Rezensions-Blog 408: Devoted 3/E: Gefährliches Verlangen

Posted Juni 14th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute folgt also der Schluss der Romantrilogie um Marc Black­well und die Studentin Sophia Rose, und es ist meiner Rezensi­on von 2018 deutlich anzumerken, dass meine anfängliche Zu­neigung doch schon recht abgekühlt war. Sicherlich, wer hem­mungslos romantisch ist und auf Realismus und gescheit und lo­gisch nachvollziehbar dargestellte Dramatik pfeift, der mag die­sen Band immer noch mit Gewinn zu lesen. Mir war das, tut mir leid, das sagen zu müssen, nicht mehr wirklich gegeben.

Dementsprechend fällt dann auch das Fazit aus. Aber seht euch das am besten mal in der konkreten Umsetzung meiner damali­gen Besprechung an:

Devoted 3: Gefährliches Verlangen

(OT: Bound by Ivy)

Von Susanna Quinn

Goldmann 48041

320 Seiten, TB

ISBN 978-3-442-48041-8

Aus dem Englischen von Andrea Brandl

Sophia Rose schwebt im siebten Himmel: Ihr Geliebter, der Schauspiellehrer Marc Blackwell vom Ivy College, in den sie sich unwiderstehlich verliebt hat und der ihre Liebe leidenschaftlich erwiderte, hat ihre Garderobe in einen Traum aus Efeu und Glanz verwandelt und macht ihr einen Heiratsantrag! Gerade noch aus der gelungenen Premiere des Musicals „The Beauty and the Beast“ an der Seite des gut aussehenden männlichen Hauptdarstellers Leo Falkirk kommend, glaubt sie sich jählings am Ziel ihrer heißesten Wünsche. Doch der Moment wird dra­matisch gestört.

Ihre hasserfüllte Mitschülerin Cecile Jefferson zerbricht die Idylle jählings, so dass die beiden Verliebten ihre Vereinigungsszene verschieben müssen. Und es gibt schnell noch weitere Schwie­rigkeiten: Sophia muss entdecken, dass ihr Vater von seiner jün­geren zweiten Frau im Stich gelassen wurde, zusammen mit dem kleinen Sohn Samuel. Und ihr Verantwortungsbewusstsein gewinnt so wieder die Oberhand. Jählings hat Sophia zwei Enga­gements – einmal eine monatelange Musicalkarriere in London, und dann parallel dazu ein äußerst forderndes „Engagement“ als Betreuerin ihres Dads und seines nun halbwegs verwaisten kleinen Sohnes.

Und die Probleme nehmen kein Ende – denn da Sophia so un­endlich viel daran liegt, dass ihr Vater der Verbindung mit Marc zustimmt, möchte sie diese Zustimmung unbedingt erhalten … aber er verweigert sie zu ihrer völligen Fassungslosigkeit. Die Gründe, die in seiner aktuellen ehelichen Situation liegen, sind nachvollziehbar: Er möchte nicht, dass sie sich in ein unkalku­lierbares Abenteuer stürzt und womöglich nachher mit gebro­chenem Herzen endet, so wie ihm das gerade widerfährt. Jedes Beteuern, dass sie doch nur Marc liebe und dies immer so sein werde, bleibt vergebens. Nun … fast. Sie kann ihren Vater zu ei­ner Bedenkzeit überreden – aber er macht zur Bedingung, dass sie Marc drei Monate lang nicht sieht und nur einmal in der Wo­che eine halbe Stunde lang mit ihm telefonieren darf.

Dies ist für beide Liebenden eine harte Anfechtung. Aber Marc hält das kurioserweise für eine gute Idee, sehr zu Sophias Un­verständnis. So gehen sie auf diese Bedingung ein, um ihre Lie­besbereitschaft zu prüfen. Zugleich verstärkt Marc derweil auf fast schon absurde Weise die Sicherheitsvorkehrungen bei So­phia, um sie in Sicherheit zu wissen. Die Gründe dafür möchte er ihr indes nicht erläutern. Das sorgt bei Sophia natürlich nicht gerade für Beruhigung.

