Liebe Freunde des OSM,

wie ich schon verschiedentlich seit Jahren in meinen Blogartikel berichte, stoße ich im Laufe der lange andauernden Digitalisie­rungsarbeiten in den OSM-Serien auf diverse … nun, sagen wir … Merkwürdigkeiten. Dinge, die man nicht erwartet, Kom­mentare, die unfreiwillig erheiternd sind und auf die ich dann meist im Zuge der Serienglossierung nach Jahren mal wieder stoße und vergnügt schmunzeln muss.

Zwei solche Stellen habe ich heute mal wieder für euch ausge­graben, um in diesen seltsamen Corona-Zeiten für ein wenig Er­heiterung zu sorgen. Ich zitiere aus dem Digitalisat des KON­FLIKTS 17, also der Serie „17Neu“, wie das in meinem Fachjar­gon heißt.

Bekanntlich fußt diese im April 2011 abgeschlossene Arbeit, die drei Ordnerinhalte umfasst, auf der Serie „Drohung aus dem All“, an der ich zwischen 1983 und 1986 schrieb. Man darf hier also stilistisch keine überragenden Produkte erwarten. Mitunter waren die verbalen Missgriffe aber so massiv, dass ich mich zu bärbeißigen Kommentierungen genötigt sah, und die gilt es heute auszugraben.

Die Episoden, aus denen die Funde stammen, sind die Folgen 67 und 71, beide 1986 entstanden. Ich sollte erst mal kurz den Kontext skizzieren, ehe ich in medias res gehe:

Der Finalzyklus der Serie hat mit Band 66 „Schlacht der Ent­scheidung“ begonnen und endet mit Band 71 „Mörder des Lichts“. Oki Stanwer und seine geschrumpfte Gruppe von Ge­treuen befindet sich im direkten Umfeld des Planeten TOTAM und kämpft ums Überleben. Im Band 67 „Duelle im Chaos“ ereignet sich ein folgenschwerer Absturz eines Schiffes auf der Würfelwelt in direkter Nähe TOTAMS, und dann kommt es zu fol­gender Szene:

Als der Robotiker Ben Doosen zu sich kam, erkannte er über sich graue Blätter. Stutzig richtete er sich auf und starrte die abartig gefärbte Flora an. Dann sah er sich um.

Er lag unter einer Art Staude, die mitten in einem Wald wuchs. Als er sich darunter hervorgearbeitet hatte, entdeckte er verstreute Trümmer.

Verdrehte, verschmorte1 Reste aus blauem Metall, die selbst vorher schon groteske Plastiken gewesen sein mussten.

Reste eines Rontat-Schiffes!

„War das der Matrixraumer?“, flüsterte er heiser.

„Nein“, kam eine Antwort. Der Robotiker zuckte dermaßen zu­sammen, dass er sich an einem Trümmerstück stieß.

Hinter einem Aggregateblock erschien Herbert Ronalow, der Hyperphysiker. Seine Montur war teilweise zerrissen, und rote Schrammen bedeckten seine rechte Schulter, das Blut war je­doch schon wieder eingetrocknet.

„Was fällt dir ein, mich dermaßen zu erschrecken, Herb?“, fuhr er ihn an …

Nun mögt ihr sagen, der knurrige Kommentar mit den Schmor­gerichten in der Fußnote – der mich auf diese Stelle aufmerk­sam machte – , sei nur mäßig amüsant. Das mag sein. Sie fiel mir jedenfalls auf, und ich dachte, ich enthalte sie euch nicht vor.

Ich bitte übrigens um Entschuldigung, wenn ich die Personen nicht näher erläutere und auch nicht sage, was ein Matrixrau­mer ist oder was das Volk der Rontat hier zu suchen hat. Es sei daran erinnert, dass ich beizeiten im Rahmen der Close Up-Arti­kelreihe auch auf diese Serie zu sprechen kommen werde, spä­testens dann lösen sich mögliche Verwirrungen auf. Da müsst ihr einfach ein wenig Geduld bewahren.

