Rezensions-Blog 37: Männer, die auf Ziegen starren

Posted Dezember 8th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wem der Titel seltsam vorkommen sollte – etwas, was mir anfangs übrigens ganz genauso ging – , der tut gut daran, sich auf das folgende Abenteuer einzu­lassen, das es tatsächlich in sich hat. Sowohl inhaltlich als auch Zwerchfell er­schütternd. Es ist ein äußerst faszinierendes Buch, das umgehend verfilmt wur­de… wundert euch übrigens nicht, dass ich damals nach Lektüre des Buchs, die nach Anschauen des Films einfach UNUMGÄNGLICH war, eine kombinierte Film- und Buchrezension geschrieben habe. Das mache ich äußerst selten, aber hier ging’s nicht anders.

Warum nicht?

Na ja, ich würde sagen – lest lieber selbst. Und wem die Kurzversion nicht hin­reicht (was ich bestens verstehen könnte), der sollte sich Buch und Film besor­gen und seine Kenntnisse vertiefen. Für den Anfang reicht dies hier:

Männer, die auf Ziegen starren

Kombinierte Buch- und Film-Rezension

Männer, die auf Ziegen starren“

(OT: The Men Who Stare at Goats)

von Jon Ronson

Heyne 43483

März 2010, 272 Seiten

ISBN 978-3-453-43483-7

und

Männer, die auf Ziegen starren“

USA 2009, Komödie, 93 min.

Starring: George Clooney, Jeff Bridges, Ewan McGregor, Kevin Spacey und Ziege

Regie: Grant Heslov

Am Anfang war der Katzenjammer, in beiden Fällen, und der Grund hieß: Viet­nam.

Anno 1975 erlitten die Vereinigten Staaten in ihrem heldenhaften Kampf gegen den Vorstoß des Kommunismus in Indochina eine desaströse Niederlage. Am Schluss flüchteten die letzten Angehörigen des amerikanischen Botschaftsper­sonals mit Hubschraubern und ließen ihre einheimischen Verbündeten im Sü­den Vietnams im Stich. Kurz darauf übernahmen die Kommunisten die Macht, und die Verbindungen zwischen beiden Staaten, den kapitalistischen USA hier und den kommunistischen Vietnamesen dort, wurden buchstäblich auf Eis ge­legt.

Das war die Ebene der Politik.

Eine desaströse Auswirkung dieser Niederlage, die Hunderttausende von Op­fern (mehrheitlich Vietnamesen, aber auch viele tausend amerikanische Solda­ten) gekostet hatte, betraf das amerikanische Militär. Die Wehrpflicht wurde ab­geschafft, die Etats drastisch zusammengekürzt. Die US-Militärs stürzten in eine tiefe Sinnkrise.

Der Soldat Jim Channon (im Film Bill Django) hatte in Vietnam feststellen müs­sen, dass die weitaus meisten Männer selbst im Kampffall ihre Waffe nicht mit dem Ziel abfeuerten, um Menschen zu töten. Von den wenigen, die es doch ta­ten, erlitten nachweislich rund 98 % traumatische Störungen deswegen… und die 2 %, die davon unbeeindruckt blieben, galten sowieso schon als psychopa­thisch und hatten Freude daran, Menschen zu töten, ganz egal, wo.1 Channon entdeckte, dass es einfach eine andere Möglichkeit geben musste, die Soldaten zu motivieren, ja, der ganzen Armee einen neuen Stempel, gewissermaßen den Stempel der Mitmenschlichkeit aufzudrücken. Aber wie machte man das?

Jim Channon verfasste eine Eingabe und bat darum, ihm zu gestatten, eine Mission zu beginnen, an deren Ziel es stünde, die Armee „listiger“ zu machen, als sie bisher sei.2

Seine Reise begann 1977 und führte ins Herz der Hippie-Bewegung der USA (in­sofern ist der Film durchaus authentisch). Er kehrte 1979 zum Militär zurück, und der erste Satz seines vertraulichen Berichts lautete: „Der amerikanischen Armee bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als wunderbar zu sein.“ Eine Fuß­note am Rand machte indes klar: „Dies stellt zurzeit nicht die offizielle Position des Militärs dar.“ Dasselbe galt auch für Jim Channons, ebenfalls im Bericht kon­statierten Befund: „Amerikas Rolle besteht darin, die Welt ins Paradies zu füh­ren.“3

Er war gleichwohl völlig überzeugt davon.

