Rezensions-Blog 376: GEO EPOCHE 7 – Der 11. September 2001

Posted November 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, es ist nicht verkehrt, die jüngste Weltgeschichte in eine Zeit vor dem 11. September 2001 und danach einzuteilen. Genauso, wie wir in Bälde wohl von einer Weltgeschichte vor dem Auftreten des COVID-19-Erregers und danach sprechen müssen.

Die terroristischen Ereignisse mit mehreren tausend Toten am 11. September 2001 in Nordamerika, die in ihrem Gefolge un­fassliche Geschehnisse mit sich brachten, haben eine Vielzahl von Büchern, Dokumentationen, Zeitschriftenartikeln, Filmen und dergleichen hervorgebracht. Mich hat dieses Themenheft dazu animiert, über meinen sparsamen Schatten zu springen – ich hatte 2002 wirklich nicht viel Geld – und die Zeitschrift GEO EPOCHE zu abonnieren, die inzwischen deutlich mehr als 100 Ausgaben erreicht hat.

Dies hier ist einer der frühesten publizistischen Versuche, das Geschehen rings um die Terroranschläge in den USA zu durch­dringen und zugleich dabei das damalige Medienecho einzufan­gen. Manch einer von euch mag das alles völlig veraltet finden … aber ich schlage vor, ihr solltet dennoch mal weiterlesen. Denn manchmal ist es so, dass das Alter medialer Berichterstat­tung nicht allein ausschlaggebend ist, sondern ein gewisser zeithistorischer Abstand zu derselben.

Dann kann man spannende Erfahrungen bei der Lektüre ma­chen – ich exerziere das gerade aktuell durch mit Heften der Zeitschrift ANTIKE WELT, die in den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts über historisches Neuland berichtete … das heute natürlich kein Neuland mehr ist, z. B. die Entzifferung der Maya-Hieroglyphen. Aber die damaligen Thesen mit den heutigen Er­kenntnissen abzugleichen, zeigt auf interessante Weise, wie die Forscher damals dachten und auch, auf welche argumentativen Abwege sie damals gerieten.

Übertragt das mal auf die vorliegende Publikation und behaup­tet dann immer noch, sie wäre völlig veraltet … ich glaube, ihr werdet überrascht.

GEO EPOCHE

Der 11. September 2001“

Ausgabe 7, Dezember 2001

172 Seiten, 8.00 Euro

Dies ist nichts, was man leichthin und leichtfertig lesen kann.

Dies ist eine Zumutung, wenn es jemals eine gegeben hat. Und doch ist sie für Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, unabweisbar eine Quelle der Weisheit, dass es töricht wäre, nicht lobend auf dieses Heft hinzuweisen.

Die Terroranschläge des 11. September waren ein Verbrechen, das in seiner Monstrosität weithin seinesgleichen sucht und jen­seits von erklärten und nicht erklärten Kriegen wohl bislang kaum zu finden sein wird. Die pathetische Formel, nach dem 11. September sei „die Welt nicht mehr so, wie sie vorher war“, ist ein Allgemeinplatz geworden, und doch ist schrecklich schnell wieder die Normalität eingekehrt.

Gut, es gibt noch Reportagen und Artikel über die ausgelager­ten Firmen, über traumatisierte Angehörige, Helfer und Ver­wundete … aber haben wir inzwischen wirklich verstanden, was damals passiert ist, am 11. September 2001?

Das Verdrängungsvermögen des menschlichen Geistes, der Drang, schreckliche Geschehnisse zu rationalisieren, zurückzu­drängen und gar zu vergessen, ist unfassbar stark ausgeprägt. Es ist leicht, dem zu glauben, was die Medien sagen, zu denken, dass mit dem Terroristenchef Osama bin Laden der richtige Mann getroffen worden ist. Es ist zweifellos höchst elegant, sich darüber zu freuen, dass er – wahrscheinlich – in Afghanistan ums Leben gekommen ist (seine Leiche wurde bis heute nicht gefunden!).1

Und doch … das alles hilft uns ebenso wenig im Verständnis weiter wie die weitgehende Entmachtung des Taliban-Regimes, das in Afghanistan nach wie vor bekämpft werden muss (Stand: 17. Mai 2002).2

