Rezensions-Blog 385: The Club (4) – Joy

Posted Januar 4th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, man erinnere sich – der „Club“, diese verkappte Verbrecher­organisation, die unter dem Deckmantel einer Partnervermitt­lung für extrem Gutverdienende in Wahrheit Geld für terroristi­sche Zwecke sammelte, ist am Ende von Band 3 dieses sieben­teiligen Zyklus zerschlagen worden. Sarah Cruz und Jonas Fara­day sind glücklich als Paar zusammen gekommen … und den­noch liegen noch vier weitere Bände vor uns.

Ich war am Grübeln, was nun wohl kommen würde, fürchtete den gar finsteren verbrecherischen Rückschlag des Syndikats, dramatische Fluchten, Verfolgungsjagden, Racheschwüre, Feu­ergefechte oder Schlimmeres.

Was kam, war dagegen etwas vollständig anderes, auf das ich nicht vorbereitet war. Wie das aussah? Schaut es euch selbst mal an und blickt ebenso verdutzt drein wie ich damals:

The Club 4: Joy

(OT: The Culmination)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

480 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer

ISBN 978-3-492-06054-7

Aus der feschen, jungen Latina und Jurastudentin Sarah Cruz ist nun endlich durch Heirat mit ihrem geliebten und schwerreichen Jonas Faraday die leidenschaftliche Ehefrau Sarah Faraday ge­worden. Drei Jahre sind vergangen, seit sie mit ihren Freunden den sinistren „Club“ zerschlagen haben, der sie auf unorthodo­xen und abenteuerlichen Wegen erst zusammenführte. Das ist aber auch das einzige, wofür sie Oksana Belenkos krimineller Vereinigung dankbar sein müssen.

Die frisch Verheirateten haben eine spannende und abenteuerli­che Weltreise genossen, die dank Jonas´ Finanz mühelos zu schultern war. Und zusammen mit seinem Bruder Josh hat er in­zwischen ihre neue Firma „Climb & Conquer“ auf die Beine ge­stellt und stürmt damit die Erfolgsstufen und expandiert auf er­staunliche Weise. Gelegentlich findet er sogar noch Zeit, mit Josh gemeinsame Kletterabenteuer zu absolvieren.

Als er von einem dieser Abenteuer aus Südamerika zurückkehrt, sind Sarah und er sich einig: sie wollen unbedingt Nachwuchs haben. Sarah hat ihr Jurastudium erfolgreich abgeschlossen, und ihre Freundin Kat Morgan, die sich ihr Leben inzwischen mit Josh Faraday teilt, haben schon eine kleine Tochter namens Gra­cie produziert … wirklich höchste Zeit, um gleichzuziehen.

Und das tun die beiden – und übertreiben es wie üblich. Statt ei­nes Kindes erwartet Sarah auf einmal Zwillinge, was ganz offen­sichtlich auf die Gene ihres Mannes zurückgeht. Notwendig denkt sie auch daran, dass es zwei stramme Faraday-Jungs sein werden, die sie inwändig mit Tritten malträtieren. Mädel sind doch viel ruhiger, oder?

Während die Verbrecherin Oksana weiterhin im Gefängnis schmort und der „Club“ nichts als zunehmend verblassende Vergangenheit ist, kristallisiert sich alsbald heraus, dass es eine sehr viel größere Gefahr gibt – einen Alptraum, gegen den Jonas Faraday nicht ankämpfen kann, sondern demgegenüber er voll­kommen wehrlos ist: Sarahs eigener Körper. Denn kurz vor dem Entbindungstermin stellen sich Komplikationen ein, und er er­wacht neben Sarah in einem See aus Blut … und jählings hängt das Leben seiner geliebten Ehefrau und das der ungeborenen Kinder an einem hauchdünnen Faden, der jeden Moment final reißen kann.

Doch Jonas weiß auch ganz genau – wenn das passiert, kann er das nicht mehr überleben. Er würde entweder den Verstand ver­lieren oder sich bewusst in den Tod stürzen. Ohne die Frau sei­nes Lebens kann und will er nicht mehr weiterleben.

Und so beginnt der Kampf um Sarahs Leben und das der Zwillin­ge …

Tja … sagen wir es mal vorsichtig: der Roman hat mit dem „Club“ eigentlich nichts mehr zu tun. Im Kern lässt sich zudem die Handlung relativ schlicht zusammenfassen: Jonas´ und Sa­rahs Weltreise (in Rückblenden), Sarahs Schwangerschaft, die komplizierte Geburt der Zwillinge, Sarahs Genesung, Wiederher­stellung der Familienharmonie. Ende der Geschichte. Spannung nahe null, abgesehen vom dramatischen Anfang, ab Seite 270 wird es zunehmend verflachend und ausgedehnt. Man könnte also glauben, dies sei ein aufgeblasenes Sequel zu der ur­sprünglichen Trilogie (die laut Lauren Rowe auch als Trilogie ge­plant war). Warum daraus sieben Bände wurden? Aktuell noch nicht klar zu sagen. Das wird die Lektüre zeigen.

