Liebe Freunde des OSM,

heute komme ich mal, ganz entsprechend meinem Programm, in dieser sich nur langsam füllenden Artikelreihe, zu der dritten kreativen Denksphäre, um die ich mich hier kümmern möchte und von der ich bislang eher kursorisch in meinen Blogartikeln sprach. Das hatte so seine Gründe, die rasch offenbar werden dürften.

Die Rede ist in diesem dritten Langzeitprojekt-Artikel nach den Abstechern in den tropischen Archipel und in den Oki Stanwer Mythos vom so genannten „Erotic Empire“. Und nein, um das gleich mal vorwegzunehmen, natürlich nennt das in diesem Par­alleluniversum niemand so, sondern es handelt sich um ein Au­torenlabel, das ich als vermittelnden „Kitt“ diesen Werken auf­geklebt habe. Vermittelnde Instanz aller dieser Geschichten sind erotische Schicksale, zumeist von Frauen, und das ist vermut­lich auch der zentrale Grund, warum bislang noch keine dieser Geschichten fertig gestellt worden ist.

Der Handlungshintergrund der „Erotic Empire“-Geschichten ist ein menschliches Sternenreich, das durch Überlichtantrieb-Schiffe zusammengehalten wird, aber im Wesentlichen weiter­hin nach den marktökonomischen Strukturen des fortgeschritte­nen Kapitalismus funktioniert.

Im Wesentlichen? Nun ja, es gibt … Ausnahmen, sagen wir das mal vorsichtig. Ihr werdet beizeiten mehrere Ausprägungen davon mitbekommen, wenn die Artikelreihe sich vermehrt. Nach aktueller Planung wird jede dritte Langzeitprojektstudie sich um ein Werk drehen, das im „Erotic Empire“ spielt. Heute besuchen wir mal eine vom Kapitalismus ziemlich gründlich abgehängte Welt namens Voskinnen.

Voskinnen ist ein prinzipiell erdähnlicher Planet, der als einer der ersten terraformen Welten im Jahr 2048 vom kanadischen Raumadmiral Matthew Voskinnen entdeckt wird. Atembare At­mosphäre, reichlich Wasser … auf den flüchtigen ersten Blick sieht Voskinnen also gut aus. Wenn der Planet nicht gerade eine Eiszeit durchmachen würde, großflächig vergletschert ist und die Temperaturen nicht selten auf minus 40 Grad abfallen. Noch schlimmer ist, dass eigentlich nur Bäume, Tundren und riesige Tierherden der so genannten Churrit diese Welt auszeichnen, eine seltsame endemische Analogie zu den ausgestorbenen irdi­schen Mammuts.

Eine Kolonialwelt, von der man nur Tierfelle und Holz exportie­ren kann? Für den General eine arge Enttäuschung (der Name der Welt wird auch erst 14 Jahre nach seinem Tod vergeben, si­cherlich gegen seinen Willen!). Kurzum: Voskinnen gilt als der A… der Welt, zwar leicht erreichbar, ökonomisch aber wertlos. Und wer will sich hier schon ansiedeln?

Nun, letztere Frage klärt sich zur allgemeinen Überraschung schnell: da der Nordpol auf der Erde aufgrund des menschge­machten Klimawandels abgeschmolzen ist und die Siedlungsge­biete der Inuit unbewohnbar wurde, siedelt die Erdregierung die einstigen Polarbewohner hier an, die generell als relativ genüg­sam und an derart derbes Klima gewohnt charakterisiert wer­den.

So verstreichen gut 200 Jahre, in denen der Planet von der Au­ßenwelt weitgehend vergessen wird. Eine einzige überkuppelte Stadt namens Port Ice kann geschaffen werden, die Inuit, die sich inzwischen den neuen Volksnamen Birrit gegeben haben, koppeln sich völlig ab und kehren zur nomadischen Lebenswei­se zurück.