Die zweite Passage stammt aus dem Schlussband der Serie. Und zwar aus einem Teil, der sich auf für euch vielleicht interes­sante Weise auf die Sieben Lichtmächte und ihren Residenz­raum, den so genannten Jenseitsraum bezieht, der der Legende nach außerhalb des Universums liegt.

Die Lichtmächte beobachten die finale Auseinandersetzung zwi­schen Oki Stanwer, seinen Getreuen und den Dienern TOTAMS, allen voran die furchtbare EXEKUTIVE, der Dämonenschlächter, der in vielfacher Verkleidung als hochpotenter Gestaltwandler mordet, und dann folgt diese Passage aus dem Blickwinkel der Lichtmächte (hier nur kurz „Licht“ genannt):

Das Licht spürte, wie sich der Pulsschlag des Schicksals be­schleunigte2, wie er dem Höhepunkt zustrebte, einem Orgas­mus gleich, und wie die unweigerliche Explosion folgen musste, die nur zwei Ausgänge haben konnte.

Die Wesenheiten im Außenraum nahmen es mit Fassung hin, sie waren sich ihrer Macht durchaus bewusst und wussten ihre Trümpfe in exponierten Stellungen.

Sie konnten warten.

Die Entropieblase war nicht unzerstörbar, nicht von außen, das war bekannt. Darum machten sich die Lichtmächte auch wenig Sorgen.3

Sie warteten weiter.

Was mich hier irritierte, war die Stilblüte, mit der ich kurzerhand das Schicksal in die Rolle eines Wesens mit Organismus, Puls­schlag usw. drängte. Die Fußnote lässt keinen Zweifel daran, dass mir das 2011 wirklich megapeinlich war … und auch sein sollte. Man sollte solch eine fast schon verzweifelt zu nennende Bildhaftigkeit der Beschreibung nicht so erzwingen, das musste 1986 einfach schief gehen. Aber in dem Versuch, irgendwie in­novative Formulierungen zu entwickeln, stürmte ich buchstäb­lich ohne Sinn und Verstand vorwärts und geriet in die schöns­ten Turbulenzen.

Nein, natürlich kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es heutzutage derlei Verbalausfälle nicht mehr gibt … aber in der Regel formuliere ich doch inzwischen deutlich behutsamer und durchdachter. Auch habe ich mir aufgrund von 35 Lesejahren und Tausenden konsumierter Bücher, Zeitschriften, Aufsätze, In­terviews, Briefe usw. ein deutlich verbreitertes Formulierungsvo­kabular antrainiert, um etwas treffsicherer zu sein.

Gleichwohl – es kann natürlich immer noch vorkommen, dass ich auf solche Exoten treffe. Besonders in den noch nicht digita­lisierten OSM-Serien, also den KONFLIKTEN 13, 16, 20 und 23 lauern sicherlich noch die eine oder andere Verbalinjurie auf mich, die hier vorzustellen sein wird. Und das gilt selbstver­ständlich auch für die Proto-OSM-9-Ebene, also die Serie „Der Kaiser der Okis“, an der ich zwischen 1984 und 1990 schrieb und die dann einging. Ich bin derzeit dabei, nach Abschluss des Digitalisats von KONFLIKT 12 diese Serie zu erfassen und bereits im Band 4 (von insgesamt 11) gelandet.

Ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde!

Für heute war es das mit den Fehlersuch-Funden. Nächste Wo­che geht es um andere Themen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Soso, verschmortes Metall … hatte ich zu viele Schmorgerichte gegessen …?

2 Hat das Schicksal einen Pulsschlag? Kann es unter Bluthochdruck leiden? Das ist eine so absurde Stilblüte, dass ich sie sofort eliminieren sollte! Gütiger Himmel, was habe ich damals für einen Unsinn geschwafelt, das ist ja wohl nicht mehr zu glauben!

3 ??? Was soll das denn??

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