich noch mal eine Menge an Unfug drauf, in­dem ich nicht nur rein semantisch, sondern auch inhaltlich ent­gleiste. Obwohl es mit der Semantik losging. Die Handlung geht weiter: Oki und seine Gefährten sind im wüstenhaften Reich des Rippenbaums gefangen und werden von seinen Dienerwesen, fliegenden skelettierten Brustkörben, attackiert, die aufklappen und auf diese Weise Menschen töten können. Einer von Okis Ge­fährten geht mit einem Schwert auf sie los, und sein Kommen­tar dazu ist es wert, zitiert zu werden:

Komm nur … komm … ich hab was Schönes für dich … ich ma­che Kleinholz aus dir …“

2012 kommentierte ich das kopfschüttelnd in der Fußnote 1840: „Eine offensichtliche Stilblüte. Aus Knochen ‚Kleinholz‘ zu ma­chen, ist Blödsinn. Hier sollte ich wenigstens einen entspre­chenden Gedanken Oki Stanwers ergänzen.“

Dass der Redner die Konfrontation nicht lange überlebt, sei hier nur am Rande erwähnt. Parallel dazu trifft der Helfer des Lichts Thor Gordenbeyl in Ägypten ein, zusammen mit dem Verräter-Dämon Zomar, der in diesem KONFLIKT ebenfalls ein Helfer des Lichts ist. Sie machen sich umgehend auf die Suche und stoßen auch in das Tal der Könige vor, wo Zomar Mumien orten kann.

Thor Gordenbeyl bemerkt dazu grimmig: „Die werden jetzt aus­gequetscht …“

Ich kommentierte in Fußnote 1861: „Ich habe noch keine redse­lige Mumie gehört, weder in den ‚Mumien‘-Filmen noch sonst in Mumiengeschichten. Wie sollen die Kerle mit eingetrockneten Stimmbändern auch reden können? Thors aktionistische Drauf­gängersprache ist hier wieder aberwitzig.“

Verrückter geht’s nimmer? Weit gefehlt.

Wenige Seiten später dringt Thor ins Grab ein und kann eine Mumie erledigen. Aber dann …

In dem Moment trat die zweite Mumie auf den Plan. Sie fiel aus einer Deckenklappe und versuchte, Thor zu erwürgen …“

In Fußnote 1904 dazu riss mir offenbar der Geduldsfaden. Ich schrieb grimmig: „Äh … Deckenklappen in ägyptischen Grä­bern? In was für einem Film steckte ICH denn? Das ist natürlich auch völliger Schwachsinn. Es gibt keine Deckenklappen in Pha­raonengräbern, die gibt es nicht mal in den ‚Mumien‘-Filmen. Wie ich auf solch eine Narretei kam, ist mir nicht mehr klar …“

Gütiger Himmel, sage ich euch … das sind echt nur so ein paar von den semantischen und inhaltlichen Krachern, die ich in die­sen Episoden damals mit den Fußnoten kritisch aufspießte. Man kann daran schon deutlich erkennen, dass in einer späteren Umarbeitung hier sinnbildlich kein Stein auf dem anderen blei­ben wird. Bis Band 25 – die aktuelle Grenze meiner Glossierung – gibt es noch einige solche Verrücktheiten. Das ist hier keine Ausnahme.

Faktum ist natürlich auch, dass ich an der Jahreswende 1985/86, als ich diese Episoden stürmisch niederschrieb, gerade einmal 19 Lenze zählte. Die Majorität meiner Lektüre bestand aus eher schlicht gestrickten Horror-Heftromanen, und von sol­chen Dingen wie Personencharakterisierung, Dialogplanung, se­mantischer Klarheit, Vermeidung von Stilblüten, dramaturgi­schem Aufbau oder dem Prinzip „Show, don’t tell“ hatte ich ab­solut keine Ahnung. Vieles überkleisterte ich mit wilder Theatra­lik und Action, die an zahlreichen Stellen so aberwitzig ausfiel, dass diese Szenen heutzutage nahezu komplett neu geschrie­ben werden müssen.

Ich meine, es muss ja schon gewisse Lerneffekte innerhalb der folgenden knapp 40 Schreibjahre gegeben haben. Und die hat es meiner bescheidenen Selbstreflexion zufolge durchaus gege­ben.

Erschwerend gerade in diesen frühen Episoden kommt natürlich hinzu – und es nervt mich immer wieder bei der Durchsicht – , dass ich so stark „Magie“-zentriert war.

Was heißt das konkret? Nun, der Oki Stanwer Mythos befand sich damals in einer frühen Entwicklungsphase, und ich ver­suchte mir darüber klar zu werden, welche „Natur“ TOTAM ein­nimmt. Da es auf TOTAMS Seite von „Dämonen“, „Untoten“, „Magie“ usw. nur so wimmelte, nahm ich (falsch) an, dass TO­TAM notwendig eine „magische“ Macht sein müsse. Wie das halt in den Horror-Heftromanen damals üblich war.

Dies hatte zur Folge, dass es so abstruse Dinge gibt wie „Zau­bersprüche“, „Abwehrzauber“, wirkendes Weihwasser, Silberku­gelwaffen usw. … vielfach einfach gedanklich herüberkopiert aus meiner Horror-Heftromanliteratur, die ich eifrig konsumierte und die leider einen unschönen Einfluss auf mich ausübte.

Heutzutage ist längst elementar, dass in TOTAMS Dunstkreis zwar vielfach von „Magie“ gesprochen wird, aber schon Arthur C. Clarke wusste, dass solche semantischen Label wenig bedeu­ten und man auch hoch entwickelte Technologie oder fremdarti­ge Physik in Gesellschaften, die derlei Strukturen nicht kennen, leicht für „Magie“ halten kann. Würde man Menschen des 10. Jahrhunderts in die heutige Zeit versetzen, würden sie viele technische Errungenschaften in Ermangelung einer Kenntnis ih­rer physikalischen Grundlagen für Zauberei halten.

Da TOTAM eine Macht ist, die einem Universum entstammt, das nach völlig anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten funktio­niert, als wir sie kennen, ist mein anfänglicher Irrtum, dies alles mit „Magie“ zu verwechseln (zumal die Semantik ja beibehalten wurde, es wird auch heute noch von „Kristallmagie“, „Knochen­magie“ oder „SIEGEL-Magie“ gesprochen, und auch Dämonen und Untote kommen ständig vor), vermutlich recht verständlich.

Heutzutage, wo ich weiß, dass ich das alles physikalisch erklä­ren muss, machen darum viele dieser frühen „Erklärungen“ ein­fach keinen Sinn mehr. Im weiteren Verlauf meiner Erläuterun­gen zu den Grundstrukturen des OSM werdet ihr davon noch mehr erfahren.

Und zweifellos wird es zwischendurch noch eine Reihe solcher „Fehlerlese“-Blogartikel geben. Gerade der frühe OSM ist wegen meiner hastigen Schreibweise reich an solchen Absurditäten, die ich euch umso weniger vorenthalten möchte, als sie ja in der späteren Endversion nicht mehr zu finden sein werden.

Ihr seht hieran übrigens auch dies: Der OSM ist nicht nur für euch ein Abenteuerterrain, sondern durchaus auch weiterhin für mich. Und wie ich anfangs sage: Ich kann über diese Fehler von einst und die galligen Kommentar inzwischen herzhaft lachen. Das ist grundsätzlich wichtig.

In der kommenden Woche erzähle ich euch von meinen Arbei­ten im Monat November 2024.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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