Blogartikel 224: Der Sog des Archipels

Posted Juni 18th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich weiß sehr wohl, dass euch der Titel dieses Beitrags irritiert… aber was soll ich sagen? Ehrlichkeit ist oberstes Gebot bei meinem Blog, und wenngleich ich damit manchmal auch zu forsch vorpresche und euch Dinge zumute, für die ihr weiß Gott noch nicht bereit seid, verdient ihr es doch absolut, ein paar In­formationen über meine aktuelle kreative Befindlichkeit zu erhalten. Schließlich wartet ihr in den letzten Monaten verschiedentlich schon unangenehm lange auf neue Veröffentlichungen von mir im E-Book-Format.

Ist das jetzt eine Art von Bekenntnis der Art, dass ich euch noch länger hängen lassen möchte? Sagen wir… jein. Ihr mögt vielleicht nachher zu dieser Überzeu­gung kommen, aber eigentlich hoffe ich auf mehr Verständnis eurerseits.

Wie ihr wisst, lebe ich in wenigstens zwei kreativen Welten parallel, und sie sind durchaus Konkurrenten um die schmale Basis meiner freien Zeit. Die ältere die­ser Welten, der dieser Blog und diese Webseite gewidmet ist, ist der Oki Stan­wer Mythos (OSM), der mich schon seit mehr als 35 Jahren beherrscht und sich aus meinem – und hoffentlich auch eurem – Leben nicht mehr wegdenken lässt. Die andere kreative Welt ist der tropische Archipel, in den ich mehr zufäl­lig vor zwanzig Jahren hineinstolperte, als ich die abenteuerliche Geschichte um die drei Strandpiratinnen niederschrieb.1 Von da an begann diese Welt sich in meinem Geist immer mehr auszudehnen, und bis August 2010 füllte ich nicht weniger als 29 Aktenordner mit Archipel-Romanen und Geschichten aus dieser wunderbaren erotisch-tropischen Welt.

Dann überwältigten mich mehrheitlich berufliche Obliegenheiten, außerdem driftete ich verstärkt in den OSM zurück und schuf hier mit zahlreichen Hilfe­stellungen die Grundlagen für das E-Book-Programm und diese Webseite, an der ihr seit 2013 partizipieren könnt.

Gleichwohl war der Archipel natürlich nie vergessen. Zwischendrin entstanden gelegentlich Geschichten, zahlreiche Fragmente sprossen empor, ich arbeitete an vielen in Prozess befindlichen Werken aus dieser Welt weiter.

Und nun, seit Dezember 2016, würde ich schätzen, begann diese Welt wieder einen mehr und mehr deutlichen Lockruf auszusenden… ein wenig dem sehn­süchtigen Blick einer liebenden Freundin oder Ehefrau gleichend, die ihren Mann nach einer durchliebten Nacht gleichwohl morgens aus dem Bett lockend anschaut und ihn zurückziehen will in ihre warme, wundervolle Umarmung, um die Welt ringsum noch für eine Weile auszublenden, ihn ganz und gar für sich zu haben… ja, diesen Eindruck habe ich vom Archipel immer wieder. Er ist eine Muse für mich, ein warmes Gestade, an dem ich gern lande, ein Ort, wo ich liebreizende Gesellschaft finde, warmherziges Lachen, sehnsüchtige Umarmun­gen und bittersüße Liebesgeschichten, die danach drängen, dass ich sie nieder­schreibe.

Ich gestehe, ich machte es dieser Lockung nicht leicht.

Ich verschob sie ein ums andere Mal, und jedes einzelne Mal fiel mir schwerer. Im Dezember vergrub ich mich in umfangreicher belletristischer Literatur und in wirklich ganz fremden Welten, um zu widerstehen. Es begann mit Félix J. Palma und den ersten beiden Bänden seines „Karten“-Zyklus.2 Sobald ich mich im De­zember 2016/Januar 2017 der Herausforderung des Bandes 1800 des OSM ge­stellt hatte, suchte ich Zuflucht in verstärktem Schreiben der Rezensions-Blogar­tikel.

Nutzlos.

