Liebe Freunde des OSM,

und flutsch, ist der erste Monat des neuen Jahres Vergangen­heit. So schnell kann das gehen – man ist noch gar nicht richtig angekommen, hat sich nicht wirklich an die neue Jahreszahl ge­wöhnt, und schon hat einen das Leben wieder voll im Griff … und wie!

Nachdem ich gleich am 2. Januar wieder mit der Arbeit begann, jagt hier gewissermaßen ein Termin den nächsten. Teamtreffen der KreativRegion, Schreiben der Rechnungen für die Mitglieder des Vereins, Treffen mit den Fördervereinsmitgliedern, Erstel­lung des neuen BWA, Beiträge rausschicken an die Medien, in denen ich regelmäßig vertreten bin (ESPost, ANDROMEDA NACHRICHTEN, World of Cosmos), Newsletter-Kontrolle, Anmel­dungen zu Thementagen online, Buchung der Reise zur Leipzi­ger Buchmesse …

Ich könnte die Aufzählung noch fortführen, aber ihr merkt schon: Es ist hier eine Menge los, und dabei habe ich noch gar nicht vom Kulturrat Braunschweig oder dem Gründungsnetz­werk angefangen.

Das ist kein Gejammer – ich finde es vielmehr äußerst elektrisie­rend, wie sehr mich diese durchweg pulsierende kreative Sphä­re einsaugt, motiviert und aktiviert. Und wie sehr deren Proble­me inzwischen zu meinen Problemen geworden sind.

Hat das Rückwirkungen auf mich? Selbstverständlich, aber in der Regel äußerst positive. Hinzu kommen spannende Entde­ckungen in meiner eigenen Schreiber-Vergangenheit. So habe ich im Januar – jenseits der hier erfolgenden Berichterstattung – eine Story aus dem Jahre 1990 wieder gelesen, die nie das Licht der Welt erblickte. Das wird jetzt in diesem Jahr nachgeholt, weil das wirklich ein kleines, sehr ruhiges Juwel von Erstkontakt-Sto­ry ist, die nur den schlichten Titel „V“ trägt. Wenn ihr Leser des BWA oder des World of Cosmos seid, wird euch diese Story in diesem Jahr über den Weg laufen, versprochen.

Auch ansonsten ist der Start in dieses neue Jahr erwartungsge­mäß beeindruckend abgelaufen. Ich blicke auf 26 abgeschlosse­ne Werke schon für diesen Monat zurück. Sehen wir uns das mal im Detail an:

Blogartikel 577: Work in Progress, Part 133

(Kay auf Tarragon – Erotik Empire-Story)

Anmerkung: Ich machte in diesem Monat immer mal wieder Stippvisiten in den zahlreichen Baustellen-Projekten des „Erotic Empire“. Aber bei keinem kam ich sonderlich weit, weil mich insbesondere die dramatische Storyline von KONFLIKT 16 mit­riss. Wer meine „Close Up“-Beiträge verfolgt, kann das sicher­lich nachvollziehen.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

20Neu 18: Das getarnte Grauen

Anmerkung: Das Digitalisat des KONFLIKTS 20 war dann die an­dere zentrale Baustelle dieses Monats. Aber es bekam gewis­sermaßen ab, was von meiner Arbeitskraft noch übrig war. Das wird sich vermutlich in den nächsten Monaten ändern, allerspä­testens nach dem Abschluss von 16Neu 125, mit dem das näm­liche Digitalisat endet. Das liegt aber noch ein paar Monate in der Zukunft.

16Neu 89: Lichtbasis-Zwischenstopp

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

16Neu 88: Eine Frist für die Galaxis

16Neu 90: Operation Spurensucher

16Neu 91: Generationswechsel

Anmerkung: Mit Band 91 – Band 2 eines Vierteilers – beginnt der Handlungsbogen, den ich Jahre nach Abschluss der Serie in den Roman „Quisiins letzter Fall“ ausgelagert habe. Ich neh­me zuversichtlich an, dass ich diese Geschichte alsbald fertig ausarbeiten und veröffentlichen kann.

(Neu-Babylon – OSM-Novelle)

(OSM-Wiki)

In Karcavennyos Reich 2023 – Archipel-Story

Anmerkung: Als ich meine monatlichen Storyveröffentlichungen für das Jahr 2024 im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) zu planen begann, gehörte eine Archipel-Geschichte un­bedingt dazu. Ich entschied mich für diese hier, straffte die Fuß­noten deutlich und hatte gewissermaßen ruckzuck eine weitere noch nie veröffentlichte Story publikationsreif aufbereitet.

Erwähnte ich schon, dass sich eine Mitgliedschaft im Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW) oder mindestens ein Abonnement des BWA lohnt, wenn man diese unbekannten Ge­schichten von mir lesen möchte? Nun, dann erwähne ich es ein­fach jetzt …

(16Neu 92: Der Vooler-Aufstand)

(16Neu 93: Das Nest in der Dunkelheit)

(20Neu 19: Mentaljäger)

(20Neu 21: Im Dienst des Lichts)

20Neu 17: Zurück in die Realität

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(VvD 25: Das Monster von Dyllawaar)

Anmerkung: Ach, glaubt mir, hieran hätte ich so gern weiterge­arbeitet … aber dann dachte ich mir, dass es intelligenter wäre, erst mal die Handlungslücken zu schließen, ehe ich weiter vor­anpresche. Dazu entschied ich mich dann. Deshalb ist diese Episode noch nicht fertig, Teil 1 eines Dreiteilers, dessen letzten Titel ich inzwischen auch weiß. Ach, das wird so goldig, nach­dem die Handlung zunächst durchweg apokalyptische Züge an­nimmt … mehr sei hier noch nicht vorweg genommen.

Blogartikel 546: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 7

Blogartikel 557: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 8

Anmerkung: Wenn ihr diese Zeilen lest, ist das natürlich auch schon wieder Schnee von gestern, ebenso übrigens wie mein diesmaliger Besuch auf der Leipziger Buchmesse. Da in meiner Planungsliste ja sogar schon die Artikel 9 und 10 dieser Reihe stehen, von denen noch nicht eine Zeile geschrieben habe, kann ich hier und jetzt nur sagen: es geht hier gar mächtig vor­an. Auch wenn, wie ich gestern im Trafo Hub betonte, ich dieses Projekt zurzeit nur mit halber Kraft betreiben kann.

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(16Neu 94: Mobilmachung der Rebellen)

VvD 22: Vorstoß in die Fehlerwüste

(VvD 23: Feinde des Lichts)

(VvD 21: Alarmsignale)

VvD 18: KONFLIKT-Angst

VvD 20: Singirirs Sorge

Anmerkung: Diese beiden Bände schrieben sich entgegen mei­ner Erwartung durchaus geschwind. Das hatte zwei wesentliche Gründe. Im Band 18 dreht sich viel um Klivies Kleines auf der Zentralwelt, aber durchaus nicht immer. Denn dann tauchen Dämonen von TOTAM auf. Ein Troohn spielt falsch – jedenfalls ver­meintlich. Und es kommt endlich und von unerwarteter Seite Licht in die bizarre Kristallsplitter-Geschichte … mit der Folge­konsequenz, dass meine Seriengedanken sofort in Bewegung gesetzt wurden. Toll, kann ich nur sagen.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

(Irene – Erotic Empire-Story)

(16Neu 95: Die Rehabilitierung)

(16Neu 96: Geheimprojekt Zeitgezeiten)

Anmerkung: Mit diesen Episoden biegt KONFLIKT 16 in die Ziel­gerade direkt vor dem Finalzyklus ein. Auf höchst dramatische Weise beginnen sich nun die Geschehnisse zu überschlagen … ja, noch mehr als bisher.

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

(20Neu 22: Entropie-Alarm)

(16Neu 97: Feinde aus der Zukunft)

(16Neu 98: Der Baumeister)

Anmerkung: Und mit diesen beiden Episoden geht es in der Serie dann richtig ans Eingemachte und wirklich zentrale Fra­gen – wer hat die Zeitgezeiten um RANTALON geschaffen? Und kann jemand die mörderischen Pläne des verräterischen Bau­meisters durchkreuzen, der nun in der Handlungsgegenwart an­kommt und mit den Galaxisrebellen Kontakt aufnimmt?

Die sind natürlich total euphorisch … und haben nicht den ge­ringsten Schimmer, dass dieses Wesen statt ihres Sieges ihren Untergang plant. Und Oki Stanwer ist immer noch nicht wieder in Sicht, die LIGA kriecht aus ihrem Versteck. Und die SYNDI­KATS-GRALSJÄGER mobilisieren ihre eigene Armee.

Ganz, ganz finstere Tage brechen für die Galaktiker an. Darüber erfahrt ihr im Herbst 2024 mehr, versprochen.

(Unter falscher Flagge – Erotic Empire-Story)

Damit war dann das sinnbildliche Ende der Fahnenstange er­reicht. Ich hoffe sehr, dass dieser kreative Flow für den Monat Februar anhält. Selbst wenn ich da wieder vielfach abgelenkt sein werde durch Veranstaltungen, Schulungsformate, Kassen­prüfungen und vieles mehr, bin ich guter Dinge. Das Jahr 2024 entwickelt sich zunehmend positiv, und ich freue mich schon darauf, euch am 1. März erzählen zu können, was sich in die­sem Schreibzeitraum alles noch so getan hat.

Damit schließe ich für heute und verlasse euch.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 475: Operation Jesus

Posted September 25th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die folgende Geschichte ist in jederlei Weise abenteuerlich, und da der eigentliche Rezensionstext so knapp gehalten ist – er ist immerhin gut 30 Jahre alt – , führe ich mal ausführlich in die in­teressante Recherche ein, die ein Abenteuer für sich war. Wie ihr wisst, sind so alte Rezensionen von mir notorisch unvollstän­dig, was die bibliografischen Angaben angeht. Bei dem vorlie­genden Buch, einer Übersetzung aus dem Spanischen, fehlten mir der Originaltitel (der immer noch fehlt), der Übersetzer und die ISBN.

Ich schrieb diese Rezension aus dem einzigen mir verbliebenen Exemplar des österreichischen Fanzines NEW WORLDS ab, wo 1996 diese Rezension erschienen ist. Das Buch selbst hatte ich im Mai 1995 aus der Stadtbibliothek in Gifhorn entliehen, es be­fand sich also nie in meinem Bestand.

Als die Abschrift stand, recherchierte ich nach dem Autor und den fehlenden bibliografischen Angaben … und stieß auf ein ve­ritables schwarzes Loch. Das verdutzte mich. Die Deutsche Nationalbibliothek, in solchen Fällen die erste Anlaufstelle für akkurate bibliografische Verzeichnung, kannte das Buch und den Autor überhaupt nicht. Das war die erste Überraschung.

Ich fahndete dann also im Internet … und ja, dort findet man das Buch natürlich auf diversen Verkaufsplattformen. Aber dass ich dort auf die ISBN oder gar den Übersetzer stoßen würde, das konnte ich mir schnell abschminken. Es dauerte wirklich ziem­lich lange, bis ich unter all den Google-Treffern endlich den Übersetzer Ulrich Kunzmann fand (er ist im September 2023 im Alter von 79 Jahren verstorben) und die ISBN.

Benitez hat in Spanien augenscheinlich wenigstens 25 Romane veröffentlicht, und seiner WIKIPEDIA-Seite nach zu urteilen hat er eine gewisse Nähe zu Erich von Däniken und den Anhängern der Astronautengötter … wovon auch der vorliegende Roman Zeugnis ablegt, da braucht man nur auf das Titelbild zu schau­en. Ich befand mich 1995, als ich das Buch las, in einer Phase, in der ich für derlei wilde Ideen durchaus anfällig war. Doch bei der Abschrift der Rezension spürte ich deutlich meine damalige skeptische Reserve. Auch wenn ich nahezu alles vom Roman vergessen habe – kein Wunder nach 30 Jahren – , lohnt er viel­leicht für manchen sensiblen und bibelkritischen Leser eine Neuentdeckung oder Wiederentdeckung.

Aber um zu verstehen, worum es eigentlich geht, schaut euch besser mal an, was ich damals dazu schrieb:

Operation Jesus

(OT fehlt)

von J. J. Benitez

Scherz-Verlag, 1993

418 Seiten, geb.

Aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann

ISBN 9783502100430

Der spanische Schriftsteller J. J. Benitez macht während einer Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten im Jahre 1980 die geheimnisvolle Bekanntschaft mit einem ehemaligen Major der US Air Force, dessen Namen er niemals erfährt. Die Person wird in dem Buch stets nur mit „Major“ oder – später – als „Jason“ angeredet, was allerdings nur ein Tarnname während der „Missi­on“ des Majors ist.

Der Major, todkrank und sichtlich schnell verfallend, vertraut nach mehreren Treffen und Briefwechseln schließlich verschlüs­selt dem Autor etwas an, das ihn zu einem Schließfach in Washington, D. C., führt. Und hier entdeckt Benitez ein Manu­skript, das auf genauso unkonventionelle Weise geschrieben wie auch der Inhalt dergestalt ist, dass man ihn kaum glauben kann:

Der Major, der zusammen mit einem zweiten Mann, der später den Codenamen „Elisäus“ erhält, enthüllt in diesem Manuskript eine Reihe von Fakten, die sich allesamt um seine Mission dre­hen, die er 1973 mit Elisäus zusammen ausgeführt hat. Demzu­folge ist er mit einem Raum-Zeit-Modul der NASA (das bis heute streng geheim gehalten wird) in die Vergangenheit gegangen, und zwar bis zum Ostern des Jahres 30 nach Christus, also in eben das Jahr, in dem Jesus Christus starb. Der Auftrag: Machen Sie Aufzeichnungen von den letzten 11 Tagen des Herrn und versuchen Sie herauszubekommen, wie die diversen Unstim­migkeiten der Apostel im Neuen Testament zu erklären sind!

