Rezensions-Blog 379: Ewiger Krieg für ewigen Frieden

Posted November 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zugegeben, heute gibt es harten Tobak … zumindest für all jene freundlichen Leser, die noch munter an der Vorstellung festhal­ten, Amerika sei doch das Land der Freien, der Hort der Demo­kratie und sei dies auch – wenigstens seit dem Ende des Bürger­kriegs – immer gewesen. Weil das ja auch in der Gründungszeit der Bundesrepublik so mantrahaft immer wieder über Jahrzehn­te in der Schule beigebracht wurde.

Der arrivierte (und meines Wissens leider ebenfalls schon ver­storbene) Schriftsteller Gore Vidal hat sich seit den 90er Jahren immer wieder bärbeißig kritisch zu Wort gemeldet und dadurch jede Menge Schwierigkeiten eingehandelt. Dennoch hielt er un­verdrossen an seinen Ansichten fest, untermauerte sie gründ­lich mit Belegmaterial und stellte jede Menge höchst unbeliebte und bohrende Nachfragen.

Ein zentraler Anlass für ihn war, verständlicherweise, der 11. September 2001 und das, was die Bush-Administration daraus machte, nämlich den fanfarenähnlichen Aufruf zum globalen „Krieg gegen den Terror“, der – wie wir leider alle zur Genüge wissen – bis heute andauert und der allenthalben weniger für mehr Demokratie statt für Bürgerkrieg, Terroranschläge und völ­kerrechtswidrige Verbrechen gesorgt hat.

Er nutzte die Gelegenheit also für eine Reihe von kritischen Es­says, deren Veröffentlichung interessanterweise in den USA auf einige Komplikationen stieß … das sollte man im Detail im Buch nachlesen.

Ich fand, als ich das Buch anno 2003 in nur zwei Tagen ver­schlang, selbiges so inspirierend, dass es anschließend vor tem­peramentvollen Bleistiftanstreichungen nur so wimmelte. Und ich glaube, es überrascht nicht, dass meine Rezension ebenso temperamentvoll ausfiel.

Natürlich kann man sagen, das Buch sei veraltet, weil schon fast 20 Jahre alt. Man kann behaupten, die Rezension sei veral­tet, weil ebenfalls rund zwanzig Jahre alt. Oder dass die moder­ne amerikanische Politik die Fehler der damaligen Präsentenrie­ge und Verantwortlichen längst überlagert habe … aber ich glaube, es ist vielleicht angesichts des Erstarkens des irrationa­len „Trumpismus“ in den USA nicht verkehrt, dieses Buch zu le­sen und gewisse Muster und Verbindungspfade zwischen dem Einst und Heute herzustellen.

Bereit für ein provokantes Leseabenteuer, das euer hehres Amerikabild hübsch erschüttern wird? Dann lest weiter:

Ewiger Krieg für ewigen Frieden1

(OT: Perpetual War for Perpetual Peace. How we got be so hated)

von Gore Vidal

Übersetzt von Bernhard Jendricke und Barbara Steckhan

Europäische Verlagsanstalt (EVA)

136 Seiten, 4. Auflage 2002

ISBN 3-434-50539-3

Warnung: Wer dieses Buch liest, sollte sich vorab von einigen lieb gewonnenen Vorstellungen trennen, um nicht gar zu schockiert zu sein. Ob er sie nachher wieder in Amt und Würden einführt, obliegt alleine dem wissenden Leser. Irgendwie zweifle ich allerdings daran, dass sich diese Vorstellungen wiederher­stellen lassen.

Um welche geht es?

1. Die Vorstellung, Amerika sei der Hort der Demokratie.

2. Die Vorstellung, amerikanische Politik orientiere sich an de­mokratischen Spielregeln, wie wir sie in Europa (in Maßen) ge­wohnt sind.

3. Die Vorstellung, der aktuelle „Krieg gegen den Terror“ fände statt, weil die USA ein Opfer des Terrorismus seien.

4. Die Vorstellung, Faschismus und amerikanische Innenpolitik hätten rein gar nichts miteinander gemeinsam.

und so weiter. Es gibt noch einiges, was hier an Porzellan zer­trümmert wird, aber das muss man dann selbst lesen.