Das ist der Stand der Dinge, als im Jahre 2272 die junge kanadi­sche Ethnologiestudentin Saskia Tanamaris für voraussichtlich ein halbes Jahr nach Voskinnen kommt, um hier für ihre Ab­schlussarbeit ausgerechnet die Nomadenkultur der Birrit zu un­tersuchen. Sie ist eine temperamentvolle, kluge Blondine und lässt sich von den abweisenden Statements der verbitterten Be­wohner von Port Ice nicht abschrecken. Die finden, die „stinken­den Birrit“ seien es überhaupt nicht wert, näher untersucht zu werden, und nach Port Ice kämen sie ohnehin nie. Wenn man sie finden wolle, gäbe es nur einen einzigen Weg: Hinaus in die Eistundra von Voskinnen, wo jeder Fehler den Tod bedeuten kann. Sie müsse, wird Saskia klargemacht, den Churritherden hinterherziehen wie die Nomaden, wenn sie solche Gruppen ausfindig machen wolle. Und natürlich bräuchte sie dafür Scouts, die sie dorthin brächten.

Obwohl der religiös versponnene Joshua Elam ihr eindringlich, fast weinend ins Gewissen redet, sie möge dies nicht tun. Wie drückt er sich doch konkret aus?

So: „Kind … ich möchte dir wahrhaftig keine Angst bereiten, aber diese Welt dort draußen ist ein grausamer Ort voller Ungeheuer und ketzerischer Heiden mit verdorbenen Sitten und Gebräuchen, eine Welt voller Schmutz und ohne Priester, die den verstreuten Kindern des Heilands den Weg zum Eisigen Berg Horeb bahnen können. Sie leben allein den Weg des Flei­sches, und sie verschlingen gern das zarte Filet keuscher Jungfrauen …“

Verwundert es, dass Saskia Tanamaris das, vorsichtig gespro­chen, für wirres Zeug eines spinnerten Eremiten hält? Sie kann sich nicht vorstellen, dass die Birrit Zuflucht zum Kannibalismus nehmen würden, das klingt nun wirklich völlig weltfremd.

Tja, sie hätte ein wenig genauer auf Elams Worte hören sollen, denn sie sind durchaus nicht vollkommen abwegig, leider. Aber das, was sie erlebt, ist weit jenseits von Saskias kultureller Denksphäre, vollkommen davon entfernt (auch wenn Kanniba­lismus da wirklich keinen Platz hat – die Zumutungen sind ganz anderer Art, und sie erlebt sie buchstäblich hautnah).

Nun, wie dem auch sei – Elam nimmt sie und die Scouts Alan Duvalier und Jason Palmer mit hinaus aus Port Ice, aber es wird rasch klar, dass sie mit dem Eisschweber nicht zu den Nomaden gelangen kön­nen: Die Scouts zeigen ihr, dass die mammutgleichen Churrit, die mit ihren erstaunlich langen Beinen auf den Schneefeldern des Planeten zu atemberaubenden Sprints imstande sind, vor dem Gleiter geradewegs die Flucht ergreifen.

Das habe mit Emissionen der Antriebe zu tun, erfährt sie – auch frühe motorisierte Jäger hätten das feststellen müssen. Man müsse sich den Churritherden und damit auch den sie beglei­tenden Nomaden des Birrit-Stammes also mit dem traditionel­len Fortbewegungsmittel nähern: Mit Skiern und einem Proviant­schlitten. So setzen die drei dann ihre Reise in die majestäti­sche, wildromantische Wildnis dann auch fort, und damit landen wir dann in einem beinahe Alaska-typischen Setting der Um­weltbedingungen. Alaska VOR dem Klimawandel, versteht sich.

Die nächste Zumutung wartet alsbald auf sie: Als sie unter ei­nem Odinbaum vor einem Schneesturm Zuflucht suchen und zu schlafen suchen, rollt Saskia ihre Thermoschlafsackkombi aus, die beiden Scouts dagegen …

„Was ist DAS denn? Ein Bettvorleger?“, lachte die Forscherin, als sie mit dem Essen fertig waren und Jason direkt im Anschluss aus einem luftdich­ten Kunststoffsack etwas herausholte, das wirklich reichlich abenteuerlich wirkte. Und stark nach Moschus oder etwas Verwandtem roch, um nicht zu sagen: stank.