Unter dem Decknamen Jason – er gibt sich als Grieche aus, was ihm nach mehrjährigem Training, das u. a. alte Sprachen, Sitten und Gebräuche, Geschichtskunde der Epoche usw. beinhaltete – schließt er sich nach der gelungenen Landung auf dem Ölberg nahe Jerusalem (das Modul macht sich unsichtbar) den Jüngern Jesu an und erlebt dessen letzte Tage mit. Allerdings kann ihn alle Bibelkenntnis nicht vor Überraschungen bewahren. Am er­schreckendsten aber ist jene Erscheinung am Sterbetag Jesu, die so gewaltig ist, dass sie die Sonne am helllichten Tag ver­finstert: ein ungeheuer großes künstliches Objekt – ein Raum­schiff einer fremden Zivilisation …!

Der Roman von Benitez ist nicht unbedingt „spannend“ zu nen­nen, nicht zuletzt deshalb, weil (fast) alles, was hierin steht und beschrieben wird, aus der Bibel her bekannt ist. Allerdings ver­steht der Autor es, mit sehr eindringlichen und doch schlichten Schilderungen die ganze Breite des historischen Panoramas des alten Palästina wieder aufzurollen und neu erstehen zu lassen, gepaart mit dem fast schon detektivisch zu nennende Kalkül, das „Jason“ entwickeln muss, um möglichst immer in der Nähe des „Meisters“ bleiben zu können.

Was den Roman deutlich abschwächt, ist die Tatsache, dass Be­nitez die Rahmenhandlung nur angefangen hat und sie nicht in Form eines Epilogs von seiner Seite aus ausklingen lässt. Wei­terhin unrealistisch sind diverse technische Details, die er in das Jahr 1983 hineinprojiziert und bei denen er sich auf die Geheim­haltung beruft als Erklärung dafür, dass sie heute noch nicht allgemein bekannt sind. Besonders betrifft das einen Mikrofusi­onsmeiler, der in einem Wanderstab untergebracht ist, das Wel­lenumlenkungsgerät der Zeitkapsel, der „Wiege“, das sie un­sichtbar macht usw.

Er versucht auf diese Weise, Authentizität vorzugeben, über­treibt es dabei aber leider ein wenig, sodass der Geschmack der Übertreibung haften bleibt. Wer sich jedoch für diese Zeit und die Person Christi interessieren sollte, für den ist dieses Buch überaus gut lesbar, selbst wenn man mit den auf der Hand lie­genden Implikationen, die der Roman vermitteln möchte, etwas vorsichtig sein sollte.

© 1995 / 2024 by Uwe Lammers

Wie ihr seht, hat mich zumindest die vorgebliche Technik des Reisejahres 1973 (!!) nicht wirklich überzeugt. In einer Zeit, wo man heutzutage (!) den ITER-Reaktor nach wie vor nicht zum Laufen gebracht hat, sich vorzustellen, 50 Jahre zuvor (!) könne eine Miniaturversion davon in einem Wanderstab untergebracht und geheim gehalten worden sein … also, das verlangt doch der Lesernaivität ziemliche Stücke ab. Reden wir mal nicht von funktionierenden Zeitmaschinen und Deflektorschilden, die ohne Alien-Entwicklungshilfe funktionieren sollen.

In der nächsten Woche scheuche ich euch in einen sehr viel besser fundierten Actionthriller. Witzigerweise hat er im Titel auch einen biblischen Bezug. Aber im Gegensatz zu Benitez hat das Buch auch definitiv Hand und Fuß.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wer hier zu Beginn der Erörterung nur Bahnhof versteht, befin­det sich in guter Gesellschaft, würde ich sagen. Denn der in der Überschrift genannte Begriff ist für mich zwar schon ziemlich alt, aber in den bislang veröffentlichten OSM-Geschichten tritt er noch nicht in Erscheinung. Ich werde mich ihm darum lang­sam nähern.

Um ihm gerecht werden zu können, müssen wir uns zunächst anschauen, woher dieser Begriff eigentlich stammt, um uns dann dem Problem des Inhalts und seiner Bedeutung für den OSM zuzuwenden.

Schritt 1: Woher stammt der Begriff?

Erstmals erwähnt wird der Begriff „blindes Datenfenster“ im Kontext mit den so genannten GRALSJÄGERN. Wer der Artikelrei­he „Close Up“ schon eine Weile gefolgt ist, wird während meiner Darstellungen der Handlungsführung des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ auf diese Wesen getroffen sein.

GRALSJÄGER, soviel ist zum derzeitigen Stand der Dinge be­kannt, sind Wesen, die die legendären Baumeister immer mit dem Erzfeind TOTAM in Verbindung brachten. Maximal sahen sie sie als „Matrixfehler“ an, also als etwas, was sie ebenfalls mit TOTAM verbanden (beide Verbindungen sind verkehrt, aber das ist zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar; das ist heute hier auch nicht das Thema).

Was die Baumeister dabei stets verwirrte, war das technologi­sche Level dieser Wesen. In der Regel übertraf es selbst Bau­meister-Technologie, was im Grunde für unmöglich gehalten wurde. Da aber GRALSJÄGER immer nur punktuelle Störungen des KONFLIKT-Geschehens boten, schienen sie eher von gerin­gerer Relevanz zu sein. Auch das ist natürlich eine verkehrte Einschätzung.

GRALSJÄGER, das ist inzwischen klarer geworden, sind Sendbo­ten einer fernen Zukunft jenseits der Universumsgrenzen eines KONFLIKTS. Damit verletzt ihre schiere Existenz ein Dogma der Baumeister: dass nämlich transuniversale Zeitreisen in beende­te (und damit zerstörte) KONFLIKT-Universen unmöglich sind. In­zwischen ist es allerdings ein Faktum, dass an diesen Tatsachen nicht mehr gerüttelt werden kann.

GRALSJÄGER beherrschen die transuniversale Zeitreise.

Damit einher geht ein weiteres Faktum, das sehr KONFLIKT-rele­vant ist: Sie kennen erhebliche Teile des noch ungeschriebenen KONFLIKTS, in den sie eindringen. Beispielhaft sieht man das massiv am KONFLIKT 16 des OSM, aber auch in anderen Univer­sen

Wenn man nun die zwei zentralen Punkte zusammenfasst – überlegene Technologie und Kenntnis der Zukunft – , dann sollte recht eigentlich klar sein, dass sie allen Lebensformen und KON­FLIKT-Kombattanten eines aktuellen KONFLIKTS weit überlegen sind und es ihnen ein Leichtes sein müsste, diese Auseinander­setzung zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Dennoch passiert das nicht.

Da stellt sich doch die Frage: wieso ist das so?

Ein wesentlicher limitierender Faktor ist eben das, worüber wir heute reden: „blinde Datenfenster“. Damit kommen wir zum Punkt 2 unserer Erörterung.

Schritt 2: Was bedeutet der Begriff?

Stellen wir uns den KONFLIKT in seiner Gesamtheit einmal als eine Form von Geschichtsbuch vor. Irgendwer (beispielsweise ich) führt Buch über die Geschehnisse, Irrungen und Wirrungen der universalen Kämpfe zwischen Gut und Böse. Im Idealfall werden diese Aufzeichnungen später einmal überliefert und – im Rahmen des OSM – in späteren Jahrtausenden bzw. sogar Milliarden von Jahren nach den Ereignissen gelesen und ausge­wertet.

Jeder, der sich mit historischer Forschung auskennt, sieht sofort ein elementares Problem – was überliefert wird, unterliegt ver­schiedenen begrenzenden Parametern. Da ist einmal die Frage, was eigentlich überliefert wird. Aus der Historie wissen wir, ge­rade bezogen auf Konflikte, dass favorisiert die Sichtweise der Sieger überliefert wird. Wer einen Konflikt verliert, hat dagegen Schwierigkeiten, seine Sicht der Dinge für die Zukunft zu über­liefern. Denken wir hier nur beispielsweise an die Karthager, die nach den Punischen Kriegen wenig Gelegenheit hatten, ihre Deutung der Historie gegenüber der Sieger-Geschichtsschrei­bung der Römer durchzusetzen. Das bedeutet noch heute, dass es massive Überlieferungslücken zur karthagischen Geschichte gibt.

Ein zweites Problem besteht in der individuellen Sichtweise der Chronisten. Als das Alte Testament geschrieben wurde, waren die Verfasser sehr dezidiert der Ansicht, dass bestimmte Perso­nen und Völker hervorgehoben werden sollten, wohingegen an­dere abqualifiziert wurden. Das Nordreich Israel galt etwa im Gegensatz zum Südreich Juda als moralisch verdorben – eine Perspektive, die heutige Historiker als klaren Ausfluss von Neid­denken charakterisieren. Architektonische Leistungen der jüdi­schen Nordreich-Bewohner wurden später nach dem Untergang des Reiches kurzerhand legendären Königen des Südreiches im Königreich Juda zugeschoben.

Geschichte kann also auch interpretatorisch „schief“ sein, un­präzise oder im Extremfall eine Lüge. So etwas kennt man bei­spielsweise von der pharaonischen Geschichtsschreibung im Tempel von Abu Simbel, wo Ramses II. seinen Kampf in der Schlacht von Kadesch gegen die Hethiter als Sieg darstellt … im günstigsten Fall war das ein Patt, eher wohl eine ägyptische Nie­derlage.

Propaganda verzerrt die historische Überlieferung.

Wenn das schon im kleinen Maßstab gilt, wie soll das dann erst in Milliarden Jahren sein, wenn es offensichtlich keinerlei Mög­lichkeit mehr gibt, materiale Archäologie zu betreiben, um Fak­tenklärung herbeizuführen?

Ah, ja, mögt ihr sagen, aber wir haben doch die GRALSJÄGER mit ihrer Fähigkeit der transuniversalen Zeitreise! Sie könnten zurückreisen und feststellen, „wie es wirklich gewesen ist“, um den alten Historiker Leopold von Ranke zu bemühen.

Well, ja, das könnte man tun, kein Zweifel.

Aber ihr müsst euch die Zeitschichtung im OSM ein wenig vor­stellen wie eine Quantenwirklichkeit. Kennt ihr euch mit Quan­tenphysik aus? Keine Sorge, ich bleibe ganz an der Oberfläche. Aber dieser Exkurs ist notwendig, um das Folgende recht zu ver­stehen.

Die Quantenwelt ist in vielerlei Weise rätselhaft auch für moder­ne Teilchenphysiker. Aber sie ist nicht regellos. Es gibt gewisse Regeln, die seit hundert Jahren inzwischen bekannt und hinrei­chend empirisch geprüft sind. Das Faktum, das für uns relevant ist, sieht so aus:

Wenn man ein Elementarteil, etwa ein Elektron, erfassen möch­te, tritt ein fundamentales Problem auf. Man kann von zwei Zu­ständen eines Elektrons stets nur einen erkennen – entweder die Position oder aber seine Geschwindigkeit. Wenn der Beobachter die Position erfasst, wird die Geschwindigkeit unkalkulierbar. Kann man die Geschwindigkeit erfassen, ist die Position unloka­lisierbar.

An diesem Problem lässt sich nicht arbeiten, es gilt für alle Be­obachtungen. Und das bedeutet: Der Prozess der Beobachtung selbst verändert das, was man beobachtet und erzeugt zugleich eine Unschärfe in Bezug auf andere Parameter des Objekts. Man bezeichnet das als Unschärferelation.

Anders ausgedrückt: vollständiges, umfassendes Wissen ist selbst dann in der Quantenwelt nicht zu erlangen, wenn man das Zielobjekt im Fokus hat, ja, gerade dann nicht.

Inwieweit ist das jetzt von Relevanz für das, was ich erzähle? Nun, ich erzählte gerade, man müsse sich den Oki Stanwer My­thos im Gesamtkontext als Quantensystem vorstellen. In die­sem System sind zeitreisende GRALSJÄGER gleichzusetzen mit Quantenforschern, die Atome genau lokalisieren wollen.

Ihr spürt schon – das wird nicht so einfach laufen, wie man sich das vorstellt. Denn GRALSJÄGER verändern die Vergangenheit, wenn sie in sie eintauchen. Ganz wie ein beobachtender Quan­tenforscher verschieben sie die Zielparameter unweigerlich, da­gegen können sie gar nichts tun.

Erschwerend kommt hinzu, was ich am Anfang von Schritt 2 sagte: Vielfach ist die Überlieferung über die Vergangenheit un­einheitlich, unvollständig. Für die fernen Chronisten ist das viel­leicht nicht so von zentraler Bedeutung. Aber stellt euch mal Zeitreisende vor, denen man sagt: Ach, über die Zielzeit wissen wir eine ganze Menge, aber Überraschungen können nicht aus­geschlossen werden. Vieles wissen wir einfach nicht. Es gibt dort „blinde Datenfenster“.

Blinde Datenfenster“ sind Punkte in früheren OSM-KONFLIKTEN, über deren genaue Struktur Unklarheit besteht. Interessanter­weise treten sie gehäuft dort auf, wo die KONFLIKTE in die heiße Phase treten. Dann weiß man zwar in der Zukunft aus Überliefe­rungsinformationen viel über bestimmte Ereignisse, Völker, Prot­agonisten, Schlachten, Planeten usw.

Aber eben oftmals nicht genug.

Und das führt dann im Detail dazu, wenn GRALSJÄGER in die Vergangenheit phasen, dass sie mitunter entdecken müssen, wie grundverschieden die Lagen vor Ort sind, wenn sie eintref­fen. Sie müssen beispielsweise mit völlig irrationalem Verhalten von Protagonisten rechnen, das niemand überliefert hat (und das hat nicht nur damit zu tun, dass diese das nicht überlebt haben, auch wenn das üblicherweise der Normalfall ist).

Sie treffen dann auf Wesen, die sie gar nicht erwartet haben.

Sie treffen auf Planeten auf Probleme, die selbst ihre hochge­züchtete Technologie vor unüberwindliche Schwierigkeiten stel­len (solch ein Problem werde ich euch beizeiten in KONFLIKT 19, der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ präsentieren, das ist jetzt noch nicht spruchreif).

Und damit können selbst sehr gut geplante Missionen in die Ver­gangenheit zu tödlichen Abenteuern für die GRALSJÄGER wer­den.

Schritt 3: Was bedeutet das für den OSM?