Wie meine ersten Eindrücke damals zeigten: das Schlimmste steht eigentlich noch bevor3, dies ist nur der Auftakt gewesen, der Paukenschlag eines langen Konzertes, das zum überwiegen­den Teil aus piano gespielten Abschnitten bestehen wird, manchmal unterbrochen durch aufrührende, verstörende Inter­mezzi, um dann wieder in die trügerische Ruhe zurückzugleiten. Die nächsten Paukenschläge stehen aber unabweisbar in der Partitur. Es sei denn, man wechselt ernstlich mittendrin das Stück. Aber das macht niemand …

Dieses Heft hilft dem interessierten Leser dabei, dem abstrak­ten Grauen des 11. September 2001 etwas näher auf die Spur zu kommen.

Das fängt mit einem entsetzlichen Bildessay an und führt zu ei­nem akribisch recherchierten Essay von Cay Rademacher, der countdownmäßig vom 11. September 2001, 7.45 Uhr, Boston Logan International Airport zu ticken beginnt, nachher im Minu­ten-, dann im Sekundentakt. Ständig hin- und herblitzend zwi­schen realen Personen, Controllern, Polizisten, Büroboten, Se­kretärinnen, Piloten, Entführern und Selbstmördern … die meis­ten von ihnen überleben diesen Essay und diesen Tag nicht, aber ihre Schicksale stehen symptomatisch für Hunderte, ja, Tausende anderer, die Ähnliches erlitten haben.

Ein Thriller kann kaum spannender sein.

Allein dieser Essay „An einem Tag im September“ ist jeden Cent des GEO-EPOCHE-Heftes wert!

Ein psychologisches Profil von hoher Intensität schließt sich an und schlägt den Bogen in die arabischen Gesellschaften, insbe­sondere nach Israel/Palästina, wo der Begriff der Selbstmordat­tentate seit Anfang dieses Jahres eine grausige neue Bedeutung gewonnen hat. Hier erkennt man, wie sich „Geschichte“ (selbst wenn sie erst Monate alt ist) mit der Gegenwart verzahnt und auf entsetzliche Weise demonstriert, dass schiere Repression in unserer heutigen Zeit nicht einmal kurzfristig Wirkung zeigt. Wirkung im positiven Sinne. Repression führt nur zu Verhärtung der Fronten, zu Terror gegen Terror (mal von „Terroristen“, mal von „Staatsterroristen“ ausgeübt; mal erlaubt, mal verfemt), am Ende bleiben Frieden, harmonisches Zusammenleben, jede Menge unbeteiligter, hoffnungsvoller junger Menschen auf der Strecke, und die Zukunft wird vergiftet …4

Ein weiterer Essay in dem Magazin geht auf Osama bin Laden ein, der, wie man heute weiß, in Afghanistan erst mit Billigung der CIA zu seiner machtvollen Position aufsteigen konnte. Es gibt sogar schon sehr konkrete Hinweise darauf, dass die Atten­täter des 11. September in den Staaten von den US-Behörden absichtlich ignoriert wurden! Der Reim, den man sich darauf machen kann, ist geeignet, einen sinnierenden Menschen um den Schlaf zu bringen.5

Es geht um Wirtschaftsfolgen des Crashs, um Fahndung nach den Hintermännern des Terrors, um den Alltag in den Trümmern einer traumatisierten Stadt New York und die Frage, was denn nun aus Lower Manhattan werden soll, jenem ersten urbanen Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts, soweit es sich in hochzivili­sierten Staaten ausgebreitet hat.6

Und am Ende des Bandes kommen fast am Rande zwei recht prominente Amerikaner zu Worte, die Dinge sagten, die mir selbst die Haare zu Berge stehen ließen. Da muss ich zitieren:

Zwei Tage nach den Anschlägen treffen die konservativen TV-Prediger Jerry Falwell und Pat Robertson in einer christlichen Fernsehshow zusammen und kommen schnell zu dem Schluss, dass es neben den Attentätern noch andere Schuldige gibt: Schwule, Lesben, abtreibende Frauen, Bürgerrechtler. Die USA hätten nur bekommen, was sie verdienten.

