So, da sind wir also wieder, um uns in der dritten Runde unserer Erörterungen ein wenig tiefer in die Interna des Oki Stanwer Mythos zu bewegen. Resümieren wir noch mal kurz den Endstand des vergangenen Artikels im Wochen-Blog Nr. 6: Ich war dabei, zu erläutern, wie die Anfänge des OSM aussahen. Aus den Gedankenspielen mit meinem Bruder, die Ende der 70er Jahre aufhörten, erwuchs in mir der Wunsch, die Vergangenheit mit den vielen phantastischen Einfällen nicht einfach erlöschen zu lassen. So entstand die erste OSM-Serie mit dem nahe liegenden Titel „Oki Stanwer“.

Als sie Anfang 1984 endete, hatte ich aber schon zahlreiche weitere Serien begonnen, vier an der Zahl – die KONFLIKTE 13, 14, 16 und 17 – , von denen mehrere ebenfalls in der Galaxis Milchstraße in unterschiedlichen Jahrhunderten angesiedelt waren und einen untereinander widersprüchlichen Zeitverlauf der menschlichen Geschichte widerspiegelten. Ich kam daher 1984 zu der konsequenten Auffassung, dass es sich um chronologisch aufeinander folgende Universen handeln müsse. Dies war die Geburtsstunde des frühen OSM-Konzepts.

Ich war noch diesbezüglich am Grübeln, wie wohl die genaue Abfolge sein mochte und wie sie sich intern evolutionär entwickelten. Aber das war auch eine Zeit, in der ich immer wieder neue Dinge entdeckte. Man darf bekanntlich nicht übersehen, dass ich 1984 noch in der Realschule Schüler war und gerade einmal 17 Lenze zählte.

Die nächste Entdeckung, die ich machte, war dann die des später so genannten KONFLIKTS 20: In einer fernen Galaxis namens Jullher tobte ein Krieg zwischen zwei Völkern, von denen eines pflanzlicher Natur war. Die Yooner, so ihr Volksname, standen in einem verzweifelten Abwehrkampf gegen die aggressiven Murdd und waren dabei, zu verlieren. Sie waren schon nicht mehr imstande, ihre Schiffe gescheit zu besetzen und bemannten beispielsweise die YOONERAN nur noch mit Klonsoldaten, denen Sprengsätze implantiert worden waren, die sie wirkungsvoll an der Desertion hindern sollten.

Nun, bei der YOONERAN und ihrem Kommandanten Cbalon funktionierte das nicht, schon gar nicht, als der Kommandant von einem Lichtstrahl aus den Tiefen des Kosmos getroffen und als einer der Helfer des Lichts aktiviert wurde. Die YOONERAN scherte aus dem galaktischen Krieg aus und begab sich in eine entfernte Galaxis namens Zooltahn.

Schlechte Wahl, denn Zooltahn mit dem Hundert-Sonnen-Wall war das Zentrum eines mehrere Galaxien umfassenden Reiches, das eben aus Zooltahn von der so genannten MACHT dirigiert wurde. Und Teil dieses Großreiches war auch eine unterworfene Galaxis, die man Arc nannte: die Heimat der legendären, aber längst verschwundenen Baumeister.

Die YOONERAN war Teil des KONFLIKTS geworden, und als ein grässliches Roboterwesen, „Robotkaiser“ genannt, an Bord kam, war es sowieso vorbei, denn dieses Wesen hörte auf den Namen OKI STANWER…

Shocking, dachte ich, das kann doch alles gar nicht wahr sein!

War es aber.

Und während ich also dergestalt im Jahre 1984 zwischen höchst unterschiedlichen Universen und Völkern und Galaxien hin und her balancierte, zwischen Welten, wo Oki Stanwer als Messias herbeigesehnt wurde und anderen, in denen er als Dämonenjäger mit New Scotland Yard zusammenarbeitete, entstanden auch erste blasse Einblicke in frühere Zeiten. Mit „Die Dunkle Macht“ entwickelte ich eine Geschichte, die im Kosmos des okischen Imperiums während seiner Blütezeit spielte (also im KONFLIKT 9). Und mir ging allmählich auf, dass der OSM wenigstens 30 KONFLIKTE umfassen würde.

Übrigens sollte ich hier einflechten, dass die eben genannte Geschichte die erste der bald darauf sehr viel umfangreicheren Geschichtensammlung wurde, die den Titel Aus den Annalen der Ewigkeit bekam. Wenn sich die Dinge gut entwickeln, wird vielleicht noch anno 2013 die erste Geschichte dieser Anthologie als E-Book erscheinen. Lasst euch da mal überraschen.

Weiter im Text.

Neue Wesen traten in diesen in Arbeit befindlichen Serien ins Dasein, vorher nur blass ausgearbeitet: der Orden der 17 Ritter vom Goldkristall beispielsweise. Die monströsen Matrixkoordinatoren oder der furchtbare Frontenwechsler Soffrol, ein Wesen, das mir bald noch sehr viel mehr Kopfzerbrechen bereiten sollte und das einer meiner frühen OSM-Leser unverhohlen als moralisches Monstrum bezeichnete… durchaus nicht zu Unrecht. Aber das ist durchaus nicht die einzige Seite an ihm, die zu berücksichtigen ist.

Ich traf auf TOTAMS EXEKUTIVE, den Dämonenschlächter, und ich machte die sehr beunruhigende Bekanntschaft mit den durchweg psychopathischen Dämonenwaffen, die schier unzerstörbar zu sein schienen. Außerdem gab es da in der Hierarchie TOTAMS auch noch die Dämonentore, unter denen man sich wahrlich keine architektonischen Bauteile vorstellen sollte. In KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) ist ein Dämonentor für den Untergang der Menschheit verantwortlich.

