Liebe Freunde des OSM,

ich sagte schon verschiedentlich, dass ich in der Frühzeit im Oki Stanwer My­thos… na, sagen wir… etwas tapsig und unvollkommen war, wenn ich daran ging, Geschichten zu formulieren, Sätze zu bauen und logische Verbindungslini­en zu ziehen. Eigentlich nahm ich an, ich wäre ein wenig konzentrierter bei der Sache gewesen, als ich allmählich ans Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts kam.

Tja, es gibt offensichtlich auch dort noch kuriose Ausfallerscheinungen. Ein paar davon habe ich jüngst dingfest gemacht in einer Episode des KONFLIKTS 18, also der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989). Ehe ich ans Eingemachte gehe und euch mitkichern lasse, sollten ein paar Bemerkun­gen zum Kontext vorangestellt werden, damit ihr wisst, was eigentlich für eine Ausgangslage herrscht.

Man schreibt das Jahr 2035. Genau genommen schreibt man das ZWEITE Mal das Jahr 2035 auf der Erde, und beide Jahre und Welten sind sehr verschieden voneinander. Wie kam das? Durch eine Zeitreise und eine Zeitkorrektur. Ohne zu sehr zu verwirren, beschränke ich mich darauf, zu sagen, dass die Vergangen­heit dieser Erde durch Intervention eines (leider wahnsinnigen) Baumeisters grundlegend korrigiert wurde. Oki Stanwer und sein Sohn Marconius, die Werk­zeuge dieser Veränderung, wurden von dem Baumeister anschließend in einen hilflosen Zustand versetzt und verschwanden für 3.600 Jahre spurlos von der Bildfläche.

Bis zum Jahre 2035 A. D.

Es ist eine Welt, in der der Ostblock weiter existiert und sich von den wirt­schaftlichen Schwächeanfällen des späten 20. Jahrhunderts erholt hat. Albanien indes ist aus dem sozialistischen Block ausgeschert und von griechischen und amerikanischen Interventionstruppen friedlich besetzt worden. Eine sozialisti­sche Guerilla kämpft derzeit dagegen an.

Was das zur Sache tut? Einiges. Denn in Albanien wird im Band 66 der Serie, um den es hier geht, die so genannte „Ghost-Agency“ aktiv, eine halbstaatliche eng­lische Organisation unter dem geheimnisvollen „COMMANDER“. Er schickt zwei seiner Agenten nach Albanien, wo sie in einem Ort namens Oyteti Stalin ein Geisterhaus untersuchen sollen. Das hat zuvor schon ein Agent gemacht, der dabei aber auf rätselhafte Weise umgekommen ist. Vorher konnte er indes noch Fotos von eindeutig astralen Phänomenen machen.

Der erste Punkt des Gelächters betrifft diesen verschwundenen Agenten. Bevor sich dieser Mann namens Francesco Szepes nämlich in Luft auflöste, war er Ge­heimagent für den MOSSAD. Dann jedoch half ihm der COMMANDER dabei, unterzutauchen und eine neue Identität anzunehmen. Und das ging so, ich zitiere:

Francesco Szepes… war Verbindungsmann zum MOSSAD, bevor er im briti­schen Konsulat Tirana um Asyl bat. Er bekam es natürlich… Ich [der COMMAN­DER] ließ mir seine Flucht einiges kosten. So wurde ein Auto auf illegale Art und Weise gekauft, in dem er nachher umkam, indem er 2032 von einer Klippe an der Adria ins Meer stürzte… Seine Leiche konnte nicht gefunden werden, denn die saß derzeit, mit neuem Gesicht und neuem Namen sowie gültigem engli­schem Pass, in einer Transall-Maschine auf dem Rückflug von Heathrow nach Milano…“

Daraus könnte der ahnungslose Leser nun den Schluss ziehen: Aha! Der COM­MANDER rekrutiert offensichtlich Zombies, die dann mit den Flugzeugen zu ih­ren Einsatzorten dirigiert werden… aber das war natürlich gar nicht gemeint. Dennoch, die Formulierung ist zu goldig.

Auch sonst wurde ich an manchen Stellen in dieser Episode semantisch überfordert und merkte nicht, was ich für einen Stuss schrieb. Schauen wir uns eine zweite Stelle an. Die Ghost-Agents sind vor Ort und betrachten das reich­lich desolate alte Geisterhaus, das sie gerade betreten haben:

Vor ihnen lag ein längerer Korridor. Rechts führte eine Treppe in die Tiefe, links eine in die Höhe. Hinter beiden Aufgängen lagen Zimmertüren, je drei an jeder Seite…“

Als ich das heute mit Fußnoten kommentierte, konnte ich mir folgende Feststel­lung nun wirklich nicht verkneifen: „Terminologischer Widerspruch. ‚Aufgänge‘ führen in jedem Fall nach oben, aber ganz gewiss führt nicht einer davon nach UNTEN! Das Ding nennt man dann nicht Aufgang, sondern Kellertreppe! Meine Güte, hier wurde ich aber wirklich flapsig und unpräzise. Ändern! Ändern!“

Kurze Zeit später schlagen die beiden Gefährten ihr Lager im Erdgeschoss auf, und ich schreibe explizit: „Die einzige Lampe, die sie hatten, stand auf dem Bo­den zwischen den beiden Schlafsäcken und brannte gemütlich, weil sie mit Strom aus einem mitgebrachten Dynamo betrieben wurde.“

Abgesehen davon, dass man hier daran denken sollte, den Feuerlöscher zu neh­men, wenn die Lampe „brennt“ (gemeint ist natürlich, dass sie in Betrieb ist und Helligkeit spendet), legt sich der eine von beiden Ghost-Agents hin… und der zweite hält Wache. Als der erste schließlich hochschreckt, ist sein Gefährte verschwunden, der – wie man gleich darauf mitbekommt – dem Spuk im Ge­bäude nachgeht. Was er offensichtlich in stockdunkler Finsternis tut, weil die einzige Lampe ja an Ort und Stelle bleibt.

