Rezensions-Blog 366: Hardlimit – vereint (4)

Posted August 24th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist immer interessant zu entdecken, wenn Autoren Teile ihrer eigenen Biografie in ihren Romanen verarbeiten. Ich selbst nei­ge dazu eher nicht … aber ich kenne durchaus Menschen, die das tun. Meredith Wild offenbart im vorliegenden vierten Band ihres „Hard“-Zyklus, dass die turbulente Geschichte um die Startup-Gründerin Erica Hathaway durchaus intensiv an die ei­gene Vita angelehnt ist.

Das ergab dann bei der Lektüre doch schon einen gewissen Blickwechsel, muss ich sagen, und vielleicht ist es ganz ge­schickt, im Rahmen des Rezensions-Blogs diese Erkenntnis vor­anzuschicken. Sie kann dabei helfen, würde ich vermuten, das Folgende ein bisschen anders zu gewichten, als wenn man es täte, wenn es sich um reine Fiktion handelte.

Indes, auch vier Jahre nach der Lektüre des heute vorzustellen­den Romans muss ich eingestehen, dass mein Fazit, dem Zyklus sei mit diesem Band ein wenig die Luft ausgegangen und er weise „Längen“ auf, aufrechterhalten werden muss. Wer aller­dings bislang die ersten Romane mit Vergnügen geschmökert hat und neugierig darauf ist, wie sich die stürmische Liebesge­schichte zwischen Erica und Blake weiter entwickelt, der schaue einfach nach unten und werde schlauer:

Hardlimit – vereint

Teil 4 des Hard-Zyklus

(OT: Hardlimit)

Von Meredith Wild

Lyx (keine Verlagsnummer!), 2017

320 Seiten, TB

ISBN 978-3-7363-0130-6

Aus dem Amerikanischen von Freya Gehrke

Nach den Turbulenzen im Band 3 des Zyklus scheinen für Blake Landon und seine Geliebte Erica Hathaway bessere Zeiten an­zubrechen. Ericas Startup Clozpin floriert und weckt allmählich die Neugierde von Investoren, was sie sehr glücklich macht. Ihr leiblicher Vater Daniel Fitzgerald, den sie nach 21 Jahren erst­mals wieder getroffen hat und inzwischen sowohl fürchtet als auch für einen schrecklichen Menschen hält (aber er ist halt im­mer noch ihr Vater, so dass sie ihn durch Lügen deckt), geht auf Abstand zu ihr – primär wegen seiner in die heiße Phase gekom­menen Gouverneurswahl. Blake hat Erica einen Heiratsantrag gemacht und will sein Leben für immer mit ihr teilen. Alles sieht wunderbar aus, der Sex ist wie immer phantastisch, und die Dinge könnten sich zum Guten wenden.

Leider ist das nur bedingt der Fall.

Zuerst tritt von neuem die intrigante Exfreundin Sophie Devereaux aus Blakes Vergangenheit in ihr Leben und provoziert sie, indem sie einen rätselhaften Club ins Gespräch bringt und ihr anschließend noch ein erniedrigendes Geschenk zur anstehen­den Hochzeit macht. Das führt zu einer Reihe unschöner Enthül­lungen aus der Vergangenheit ihres Geliebten, die Blake unter allen Umständen unter Verschluss halten wollte.

Dann überrumpelt der Investor Alex Hutchinson Erica mit einer Offerte – er will Clozpin kaufen. Sie soll aber samt ihrem Team weiterhin wie üblich im Boot bleiben, er selbst bleibe im Hinter­grund, aber sie sei anschließend um sieben Millionen Dollar rei­cher. Da bleibt ihr erst einmal die Spucke weg. Und auch wenn der Deal ungewöhnlich schnell über die Bühne geht, schöpft die junge Unternehmerin, die gerade mal 22 Jahre alt geworden ist, nicht wirklich Verdacht. Alex ist schließlich ein sympathischer Kerl, und selbst Blake hat gegen ihn nichts einzuwenden. Alex ist definitiv nicht Max Pope, der ja finstere Absichten mit seiner Annäherung an Erica verfolgte – was dann dazu führte, dass er sie unter Drogen setzte und beinahe erfolgreich vergewaltigte.