Bedeuten meine obigen Worte, die wenig begeistert klingen, dass der Roman schlecht ist? Nein.

Bedeuten sie, dass darin rein gar nichts passiert? Kann man auch nicht behaupten.

Aber man braucht schon eine wirklich große Harmonie- und Ro­mantik-Brille, um den Sinn des Buches zu verstehen. Denn auf Hunderten von Seiten (!) geht es wirklich um dies: Familienhar­monie, kabbelnde und von stetem Gelächter unterbrochene Wortgefechte, häusliche Katastrophen, das muntere Torpedieren von Gelegenheiten zum Sex, sowohl auf Joshs Seite (mit Kat) als auch auf Jonas´ Seite (mit Sarah).

Wer viel für kleine Kinder übrig hat, wird sich indes kaputtla­chen über die niedliche Gracie und ihre witzigen Kommentare sowie die fast unvermeidliche Babysprache, die die Erwachse­nen sich angewöhnen.

Ehrlich, Freunde … es gibt soviel zum Lachen in diesem Buch, dass man aus dem Gekicher fast nicht mehr herauskommt. Si-tuationskomik, Wortwitz und bisweilen schon bizarre Ideen fül­len hier Kapitel um Kapitel auf äußerst kurzweilige Weise. Zwar hatte ich am Ende des dritten Bandes schon ein wenig das Ge­fühl, die Autorin würde den theatralischen Höhepunkt (Jonas´ super-romantischen Heiratsantrag) über Gebühr auswalzen, aber dass sie weiterhin unterhaltsam über das Leben der lieb gewonnenen Hauptpersonen zu schreiben versteht, merkt man hier überdeutlich. Es kann sehr gut sein, dass das eigentliche Romanskript noch länger war und noch etwas gestrafft wurde, um es nicht gar zu süßlich zu gestalten.

Niedlich ist auch die offene Selbstkritik der Autorin im Nach­wort. Wie zitiert sie doch ihren Ehemann? Sie sagt, und man schmunzelt als Leser: „Und schließlich danke ich meinem Ehe­mann. Er stand die ganze Zeit an meiner Seite, auch wenn er dadurch herausgefunden hat, dass ich total bekloppt bin. Das Beste, was er zu mir gesagt hat, als ich dieses Buch geschrie­ben und ihm einen Auszug zum Lesen gegeben habe: ‚Oh mein Gott. Nein, Baby, das will niemand lesen.’ Hahaha! Was für ein Dummkopf. Natürlich wollen sie es lesen.“

Tja, und wo sie recht hat, da hat sie definitiv recht. Das Buch mag keinen gescheiten Spannungsbogen besitzen, und die Handlung selbst ist – siehe oben – doch eher … hm … über­schaubar. Aber es ist unbestreitbar warmherzig, unglaublich wit­zig und von daher unbedingt lesenswert. Wer die ersten drei Bü­cher der Reihe verschlungen hat, kommt an diesem hier un­möglich vorbei.

Klare Leseempfehlung.

© 2018 by Uwe Lammers

Das klingt schon ein bisschen crazy, gell? Eine Rezension über ein Buch, das quasi jedweder plausiblen Dramaturgie entbehrt, das sich im häuslich-familiären Chaos verliert und in süßen Be­ziehungs- und Kinderszenen, zudem eine Rezension über ein Buch, das mit einem völlig verkehrten Label verkauft wird – denn der „Club“ spielt hier, wie eingangs bemerkt, quasi keine Rolle mehr … und all das wird dann schlussendlich auch noch in eine positiv gewendete Rezension transformiert. Das hat selbst bei mir Seltenheitswert, zugegeben.

Aber auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass Lauren Rowe wirklich äußerst humorvoll, lebensnah und originell zu schreiben versteht. Es ist vermutlich nicht zu viel vermutet, wenn ich schätze, dass in ihrem Familienleben ebenfalls sehr viel Humor zuhause ist und sie hier aus einem reichhaltigen ei­genen Erfahrungsschatz schätzen konnte.

Und ja, so, wie ich bei E. L. James die permanenten Mail- und SMS-Kabbeleien (die bei den Verfilmungen nahezu sämtlich auf der Strecke blieben) geliebt habe, so ist es hier mit den über Dutzende von Seiten ausufernden Diskussionsszenen. Davon kann man wirklich einiges lernen. Und dass Rowe sich in ihre Protagonisten verliebt hat, ist einfach unübersehbar. Sie ist ih­nen in den restlichen „Club“-Romanen, im nächsten Zyklus „True Lovers“, den ich schon gelesen habe, und sogar im aktuel­len Zyklus „The Game“ treu geblieben, also über ein paar tau­send weitere Seiten.

Da steht euch noch einiges bevor, Freunde – freut euch drauf. Das ist wirklich Gute-Laune-Lektüre!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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