Das vorliegende Buch besteht im Grunde genommen aus einer Sammlung von sieben Aufsätzen, die kurz vor dem Abschluss der letzten Präsidentenwahl Ende des Jahres 2000 zusammen­gestellt und gedruckt wurde. Anlässlich der Terroranschläge vom 11. September wurde sie um den siebten Artikel mit dem schlichten Titel „11. September 2001. Ein Dienstag“ ergänzt.

Dennoch heißt das nicht, dass jemand, der sich nur für den 11. September 2001 interessiert, den Rest des Buches nicht an­schauen sollte. Man lernt eine Menge aus Aufsätzen wie „Wie es kam, dass ich mich für Timothy McVeigh2 interessierte und er sich für mich“ oder auch „Der Krieg im eigenen Land“, beson­ders über die inneramerikanischen Verhältnisse.

Man muss nicht besonders amerikakritisch sein, um nach die­sem kleinen Büchlein überaus erschüttert zu sein. Aber man könnte zum Fan des bissigen alten Schriftstellers und Reden­schreibers Gore Vidal werden, der schon seit vielen Jahrzehnten als einer der schärfsten Kritiker der amerikanischen Regierung gilt.

Vidal, 1925 in West Point (!) geboren, Enkel eines Senators und verwandt mit dem früheren Vizepräsidenten Al Gore, Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg und Redenschreiber von John F. Kennedy, hat – nach den Angaben in diesem Buch – zwanzig Romane, fünf Theaterstücke und über zweihundert Essays geschrieben, au­ßerdem eine Autobiografie. Zudem ist er Autor von Film- und Fernsehdrehbüchern. Also nicht gerade „irgendwer“. Und doch … wie erging es diesem berühmt-berüchtigten Gore Vidal angesichts des 11. September 2001? Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

„… jene von uns, die sich die Frage nach dem Warum3 stellen, stehen vor der schwierigen Aufgabe, sich in den konzernabhän­gigen, amerikanischen Medien Gehör zu verschaffen, wie ich am eigenen Leibe erfahren mußte, als ich eine Studie zu McVeigh in Vanity Fair veröffentlichen wollte, und immer noch muß, da man mir seit dem 11. September nur noch Absagen er­teilt, wenn ich einen Verleger suche.“

Kann nicht sein, war meine erste Reaktion. Aber es kommt noch besser.

Mein … Artikel zum 11. September4, fährt er nämlich fort, „wurde schließlich in einem Buch ähnlich dem vorliegenden ver­öffentlicht. Zum allgemeinen Erstaunen wurde es rasch ein Bestseller und daraufhin in ein Dutzend andere Sprachen über­setzt. Angesichts von bin Laden und McVeigh hielt ich es für sinnvoll, die zahlreichen Provokationen von unserer Seite zu be­schreiben, die sie zu diesen schrecklichen Taten trieben.“

Wer als Leser dieser Rezension schon genug hat, kann immer noch abspringen. Jetzt geht es erst richtig los.

Steigen wir mal freundlich mit dem ein, was Vidal bissig zum 11. September und dem Afghanistan-Krieg zu sagen hat. Zitat ge­fällig?

Zu Beginn des Jahres 2002 verkaufte uns die Pentagon-Junta, die Zerstörung Afghanistans durch unsere hochfliegende Luft­waffe als großen Sieg (dass die Afghanen nicht mit den Verei­nigten Staaten verfeindet waren, erwähnt in diesem Zusam­menhang niemand – als würde man Palermo zerstören, um die Mafia auszulöschen). Jedenfalls werden wir wohl nie erfahren, ob und was dadurch gewonnen oder verloren wurde (abgese­hen von einem Großteil der Bill of Rights).“

Und keß fügt Vidal an: „Ein Mitglied der Pentagon-Junta, Rums­feld, ein begabter Komiker, stellte sein Talent täglich vor einer großen Gruppe von ‚Journalisten’ und zur besten Sendezeit zur Schau. Mit einer oft amüsanten Ausführlichkeit brachte es Rum­my fertig, nichts über die Verluste der eigenen oder der ande­ren Seite zu berichten …“

Das kommt bekannt vor? Tja, ist erst ein paar Tage her, dass „Rummy“ seine Erschütterung zur Schau stellte, als im dritten Golfkrieg (begonnen am Donnerstag, den 20. März 2003) tote US-Soldaten gezeigt wurden, kläglich wimmerte, dies sei ein Verstoß gegen die Genfer Konvention. Etwas, von dem er ver­mutlich nicht mal genau weiß, was das ist, um mich hier mal kurz Gore Vidals beißender Verve zu befleißigen. Ich werde mich aber hüten, die Bush-Administration als „Bushisten“ zu bezeich­nen, wie es der Autor macht, der damit die Regierenden in den Vereinigten Staaten in bedenkliche Nähe zu „Putschisten“ oder sogar „Faschisten“ rückt. Durchaus mit Absicht …