Die beide Scouts lachten über ihre Unwissenheit.

„Nein, das ist ein ganz besonderes Souvenir von einer befreundeten No­madensippe“, erklärte Jason lächelnd. Er rollte das Etwas lang aus, und es entpuppte sich als … als …

Saskias Gelächter erstarb jäh. Sie riss ungläubig die Augen auf. „Also, das ist jetzt aber nicht das, was ich denke, oder?“

„Ich glaube schon. Mein Schlafsack.“

„Ein Schlafsack aus … aus Churrit-Fell?“ Sie ließ von ihrem eigenen sil­bernen Thermoschlafsack ab und rutschte neugierig herüber. Der Geruch des braunen Fells war unbestreitbar streng, doch auf eigenartige Weise … anziehend. Verunsichert strich Saskia über den Schlafsack, an dem sie keine Nähte sehen konnte. Die waren vermutlich innen, so dass dieser Schlafsack möglichst dicht abschloss. Zweifellos hatten ihn geschickte No­madinnen genäht.

Ganz seidiges Fell, viel weicher, als das borstige Äußere scheinen ließ. Und das Leder darunter wirkte sehr biegsam, durchaus nicht zäh oder spröde. Gut behandelt, nahm Saskia an.

Auch wenn die Churrit selbst nur mittelbar ihr Forschungsobjekt darstell­ten, gab es bestimmt nichts Sinnvolleres als ein Churrit-Fell oder meinet­wegen auch einen Schlafsack aus diesem Fell, der zum „Erstkontakt“ taug­te. An einen lebenden Churrit, und wenn es ein Jungtier sein mochte, wür­de sich die Terranerin nie im Leben herantrauen! Diese Tiere mussten sie ja nur ANSCHAUEN, um sie vor Angst umzuwerfen!

„Aber ganz sicher. Das Beste gegen die Kälte, was es überhaupt nur gibt auf Voskinnen“, versicherte er Jason auf ihre ungläubige Frage hin. „Jeder Bewohner von Port Ice würde uns drum beneiden. Was meinst du, warum ich meinen Schlafsack so gut eingepackt habe?“

„Er riecht ziemlich stark.“

Die Männer lachten wieder. Aber offenbar waren sie der Ansicht, Saskia hätte den Kern des Problems getroffen. Nun, vermutlich war der Geruch nach Churrit in Port Ice in der Tat wohlbekannt.

„Du hättest ihn waschen sollen“, fügte die Forscherin an Jasons Adresse hinzu. „Er müffelt, weißt du?“

Beide Scouts lachten erneut. „Saskia, das ist eine der wichtigen Regeln, die du immer beherzigen solltest … Churrit-Sachen WERDEN nicht gewa­schen. Waschmittel zerstören den Zauber.“

Das brachte sie nun tatsächlich zum Lachen. Churrit-Fell und Zauber! Also wirklich!

Joshua Elam behauptete, die Nomaden würden arglose Kolonistinnen verspeisen, da sie ja so gottlose Heiden seien, und die sonst felsenfest auf dem Boden der Tatsachen stehenden Scouts, denen sie sich anvertraut hatte, glaubten allen Ernstes an Märchen! An stinkende Märchen noch dazu! Das war ja wohl wirklich kaum zu fassen!

„Na, also, ich verlasse mich dann lieber auf den Zauber der modernen Technik“, sagte Saskia breit grinsend. Sie schüttelte vergnügt den Kopf über soviel Aberglauben. „Zittert ruhig, meine Lieben. Ich glaube, ich wer­de besser und wärmer schlafen als ihr.“

Zu ihrer Bestürzung muss Saskia jedoch schnell ein paar aben­teuerliche Dinge registrieren. Dazu zählt, dass ihre eigene Ther­mowäsche nächtens nahezu nutzlos ist, während die Scouts wie die Steine schlafen können. Als sie in der nächsten Nacht skep­tisch bei einem der Scouts in den intensiv riechenden Schlaf­sack schlüpft, macht sie eine völlig konsternierende Entde­ckung:

