Liebe Freunde des OSM,

es gibt so Momente, da bleibt mir einfach die Spucke weg, und in den letzten Tagen, über die ich hier reden möchte, war es mal wieder soweit. Im Monat Juli hatte ich für einen guten Autorenfreund eine wichtige Zuarbeit erledigt, über die ich hier im Detail weder reden möchte noch darf… aber diese Arbeit hatte dann eine echte Überraschung im Gefolge, weil ich nämlich gewissermaßen „schreibrollig“ wurde.

Echt, dieser Zustand ist etwas Kurioses. Man könnte ihn auch als eine Form von Schreibzwang beschreiben, doch dieses Wort ist mir zu negativ besetzt. „Schrei­brolligkeit“ trifft es da deutlich besser, weil darin das Vergnügen enthalten ist, das sich mit diesem Prozess verbindet. Vielleicht war es ganz unvermeidlich, dass dann das passierte, was eben geschah.

Als ein gewisser Leerlauf im oben nebulös angedeuteten Projekt eintrat, wan­derte mein Geist durch all die begonnenen und noch nicht vollendeten Projekte und blieb bei einem hängen, dem größten Brocken von allen, gewissermaßen. Und eine sehnsüchtige Erinnerung regte sich… eine von der Art, von der ich nicht genau weiß, ob ihr sie nachempfinden könnt.

Stellt euch vor, ihr sitzt daheim, und auf einmal steigt in euch die Erinnerung an eine ganz besondere Stelle eures Lieblingsbuches wieder auf, aber seltsam ver­waschen. Kennt ihr das auch, dass ihr dann das Buch aus dem Regal zieht und diese Stelle noch mal sucht, um sie nachzulesen, das ganze Vergnügen der da­maligen Lektüre wieder zu aktualisieren (so, wie eine Sternenfee ihren Körper aktualisiert – wer diese Andeutung gerade nicht nachvollziehen kann, lese nach in Annalen 3: „Die schamlose Frau“).

Und wenn man dann ein Weilchen nach der richtigen Stelle suchen muss, pas­siert euch vielleicht exakt das, was mir widerfuhr: ihr versinkt in dieser Ge­schichte selbst und vergesst für eine Weile den ursprünglichen Anlass, seid ein­fach tief drinnen und klinkt euch aus der Gegenwart vollständig aus.

Toll, nicht wahr?

Nun, so erging es mir vor wenigen Tagen. Ich suchte diese Stelle, eine grässliche Passage, in der ein kleines Mädchen namens Serena in einem Traum, der deut­lich mehr als ein Traum ist, einen unheimlichen Ort aufsucht – den TURM auf TOTAM, wo Serena dann mit dem Wesen TOTAM höchstselbst konfrontiert wird und reichlich grässliche Erfahrungen macht.

Und während ich diese Stelle suchte, las ich noch ganz andere Dinge in diesem Werk: Da war der gnadenlose, infernale Kampf in der Ortschaft Whitmore, wo Oki Stanwer, Dämonen, Dämonenwaffen und Schergen TOTAMS um das legen­däre Ghoul-Grab kämpfen. Da waren all diese famosen Monster versammelt: Die Diener der Dämonenwaffe Glusem, nahezu unzerstörbar. Die Dämonenwaf­fe Sortan in ihren verschiedenen Inkarnationsstadien. Die Knochenparasiten CLOGGATHS. Da war, außerhalb von Whitmore, der Beratungsstab des New Scotland Yard mit Dr. Elizabeth Quine, der Frau, die Oki Stanwer liebt, Yard-Commander Brian Eldis… die Drohung durch die FRAS-ZONE CLOGGATHS…

Und ich dachte wieder und wieder, mehr als drei Stunden lang, während ich dreihundert Seiten an diesem Werk las, bis tief in die Nacht hinein: Verdammt, das müsste man mal veröffentlichen. Das müsste ich meinen Lesern mal zeigen, damit sie sehen, was der Oki Stanwer Mythos wirklich noch an Überraschungen und Schrecken parat hält!

Und zugleich wusste ich: das ist unmöglich.

Das war mein erster Gedanke, zugegeben. Dann kam aber ein zweiter hinzu, deutlich renitenter als der erste, und der hat jetzt mit der oben erwähnten „Schreibrolligkeit“ zu tun: Why not? Ich bin gerade gut im Training. Geh die Auf­gabe einfach an!