Ich lehne mich hier mal ein Stück weit aus dem Fenster, weil manches, was ich hier andeuten möchte, so weit in die moder­ne Form des Oki Stanwer Mythos hinabreicht, dass ich es euch noch nicht explizit zumuten mag. Ihr sollt erst einmal besser die Grundstruktur des klassischen OSM kennen lernen. Das hier ist dann ein wenig wie höhere Mathematik. Die zu kennen, ehe mal das Einmaleins kann, würde euch nur frustrieren. Dennoch, ein paar Dinge kann ich schon als Gedankenanregungen anstoßen.

Das Konzept des transuniversalen Zeitkrieges, das sich aus den obigen Gedanken weiterentwickelt, erzeugt jenseits des bisheri­gen Quantenhorizonts noch eine Stufe der Komplexität, die ganz eigene Schwierigkeiten im Gefolge hat.

Während in der klassischen Quantenmechanik ein Experimenta­tor notwendig Teil der makroskopischen Welt bleibt, ist ein GRALSJÄGER in der – vielleicht – beneidenswerten Lage, in die Quantenwelt selbst einzutauchen und dort zu wirken. Aber auch dann verändert er natürlich die Wirklichkeit im Zieluniversum.

Manchmal wird er feststellen, dass manche Fakten, die in der Zukunft zu einem „blinden Datenfenster“ geführt haben, tat­sächlich durch sein eigenes Verhalten ausgelöst wurden. Oder er wird entdecken, dass diese „blinden Datenfenster“ durchaus nicht entstanden sind, weil historische Informationen verloren gegangen sind, sondern … weil antagonistische Zeitreisende kurzerhand die historischen Realitäten verändert haben.

Dieser Krieg geht noch deutlich über das hinaus, was der OSM klassischerweise bietet. Er hebelt die Grundsätze von Ursache und Wirkung aus und verkehrt sie nicht selten ins Gegenteil. Manchmal reisen GRALSJÄGER mit der Intention in die Vergan­genheit, „blinde Datenfenster“ aufzuklären und laufen in mör­derische Fallen … denn solche „blinden Datenfenster“ können auch konzeptionell als Fallen für solche transuniversale Zeitrei­sende erschaffen worden sein …

Ihr findet, das klingt jetzt nach einem mörderisch verwirrenden Minenlabyrinth, das sich hier eröffnet? Ich würde sagen, damit liegt ihr völlig richtig.

Gleichwohl gibt es noch eine Steigerungsstufe dieser chaoti­schen Situation, und sie hat mit etwas zu tun, was ich erst 2023 entdeckte. Man nennt das den „Spurwechsel“, aber bis ich dar­über im Detail reden mag, wird noch einiges an Zeit verstrei­chen müssen. Das Konzept und seine Folgen muss ich selbst erst erkunden.

So gesehen ist und bleibt der OSM auch 40 Realjahre nach sei­nem Beginn ein spannendes Leseabenteuer, gerade auch für mich selbst, der ich ihn schreibe.

Damit möchte ich unsere heutigen Erörterungen abschließen. In der kommenden Woche berichte ich euch, wie der Januar 2024 sich kreativ entwickelt hat.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 474: Ja, mein Gebieter

Posted September 18th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich mag Romane, die gewissermaßen einen doppelten Boden enthalten und die zugleich die Entwicklung ihrer Protagonisten ermöglichen. Wenn dann zudem noch die Hauptpersonen im Grunde Antagonisten sind, Rivalen, wenn man so will, und im Verlauf der Geschichte überraschende Verbindungen entdecken, wird die Geschichte eigentlich richtig interessant.

Man mag ja von den meisten klassischen BDSM-Sujets und den in der Kielwelle der „Fifty Shades of Grey“ reihenweise entstan­denen Romane oftmals seichte, ja schematische Strukturen nachgesagt haben. Aber bisweilen gibt es dann darunter doch unerwartet intelligente Settings, wie ich finde, die leicht unter­gehen. Das fällt umso leichter, wenn es sich um Verlage han­delt, deren Produkte es – wie im Falle des Plaisir d’Amour-Verla­ges – nicht in den gängigen Buchhandel schaffen, sondern die man üblicherweise nur direkt dort bestellen kann, wo im Inter­net auch das Verlagsprogramm zu finden ist.

Dieses Werk hier, das ich 2017 erwarb und neugierig schmöker­te, wusste dabei auf angenehme Weise zu gefallen. Natürlich enthält es die klassischen Schemata, aber eben nicht aus­schließlich. Das macht die Story dann wieder interessant. Mei­ner Ansicht nach jedenfalls.

Ich bin gespannt darauf, wie ihr das wohl seht:

Ja, mein Gebieter!

Von Annabel Rose

Plaisir d’Amour

284 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-169-5

Preis: 12,90 Euro

Das Blue Bay Paradise ist ein Hotel der 5-Sterne-Spitzenklasse, direkt am blau funkelnden Meer auf Mauritius gelegen. Wer hier­her kommt, wird nach besten Kräften verwöhnt und umsorgt. Im Grunde genommen könnte damit eine Idylle beschrieben sein, doch leider hat sie zwei ganz entschiedene Makel.

Problem Nummer eins ist in der Tatsache zu sehen, dass das Hotel in die Jahre gekommen ist und sich im Laufe der Zeit Schlendrian eingeschlichen hat. Das Resort lebt vom Glanz ver­gangener Tage und spult mehr oder minder nur noch Standard­programm ab. Renovierungen wurden verschlafen, der Charme des Hotels wirkt angestaubt und ein wenig von gestern. Es ist abzusehen, dass es sich auf dem absteigenden Ast befindet.

Problem Nummer zwei hängt direkt mit dem ersten zusammen: der Besitzer möchte sich von der Immobilie trennen und aus dem Hotelbusiness zurückziehen. Verständlicherweise investiert er dabei nicht mehr in das Anwesen, das so idyllisch liegt und viel Potenzial besitzt.

So kommen zwei konkurrierende Hotelketten ins Spiel. Einmal die Familie von Hahlen, und Raymond Byrne. Beide agieren in­kognito. Während von Hahlen seinen Sohn Jonathan Benjamin von Hahlen ins Rennen schickt, der sich unter dem Aliasnamen Ben Schlüter als Animateur anstellt, um das Unternehmen auf Mauritius gewissermaßen undercover zu unterwandern, schickt Byrne seine erfahrene Hoteltesterin Mia ins Rennen, die sich als Touristin ausgibt und genau dieselbe Aufgabe ausführen soll, nur für die Gegenseite.

Mia, eine temperamentvolle Rothaarige mit milchweißer Haut und sommersprossig ohne Ende, betrachtet diese Mission als eine von vielen, als Routinejob … aber sie macht überraschend die Bekanntschaft von Ben und wird binnen kürzester Zeit in ei­ner Weise von ihm fasziniert und erregt, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hat. Dummerweise hat sie ein ganz persönli­ches Problem: wiewohl sie im Laufe ihrer knapp 30 Lebensjahre schon vier Liebhaber gehabt hat, vermochte keiner von ihnen es jemals, sie zu jenem phantastischen Punkt zu bringen, von dem die Frauen sonst so schwärmen – ein Orgasmus ist für sie ein Fremdwort, und es ist doch wirklich zum Heulen.

Da macht sie, wie gesagt, die Bekanntschaft mit Ben. Sie kann ihm natürlich ihre eigene Mission nicht verraten, und auch er macht aus seiner wahren Identität aus Selbstschutzgründen ein Geheimnis. Doch das hat keinen Einfluss auf die animalische Leidenschaft, die sie binnen kürzester Zeit zusammenschweißt – mit Ben hat Mia ihren ersten Orgasmus, und er fällt dermaßen heftig aus, dass es ihr beinahe die Fußnägel kräuselt.

Der Schock folgt auf dem Fuß – denn Ben sagt ihr daraufhin auf den Kopf hin zu: „Du bist devot!“ (was stimmt). Und er selbst versteht sich ausdrücklich als dominante Person. Er wünscht sich umgehend, dass Mia für die Zeit ihres Aufenthalts – zehn Tage lang – als seine Sub, im Grunde genommen also die per­sönliche Sklavin für seine Leidenschaften – zur Verfügung ste­hen soll. Nach einem kurzen Zögern stimmt Mia nervös zu, denn was er mit ihr tut, weckt ihre lange gehegten und nie umgesetz­ten erotischen Phantasien zu glühendem Leben.

Sie hat noch keine Ahnung, was auf sie wartet und wie vollstän­dig der charismatische Ben mit seinem verwegenen Piratengrin­sen ihr Leben umkrempeln soll. Denn die BDSM-Szene ist für sie noch vollkommenes Neuland, aber Ben ein erfahrener Master … und er ist von seiner neuen Gespielin ganz verzaubert und nimmt sich vor, ihr alles zu zeigen … doch zugleich hat sie in­zwischen einen neuen Geheimauftrag ihres Bosses erhalten – Raymond Byrne weiß, dass Jonathan B. von Hahlen im Hotel sein soll, und Mia soll ihn enttarnen und ausfragen …

Und wieder tauchte ich mit diesem Roman in die Schreibwelt ei­ner neuen Autorin ein, diesmal Annabel Rose – laut den Auto­reninfos eine Literaturwissenschaftlerin mit einer Neigung zu Frankreich (was man dem Roman deutlich anmerkt) und zu Son­nenschein am Meer. Selbst wenn man als Leser sehr schnell ahnt, worauf die Geschichte hinausläuft, so dass das kaum eine Überraschung darstellt, kann man hier doch von einer äußerst kurzweiligen Story sprechen. Interessant wird sie primär durch die Tatsache, dass man eine Menge von Mias Innenleben ken­nenlernt – beispielsweise ihre in der traurigen Kindheit wurzeln­den sexuellen Störungen (wie sie das versteht), insbesondere aber auch die Tatsache, dass sie sich selbst unweigerlich als fri­gide einstuft, weil sie außerstande ist, sich sexuell über die Grenzen hinauszubewegen, sich fallenzulassen und den lustvol­len Höhepunkt zu erreichen.

Dies ist ohne Frage ein Problem, das sehr viele Frauen mit ihr teilen, dasselbe gilt auch für ihre Phantasien, die völlig unzeit­gemäße (wie sie denkt) Phantasien von Unterwerfung und be­reitwilliger lustvoller Unterordnung, von Zwang und Fesseln ent­halten, zu denen sie sich jedoch nie bekannt hat und die sie nie­mals einem Liebhaber zu erzählen wagte. Wie unzählig viele un­glückliche Herzen mag es geben, denen es sehr ähnlich geht wie ihr? Gesegnet mit einem üppigen, lustvollen Körper, aber angefüllt mit Selbstzweifeln und der nagenden Furcht, ob der ei­genen Phantasien vielleicht „pervers“ zu sein.

Dass dann ein „Prinz“ wie Ben kommen muss, um sie zu „erwe­cken“ und über die Grenzen des Anstandes und der Scham hin­auszuführen, das ist ebenso zweifelsfrei eine Wunschphantasie zahlreicher Frauen unterschiedlichsten Alters. Nun, dieser Ro­man schiebt genüsslich das Tor dorthin auf, und er tut es auf eine sanfte, aufreizende Weise. So knapp zeitlich auch der Handlungsbogen ausfallen mag … er enthält eine ganze Reihe aufregender Szenen, die die Lektüre lohnen und es ermögli­chen, das Buch in einem Rutsch binnen von nicht einmal zwei Tagen auszulesen.

Eindeutig ein Qualitätsurteil in meinen Augen. Doch, ja, Annabel Rose ist ein Name, den man sich merken sollte.

Klare Leseempfehlung!

© 2017 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche gehen wir in jederlei Weise sehr weit zu­rück. Von der Handlung her sind wir rund zweitausend Jahre weit in der Vergangenheit. Und dann warne ich zudem schon mal vor: Die Rezension habe ich 1995 verfasst, sie ist also strukturell ein wenig „schlicht“. Aber wer weiß, vielleicht hole ich damit auch für manch einen von euch eine vergessene Perle der SF-Literatur wieder aus dem Dunkel des Vergessens.

Lasst euch da mal überraschen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Blogartikel 580: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 57

Posted September 15th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr am Beitrag des letzten Mals dieser Artikelreihe (Blogarti­kel 575) gemerkt haben dürftet, gibt es sehr, sehr viel zu diesen Episoden zu erzählen. Ich halte mich darum bei der Einleitung wieder kurz und resümiere nur das Nötigste, dann geht es gleich mit Fullspeed weiter.

Wir erinnern uns: Oki Stanwer gab seinem gerechten Zorn nach, als er während seines Ausfluges nach Zentrums-Terra von seinem Todfeind, der Dämonenwaffe GOLEM, zum Duell gefor­dert wurde. Dabei flog er mit der LIBERATOR in eine Zeitfalle und wurde in die tiefe Vergangenheit verschlagen (vgl. Bd. 78 der Serie).

Nach einem längeren Blick in die verworrene Gegenwart der Heimatgalaxis blendete ich in Band 84 wieder zurück zu Oki Stanwer. Die LIBERATOR findet sich rund 4 Milliarden Jahre vor der Gegenwart nahe der Milchstraße im Leerraum wieder … und der Kosmos ringsum ist unheimlich verändert. Während die menschlichen Reisenden durch die Bank verstört sind, begrei­fen Oki Stanwer und die Helfer des Lichts die Situation deutlich besser und erkennen überdeutlich, wie aussichtslos sie ist: Das Universum befindet sich in einer Genesephase. Dies ist die Schöpfungszeit, in der die Baumeister das Universum „realisie­ren“ und „normieren“. Es gibt noch keinen Hyperraum, kein in­telligentes Leben. Die Naturgesetze verhalten sich völlig anders als normal.

Der Einflug in die Milchstraße belegt das zunehmend. Ihr erstes Ziel sind die Standorte der Kegelwelten … doch hier tasten sie alle ins Leere. Die Kegelwelten existieren noch nicht. Zuletzt greifen sie nach einem Strohhalm – nach RANTALON. Denn die­se Welt müsste doch, hoffen sie, Priorität genießen und schon vorhanden sein.