Es wird allerdings noch schöner, denn Vidal führt genüsslich weiter aus: „Jeder, der bei Bushs Ruf, wir befänden uns mit bin Laden ‚im Krieg’, entsetzt zusammenfuhr, sollte zudem rasch sein Gehirn wieder anschalten. Bedenkt man die Tatsache, dass ein Land nur mit einem anderen Land Krieg führen kann, fragt man sich, warum unser schwelender, wenn noch nicht brennen­der Busch (!) einen solchen Kriegsschrei ausstieß. Überlegen Sie mal …

die meisten Versicherungsgesellschaften haben eine Klausel, dass sie für Schäden, die durch ‚einen kriegerischen Akt’ ent­standen sind, nicht aufkommen müssen. Zwar haben die Män­ner und Frauen in Bushs Umgebung keine Ahnung vom Krieg und noch weniger von unserer Verfassung, doch im Spenden­sammeln kennen sie sich aus. Und für diese kriegsbedingte Ausschlußklausel hätte die Hartfort Life Insurance … unverzüg­lich ihr Sparschwein geplündert, um die Republikaner für Jahre im voraus zu finanzieren …“

Keß? Unverfroren? Wahr? Das sollte der Leser entscheiden. Aber manchmal bleibt ihm doch das Lachen schier im Halse stecken. Um so mehr, als man sich vergegenwärtigen muss, dass dieser „lange Krieg“ (George W. Bush jr. und Gore Vidal, S. 132), näm­lich angeblich der gegen den „Terrorismus“, noch andauert und derzeit dazu führt, dass der Irak in Schutt und Asche gelegt wird. Auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler, die schon wieder 80 Milliarden Dollar Kriegskosten zahlen dürfen, und auf Kosten der demokratischen Grundrechte der Weltgemeinschaft.

Immerhin verstehen wir nun, dass dieser Artikel politisch so wahr wie inopportun war und Vidal seither in Amerika als „per­sona non grata“ gilt. Wie gut, dass er in Italien lebt, nicht wahr …? Das Klima da ist ja auch besser als in den Staaten, in jeder Beziehung, und Olivenöl, vegetarisches Essen und ein we­nig Wein verlängern das Leben. Wie Vidal schon von Timothy McVeigh aus dem Gefängnis hörte …

Was uns schlagartig zum nächsten interessanten Phänomen führt, obgleich es allein zum 11. September noch viel zu sagen gäbe. Aber das Obige soll als „Appetithappen“ erst einmal ge­nügen.

Wie wäre es zum Anfang mal mit einem solchen Zitat? „Die ritua­lisierte Dämonisierung Saddams, der Araber und der Irakis in den Medien war so übertrieben, dass er5 im Irak überrascht feststellte, ‚die sind ja genauso normal wie du und ich. Man hat uns fanatisiert, um sie abzuknallen. Man hat uns erzählt, wir müssten Kuwait verteidigen, wo die Leute vergewaltigt und ab­geschlachtet würden. Der Krieg hat mich wachgerüttelt.’“

Und weiter, in einem Brief, bei Vidal zitiert: „Hungernde Kinder und manchmal auch Erwachsene kommen bei uns an und bet­teln um Lebensmittel … Da kriegt man echt Gewissensbisse. Es ist wie bei einem Welpen am Eßtisch; nur viel schlimmer. Je eher wir von hier verschwinden, desto besser. Langsam verste­he ich, warum die Typen in Vietnam von Kindern umgebracht werden konnten.“

Urheber des Zitats? Ein 168facher Mörder an amerikanischen Zivilisten. Timothy McVeigh, 1968 geboren, 1990 im Golfkrieg eingesetzt, als Soldat unter dem Oberbefehl von George W. Bush senior, 1995 zum Mörder geworden und am 11. Juni 2001 durch mehrere Giftspritzen hingerichtet.