Dann arbeitete ich an der Fanzine-Publikationsfassung von „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ weiter. Ich kam bis Teil 8, womit dann schon ein Großteil des Jahres 2017 durchgeplant war.

Doch ich konnte nicht verhindern, dass mich der Archipel erfasste. Es begann mit der Weiterarbeit an dem Fragment „Brigitta“. Und es ging weiter mit dem Weiterformulieren von „Shayas Bestimmung“.

Verdammt, ich habe keine Zeit für den Archipel, wirklich, so gar keine… es lenkt mich viel zu sehr ab… gibt es denn nicht ein Buch, in das ich mich vergraben könnte…?

Doch, gab es. Es landete gerade auf dem Schreibtisch… und da mich sowieso ein Magen-Darm-Virus plättete und von der Arbeit fernhielt, tat ich das, was ich immer tue, wenn ich krank bin und absolut ungesellig – ich las das Buch. Die Autorin kannte ich bislang nur dem Hörensagen nach, ich hatte einige Werke von ihr in den Schränken voll ungelesener Bücher. Sandra Henke. Das Buch hieß „Lotosblüte“3, und zu sagen, es sei gut gewesen, würde krass untertrieben sein. Es war phantastisch.

Verdammt, dachte ich, als ich es durch hatte… das macht Laune auf mehr. Und prompt suchte ich in meinen Bücherschränken und fand erwartungsgemäß das nächste von ihr: „Loge der Lust“.4 Und damit war es dann wohl wirklich um mich geschehen – denn nun entdeckte ich meine Leidenschaft für die Mira-Bü­cher, von denen ich schon eine Menge in meinen Regalen stehen hatte. In kur­zer Folge verschlang ich einen dritten Henke-Roman, „Flammenzungen“5, dann Jina Bacarrs „Das Aktmodell“6, wechselte kurz zu Plaisir d’Amour und schmö­kerte Jazz Winters „Absolute Hingabe“7, sprang wieder zu Mira zurück und kümmerte mich um die zwei Kurzromane im Band „Hautnah und näher“8, ehe ich mit Sharon Pages „Der Reiz des Verbotenen“9 und Mona Varas „Versu­chung“10 den Monat Februar beendete.

Damit war ich, auch wenn das jetzt vielleicht verrückt klingen mag, wieder mit­ten im Archipel gelandet. Meine Neubearbeitung des mehrere hundert Seiten langen Romanskripts „Die neue Strafe“ in der zweiten Februarhälfte zeigt das deutlich.

Dann nahm ich brüsk eine weitere Aufgabe in Angriff, die ich seit zig Monaten vor mir hergeschoben hatte: die 2002 geschriebene Archipel-Kurzgeschichte „Der Legendensammler und das Mädchen“ besaß keine digitale Fassung, war aber mit 24 Seiten relativ umfangreich, weswegen ich mit der Abschrift immer gezögert hatte. Nun entdeckte ich vergnügt eine Vorstudie davon, die den Titel „Der Legendensammler“ trug und annähernd die Hälfte des Textvolumens der späteren Story besaß, in weiten Teilen wortidentisch. Das machte die Arbeit na­türlich einfacher. Außerdem begann mich der Gedanke an die Neuausdrucke anderer Archipel-Fragmente zu bedrängen.

So bearbeitete ich in rascher Folge „Ulricas Schatz“, „Chantals Abstieg“, „Die Rollenspielerin“ und „Shareena in Gefangenschaft“. Im März kamen, während ich die erotische Autorin Linda Mignani textlich näher kennen lernte, deren Fe­derzirkel-Romane mir aber für eine Rezension etwas zu heftig vorkamen, noch „Assarons Abenteuer“, „Sibylle – Im Dienst der Lust“ und „Die Zwillinge“ hin­zu.

Dann stolperte ich in meiner fortgesetzten Lektüre über den Roman „Das Lo­cken der Sirene“11 und die hier agierende Protagonistin Nora Sutherlin… erst et­was verspätet wurde mir klar, dass ich hier auf den Anfangsband eines Viertei­lers gestoßen war, den ich allerdings noch nicht vollständig besaß. Das hielt mich ab, hier weiterzulesen… und brachte mich auf einen weiteren Gedanken, der mich schon seit mehreren Jahren umtrieb, bislang aber immer geschlum­mert hatte.