Erst spät kristallisiert sich heraus, dass die hysterische Cecile nicht der einzige Grund dafür ist. Es gibt vielmehr noch ganz andere Leute, die Sophias Leben bedrohen, und sie sind tödlich entschlossen, ihr Ziel zu erreichen …

Der dritte Band der Trilogie um Sophia Rose und Marc Blackwell beginnt zwar temperamentvoll und romantisch, aber man muss leider konstatieren, dass das, was ich schon im vergangenen Band befürchtete, nun in voller Stärke eintritt. Der Autorin geht die Puste aus. Will heißen: Man erfährt zwar in diesem Buch eine Menge über Sophias soziales Engagement und erlebt sie als verantwortungsbewusste und treue Tochter, die fest zu ihrem geliebten Marc steht.

Aber auf der anderen Seite verzettelt sich die Autorin auf schon beinahe absurde Weise in Kleinigkeiten: Haushalte aufräumen, Mahlzeiten kochen, für den kleinen Sammy da sein, jedes ein­zelne Mal vor dem ziemlich unzurechnungsfähigen Vater einkni­cken … es ist sehr anstrengend, wenn auch durchweg unter­haltsam, das zu lesen. Die Handlung tritt mehr oder minder über zweihundert Seiten ziemlich auf der Stelle. Das ist schon sehr traurig mit anzusehen.

Es fällt sowohl auf, dass hier massiv mit dem emotionalen Weichzeichner gearbeitet wird wie auch, dass zahlreiche Hand­lungsstränge einfach gekappt werden. Wo ist beispielsweise die sich wie rasend gerierende Journalistenmeute, die ihnen beiden noch im zweiten Band das Leben schwer machte? Verschwun­den. Sophia Rose kann völlig unbehelligt mitten in London shop­pen gehen bzw. zwanzig Minuten lang zum College zu Fuß un­terwegs sein, ohne das auch nur das Mindeste passiert … realis­tisch kann man das nicht nennen, fand ich.

Es ist auch wenig glaubhaft, dass allein aufgrund der Tatsache, dass sie vermeintlich nicht mehr mit Marc Blackwell zusammen ist, all das Medieninteresse sich in Luft auflöst. So eindimensio­nal funktioniert die Presse dann wohl doch nicht. Das College löst sich nahezu völlig als Handlungsort auf, das Theater, an dem Sophia ihr Engagement auf der Bühne hat, bleibt ebenfalls völlig amorph. Hier wird massiv Potenzial für Handlung und Spannung verschenkt, fand ich. Die Verengung des Tunnelblicks war manchmal schon echt strangulierend.

Und dann diese bösen, bösen, finsteren Schurken vom Unter­grundnetzwerk PAIN, das es auf Sophia abgesehen haben soll. „Eine Frau namens Yasmina und ein Kerl namens Warren“, nennt Marc die Exponenten der Gegenseite. Er beschreibt sie als „ge­rissen, skrupellos und raffiniert“. So erwartet man natürlich eini­ges. Und wird durchweg enttäuscht, das ist ein schwerer Fehler dieses Romans. Das „Netzwerk“ scheint nur aus diesen beiden Personen zu bestehen, die genau einen Auftritt haben, ehe die Gefahr recht bald entschärft wird. Von Gerissenheit oder Raffi­nesse ist da absolut gar nichts zu entdecken, wiewohl es jede Menge Gelegenheiten dafür gegeben hätte, die die Autorin sämtlich nicht nutzt.

Es gibt im gesamten Buch ziemlich genau zwei dramatische Au­genblicke, die aber im Gesamtblick fast zu vernachlässigen sind. Statt hier wirklich dauerhafte Spannung zu erzeugen, wird alles durch die alles überdeckende Harmoniestimmung überla­gert, so dass man quasi von Anbeginn an schon weiß: Okay, sie kommen natürlich zusammen, und sie werden all diese letzten absurden Hürden überwinden usw. Dass der deutsche Titel über Gebühr dramatisierend ist und der Handlung nicht im Gerings­ten gerecht wird, ist irgendwie nicht mehr verblüffend.

