Rezensions-Blog 446: Perfect Passion 3 – Sündig

Posted März 5th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt Romane, die aufregend sind. Es gibt Romane, die witzig sind oder tiefgründig. Solche, die durch ausgefeilte Charaktere bestechen oder geschmeidige Dialoge und abenteuerliche Set­tings. Als ich mit Jessica Clares Romanzyklus „Perfect Passion“ anfing, dachte ich mir eigentlich nicht sehr viel dabei … locker-leichte Unterhaltung, höchstwahrscheinlich. Jedenfalls fielen die ersten beiden Bände eindeutig in diese Kategorie.

Mit Band 3, der hier vorliegt, dreht sie richtig auf, und ich kam aus dem Lachen kaum mehr heraus – was immer eine sehr gute Sache ist und ein Garant dafür, unentwegt am Ball zu bleiben. Das gelingt dem Leser und der Leserin hier ohne Frage … ihr werdet überrascht sein, wie schnell ihr tief in diesem Roman versunken seid und geradezu darauf lauert, was auf der nächs­ten Seite für Katastrophen passieren oder für dramatische, ab­surde Dialoge, dass die Fetzen fliegen. Denn das passiert hier wirklich ständig.

Und dann landet auch noch die Hauptperson im falschen Bett … also wirklich, noch verrückter geht es nimmer.

Dann starten wir mal die Reise mit der emotionalen Achterbahn­fahrt, und ich sage schon mal vorweg: Vorsicht – Suchtgefahr in jederlei Weise …!!

Perfect Passion 3 – Sündig

(OT: The Wrong Billionaire’s Bed)

von Jessica Clare

Bastei 17218

320 Seiten, TB (2015)

Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke

ISBN 978-3-404-17218-4

Ihr Name ist Audrey Petty. Sie ist die unermüdliche, perfekt or­ganisierte Assistentin des Milliardärs Logan Hawkings und trägt ihr Leben lang eine Maske vor der Außenwelt. Und sie hat, wie sie wenigstens findet, auch jeden Grund dafür. Das hat mit ihrer Biografie zu tun.

Audrey ist mit ihrer Zwillingsschwester Daphne aufgewachsen und wurde stets von der älteren Schwester Gretchen observiert, die sowieso alles besser machen konnte. Besser kochen, besser gut aussehen, perfekter sein. Sie war quasi das Vorbild, das sie ständig erreichen wollte. Und, das war noch schlimmer, sie musste stets hinter der chaotischen Schwester Daphne herräu­men, deren Leben aus einer beispiellosen Kette von Katastro­phen zu bestehen scheint. Daphne war genau das, was sie selbst nicht war – chaotisch, abenteuerlustig, leichtlebig, und ganz besonders fiel es ihr immer leicht, Kerle zu umgarnen.

Da wunderte es auch kaum, dass Daphne sehr viel schneller Er­folg hatte als Audrey. Als Sängerin mit wilden Konzerttouren stieg sie am Pophimmel auf und zierte die Titelseiten der Klatschmagazine … leider sehr rasch auch mit ihren Drogenex­zessen und Alkoholdesastern. Und wer musste dann immer, wenn Daphne zusammenbrach und tränenüberströmt am Ende war, da sein und sich um sie kümmern?

Audrey. Der gute Zwilling.

Das war das eine Problem, dessentwegen Audrey immer stark sein musste.

Das andere Problem hieß Cade Archer. Der Junge aus Kinderta­gen, der mit allen drei Schwestern gut befreundet war, stellte den Kerl dar, in den Audrey schon verschossen war, seit sie 13 Jahre alt wurde. Aber – sie war der gute Zwilling, nicht wahr? Es gehörte sich für ein braves Mädchen nicht, sich ihm einfach an den Hals zu werfen.

Wer tat das also? Daphne! Und zwar deshalb, weil sie genau wusste, dass Audrey erfolglos für ihn schwärmte!