Während sie Zielkurs auf RANTALON nehmen, wird in der Ferne ein Baumeister aus seinem Schlummer geweckt und auf Zeit­verbrecher im Haupt-KONFLIKT-Quadranten aufmerksam ge­macht.

Während Oki und seine Freunde darauf hoffen, irgendwo Bau­meister zu treffen, die einzigen Wesen, die ihnen noch helfen können, schickt dieser Baumeister sich an, die Zeitverbrecher zu bestrafen und mutmaßlich zu vernichten …

 

Episode 86: Baumeister-Kontakt

(1996, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Die LIBERATOR steuert als letztes sinnvolles Reiseziel in der phantomhaft-unwirklichen Galaxis Milchstraße die geheimnis­volle Ringwelt RANTALON an, jenes unglaubliche Baumeister-Ha­bitat, das in der Realgegenwart als letzter Kampfplatz zwischen Gut und Böse gilt. Jenen Ort, der durch die mörderischen Zeit­gezeiten seit langem abgeriegelt und völlig unzugänglich ist.

Sie werden alle elektrisiert, als die Ortung aussagt: „Volltreffer. Eine ringförmige Anomalie um den Stern SCHICKSAL. RANTALON existiert.“

Es kommt noch besser: Es gibt keine Zeitgezeiten! Also ist es nicht nur denkbar, sondern auch realisierbar, auf der rätselhaf­ten Ringwelt als erste Galaktiker zu landen … doch leider ist das nicht so einfach, wie sie sich das denken. Denn als sie sich den bizarren „Regenbogenwolken“ nähern, die rund 600 Kilometer über dem schimmernden Silberband überall zu beobachten sind, wird die LIBERATOR von einem Traktorstrahl brutal erfasst und in die „Wolken“ hineingerissen.

Es sind keine Wolken – es handelt sich um ein hochenergeti­sches Transportsystem, das den legendären Lebenskanälen in der Baumeister-Galaxis Arc gleicht. Als das Kommandogehirn der LIBERATOR das Schiff nach einer knappen Minute Flugzeit durch einen Energietrichter auf die Oberfläche entkommen kann, haben sie nach seinen Berechnungen eine Distanz von mehr als 239.000 Kilometern zurückgelegt!

Sie machen sich keine Illusionen: Jede galaktische Einheit wäre bei diesen Beschleunigungen vernichtet worden.

Auch sonst hat RANTALON seine Tücken.

Beim nächsten vorsichtigen Zwischenstopp havariert die LIBE­RATOR auf einer Ebene, die von silbernen Metallnetzen über­sponnen ist. Als Oki Stanwer und einige Mitglieder des Teams in Anzügen aussteigen, um sich das aus der Nähe anzusehen, wer­den sie jählings nach oben in das Transportsystem gerissen und über RANTALON verstreut – allein aufgrund der Tatsache, dass die Raumanzüge Spezialanfertigungen von MONOLITH sind, überleben sie das. Aber wie sollen sie jemals zum Schiff zurück finden …?

Derweil hat der fahndende Baumeister die Milchstraße erreicht und verfolgt akribisch den Kurs der LIBERATOR – mit seinen überlegenen sensorischen und technischen Mitteln fällt ihm das leicht. Aber er kann sich auf die Kegelwelten-Zwischenstopps Oki Stanwers naturgemäß keinen Reim machen. Als er entdeckt, dass RANTALON das letzte Ziel ist, entschließt er sich dazu, An­stalten zu machen, RANTALON zu normieren … auch wenn das die Alterung des Habitats in Gang setzen wird. Und in vier Milli­arden Jahren ist es dann vermutlich nicht mehr einsatzfähig.

Die auf RANTALON Verstreuten aus Oki Stanwers Crew landen in verschiedenen Habitaten. Da der Baumeister zwischenzeitlich aus der Ferne die Sicherungssysteme RANTALONS aktiviert hat, findet einer von ihnen ein jähes Ende. Drei andere von ihnen werden mit bizarrer Flora und Fauna der Ringwelt konfrontiert.

Und dann taucht ein Hoffnungsschimmer auf – denn über RAN­TALON erscheint ein zweites Baumeister-Schiff, und dessen In­sasse redet dem Milchstraßen-Baumeister ins Gewissen: Viel­leicht, so sagt er, sei es ja das ZIEL der Zeitverbrecher, dass er RANTALON normiert, um die Ringwelt in der Zukunft, aus der diese Wesen stammen, unbrauchbar zu machen.

Erschrocken nimmt der erste Baumeister daraufhin Abstand von seinen Plänen … aber möglicherweise, sagt er, seien die Zeit­verbrecher schon durch die Abwehrsysteme RANTALONS getötet worden. Daraufhin sucht der zweite Baumeister den Kontakt und trifft – zu seiner eigenen Fassungslosigkeit – auf niemand Geringeren als OKI STANWER …!!

 

Episode 87: Die Kegelwelten

(1996, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Die Lage auf RANTALON ist explosiv bis lebensbedrohlich, und zwar an allen Schauplätzen. Während Oki Stanwer sich ein Streitgespräch mit dem ungläubigen Baumeister liefert und so erreicht, dass die Feindseligkeiten gegen sein Team eingestellt werden, bricht in der LIBERATOR die Nervosität vollends durch, und der WÄCHTER wird von einem Bordmitglied mit der Waffe bedroht.

Dies ist verständlich, weil er unmittelbar vor dem Abreißen der Funkverbindung mit Oki Stanwer noch gesagt hat, dies sei „not­wendig“, damit der Baumeister-Kontakt hergestellt wird. Klivies Kleines kann die Situation mühsam entschärfen, aber dem WÄCHTER – der dies ganze Situation ja vorher schon gekannt haben muss, weil er sie aufgrund der „Schleife“, in der er raum­zeitlich gefangen ist, schon mindestens einmal durchlebt haben muss, traut nun niemand mehr.

Während dies geschieht, stirbt draußen auf RANTALON ein wei­teres Besatzungsmitglied durch eine Attacke eines riesigen Spinnenwesens. Die beiden überlebenden Frauen treffen wenig später zu ihrem Entsetzen auch noch einen humanoiden Sche­men, der sich als PROPHET vorstellt und ihnen eine unmissver­ständliche Handlungsanweisung gibt: Wenn sie aus dieser Zeit wieder fort wollen, muss der WÄCHTER zurückbleiben, und zwar auf einer Welt namens Hellside …!

Der Baumeister, der den Kontakt mit Oki Stanwer hergestellt hat, sammelt die beiden ebenfalls ein und bringt sie zur LIBERA­TOR zurück. Wenig später befreien er und neun weitere ange­kommene Artgenossen das Kegelschiff aus den Silbernetzen und schaffen für die Crew ein Habitat, in dem sie sich ein wenig erholen können.

Erholen ist gut – denn nun beginnen die eigentlichen Wunder erst. Die Baumeister, immerhin die Erbauer RANTALONS und MONOLITHS und der THIRAAN-Weltenkette, erweisen sich als eine Gruppe homogener, schwebender Metallquader. Sie haben vor ewigen Zeiten sowohl ihr ursprüngliches organisches Äuße­re aufgegeben als auch ihre Namen, und nun befragen sie das Kommandogehirn der LIBERATOR und Oki Stanwer, um die Gründe für seine Zeitreise und den seltsamen Kurs durch die Galaxis zu erfahren.

In der Konsequenz entschließen sie sich dazu, die Kegelwelten der Galaxis Milchstraße zu erschaffen, außerdem einige ergän­zende Welten, die als Lenkwelten konstruiert werden. Die THI­RAAN-Weltenkette wird als Redundanzsystem etabliert für den Fall des Ausfalls der Kegelwelten.

Außerdem entschließen sie sich, der LIBERATOR-Crew bei der Rückkehr in die Gegenwart zu helfen … aber ohne dass sie es ahnen, gibt es einen bitteren Wermutstropfen in all diesen posi­tiven Nachrichten.

Einer der zehn Baumeister ist schizophren. Niemand seiner Art­genossen hat das bislang bemerkt. Für ihn sind und bleiben Oki Stanwer und seine zeitreisenden Gefährten Verbrecher, die die Schöpfung schädigen, und er entschließt sich, zwar an der Hilfe mitzuwirken … aber mit dem Hintergedanken, sie anschließend zu sabotieren.

Wenn es nach ihm geht, sollen Oki Stanwer und all seine Ge­fährten letztlich eines schrecklichen Todes sterben, ehe sie die Gegenwart erreichen …

 

Episode 88: Eine Frist für die Galaxis

(1997, digitalisiert 2024)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Die Galaktiker an Bord der LIBERATOR werden Zeugen unglaub­licher Wunder. Während für sie aufgrund eines minimalen Zeit­sprungs keine Zeit verstrichen ist, sind draußen in der Galaxis 140 Jahre vergangen, in denen die Baumeister nicht untätig wa­ren, wie sie entdecken können. Die Veränderungen an den Pla­neten, die die Crew nach ihrem Erwachen in der Urzeit ange­steuert haben, ist unübersehbar. Sie nehmen zunehmend den Charakter echter Kegelwelten an.

Die Majorität der Besatzung wird von den Baumeistern eingela­den, die Bauarbeiten aus der Nähe anzusehen. Während sie die LIBERATOR verlassen, führt Oki Stanwer den notwendigen Ge­richtsprozess gegen den WÄCHTER – denn es ist aufgrund sei­ner Vorkenntnis all jener Geschehnisse, die seit dem Aufbruch der Kirrongar-Expedition passiert sind, unvermeidlich, dass das passiert.

Es wird ihm das absichtliche Schweigen zur Last gelegt, was GOLEMS Angriff auf die Milchstraße angeht, den Untergang der Sternenreichsunion, der Zentrumsrepublik Otanien und aller Freihandelswelten, der Tod von Milliarden Menschen und die durch GOLEM veranlasste Versklavung von Milliarden weiterer Terraner, die er im Königreich der Dämonen als sklavisches Zuchtmaterial weiterverwendete … all dies und vieles mehr hat der WÄCHTER gewusst und verschwiegen.

Und der PROPHET hat auf RANTALON verkündet, dass der WÄCHTER auf Hellside für die Jahrmilliarden eingekerkert wer­den muss. Der Schuldspruch ist also unvermeidlich. Ein Bau­meister hat inzwischen nach ihren Angaben eine Pyramide aus Goldkristall geschaffen, die er mitsamt dem WÄCHTER nach Hellside bringen wird.

Der Baumeister, der ihn nach Hellside bringt, ist der Verräter-Baumeister, der ihm gegenüber höhnisch durchblicken lässt, was sein Ziel ist: Das finale Versagen Oki Stanwers soll in Szene gesetzt werden, indem alles vernichtet wird, was er eigentlich zu retten trachtet! Dann – so seine verrückte Vorstellung – wür­den die Sieben Lichtmächte endlich erkennen, mit was für Ver­sagern sie zusammenarbeiteten und sich wieder darauf besin­nen, die Baumeister zu den Herren des Universums zu machen.

Der WÄCHTER begreift entsetzt, dass der Baumeister völlig irre ist. Doch dann wird er in das Stasisfeld eingefroren und kann nichts mehr dagegen tun.

Oki Stanwer und die LIBERATOR-Crew erreicht derweil die Lenk­welt THRAVOOR, die neu geschaffen wurde und von der aus die Kegelwelten in der Gegenwart zu steuern sein werden. Hier sol­len sie nach dem Plan der kosmischen Wesen in ein starkes Sta­sisfeld eingeschlossen werden, das sie vor jedwedem Einfluss insbesondere des Matrixfehlerkorrektursystems (MFKS) schützt. Das MFKS vernichtet üblicherweise rigoros Zeitreisende … aber da die Crew während der Milliarden Jahre währenden Stasis mit Primärenergie nach und nach dem Umgebungslevel angegli­chen wird, werden sie auch in der Gegenwart von dieser Seite her keine Probleme zu erwarten haben.

Und dann erwähnen sie fast beiläufig, dass Klivies Kleines ihnen gegenüber von dem Problem der Zeitgezeiten in der Gegenwart berichtet hat, gegen das sie noch keine Lösung wissen.

Wir haben das Problem schon gelöst“, erfahren die fassungslo­sen, begeisterten Galaktiker.

Im letzten Abschnitt blendet die Episode um in die ferne Zu­kunft, in jenen erbarmungslosen Krieg, in dem die Basis der Neutralen sich gegen die AUTARCHEN zu behaupten versucht. In einer nahezu zerstörten und schwer bedrängten AKADEMIE wird ein GRALSJÄGER namens TAASIK-889 noch ein letztes Mal ge­brieft, ehe er aufbricht – in einen KONFLIKT, der viele Milliarden Jahre in der Vergangenheit liegt.

Dort soll er in den Kampf um die Baumeister-Ringwelt RANTA­LON eingreifen und Oki Stanwer das Leben retten …

 

Episode 89: Lichtbasis-Zwischenstopp

(1997, digitalisiert 2024)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene:

Die LIBERATOR befindet sich im Innern der gigantischen Bau­meister-Lenkwelt THRAVOOR, die entfernt einem skelettierten Seeigel aus Metall gleicht. Hier erfahren die Besatzungsmitglie­der entzückt, dass die Baumeister während der 140 Jahre ihrer „kleinen“ Zeitreise seit dem Erstkontakt auf RANTALON (vgl. Bd. 86) so genannte „Zeitgeneratoren“ entwickelt haben. Es handelt sich um kleine, versiegelte „black boxes“, die explizit nur für eine Zielanwendung gedacht sind und nicht etwa zu Zeitmaschinen umfunktioniert werden können.

Einer der Baumeister, erfahren sie, wird sie hier auf THRAVOOR in Stasis in die Realgegenwart begleiten. Ein zweiter erhält die Zeitgeneratoren und reist ebenfalls auf dem langsamen Weg in die Zukunft. Dort wird er die Lage sondieren, mit seinem Artge­nossen auf THRAVOOR Kontakt aufnehmen und dann erst die Generatoren an die Galaxisrebellen weitergeben.

Oki Stanwer ist etwas enttäuscht über dieses offenkundige Miss­trauen, aber er kann sie natürlich auch verstehen – für sie ist die ferne Zukunft ein unprüfbarer Raum, über den man ja viel erzählen kann.