Das hat was zu tun mit dem Umfang meiner Lektüre. In den letzten Jahren habe ich mich mehrheitlich auf kurze Sachen und Kurzgeschichten kapriziert, viel­leicht auch deshalb, weil mir klar war, dass ich mit langer Lektüre unweigerlich meinen Drang zur schriftstellerischen „Langform“ forcieren würde. Was, wie ihr euch denken könnt, gerade für den Archipel eine Steilvorlage ist. Denn Archipel-Romane dehnen sich meist auf unkalkulierbare Weise über mehrere hundert Seiten aus.

Ich habe dafür keine Zeit, keine Ruhe…, murmelte eine immer schwächer wer­dende Stimme in meinem Kopf. Sie besaß inzwischen gar keine Überzeugungs­kraft mehr.

Es ist mir nicht recht klar, ob ich den nächsten Schritt in Angriff nahm, um mich zu beruhigen und zu vergewissern, dass mein renitentes Unterbewusstsein Recht hatte… oder ob es Unrecht hatte. Ob ich meinen kreativen Dynamo viel­mehr noch mehr mit Energie beschicken wollte, mit neuen Bildern, neuen Ide­en, aufregenden Formulierungen.

Jedenfalls begann ich damit, „das Buch“ zu lesen. Insider wissen Bescheid. Wer nicht, der sei hiermit informiert: Ich rede von E. L. James´ Trilogie „Shades of Grey“.12 Den ersten Band hatte ich schon 2014 antiquarisch erworben, den dritten aber erst im Laufe des Jahres 2016. Da jedoch jeder Band über 600 Sei­ten besaß und ich, es sei an an meine obigen Worte erinnert, damals mehrheit­lich kurze Werke las, zögerte ich mit der Lektüre.

Nun, durch die stürmische Lektüre zahlreicher mehr als 400seitiger Schmöker gewissermaßen „lesegestählt“, ließ ich mich auf dieses erotische Abenteuer ein… und verdammt noch mal, das war es tatsächlich! Ein verdammt stürmi­sches noch dazu. Ich gewann die beiden Protagonisten Christian Grey und Ana­stasia Steele ungeachtet ihrer schwierigen Charaktere sehr rasch lieb, und sie wuchsen mir ans Herz, dass ich bis Mitte März alle drei Bände verschlungen und rezensiert hatte.

Und nun?, dachte ich fiebrig. Was nun tun? Zurück in den OSM?

Irgendwie juckten zwar meine Finger (nein, nicht wie bei Christian! Hallo!!), aber ich fühlte, dass ich mich deutlich eher in Richtung Archipel orientieren musste. Die Neuformatierung der Geschichte „Giannas Geheimnis“ bestärkte mich nur darin.

So viele wunderbare Personen darin… Ganshin Tanggeen, der junge Lord Vilo­ron, und seine stürmische Gattin Gianna, die heimliche Neelitin. Das Badehaus von Asmaar-Len und der Zirkel der Herrinnen der Häuser. Die exotische, dunkle Schönheit der Herrin Renée, die zu den engsten Freundinnen des Mädchens Rhonda gehört und mit ihr ihre ganz eigenen Pläne verfolgt.13

Ich dachte an den Verrätersommer in Asmaar-Len. Ich dachte an die Tochter der Göttin Neeli, Ansiina, die die Zukunft kennt… an die furchtbaren Intrigenpläne, die in der Adelselite Asmaar-Lens geschmiedet werden, seit Rhonda die Heilig­tümer von Cooriday wieder entdeckt hat…14

Alles das, was seit Sommer 2010 geschlummert hatte, brach in meinem Ver­stand wieder auf.