Während ich all diese Entdeckungen machte, die mir immer stärker zeigten, dass der OSM alles andere als leichter Stoff und unkomplizierte Space Opera war, passierte noch sehr viel mehr: Ich schloss 1985 die Realschule ab und begann eine Lehre, machte erste Erfahrungen mit der Arbeitslosigkeit… und beendete KONFLIKT 13 im Dezember 1985.

1986, während ich eine Zweitausbildung als Bürokaufmann begann, vollendete ich dann außerdem den KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“… und dann entdeckte ich die Galaxis Arc im Rahmen von KONFLIKT 20. Hier wuchs in mir rasch der Wunsch, diese Sterneninsel etwas näher anzusehen. Der Zeitpunkt dafür war gut gewählt – zwischen 1984 und 1986 hatte ich übereifrige Gehversuche im Bereich der Heftromanschreiberei begonnen, die freilich keine druckreifen Resultate ergaben (die ersten vier solcherart geschriebenen Romane kamen vom ZAUBERKREIS-Verlag zurück, mit Recht, wie ich heute sage; damals war ich indes darüber etwas verschnupft).

Auf diese Weise hatte ich ein neues Publikationsformat entdeckt, nämlich 120 Manuskriptseiten lange Romandokumente… und ich begann sie auch jenseits der ersten vier versuchten Heftromane weiter anzuwenden, zunächst für eine Non-OSM-Serie um den SF-Raumdetektiv Mike Cole (bis in die 90er Jahre sollten hier mehr als zwanzig Romane um ihn entstehen, bis auf Band 1 „Baumsterben auf Lepsonias“, der in Etappen publiziert wurde, sind sie sämtlich unbekannt und unveröffentlicht geblieben). Dann wandte ich mich Anfang 1986 der Überarbeitung des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ zu, was nahe lag, da die Serie ja beendet war.

Und 1987 schrieb ich zudem „Odyssee in Arc“ im gleichen Format, und damit begann das Abenteuer dann wirklich. Hierzu sollte ich ein paar mehr Worte machen:

„Odyssee in Arc“ erzählt die Geschichte eines eigentlich unmöglichen Crossovers. Kurz vor dem schrecklichen Finale des KONFLIKTS 13 startet auf der Erde des Jahres 2124 der Stratofighter-Pilot Edward Norden zu einem Flug von England nach Deutschland, kommt dort aber niemals an. Stattdessen findet er sich bald darauf (wie er denkt) im Weltraum wieder, und zwar direkt im Halo der Galaxis Arc.

Hier in Arc wird er mit verwirrenden Tatsachen konfrontiert. Zum einen stellt er fest, dass Arc von einem Diktator namens Holkaxoon regiert wird, der sich auf die sadistische Kampftruppe der Draan stützt, die die Zivilbevölkerung Arcs unterdrücken. Er schließt sich daraufhin den so genannten Kristallrebellen an, einer Widerstandsorganisation der humanoiden Ghaner, und er verliebt sich in die Ghanerin Jyseewa, mit der er durch Arc flüchtet.

Romantisches Abenteuer pur, kann man dazu nur sagen… und ja, natürlich werdet ihr beizeiten diese Geschichte auch im E-Book lesen können, keine Frage. Es gibt sogar ein schönes, eigens dafür gezeichnetes Titelbild, das schon in den frühen 90er Jahren von Heidi Koch angefertigt wurde und den Geist der Geschichte sehr schön einfängt.

Ich hatte gleichwohl mit dem ersten Band der schließlich sechsteiligen Edward-Norden-Saga ein wenig Schwierigkeiten. Denn Nordens Erinnerung trügt ihn ganz massiv. Seine Heimatwelt des Jahres 2124 ist inzwischen seit mehr als 35 Milliarden Jahren vernichtet (er befindet sich nun in einem Paralleluniversum des KONFLIKTS 20). Ihn selbst dürfte es ebenfalls gar nicht mehr geben… er ist das, was man einen Matrixfehler nennt, ohne dass ihm das selbst klar ist.

Matrixfehler, lernte ich auf diese Weise und war dadurch nicht wenig verblüfft, sind eben nicht nur fehlgesteuerte  Okiroboter in KONFLIKT 15 oder ebenfalls fehlgelenkte All-Hüter in KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, wo man sie unter der Bezeichnung LONTREKS kennt, sondern auch Lebewesen aus Fleisch und Blut, denen man beim besten Willen nicht ansieht, dass es sie eigentlich gar nicht mehr geben dürfte.

Beunruhigend? Oh ja, und noch mehr als das.

Wie üblich hatte ich mal wieder keine Gelegenheit, mich in diese Dinge zu vertiefen: das Jahr 1988 begann, und damit kam das Ende für KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“. Allerdings nahte auch schon das nächste Ungemach – meine Ausbildung wurde erfolgreich abgeschlossen, und nun stand sinnbildlich das Kreiswehrersatzamt vor der Tür und wollte mich in die Armee einziehen, wozu ich Pazifist wirklich so überhaupt kein Verlangen hatte. Ich kam auch dank guter Beratung um diese Klippe des Schicksals herum und begann Anfang 1989 mit meinem Zivildienst.

Doch zuvor machte ich eine Erfahrung ganz anderer Art: Dass nämlich der Abschluss einer OSM-Ebene insbesondere dazu führt, dass ich im Rahmen des OSM neue Entdeckungen mache. Am 30. Januar 1988 schloss ich KONFLIKT 14 ab… und buchstäblich am Abend desselben Tages erwachte ein neuer KONFLIKT zum Leben, nämlich KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“. Aber davon berichte ich beim nächsten Mal mehr…

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

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