Liebe Freunde des OSM,

vor neun Wochen philosophierte ich an dieser Stelle über die bislang noch offene Frage, wie denn nun das bislang proviso­risch „Autoren-Nachlassarchiv“ genannte Gebilde vielleicht ei­nes nahen oder fernen Tages heißen möge. Auf einen klaren Nenner kam ich dabei, eigentlich erwartbar, noch nicht.

Heute möchte ich auf etwas anderes hinlenken, was im ersten Moment vielleicht nach einer vollständigen thematischen Ab­schweifung aussieht, aber das ist nur im ersten und vielleicht auch zweiten Moment so.

Während am heutigen Tag viele von euch vielleicht eher dar­über nachgrübeln, ob sie zur Europawahl gehen oder, falls ja (worauf ich bei den meisten von euch hoffe), wo sie wohl ihr Kreuz machen sollen, ist das für mich schon längst entschieden. Nein, ich habe keine Briefwahl gemacht. Ich werde brav heute früh zum Wahlbüro schlendern und mein Kreuz da machen, wo ich es immer bei Wahlen zu machen pflege: bei der einzigen Partei, die die Zukunft der Menschheit langfristig im Blick hat und sich primär um ökologische Themen kümmert. Alle anderen Parteien haben das nur so als temporäres Feigenblatt in ihren Wahlprogrammen und befassen sich lieber mit anderen Dingen, lassen sich leicht von den Medien und Meinungsblättern der Re­publik vor ihren Karren spannen.

Damit ist selbstverständlich nicht gesagt, dass die anderen The­men nicht auch wichtig sind und gelöst werden sollten … doch seien wir ehrlich: wenn wir die globale Ökologie nicht in den Griff bekommen, sind solche Themen wie Migration, Rechtsradi­kalismus, erstarkender Nationalismus, Kriminalität, Armut, Haushaltsdefizite usw. auch nicht mehr weiter wichtig.

Soviel zum Thema der heutigen Wahl. Meine Entscheidung steht also fest, ehe ich den Stift gezückt habe.

Ich möchte heute primär von etwas anderem berichten – von ei­nem Event, den ich besucht habe und von einem, der aktuell noch faszinierende Zukunftsmusik ist.

Reden wir über Buchmessen. In diesem Sinne: Von der Leipziger Buchmesse 2024 einerseits und von „Leseflair“ andererseits. Wenn ihr von letzterer Veranstaltung noch nichts wisst, weitet euren Horizont, meine Lieben. Ich sage dazu gleich mehr.

Am 22. März 2024 besuchte ich, wie schon im vergangenen Jahr geplant, die Leipziger Buchmesse. Das Wetter war einigerma­ßen durchwachsen, und es war gut, einen Schirm dabei zu ha­ben, aber das nur so am Rande. Auf der Hinfahrt, die ich sonst traditionell zum Lesen des eingepackten Lesestoffs verwende, kam ich mit einer Bibliothekarin aus einer Randgemeinde von Braunschweig ins Gespräch … und ungelogen, die Zeit wurde uns nicht lang. Ruckzuck waren wir in Leipzig und verloren uns bei dem Gewusel der Aberhunderte von Ständen schnellstens aus den Augen. Nun, es war auch mächtig was los dort, ungelo­gen.

Ich hatte ein paar Ideen für die Buchmesse, muss ich an dieser Stelle zugeben. Beispielsweise wollte ich endlich eine engagier­te Mitstreiterin des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts persönlich treffen, was sich bislang nicht ergeben hatte … Mann, was hatte ich mich darauf gefreut, dafür gibt es gar keine Worte mehr.

Doch kurz vor Abreise sandte sie mir eine bedauernde Mail: Ein Bandscheibenvorfall habe sie völlig lahm gelegt, und sie könne nun doch nicht zur Buchmesse kommen.

Nun, gegen höhere Gewalt kann man nix tun, dachte ich bedau­ernd … und konzentrierte mich also schweren Herzens auf wei­tere Planungen. Davon gab es ja noch einige.

Eine weitere Brieffreundin hatte sich mit mir verabredet, aber wir hatten leider keinen klaren Treffpunkt ausgemacht … mit der ernüchternden Konsequenz, dass wir uns verfehlten und ich auch dieses Treffen leider nicht einhalten konnte. Frust auf bei­den Seiten. Dumm gelaufen.

Dann hatte ich zumindest beim Stand des Phantastik Autoren-Netzwerks (PAN) Glück, meinen dortigen Ansprechpartner zu treffen … allerdings war er im Megastress und hatte eigentlich überhaupt keine Zeit. Sehr schade.

Da ich ja, bedingt durch meine berufliche Ablenkung, in der Zwi­schenzeit mit dem Projekt eher nicht so planerisch vorangekom­men war (abgesehen von einem faszinierenden Gespräch im Trafo Hub, von dem ich vermutlich beim nächsten Mal mehr er­zählen kann), beschränkte ich mich also wesentlich auf neugie­riges Flanieren, gelegentliche Gespräche mit Verlegern, Flyer­verteilen für meine E-Books. Und schlussendlich landete ich beim Modernen Antiquariat, einem für den Geldbeutel verhee­renden Regal-Märchenland mit Abertausenden von interessan­ten antiquarischen Büchern. Ich hatte mir zwar vorgenommen, nichts zu kaufen (wenn man mehr als dreitausend ungelesene Bücher daheim hat, sollte man seine Kauflust schon ein wenig zügeln, gell? Ah, sagt das mal einem Bücher-Junkie wie mir … vergebene Liebesmüh!), aber …

So fand ich dann also doch das eine oder andere Schnäppchen.

