Blogartikel 201: Der OSM in Gedichtform (1)

Posted Januar 8th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie jüngst versprochen möchte ich euch heute mal auf ein weiteres literari­sches kleines Abenteuer mitnehmen. Es heißt „Der OSM in Gedichtform“ und wird euch ein paar Texte nach und nach vor Augen führen, die ich in früheren Blogartikeln kursorisch mal erwähnt habe. Der Rahmen dieser Reihe ist relativ überschaubar, ich denke, es werden kaum viel mehr als zehn Teile vorhanden sein… vorausgesetzt, es entstehen in der nahen Zukunft nicht noch weitere OSM-Gedichte. Dann kann ich entsprechend „nachlegen“.

Was die Struktur angeht, so ist dies heute mal ein Experiment. Ich habe mir fol­gendes Vorgehen überlegt: Da meine Gedichte üblicherweise ungereimte Ge­dichte sind, die aber in Strophenform mehr oder minder stringent vorliegen, möchte ich nach jeder Strophe so etwas wie einen Interpretationsteil einfügen, damit ihr mit den auftauchenden Namen, Begriffen und Verbindungen ein we­nig klarer sehen könnt. Notwendig überschreiten die aus dem Vollen meiner Kenntnisse schöpfenden Gedichte, die durchaus als Schlüsseltexte des OSM konzipiert sind (mal mehr, mal weniger), euren aktuellen Lesehorizont. Daran kann ich nur wenig ändern.

Dennoch hoffe ich, dass ihr diese Artikelreihe als interessant wahrnehmt und sie vielleicht als inspirierend für die OSM-Gesamtlektüre einstuft. Heute fangen wir also mit Gedicht Nr. 12 der Gesamtreihe an, das ist das erste OSM-Gedicht überhaupt. Es stammt vom 24. Mai 1984 und trägt den Titel:

TOTAM

Gedicht von Uwe Lammers

Düster wälzen sich die Wolken.

Träge und unheilschwanger

liegen sie über der Welt.

Niemand vermag sie zu vertreiben,

sie sind der Odem des Bösen.

Erläuterung: Dieser erste Textblock braucht keine ausgiebige Kommentierung, es ist offensichtlich, dass der Planet TOTAM gemeint ist. Freilich in einer späte­ren KONFLIKT-Version, nicht zu vergleichen mit jenem Planeten TOTAM, den ihr aus dem E-Book „In der Hölle“ kennt. Ich orientierte mich beim Schreiben dieser Zeilen an KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984). Die Serie war gerade fertig gestellt worden. Dass TOTAM dort aber immer in düstere Wolken gehüllt wäre, ist eine theatralische Übertreibung.

Tausend Jahre waren für die Wesen,

die auf dieser Welt lebten,

wie ein Tag, doch auch Tage

können lang und einsam sein.

Qualvoll verstrichen sie.

Erläuterung: Auch hier ist die Theatralik unübersehbar. Man fragt sich vielleicht, gemessen an dem E-Book „In der Hölle“, wer hier wohl leben mag und ob man das Wort „Leben“ angemessen findet. Dazu weiter unten mehr.

Eins dieser Wesen ward nie erlöst.

Es war der Erzeuger allen Chaos,

der Herr des Todes

und ewiger Gefangener zugleich.

Und sein Bruder war verloren.

Erläuterung: Von einer „Erlösung“ im christlichen Sinn zu sprechen, würde mir heute bezüglich des Wesens TOTAM nicht mehr unbedingt einfallen. Aber man erinnere sich vielleicht daran, dass ich zum Zeitpunkt, als ich dieses Gedicht schrieb, gerade mal auf meinen achtzehnten Geburtstag zuging, relativ viel über Reinkarnation und Esoterik las und religiösen Themenfeldern nicht wirklich fern stand… zumal es in der Schule ja auch noch wöchentlich katholischen Un­terricht gab. Da lag also eine christliche Metaphorik schon sehr nah.

Man sieht hieran aber ebenfalls, dass ich noch einem archaischen Verständnis des OSM-Dualismus zwischen Licht und Finsternis anhing. Durchwachsen von einer bittersüßen Tragik, die so heute nur noch bedingt Bestand hat.