Falwell erklärt unter Robertsons Beifall: ‚Die Abtreibenden müs­sen einen Teil der Schuld auf sich nehmen, denn Gott lässt es nicht zu, dass man ihn nicht ernst nimmt. Und wenn wir 40 Mill-ionen kleine, unschuldige Babys umbringen, reizen wir Gott.’ All die ‚Heiden und Abtreiber und die Feministinnen und die Schwulen und die Lesbierinnen’, die versuchten, ‚Amerika zu säkularisieren’, auf die werde er zeigen und sagen: ‚Ihr habt dazu beigetragen, dass dies geschehen konnte!’“

Ich dachte, ich befinde mich im Mittelalter!

Leute, die solche hirnrissigen Positionen vertreten, sollte man ernstlich wegen Volksverhetzung vor Gericht stellen. Spätestens seit den 80er Jahren ist schließlich bekannt, dass es insbesonde­re TV-Prediger in den USA faustdick hinter den Ohren haben und sich mit Drohungen ahnungslose Mädchen gefügig machen, um sie zu sich ins Bett zu zerren. Es gab da diverse Fälle. Und dann noch mit einer solchen scheinheiligen, kruden und verstaubten Moral zu kommen, wo man selbst als moralische Instanz nicht mehr taugt, ehrlich, das ist nur noch verlogen …

Man erfährt in diesem Heft eine Menge über Menschen, über die Art und Weise, wie Personen über sich selbst hinauswachsen können, wie sie aber auch die Realität gekonnt ausblenden und manchmal böswillig verdrehen um des eigenen Vorteils willen.

Und am Ende bleiben die entscheidenden Fragen offen:

Wer hat das getan? Wir wissen es nicht genau. Die einzigen, die es uns beantworten könnten, sind die Attentäter, und sie sind alle tot.

Was genau war das Ziel? Symbole der westlichen Welt zerstö­ren? Maximalen Schaden anrichten? Verunsicherung säen? Hasserfüllte Reflexe auslösen, um noch mehr Hass in die Welt zu streuen?

Haben wir daraus gelernt? Eventuell sogar Eigenschuld aner­kennen müssen? Es ist zu bezweifeln.7

Letzten Endes bleibt nur die Gewissheit, dass Gewalt schließlich Gewalt gebiert, wie dies immer der Fall gewesen ist, solange Menschen auf Erden leben. Ebenso, wie Intoleranz sich selbst nährt und vervielfältigt, das ohnehin nicht leichte Leben der Menschen miteinander in eine Hölle verwandelt und letzten En­des die Einsichtigen an der Bosheit der Welt verzweifeln lässt.

Doch dieses Heft ist auch eine Art von Denkmal, und als solches sollte man es schätzen, als einen frühen Versuch, einen Blick in das Dunkel zu werfen, das die meisten von uns gerne vergessen würden.

Doch das Dunkel wird uns verfolgen.

Es ist die Signatur des 21. Jahrhunderts.8

Je eher wir das begreifen, desto besser ist es.

Für jeden von uns.

© 2002/2014 by Uwe Lammers

Mann, ist das finster … Ursprungstext und die Kommentierung von 2014 vielleicht noch mehr. Inzwischen sind erneut gut sie­ben Jahre verstrichen. Der Syrienkrieg ist ausgebrochen, die glücklicherweise sehr kurze Twitterherrschaft des Präsidenten Trump, der am Ende sogar, weil er sich mit seiner Wahlniederla­ge nicht anfreunden konnte, sogar von seinen aufgeputschten Anhängern das Capitol in Washington stürmen ließ … die Coro­na-Pandemie und alles, was damit zusammenhängt, hat die Weltgemeinschaft ziemlich fest im Griff …

Also ja, das Signum der Dunkelheit ist nicht nur auf die direkten Jahre nach dem Terroranschlag von 2001 begrenzt gewesen. Viele meiner obigen Prognosen von 2014 haben sich vollinhalt­lich bewahrheitet – etwa die Rückkehr der Taliban an die Macht oder der immer noch andauernde Krieg gegen den Terror, die völkerrechtswidrige Inhaftierung von Menschen in Guantánamo …