Es ist tatsächlich warm darinnen, so heiß sogar und bizarr an­turnend, dass sie sich binnen kürzester Zeit sexuell mit dem ei­nen Scout vergnügt und ein geradezu irres, ekstatisches Luster­lebnis spürt. Der „Zauber“ der Churritfelle ist offensichtlich alles andere als ein Mythos, auch wenn sie das naturwissenschaftlich nicht verstehen kann. Und es gibt Konsequenzen …

Drinnen roch alles überwältigend nach diesem Moschusaroma der Chur­ritfelle, und Saskia musste begreifen, als sie erst einmal ein paar Minuten unter dem Schutz des Odinbaumes gewandert war, dass ihrer eigenen Haut das Aroma ebenfalls anhaftete. Nun, kein Wunder, sie hatte sich schließlich mit der blanken, schweißfeuchten Haut von innen an diesem Leder gerieben … kein Wunder, dass dieses Aroma auf sie übergesprungen war.

Und es machte geil.

Ja, das war völlig unbestreitbar.

‚Es ist das Aroma‘, ahnte sie, freilich ungläubig. ‚Der Geruch macht mich scharf! Ich glaube das nicht!‘

Saskia hatte noch nie etwas von solchen Substanzen gehört, die derar­tig sexuell aufstachelnd waren. Gewiss, man erzählte sich die unglaub­lichsten Geschichten von Ambra, einem Stoff, der, wenn sie sich recht ent­sann, aus irgendeiner Drüse der Moschusochsen gewonnen wurde, und auch gewisse Sekrete der Zibetkatzen sollten aphrodisisch wirken … aber das hier war doch nun wirklich absurd.

‚Dieses Tier ist seit langem tot‘, erinnerte sich Saskia Tanamaris hartnä­ckig. ‚Es gibt keine Duftstoffe mehr ab. Also ist das, was ich mir hier zu­sammenphantasiere, völlig abstrus.‘

Aber der Gedanke war hartnäckig.

Und der Geruch haftete mangels einer Möglichkeit, sich zu waschen, weiterhin energisch an Saskias Haut. Dagegen ließ sich einfach nichts ma­chen. Nach ein paar weiteren Tagen, fürchtete sie, würde sie stinken wie diese Churrit-Schlafsäcke. Viel besser würde es wohl kaum sein …

Eigentümlicherweise sinkt Saskias Erregungsschwelle immer mehr ab, und ihr Körper reagiert auch in der Folgezeit ganz un­erwartet heftig mit wildem sexuellem Begehren auf dieses Aro­ma, mit der Konsequenz, dass sie bald jede Nacht der Reise mit einem der beiden Scouts schläft. Sie befindet sich zu ihrer nicht geringen Verwirrung in einer Stimmung der atemberaubenden Dauergeilheit. Doch das ist alles erst der Anfang der Überra­schungen.

Dann gelangen sie endlich zu einer Nomadengruppe:

Am dritten Tag nach dem Erspähen der Nomadenfährte erreichten die drei Skifahrer endlich, reichlich erschöpft, das Nomadenlager, das sie so lange gesucht hatten.

Es befand sich in einem weitläufigen Tal mit mehreren Ausgängen. Die verschneiten Hänge der umliegenden sanften Hügel waren nicht sehr steil oder hoch, so dass keinerlei Lawinengefahr bestand. Drei Dutzend kleine Zelte aus braunem Churritfell umringten einen Platz, auf dem offenbar nun gerade ein großes Rundzelt aufgebaut wurde – das Versammlungszelt, wie Saskia aus ihren Studien wusste.

In diesem Zelt – so hieß es in den wenigen Berichten, die über das No­madenleben überliefert waren – wurden die Mahlzeiten eingenommen, hier palaverten die Männer und fällten die Entscheidungen der Sippe, hier fand eigentlich im wesentlichen das ganze Gesellschaftsleben statt. Die kleine­ren Zelte waren, so hieß es jedenfalls, nur zum Schlafen da und reichten kaum für zwei Personen. Familienzelte gab es keine, und das gab ihr den ersten Hinweis, was für eine Art von Nomadengruppe sie hier vor sich hat­ten.