Dabei hatte ich, als ich schließlich abends die Buchmesse hinter mir ließ, noch keine Ahnung, dass eine weitere Planungspanne passiert war … auch sie lässt sich auf mangelnde Absprache zu­rückführen: Ein langjähriger Autorenkollege, den ich ewig nicht gesehen habe, mit dem ich aber in recht regem Mailaustausch stehe, war doch tatsächlich mal wieder auf der Leipziger Buch­messe gewesen, und dann auch noch am gleichen Tag wie ich!

Da ich davon allerdings nichts wusste, verfehlte ich ihn natür­lich ebenfalls … und erfuhr es dann erst im Nachhinein. Ach ja, das war dann wirklich jammerschade. Manchmal klappt auch gar nichts.

Schon am 7. März erfuhr ich dann, wenn ich es recht erinnere, von dem Projekt, über das ich jetzt berichten werde. An diesem Abend fand der monatliche Kreativ-Stammtisch in der Brunsviga in Braunschweig statt, und ich hatte ausdrücklich darum gebe­ten, eine Braunschweiger Autorin dazu zu holen, weil ich mit ihr zusammen am 8. Mai eine Veranstaltung genauer planen wollte.

Roberta sagte mir an dem Abend, während wir Details für die Eventplanung durchgingen, sie habe erfahren, dass in Braun­schweig nächstens eine erste Buchmesse organisiert werden solle, und zwar genau in der Brunsviga.

Das war mir vollkommen neu, und ich bat sie dann, mir so schnell als möglich genauere Infos zukommen zu lassen. Was sie dann auch tat.

Und da ich ja zurzeit im Zentrum des Netzwerks der KreativRe­gion e.V. (KR) sitze und von hier aus in alle Richtungen kreative Leute miteinander in Kontakt bringe, nahm ich natürlich auch mit dem Organisator dieser „ersten Braunschweiger Buchmes­se“, die den Titel „Leseflair“ trage wird und in der Brunsviga stattfinden soll – also auf für mich und die KR wirklich absolut vertrautem Terrain – umgehend ebenfalls Kontakt auf und lud ihn zu uns ein.

Beim nächsten Kreativ-Stammtisch am 4. April tauchte er dann persönlich auf und redete voller Begeisterung über seine Profes­sion als Buchblogger, seine Leidenschaft für Literatur und von seinem Traum, hier im Norden, recht weit abgeschlagen von an­deren Buchmessen, eine lokale Buchmesse zu organisieren.

Eben „Leseflair“.

Die Veranstaltung, die sich sowohl als Buchmesse wie auch als Festival versteht, wird am 17. und 18. August 2024 stattfinden und neben der Brunsviga auch noch andere Locations einbezie­hen. Details finden sich auf der Seite www.leseflair.de. Er hat zwischenzeitlich auch einen Zeitungsartikel bekommen (Neue Braunschweiger Nr. 16, 61. Jg., 20. April 2024).

Was, so könntet ihr euch jetzt natürlich fragen, hat das alles mit dem Autoren-Nachlassarchiv-Projekt zu tun? Nun ja, um das zu erkennen, muss man vielleicht ein wenig die Kristallkugel bemü­hen. Oder sich daran erinnern, dass es hier zwei wichtige An­knüpfungspunkte gibt: Zum einen geht es um regionale Auto­ren (mehrheitlich aus der Selfpublisher-Szene, wie ihr auf der Webseite entdecken werdet), und das ist unbedingt eine Klien­tel, die für das Nachlassarchiv entdeckt werden will.

Zum anderen ist das Archiv als Langzeitprojekt gedacht. Es fängt zwar im Hier und Heute mit der Idee und den ersten vor­sichtigen Realisierungsschritten an, aber es kann als sicher gel­ten, dass es erst in einigen Jahren tatsächlich an Geschwindig­keit und Konturen gewinnen wird. Deshalb geht es wesentlich darum, das Projekt an sich vor Ort bekannter zu machen. Mit den Kreativen in Braunschweig und Umgebung ins Gespräch zu kommen. Unterstützer zu werben …

Für solche Kontaktanbahnungen sind derartige Veranstaltungen wie Buchmessen ein absolutes Muss – und genau deshalb werde ich Mitte August auf jeden Fall vor Ort sein.

Ob ich dann schon so gut vorbereitet bin, dass ich eine Unter­stützerliste anlegen kann? Keine Ahnung. Für die Leipziger Buchmesse war ein derartiger Gedanke ja definitiv noch zu früh. Aber vergessen ist der ebenso wenig wie zahlreiche andere Ge­danken, die mit dem Projekt in Verbindung stehen.

Es bleibt unbedingt spannend, Freunde. Mehr dazu im nächsten Teil dieser Artikelserie, der für den 4. August geplant ist.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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