Blogartikel 537: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 6

Posted November 18th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es ist schon ein Weilchen her, dass ich den letzten Artikel zu dem Projekt veröffentlicht habe. Zehn Wochen, um genau zu sein. So lang sollten die Abstände an und für sich nicht sein. Vielleicht ist das aber auch eine schicksalhafte Fügung, dass es so kam.

Wieso sage ich das? Weil schon wieder traurige Geschehnisse diesen Gedanken von neuem beleben. Ich möchte nur kurso­risch darauf hinweisen, damit ihr wisst, dass ich durchaus mein Ohr am Puls des Zeitgeschehens habe. Sonst würde ich gern weiter aus den Anfangstagen des Projekts berichten, von den kleinen Schritten, die ich anno 2022 unternahm, als dieser Ge­danke des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts sich zaghaft zu ent­wickeln begann.

Was also ist geschehen?

Der Tod hat mal wieder zugeschlagen, mehrfach. Und zumin­dest in einem Fall wäre es wohl beinahe zur Zerstörung eines Lebenswerks gekommen.

Am 1. November 2023 ist der Perry Rhodan-Illustrator Arndt Drechsler-Zakrzewski überraschend im Alter von nur 54 Jahren verstorben. Das hat mich, obwohl ich schon seit langer Zeit nur noch flüchtigen Kontakt zur Serie habe, aus zwei Gründen er­schüttert. Zum einen ist es zu bedauern, einen so talentierten Künstler verloren zu haben. Zum anderen zeigte es mir einmal mehr, dass das Alter nicht der entscheidende Punkt ist, warum ein Leben enden kann und man beim besten Willen nicht darauf vertrauen kann, noch Jahrzehnte der Schaffenskraft vor sich lie­gen zu haben, wenn man zeitig damit beginnt, kreativ zu wer­den.

Der Tod lauert buchstäblich hinter jeder Ecke, und er kann ver­schiedenste Formen haben.

Nein, nicht alle kommen in solch ein hohes Alter wie der eben­falls im November 2023 verstorbene Schriftsteller Rainer Erler, der immerhin das stolze Alter von 90 Jahren erreichte und – etwa gleich Thomas R. P. Mielke und Herbert W. Franke, die ebenfalls dieses Jahr hochbetagt von uns gingen – ein breites Oeuvre hinterlassen haben. Manchmal kann das Leben es we­sentlich grausamer mit den Mitmenschen meinen.

Dann erfuhr ich von einem guten Freund von dem Schicksals­schlag, den ich oben kurz andeutete: Horst Hermann von All­wörden, der den Zauberspiegel geschaffen und jahrzehntelang engagiert mit phantastischen Inhalten füllte, ist am 8. Septem­ber 2023 im Alter von nur 59 Jahren verstorben. Das ist, finde ich (der ich jetzt selbst ins 58. Lebensjahr eingetreten bin), ei­gentlich noch kein Alter, in dem man aus dem Licht in die unbe­kannten Gefilde jenseits unserer Lebenssphäre eintreten sollte. Für die Zurückbleibenden war es speziell im letztgenannten Fall schwierig, Horst Hermanns Lebenswerk zu bewahren … glückli­cherweise ist das gelungen. Details dazu auszubreiten, ist nicht meine Aufgabe, ich belasse es bei dieser Erwähnung. Aber hier trat wieder das schon jüngst erwähnte Phänomen auf – ohne Freunde, gute Netzwerke und sofortiges Handeln wäre das zwei­fellos schief gegangen.

Ich denke, ihr versteht, dass ich diese Erkenntnis einmal mehr als Bestätigung verstehe, dass wir uns dringend um die Auto­ren-Nachlässe (und -Vorlässe, selbstverständlich) kümmern soll­ten. Dieses Thema verschwindet nicht von der Agenda, wie könnte es? Die Autoren sterben eben weiterhin, wie ihr seht. Das Problem bleibt akut, ungeachtet all der Körbe, die ich auf Nachfragen kassiere, allem Gejammere, wie man das finanzie­ren oder refinanzieren sollte, zum Trotz.

Und damit möchte ich nun zurücklenken zum Monat April 2022, in dem ich im Teil 4 der Artikelserie stehen geblieben war (ja, ich weiß, das war schon am 13. August 2023. Aber es gab halt dringenden Improvisationsbedarf vor zehn Wochen, da konnte ich nicht weiter der Reihe nach berichten).

Ich war damals bis zum 22. April 2022 gekommen. Zu jener Zeit befand ich mich noch in der Maßnahme „Jobfabrik“, in der ich ja den Grundgedanken des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts entwi­ckelt hatte. Die Kommunikationsfäden waren in alle möglichen Richtungen ausgestreckt.

Am 28. April sprach ich mit meinem dortigen Betreuer über Me­thoden der Finanzierung des Projekts, insbesondere ging es um Crowdfunding-Gedanken, die mir von kontaktierten Autoren nahe gelegt worden waren. Ich hatte mir die Sache durch den Kopf gehen lassen, war aber zu dem Entschluss gekommen, dass das Projekt erst noch mehr Konturen bekommen musste, ehe ich hier solch eine Kampagne – mit Hilfe, da ich diesbezüg­lich selbst noch keine Erfahrungen besaß – initiieren würde. Auch nahm ich an, und der Gesprächsverlauf bekräftigte meine Ansicht, dass Crowdfunding wesentlich projektbezogen für eine Anschubfinanzierung geeignet sein würde, nicht für eine länger­fristige Finanzierung.