Aber er akzeptiert die Bedingungen.

Wann geht es los?“, kommt dann die Rückfrage.

SOFORT, sagt der begleitende Baumeister … und das Stasisfeld wird aktiv.

Furchtbarerweise ist der Baumeister, der nun mit dem Transport der Zeitgeneratoren beauftragt wird, der Verräter-Baumeister! Die anderen Artgenossen ziehen sich in das EXIL GHALATAAR zurück und werden in der Gegenwart wieder zu ihnen stoßen. Als sie sich verabschieden, haben sie keine Ahnung, dass sie ei­nem Wahnsinnigen gewissermaßen eine Carte Blanche gegeben haben.

Der intrigante Baumeister manipuliert daraufhin die Zeitgenera­toren. Außerdem nutzt er die Zeit, in sein eigenes EXIL zu reisen und dort eine furchtbare Waffe zu holen, die ihm einst ein Bau­meister-Kollege übergab … jener Kollege, der ihn gedanklich vergewaltigte und in ein negatives Wesen verwandelte.

Die Waffe ist eine EXIL-Löschungswaffe, und der entartete Bau­meister wendet sie gegen das EXIL GHALATAAR an und ermor­det all seine Artgenossen.

Als Oki Stanwer und seine Gefährten nach gefühlten Sekunden­bruchteilen in der Stasiszone auf THRAVOOR wieder zu sich kommen, befinden sie sich gut 4 Millionen Jahre vor der Realge­genwart. Und, aus der Ferne beobachtet vom Verräter-Baumeis­ter, hier kontrolliert der begleitende Baumeister die Kegelwelten und die THIRAAN-Weltenkette … und möchte danach in die Ge­genwart weiterreisen.

Oki Stanwer sagt jedoch, sie müssten noch einen Zwischenhalt einlegen – nämlich bei der Dimensionszentrale des LEUCHTEN­DEN. Dies sei in der Gegenwart schon als Zeitreise klar nachge­wiesen. Und von dort müssten sie, um in der Realzeit das Pro­blem der entarteten CROMOS zu entschärfen, eine Waffe entfer­nen und in den unterkosmischen Niveaus unterbringen (vgl. dazu die 70er-Bände der Serie).

Diese Manipulation gelingt und kann vom Verräter-Baumeister nicht sabotiert werden. Aus Hass heraus kehrt er in die Milch­straße zurück und stachelt hier das Volk der Zyw-Grynoth zu ei­nem mörderischen Bruderkrieg auf. Während die sich wieder in Stasis befindlichen Galaktiker davon nichts mitbekommen, führt die Manipulation der Zyw-Grynoth zur weitgehenden Vernich­tung der Kegelwelten und zum Abfall der Raupenwesen (vgl. dazu die 30er-Bände der Serie). Außerdem reist der Verräter-Baumeister nach Arc und berichtet hier von den Zeitexperimen­ten Oki Stanwers, dem Raub aus der Dimensionszentrale und verlangt gegenüber dem Konzil der Baumeister von Arc Sankti­onsmaßnahmen.

Das Konzil entscheidet, in den unterkosmischen Niveaus einen Primärenergie-Transitpol zu errichten, um Oki Stanwer nach Arc zu holen, sobald er dort wieder auftaucht, und ihn zur Rechen­schaft zu ziehen.

Als der Pol errichtet ist, manipuliert der intrigante Baumeister auch diese Installation. Wenn Oki Stanwer, so sein Plan, hierher kommt, was ein sicheres Ereignis ist, wird er nicht nach Arc ab­gestrahlt, sondern in Atome zerlegt werden … dass später der GRALSJÄGER ASAAI das Schlimmste verhindert (vgl. auch dazu die 70er-Bände), kann er nicht ahnen.

Als letztes Verhängnis manipuliert der Wahnsinnige dann auch noch das Stasisfeld von THRAVOOR … und macht sich schließ­lich auf, die Galaxisrebellen aufzusuchen. Vermeintlich, um ih­nen zu helfen.

In Wahrheit aber – um sie zu vernichten! Und niemand kann ihn aufhalten!

 

Episode 90: Operation Spurensucher

(1997, digitalisiert 2024)

Blende in die Handlungsgegenwart nach MONOLITH:

Oki Stanwer ist am 24. Januar 3938 durch GOLEMS Zeitfalle ver­schwunden (vgl. Bd. 78). Wenige Tage später wird immer klarer für die Rebellen, dass die konzertierte Aktion Oki Stanwers und des Dämonenschlächters gleichwohl ein Erfolg war.

Die Welt SYDAY-II, die das Zeitfeld um das Königreich der Dämo­nen stabilisierte, ist zerstört worden. Die Messergebnisse zei­gen, dass GOLEMS Flotten aus dem Raum des Königreichs der Dämonen flüchten, Abertausende von Schiffen. Und Maria San­driacochi, die als Helferin des Lichts mit Klivies Kleines und Oki Stanwer verbunden ist, kann sagen, dass sie in der Zeit zurück­geschleudert worden sind, aber offensichtlich immer noch le­ben. Sie ist zuversichtlich, dass sie den Weg zurück finden wer­den.

Wundert es, dass die Galaxisrebellen der festen Ansicht sind, nun seien sie auf der Siegerspur? Wohl nicht.

MONOLITH hält die ganzen Transite der GOLEM-Schiffe fest und markiert die Rematerialisierungsorte … aber seltsamerweise geht es von dort nicht weiter.

Das Misstrauen der Rebellen erwacht – und ist wohlbegründet. Denn die von Marconius Stanwer angeleierte „Operation Spu­rensucher“ tastet überall dort ins Leere. GOLEMS Schiffe sind spurlos verschwunden! Das Kommandogehirn von MONOLITH mutmaßt, dass GOLEM die letzten Jahrzehnte dazu genutzt hat, ein neues Triebwerk mit unbekanntem Emissionsspektrum zu ersinnen. Alle Ortungen nach Spiralantriebs-Schiffen werden folglich nicht mehr hilfreich sein.

GOLEM und seine loyalen Völker haben zwar das Königreich der Dämonen verloren … aber nun sind sie spurlos verschwunden und bekommen Zeit, sich zu reorganisieren. Zeit, die die Rebel­len ihnen eigentlich nicht geben wollen.

Marc lässt daraufhin das untergegangene Königreich der Dämo­nen untersuchen und stellt Schreckliches fest … der Zusam­menbruch des Zeitschirms hat ganz offensichtlich unkontrollier­bare Zeitstürme ausgelöst. Zurückgelassene Stationen sind um Jahrhunderte gealtert, Zentrums-Terra sogar um Tausende von Jahren – binnen weniger Tage. Die entfesselten Zeitgezeiten ha­ben die gesamte Planetenbevölkerung in Nichts aufgelöst.

Und dann taucht aus dem Königreich der Dämonen noch eine weitere extreme Gefahr auf – mörderische Kampfschiffseinhei­ten, die GOLEM entwickelt hat und gegen die selbst die Abwehr­schirme von ERKUNDER-Einheiten nichts mehr auszurichten ver­mögen: die Raumzeitgleiter, die minimal in der Zeit hin- und hersteppen können.

Von einer weiteren Gefahr haben die Galaktiker gar keine Ah­nung: an zahlreichen geheimen Orten der Galaxis werden von GOLEM die „Erweckungskommandos“ in Marsch gesetzt: Sie sol­len die geheimen „Schlafstationen“ erwecken, auf denen Millio­nen Vooler die letzten Jahrzehnte verschlafen haben. Sie sollen GOLEMS Streitkräfte weiter verstärken.

Aber selbst GOLEM ahnt nicht, dass er sich dabei ein ausgespro­chenes Kuckucksei ins Nest legt – den zahlreiche Vooler der Er­weckungskommandos haben andere Pläne als die Dämonen­waffe. Sie stellen eine Zeitbombe in GOLEMS Tyrannenreich dar – und nun werden sie befreit und entfesselt …

Ihr merkt, Freunde, es bleibt hochdramatisch, und obwohl Oki Stanwer sich auf dem Rückweg in die Gegenwart befindet, ent­wickelt sich die Lage schlimmer als jemals geahnt. Gerade jener Wohltäter, der ihnen eigentlich helfen soll, erweist sich insge­heim als ihr größter Feind. Das wird noch schreckliche Konse­quenzen zeitigen.

In der nächsten Folge dieser Artikelreihe bleiben wir aber erst mal auf den „Schlafstationen“ der Vooler und werden eine origi­nelle neue Handlungsperson kennen lernen, ehe es dann zurück zu den Galaxisrebellen geht.

Bis zum nächsten Mal, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 473: Imagines

Posted September 10th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich gebe es freimütig zu – Fanfiction ist meine Sache eher nicht, jedenfalls schon sehr, sehr lange nicht mehr. Gut, zugegeben, in den 80er Jahren gab es gelegentliche schwache Momente, wo ich mich in die Parallelwelten von Perry Rhodan und Star Trek verirrte. Und später kam noch mal eine originelle Idee im Rah­men einer Epigonengeschichte des Doctor Who-Universums hin­zu („Die Kugel-Invasion“, nachzulesen im PARADISE des Terrani­schen Clubs Eden, TCE). Aber sonst waren und sind mir meine eigenen Welten wirklich weit genug und so farbig ausgestaltet, dass ich keiner fremden künstlichen Welten bedurfte, um mich schreibend aus der Realität auszuklinken.

Auf der anderen Seite gebe ich aber auch bereitwillig zu, dass man mich nicht als klassischen „Fan“ irgendwelcher Personen, Gruppen oder fiktiver Welten betrachten kann. Das mag man enttäuschend finden, ich sehe das nicht als Defizit oder Pro­blem.

Mir gegenüber gibt es aber dann, gerade in jüngerer Vergan­genheit, wohl besonders aufgeflammt seit dem Aufblühen von Social Media, Cosplayer-Szene und Selfpublishing eine zuneh­mende Community von jungen Autoren und Autorinnen, die sich in solchen Fanfiction-Settings äußerst wohl fühlen.

Mit dem heute vorzustellenden Band machen wir mal einen kühnen Kopfsprung in dieses vielfältige, schillernde Universum der Fanfiction, und ich nehme euch einfach mal mit dorthin, wo es wild, lebensnah, romantisch und manchmal einfach unglaub­lich witzig zugeht:

Imagines

Dein Star ganz nah

(OT: Imagines)

Von Anna Todd (Hg.)

Heyne 42003

784 Seiten, TB, 2017

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken

ISBN 978-3-453-42003-8

Der Titel des dickleibigen Buches ist Programm, das kann man nicht anders sagen. Es wird auch so schon als Definition voran­gestellt: „Imagines – Eine Form der Fanfiction, in der der Leser als Hauptperson in die Story integriert wird.“ Die Herausgeberin fährt fort mit einer vertieften Reflexion: „Durch Fanfiction kön­nen wir uns kreativ und auf vertraute Weise mit Menschen aus­tauschen, die genauso denken wie wir. Fanfiction inspiriert Millionen von Lesern und Autoren weltweit, und ich bin wahnsinnig stolz darauf, Teil dieser tollen Gemeinschaft zu sein.“

Anna Todd weiß, wovon sie spricht – sie hat als Fanautorin auf der Selfpublisher-Plattform Wattpad (von der auch alle in die­sem Band versammelten Geschichten stammen) mit ihrer mehrteiligen, voluminösen Romansaga „After“ begonnen, die inzwischen auch erfolgreich verfilmt wird.1 Da war es nur völlig logisch, als der Gedanke aufkam, eine entsprechende Fanficti­on-Anthologie aufzulegen, sie als Herausgeberin medienwirk­sam heranzuziehen.

Herausgekommen ist ein interessantes Leseexperiment, das vielleicht manchen Ahnungslosen durch seine Optik (rosafarbe­ner Umschlag!) oder sein schieres Volumen abschrecken mag … mich hat das, offen gestanden, eher angezogen. Gut, ich hatte zuvor schon den „After“-Zyklus von Anna Todd gelesen und re­zensiert und war der Ansicht, halbwegs zu wissen, worauf ich mich hiermit einließ (großer Irrtum!). Dennoch habe ich ange­sichts des Preises (14,99 Euro) doch lange gezögert und erst zu­gegriffen, als der Band erfreulicherweise Ende 2019 preisredu­ziert zu finden war.

Und dann fing ich gemächlich an, so nach und nach die insge­samt 34 Geschichten zu schmökern, mit Wochenabstand dazwi­schen zuweilen. Aber keine Sorge, ich werde nicht über Gebühr spoilern oder den Großteil der Geschichten vorzustellen suchen, das würde erstens recht lange dauern und zum anderen die Le­seneugierde vielleicht schmälern. Es ist besser, ein paar interes­sante Perlen herauszupicken, Strukturprinzipien der Geschich­ten aufzuzeigen und einen Teil der Prominenz zu nennen, um vielleicht Fans oder solche, die es werden möchten, anzuspre­chen.

Charakteristisch für diese Form der Fanfiction – von der ich bis­lang eher kaum etwas gelesen habe, ich gehöre nicht zu den Followern von Wattpad, zugegeben, auch wenn ich mich durch­aus als Selfpublisher bezeichne – ist das Strukturmoment, dass sie alle aus der personalen Perspektive eines in der Regel na­menlosen Ich verfasst sind, was einen sofortigen Sog des Lesers in die Geschichte zur Folge hat. Ich würde vermuten, es ist mehrheitlich für Leserinnen zugänglicher, weil die Majorität (vielleicht sind sogar alle Geschichten so verfasst, ich habe da jetzt nicht den Überblick) aus weiblicher Perspektive geschildert wird. Strukturell geht es um normale Bürgerinnen, die im All­tagsleben unvermittelt mit Berühmtheiten konfrontiert werden und mit ihnen interagieren.

Das klingt jetzt unspektakulär, überschreitet aber bisweilen durchaus die Grenzen zur Phantastik. Schauen wir uns beispiels­weise mal die erste Geschichte an, die ich aufgrund der Tatsa­che, dass sie fast 60 Seiten lang ist, erst vergleichsweise spät gelesen habe. Ich neige halt dazu, kürzere Stories in Anthologi­en zuerst zu lesen, wohl wissend, dass zumeist die ausführliche­ren die komplexeren Plots beinhalten. Eine Einschätzung, die sich hier wieder einmal bewahrheitet hat.