Und obgleich dieser Bericht so eigenartig war, traf er doch bei manchen Vorge­setzten auf einen empfindsam gereizten Nerv, etwa bei Oberst John Alexander, der von Jims Vision schwer beeindruckt war. Aus Jim Channons Handbuch, das er kurz darauf entwickelte, entstand unter Channons Führung das „First Earth Battalion“, das Erste Erd-Bataillon (EEB), das nicht tödliche Kriegführung, psy­chologische Demoralisierung des Gegners, das Gehen durch Wände, das Un­sichtbar-Werden, Hellsehen und ähnliche Fähigkeiten trainieren sollte. Aus den Soldaten sollten Supersoldaten werden, „Jedi-Krieger“. Unter anderem entstand in Fort Bragg auch ein so genanntes Ziegenlabor, in dem etwas Effektiveres aus­probiert werden sollte als das Verbiegen von Löffeln (Uri Geller, so wird wenigs­tens im Buch suggeriert, arbeitete zeitweise – oder immer noch – als Psychosol­dat für den US-Geheimdienst): das Töten von Ziegen, allein durch Anstarren.

Bizarr? Natürlich, aber das ist die Wahrheit.

Jon Ronson stößt eher durch einen Zufall auf diese verunsichernde „Parallel­welt“ des Militärs und versucht zu ergründen, was es damit genau auf sich hat. Er prallt notwendigerweise auf eine Mauer des Schweigens und auf verwirren­de Fährten, die ihn in Tanzstudios und nach Hawaii führen und in den Dschun­gel von Nicaragua, wo ein Psychosoldat unter mysteriösen Umständen gestor­ben sein soll. Er hört von dem MK-ULTRA-Programm des Militärs aus den 50er Jahren und vom so genannten „Projekt Artischocke“. Von den Versuchen der Regierung, durch Hellsehen den Aufenthaltsort von Staatsfeinden ausfindig zu machen, von Experimenten, mit bewusstseinsverändernden Drogen wie LSD oder harten Drogen wie Heroin verdächtige Personen zu zermürben und ihr Geheimwissen anzuzapfen.

Dabei ist diese Gegenwelt in höchstem Maße verwirrend, dass man sich bald wie in einem weglosen Urwald vorkommt, wo kaum Licht den Boden erreicht und der Boden selbst trügerisch ist. Esoteriker aller möglichen Couleur tum­meln sich dort ebenso wie psychisch labile Menschen, Verschwörungstheoreti­ker oder auch Terroristen. Ronson entdeckt Verbindungslinien der EEB-Leute zu den Terrorpiloten des 11. September 2001, er hört von Weltuntergangsvisionen Paranormaler (die neben „Rinder-Aids“ – möglicherweise dem Rinderwahn – auch solche Dinge vorhersagen wie die Landung von Marsmenschen, die um Exil bitten oder von Superstürmen, die Milliarden von Menschen töten werden und den Rest bis zum Lebensende in Bunker zwingen sollen). Er weiß wirklich nicht, was er davon halten soll, und dem Leser geht es an vielen Stellen seines unglaublichen Buches ganz genauso.4

Als der „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen wird (der ja offiziell im Jahre 2004 längst beendet ist, als Saddam Hussein im Irak gestürzt wurde – der damit übri­gens nichts zu tun hatte! Und der natürlich auch nicht über die angeblich ach so existenten Massenvernichtungswaffen verfügte, die ein zentraler Grund für den Angriff auf den Irak waren!5 – und die Taliban in Afghanistan „besiegt“ worden waren6) und schnell evident ist, dass der erhoffte rasche und nachhaltige Sieg offensichtlich nicht erreicht werden kann, da kann Jon Ronson auch entdecken, dass das amerikanische Militär offensichtlich – obwohl Veteranen des EEB da­von abraten und das auch für abwegig halten – auf alte Strategien der Psycho­soldaten zurückgreift, um sie nun in neuem Kontext einzusetzen. Mehr noch: die alten Psychosoldaten werden reaktiviert, und unglaubliche Geldmittel fließen von neuem in einstmals „abwegige“ Forschungsgebiete.