Glaube niemand, das obige Heft sei veraltet, das ist nicht der Fall. Aber nächste Woche, versprochen, wird es wieder angeneh­mer, und wir wenden uns der seltsamen Institution des „Clubs“ von neuem zu.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Das war auch kein Wunder, denn heute weiß man, dass bin Laden bei der Bombardierung seiner Festung Tora Bora in Afghanistan nicht ums Leben kam, sondern sich nach Pakistan zurückzog, wo er Jahre später durch ein Anti­terrorkommando der USA erschossen wurde. Inzwischen gibt es bekanntlich sogar schon einen Film darüber. Meine damals oben ausgedrückte Skepsis war also sehr recht am Platze.

2 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Wie wir heute wissen, kann man in dieser Hinsicht auch nach 12 Jahren Krieg in Afghanistan keine Entwarnung geben, und das erinnert dann doch sehr fatal an den Verlauf des Vietnam-Krieges. Es ist offensichtlich, dass der Denkansatz des „Krieges gegen den Terror“ vollständig fehlgeschlagen ist und, statt eine Lösung und Frieden zu bringen, nur zu mehr Leiden, mehr Toten, mehr Zerstö­rung und Verbitterung geführt hat (schweigen wir von den Abermilliarden an Dollar, die dabei munter verschwendet worden sind). Das hier investierte Geld hätte man zweifellos besser verwenden können. Langfristig muss befürchtet werden, heute mehr denn je, dass die radikalislamische Taliban-Bewegung über kurz oder lang Afghanistan wieder beherrschen wird.

3 Vgl. dazu auch mein damaliges Gedicht „…und das war erst der Anfang“, 2001. Abge­druckt in BWA 217B, Oktober 2001.

4 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und traurigerweise muss ich gestehen, dass ich auch mit diesen obigen Zeilen auf bittere Weise Prophet gespielt habe. Man sehe sich bitte nur mal an, was aktuell, im Juli 2014, in Israel/Palästina geschieht, wie hemmungslos da auf der Klaviatur der gegenseitigen Brutalität gespielt wird, wie verhärtete Hardli­ner beider Seiten sich wieder der Waffen bedienen und Menschen ermorden, weil sie außerstande sind, miteinander zu reden. Fast könnte ich glauben, ich hätte die obigen Zeilen nicht vor 13 Jahren geschrieben, sondern gestern. Es gibt so gar keine Verbes­serungen in Nahost, traurigerweise nicht. Sowohl die israelische als auch palästinensi­sche Führung sollte vielleicht allmählich mal erkennen, dass ihre Politik auf ganzer Li­nie gescheitert ist und man so wirklich nicht vorankommt. Da helfen auch die nächs­ten Tonnen abgefeuerter Munition gar nicht. Meine Ansicht von einst ist immer noch vorhanden und fester denn je: Die beiden Völker sollten eine Konföderation auf gleich­berechtigter Basis bilden. Die obskure Zwei-Staaten-Lösung, die als vermeintliche Lö­sung auf dem Papier steht, hat keine Überlebenschance, das sieht man schon am zer­rissenen Territorium der Palästinenser. Eine Konföderation und das Niederreißen der Betonmauern des Palästinenser-Ghettos sind langfristig die einzige Chance für ein har­monisches Zusammenleben. Auch wenn das, das möchte ich nicht kleinreden, von beiden Seiten, namentlich der israelischen, große Überwindung kostet und anfangs wegen der Vergiftung der Herzen gewiss gefährlich sein wird. Aber diese Lösung wird natürlich mit jedem Toten unwahrscheinlicher und schwerer zu erreichen sein.