Also zog ich einen staubigen Ordner aus meinem Regal und sah mir an, wann ich daran das letzte Mal gearbeitet hatte. Der Schreck saß: „Du gütiger Himmel! Von 2006 stammt der letzte Versuch, daran zu arbeiten? Ich habe 2010 am Skript weiter gearbeitet? Das kann doch gar nicht wahr sein!“

War es aber.

Selbst die leeren Dateiformate, die ich im Rechner bereits vorbereitet hatte, waren noch nicht richtig beschriftet und formatiert. Das holte ich dann also als erstes nach und begann dann damit, mich in das Abschreibabenteuer zu stür­zen. Und um folgendes ging es:

Ich rede die ganze Zeit von meinem einstmals ambitioniertesten Romanprojekt – im Rahmen des Oki Stanwer Mythos (OSM) ist es das noch immer, aber ihr wisst durch meine Blogartikel, dass ich im Bereich des Archipels hier durch Ro­mane wie „Rhondas Reifejahre“ deutlich vorwärts gekommen bin. Und diese Archipelwerke sind dann ja auch ein zentraler Grund, warum ich mit dem obi­gen Werk nicht vorwärts gekommen bin.

Dieses Werk ist „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, auch kurz „CK“ genannt, wie ich es in der Folge halten möchte.

Der CK ist, je nach Betrachtungsweise, ein phantastisches Leseabenteuer oder ein monströser Klotz Papier, der inzwischen 3741 Manuskriptseiten umfasst. Er ist auf 50 Kapitel Länge definiert, von denen inzwischen 36 schon fertig sind. Man sollte meinen, das seien gute Voraussetzungen, das Werk in Bälde zu vollenden. Aber das ist nur der erste Blick. Schauen wir uns das mal genauer an. Es gibt da einige Komplikationen.

Die augenfälligste Komplikation besteht darin, dass ich während der Schreibzeit dazu gelernt habe. Grundsätzlich sehr positiv, keine Frage, aber für dieses Rie­senwerk problematisch. Man sieht das am deutlichsten am Kapitel 36 „Whitmo­re“, über das ich oben sprach, in dem ich so tief versunken war. Das Kapitel hat, ungelogen, fast 500 Seiten Textumfang. Das ist quasi schon Romanformat und übertrifft jedes meiner E-Books, das schon erschienen ist, bei weitem.

Punkt 2 und weitaus problematischer: Nur die rund 700 letzten Seiten liegen auch tatsächlich in Form einer digitalen Fassung vor (in veralteter Rechtschrei­bung, weil die eben schon so alt sind). Und die ersten dreitausend Seiten?, mögt ihr euch da jetzt unweigerlich fragen? Nun, die liegen analog vor – als Schreibmaschinenseiten. Die müssen eben noch mal abgeschrieben, fehlerbe­reinigt und… ja… ausgearbeitet werden.

Denn die frühen Seiten meines Projekts CK stammen aus dem April 1988 – und ich muss euch nicht erzählen, wie ich vor 27 Jahren stilistisch drauf war. Ihr habt in meinen Blogartikeln, in denen ich über Fehler im OSM berichte, gelegentlich schon ein paar unsympathische Kostproben davon mitbekommen.

Mir war also schon seit Jahren klar – und das ist der nächste Grund für die Sta­gnation des Schreibprozesses – , dass es wenig nützlich sein würde, an dem CK weiterzuschreiben, während der Anfang stilistisch mehr und mehr veraltet und vielleicht auch inhaltlich ungenügend sein würde. Ich würde mir dann sehr so vorkommen wie einer der Gesteinstürme in der Sahara, wo die Staubstürme die Basis erodieren, während der obere Teil massiv und schwer darauf lastet – ir­gendwann bricht so etwas einfach zusammen und bildet dann einen formlosen Schutthaufen.

Das sollte mit dem KONFLIKT 13, der Ausarbeitung der Serie „Oki Stanwer Hor­ror“ (OSH) nicht geschehen, also mit dem CK.

Nun, mich überkam also die „Schreibrolligkeit“, und das kann man wirklich wörtlich verstehen. Im Nu schrieb ich an einem Tag nicht weniger als 28 Seiten ab und kam damit beeindruckend weit (inzwischen bin ich auf Seite 64 ange­langt, bis dieser Blogartikel erscheint, sind es vermutlich schon mehrere hun­dert Seiten).

