Blogartikel 418: Wenn der Autor über den OSM lachen muss…

Posted März 7th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Kommunikation ist ein schwieriges Feld, ich glaube, das ist je­dem von uns mehr oder minder bewusst. Es gibt in der sozialen Interaktion schier unendlich viele Fettnäpfchen, in die man tre­ten kann, und oft richtet man mit unbedachten Worten mehr Schaden an, als wenn man den Mund gehalten hätte … das merke ich zurzeit in der Corona-Krise immer wieder. Sie hat mich symptomatisch nicht befallen, gottlob, aber die mentalen Auswirkungen dieser Pandemie machen mir doch sehr zu schaffen und wirken sich unschön auf meine sozialen Kontakte aus.

Ich habe noch nie – meines Wissens nach jedenfalls – behaup­tet, ich hätte ein gutes oder sogar sehr gutes Gedächtnis, im Gegenteil pflege ich zu erklären, meine kognitiven Erinnerungs­leistungen seien am anderen Ende des Spektrums angesiedelt, will heißen: ich bin ein vergesslicher Mensch. Was Verschiede­nes zur Folge hat – einerseits schreibe ich viel auf und bewahre so die flüchtige Erinnerung (eher negativ eingestellte Zeitge­nossen nennen so etwas dann eine Zwangshandlung oder spre­chen von Kontrolltick, was meiner Ansicht nach nur einen Teil der Fakten abdeckt, und zwar den dunkleren davon). Anderer­seits entschwinden solcherart schriftlich fixierte Fakten recht schnell aus meinem Gedächtnis, und dies umso schneller, je ak­tionistischer ich sie niedergeschrieben habe.

Damit nähern wir uns dem heutigen Thema und dem Oki Stan­wer Mythos (OSM).

Ihr wisst, dass ich seit knapp 20 Jahren dabei bin, alte OSM-Seri­en zu digitalisieren und mit umfangreichen Fußnotenapparaten zu kommentieren. Dies geschieht meist relativ ad hoc, sodass die Details recht rasch wieder meiner Erinnerung entschwinden. So weit, so gut. Daran ist noch nichts Problematisches, denn diese Kommentierung ist ja ohnehin für eine spätere Nachbear­beitung der Episoden, ich kann es mir also leisten, ein wenig vergesslich zu sein.

Als ich den KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ im Jahre 2011 als Digitalisat abschloss, war ich mit Recht zufrieden. Wieder 71 OSM-Episoden aus der rein analogen Vergänglichkeit gerissen! Sehr schön.

Erst mit deutlicher Verspätung von ein paar Jahren ging mir dann allerdings auf, dass es vielleicht nützlich sein würde, im Rahmen des OSM-Gesamtglossars auch die einzelnen Serien­glossare zu erfassen. Denn nur so ist es möglich, alle Begriffe, Namen und Handlungsschauplätze, Raumschiffe, Raumstatio­nen, Waffen und sonstige technologische Errungenschaften und Begrifflichkeiten in einem riesigen Dokument dereinst zusam­menzufügen.

Notwendig begann ich damit, die schon digitalisierten Serien durchzugehen und zu erfassen. Und Ende 2019 gelangte ich all­mählich bei der oben genannten Serie an das Erfassungsende heran … und es gab Momente, in denen ich einfach ungläubig losprusten musste, weil ich nicht fassen konnte, was da stand.

Ich erwähnte oben, dass das Geschriebene, zumal bei kommen­tierten Episoden, oftmals recht geschwind aus meiner Erinne­rung verdunstet. Und es gab Zeiten, wo ich alte Episoden ab­schrieb, da war ich so genervt von meiner eigenen Dämlichkeit (anno 1985-86, denn aus dem Zeitraum stammten die Ur­sprungsepisoden, die ich 2011 kommentierte), dass ich saftige Kommentare in die Fußnoten schrieb.

Und ehrlich, Freunde, manche davon sind so saukomisch, dass ich, als ich Ende 2019 die Glossararbeiten abschloss, am Ende der handschriftlichen Glossarseiten gelegentlich Notizen machte, wo ich besonders obskure Kommentare festhielt mit der festen Absicht, sie eines Tages mal in einem Artikel wie die­sem hier euch vorzustellen. Dass das über ein Jahr gedauert hat, tut mir leid, aber ihr wisst ja … 2020 ist nun wirklich kein normales Jahr gewesen, und es steht zu befürchten, dass 2021 recht ungeniert und nahtlos in die Fußstapfen des Corona-Jahres treten wird.

Wir machen dann doch lieber eine Zeitreise zurück ins Jahr 1985/2011.

