Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen verließen wir im Rahmen dieser Artikelreihe mein Kreativjahr 2015. Ich hatte damals mit einem bescheiden­en 15-Stunden-Dienstauftrag wieder bei der TU Braunschweig zu arbeiten begonnen und ahnte nicht im Mindesten, was mir im darauf folgenden Jahr noch bevorstehen sollte. Es würde mein Leben ziemlich umkrempeln.

Im Januar 2016 war davon noch nicht viel zu sehen. Während meine Finanzverhältnisse nach wie vor recht marode waren, ar­beitete ich eifrig an diversen Projekten weiter. Zu den „Anna­len“ zählten in diesem Kontext „Ungleiche Freunde“, „Die magische Waffe“, der Hintergrundtext „Der Alptraumpfad der Ordnung“, die begonnene Überarbeitung des Romans „Odyssee in Arc“ (was, ehrlich gesagt, eine ziemliche Schnapsidee war, dazu gleich mehr), „Kämpfer gegen den Tod“, und letztlich auch das E-Book-Skript „Baumeister-Plä­ne“.

Nebenher schrieb ich auch noch die irgendwie verschollene Ar­chipel-Story „Janines Feuerprobe“ ab und feilte an der Story „Die goldene Verlockung“. Insgesamt kam ich in diesem Mo­nat auf 25 fertig gestellte Werke, man kann also nicht sagen, dass ich irgendwie säumig war, was meine Kreativität anging.

Aber ich wollte was zu „Odyssee in Arc“ sagen: Einen analo­gen Roman überarbeiten zu wollen, weil man merkt, dass er nach rund 30 Realjahren stilistisch völlig veraltet und zudem dramaturgisch einseitig ist, das ist im Grunde genommen ein in­telligenter Gedanke. Er entwertet sich aber völlig, wenn man zuvor das analoge Skript nicht in ein Digitalisat überträgt, um es dann als Bearbeitungsgrundlage für die Ausarbeitung zu nehmen. Und genau das habe ich ja erst anno 2020 (!) geleis­tet.

Ihr ahnt, was das zur Folge hatte: Natürlich blieb diese Überar­beitung ein klägliches Rudiment. Das ist eine Aufgabe für die Zukunft. Doch bevor ich das wirklich ernsthaft angehe, muss ich das Glossar des Romans fertig stellen und das Digitalisat von 2020 mit den neuen Passagen von 2016 verbinden. Erst dann kann ich an dieser Baustelle wirklich vorankommen.

Auch der Monat Februar sieht mit immer noch 21 Werken, die ich vollenden konnte, eigentlich ganz ordentlich aus. Aber das ist ein trügerischer Eindruck, und das hat einen Grund, der aus meinen handschriftlich geführten Storyheften nicht hervorgeht. Er liegt in meiner beruflichen Entwicklung. Weil die vor Ort be­findliche wissenschaftliche Mitarbeiterin des universitären Pro­jekts, in dem ich bislang auf 15-Stunden-Basis angestellt war, jählings absprang und das Projekt auf der Kippe stand, wurde mir das Angebot gemacht, auf ihre Stelle zu wechseln. So etwas lehnt man nicht ab, wenn man im ALG II-Bezug ist und sich öko­nomisch so gerade über Wasser halten kann!

Ich hatte also auf einmal nicht mehr 15 Monatsstunden, son­dern 38,5 WOCHENSTUNDEN arbeitstechnisch in meinem Leben zu leisten. Das verschob meinen Fokus dramatisch in Richtung Arbeit und weg von der Kreativität, für die ich bald meist zu er­schöpft sein sollte. Hinzu kamen Dienstreisen, Kongresse, wis­senschaftliche Aufsätze und jede Menge Überstunden … und das sollte massive Auswirkungen auf meine kreative Leistung im OSM zeitigen.

Anfangs war das noch nicht so klar zu erkennen. Deshalb konn­te ich im Monat Februar noch am E-Book „Die Kristalltränen und andere phantastische Geschichten“ arbeiten, dito am E-Book „Späherin der Cestai“ und an „Als Tiyaani noch ein Kind war…“. Ebenso fuhr ich mit dem E-Book-Glossar fort und mit der Daueraufgabe, das BUCH „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ zu digitalisieren.