Warnungen vor dem Einsatz früher verworfener, abseitiger Strategien verhallen indes, wenn denn überhaupt jemand davon erfährt, und die jungen Wilden des US-Militärs scheinen sich nur nach der Doktrin des oberflächlichen „Klasse, klingt super, warum probieren wir nicht das mal aus?“7 auszurichten, auch wenn diese Versuche dreißig bis fünfzig Jahre vorher fatal fehlschlugen. Sind auf solche Weise Schall-Verhöre im Irak zu erklären? Kann man auf diese Weise die Exzesse von Abu Ghraib ein bisschen besser verstehen? Ist es wirklich nur lustig, wenn man mehr als 24 Stunden lang ausweglos mit einer Kindersendung be­schallt wird?

Ronsons Buch stellt auf diese Weise eine Menge faszinierender Fragen und schält die Hüllen der Rationalität und der harten, rauhen Militärpsyche von dem empfindsamen Kern darunter ab, der in der amerikanischen Armeeführung da­mals wie heute schlummert und in der das Trauma von Vietnam und der Wunschglaube an das Übernatürliche nach wie vor (verleugnet natürlich) exis­tent sind. Deshalb halte ich das Buch nicht nur für sehr unterhaltsam, sondern für äußerst bedeutsam.

Natürlich kann man alles, was in dem Buch beschrieben wird, für einen blanken Ausfluss der amerikanischen Neigung zur Verschwörungstheorie halten, und manches hat so skurrile Auswüchse, dass man darüber lachen könnte. Was etwa, könnte man sich fragen, kümmert uns heute jemand wie der Wissen­schaftler Frank Olson, der 1953 aus einem New Yorker Hotelfenster in den Tod stürzte? Gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang mit dem parapsychologi­schen Projekt MK-ULTRA und den Drogenversuchen des amerikanischen Ge­heimdienstes?8

Nun, ja… den gibt es. Und das ist nicht allein Ronsons Verdienst. Über die gehei­men Menschenversuche der CIA und insbesondere auch über den Fall Frank Ol­son gibt es ein hiervon ganz unabhängiges Buch des bekannten Journalisten Eg­mont R. Koch, der einst den Seveso-Skandal aufdeckte, das er zusammen mit dem Politologen Michael Wech verfasst hat und das dezidiert „Deckname Arti­schocke“ heißt.9 Darin finden wir ein Zitat wieder, das 1:1 bei Ronson wieder­kehrt und doch ernstliche Zweifel an der Freundlichkeit „befreundeter“ Ge­heimdienste weckt. George H. White, ein Mitarbeiter der CIA, gab damals zu Protokoll: „Es war Spaß, Spaß und nochmals Spaß. Wo sonst konnte ein heißblü­tiger Amerikaner lügen, betrügen, töten und vergewaltigen, und das mit dem Segen von allerhöchster Stelle?“ Man fühlt sich irgendwie wie in der Alptraum­welt von „Clockwork Orange“

Und das „Erste Erd-Bataillon“? Das ist doch eine wirklich wilde Erfindung, oder? Das kann es nicht echt gegeben haben…?!

Nun, leider doch. In einem Klassiker zur Kriegsführung der USA, Ronald McRaes „Parapsychologische Kriegsführung“, lesen wir als Inhaltsangabe zu dem Kapitel „Das Erste Erdenbataillon“ (!) folgendes: „Die Armee erteilt den Auftrag, eine komplette Fahrzeugkolonne nach New-Age-Vorstellungen zu konzipieren. Kampfmönche, in der Psi-Technik geschult, trachten danach, den Feind abzu­wehren, aber nicht zu töten. Keine Fiktion, sondern Realität!“10

Da ist also eine Menge Wahres dran. Nicht alles, was sich unglaublich anhört, ist deshalb Science Fiction oder Fantasy. Manches nennt sich auch reale Geschich­te.

Was hat Grant Heslov unter ausdrücklicher Vorgabe von George Clooney – des­sen politisch-kritische Handschrift im Film deutlich zu erkennen ist – in der Ver­filmung geändert? Nun, nahezu alles. Wer Buch und Film vergleicht, wird schnell entdecken, dass die Namen komplett verändert wurden (z. T. vermutlich aus Persönlichkeitsschutzgründen11). Die Familie Olson wird nicht mehr er­wähnt, MK-ULTRA ebenso wenig wie der Massenselbstmord der Davidianer, die Folterungen von Abu Ghraib und Lynndie England (die man allesamt bei Ronson wieder findet, von ganz anderen Dingen mal zu schweigen). Nahezu alle „unap­petitlichen“ und unangenehmen Dinge sind aus der Storyline des Films ausgefil­tert.