Die Churrit-Herde gab Saskia den zweiten.

Sie umfasste nach einer flüchtigen Zählung vom Höhenrücken aus fast hundertfünfzig Tiere und war damit recht klein. Die schnaubenden Fellrie­sen, die nun aus relativer Nähe wie eine Kreuzung zwischen Moschusoch­sen und kleinen Mammuten wirkten – allerdings, wohlverstanden, ohne Hörner – befanden sich nicht in einem Pferch oder so, sondern sie scharten sich auf seltsame Weise um die kleinen Zelte. Komisch …

Irgendwie hatte Saskia erwartet, dass sie sich gleich über die freigeweh­ten Grasflecke im Tal hermachen würden. Denn sie hatten doch bestimmt Hunger, oder? Dennoch … das geschah nicht.

„Oh, das ist eine Jägergruppe!“, erkannte Saskia, als sie langsam den Aussichtshügel auf ihren Skiern herabkamen und dabei aufpassen muss­ten, dass ihr Leichtmetallschlitten sie nicht überholte. Jason und Alan wa­ren dieses Problem offenbar gewohnt – sie hatten vor dem Abstieg zwei zusätzliche Taue verankert und Saskia aus dem Geschirr ausgekoppelt. So ließ sich der Schlitten besser dirigieren.

Inzwischen war es so warm geworden, dass sie auf den Atemschutz ver­zichten konnte und zeitweise sogar ihre Schneebrille auf die Stirn hochge­schoben hatte. Jetzt war sie wieder heruntergezogen, weil der Fahrtwind doch schneidend war, während sie den Hang hinabfuhren. Am Fuß des Hü­gels schwand der Wind aber, und Saskia brach wieder der Schweiß aus. Schnaufend streifte sie die ganze Gesichtsmaske hoch und genoss die Käl­te der frischen Luft.

„Sie haben Churrit für die Verstärkung ihrer Herden eingefangen und führen sie nach Süden … deshalb sind sie nur so wenige“, fügte die For­scherin nun ihren Worten hinzu, als von den Männern niemand auf die Be­merkung einging.

Dumm für Saskia, denn eigentlich ist ihr der Gruppenverband zu klein. Aber die Scouts machen deutlich, dass diese Noma­dengruppe genommen werden muss, keine andere, es gebe hier keine Wahlmöglichkeit, die nächsten Gruppen können Wo­chen entfernt sein, und dafür reichen die Proviantvorräte nicht aus. Und die Forscherin muss bald erkennen, dass die Gruppen­größe oder der unpassende soziologische Zuschnitt – keine Kin­der beispielsweise bei der Gruppe – gar nicht das Problem ist, dem sie sich zu stellen hat.

Sie sind jedenfalls sehr willkommen, und gerade Saskia wird nachgerade frenetisch begrüßt …

Natürlich, DASS sie willkommen war und die Nomaden sich gefreut hat­ten, das hatte sie schon begriffen, aber mehr auch nicht. Manchmal waren Jasons Kommentare echt nicht hilfreich. So ein Hammel! Warum sagte er nicht etwas, was sie noch NICHT wusste? „Aber ich verstehe das gar nicht … ich meine, sie kennen mich doch gar n … uff!“

Eine kleine, hohe, jauchzende Schreie ausstoßende Gestalt rannte fast geradewegs in sie hinein und riss Saskia durch den Schwung beinahe von den Füßen. Die Forscherin stolperte ein paar Schritte rückwärts und be­mühte sich, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie hielt sich mit rudern­den Armen an dem Neuankömmling fest.