Gott, wie sehr Audrey ihre Schwester dafür hasste, dafür gab es echt überhaupt keine Worte mehr (kein Wunder, dass sie ihre Schwester dann einfach mal rachsüchtig in den Teich schmiss und Cade Daphne retten musste)! Aber immer, wenn sie selbst in Cades Nähe kam, war sie stumm wie ein Stockfisch, kicherte dümmlich in der Gegend herum und bekam keinen Ton mehr heraus.

So entwickelten sich die Leben der Schwestern auseinander. Cade Archer begann damit, sich zum Milliardär zu entwickeln und Teil des Milliardär-Geheimclubs zu werden. Audrey trat in die Dienste von Logan Hawkings. Gretchen wurde von dem Milli­ardär Hunter Buchanan auf scheue Weise umworben und schließlich von der energischen Petty-Schwester erobert (siehe Rezension zu Band 2 des Zyklus). Und Daphne? Daphne stürzte regelmäßig in ihren Exzessen ab, und Audrey konnte weiterhin immerzu die Trümmer auffegen und hinter ihr die Wogen glät­ten.

Gott, Audrey hatte es so was von satt, dafür gab es echt keine Worte mehr!

Als Daphne also mal wieder einen Totalausfall hat, stellt Cade Archer den beiden Schwestern kurzerhand seine Jagdhütte zur Verfügung, damit diese desolate Situation nicht wie üblich von Paparazzi ausgeschlachtet werden kann. Diesmal ist Audrey fest entschlossen, ihre Schwester auf Kurs zu bringen, die bisher jede Entziehungskur abgebrochen hat. Und es wird sogar noch schöner werden – denn schließlich hat Cade, immer noch ihr Schwarm, sich dafür entschieden, mit ihnen zusammen zu sein.

Sie drei in der Jagdhütte, und Daphne zu krank, um im Weg zu sein? Ein Wunschtraum geht für Audrey in Erfüllung! Endlich wird sie ihrem aus der Ferne angehimmelten Cade nahe sein, ihm vielleicht sogar sagen können, was sie für ihn empfindet.

Das denkt sie jedenfalls, bis sie in der Jagdhütte eintrifft – eher eine Art abgelegenes luxuriöses und mehrstöckiges Chalet, wenn man genau sein will – und dann im dortigen Whirlpool zwei Eindringlinge vorfindet: den notorischen Playboy und Milli­ardär Reese Durham … und ein fast nacktes Mädel, das gerade dabei ist, sich von ihm vernaschen zu lassen.

Erst mit etwas Verspätung erfährt sie, dass es sich dabei um Camilla Sellers handelt, die Reese umgarnen wollte, um einen Geschäftsdeal an Land zu ziehen. Binnen kürzester Zeit eska­liert die Situation auf chaotische Weise: Audreys Handy wird im Whirlpool versenkt, Camilla rauscht zornentbrannt ab, und da­bei nimmt sie Reeses Kleidung, sein Handy und seinen einzigen fahrbaren Untersatz mit. Und so sind die beiden Schwestern mit dem unverschämt dreisten Jungmilliardär allein.

Reese, der anfangs den leicht aufbrausenden Rotschopf über­haupt nicht ausstehen kann und schnell ungläubig entdecken muss, dass Audrey Cade hemmungslos anhimmelt (was dieser überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt!), kommt sich bald vor, als wäre er im falschen Film, und das hat er mit dem Leser über weite Strecken des Romans durchaus gemeinsam: er ist der ver­dammte Playboy, sagt er sich. Und die Frauen spielen üblicher­weise verrückt, wenn er nur den Raum betritt und werfen sich ihm an den Hals.

Was macht Audrey? Sich mit ihm streiten. Ihm widersprechen. Ihn provozieren. Ihn vertreiben wollen. Und sie himmelt einen Kerl an, der in ihr nur eine liebe Schwester oder Jugendfreundin sieht und sie in keiner Weise als sexuelles Wesen wahrnimmt … und, noch schlimmer, offenbar in das drogensüchtige Wrack na­mens Daphne Petty verguckt ist.

Doch sehr schnell erkennt Reese auch den Eispanzer der Ca­mouflage, den sich Audrey umgelegt hat. Und darunter, davon ist er überzeugt, ist ein feuriges Wesen verborgen, das sie nur nicht zeigen will. Eine Herausforderung! Und er liebt Herausfor­derungen!