Zermalmt im Strudel der Zeiten.

Vergessen von den Göttern des Kosmos.

Geächtet von den Guten.

Verehrt von den Bösen –

Und selbst verzweifelt wie niemand sonst.

Erläuterung: Wieder Theatralik. Gemeint ist offensichtlich das Wesen TOTAM, das natürlich weder „zermalmt“ ist noch „vergessen von den Göttern des Kos­mos“. Die nächsten beiden Zeilen sind heute noch durchaus zutreffend, aber in­zwischen wesentlich mehr faktenbasiert als zur Schreibzeit. Und die letzte Zeile kann man in Zweifel ziehen, da ein Wesen wie das Wesen TOTAM in seiner men­talen Struktur so unmenschlich ist, dass Skepsis angebracht ist, ob „Verzweif­lung“ seine Seelenlage hinreichend darstellen kann. Ich glaube das aktuell nicht mehr.

ER ist der Kerker,

ER ist das Licht.

ER weiß, was Recht und Unrecht ist,

aber er kann es nicht beweisen,

niemand würde ihm glauben!

Erläuterung: Dies ist ein tiefer Lichtstrahl, der in das Dunkel des mythischen An­fangs des Oki Stanwer Mythos geworfen wird. Fünf Jahre später arbeitete ich die hierin nur vage angedeuteten Gedanken in der Story „Aktion TOTAMS Ende“ näher aus… allerdings noch immer völlig ungenügend, weswegen inzwi­schen ein komplexer Romantext seit Jahren in Arbeit ist, der diese Hintergründe umfassender ausleuchten soll. Aber das kann dauern, ehe dieses Werk für euch zugänglich wird…

ER schickte seine Schergen,

um den Bruder zu suchen,

in nachtschwarzer Düsternis,

die sich als Licht ausgibt;

alles ist verdreht.

Erläuterung: Auch dies ist eine verwirrende Andeutung, die auf die obigen An­fangsmysterien verweist und wieder einmal gründlich mit Theatralik durch­tränkt wurde. Ich kann sie aktuell für euch noch nicht aufhellen. Sorry.

Wem kannst du noch trauen?

Wer wird dir glauben?

Wer wird diesmal der Verräter sein?

Wird er diesmal Brutus heißen?

Oder Judas?

Erläuterung: Dies rekurriert direkt auf den Finalzyklus der Serie „Oki Stanwer“ und zugleich auf Andeutungen, die im parallel entstehenden KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC, 1983-1988), in der entsprechende An­deutungen gemacht worden waren (heute partiell als informelle Matrixfehler eingestuft). Und auch hier ist natürlich unübersehbar a) der historische Bezug auf die Verrätergeschichte und b) der christlich-religiöse Bezug.

Unzählige Jahrtausende suchtest du nach der Lösung.

So oft warst du nahe daran,

doch Verräter vernichteten alles,

beizeiten,

denn dein Bruder darf nicht wissen, wer du bist.

Erläuterung: Aus den damals noch zahmen „Jahrtausenden“ sind heutzutage, da es ja um die Genese und das Vergehen ganzer Universen geht, Jahrmilliarden geworden. Den Rest der Andeutungen kann ich für euch leider noch nicht ent­schlüsseln, ohne euch völlig zu verwirren.

Tausend Masken trugst du,

tausend Rollen spieltest du,

genauso wie dein Bruder;

wie sind deine Namen,

du formloses Wesen?

Erläuterung: Wenn man diese Strophe ihres theatralischen Gehalts entkleidet, gelangt man zu einem formwandelnden Wesen, das etwa einem Berinnyer aus der Galaxis Bytharg gleichen könnte, aber ungleich machtvoller ist. Von der Existenz der Berinnyer hatte ich damals aber noch keinen blassen Schimmer.

Die wiederkehrende „Bruder“-Szene ist zweifellos auch unterbewusst eine Refle­xion der kurz vorher beendeten „Gedankenspiele“ mit meinem Bruder Achim, und im Rahmen dieser Spiele schlüpften wir ja unabweislich in „tausend Rollen“.