Die so stürmisch aufgetauchte Person war ganz in flauschige, helle und intensiv nach Moschus duftende Churrit-Felle gehüllt, sie hüllten sie wie eine zweite Haut ein. Nun jedoch flog die Kapuze nach hinten, während die kleinwüchsige Gestalt, die in den Pelzen steckte, weiterhin helle Freuden­schreie ausstieß und die Forscherin überglücklich, wie es schien, umarmte. Sie machte begeisterte kleine Luftsprünge und schien beinahe mit ihr durch den Schnee tanzen zu wollen, aber dazu war Saskia nun zu kom­pakt und zu groß. Zum Tanzen gehörten nun mal zwei Personen, die beide tanzwillig sein mussten.

Saskia Tanamaris wollte jetzt erst mal nur verstehen, was eigentlich los war.

Die Nomaden ringsum feixten und machten sich dann vergnügt, als wür­de etwas völlig Normales passieren, wieder an die Arbeit. Jason und Alan packten tatkräftig mit an bei den Verbindungsstücken für das große Zelt. Dieser Zeltaufbau und sicherlich auch der Abbau waren Gemeinschafts­werk.

Die kleinwüchsige, völlig vor Freude aufgekratzte Person, die sich nicht von Saskia zu lösen verstand, war von dieser Arbeitspflicht sichtbar ausge­nommen. Die Forscherin würde bald verstehen, weshalb.

Saskia erblickte jetzt jedenfalls überrascht ein kleines, herzförmiges Ge­sicht unter dichtem schwarzen Haar, und jedes einzelne Detail dieses Ge­sichts zeigte ihr, dass sie ganz unbestreitbar eine Frau der Birrit vor sich hatte, eine Nomadin von schwer zu schätzendem Alter, die sich aber sicht­bar fast halbtot freute, Saskia zu sehen.

Die zierliche Frau ist Ana, die einzige Frau in der Gruppe, und sie ist überglücklich, auf einmal auf eine Geschlechtsgenossin zu treffen. Ehe die Forscherin begreift, was sie da sagt, erklärt sie Ana bereitwillig, ihr „natürlich“ bei ihren Aufgaben zu helfen … und was dann passiert, ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Denn kaum haben sie das große Gemeinschaftszelt betreten, streift sich Ana den Fellanzug vom Körper, für den es hier drin­nen natürlich viel zu warm ist … und darunter ist sie splitterfa­sernackt!

Dann beginnt sie, an Saskias Sachen zu zerren, wogegen die Forscherin sich verlegen wehrt. Doch im Nu beginnt die Stim­mung der Nomadengruppe, die vorher noch geradezu eupho­risch war, umzuschlagen.

Ängstlich wendet sich Saskia an ihre Gefährten, die sich doch mit den Bräuchen der Birrit weit besser auskennen, weil sie halt auf Voskinnen leben.

„Was passiert, möchtest du wissen? Na, du bist gerade dabei, deine For­schungsarbeit zu sabotieren. Das ist los“, sagte Jason leise und sehr ernst zu der Forscherin. „Weißt du, wenn ich du wäre, würde ich versuchen, mich mehr an die Sitten des Stammes zu halten. Sonst werfen sie uns nämlich gleich raus, und damit ist unser Aufenthalt hier beendet. Es wird keine zweite Chance geben, sondern sie schicken uns dann geradewegs nach Port Ice zurück!“

„Was? Nein!“ Schreckgeweitet starrte sie ihn an. Diese Worte trafen sie nun wirklich wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Das war ja wohl das Schlimmste und Unerwartetste, was Saskia je erwartet hätte. „Ich verste­he nicht …“

Jason schaute sie mild vorwurfsvoll an und meinte dann kopfschüttelnd: „Ich denke, du kennst dich mit den Sitten der Nomaden aus? Hast du nicht so was erzählt?“

„Ja … nun … ich glaubte das jedenfalls“, stotterte Saskia etwas hilflos, immer noch den Tränen nah. „Aber das hier … davon habe ich nie was ge­lesen … ich weiß nicht, was …“

„Die Rolle der Frauen der Nomaden“, erklärte Jason nun eilig, als er ihr ehrliches Unverständnis entdeckte, „ist sehr vielfältig. Aber am wichtigs­ten ist es, Saskia, dass man sich als Gast an ihre Kleidungsordnung hält. Du siehst an Ana hier, wie man ist, wenn man als Frau in dem Gemein­schaftszelt ist und sich in der Gesellschaft befindet …“

Nackt?“, keuchte Saskia fassungslos. Das war ja wie ein Hieb mit der Bratpfanne vor den Kopf. Hatte sie sich verhört? Aber Jason wirkte absolut aufrichtig!