In der Episode 64 der Serie, „Oki und die sterbende Rasse“ kommt es zum Kontakt zwischen Oki Stanwer und dem Volk der geheimnisvollen Rontat. Um den späteren Close-Up-Artikeln nicht allzu sehr vorzugreifen, halte ich mich mit Details zurück und skizziere nur die Situation: Oki Stanwer und Ekkon, der Rit­ter vom Goldkristall, erreichen eine Welt, auf der ein terrani­sches Schiff gestrandet ist, ein klassischer Torpedoraumer der Menschheit.

Das Problem ist nun Folgendes: Eine Mannschleuse eines sol­chen Schiffes ist notwendig so dimensioniert, dass Menschen gut hindurchpassen. Aber in diesem Fall taucht jemand in der Schleuse auf, der deutlich größer ist, nämlich Soffrol, der sinis­tre Rächer von Breeth-Fgahn … ein Wesen, das 4 Meter Körper­größe erreicht! Man kann sich denken, dass das in der Schleuse ein wenig schwierig wird. Aber es geht ja noch weiter.

Aus dem Kontext geht hervor, dass Oki Stanwer und Soffrol bei­de in dieser engen Schleuse sind. Und dann passiert Folgendes:

Der Unheimliche lachte, sein Gesicht verdüsterte sich aber, als Ekkon eintrat.

Lichtbrut‘, zischte er. ‚Was willst du hier, Ekkon? Scher dich ge­fälligst zu deinem Herrn und Meister, dem LEUCHTENDEN…!‘“

Und ich kommentierte trocken in die Fußnote 5676 bei dem ers­ten Ekkon-Satz: „Auch hier habe ich übersehen, dass für Ekkon kein Platz in der Schleuse ist. Willkommen in der Konservendo­se!“

Gott, was habe ich gelacht, als ich die Stelle glossierte. Damals war ich wirklich gut drauf.

Gab es noch mehr so kuriose Stellen? Aber ja.

Zwei Episoden später, in Band 66 „Schlacht der Entschei­dung“, wusste ich semantisch offenbar auch nicht mehr, was ich tat. Folgendes zur Situationsklärung:

Oki Stanwer und seine Gefährten befinden sich auf dem Weg in die entscheidende Schlacht, als auf einmal jemand unvermittelt erscheint und, als er attackiert wird, sich schlagartig mit bruta­ler, letaler Gewalt wehrt. Der im Affekt feuernde Gefährte Oki Stanwers wird in Asche verwandelt, und dann kommt der denk­würdige Satz:

Die Gänsehaut erstreckte sich wohl nicht nur auf meinen Kör­per.“

Ich dachte: Äh, wie bitte? Was ist das denn jetzt? Und dann, als mir diese bizarre Stilblüte klar wurde, kommentierte ich schnip­pisch in Fußnote 5926: „Solch eine Gänsehaut würde ich gern mal sehen, die sich über MEHRERE Körper erstreckt. Muss eine ziemlich große Gans gewesen sein …“

Ich war unvermeidlich wieder am Prusten.

Mann, dachte ich mir, was ich damals für einen Stuss zusam­mengeschrieben habe, wenn ich im Schreibflow war und mich die Actionhandlung voranpeitschte.

Und weil das eben so war, ließ die nächste Stilblüte nicht lange auf sich warten. Sie findet sich in derselben Episode auf Seite 969 der Gesamtzählung.

Zum Kontext: Hier befinden wir uns in der Kommandozentrale eines Schiffes, und der Helfer des Lichts Klivies Kleines ist eben­falls auf dem Weg in die Schlacht. Ein Countdown zählt runter, und dann heißt es:

„‚Mein Gott‘, dachte er, und seine Nerven zuckten aufgeregt…“

Ich meine, klar, Kleines ist kein Mensch, sondern eben ein Kleini … aber doch immerhin so humanoid und menschlich, dass er mit menschlichen Frauen erfüllende Liebesabenteuer erleben kann. Ich kommentierte damals trocken:

Da musste ich beim Abschreiben lachen. Ich möchte zweifeln, dass Kleines‘ NERVEN zucken können, das geht nicht mal beim Menschen (und Kleinis sind nun mal extrem menschenähnlich). Was da zuckt, sind vermutlich Muskeln. Wenn da was zuckt. Kleines ist eigentlich sehr hart gesotten.“

Tja, der OSM ist halt auch für kuriose, vergnügliche Überra­schungen gut. Diese drei Beispiele sollen für heute genügen … in Anbetracht der Tatsache, dass es noch Aberhunderte OSM-Episoden im allein-analogen Zustand gibt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich auf die nächsten amüsanten Stellen stoße und sie euch vorstellen kann. Wartet es einfach mal geduldig ab.

In der kommenden Woche ist ein kleines Jubiläum zu feiern – die Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ hat doch echt schon Teil 75 erreicht! Das hätte ich anno 2013 eigentlich für ausge­schlossen gehalten. So kann man sich täuschen.

Also dann, bis kommende Woche! Und bleibt bitte schön ge­sund!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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