Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, ich weiß, es ist schon eine Ewigkeit her, dass diese Rubrik zu ihrem Recht kam… genau genommen geschah das am 6. Dezember vergangenen Jahres im Blogartikel 144, falls ihr das nachlesen wollt. Damals ging es um das groteske Thema von „Höhepunkten für Kristallplaneten“ und dergleichen. Es hat nun ge­raume Zeit gedauert, bis ich wieder Gelegenheit fand, die Abschrift- und Kom­mentierungsarbeiten des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC, 1983-1988) fortzusetzen.

Und sofort stieß ich auf das nächste Kuriosum, eine wirklich schlechte OSM-Epi­sode, wo ich mir so überhaupt keine gescheiten Gedanken gemacht habe, was ich da eigentlich für einen Blödsinn daherfasele. Das hört sich jetzt hart an, aber ich versichere euch, in der Episode, um die es jetzt geht, habe ich soviel Schwachsinn verzapft, dass jeder Lektor ein Fass voll Tränen vergießen würde (wenn er das Manuskript nicht sogleich im Papierkorb entsorgte, der „Ablage P“ für unrettbare Dinge).

Nun, ich bin Optimist und als solcher immer der Ansicht, dass man einen Ret­tungsversuch wagen sollte. Zumal es sich um den OSM handelt… da kann man nicht einfach kurzerhand eine Episode entsorgen. Gerade hier wäre das proble­matisch, weil es strukturell ein durchaus wichtiger Band ist.

Kurz zur Einordnung: Der KONFLIKT 14 ist dabei, zu entgleisen. Oki Stanwer ist fern der Zielgalaxis Hun’arc aufgetaucht, doch dort geht schon seit Monaten al­les drunter und drüber. Der Tsoffag-Angriff hat viele Cranyaa-Welten entvölkert, alle militärischen Strukturen zerschlagen, der Planet TOTAM ist materialisiert, und die Dämonen von TOTAM schwärmen aus, um die Reststrukturen der Gala­xis zu übernehmen, die noch da sind.

Im Zentrum der Galaxis bestand bis vor kurzem das Vielvölkerreich unter der Lenkung der Dämonenwaffe Rookax, aber Rookax wurde demobilisiert. Klivies Kleines, der zweite Helfer des Lichts, ist derzeit mit seiner Lichtfestung OREOC hier in Rookax´ altem Reich unterwegs, um mögliche Gefahren auszuschalten. Dabei erreicht er den Planeten Runix, das Zentrum des Calnarer-Imperiums.

Die Calnarer, zweiköpfige Echsenwesen, waren Rookax´ Techniker und Raum­schiffsingenieure, und ihre Gesellschaft ist gründlich durchmilitarisiert… jeden­falls hat es so den Anschein. Der Band 32 der FdC-Serie, „Die Waffenfestung“, stellte meinen zweiten Blick ins Calnarer-Reich dar. Und da ging sogleich alles schief.

Auftritt Zephir-Gort, seines Zeichens eigentlich ein Calnarer aus einem Repara­turtrupp. Aktuell: heimlicher Herrscher der Calnarer. Verrückt? Nur auf den ers­ten Blick. Das sieht nämlich folgendermaßen aus, betrachtet aus Zephir-Gorts Eigenperspektive:

Zephir-Gort war zwar nicht direkt der Herrscher von Runix, aber doch so gut wie. Er, ein Calnarer von Gomal, 12 Lichtjahre von Runix entfernt, hatte sich in­nerhalb einer Reparaturperiode zum Herrscher aufgeschwungen.

Wie hatte er das gemacht?

Es war ganz einfach gewesen.“

So, damit habt ihr schon mal die Begründung für den heutigen Titel. Aber man sollte ja annehmen, dass es jetzt erst interessant wird, nicht wahr? Reparatur­periode… was mag der Kerl damit wohl meinen? Nun, es geht ja noch weiter:

Er war zum Reparaturdienst in der Zentralstelle der Waffenzentrale bestellt worden. Mit hundert anderen Calnarern. Irgendwie hatte Gort eine vergessene Schaltzentrale gefunden, von der aus er die Waffenfestung kontrollieren konnte. Da das ganze Reich der Calnarer auf Umwegen von hier aus gesteuert wurde, hatte Gort zunächst die Daten über sein Hiersein gelöscht. Danach war er syste­matisch vorgegangen und hatte sich im Sinne der Waffenfestung legitimiert.

Inzwischen wurde er anerkannt.

Von den Maschinen. Denn für die Außenwelt existierte er nicht mehr.“

Ich kann euer Kichern verstehen, Freunde, wirklich. Arg blauäugig, meint ihr, ist diese Darstellung? Sehr simplifiziert? Ja, unbestreitbar. Es gibt darin so viele Fehler, dass ihr diese Form der „Machtergreifung“ sicherlich im E-Book-Format nie lesen werdet. So läuft das alles einfach nicht.