Heslovs Film fängt eigentlich da an, wo Ronson endet, und das ist dann schon recht geschickt gemacht. Der Journalist Bob Wilton, dessen Herz von seiner Frau gebrochen wird, zieht in den Krieg und versucht eigentlich nur, in den Irak hineinzukommen, um sich zu beweisen (wobei Wilton alias Ewan McGregor das alter Ego von Jon Ronson darstellt). Durch einen schieren Zufall fügt es sich, dass er vor der Grenze beim Warten mit einem Mann zusammenstößt, dessen Namensschild ihn als Lyn Cassidy ausweist (George Clooney).

Nun ist Cassidy für ihn kein Unbekannter – Wilton hat schon vor Jahren als Re­porter jemanden interviewt, der ihm erzählte, er könne das Herz von Hamstern stehen bleiben lassen und sei früher ein Psychosoldat gewesen. Der beste von ihnen aber sei Lyn Cassidy gewesen, der später ein Tanzstudio betriebe (man merkt, hier mischen sich die Fakten des Ronson-Buches sehr intensiv mit der Darstellung des Films, aber vieles wird im Film entpersonalisiert und in einzel­nen Figuren neu zusammengemischt, so trägt Cassidy die Züge verschiedener realer EEB-Protagonisten, das zeigt sich auch in den Dialogen, wenn man Film und Buch vergleicht). Damals konnte er das nur als ziemlich abgedrehte Psycho-Story eines Wichtigtuers verstehen und sie schlicht belächeln.

Wilton erinnert sich nun also daran, spricht Cassidy darauf an und erreicht tat­sächlich nach einer gewissen Phase der Skepsis, dass er ihn in den Irak mit­nimmt, wo sie allerdings durch Pannen in die Gefangenschaft krimineller Araber geraten und schlussendlich mitten in der Wüste eine geheime Armee-Einheit entdecken (PsyOps, die es auch bei Ronson sehr ausführlich zu beobachten gibt), wo es gewissermaßen zum dramaturgischen Showdown kommt, zur Ka­tharsis oder wie immer man das auch nennen möchte… in Rückblenden erhält der Zuschauer zwischendurch Einblick in die Geschichte des EEB und seiner Protagonisten.

Jon Ronson fand es in seinem Buch erschütternd, dass die Geschichte der Fami­lie Olson zu einer Art Geheimdienst-Klamauk verzerrt wurde (Geheimagenten, die nichts hinbekommen: weder mit Seren oder Drogen Leute zum Sprechen bringen können, noch per übersinnlicher Kräfte verborgene Feinde finden, und Dissidenten oder Staatsfeinde umzubringen – etwa Fidel Castro – , das beka­men sie auch nicht hin… und dann fallen sie auch noch aus dem Hotelfenster!), und er fand das mit Recht unmöglich. Ein tragisches, ja, verbrecherisches The­ma wurde zur Unterhaltung karikiert und damit in jeder nur denkbaren Weise entschärft.12 Dasselbe geschah mit Ronsons Bericht über die Psychosoldaten, von dem traurigerweise nur der Bericht über „Barney, den Lila Dinosaurier“ üb­rig blieb, mit dessen Kinderliedern Strafgefangene im Irak zwangsbeschallt wur­den.13

Das wird auch im Film selbst gegen Schluss gezeigt, und insofern ist es natürlich kritisch. Ansonsten muss über den sehr unterhaltsamen Film leider gesagt wer­den, dass sein zweischneidiger Wert eben genau in der Unterhaltung liegt. Jon Ronson hätte vermutlich gesagt, es sei ja schön und nett gewesen, Hollywood-Schauspielern zu einer unterhaltsamen neuen Rolle zu verhelfen (und es ist wirklich zum Schreien komisch, zu erleben, wie Ewan McGregor, der in Star Wars den jungen Obi-Wan Kenobi, einen Jedi-Krieger, gespielt hat, so unendlich skeptisch ist, als er aus dem Mund von George Clooney von „Jedi-Kriegern“ hört!), es sei zweifellos auch sehr nützlich, wenn George Clooney einmal mehr Gelegenheit bekommt, kritisch gegen den „Krieg gegen den Terror“ und seine Exzesse zu Felde zu ziehen… das alles ist zweifellos wirklich gut und schön.

Aber es ist unterhaltsam. Und das sollte es eigentlich nicht sein.

Der Krieg gegen den Terror ist nicht komisch.

Die Entartung des amerikanischen Militärs ist alles andere als witzig.