Dennoch – das konnte doch wohl nicht wahr sein! Die Frauen der Noma­den hatten, wenn sie sich im Gemeinschaftszelt der Männer aufhielten, ganz NACKT zu sein? Das war sozusagen … verpflichtend? Für JEDE Frau?

Wie um alles in der Welt …?

„…und du erwirbst dir erst das Recht auf vernünftige Kleidung, wenn du wie sie mitarbeitest“, wurden ihre Gedanken von Jasons weiteren, eben­falls sehr eindringlichen Worten durchschnitten und zum Versiegen ge­bracht. „Anderenfalls wirst du, wie gesagt, vom Stamm nicht akzeptiert. Es ist eine Frage des Platzes in der Gesellschaft.

Frauen haben viel mehr Macht im Nomadenverbund, als du glauben magst. Darüber wird normalerweise nicht gesprochen, und vielleicht hast du deshalb nie etwas erfahren. Aber was ich sagen will: mach, was Ana macht, und mach es gefälligst schnell! Sonst finden deine Forschungen nicht statt! Die Männer hier sind schon reichlich ungeduldig, und es ist dein Glück, dass der Anführer noch draußen zu tun hat. Beeil dich lieber!“

Ein schneller Blick zu den Nomadenmännern, die inzwischen alle ihre Ar­beiten eingestellt hatten und sie anstarrten, ziemlich finster anstarrten!, bewies leider schlagend, dass Jason ganz Recht hatte.

Wenn sie nicht schnell eine Entscheidung fällte, konnte Saskia alle For­schungen vergessen!

Und sie musste sich SOFORT entscheiden!

‚Verdammt sollst du sein! Konntest du mir das nicht VORHER sagen?‘

Saskia fühlte heißen Zorn in sich erwachen, aber der half natürlich auch nicht weiter. Eingezwängt in den Schraubstock fremder Sitten und eines extrem engen Zeitplans konnte sie wirklich nur das tun, was Jason empfoh­len hatte.

Tu, was Ana tut. Und tu es schnell!

Und Ana war NACKT, nicht wahr?

‚Das werde ich in meinen Bericht aber NICHT schreiben!‘, nahm sich die Forscherin entschieden vor.

Sie gab nun den bisherigen Widerstand gegen die dunkel vor sich hin­brummelnde Ana auf, die sofort und mit Feuereifer mit ihrer Entkleidungs­aktion fortfuhr. Nun, mit SASKIAS Entkleidungsaktion! Sie selbst war ja schon nackt.

Saskias BH landete sofort am Boden, und ihre schönen, vollen Brüste sprangen lustvoll hervor und bebten aufreizend, während die schöne blon­de Forscherin nun resignierend weiter mithalf, sich auszuziehen. Binnen weniger Sekunden fielen erst ihre Stiefel, dann die Thermohose, die sie un­ter ihrem Anzug getragen hatte, schließlich die langen Unterhosen, die hochgezogenen Strümpfe, das Thermohöschen und der knappe Slip, den Saskia Tanamaris noch am Leibe trug.

Dann war sie so völlig hüllenlos wie Ana auch …

Das ist leider alles erst der Anfang.

Ja, die Macht der Frauen ist in Birrit-Nomadengruppen sehr stark, das soll sie bald selbst miterleben. Aber dass Ana über zu große Arbeitsbelastung klagt, hat nur wenig mit dem Essenzu­bereiten zu tun … sehr viel mehr dagegen mit Sex. Und nun sind sie zu zweit, sie befinden sich im Zelt und sind nackt in ei­ner quasi reinen Männergesellschaft … und Saskia lernt schnell Dinge kennen, die ihre Vorstellungen von der Birrit-Gesellschaft komplett auf den Kopf stellen.