Vielleicht jedenfalls war er ein Mörder. Denn es gibt, wie Vidal schlüssig anführt, eine Reihe von Gutachten, die das FBI zweck­mäßigerweise ignoriert hat, die darauf hinweisen, dass McVeigh, wenn er denn der Täter gewesen ist, kein Einzeltäter gewesen sein KANN, und dass man, um derartige Zerstörungen anzurich­ten, mehr als nur eine einzige Bombe brauchte (Experten gehen von fünf aus, die sich allesamt IM Gebäude befanden, nicht im Lkw, der den Sprengsatz angeblich enthielt).

Wie reagierte wohl das FBI, als diese Kritik aufkam und gefor­dert wurde, das Gebäude in Oklahoma City nicht abzureißen, bevor nicht ein forensisches Team die Schäden begutachtet hat­te – unter anderem mit den Worten: „Es ist auch leicht, wichtige Beweise zu vertuschen, wie es offenbar in Waco geschehen ist … Warum überstürzt handeln und Beweismittel vernichten?“ (Vidal)? Nun, so: „Wie auf ein Stichwort hin ließ das FBI sechs Tage später die Trümmer abtragen. Dafür führten sie denselben Grund an wie schon in Waco6: ‚Gesundheitsgefährdung’.“

Die Kritiker hatten dafür einen anderen Begriff: „‚Das ist ein klassischer Vorwand für Vertuschung.’“

Wenn man sich hiernach noch immer wundert, warum viele Amerikaner ihrer Regierung misstrauen – übrigens ein amerika­nisches Syndrom, das schon aus der Zeit ihrer Staatengründung herrührt, wie man in jeder guten Darstellung über Amerikas Ge­nese nachlesen kann7 , muss ich dem Leser eine gewisse Be­griffsstutzigkeit attestieren.8

Gore Vidal überspitzt dies alles natürlich mit fortschreitender Seitenzahl des Buches in seinem fast pathologischen Misstrau­en gegen Regierung, entartetes Militär, korrupte Bürokratie – und schließlich versteigt er sich zu einer angeblich nachweisli­chen christlich-fundamentalistischen Verschwörung, die die höchsten Spitzen des Establishments infiltriert habe, um gewis­sermaßen dem Islam weltweit den Krieg anzusagen.

Selbst wenn ich diese Ansicht nicht teile, muss ich doch bedau­ernd gestehen, dass seine Argumentation manches für sich hat und ich einige Fakten auch schon aus anderen Quellen gehört habe. Doch, diese hier dargestellte Kompilation ist beeindru­ckend, da kann man die etwas haarsträubende „Opus Dei“-Ge­schichte stirnrunzelnd erst mal übergehen, bis sie – was hoffent­lich nie geschieht! – verifiziert wird.

Es ist allerdings schon abstrus genug zu lesen, dass Bushs Jus­tizminister Ashcroft ein Pfingstchrist sei (S. 78). Dagegen mag man nichts einwenden. Aber wie ist es mit dem Rest des Satzes, der da lautet: „… Ashcroft, ein Pfingstchrist, der den Arbeitstag um Punkt acht mit einem gemeinsamen Gebet der Mitarbeiter des Ministeriums einläutet, die freudig darauf hoffen, dass das Blut des Lammes auf sie hernieder kommt.“

Ihr glaubt auch, ihr sitzt im falschen Film? Vor allen Dingen, wenn man daran denkt, dass fanatische Fernsehprediger die einfachen Bürger der USA verhetzen, z. B. jemand wie Pat Ro­bertson9, wenn man sich ferner daran erinnert, dass die radika­le, fast schon sektenhaft-fundamentalistische christliche Bewe­gung der „Kreationisten“ in den Schulen mancher Bundesstaa­ten inzwischen durchaus erfolgreich Darwins Evolutionstheorie aus den Lehrplänen und Lehrbüchern streichen lässt, dann, so vermute ich, packt nicht nur mich das Grausen.

Um dieser langen Besprechung einen kurzen Schluss zu geben: Gore Vidals treffende, manchmal absichtlich verletzende, aber meist sehr, sehr korrekte Bemerkungen zur amerikanischen Doppelmoral, zur militarisierten, zwiegespaltenen Gesellschaft und dem korrupten Führungskreis aus Wirtschaft, Politik und Mi­litär bringen eine Menge Dinge in Zusammenhang, die sonst stets getrennt betrachtet werden und die deswegen nicht so verstanden werden können, wie es nötig ist.