Ja, und da verließen sie mich dann schon … ihr fragt euch, was denn die anderen Posten der beendeten Werke dieses Monats angeht? Nun, das waren mehrheitlich Blogartikel und Gedich­tabschriften. Die sollten auch in den Folgemonaten die Kreativ­bilanz ordentlich verzerren, aber keinen wirklich kreativen Mehr­wert liefern.

Im März 2016 kam ich zwar auf spektakuläre 46 fertige Werke, aber der Ertrag für die „Annalen“ blieb doch eher kläglich: Ich schrieb an „Die magische Waffe“ weiter, am „Tiyaani“-E-Book und dem E-Book-Glossar, außerdem fuhr ich ein wenig fort, an dem 2011er-Fragment „Die automatische Stadt“ weiterzuschreiben. Und dann war da noch das Arbeiten an der Archipel-Geschichte „Roxanne“.

Tja, und das war es dann in diesem Monat auch schon. Viele sehr kurze Digitalisate von Gedichten, Rezensionen, angefange­ne oder abgeschlossene OSM-Episodenabschriften … das war so ziemlich das Höchste der Gefühle. So langsam begann mich die Arbeit auszuhöhlen und das, was ich später als massives Un­gleichgewicht zwischen meinen inneren Polen Arbeit und Kreati­vität beschreiben und mich letztlich 2017 in gesundheitliche Probleme führen sollte, begann genau hier.

Damit ihr mich da jetzt nicht falsch versteht – das ist nicht ge­gen meine wissenschaftliche Arbeit, das Projekt oder die Lei­tung desselben gerichtet. Es war einfach so, dass ich offenbar im fortschreitenden Alter (und ich war ja nun mal keine 30 mehr und entsprechend nicht mehr ganz so belastbar) sehr viel emp­findlicher auf dieses innere Ungleichgewicht reagierte und nicht recht gegenzusteuern verstand. Das Problem lag also eindeutig bei meiner individuellen mentalen Situation.

Das änderte freilich nichts an der zunehmenden Erkenntnis, dass ich auf beiden Ebenen dieser Waage nur noch durch­schnittliche Ergebnisse produzierte. Das frustrierte nicht nur die Außenwelt, sondern auch mich selbst, mit der Konsequenz, dass sich das Ungleichgewicht in meine Seele natürlich intensivierte und die Schieflage weiter verstärkte – quasi ein sich selbst ver­stärkender Effekt.

Heute mit einigen Jahren Distanz ist das relativ deutlich zu er­kennen. Das ist auch ein Grund dafür, warum ich ganz froh bin, diese Artikelreihe mit solchen temporalen Abstand zu verfassen. Man darf nicht zu nahe an den Ereignissen selbst sein, wenn man sie einigermaßen analytisch durchdringen möchte.

Auch das ist ein Grund, warum die Digitalisierung von alten OSM-Skripten (die oft logische Katastrophen und Fehlerwüsten darstellen) heutzutage nicht allein unter dem Blickwinkel der Zeitverschwendung zu sehen sind (es gibt solche Stimmen, die ernsthaft sagen: „Schreib doch lieber was Neues, wenn du mit dem alten Schrottzeug nicht mehr zufrieden bist. Vergiss den al­ten Schrott!“ Die Leute, die so reden, könnten nicht falscher lie­gen!), sondern sie mir auch durchaus aufgrund der darin enthal­tenen Fehler Signale für die Gegenwart und Zukunft vermitteln.

Denn man darf ja eins nie aus dem Blick verlieren: Der OSM ist ein achronisch in beide Richtungen entlang der zeitlichen Achse wachsendes Unternehmen einer multikosmischen Saga. Und viele Vorfälle der tiefen Vergangenheit ergeben, aus der Fern­schau von heute betrachtet, einen völlig anderen Sinn als einst, als ich sie schrieb. Ich lerne also gewissermaßen von meinen al­ten Fehlern und optimiere und analysiere sie durch die Kom­mentierung der Digitalisate. Das wird zweifellos dereinst auch mit den Werken aus dem Frühjahr 2016 geschehen, von denen ich oben schrieb. Aber das ist heute noch Zukunftsmusik.

Für den Moment schließe ich wieder und freue mich, euch nächste Woche wieder hier begrüßen zu können.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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