Heslov macht mit dem Thema genau das, was die amerikanische Presse mit dem Fall Olson gemacht hat – sie hat es in unterhaltsame, launige Anekdoten­form von „Geheimdienstdeppen“ umgemünzt, die nichts gebacken bekommen. Heslov selbst zieht das Thema am Schluss leider auf bedauernswerte, wenn auch sehr unterhaltsame Weise ins Lächerliche.

Wer darum solide informiert werden möchte und die ganzen (lustigen) Nebel­bomben des Films beiseite schieben will, sollte sich zusätzlich zu dem – als Un­terhaltung jenseits des Mainstreams – sehr zu lobenden Film auch die oben ge­nannten Bücher durchlesen, um ein bisschen genauer informiert zu werden, was da wirklich geschehen ist.

Es lohnt sich. Denn der Himmel mag wissen, was den Militärs noch so einfällt, wenn der „Krieg gegen den Terror“ fortschreitet… womit leider zu rechnen ist. Die pazifistischen Ideen des EEB sind offensichtlich tot, aber die negativen Nut­zungen der Ideenflut von einst sind aktiver und lebendiger denn je!

© by Uwe Lammers, 2010

Ja, das ist schon so ein Kreuz mit den Journalisten… selbst wenn sie sehr kritisch sind, ist doch die Art und Weise ihrer Arbeit für jemanden wie mich mit einer soliden Historikerausbildung, quellenkritisch geschult, das Resultat der Recher­chen also, nur bedingt begeisternd. Damit ist aber, wie oben schon gesagt, nichts Ne­gatives über das Thema an sich ausgesagt oder darüber, dass man sich damit nicht befassen sollte. Nur könnte man es an dieser Stelle als Verbesserungsvor­schlag auffassen, dass die nämlichen Journalisten – mögen sie nun Stefan Aust oder eben auch Jon Ronson oder anders heißen – neben einer unterhaltsamen Schreibe auch ein gerüttelt Maß an Quellendokumentation betreiben sollten. Das würde ihre Werke veredeln.

Was übrigens das Buch von McRae angeht… das lese ich derzeit gerade und fin­de es wirklich superkritisch, auch wenn ihm nahezu jede Eloquenz abgeht. Das liegt aber möglicherweise an der Übersetzung. Für UFO-Fans oder Freunde der „magischen Fähigkeiten“ eines Uri Geller würde diese Lektüre aber wohl äu­ßerst ernüchternd sein. Was jedoch daraus deutlich hervorgeht, ist, dass die ir­rationalen Elemente im US-Militär alles andere als einflusslos waren, wenigs­tens bis in die späten 80er Jahre hinein. Es ist plausibel, eine Kontinuitätslinie bis in die Gegenwart zumindest zu vermuten…

In der kommenden Woche wird es an dieser Stelle noch verblüffender, wenn ich ein sehr dünnes Büchlein bespreche, das man am ehesten in den Bereich der Lyrik einordnen könnte. Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut einfach wieder herein. Ich freue mich drauf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Ronson, S. 38f.

2 Vgl. Ronson, S. 40.

3 Vgl. Ronson, S. 47.

4 Es kann nicht genug bedauert werden, dass Ronson Journalist ist und sein Buch leider so gebaut ist wie das vieler Journalisten, was hier aber ganz besonders problematisch ist: journalistisch eben. Das bedeutet, außer summarischen Danksagungen findet man hier eher keine Literaturangaben, keine Quellenverweise, was die Nachprüfung der Inhalte doch sehr erschwert hat. Gleichwohl war das nicht völlig unmöglich, wie gezeigt werden wird.

5 Damit soll nicht gesagt sein, dass Saddam Hussein nicht ein menschenverachtender Dikta­tor war, der zahllose Mitbürger umgebracht und gefoltert hat. Aber der Gerechtigkeit hal­ber muss man auch sagen, dass Hussein lange Jahre treuer Vasall der USA war und mit de­ren Hilfe hochgerüstet wurde; Besuche des damaligen Geheimdienstchefs George Busheil

12 Damit lag er übrigens auf derselben Wellenlänge wie der verstorbene Medienkritiker Neil Postman in seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“, Frankfurt am Main 1988, in dem dieser konstatierte: „Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“ Das Diktum ist heute noch in Kraft, vielleicht mehr denn je, und das Buch gehörte als Lese­stoff wieder mal auf die Agenda.

13 Vgl. Ronson, S. 127-143.

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