Ich habe dafür keine Zeit…, wimmerte mein Unterbewusstsein. Es müssen doch Tausende von Seiten dafür gelesen werden, um wieder in den Handlungsstrom einzutauchen…

Ja, dachte ich andererseits, und mehr und mehr fest entschlossen. Natürlich. Und verdammt noch mal – ich werde es GENIESSEN, das zu tun! Hat mich feh­lende Zeit von der obigen Lektüre abgehalten? Nein! Und mit Recht nicht! Mei­ne Seele braucht mentale Ausgewogenheit. Und wenn das Pendel monatelang nur in Richtung der Arbeit ausgeschlagen ist und gründlich ermattet hat, ist es nur recht und billig, eine Gegenbewegung zuzulassen… vielleicht nicht in dem extremen Maß, wie es meine Leidenschaft fordert, aber zumindest muss es in diese Richtung deutlich vorangehen.

Seht ihr – und genau das ist der Punkt, an dem ich heute stehe. Wenn ihr diese Zeilen in ein paar Monaten lest, werdet ihr wahrscheinlich über meine „Work in Progress“-Blogeinträge Näheres darüber in Erfahrung bringen können, woran genau ich im Rahmen des Archipels weitergearbeitet habe. Aber dass das ein absolutes Muss ist, nach einer ausgiebigen Phase der Lektüre und der antiquari­schen Neukäufe, das sollte vermutlich nach meinen obigen Ausführungen deut­lich geworden sein.

Das heißt nun natürlich nicht, liebe Freunde, dass ihr auf meine E-Books ver­zichten müsst, so schlimm wird es nicht kommen, und insofern kann ich die an­fänglichen Befürchtungen sicherlich wirkungsvoll zerstreuen. Es bedeutet aller­dings schon, dass ich nicht mit Hochdruck an den nächsten OSM-E-Books arbei­ten kann, weil ich einen nicht unwesentlichen Teil meiner Aufmerksamkeit dem Archipel widmen möchte, der schon viel zu lange einen Dornröschenschlaf schlummert, aus dem er erweckt werden möchte.

Die Frage, ob dieser Sog nun von meiner mehrheitlich erotischen Lektüre der vergangenen Monate geweckt worden ist oder es sich vielmehr so verhält, dass die unterbewusste Sehnsucht nach dem Archipel meine Suche nach „passen­der“ Lektüre beschleunigt hat, kann ich hier und heute nicht beantworten. Fak­tum ist schlicht, dass der Sog des Archipels da ist und mich in seinen Zauber­bann gezogen hat, dem ich mich nur zu gern ergebe.

Irgendwann, das wünsche ich mir, möchte ich euch diese Geschichten, insbe­sondere die längeren davon, gern mal zugänglich machen. Gern auch in Print­form… aber wie schnell das geht und wie intensiv ich sie zuvor noch nachbear­beiten muss, das steht in den Sternen. Ich sagte ja oben: es sind fast 30 Archi­pel-Ordner hier mit fertigen Geschichten (und noch einige mit Fragmenten), die in ihren lustroten Ordnern vor sich hinschlummern, zunächst nur für meine Au­gen, aber vielleicht, hoffentlich, eines Tages dann auch für die euren. Auf dass euch dann die Augen übergehen und die Ohren sich röten mögen. Manche Ar­chipel-Geschichten, etwa „Das Mädchen von Anamorid“ oder „Das entschei­dende Wort“ sind doch ziemlich heftig ausgefallen, von Romanen wie „Eine Adelige auf der Flucht“ wollen wir mal gar nicht reden.

Beizeiten, in diesem Kino, Freunde.

In der nächsten Woche erlebt ihr ein wenig einen Widerhall meiner obigen Zei­len, da es dann um die kreative Bilanz des Monats März 2017 geht.

Auch wenn es da mehrheitlich „nur“ um den OSM geht, würde ich mich doch freuen, wenn ihr nachschauen und lesen kommt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu vielleicht beizeiten den Roman „Die drei Strandpiratinnen“, 1997/98.

2 Vgl. dazu beizeiten im Rezensions-Blog die Einträge „Die Landkarte der Zeit“ und „Die Landkarte des Him­mels“.

3 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

4 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

5 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

6 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

7 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

8 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

9 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

10 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

11 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

12 Alle Bände in Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

13 Das sind Interna aus dem dritten Rhonda-Roman „Rhondas Aufstieg“, der seit 2010 in Arbeit ist.

14 Dies geschah im Roman „Rhondas Reifejahre“, 2002-2010.

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