Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

ja, ja, es ist schon eine geraume Weile her, dass wir uns in diesem digitalen Klassenzimmer getroffen haben, damit ich euch ein wenig über kosmologische Details des OSM erzählen konnte. Genau genommen war das im Wochen-Blog 14 am 9. Juni 2013. Aber ich sagte auch damals schon, dass diese „Lektionen“ in ziemlichen Abständen kommen würden, meist dann, wenn es sich entweder aus der Veröffentlichungspraxis des OSM ergäbe oder dann, wenn es sonstige besondere Gründe dafür geben würde.

Nun haben mich seit einiger Zeit Leser mit einer Frage behelligt, die letzten Endes wieder in den kosmologischen Kontext des OSM hineingehört, und manch einer von euch, der nur noch keine Gelegenheit fand, diesen Gedanken zu artikulieren, könnte etwas sehr Ähnliches gedacht haben. Darum gehen wir dem Gedankengang einmal nach. Er geht etwa folgendermaßen: Warum, so wurde ich gefragt, sind denn die Yantihni nur menschenähnlich? Warum SIND es nicht einfach Menschen, etwa von einer vergessenen Kolonie oder so? Sie sehen doch zumindest sehr menschlich aus, und man stellt sie sich als Leser so vor wie Menschen.

Dies ist ja auch ganz und gar Sinn und Intention. Die Yantihni sind annähernd so menschlich wie wir, sie haben halt nur mit der Menschheit nichts zu tun. Oder sagen wir… beinahe nicht. Dazu komme ich gleich.

Dann kam der Roman „In der Hölle“ heraus, der bislang noch nicht von allzu vielen Lesern entdeckt worden ist. Und auch hier fragte zum Ende der Geschichte ein Leser mich: Diese Technos, die darin die Hauptrolle spielen, wieso sind die nur menschenähnlich? Warum SIND das nicht Menschen? Ich stelle sie mir zumindest so vor…

Auch hier könnte ich sibyllinisch antworten und kryptisch kommentieren: Das bekommt ihr im Laufe der Lesejahre schon noch heraus, das zu entschlüsseln, ist jetzt zu zeitig…

Ebenfalls könnte ich sagen, ja, die Technos hätten letzten Endes schon was mit der Menschheit zu tun… aber ich glaube, niemanden würden solche Nebelwerfer-Antworten irgendwie zufriedenstellen. Ich zäume darum das Pferd mal von hinten auf und weiß jetzt schon, dass der Raum heute nicht für den vollständigen Gedankengang reichen wird. Er ist etwas zu verwickelt und, glaubt es mir, viele Welten, Völker und Ereignislinien, die man für das vollständige Begreifen dieses Gedankengangs brauchen würde, sind euch noch nicht vertraut. Aber wir nehmen zumindest mal den Faden hier auf und verfolgen ihn in späteren Kosmologie-Lektionen weiter, versprochen.

Auch heute noch, im ach so aufgeklärten 21. Jahrhundert, gibt es eine Vielzahl von Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass es so etwas wie intelligentes Leben nur auf einer einzigen Welt im Kosmos geben kann, nämlich hier auf Erden. Zumeist ist diese Überzeugung religiös verankert und mehr oder minder dogmatisch. Ich halte davon, wie ihr euch vorstellen könnt, recht wenig. Für mich ist das Universum ein weiter Ort voller Wunder, fremder Welten und überquellendem Leben, worunter ich durchaus auch intelligente Lebensformen unterschiedlichster Arten verstehe. Der OSM ist klarer schriftstellerischer Ausdruck dieses multiethnischen Universalismus, und ich halte alle anderen Anschauungen, die sehr viel enger mit dem Begriff des intelligenten Lebens umgehen, für ein wenig provinziell, um es freundlich auszudrücken.

Die Spielart „wir wollen doch am besten in allen SF-Geschichten irgendwo unsere lieben Terraner sehen“ ist gewissermaßen die phantastische Variante dieses Sandkasten-Gedankens. Wie ich schon einmal ganz zu Beginn des Blogs gesagt habe – diese Vorstellung sollte man im OSM lieber rasch begraben. In den meisten Serien des OSM wird man Terraner, wenn denn überhaupt, nur am Rande finden.

Terra ist üblicherweise im OSM nicht das Zentrum der Handlung. In KONFLIKT 15 etwa, der Serie „Oki Stanwer“, die ich 1984 als erste OSM-Serie beendete, war zwar ein menschliches, zerborstenes Imperium Zentrum der Handlung, aber die Erde war eine vergessene Ruinenwelt, quasi ohne Bedeutung.