Am gleichen Tag bekam ich Kontakt zum Gründungsnetzwerk Braunschweig und nahm abends an einer Veranstaltung des Hauses der Wissenschaft teil. Dabei ging es im Rahmen der Ver­anstaltungsreihe „Ortswechsel“ um das Thema Leerstand in der Braunschweiger Innenstadt. Interessant war es aber deswegen, weil ich ein Mitglied der KreativRegion e.V. traf, das inzwischen im Rat der Stadt Braunschweig ist. Ihm konnte ich meine Pro­jektidee skizzieren. Zwar ist letztlich daraus nicht mehr gewor­den, aber zumindest war hiermit ein erster Schritt in eine weite­re Sphäre potenzieller Unterstützer gemacht worden: zu den Lo­kalpolitikern.

Am 29. April begann ich damit, den ersten Entwurf meines Pro­jektplans „Der Zukunftshorizont“ zu verfassen. Inzwischen ist dieser Text durch diverse Veröffentlichungen und Flyervertei­lungen auf Cons in seiner überarbeiteten Fassung (z.B. auf dem diesjährigen Garching-Con) bekannter geworden, ich denke also nicht, dass ich an dieser Stelle näher darauf eingehen muss. Aber hier seht ihr, wie lange es von der Formulierung der ersten Gedanken bis zum fertigen Produkt gedauert hat.

3./4. Mai 2022: Fertigstellung des Textes „Der Zukunftshori­zont“. Kontaktaufnahme mit der Redaktion der ANDROMEDA NACHRICHTEN, nicht zuletzt wegen potenzieller Veröffentli­chung des Textes (was, wie ihr auch wisst, gelungen ist), son­dern auch, um meine Mitarbeit an AN wieder zu intensivieren. Am gleichen Tag und am nächsten kommunizierte ich mit mei­nem alten Coach, denn die Zeit in der Jobfabrik war bekanntlich nicht endlos ausdehnbar, und ich plante schon im Anschluss ein Existenzgründungscoaching, um den Projektgedanken intensi­ver auszuarbeiten.

6. Mai 2022: Kontaktaufnahme mit Hellmuth W. Mommers von der Villa Fantastica in Wien. Ein befreundeter Autor, den ich im Rahmen des Projektentwurfs kennen gelernt hatte, wies mich, was Archivorganisation angeht, interessanterweise auf das Ar­chiv der „Frauensolidarität“ in Wien hin. Der PAN-Kontakt entwi­ckelte sich an diesem Tag ebenfalls sehr positiv. Dort musste al­lerdings für eine ausführliche Antwort noch die bevorstehende Vorstandssitzung abgewartet werden. Ich gewann aber den Ein­druck, dass die Aktiven des Phantastik-Autoren-Netzwerks all­mählich die Dringlichkeit des Themas „Autoren-Nachlässe“ be­griffen hatten und war neugierig darauf, wie sich das weiter ent­wickeln würde.

8./9. Mai 2022: Hellmuth W. Mommers ließ nichts anbrennen, muss ich sagen, weil er sehr zügig an diesem Tag antwortete. Ich zitiere mal aus seiner Antwort: „Das ist ein sehr ambitionier­tes Projekt, gelinde ausgedrückt … Das Ziel ist wertvoll.“ Zu­gleich machte er aber keinen Hehl daraus, dass ich hier vor sehr dicken Brettern stünde. Selbst er, meinte er, habe Schwierigkei­ten gehabt, sein Projekt der Villa Fantastica zu realisieren. Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt sei also unbedingt unterstüt­zenswert, aber er könne es finanziell, personell und raumtech­nisch nicht unterstützen. Wir einigten uns aber darauf, dass eine Homepage-Verlinkung stattfinden würde, sobald das Pro­jekt soweit gediehen wäre.

Ebenfalls am 9. Mai 2022 traf ich mich dann mit meinem einsti­gen Coach und erläuterte ihm die Projektidee … was ihn ver­blüffte, aber auch durchaus sehr faszinierte. Am Ende unserer höchst interessanten Diskussion meinte er sinngemäß: Wenn das Projekt als Verein realisiert werden würde, wäre er sofort als Mitglied an Bord. Das freute mich außerordentlich.

Ich merkte an dieser Stelle sehr deutlich, dass die schiere Pro­jektidee – unabhängig von der Möglichkeit ihrer Realisierung – wirklich in jedem Kontaktgespräch sofort zündete. Augenschein­lich habe ich diesbezüglich ein gewisses Faible entwickelt, den Projektgedanken engagiert und glaubwürdig zu vertreten und zu bewerben.

Das ist eine Entwicklung, die mich, ehrlich gesagt, selbst über­rascht hat. Normalerweise kennt man mich nicht als so offensiv auftretenden Menschen, ich agiere lieber aus der zweiten Reihe … aber dummerweise gibt es hier nun einmal keine erste Reihe, weil das Thema der Autoren-Nachlässe ja kategorisch ausge­blendet wird. Aus begreiflichen Gründen, ja, das müssen wir nicht vertiefen, das wisst ihr nun zur Genüge … aber das bringt nun natürlich mit sich, dass der Initiator, d.h. ich selbst, an vor­derster Front aktiv werden muss. Eine sehr ungewohnte Rolle für mich.

Aber ihr werdet sehen, das alles, was bisher geschehen war, stellte nicht das Ende der Aktionen dar. Mehr dazu berichte ich euch im nächsten Beitrag dieser Artikelreihe, der als Blogartikel 546 erscheinen wird. Vorher geht es wirklich nicht, sorry.

In der kommenden Woche berichte ich euch dann von meinen Werkfortschritten im Monat März 2023.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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