So beginnt eine unglaublich amüsante Schlacht der reizbaren Seelen, die die arme Audrey bis an die Grenzen ihrer Zumutbar­keit treibt. Und ihre Leidenschaft entfesselt …

Manche Autoren neigen ja dazu, in einem mehrbändigen Zyklus im Laufe der Zeit immer fader zu werden, und die Gefahr be­steht natürlich in dem Fall eines erotischen Liebesromans umso mehr. Warum? Weil es nun einmal im Kern um das Zusammen­kommen eines Mannes und einer Frau mit entsprechenden se­xuellen Interaktionen geht, und die nun einmal ihrer physiologi­schen Struktur nach durchaus begrenzt sind. Da muss man sich natürlich Variationen einfallen lassen, und nachdem ich nun drei Bände von Jessica Clare gelesen habe, muss ich anerkennend sagen: sie hat’s wirklich drauf.

In diesem Roman war es so, dass ich an manchen Stellen wirk­lich aus dem Prusten nicht mehr herauskam, weil er so witzig ist. Besonders die Passagen, wo sich Reese und Audrey wie Hund und Katze spinnefeind beharken und provozieren, waren mitunter an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Doch, die scharfzüngigen Wortgefechte und die hier praktizierte Schlag­fertigkeit haben mir mehrfach die Tränen in die Augen getrie­ben.

Erschwert wird das alles anfangs natürlich von der massiven Drogensucht der Schwester und Audreys wirklich unentwegtem Mantra: Ich bin der gute Zwilling. Ich mache so etwas nicht. Ich bin eigentlich in Cade verschossen. Irgendwann wird er das schon sehen. Und Reese hasse ich. Ich kann den Kerl nicht aus­stehen.

Konsequenz: erotisch ist der größte Teil der ersten Romanhälfte eigentlich nicht. Aber wahnsinnig amüsant, was sehr der Cha­rakterentwicklung dient, insbesondere lernt man so die in den ersten beiden Romanen des Zyklus nur als Nebenperson agie­rende Audrey besser kennen.

Je weiter der Roman voranschreitet, desto deutlicher wird es au­ßerdem, dass diese mühsam stabilisierte Fassade in keiner Wei­se hinreichend das beschreibt, was Audreys Herz wirklich will … aber es dauert verdammt lange, bis ihr das klar wird. Und es macht einen Heidenspaß, diesen Weg zu verfolgen.

Wo sie schließlich landet, geht schon aus dem amerikanischen Originaltitel ziemlich unzweideutig hervor. Aber das bedeutet nicht, dass das Buch nicht ein verdammtes Lesevergnügen ist, denn das ist echt der Fall. Ich habe es mal wieder in gerade mal zwei Tagen verschlungen und werde alsbald in den vierten Band des Zyklus aufbrechen. Denn ihr wisst ja aus der Rezension des ersten Bandes „Stürmisch“1, dass es sechs Milliardäre sind, nicht wahr? Und Jessica Clares Mission ist es, alle sechs Kerle glücklich zu machen. Der nächste auf der Liste ist der Philan­throp Griffin Verdi, der scheinbar mit Frauen nichts anfangen kann.

Wollen wir wetten, dass sich das alsbald ändert?

Bis dahin amüsiert euch gut mit diesem Buch. Klare Leseemp­fehlung!

© 2019 by Uwe Lammers

Wie im Fall von Magnus Ridolph in der vorigen Woche bin ich der Ansicht, dass euch hier ein großartiges, zwerchfellerschüt­terndes Lesevergnügen entgeht, wenn ihr nicht zugreift, sobald ihr des Romans habhaft werdet. Und ich denke fernerhin, wenn ihr den hier verschlungen habt, seid ihr schon auf der Suche nach Nachschub. Keine Sorge, die bekommt ihr alsbald … in der nächsten Woche besuchen wir aber erst mal wieder James Rol­lins´ Sigma Force.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Rezensions-Blog 438 vom 10. Januar 2024.

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