Zu dumm ist indes, dass der Vertrag mit Alex eine fatale Hinter­tür besitzt, und die erweist sich als so katastrophal und demüti­gend, dass Erica bald nach dem Verkauf Hals über Kopf die Fir­ma verlässt und in Depressionen versinkt. Sie ist nun am Boden zerstört und weiß nichts Rechtes mehr mit sich anzufangen.

Und um das Maß der Dinge voll zu machen, ist da immer noch ihr leiblicher Vater Daniel, der nun von neuem in ihr Leben ein­dringt und insistiert, er wolle wissen, wer ausgerechnet in der fi­nalen Phase seines Gouverneurs-Wahlkampfes vertrauliche In­formationen darüber, dass sie seine uneheliche Tochter sei, an die Öffentlichkeit gebracht hat. Sie habe ihm doch Vertraulich­keit versprochen. Ob Blake eventuell derjenige welcher sei, das ist sein notorischer Argwohn. Ist er natürlich nicht, da ist sich Erica ganz und gar sicher. Aber um Ruhe in die Angelegenheit zu bringen und Blake in Sicherheit zu wissen, forscht sie selbst weiter. Erica hat einen Verdacht und konfrontiert die entspre­chende Person damit … doch dann fallen Schüsse, und sie wird getroffen und verliert das Bewusstsein …

Wahrhaftig, man kann nicht behaupten, dass es bei Meredith Wild langweilig wird. Auch wenn man als versierter Leser lang­sam spürt, dass sie Szenen mitunter recht ausgiebig ausdehnt, um auf die halbwegs entsprechende Seitenzahl im Buch zu kommen, gibt es doch immer wieder ein paar interessante und bisweilen recht dramatische Wendungen in der Geschichte, die das Leserinteresse wach halten. Nach wie vor fallen ihr ab­wechslungsreiche Liebesintermezzi ein, die zu gefallen wissen, und natürlich sind die Personen weiterhin äußerst sympathisch. Manche der Wendungen erweisen sich gleichwohl als recht durchsichtig. Und nach wie vor sind ein paar Krisenpunkte der verschmolzenen Biografien undurchsichtig. Sie werden wohl für den Schlussband des fünfbändigen Zyklus aufgespart.

Ein wenig schade fand ich schon, zu entdecken, dass hier so langsam merklich die Luft aus der Geschichte entweicht. Aber dass das erst nach gut dreieinhalb Romanen der Fall ist, beweist doch Wilds Talent zum Entwickeln lang gesponnener Handlungs­bögen, wie ich das schon einmal erwähnte.

Besonders interessant fand ich in diesem Buch auch das Nach­wort, in dem nämlich unmissverständlich klar wird, dass sie selbst Startup-Gründerin war und – wohl kurz vor oder während Abfassung dieses Buches – ihre eigene Firma verkauft hat. Auch macht sie durch die Blume deutlich, dass zahlreiche Personen, die in den Romanen verarbeitet wurden, im Guten wie im Schlechten, andersnamige Vorbilder im realen Leben haben, mit denen sie persönlich zu tun hatte. Das gibt natürlich dem gan­zen Romanzyklus ein deutlich anderes Gesicht, als wenn es sich um freie Fiktion handelt.

Ich bin nun erst recht gespannt auf den Schlussband und kann den vorliegenden mit den erwähnten Einschränkungen sehr be­reitwillig zur gefälligen Lektüre empfehlen.

© 2018 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche lernt ihr wieder ein Kapitel aus der Realität kennen, das nachdrücklich bestärkt, dass Phantasie und fiktionale Geschichten zwar packend und mitreißend sein kön­nen, dass aber ebenso viel an dem Wort ist, dass das Leben die spannendsten und unfasslichsten Geschichten schreibt. In die­sem Fall bleiben wir in den USA, reisen aber ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zu einer Gruppe ganz besonderer Patien­ten.

Staunen garantiert, Freunde, wenn ihr dieses Werk noch nicht kennen solltet!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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