5 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Und es nimmt nicht wunder, dass diese Mosaikstücke des Puzzles des 11. September 2001 natürlich die Verschwörungstheorien auf schöns­te Weise befeuert haben, das geht bis heute so. Und bedauerlicherweise tauchen dar­in all die bösartigen alten Legenden wieder auf, die wahlweise das notorische Miss­trauen der „Gläubigen“ gegenüber der US-Zentralregierung zum Ausdruck bringen oder, auch sehr gern verwendet, der Mär einer „jüdischen Verschwörung“ das Wort re­den. Selbst wenn man zugeben muss, dass gewisse Indizien eine Mitschuld solcher Kreise nicht unmöglich erscheinen lassen, ist es doch gar zu simplifizierend, zu den­ken, dies sei „die ganze Wahrheit“, wie gewisse Kreise „immer schon gewusst“ haben. Im Zweifelsfall landet man dann bei den Altnazis, die der Auffassung sind, „dass man die Juden sowieso am besten alle hätte vergasen müssen“ … es versteht sich von selbst, dass ich solche Ansichten widerlich finde und ihnen kein Existenzrecht zubilli­ge.

6 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es sollte nicht das einzige bleiben. Man sehe sich Bag­dad an, Kabul, beliebige andere Städte im Irak oder in Afghanistan … die Kette ließe sich beliebig verlängern, leider. Ein Ende ist nicht in Sicht.

7 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Es kam sogar, meiner Ansicht nach, noch schlimmer. Wie üblich wurden in der Folge rasche Schuldzuschreibungen vorgenommen, von ei­nem völlig untalentierten, dümmlichen US-Präsidenten namens George Bush jr., der meiner Ansicht nach vor ein Kriegsverbrechertribunal gehörte. Es wurde ein „Krieg ge­gen den Terror“ vom Zaun gebrochen, der bis heute eine schwere Hypothek des Welt­gewissens darstellt (und ich meine damit nicht nur monetär, sondern insbesondere auch moralisch, man muss dazu nur nach Guantánamo schauen oder nach Abu Graib). Völker wurden von Krieg und Tod überzogen, Regierungen gestürzt, neue – in meinen Augen egozentrische und kleingeistige – Politiker an die Macht gespült, wo sie sich nicht halten können. Staaten wurden destabilisiert, ganze Weltregionen ins Chaos ge­stürzt, Hunderttausende von Menschen fanden den gewaltsamen Tod und finden ihn noch heute, Millionen Menschen sind auf der Flucht, zumeist vor ethnischer Vertrei­bung, und davon, dass, wie Bush vollmundig behauptete, die Mission „accomplished“, also beendet sei, kann bis heute keine Rede sein. Statt ernsthaft Lösungen anzustre­ben, wurden nur weitere Problemherde und Krisengebiete geschaffen, zudem für Waf­fenhändler (nicht zuletzt US-amerikanische, ist zu fürchten) gleichzeitig ideale Absatz­märkte. Tod und Terror sind heute allgegenwärtiger als vor dem 11. September 2001, aber sie sind zumeist die direkte Folge davon. Die toten Attentäter haben ihr Ziel dank der überreagierenden US-Regierung wunderbar erreicht: blanke Angst.

8 Ergänzung vom 12. Juli 2014: Auch dieses Statement würde ich heute vollinhaltlich immer noch unterschreiben. Es ist offensichtlich, dass das 21. Jahrhundert sich bislang alles andere als friedlich entwickelt hat. Wohin man schaut, brodeln die Konflikte, das ist nicht nur auf den arabischen Raum beschränkt, aber dort besonders ausgeprägt. Man kann sich den Kongo anschauen, den Sudan, Ostasien, die Ukraine, den Balkan… doch, „das Dunkel ist die Signatur des 21. Jahrhunderts“, ich fürchte, das trifft es recht gut. Und auf der Strecke bleiben so elementare Werte wie Wahrheit, Bürgerrechte, Zi­vilgesellschaft und Demokratie. Stattdessen nimmt staatliche Willkür zu, Bespitzelung der Zivilbevölkerung, Brüche der Rechtsordnungen, Erodierung sozialer Sicherungen, Verfolgungswahn und Terroristenfurcht grassieren, radikale Politiker mit den Parolen einfacher Lösungen treten verstärkt in Erscheinung, Staaten zersplittern in kleinere und kleinste Einheiten … fürwahr, eine finstere Sicht der Zukunft, ja. Aber es gibt wenig Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe, ich male zu schwarz. Aber das habe ich 2002 auch schon gehofft, und was ist draus geworden …? Ihr wisst es alle.

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