Die Kompilation, also das Zusammenlegen der komplexen Mo­saiksteine und das gleichzeitige Wahren eines manchmal zy­nisch werdenden Diskurses, der sonst überwiegend sachlich ge­führt wird, gebiert mindestens Nachdenklichkeit. Vielleicht zer­reißt er auch das Netz aus Halbinformation und gezielter Desin­formation, das auch in Europa halb absichtlich, halb naiv ge­sponnen wird und das wir momentan bei der Kriegsberichter­stattung aus dem Irak live mitbekommen.

Auf dem Rücken des Buches steht:

Frage: Ist der „Krieg gegen den Terror“ ein gerechter Krieg? Antwort: Falsche Frage. Verwechslung von Ursache und Wir­kung.

Frage: Welches sind die Gründe für den Terror?

Antwort im Buch!

Jeder, der politisch interessiert ist und dem etwas an der Zu­kunft der Welt liegt, sollte sich diese Gedanken, die Vidal sicht­bar gemacht hat, zu Gemüte führen.

Und sage uns nachher niemand, wir hätten nichts gewusst.

Wir waren dann nur zu faul, um zu lesen.

© 2003 by Uwe Lammers

Harter Stoff aus der jüngsten Vergangenheit? Wahr, das ist nicht zu leugnen. Darum schwenke ich in der kommenden Woche mal wieder ins Feld der Science Fiction um und erfreue euch mit ei­ner Doppelrezension von Zeitreiseromanen.

Mehr in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der Titel ist für die Wissenden natürlich eine Anspielung auf Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ aus dem 18. Jahrhundert. Vidal ist äußerst belesen, was man an seiner äußerst kompakten, dichten Schrift und der exzellenten Übersetzung sehen kann.

2 Wer nicht mehr wissen sollte, wer Timothy McVeigh war – ja, diese Form ist richtig, denn McVeigh wurde in den USA hingerichtet, und Gore Vidal war von dem Delinquenten (!) als Zuschauer geladen. Ob es zu seinem Vor- oder Nachteil war, dass er nicht kommen konn­te, mögen andere entscheiden – , sei daran erinnert, dass McVeigh der einstige Golf­kriegssoldat war, der am 19. April 1995 (fast in der Steinzeit, hm?) ein Gebäude der ame­rikanischen Bundesbehörden in Oklahoma-City weitgehend in die Luft sprengte und dabei 168 unschuldige Menschen umbrachte.

Wer diesen Zusammenhang im Gedächtnis hat, den gruselt es schon ähnlich wie mich, wenn man sich vorstellt, dass sich McVeigh im Gefängnis auf einmal für Gore Vidal zu in­teressieren begann und mit ihm sogar in Briefkontakt trat (teilweise ist er in diesem Buch abgedruckt).

3 Vidal bezieht sich hier auf das die Frage nach den Gründen von Terroranschlägen, z. B. des Anschlags von Oklahoma-City und des 11. September 2001.

4 In diesem Buch.

5 Der Mann, der gleich zu Wort kommt.

6 Was in Waco passierte, sollte man hier selbst nachlesen. Sehr nachdenkenswert. Und es hängt alles miteinander zusammen – soviel zur Theorie, man könne politische Sachverhal­te isolieren, wenn nur genügend Monate und Jahre (und Kilometer) dazwischenliegen. Ist heute genauso globalisiert wie die Weltwirtschaft, dank weltweiter Medienkonzerne …

7 Z. B. in dem sehr lesenswerten Buch von Horst Dippel: Die Amerikanische Revolution 1763-1787, Neue Historische Bibliothek, edition suhrkamp 1263, Frankfurt am Main 1985.

8 Allerdings bin ich heute (2022) der Ansicht, dass durch dieses notorische Regierungs­misstrauen der Einzelstaaten viele sehr positive Entwicklungen in den USA kategorisch hintertrieben werden, meist zum Nachteil der amerikanischen Bürger. Ich brauche nur sol­che Dinge wie die von Joe Biden betriebene Homogenisierung des Wahlrechts zu nennen, die republikanische Senatoren torpedieren, die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo auf Kuba (ebenfalls seit mehreren Legislaturperioden vereitelt), die Umset­zung einer allgemeinen, für alle erschwinglichen Krankenversicherung, die als „Sozialis­mus“ geschmäht wird …

9 Dokumentiert in dem GEO-EPOCHE-Heft „Der 11. September 2001“, von mir rezensiert in BWA 228, September 2002. Vgl. dazu auch jüngst den Rezensions-Blog 376 vom 2. No­vember 2022.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>