Rezensions-Blog 458: Perfect Passion 6/E – Berauschend

Posted Mai 29th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ich ja jüngst schon andeutete – dieser Roman ist zwar der Abschlussteil der sechsteilige Serie „Perfect Passion“, aber wie so viele Autorinnen, die ihr Personal lieb gewonnen haben (vgl. dazu beispielhaft Lauren Rowe und ihre Romane oder Julie Ken­ner und ihren ausufernden Personenkosmos), ist das natürlich nicht der Schlussakkord in dieser Angelegenheit. Am Ende deu­te ich ja an, dass es in der mehrteiligen Serie „Perfect Touch“ weitergehen wird. Die Rezensionen kommen beizeiten, aber fürs erste werde ich mich nach diesem Zyklus zunächst anderen Au­torinnen widmen.

Wohin verschlägt es uns diesmal in dem Bestreben Jessica Cla­res, noch einen Milliardär unter die Haube zu bringen? In das grelle Showbusiness Amerikas mit all seinen Exzessen und nicht zuletzt Drogenauswüchsen, zudem wird die Schwindel erregen­de Kluft zwischen Superreich und den Leuten, die sich gerade so am Existenzminimum entlanghangeln und jederzeit vom Ab­sturz bedroht sind, überdeutlich und kritisch gezeichnet.

Ich gestehe, ich zögerte ein wenig vor der Lektüre. Daphne Pet­ty als unbelehrbare und drogensüchtige Künstlerin fand ich schon vorher in der Serie beunruhigend, und sie nun wieder im Zentralfokus zu sehen, schmeckte mir, offen gestanden, nicht recht.

Glücklicherweise geht es nicht nur um Daphne, sondern eine weitere Frau betritt die Bühne. Und damit fängt das Chaos dann unerwartet wie eh und je mal wieder an.

Wie das genau ausschaut? Einfach weiterlesen:

Perfect Passion 6/E – Berauschend

(OT: One Night with a Billionaire)

von Jessica Clare

Bastei 17409

352 Seiten, TB (2016)

Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke

ISBN 978-3-404-17409-6

Alle fünf Milliardäre des Geheimclubs der Milliardäre, über deren Leben Jessica Clare in ihrer Serie „Perfect Passion“ geschrieben hat, sind inzwischen fest mit Frauen liiert, die sie im Laufe witzi­ger, chaotischer Abenteuer kennen gelernt haben. Nur der bravste von allen, der auf dem Sektor der Wohltätigkeitsorgani­sationen tätige Cade Archer, findet einfach keine Ruhe. Das liegt nicht daran, dass er ein notorischer Weiberheld wäre, das ist er durchaus nicht.

Cade ist unglücklich verliebt, und dies schon seit fünfzehn Jah­ren.

Einen deutlichen Eindruck davon bekamen die Leser im dritten Band der Serie, als Audrey Petty versuchte, ihren Jugend­schwarm Cade endlich zu verführen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass ihre Jetset-Zwillingsschwester und Sängerin Daph­ne Petty von ihrem ständigen Drogentrip herunterkam. Be­kanntlich hat das nicht richtig funktioniert. Während Audrey da­bei über Reese Durham stolperte, Cades Milliardärskollegen, und sich letztlich von ihrer hoffnungslosen Schwärmerei für Cade löste und mit Reese glücklich und schlussendlich schwan­ger wurde, stürzte Daphne einmal mehr durch eine Überdosis ab. Und wer saß an ihrem Bett und litt mit ihr? Cade, der immer noch nicht von diesem einstmals so schönen und lebhaften Mädchen lassen kann, das inzwischen ein ziemliches Wrack ist. Den Leserinnen und mir tat er dabei unendlich leid.

Aber Daphne hat ihm versprochen, clean zu werden. Scheinbar hat sie aus diesem inzwischen 8 Monate zurückliegenden De­saster gelernt. Da beginnt eine neue Konzerttour durch die Staaten. Und Daphne meldet sich einfach nicht mehr.

Cade macht sich natürlich Sorgen und reist ihr hinterher. Und trifft die Sängerin in einem so desolaten Rauschzustand an, in dem sie ihn nicht einmal erkennt. Er ist völlig erschüttert und betrinkt sich, was sonst gar nicht sein Stil ist.

Tja, und dann ist da diese verwirrend aufregende Frau, die Cade daran hindert, volltrunken in sein Auto zu steigen und ihn statt­dessen selbsttätig und fürsorglich ins Hotel fährt.

Kylie Dawson.

Eine eher etwas dralle, vollbusige Person, die zu Daphnes Tross gehört und ihre Visagistin ist – und von ihr herablassend „dicke Marilyn“ genannt wird. Ist das wohl allein dem Alkohol zuzu­schreiben, dass sie auf Cade Archer so starken Eindruck macht? Sie scheint das vollständige Kontrastprogramm zu Daphne zu sein. Drogenabstinent, weich, rund, fürsorglich, mitfühlend – und zu ihrer beider Überraschung haben sie dann im Hotel lei­denschaftlichen Sex, dessen Initiative von dem betrunkenen Cade ausgeht.