Und das war in einer gewissen Weise wie eine Frischzellenkur… wie einer Frischzellenkur mit Bremse, sollte ich sagen. Das muss ich natürlich auch gleich wieder erklären. Zunächst zum ersten Effekt:

Es war ein purer Genuss, wieder ins Jahr 2113 einzutauchen. Denn da beginnt diese Geschichte letzten Endes. Der CK erhielt von mir Ende der 80er Jahre eine bis heute sehr tragfähige Struktur, die ich auch bei der E-Book-Publikation – notwendig in mehreren Teilen, einfach des schieren Umfangs wegen, sonst wird mein Lektorat verrückt, da brauche ich nicht mal zurückzufragen! – beibehalten werde.

Für euch wird diese Struktur gewöhnungsbedürftig sein: Es gibt fünf wichtige, sehr kurze Prologe, gefolgt von 8 so genannten „Vorspielen“, in denen die Grundlagen für die kommende Handlung gelegt werden. Das zusammen um­fasst schon jetzt 265 Manuskriptseiten. Ich schrieb, und damit kommen wir dann zu den wirklich problematischen Tatsachen, diese 265 Manuskriptseiten vom 17. April 1988 bis zum 3. Juli 1988. Kein Witz, Freunde, in nicht mal drei Monaten. Und so lesenswert sie auch sein mögen – sie sind alles andere als op­timal gelungen. Aus einer Distanz von 27 Schreibjahren sehe ich das nur zu deutlich.

Es fehlt an liebevoller Ausarbeitung der Charaktere. Es fehlt an Beschreibung der faszinierenden Welt anno 2113 nahezu überall. Ich ließ mich von der stür­mischen Actionhandlung durch die Kapitel driften und vernachlässigte quasi alle Nebenpersonen, Dialoge sind fast ausschließlich funktional…

Was das bedeutet, muss ich nicht ausführlich beschreiben: Dieses Manuskript wird abgeschrieben werden und dann, wie meine TI-Episoden, einer gründli­chen Ausarbeitung zugeführt werden müssen. Ihr könnt also davon ausgehen, dass das alles noch etwas dauert, bis ihr es zu sehen bekommt. Aber ich bin recht zuversichtlich, den ersten Abschnitt, von dem ich oben sprach, vielleicht anno 2017 zu euch Lesern in Form eines schönen, dicken E-Books liefern zu können.

Die Welt von 2113 ist es wert: Eine Erde, in der die Menschen sich von der Raumfahrt nahezu völlig abgewandt haben, um die Schäden zu regenerieren, die sie an ihrer Ökosphäre im 20. und 21. Jahrhundert angerichtet haben. Eine Welt, in der es natürlich nach wie vor Machtrivalitäten und Machtkämpfe gibt, die Mentalität aber, was die Ökologie angeht, deutlich geläutert ist.

Eine problemlose Welt? Nein.

Da gibt es etwa einen Meisterverbrecher, den MAESTRO, einen Mann mit tau­send Masken, der als das geniale Meisterhirn der Kriminalität in London gilt.

Da existieren überall auf der Welt magische Relikte, die gut verborgen unter der Oberfläche schlummern und darauf warten, dass sie zu grässlichem Leben er­wachen.

Da gibt es ein geheimnisvolles Schädelorakel, das die Zukunft vorauszusagen imstande ist.

Da gibt es, versteckt hinter der feinen Membran der Raumzeit, ein Kontinuum voller Grauen, den Vorhof der Knochendimension, wo unter dem glühenden Licht einer grünen, feindseligen Sonne eine schwarze Kristallwelt ihre unerbittli­che Bahn zieht – TOTAM, bereit, den Krieg gegen Oki Stanwer und das Licht zu eröffnen.

Die Baumeister als Beschützer? Sie sind hier nicht vor Ort. Die Menschen sind auf sich selbst angewiesen… und auf einige wenige Streiter für das Gute, die sich um Oki Stanwer in Form des Stanwer-Teams scharen sollen.

Und dann ist da noch jene zweite Bedrohung namens CLOGGATH, die auf die Erde zukommt, näher und immer näher. Und soweit man das ermitteln kann, bedeutet ihre Ankunft die Auslöschung der menschlichen Spezies…

Dies, meine Freunde, ist der Alptraum des KONFLIKTS 13 des Oki Stanwer My­thos. Und ich tauche darin nun wieder ein und führe ihn sukzessive der Veröf­fentlichungsreife entgegen.

Ich halte euch auf dem Laufenden, versprochen!

Soviel also für heute von der aktuellen Arbeitsfront. Wohin wir nächste Woche reisen werden, an dieser Stelle? Schaut einfach rein, dann seid ihr schlauer!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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