Sie hat vor allen Dingen zu begreifen, dass ihr die Scouts aus vollkommenem Eigeninteresse eine Menge vorenthalten haben, was mittelfristig zu einem ernsten Zerwürfnis der drei führt. Doch da ist es schon zu spät zum Umsteuern.

Alles hat massiv mit den Churrit zu tun, die die Lebensgrundla­ge der Nomaden sind, und die Schlafsäcke der beiden Scouts sind wirklich gar nichts gegen die aphrodisische Wirkung, die von warmer Churritmilch ausgeht, Churritfleisch, den Churrit­matten, dem aufreizenden Anzug aus Churritfell, der ihr maßge­schneidert wird …

Ein erotisches Abenteuer nimmt seinen Anfang, das ihr alsbald aufgrund ihrer hellen Haut den stolzen Beinamen „Milchglanz“ einbringt. Und auf eine geradezu zwanghafte Weise ist sie sehr viel leistungsfähiger als die zierliche Ana.

Allerdings begreift sie sehr lange nicht, dass die durchtriebene kleine Nomadin und die Birrit-Männer längst einen Plan ge­schmiedet haben, in dem Saskia Tanamaris die Hauptrolle spie­len soll …

Der Roman wurde am 31. Dezember 2005 begonnen und um­fasst inzwischen 328 Seiten, wobei von den sechs Abschnitten gerade mal zweieinhalb ausformuliert fertig sind. Die Zitate oben stammen sämtlich aus den ersten 100 Textseiten. Wer hierbei schon rote Ohren bekam, für den ist die Geschichte wirk­lich nichts, in der es um sehr, sehr, sehr viel Sex mit wechseln­den Partnern und in verschiedensten Konstellationen gehen wird.

In gewisser Weise ist „Saskia bei den Nomaden“ eine hitzige erotische Fieberphantasie, könnte man sagen. Eine gewisse Par­allele zu dem Roman „Die Kolonie Saigon II“ ist nicht zu verken­nen. Generell zeichnen sich Erotic Empire-Werke mehrheitlich durch erotischen Obsessionscharakter aus … nicht ausschließ­lich zum Nachteil für die Protagonistinnen, wie ich ergänzen sollte.

Das, was die Scouts sagen, ist durchaus nicht falsch: Die Frauen der Birrit-Nomaden HABEN eine sehr starke Stellung innerhalb der Gesellschaft. Aber die Ausprägung und die Rahmenbedin­gungen dieser Stellung sind, vorsichtig gesprochen … gewöh­nungsbedürftig.

Saskia wird das noch entdecken.

Ich kann allerdings wirklich noch nicht sagen, wann dieses Pro­jekt endet, es gibt da speziell eine biologisch-temporale Klippe, die ich noch nicht wirklich umschifft habe. Dafür ist wahrschein­lich eine strukturelle Veränderung zwingend erforderlich.

Aber soviel ist absolut sicher: Als „Milchglanz“ wird Saskia Tana­maris zu einer rassigen Berühmtheit von Voskinnen aufsteigen und nachgerade eine Legende werden, das ist sicher. Allein, sie selbst macht sich immer noch Illusionen, sie könne beizeiten, „wenn es ruhiger geworden ist“, ihre Forschungsarbeit wieder aufnehmen.

Dass es dazu nie kommen wird, ist zurzeit noch jenseits ihres Vorstellungsvermögens. Aber wie sollte sie darüber auch nach­denken, wenn jeder einzelne Tag ihres Daseins sich in einem Strudel der erotischen Raserei auflöst und sie zu orgasmischen Ufern führt, die sie früher für unvorstellbar hielt?

Soviel also zu dem ersten Einblick – jenseits von „Saigon II“ – in die nicht unkritischen Untiefen des „Erotic Empire“. In der kom­menden Woche kehren wir dann wieder bodenständiger in den Oki Stanwer Mythos zurück.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>