Kevin Fanning erzählt in „Kim Kardashians Selfies gegen die männliche Vorherrschaft“ eine nahe Zukunft, in der das Erstel­len von Selfies verboten ist und Kim Kardashian als eine Promi­nente, die ständig Selfies zu machen pflegte, als Kriminelle in den Untergrund gedrängt wurde – eben weil sie damit nicht auf­hört. Und schon sind wir in einer dystopischen Zukunftswelt, in der die Erzählerin dummerweise mit einem Regierungsagenten in einer Beziehung lebt … und dann auf einmal auf Kim Karda­shian trifft, also „die“ Staatsfeindin Nummer Eins. Was dann, notwendig, zu Problemen führt.

Ebenfalls vergnüglich liest sich Annelie Langes „Superheld im Einsatz“, in der die Erzählerin unerwartet auf Chris Evans trifft, der bekanntlich im Marvel-Universum Captain America verkör­pert. Wie mag der wohl im „realen Leben“ so sein? In dieser Ge­schichte erfährt man es.

In „Escape aus Ashwood Manor“ wird die Ich-Erzählerin überra­schend mit Benedict Cumberbatch in einem „Sherlock“-Setting zusammengepfercht und muss mit ihm einen echten Kriminal­fall lösen. Durchaus spannend inszeniert.

In weiteren Geschichten trifft man Prominenz wie Zac Efron, Jen­nifer Lawrence, Kylie Jenner, Jamie Dornan, Chris Hemsworth, die Schauspieler der Serie „Supernatural“, Tom Hardy, Emma Watson, Charlie Hunnam, Demi Lovato, Matt Damon (in einem bizarren „Bourne-Identity“-Setting) oder Tom Hiddleston.

Ein wenig knifflig war es natürlich für mich als Nicht-Serienfan, dass ich zahlreiche Personen nur flüchtig oder gar nicht kannte. Manche Leute konnte ich dementsprechend nicht einordnen, und darum übertrug sich die Fan-Begeisterung beim Lesen nur in manchen Geschichten. Aber ich würde mal sagen, das, was mich da mitgerissen hat, war schon wirklich bemerkenswert. Und wer beispielsweise wesentlich mehr von Musikern wie der Band „One Direction“ kennt oder Serien wie „Supernatural“ oder „Keeping Up With The Kardashians“, der hat hier jede Men­ge Aha-Effekte zu gewärtigen und kommt fraglos voll auf seine Kosten.

Natürlich, manche Geschichten sind einfach kurz und schlicht-schwärmerisch. Einige sind unübersehbar nur Wunschphantasi­en, für die manche Disney-Plots Pate gestanden haben. Bei­spielsweise wenn die Gegenwart von Promis dazu führt, dass Mauerblümchen auf einmal ihrerseits durch die Prominenten ins Rampenlicht geführt werden (so z. B. in Kassandra Tates Ge­schichte „Mit Michael Clifford auf den Ball“). Mitunter spielen auch klare Vorurteile eine wesentliche Rolle, die dann durch die reale Präsenz der Prominenz gründlich zerstäubt werden und unter Umständen dabei helfen, dem Leben der Erzählerin eine völlig neue Wendung zu geben (so geschehen in „Knock-out“ von Katarina E. Tonks).

Auch witzig sind Storys, in denen die Rolle zwischen Promis und Fans auf den Kopf gestellt wird. So schildert die Autorin unter dem Pseudonym Evansley in „Rollentausch“ ein alter Ego, das auf Wattpad (!) einen mehrteiligen Fanroman über Dylan O’Bri­en verfasst hat … und als man offiziell an sie herantritt mit dem Wunsch, dieses Werk zu verlegen, stellt sich heraus, dass einer ihrer größten Follower niemand Geringeres als Dylan selbst ist … was das zur Folge hat, ist durchaus lesenswert.

In die phantastische Sphäre gehören unbedingt die Geschichten „Supernatural – wie im echten Leben“ von E. Latimer sowie „Akuter Kim-Ernstfall“ von Kate J. Squires. Im ersten Fall wird eine Fan-Convention von der Ich-Erzählerin besucht, die großer Fan der Serie „Supernatural“ ist … wie groß ist ihr Schock, als sie auf einmal auf dieser Convention auf echte dämonische We­sen trifft, die die Verkleidungen nutzen, um hier munter Men­schen zu massakrieren und ausgerechnet sie als Opfer auser­wählt haben? Gut, dass es dann die Helden der „Supernatural“-Serie gibt, die ihr zu Hilfe eilen … und dann den geheimen Zweck solcher Fan-Conventions enthüllen!

In Squires Geschichte haben es Kim Kardashian und ihr Ehe­mann tatsächlich ins Weiße Haus geschafft, und es geht um die krisenhafte Frage, was man der anspruchsvollen First Lady denn nun zum Geburtstag schenken könnte … das ist dann schon fast eine Karikatur, aber eben auch klar aus einem Paralleluniver­sum.

Goldig sind auch solche Geschichten, in denen die Erzählerin­nen erst gar nicht begreifen, dass sie es mit einem Promi zu tun haben. So geht es der Ich-Erzählerin in Anna Todds „Medium“. Und wirklich hinreißend, das lässt sich nicht anders sagen, ist „Ein englisches Herz“ von Kora Huddles (augenscheinlich das Pseudonym für Courtney McGehee), das uns ans Set des Mar­vel-Films „The Avengers“ versetzt und in die Maskenbildnerkabi­ne von Tom Hiddleston, für den seine Ich-Erzählerin und Mas­kenbildnerin immer mehr zu schwärmen beginnt. Das ist ein­fach wirklich süß und war auch deshalb so wirksam, weil ich Hiddleston in seiner Rolle als Marvel-Halbgott Loki so sehr schätze. Die meisten der fast 70 Seiten der Geschichte fragt man sich unwillkürlich, wer hier wohl mehr auf dem Schlauch steht … ein köstliches Vergnügen.

Alles in allem ist so eine unglaublich dichte Sammlung mehr­heitlich superromantischer Geschichten entstanden, die aller­dings nicht allein auf Schwärmerei reduziert werden kann. Man erfährt hier auch sehr viel über die Schattenseiten des Star­kults, über die Lebensumstände der Autorinnen und Fans und die bisweilen sehr schillernden Umstände solcher Schwärmerei­en. Manche Werke projizieren, wie angedeutet, auch zukünftige Gesellschaften oder kritische soziale Veränderungen. Natürlich kann man als „Fan“ die Geschichten auch einfach als eine von Wunschphantasien dominierte imaginative und verschriftlichte Form des Fankults verstehen.

Doch wie auch immer man sich diesem Band nähert … ich finde durchaus, dass das Rosarot des Umschlags sehr passend für diese Anthologie war. Und wenn Wattpad damit den Plan ver­folgt haben sollte, potenzielle neue Schreibtalente ausfindig zu machen, so ist das augenscheinlich erfolgreich gewesen. We­nigstens von Rebecca Sky weiß ich, dass sie es schon zu norma­len Buchverträgen geschafft hat. Und wer weiß, vielleicht hören wir von weiteren Autorinnen dieses Bandes ja in Zukunft noch mehr. Es lohnt sich auf alle Fälle, wenn man sich für Fanfiction erwärmen kann, dieses Buch zu konsultieren.

Meine Empfehlung lautet, wenn ihr euch das Buch anschafft: Beschränkt die Lektüre auf maximal zwei Geschichten pro Tag und zögert das Vergnügen der Gesamtlektüre so schön hinaus. Gut, in meinem Fall habe ich es etwas übertrieben und dafür zwei Jahre gebraucht … aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt.

© 2023 by Uwe Lammers

Ein echtes Leseabenteuer für diejenigen unter euch, die gern mal über den literarischen Tellerrand schauen möchten. Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich den dicken rosa Band im Regal anschaue. Und besonders muss ich dann an Tom Hidd­leston denken und die zeitreisenden Dinosaurier, die die Rezep­te für allen Pudding geklaut haben … um das zu verstehen, müsst ihr die betreffende Geschichte lesen. Ich musste jeden­falls laut herausprusten, als ich die Stelle schmökerte. Allein das lohnt den Kauf des Bandes.

In der kommenden Woche kehren wir dann mal wieder in ein erotisches Wunschsetting zurück, zu dem ich an dieser Stelle noch nicht mehr verraten möchte.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Die Rezensionen sind in Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

Blogartikel 579: Doppelte Böden

Posted September 8th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich gebe eingangs zu, dass ich ein wenig aus dem Blick verloren habe, warum ich ursprünglich vor Monaten diesen Titel plante. Soweit ich mich erinnern kann, war er ursprünglich entstanden, als ich an dem Archipel-Roman „Rhondas Reifejahre“ weiter­schrieb … aber inzwischen habe ich für diesen Titel eine klügere Verwendung gefunden. Ich greife dabei mal etwas voraus. Also Vorsicht, Freunde der Close Up-Artikel, es gibt hier ausdrückli­chen Spoiler-Alarm!

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich in der Ab­schrift und Kommentierung der letzten Episoden des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, die allesamt auf der Baumeister-Ringwelt RANTALON in der Gegenwart spielen. Ein höllischer Kampf, vertraut meinen Worten. In ein paar Mona­ten werdet ihr das selbst im Rahmen der Close Up-Artikel mitbe­kommen. Wenn dieser Beitrag erscheint, haben wir schon den Monat September, und ich werde mich, was die Digitalisate an­geht, an ganz anderen Fronten bewegen.

Für heute ist nur eins wichtig: Eine der Fronten für Oki Stanwer und die Galaxisrebellen der Milchstraße sind Wesen aus der fer­nen Zukunft, so genannte GRALSJÄGER, die einem sinistren SYNDIKAT angehören, das seine Operationsbasis im KONFLIKT 22 hat, über den ich in der Serie „Oki Stanwer – Der Schatten­fürst“ seit 1989 schreibe. Diese Wesen waren es, die die Zeitge­zeiten um die Baumeister-Ringwelt RANTALON geschaffen ha­ben und jeden Zugang unmöglich machen (… nun, es sei denn, man macht durch eine bizarre Volte des Schicksals einen Um­weg durch eine Zeitreise Milliarden Jahre zurück – davon erzähle ich in der kommenden Woche mehr).

Man sollte annehmen, dass Wesen, die die Zukunft kennen, ei­nen uneinholbaren Informationsvorsprung haben, was die Hand­lung der Gegenwart angeht, nicht wahr? Das denken diese We­sen natürlich auch.

Das Dumme ist, es gibt so etwas wie „blinde Datenfenster“ (dazu erzähle ich euch dann am 22. September mehr, dem möchte ich nicht über Gebühr vorgreifen). Ins Unreine gespro­chen sind das Bereiche der kosmischen Historie, die unklar bis gar nicht überliefert sind. Das ist ein wenig so wie eine Nebel­bank auf einem Gefechtsfeld, die man nicht durchdringen kann … schwierig, da taktische Operationen zu planen, wenn man nix sehen kann. Doppelt schwierig, wenn man außerdem noch ge­nau JETZT handeln muss, solange die Nebelbank besteht und der taktische Vorteil verschwunden ist, wenn man wartet.

Dennoch haben die GRALSJÄGER natürlich in vielerlei Hinsicht Oberwasser. Sie halten sich für die Gewinner in diesem Ringen … und sie täuschen sich.

Denn sie müssen entdecken – übrigens ebenso wie Oki Stan­wers Mitstreiter – , dass der anfängliche Wettbewerbsvorteil rasch entwertet wird. Die Lage ist nicht ganz so wie angenom­men. Es gibt seltsame … Veränderungen des Handlungsverlau­fes und gegnerische Aktivitäten, mit denen selbst die Zeitrei­senden nicht gerechnet haben.

Das hat wesentlich, aber nicht ausschließlich, mit etwas zu tun, was ich inzwischen den „Spurwechsel“ nenne. Eine Manipulati­on an der Vergangenheit, die umgesetzt wurde zu einem zu­künftigen Zeitpunkt, als die GRALSJÄGER bereits abgereist wa­ren, die aber VOR dem Zeitpunkt ihrer Ankunft in der Zielzeit manifest wurde.

Das ist ein wenig wie vierdimensionales Schach. Für Wesen wie die TUURINGER, eine geheimnisvolle Spezies sehr machtvoller Lebensformen, die nach KONFLIKT 28 entstehen, ist das fast et­was ganz Natürliches. Sie sind Entitäten, die nicht an den kon­stanten Fluss der Zeit gekettet sind, wie wir ihn kennen. Zeit ist für sie ein fluides Medium, das man wie eine Straße in beide Richtungen befahren kann. Sie leben gewissermaßen vorwärts und rückwärts gleichzeitig, und deshalb sind Manipulationen in vorzeitigen Zeitströmen für sie definitiv nicht unmöglich. Auf diese Weise ziehen sie gewissermaßen doppelte Böden in Ereig­nisketten ein, die klar definiert scheinen.

Das sinnfälligste Beispiel, das mir hierzu einfällt, entstammt nicht KONFLIKT 16, sondern dem sehr viel früheren KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR). Auch an dieser Serie sitze ich zurzeit (Juni 2024) an den Schlussepisoden und hoffe, die Serie noch anno 2024 abschließen zu können.

In dieser Serie existiert von Anbeginn an der Techno-Träumer Torkeron, ein argloser Humanoider vom Planeten Tushwannet, der die fabulöse Gabe des Zukunftstraumes hat. Er sieht Ereig­nisse voraus, ehe sie geschehen. Diese Fähigkeit stellt er in den Dienst der Traumgilden von Tushwannet. Wie es dazu kommt, dass er diese Fähigkeit besitzt, ist ihm gleichwohl nicht klar, er nimmt sie einfach hin.