Logisch? Nö. Durchdacht? Ebenfalls nicht.

Wird noch interessanter, denn kurz darauf lesen wir folgendes – und ich sollte dazu sagen, dass die oben erwähnte Lampe zwischenzeitlich zerstört wird: „Er packte eine Spitzhacke aus und gab Telkow eine weitere, außerdem nahm er noch den Meißelkasten und die zwei Hämmer mit. Dann gingen sie los, wobei Telkow noch an eine Taschenlampe gedacht hatte…“

Eine Taschenlampe, wie wir uns erinnern, die es vorher noch gar nicht gab. Und es gibt im Fortgang dieser Episode so manche Logiklücke, die heutzutage mit ei­ner temporalen Distanz von gut 25 Schreibjahren peinigend auffällt. Da wird sträflich darauf verzichtet, Personen Namen und Gesicht zu geben, ferner taucht ein zusammengebrochener Flügel in einem Zimmer aus dem Nichts auf (wird vorher einfach vergessen zu erwähnen), ob ein Kellerzimmer Fenster be­sitzt, kriegt man als Leser nicht heraus, obgleich ich sogar davon berichte, dass es FOTOS von diesem Raum gibt…

Oje, dachte ich, als ich diese Episode gründlich durchgearbeitet hatte, was auch bedeutete, rund 130 Fußnoten zu setzen. Ursprünglich, hatte ich geglaubt, la­sen sich diese schönen, ausführlichen Episoden der 60er-Bände des KONFLIKTS 18 wirklich gut und spannend. Aber wenn ich dann mal ein wenig am semanti­schen Lack kratzte und gründlicher las… oje, ihr habt ja gesehen, was sich da für Klopfer verstecken.

Noch einen gefällig? Na schön, Freunde, eine Stelle noch, dann ist für heute aber wieder Schluss mit dem unbändigen Gekicher! Wir sind nicht im Kinder­garten!

Also, die beiden Herren Ghost-Agents sind im Kellergewölbe des Herrenhauses und suchen nach der Quelle der mysteriösen Erscheinungen. Kurz vor ihrer An­kunft hat ein Beben das Gebäude erschüttert, so dass hier weitflächig im Keller der Putz von den Wänden gefallen ist. Die beiden Agenten konstatieren, dass die Quelle der Erscheinungen in einer der Wände eingemauert sein muss, und sie entschließen sich, sie zu lokalisieren, indem sie kurzerhand mal Probeschlä­ge mit der Spitzhacke ausführen.

Er nahm die Spitzhacke und hieb sie in den Putz. Knirschend brach ein Teil des mürben Mauerwerks heraus.

‚Vektor verlagert sich nach links‘, sagte Telkow.

Allzu weit dort konnte es nicht sein, dachte Winer. Er sah den rissigen, aber ein­deutig gewachsenen Fels nur drei Meter links von sich. Irgendwo davor musste es sein. Also schlug er direkt neben dem Gesteinsansatz in den Putz.

‚Vektor weiter links!‘

‚Was?‘ Er war irritiert. Dort war gewachsenes Gestein. Dort konnte nichts sein!

Er hieb probehalber zu und riss ein paar Splitter heraus, der darauf aufgetrage­ne Putz barst und brach ab…“

So, noch mal ein Stück zurück: Teile der Kellerwände sind gemauert, andere bestehen aus massivem Grundfels. Der Putz ist aber bekanntlich abgebröckelt. Dann ergeben sich aus den obigen Formulierungen ein paar knifflige Fragen, die ich in einer inquisitorischen Fußnote festhielt: „Ich denke, da liegt nur ‚gewach­sener Fels‘? Warum sollte der verputzt sein? Erstens. Wie sollte Winer, zwei­tens, unter dem Verputz erkennen, dass dort gewachsener Fels liegt? Hat er Röntgenaugen? Drittens denke ich, dass der Verputz durch das Beben abge­sprengt worden ist… also wirklich, nur dumme Widersprüche…“

Ihr merkt, ich war nach Abschrift und Kommentierung von KGTDUS 66: „Geis­ter-Agenten“ (1987) nicht mehr wirklich angetan. Selbst wenn die Episode mit 14 Manuskriptseiten schon recht ausführlich geraten ist, enthält sie nicht halb soviel Informationen, wie der Leser benötigen würde, um sie mit Genuss lesen zu können. Zu viele halbgare und unlogische Passagen darin, die euch die Lesefreude gründlich trüben würden.

Es wird noch eine geraume Zeit dauern, bis ihr diese Episode zu lesen be­kommt, Freunde. Aber seht das primär positiv – denn indem es noch solange dauert, erhalte ich die Zeit, diesen ungeschliffenen Juwel gründlich nachzubear­beiten und euch später dann in gescheiter Form präsentieren zu können. Alle negativen Nachrichten haben auch stets irgendwo einen positiven Aspekt. Und aus solchen kuriosen Fehlern sollte man immer lernen.

Soviel also für den Moment von der kreativen Blogfront und den Fehlern des OSM. In der kommenden Woche findet ihr hier an dieser Stelle wieder den nächsten Teil der Reihe „Was ist eigentlich der OSM?“.

Stay tuned!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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