Die Namen der Gegner kennst du:

Es sind Namen wie Soffrol,

Klivies Kleines oder Thor Gordenbeyl,

es sind Namen wie BURTSON

oder Hiron Seglus.

Erläuterung: So, und jetzt geht es ans Eingemachte. Dividieren wir mal ausein­ander – Soffrol ist der so genannte „Rächer von Breeth-Fgahn“, ihr werdet Be­kanntschaft mit ihm machen in KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Cha­os“(1987-1993), mit dessen E-Book-Publikation ich anno 2017 beginnen werde. Klivies Kleines und Thor Gordenbeyl sind zwei Helfer des Lichts. Kleines lernt ihr in der näheren Zukunft in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ kennen, aber ebenso in KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985), das ich euch ebenfalls anno 2017 in Etappen zugänglich machen möchte, und zwar in Form der Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“. In der obigen Anspielung reflektierte ich aber auch weiterhin auf KONFLIKT 15.

Das merkt man auch an BURTSON, wobei dieser Name auf eine noch ältere Spielerinnerung aus den „Gedankenspielen“ rekurriert. BURTSON ist eine Schöp­fung der Baumeister, das geniale Computergehirn des ZYNEEGHARS 11 (wie ich anno 2011 bei der Neuschaffung des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ herausfand), des nachmaligen OKIPLANETEN und Herzens des okischen Imperiums in KONFLIKT 9.

Nun, und Hiron Seglus…? Das ist ein Kolonialterraner von Mira Ceti in KONFLIKT 15, der sich nach anfänglicher Feindschaft auf Oki Stanwers Seite schlägt und ihn unterstützt. Er wird hier plump unter die Lichtseite subsumiert, was man na­türlich machen kann, wenn man den KONFLIKT ideologisch versteht.

Was aber sind deine Namen?

Sind sie nicht immer gleich geblieben?

Ob du nun Dämonenschlächter, BUCH

Oder EXEKUTIV-TOTAM heißt,

deine Macht bleibt dieselbe.

Erläuterung: Dies ist jetzt die Gegenseite. Das Wesen TOTAM, der Dämonen­schlächter, das BUCH und EXEKUTIV-TOTAM sind, quasi jedenfalls, ein und das­selbe Wesen, mit dem verwirrenden Unterschied, dass sie jeweils ein intensives Eigenbewusstsein besitzen. Irritierend, könnte ich mir denken, wenn man das nicht gewöhnt ist. Ich hatte über 30 Jahre Realzeit, um mich an diese Dinge zu gewöhnen, so schnell schockt mich da jetzt nichts mehr. Aber ihr seht das viel­leicht etwas anders… freut euch, dass ihr mit den meisten dieser Wesen vorerst nichts zu tun bekommen werdet. Na ja, auf der anderen Seite… in KONFLIKT 12 sind diese Entitäten schon voll ausgebildet, und da werdet ihr relativ bald die (mörderische) Bekanntschaft mit dem Dämonenschlächter machen. Entgegen seines Namens ist er nicht nur für Dämonen tödlich, sondern für alle Lebensfor­men…

Und auch deine Hilflosigkeit bleibt dieselbe.

Genau wie deine Hoffnung.

Du hoffst auf das Ende.

Dann wirst du den Gegner auslöschen.

Und nie wieder wird dich jemand quälen.

ENDE

Erläuterung: Einmal mehr ziellose Theatralik. Und was die „Auslöschung“ des Gegners angeht… das ist so auch nicht mehr stimmig und war es eigentlich auch 1984 nicht. Aber so war ich damals drauf: schwarz-weiße Kontrastmuster, einfache Konfliktstrukturen, Rache und Vergeltung… also alles das, was ich heu­te zutiefst ablehne, weil es viel zu simpel und naiv gedacht ist.

© by Uwe Lammers

Gifhorn, den 24. Mai 1984

Gedicht Nr. 12

Als Fazit kann man festhalten, dass dieses Gedicht arg angestaubt ist und in we­sentlichen Aussagen, namentlich der Stimmung wegen, heute nicht mehr so funktionieren würde, wie ich das damals verfasst habe. Lasst euch einfach mal überraschen, was als nächstes in dieser Rubrik kommt.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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