Eines Tages aber führt ihn diese Gabe mittels einer Fall-Trance an einen grauenhaften Ort – nach TOTAM selbst, wo er mit Geis­tern spricht und fast von der Macht des Bösen absorbiert wird. Im letzten Moment kann er sich flüchten, erleidet dabei aber ei­nen vollständigen Erinnerungsverlust … und als er im Aufwach­prozess ist, in einem Krankenhaus auf der Welt Talascantor, da registriert er einen bizarren Verdruss … einen Verdruss von je­mandem, den er mit seiner Handlung enttäuscht hat.

Torkeron ist, ohne es zu wissen, ein Agent der TUURINGER in dieser Zielzeit, und indem er TOTAM wieder verließ, hat er die Mission sabotiert, für die er eigentlich ausgesandt wurde.

Der ihn entsendende TUURINGER, ein Wirklichkeits-Konfigura­teur, ist aber nicht bereit, diese Niederlage hinzunehmen, und er addiert gewissermaßen einen „doppelten Boden“. Er instal­liert einige Jahrzehnte vor Torkeron (aber witzigerweise nach seinem Versagen in der Seriengegenwart!) einen weiteren Tech­no namens Scheverlay, und in der IR-Serienhandlung führt das letztlich dazu, dass Scheverlays und Torkerons Lebensspuren zusammenfließen. Und der Kurs zielt dann erneut auf den schwarzen Planeten TOTAM und auf die Missionserfüllung.

Wie im KONFLIKT 16 beim Kampf um RANTALON ist es also auch hier absolut nicht ausgemacht, dass die regulierenden zukünfti­gen Mächte alles kontrollieren und somit einen unschlagbaren „Wettbewerbsvorteil“ haben. Die arglosen Intelligenzwesen in den Niederungen der kosmischen Weiten, Wesen wie ihr und ich also, haben schon noch ihren eigenen Kopf, und so sehr die Mächtigen auch doppelte Böden in die Realität einziehen mögen … sie kommen aus einem sehr fernen Raum, und ihre Einblicke vor Ort sind meist recht vage, grob und manchmal grotesk falsch.

In der Konsequenz kommt es dann natürlich zu bizarren Fehlent­scheidungen oder fatalen Katastrophen. Doch letztlich, und da­mit möchte ich jeden von euch beruhigen, der hier denkt, der gesamte OSM werde gewissermaßen gnadenlos aus der Zukunft ferngesteuert, letztlich sind es die mitunter irrationalen, emotio­nalen Entscheidungen der Akteure vor Ort, die solche „göttli­chen“ Pläne durchkreuzen und relativieren.

Der Mensch denkt, das Schicksal lenkt? Dreht den Spieß an der Stelle mal um, denn das trifft die Realität deutlich besser. Und deshalb, weil ich nie wirklich kalkulieren kann, wie unerwartet sich Protagonisten vor Ort entscheiden, wenn es um die Lang­zeitpläne der höheren Entitäten geht, deshalb bleibt der Oki Stanwer Mythos einfach unfassbar spannend.

Ich hoffe, dieses Gefühl überträgt sich auch auf euch, Freunde.

Soviel für heute. In der nächsten Woche begleiten wir Oki Stan­wer bei seinem Baumeister-Kontakt auf RANTALON vor vier Milli­arden Handlungsjahren …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 472: Die zweite Sintflut

Posted September 4th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

lasst euch nicht von den teilweise skeptischen Worten weiter unten in der Rezension in die Irre leiten, sondern folgt dem ge­nerellen Tenor der Darstellung – das Buch lohnt diese Herange­hensweise wirklich sehr. Und ich warne, wie bei so vielen Bü­chern zuvor schon, ausdrücklich davor, dies als Bettlektüre vor dem Einschlafen zu nutzen. Wenn ihr in der Nacht noch schlum­mern wollt, solltet ihr die Lektüre ein paar Stunden zeitiger an­fangen.

Mir wenigstens ist es so ergangen, dass ich aus dem Werk kaum mehr herauskam. Einmal, weil ich natürlich wissen wollte, wie dieses Phänomen überhaupt möglich ist, zum anderen, wie man es schließlich dann aufhalten kann. Beide Punkte sind äußerst interessant und äußerst gegenwärtig.

Auf den ersten Blick könnte man, auch mit Blick auf den Klap­pentext, denken, es mit einem Klima-Thriller zu tun zu haben. Was er in Wahrheit darstellt, würde hier schon zu viel verraten.

Ich lasse euch lieber mal auf meine Rezension aus dem vergan­genen Jahr los und ein wenig selbst rätseln, wie das alles wohl möglich sein mag, was nun folgt:

Die zweite Sintflut

(OT: The Rising Sea)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 0782

April 2020, 9.99 Euro

592 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0782-5

Goro Masamune ist ein legendärer japanischer Waffenschmied, der während der Zeit der Shogune sagenumwobene Schwerter schmiedet. Sein Meisterwerk, so wird es überliefert, ist das Hon­jo Masamune. Das Schwert ist als nationales Kunstwerk in den traditionsreichen Familien Japans bis 1945 weitergegeben wor­den. Nach der Niederlage des kaiserlichen Japans leiteten die Alliierten ein umfangreiches Entwaffnungsprogramm in die Wege und konfiszierten auch die Schwerter in den Sammlungen der Adelsfamilien. Dazu zählte auch das Honjo Masamune … das in diesen Tagen auf unbegreifliche Weise verschwand und nie wieder gesehen wurde.

Niemand konnte sich jemals vorstellen, dass dieses Schwert dereinst einmal Anlass geben würde zum möglichen Untergang der Welt, aber genau das ist ein zentraler Baustein des vorlie­genden Romans. Der Weg zum Verständnis ist allerdings selbst für alle Beteiligten ein sehr weiter.

Im frühen 21. Jahrhundert grassiert ein umstrittener Begriff und treibt die Gelehrten der Welt ebenso um wie die Politiker und die Allgemeinheit der Bürger – der globale Klimawandel und die stete Erwärmung des Planeten. Es ist allgemein gut belegt, dass seit Beginn der Industriellen Revolution die wachsende Mensch­heit, besonders stark dann seit Beginn des 20. Jahrhunderts, durch Verwendung fossiler Brennstoffe, globalen Verkehr und weitflächiger Eingriffe in die Natur zur globalen Erwärmung im Rekordtempo beigetragen hat.

Als nun allerdings die amerikanische NUMA (National Underwa­ter and Marine Agency) zunehmend beunruhigt registriert, dass der Meeresspiegel auf unerwartet dramatische Weise zu steigen beginnt, wird Kurt Austin von der NUMA in Marsch gesetzt, um die Gründe dafür ausfindig zu machen. Die ersten logischen Kandidaten sind abschmelzende Gletscher. Andere sind ver­stärkte vulkanische Aktivitäten … doch beides lässt sich bald ausschließen. Aus irgendeinem Grund muss das Wasser, das zu­nehmend die Ozeanpegel steigen lässt, von anderswoher kom­men.

Dabei kommen die NUMA-Experten auf einen verschrobenen, technophoben Wissenschaftler in Japan, Kenzo Fujihara, der an­geblich mit so genannten „Z-Wellen“ Erschütterungen der Erd­kruste festgestellt haben will, die niemand sonst registriert hat. Er gilt deshalb auch als Sonderling des wissenschaftlichen Esta­blishments. Da aber andere rationale Erklärungen versagen, su­chen Kurt Austin und sein Kollege Joe Zavala ihn in Japan auf … und geraten wenig später direkt in das Visier eines massiven Angriffs auf Fujiharas festungsartiges Domizil. Geleitet wird er von einem tätowierten Killer, der alsbald als Ushi-Oni identifi­ziert ist.

Oni ist ein ehemaliger Yakuza-Killer, doch in wessen Auftrag er Fujihara nach dem Leben trachtete, bleibt schleierhaft. Vor der Attacke konnte aber noch entdeckt werden, von wo die so ge­nannten Z-Wellen ausstrahlen – von einem Punkt des Meeresbo­dens, der zwischen Japan und China im ostchinesischen Meer liegt. Und interessanterweise ist dieser Ort ein militärisches Sperrgebiet der Chinesen, das scharf bewacht wird.

Irgendetwas, wird deutlich, haben die Chinesen dort gemacht, das unübersehbar mit der momentanen Krise zu tun hat. Es dauert freilich, bis sich herauskristallisiert, dass dort am Mee­resboden offensichtlich eine Bergbauoperation fehlgeschlagen ist und sich bizarre Geysire geöffnet haben, aus denen unglaub­liche Mengen an Süßwasser strömen. Wenn man dies nicht ein­dämmen kann, zeigen NUMA-Berechnungen alsbald, könnte so­viel Wasser freigesetzt werden, dass in wenigen Monaten alle Küstenlinien der Welt Makulatur sind und Milliarden Menschen zur Flucht in Binnengebirge genötigt sein könnten … nur werde das nicht helfen. Denn die Quelle, die hier aktiv geworden ist, heißt es, ist derart ergiebig, dass kein Gebirge der Welt hoch ge­nug wäre, um den strömenden Wassermassen auszuweichen.

Wenn kein Wunder geschieht, droht in der Tat eine zweite Sint­flut, die diesmal die menschliche Spezies radikal vom Globus spülen wird … das Ende der Welt selbst steht vor der Tür!

Ich gebe zu, ich bin ein Skeptiker, was die biblische Überliefe­rung und die erste Sintflut angeht. Ihr zufolge soll dies ja ein göttliches Strafgericht über die sündige Menschheit gewesen sein (darum auch die Bezeichnung „Sintflut“, was eigentlich „Sündflut“ bedeutet und den Tod der moralisch Verdorbenen zur Folge haben sollte), das nur Noah, seine Familie und ausgewähl­te Tiere überstanden haben sollen. Es ist relativ klar, dass diese Überlieferung eine hypertrophe Übertreibung jüdischer Gelehr­ter ist, die sich aus saisonalen Überflutungserinnerungen speis­te, von denen sie im babylonischen Exil hörten. Heutzutage klingt es naturwissenschaftlich und evolutionstheoretisch völlig abwegig, diese Überlieferung für bare Münze zu nehmen.

Demzufolge war ich auch skeptisch, was den deutschen Titel dieses Romans angeht. Ich fragte mich: Woher soll wohl soviel Wasser kommen? Schmelzen auf einmal alle Gletscher der Welt ab? Nein, interessanterweise ist es anders … auf eine geradezu beunruhigend interessante Weise anders. Wie der NUMA-Wis­senschaftler Paul Trout sagt, ist es geophysikalisches Grundwis­sen des Studiums, dass man dort lernt, Wasser nicht nur an der Oberfläche zu vermuten. Es gibt sehr viel größere Wassermen­gen in Tiefengesteinen, dort in der Regel eingeschlossen in ab­gekapselten Gesteinsschichten und an dortige Substrate gebun­den. Mehr Wasser, als in den Ozeanen der Welt zu finden ist. Wer also durch einen gefährlichen Zufall diese Schichten an­bohrt, löst möglicherweise eine Kettenreaktion aus, die dem sehr ähnlich ist, was in diesem Buch dargestellt ist.

Was das alles mit dem legendären Samuraischwert, dem Honjo Masamune, zu tun hat und etwa mit der Bergbauinsel Gunkanji­ma (über die ich einen faszinierenden Bildband besitze), das muss man dann selbst nachlesen. Ich fand es allerdings sehr hilfreich, wenige Monate vor Lektüre des Romans eine Folge der nicht unumstrittenen Dokumentationsreihe „Mythen der Ge­schichte“ angesehen zu haben, in der es genau um das Honjo Masamune ging. Die von Graham Brown im Roman referierten Fakten sind im Kern absolut präzise, und ich war gewisserma­ßen auf schöne Weise „vorgewarnt“, worum es da gehen würde.

Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss durchaus nicht, dass ich auf alles vorbereitet gewesen wäre, was darin passiert. Die Verbindung von chinesisch-japanischen Politintrigen, die Rolle des Industriellen Walter Han, die ich oben ganz ausgelassen habe, Robotkopien von Menschen, Cyber-Feindseligkeit des Ken­zo Fujihara und die Verquickung mit der kriminellen Unterwelt Japans, das zusammen ergibt einen höchst dramatischen Mix, der sehr lesenswert ist. Insbesondere weil auch die intelligenten NUMA-Leute sehr lange im Dunkeln tappen, was die Ursachen der „rising sea“ angeht – und dann, als einige von ihnen klarer sehen, äußerst massive Schwierigkeiten haben, diese Kenntnis­se auch tatsächlich weiterzugeben, insbesondere deshalb nimmt die Spannung konstant zu.

So entstand ein seitenstarker echter Pageturner, der einmal mehr zeigt, dass Graham Brown versiert und mit voller Absicht tech-affine Details in die Romanhandlung einflechtet, mit histo­rischen Rätseln und einer spannenden Actionhandlung zu kom­binieren weiß. Einmal mehr ist zu bedauern, dass Cussler-Roma­ne nicht als Film- oder Serienstoff verarbeitet werden. Ich würde mir das zu gern anschauen.

Klare Leseempfehlung!

© 2023 by Uwe Lammers

Also wirklich, dachte ich, als ich das Buch zuklappte, da behaup­te noch einer, Werke aus dem Clive Cussler-Universum seien plump schematisch und wüssten nicht mehr zu überraschen. Davon kann bei diesem Roman wirklich keine Rede sein. Gra­ham Brown ist tatsächlich für solche Überraschungen in jedem seiner Romane gut.

Eine Überraschung der ganz besonderen Art erwartete mich dann, als ich auf dem Wühltisch über ein sehr dickleibiges Buch stolperte, das mich schon seit längerem irgendwie magisch an­gezogen hatte. Das Leseabenteuer, das mich dann über zahlrei­che Wochen erwartete, übertraf allerdings alles, was ich mir vorgestellt hatte.

Und das bei einem Buch in Pink! Echt, darauf könnt ihr euch freuen, Leute, das wird nächste Woche total witzig werden, ich sehe das schon voraus. Mehr möchte ich noch nicht verraten.

Bis demnächst dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

heute schauen wir uns mal die kreative Ausbeute der Monate Oktober bis Dezember 2021 an. Das ist jene Phase meiner frü­hen Arbeitslosigkeit nach dem Ende meiner universitären Be­schäftigung … und ihr werdet schnell entdecken, dass es hier mit meiner lange so strangulierten kreativen Ader rasch wieder bergauf ging.