In KONFLIKT 2, in dem ihr euch als Leser der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ befindet, gibt es keinen Planeten Erde, keine Terraner, nichts dergleichen, und der Grund ist einfach der, dass es zu zeitig im OSM dafür ist. Die Erde und die menschliche Rasse in ihren vielfältigen ethnischen Ausprägungen entsteht erst sehr viel später (nagelt mich nicht auf einen Zeitpunkt oder ein OSM-Universum fest. Die früheste Existenz für die Erde unserer Anschauung habe ich im noch nicht geschriebenen KONFLIKT 8 ausgemacht, aber das muss nichts bedeuten – denn die früheren KONFLIKTE sind weitgehend unbekannt).

Wir dürfen hier natürlich jetzt nicht die große Flappe ziehen und enttäuscht dreinschauen. Wer das tut, denkt nicht hinreichend nach. Er oder sie setzt womöglich „Menschen“ mit humanoiden Lebensformen gleich und denkt sich vielleicht, ohne genauere Kenntnis zu besitzen, der OSM ohne Menschheit irdischer Prägung wäre ein Kosmos voller Echsenwesen, Spinnengetiere, denkender Delphine oder dergleichen.

Das solltet ihr anders sehen.

Natürlich gibt es derlei Lebensformen im OSM, das ist nicht ganz falsch. Aber die Entwicklungslinie der humanoiden Völker fängt nicht mit der Menschheit an und hört nicht mit ihr auf, ganz im Gegenteil. Ich kann mich schon soweit an dieser Stelle aus dem Fenster lehnen, dass ich sagen darf, wann das alles etwa angefangen hat, also wo die ursprüngliche biologische Linie der humanoiden Völker ihren Ursprung hat.

Es geht zurück auf eine Welt namens Aarlaain, die Heimat eines vergessenen Volkes, das die wenigen Eingeweihten Delaarer nennen. Heutzutage, und wir reden hier von der realen Handlungszeit von KONFLIKT 2, also „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, sind fast alle Eingeweihten längst tot. Denn Aarlaain ist seit Milliarden Jahren vergangen. Nur die Erinnerung daran ist geblieben.

Die Erinnerung und das genetische Erbe.

Die Delaarer, soviel darf ich an dieser Stelle verraten, sind das erste humanoide Volk im Universum gewesen, und sie entwickelten eine phänomenale Technologie, die sie befähigte, Einfluss auf die fundamentalen Prinzipien der Biologie selbst auszuüben. Alles, was unsere heutige Zeit an Biotechnologie besitzt, ist nichts im Vergleich zu dem, was die Delaarer vermochten, und wenn wir weiter in das Mysterium der Entwicklungslinie der humanoiden Völker eindringen wollen, werden wir beizeiten nicht umhin kommen, uns um die alten Delaarer zu kümmern.

Beizeiten.

Heute ist der Zeitpunkt dafür definitiv noch nicht gekommen. Ich sagte ja, ich zeige erst einmal nur den Faden auf, von dem alles ausgeht. Den genetischen Urknall, könnte man auch sagen. Das ist in einer Weise wahr, über die man sich eigentlich gar keine rechten Vorstellungen machen kann. Und die Tiefenwirkung dieser Gedankengänge tritt erst dann wirklich ein, wenn ihr ganz erheblich mehr wisst als bisher.

Nur so viel kann ich heute noch ergänzen: ob ihr die Delaarer nehmt oder die euch noch unbekannten Desiner, die Yantihni, die Technos oder die Kleinis, die ihr gleichfalls noch nicht kennen könnt… ob ihr die silberhäutigen Yesvaa anseht oder die Ghaner in der Galaxis Arc… ja, oder eben auch die Terraner jener fernen KONFLIKTE, sie alle werden über weitläufige genetische Bande miteinander verbunden. Das ist der zentrale Grund, warum sie sich alle so ähnlich sind.

Aber da fehlt doch noch etwas, nicht wahr? Diese Völker wirken in ganz unterschiedlichen Universen, sie haben offensichtlich keinerlei Verbindung miteinander, und genetische Vermischung findet wohl auch keine statt. Jein, sage ich dazu, es gibt Ausnahmen. Gleichwohl hättet ihr Recht, das allein würde nicht hinreichen, eine solche Verbindungslinie zu generieren. Es gibt Mosaiksteine, die im obigen Bild fehlen. Und es wird dauern, bis ich sie nachreichen kann.

Lasst euch einfach überraschen, wann das sein wird. Und in der Zwischenzeit wird euch der OSM, so glaube ich, durchaus genügend harte Nüsse zum Knobeln und Knacken aufgeben. Es lohnt sich, dabei zu bleiben.

Im Wochen-Blog der nächsten Woche kümmern wir uns dann mal um die Neuankömmlinge in der Serie – um die echsenhaften Allis.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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