Rezensions-Blog 39: Wintermärchen

Posted Dezember 23rd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist Weihnachten, meine Freunde, man glaubt es gar nicht. Zeit – klassischerseits jedenfalls – der Weihnachtsbäume, des rieselnden Schnees, des klischeehaft knisternden Kaminfeuers und der endlos im Radio du­delnden Weihnachtslieder, allen voran vermutlich Whams „Last Christmas“.

Ich überlegte mir: soll ich da in meinem Rezensions-Blog das völlige Kontrast­programm liefern und beispielsweise einen humoristischen SF-Roman oder ein haarsträubendes Sachbuch rezensieren? Och nein, dachte ich, das ist nicht nett. Da gibt es doch etwas viel Schöneres, nämlich eines meiner designierten Lieb­lingsbücher, das meiner Meinung nach viel zu wenig bekannt ist. Und das möch­te ich euch heute mal vorstellen.

Also, Vorhang auf für dieses schöne Buch:

Wintermärchen

(OT: Winter’s Tale)

von Mark Helprin

Bastei-Lübbe Paperback 28147

704 Seiten, PB, 1984/86

Übersetzt von Hartmut Zahn

ISBN 3-404-28147-0

Es gibt Bücher in der Geschichte der menschlichen Literatur, die werden unge­achtet ihrer Brillanz einfach vergessen. Und was man dabei ebenso gerne ver­gisst, ist die Tatsache, dass Bücher nicht einfach nur Geschichten erzählen, son­dern vielmehr gehört zu allen guten Büchern eigentlich auch ihrerseits eine Ge­schichte, die VON ihnen erzählt. Lasst euch heute beides nahe bringen, die Ge­schichte, wie ich dieses Buch entdeckte, in der Tat, wie die WELT AM SONNTAG schrieb, „ein Buch, das man sein Lebtag nicht mehr vergisst“ (Klappentext) und die Geschichte, von der das Buch selbst handelt, wiewohl es schwierig ist, das zu beschreiben. Zunächst also die leichtere Aufgabe:

Vor rund 25 Jahren war ich noch ein junger Spund und nicht eben allzu belesen im Bereich der Phantastik, wiewohl schon seit der Mitte der 70er Jahre darin ziemlich intensiv eingetaucht. Von Stil und Qualität besaß ich noch keine rechte Ahnung, aber doch ein zutiefst romantisches Gefühl und sehr empfänglich für den Zauber der Magie gewisser Bücher, eine Magie, wie sie in meinen Augen damals aus den Seiten der Fantasy-Werke von Marion Zimmer-Bradley entge­genleuchtete.1

Zu jener Zeit hatte ich noch keine eigene Bibliothek, sondern nur vielleicht hun­dert Bücher, die ich mein eigen nennen konnte, und so pilgerte ich als Schüler mit schmalem Taschengeld halt regelmäßig zu unserer Bücherei in Gifhorn und lieh mir Bücher aus, um sie zu verschlingen. Dabei fiel mein Blick in diesem Winter 1984 auf ein Hardcover mit himmelblauem Rahmen, das mich fesselte. Eine tief verschneite Stadt, die unzweifelhaft New York war, darüber ein ätherisches, weißes Pferd, halb Sternbild, halb reale Gestalt… beeindruckend.

Ich verschlang das Buch binnen kürzester Zeit und war gewissermaßen gezwun­gen, eine Rezension dazu zu schreiben.2 Etwas, das ich damals nicht allzu oft tat, weswegen die meisten Lesestoffe rasch aus meiner Erinnerung verdunsteten.3 Das Buch war in der Tat unvergesslich. Aber ich besaß es eben nicht, und auch nicht genügend Finanz, um es mir leisten zu können. Also vertagte ich diesen Kauf, und das Hardcover verschwand aus meinem Blickfeld.

Am 9. Dezember 1987 meinte meine damalige Schweizer Brieffreundin Pascale, mir ein Geschenk machen zu müssen – und wer beschreibt meine Überra­schung und Freude, als ich in dem Päckchen die Paperback-Ausgabe von Mark Helprins Roman „Wintermärchen“ vorfand?! Ich fand damals keine Zeit, das Buch nochmals zu lesen, sondern stellte es erfreut und stolz in meine Bücher­reihen. Eines Tages, so nahm ich es mir vor, würde ich es von neuem lesen. Je­der von euch kennt solche Versprechen gegenüber Büchern, denke ich, und Bü­cher, die solche Versprechen wert sind. Dies hier, seid versichert, lohnt ein sol­ches Versprechen in der Tat.

Zur Neulektüre kam es dann wirklich erst im eisig klirrenden Winter 2008/2009, nach ziemlich genau 25 Jahren. Und normalerweise ist es ja so, dass Geschich­ten und vor allen Dingen die Ansichten über Geschichten im Laufe der Jahre eine argumentative Wandlung durchleben, wenn man sie nach einer Anzahl von Jahren erneut liest. Man lernt zwischenzeitlich im Leben dazu, wird skeptischer und vorsichtiger, und der Genuss der Erstlektüre weicht oftmals einem schalen Zweifel beim Neulesen. Ich habe das selbst bei vielen Büchern erlebt, und un­willkürlich fürchtete ich das auch in diesem Fall.