Das sieht man allein schon an den Kennziffern dieser Monate, die ich mal kurz vorwegnehmen will: 40, 35, 27. Der letzte Wert fällt traditionell ab, weil ich im Dezember eben die ganze Weih­nachts- und Jahresendkorrespondenz als „Konkurrenz“ habe, worauf auch in diesem Jahr viel Zeit entfiel.

Schauen wir uns die Monate mal der Reihe nach an.

Im Oktober gingen, wenig überraschend, die Digitalisierungsar­beiten am KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ bzw. 13Neu konse­quent weiter, eher schleppend, weil gerade die frühen Episoden doch sehr fehlerlastig sind und viel Kommentierung erzwingen. In der Proto-OSM-9-Ebene „Der Kaiser der Okis“ erreichte ich recht geschwind Band 9. Bei „Erotische Abenteuer“ erreichte ich bereits Band 67. Ich feilte zudem am OSM-Hauptglossar und probierte eine Stippvisite in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der In­sel-Regent“, aber der Funke sprang nicht über.

Okay, dachte ich, dann nehmen wir uns andere Projekte vor, daran herrscht ja nun wahrlich kein Mangel. Aber auch Versuche an „Das Geheimnis von Church Island“ oder am E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ führten nicht allzu weit. Dasselbe Schicksal erlitt ein Besuch in KON­FLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“.

Dann brach der Monat November an. Hier beendete ich einen Band aus KONFLIKT 4 erfolgreich. Am 14. November schloss ich mit Band 74 das Digitalisat der „Erotischen Abenteuer“ ab, am 25. November folgte – wie schon erwartet – mit dem Digitalisat von Band 14 der Abschluss des Digitalisats „Der Kaiser der Okis“. Und wie immer sprang ich spontan in das nächste noch offene Seriendigitalisat.

Diesmal hatte ich mir KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ ausgesucht. Eine immerhin 125 Episoden lan­ge Serie, die ich im Dezember 1983, also gewissermaßen in der OSM-„Steinzeit“ begonnen hatte. Erst fast 15 Jahre später, 1998, gelang es mir, den sehr komplex gewordenen Handlungs­bogen abzuschließen. Ihr hört darüber derzeit eine Menge in den „Close Up“-Beiträgen und könnt mir vermutlich beipflichten, dass das nicht wirklich eine simple 08/15-Kost ist.

Was gab es in diesem Monat sonst noch an Spektakulärem mit Bezug auf den OSM und die „Annalen der Ewigkeit“? Nun, ich warf einen längeren Blick in die Novelle „Die Optimierungsfa­brik“, die in der Frühphase von KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ spielt. Aber auch hier kam ich nicht allzu weit. Ich arbeitete ferner recht eifrig an verschiedenen begonnenen Episoden des KONFLIKTS 4 weiter, aber das Inferno in der INSEL lässt mich immer noch bei der Weiterarbeit zögern. Es hat eini­ges von einem manifesten Alptraum an sich, an den man sich auch höchst ungern erinnert. Hier muss ich mich gewisserma­ßen kopfüber hineinstürzen … das wird nicht angenehm wer­den. Das macht das Zögern vielleicht begreiflicher.

Als der Monat Dezember anbrach, der ja von den ganzen Weih­nachtsaktivitäten überkrustet wurde, bemühte ich mich, das Glossar für „Der Kaiser der Okis“ zu entwickeln … es ist bislang aber eine Baustelle geblieben.

Witzigerweise schrieb ich dann ein wenig an „Erotische Aben­teuer“ weiter, aber wirklich nur wenige Episoden. Ich war ge­danklich einfach nicht bei der Sache.

Dasselbe Schicksal traf die „Annalen“-Geschichte „Parasiten aus dem Kosmos“, die immer noch eine Baustelle ist, ob­gleich ich sie jüngst in den „Langzeitprojekten“ vorstellte.

Dafür kam ich recht ordentlich beim Digitalisat von OSH vor­wärts und ebenfalls überraschend gut bei den frühen Episoden von KONFLIKT 16 (gut, da sie handgeschrieben waren, hatten sie nun echt nicht viel Umfang. Sie glichen eben noch sehr den Bänden der Serie „Oki Stanwer“ (KONFLIKT 15), und derselben Zeitphase meines Schreibens entstammten sie ja auch.

Witzigerweise kam ich in den neuen „Horrorwelt“-Episoden überraschend solide vorwärts. Das sei hier nur am Rande ange­merkt, ich kam tatsächlich bis Band 180.

Ein weiterer Vorstoß bei „Church Island“ schlug erneut fehl. Da mangelte es mir tatsächlich immer noch an der richtigen Schreibstimmung, leider. Ich fand sie später wieder und konnte den Roman beenden, aber halt nicht hier in dem Jahr 2021, das mit insgesamt 355 fertigen Werken abschloss.

Alles in allem doch, gerade im hinteren Drittel, ein recht erfolg­reiches Jahr, wobei es indes an frischen OSM-relevanten Impul­sen mangelte. Wie sich dann im ersten Quartal 2022 entwickel­te, werdet ihr hier alsbald erfahren.

Soviel von mir für heute. In der kommenden Woche kümmern wir uns mal um „doppelte Böden“. Wie ich das wohl meinen mag? Nun, um das zu erfahren, werdet ihr wohl wieder einschal­ten müssen in der kommenden Woche. Ich freue mich darauf.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 471: Freispruch für den Hund der Baskervilles

Posted August 28th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr wisst, wenn ihr meinem Rezensions-Blog lange genug ge­folgt seid, zur Genüge um meine Begeisterung für den einzigen beratenden Detektiv Londons am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts, geschaffen durch die Imagination des Arztes und Schriftstellers Arthur Conan Doyle. Die Rede ist natürlich von Sherlock Holmes.

Ich kenne den Kanon seiner Werke durchaus so gut, dass ich Anspielungen recht gut zuzuordnen verstehe. So horchte ich auf, als ich auf dieses Werk stieß, das durchaus auf analytische Weise einen Klassiker des Kanons gegen den Strich bürstete.

Das könnte interessant sein, dachte ich mir, besorgte das Buch und vertiefte mich darin … und fürwahr, interessant ist ein mächtiges Understatement für dieses raffinierte Werk, das auch den Kenner des Kanons ordentlich zu verblüffen weiß. Wer Hol­mes-Fan ist und es nicht kennt, sollte sich umgehend auf die Su­che danach machen, denn die Lektüre lohnt in jeder Weise.

Vorhang auf für ein beeindruckendes Buch:

Freispruch für den Hund der Baskervilles

Hier irrte Sherlock Holmes

(OT: L’affaire du chien des Baskervilles)

Von Pierre Bayard

Kunstmann-Verlag, 2008

212 Seiten, gebunden

ISBN 978-3-88897-529-5

Aus dem Französischen von Michael Keller

Whodunnit.

Das ist immer wieder die elementare, zentrale Frage, nicht zu­letzt in Arthur Conan Doyles Werken über den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Denn üblicherweise geht es um Mord und Ge­heimnis, darum, ein Verbrechen aufzuklären, in das sich durch­aus nicht selten scheinbar übernatürliche Dinge einmischen. Man kennt das als Holmes-Kenner etwa aus dem Fall des „Vam­pirs von Sussex“ und ähnlichen … aber ganz besonders natür­lich aus dem legendären Fall des „Hundes der Baskervilles“.1

Wir erinnern uns: Sherlock Holmes bekommt eines Morgens Be­such in der Baker Street 221b. Der Landarzt Dr. Mortimer be­richtet dem skeptischen Detektiv von unheimlichen Vorkomm­nissen in Dartmoor, in die die Familie seines Freundes Sir Charles Baskerville verwickelt ist. Er ist vor kurzem unter reich­lich mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, und allen Indizien zufolge war daran der Familienfluch schuld. Es geht nämlich die Mär um, dass ein Ahne von Sir Charles, Hugo Bas­kerville, einst ein sündhaftes Verbrechen mit Todesfolge beging und daraufhin von einem höllischen Hund zerfleischt wurde. Just diese Bestie soll nun wiedergekehrt sein.

Holmes ist naturgemäß ungläubig. Magie gehört nicht in sein Ressort, und er hält wenig von der Fluch-Hypothese. Als wenig später Henry Baskerville, der Erbe, in London eintrifft und sehr bereit ist, das Erbe von Sir Charles anzutreten, schickt Holmes seinen Adlatus Watson mit auf den Familiensitz der Baskervilles nach Dartmoor und behauptet, nachkommen zu wollen. Watson solle ihm regelmäßig über die Ereignisse berichten.

Die Dinge, die der Arzt vorfindet, sind reichlich verworren. Eine Reihe von dubiosen Personen treten auf, zum Teil im Haushalt, zum Teil auf dem Moor selbst. Lichter und Gestalten werden im Moor gesichtet. Es geht um einen entflohenen Sträfling und ei­nen Naturforscher namens Stapleton und dessen Schwester Be­ryl. Dann taucht auch noch Laura Lyons auf, die sich letztlich als Geliebte von Stapleton entpuppt.

Ach ja, und der Hund hat seinen Auftritt, eine Bestie, leuchtend wie Phosphor, ein schieres Monstrum.

Nun, wir kennen die Geschichte und ihr Ende: Holmes entlarvt letzten Endes Stapleton als Verbrecher, der im Moor einen mit Leuchtfarbe angestrichenen riesigen Hund hütet und mit seiner Hilfe Sir Charles in den Tod gehetzt hat und schließlich auch noch – versehentlich – den Sträfling Selden umbringt, der Henry Baskervilles abgelegte Kleidung trägt. Als sich herausstellt, dass Beryl in Wahrheit Stapletons Frau ist und sowohl Kontakt zu Sir Charles als auch zu Henry Baskerville geknüpft hat, schließt Hol­mes die Indizienkette. Er verfolgt den flüchtigen Stapleton ins Moor, aber dieser wird nach allem Anschein Opfer seiner eige­nen Pläne und versinkt im Morast. Die Spur des Hundes der Baskervilles verliert sich.

Soweit die Lesart, die uns Arthur Conan Doyle auftischt. Pierre Bayard, der schon andere Klassiker gegen den Strich gebürstet hat, rollt den Fall neu auf und weist durchaus präzise nach, dass das meiste, was der Leser vermittelt bekommt, durch die Brille voreingenommener Personen zugeleitet wird: Dr. Mortimer ist leicht zu beeindrucken und zutiefst beunruhigt, weil er an den Fluch der Baskervilles glaubt. Sir Charles war davon offensicht­lich ebenfalls stark infiziert. Henry Baskerville ist zwar skep­tisch, aber die Berichte verfasst ja Dr. Watson, so dass der Leser Watsons Sicht der Dinge zu sehen bekommt … und die ist ähn­lich abergläubisch wie die von Dr. Mortimer, und das unheimli­che Klima in Dartmoor tut das Übrige dazu, die Nerven noch weiter aufzureizen.

Bayard beginnt also mit einer akribischen literaturkriminalisti­schen Ermittlung, wobei nicht ohne Grund eingangs ein Zitat aus Jasper Ffordes „Der Fall Jane Eyre“ steht. Wir bekommen es in der Folge beispielsweise mit den „Immigranten des Textes“ und den „Emigranten des Textes“ zu tun, es wird der Realitäts­gehalt der Fiktion und die Fiktionalität der Realität untersucht, und letzten Endes auch die Frage, wer denn wohl im „Hund der Baskervilles“ tatsächlich der Mörder war.

Bayards provokante These: der wahre Mord ist direkt vor den Augen von Holmes passiert, und Holmes´ Blasiertheit, die reale Alternativen zu dem, was er übermitteln ließ, außer acht gelas­sen hat, führte im Verein mit Watsons Voreingenommenheit und Arthur Conan Doyles „Holmes-Komplex“ dazu, dass das tatsäch­liche Verbrechen ungesühnt, ja, unbemerkt blieb. Und fürwahr … Bayards Indizienkette ist äußerst raffiniert gestrickt und be­eindruckend gemacht. Wer immer den „Hund der Baskervilles“ zu kennen glaubt, sollte dieses Buch mal anschauen, um zu se­hen, was er alles darin nicht entdeckt hat.

Ein spannendes, literaturkritisches Leseexperiment, das einer echten Holmes-Ermittlung kaum nachsteht. Sehr empfehlens­wert!

© 2013 by Uwe Lammers

Ja, das ist wirklich ein kleines Juwel in meinen Bücherregalen, kein Zweifel. Und es tut mir nur leid, dass ich diese Rezension nicht längst ans Tageslicht des Blogs geholt habe … ich versi­chere euch, in den Aberhunderten meiner fertigen Rezensionen schlummern noch mehr solche Schätze. Nur keine Sorge, im aktuellen Jahr werde ich davon einige mehr heben und euch als Lektüretipps empfehlen. Es lohnt sich also eindeutig, hier ein Lesezeichen zu setzen und neugierig zu bleiben.

Aus der Vergangenheit von vor elf Jahren kommen wir in der kommenden Woche direkt in die Gegenwart zu einem Werk, das ich erst kürzlich las und, zugegeben, mit skeptischer Grundhal­tung. Schließlich geht es um ein Phänomen, das an das ich nicht glaube: die Sintflut. Aber was macht ein Coautor von Clive Cussler daraus? Etwas Hochinteressantes. Mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Leider wird der Titel auch heute noch sehr oft völlig verkehrt als „Der Hund von Bas­kerville“ wiedergegeben, der hartnäckige Fehler zieht sich sowohl durch Buchpublikationen wie durch Filmadaptionen. Dabei ist dem Kenner der Geschichte recht schnell klar, dass „Baskerville“, wie der Fehler suggeriert, durchaus kein Ort ist, was er aber sein müsste, sondern ein Familienname. Und dann kann es natürlich, wie auch im vor­liegenden Buchtitel, nur korrekt „der Baskervilles“ heißen. Wer etwas anderes an­nimmt, zeigt damit nur, dass er das Buch nicht gelesen hat. Oder nicht gründlich ge­nug.