Am kommenden Morgen ist er total verkatert und Kylie ver­schwunden. Ohne Telefonnummer oder dergleichen hinterlassen zu haben. Ohne irgendwelche Ansprüche anzumelden.

Konsequenz: Cade verliebt sich in sie.

Kylie hat die Nacht auch genossen, aber ihr ist zunehmend klar geworden, dass ihre Chefin Daphne Ansprüche auf ihn anmel­det. Und dass, sobald diese Nacht herauskommt, sie ihren Job los sein kann – aber sie braucht das Geld, das sie mit dieser Tournee verdienen kann, extrem dringend. Sie sollte sich also von Cade besser fernhalten. Das kann alles kein gutes Ende nehmen.

Die folgende Begegnung mit Cade Archer scheint ihr da Recht zu geben: diesmal ist sie es, die ebenso betrunken wie er im Hotelbett in Las Vegas landet, und als sie am kommenden Mor­gen aufwacht, hat sie nicht nur einen Kater, sondern auch einen protzigen Ring am Finger. Und sie ist Cade Archers Ehefrau.

Aber das alles ist erst der Anfang des Alptraums, der ihr ganzes Leben zum Entgleisen bringt. Und nicht nur ihrs …

Der Abschlussband der Serie „Perfect Passion“ zieht in der Tat insofern einen Schlussstrich unter den Club der Milliardäre, als nun am Schluss alle ihr Liebesglück gefunden haben. Selbst für die bis ganz zuletzt dramatische und selbstzerstörerische Daph­ne Petty findet sich eine Lösung, die nicht darin besteht, dass Cade Archer die Grabrede auf sie halten muss (aber ehrlich, das konnte man sich als Leser auch schlecht vorstellen).

Es mag sein, dass Jessica Clare hierin das Popbusiness etwas zu drastisch schwarz in schwarz malt – mit tyrannischen Stars, ängstlich kuschendem Dienstpersonal, drogensüchtigen Be­rühmtheiten, kriminellem Management usw., aber vieles ist zweifellos Realität. Kylie ist tatsächlich eine sehr bodenständige Persönlichkeit mit ganz normalen Sorgen und Nöten, und vieles von dem, was hier durch die Seiten durchklingt, ist leider be­merkenswert plausibel. So etwa die Sorge, dass Kylies Großmut­ter beim Aussetzen der Zahlungen für ihre Unterbringungen kurzerhand auf die Straße gesetzt werden könnte (vgl. dazu etwa Michael Moores Film „Sicko“ über das Gesundheitswesen in den USA!). Auch dass Menschen von kriminellen Anwälten um ihre Ersparnisse und Verdienste gebracht bzw. Menschen kurzer­hand unter der Brücke zu nächtigen gezwungen werden können und Eigentum verkaufen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, ist leider in den USA alles andere als unrealistisch, das alles gibt es – und es macht die krasse finanzielle Kluft zu den idealistisch gehaltenen Milliardären durchaus deutlicher, als das etwa in Deutschland möglich wäre.

Was ich allerdings ein wenig überzogen fand, war Cade Archers schlussendliche Reaktion, mit der er die Probleme schließlich in Ordnung bringt. Den Gedanken hatte ich schon wenigstens 150 Seiten früher und dachte mir: warum macht er nicht DAS? Er ist Milliardär, nicht wahr? Da hat die Autorin doch aus purer Dra­maturgie und auch, um ein wenig Seiten zu schinden, die auf der Hand liegende Lösung etwas sehr verschleppt.

Ansonsten fand ich, dass der Band eine gelungene Abrundung der Milliardärs-Serie war… und der Schluss ist echt supersüß, vor allen Dingen die Sache mit den rosafarben gestrichenen Wänden! Das sollte man gelesen haben.

Tja, und dann gibt es zum Schluss ja die Ankündigung, dass Lo­gan Hawkings und seine Freundin Brontë Dawson nun endlich heiraten wollen. Aber das geschieht nicht mehr in diesem Ro­man. Darum dreht sich dann der erste Band der neuen Serie „Perfect Touch“, mit dessen Lektüre ich schon begonnen habe. Rezension wird folgen, versprochen…

© 2019 by Uwe Lammers

Ich musste beim Namen „Kylie“ immer schmunzeln. Es ist, glau­be ich, kein Geheimnis, dass ich die quirlige Pop-Prinzessin aus Downunder sehr mag und gern höre. Und es ist schätzungswei­se kein Zufall, dass die Autorin ihrer Heldin dieser Geschichte diesen Namen verlieh.

In der kommenden Woche machen wir mal wieder einen kras­sen Zeitsturz, diesmal reisen wir ins 19. Jahrhundert zurück … in UNSER 19. Jahrhundert? Nein, nicht so richtig. Dieses hier hat bizarre neumodische Auswüchse und ist im Wesentlichen unter Dampf stehend.

Wie ich das meine? Erfahrt ihr nächste Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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