Es überrascht dann auch kaum, dass die eigentliche Handlung dreißig Seiten vor Schluss aufhört und der Rest lediglich das süßliche, man ist fast geneigt zu sagen, kitschige Sahnehäub­chen darstellt. Das war doch wirklich sehr enttäuschend. Sowohl das Sträuben des Vaters wie auch Sophias ständiges Nachgeben ersetzt hier klar eine logische Handlung. Zwar erzeugt dieser überraschende Widerstand ein paar interessante erotische Handlungsmomente in der Geschichte (wie erregt man seine geliebte Gefährtin und bringt sie zum Höhepunkt, wenn man sie weder sehen noch besuchen kann? Marc Blackwell fällt da so ei­niges ein), aber sonst trägt dieser Band zur eigentlichen Hand­lung der Trilogie kaum etwas bei und wäre im Novellenformat deutlich besser und konzentrierter gewesen. Sicherlich 150 bis 200 Seiten des Buches sind schlichtweg romantisches Blabla.

Zurück bleibt der Eindruck einer sehr liebenswerten Hauptper­son, die gleichwohl doch sehr unselbstständig herüberkommt und manches Mal wirklich vom Leser gedrängt wird, doch end­lich einmal mit dem Fuß aufzustampfen, um ihrem Vater zu be­weisen, wie selbstständig sie ist. Aber wenn sie das getan hätte, wäre ja der größte Teil des Romans hinfällig gewesen, und das konnte die Autorin wohl nicht machen, weil sie auf drei Romane verpflichtet war.

Es ist nur zu hoffen, dass sie den Fehler, zu wenig Inhaltsstoff für eine Trilogie in ihren Büchern zu versammeln, in ihrem nächsten Romanzyklus „Passion“ nicht auch gemacht hat. Ich werde das beizeiten prüfen, die Bücher stehen hier bereits. Vor­erst aber sind andere Stoffe an der Reihe.

Was kann ich zur Leseempfehlung dieser Trilogie abschließend sagen? Nun, meiner Überzeugung nach ist dies Stoff für sehr ro­mantisch veranlagte Menschen, die es lieben, wenn es eher konfliktscheu zugeht und die ein großes Herz für harmonische Familienverhältnisse haben. Da bekommt man einiges mit, was nicht nur Sophia und Marc angeht, sondern auch ihren Dad und ihre beste Freundin Jen und Marcs Schwester Annabelle … da ar­beitet der romantisch-harmonisierende Weichzeichner mit voller Macht.

Echt, ich fühlte mich zeitweise in eine sehr positivierte Roman­handlung a la Peter F. Hamilton versetzt (der mit Dramatik aber deutlich besser umzugehen versteht! Ein Vergleich mit Quinn würde ihn vermutlich ernsthaft beleidigen). Und wer Sophia Rose im ersten Band schon ins Herz geschlossen hat, wird sich bestimmt auch bis zum Schluss voller Sehnsucht zur Hochzeit durchkämpfen. Oder mitleiden. Oder wie auch immer.

Ich selbst hätte es gern etwas dramatischer und realistischer gehabt, ganz ehrlich. Aber das ist in diesem Zyklus nicht zu be­kommen. Vielleicht ja, ich sagte es, im kommenden. Mal schau­en.

© 2018 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche bespreche ich ein Buch, das in gewis­ser Weise auch meiner ursprünglichen Vorstellung dessen zuwi­derlief, was darin eigentlich stehen müsste … aber man kann doch nicht sagen, dass es uninteressant gewesen wäre. Was vielleicht daran lag, dass es sich recht eigentlich um ein Sach­buch handelt. Und zudem handelt es von Schatzsuche.

Mehr dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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