Schauen wir uns ein paar der Fehler an, die hier begangen werden:

Erst einmal ist festzuhalten, dass wir rein gar nichts über Zephir-Gort erfahren. Weder, wie er aussieht, noch, was mit seiner Familie ist, ob er eventuell Kinder oder Geschwister hat. „Ist doch alles unwichtig“, mag ich mir 1984 beim Schrei­ben gedacht haben. Aber berücksichtigt bitte, dass ich damals ja auch erst 17 Lenze zählte. Da denkt man noch einigermaßen naiv.

Zum zweiten ist der gute Zephir-Gort ein Mechaniker. Hat so jemand Ambitio­nen, die Macht zu übernehmen? Na schön, kann schon passieren. Auch ge­scheiterte Postkartenmaler hatten bekanntlich große Pläne und sind schließlich zu Diktatoren aufgestiegen. Ist nicht undenkbar.

Zum dritten geht es dann aber wirklich an die Absurditäten: Zusammen mit 100 anderen Calnarern (die sich natürlich an ihn erinnern, sind ja keine Maschinen) hat er den Waffenfestungskomplex computertechnisch zu warten (so hört es sich an). Dabei findet er einfach so eine „vergessene Schaltzentrale“ – so etwas gibt es eigentlich nicht, schon gar nicht in einem solchen Komplex. Das ist schon mal Käse. Wird aber noch besser.

Er findet nicht nur als einziger seiner Kameraden die „vergessene Schaltzentra­le“, sondern er kann sie auch betreten und beherrschen, er kann die dort not­wendigen Computerprogramme und hat wahrscheinlich die geheimen Passwör­ter für den Zugang gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen… also, wer das glaubt… (ich damals, aber inzwischen weiß ich, wie hirnrissig das ist).

Zephir-Gort löscht sich aus den Computern, was vielleicht noch angehen mag. Aber die 100 Kollegen sind völlig vergessen. Dabei wird doch das ganze Reich auf Umwegen von hier gesteuert, man sollte also plausibel annehmen, dass Techniker, die hier werkeln, ganz besonders gut kontrolliert werden… und si­cherlich zählt man auch nach, ob 100 Leute wieder den Komplex verlassen oder nur noch 99. Allein, mir fiel das nicht auf.

Es geht auch noch weiter, denn ich schrieb damals ferner:

Dieser Komplex wurde einmal im Rhythmus von fünf Jahren untersucht. Es blieb noch viel Zeit.“

Stellen wir uns das Rechenzentrum eines Geheimdienstes vor. Wird da tatsäch­lich nur alle 5 Jahre gecheckt, wenn der Staat auf das tägliche Funktionieren dieses Rechenzentrums angewiesen ist? Hört sich für mich wieder nach arger Simplifizierung an. Ich würde doch meinen, wenigstens jährliche Kontrollen sind sehr viel wahrscheinlicher. Und das alles schrieb ich damals nur, um für Zephir-Gort alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Ermüdend, wenn ihr mich heute fragt.

Irgendwie ist das, was mit ihm dann in dieser Episode passiert, ganz folgerich­tig. Er wird nämlich fast von der eigenen Artillerie abgeschossen und überlebt das nur, weil ihn die Lichtfestung OREOC in seinen Hangar transmittiert. Damit wird Zephir-Gort automatisch zum Gefangenen von Klivies Kleines. Und die Ge­genüberstellung ist auch völlig abstrus. Schaut euch das mal an:

Ein aktivierter Lichtroboter führte ein fremdes Wesen herein – eine zweiköpfi­ge, aufrecht gehende Echse – und sofort begriff der Helfer [Klivies Kleines], dass dies ein Calnarer war.“

Interessant – Kleines hat noch nie einen Calnarer gesehen und erkennt ihn trotzdem sofort…

Ich protestiere gegen diese Behandlung! Ich bin der Herrscher von…“

Du Trottel!“, keifte der zweite Kopf. „Das wollen sie ja nur von dir wissen! Du sollst ihnen nicht verraten, dass du der Herrscher von Runix bist!“

Oje, dachte ich… wie hoch war noch mal der IQ des Calnarers? Und der meines jüngeren Ego? Letzterer kann nicht wirklich ausgeprägt gewesen sein, fürchte ich.

Abgesehen davon, dass in dem ganzen Band überhaupt nicht klar wird, was für eine Regierungsform – jenseits dieses grotesken Usurpators, der aber ja nach eigenen Angaben der Öffentlichkeit nicht bekannt ist – auf Runix herrscht, er­fährt man sowieso erbärmlich wenig über Klima, Topografie, Zusammensetzung der Gesellschaft oder auch nur den Status der drei Calnarer, die in dieser Episo­de in Erscheinung treten.

Das ist schon sehr ernüchternd. Ich hoffe wirklich, dass ich noch irgendwas von dieser Geschichte erhalten kann. Ich wünsche es mir sehr, aber offen gestan­den… es sieht nicht optimal aus. Von dieser Episode wird wohl kaum ein Satz in die Endfassung übertragen werden können, und das ist gut so – ich fürchte fer­ner, dass gerade dieser KONFLIKT 14 noch für manche Groteske gut ist.

Soviel für heute. Ich verabschiede mich und lasse euch mal knobeln, wohin es wohl in der nächsten Woche gehen mag. Lasst euch überraschen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Leave a Reply

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>