Ich wurde positiv überrascht.

Nicht nur hatte ich fast alle argumentativen Wendungen des Romans vollkom­men vergessen, was mir darüber hinaus entfallen war, das war der lyrische Zau­ber und die unglaubliche, metapherngesättigte Sprache Mark Helprins und sei­nes geschickten Übersetzers, die den Leser durch eine Achterbahnfahrt der un­glaublichsten Abenteuer schickte, und mir fiel jetzt besonders prägnant auf, dass Helprin nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern unzählige. Er verfolgt zahlreiche biografische Stränge, skizziert kleine, wunderbare Vignetten, Erleb­nisse, Begegnungen und Anekdoten, schneidert Charaktere aus den Buchsta­ben, meißelt sie gleichsam hervor, bis sie alle unverwechselbare Individuen sind. Dabei schmelzen Phantasie und Realität, Historie und Imagination, Spe­kulation und Zauberei ineinander, bis sie eine unentwirrbare Mischung bilden. Das Resultat ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schlicht atemberau­bend. Selbst heute noch.

Worum nun geht es in dem Roman selbst?

Wie gesagt… das ist schwierig zu beschreiben. Würde ich das übergeordnete Thema nehmen, die Suche nach einer absolut gerechten Stadt, so würde dies wesentliche Teile der Geschichte ausblenden. Hielte ich mich an Peter Lake und Beverly Penn fest, erfasste ich gleichfalls wesentliche Bereiche nicht. Auch ein Insistieren auf dem Antagonismus der „Sun“ und des „Ghost“ würde dafür nicht passen.4 Es ist ein komplexes Muster von Biografien, Handlungssträngen, Ereig­nisketten und bisweilen märchenhaften Geschehnissen, die miteinander so ver­flochten sind, dass man als Rezensent nicht recht weiß, wo anfangen mit der Nacherzählung, das die Lektüre aber in jedem Fall lohnt.

Nun, versuchen wir es von vorn.

Es war einmal eine Stadt an der amerikanischen Ostküste, ein geschäftiger Mo­loch, genährt von den Hoffnungen der Einwanderer und den Sehnsüchten und Wünschen derjenigen, die ihr Leben im Zuge der Moderne realisieren wollten, ohne dabei zugleich ihren Träumen und Hoffnungen abzuschwören. Nennen wir die Stadt New York, denn Mark Helprin hat die Stadt, die im Zentrum dieser Ge­schichte steht, nach ihrem Vorbild geformt und viele Stellen ihrer Anatomie nach den Gegebenheiten New Yorks modelliert, wenn auch nicht vollständig.5 Eine Stadt, unmittelbar an der Wende zum 20. Jahrhundert, mit Droschken, berittener Polizei, Hochbahnen und kühnen Architekten, die gewaltige Brückenbauten planen. Zugleich eine Stadt, in der die bittere Armut sich Seite an Seite mit prunkendem Reichtum zeigt, in der die Menschen nach Gerechtigkeit streben und ein jeder nach seiner Façon selig sein könnte.

Vielleicht jedenfalls.

Aber wie es überall so ist, so gibt es auch hier Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Da gibt es etwa einen Sohn irischer Einwanderer, die die Stadt nicht betreten dürfen, sondern, weil krank, in ihre Heimat zurückreisen müssen. Sie setzen ihren einzigen Sohn, der es einmal besser haben soll, in einem Schiffs­modell aus und schicken ihn hinüber, in eine vermeintlich bessere Welt… doch er erreicht sie nicht, sondern strandet im Sumpfland vor der Metropole, wo ein Volk von Sumpfmenschen lebt, das ihn aufnimmt. Dieser Waise wird später den Namen Peter Lake tragen und einen Haupthandlungsstrom dieser Geschichte erfüllen.

Denn Peter Lake wird von dem brennenden Wunsch getrieben, diese schim­mernde, kühne Stadt zu erreichen, die jenseits des Flusses aufragt, eine ewige Lockung. Und er ergibt sich dieser Lockung, als er zum jungen Mann heranreift, und die Menschen des Sumpfes lassen ihn gehen, wohl wissend, dass sie ihn nicht halten können.

In der Stadt findet Peter Lake neue Freunde – junge Mädchen, die ihn in die Freuden der Liebe einführen, ein kühnes Pferd namens Athansor, das ihn vor seinem ewigen Widersacher, dem sinistren Gangsterboss Pearly Soames, und seiner hordengleichen Flut von Verbrechern in Sicherheit bringt… und schließ­lich lernt er Beverly kennen.

Beverly Penn, gewissermaßen der gesellschaftliche Gegenpol von Peter Lake, ist auch physisch das genaue Gegenteil von ihm. Wo er stark ist, ist sie schwach, wo er gesund ist, verhält es sich bei ihr ganz anders: Sie ist die Tochter Isaac Penns, eines der reichsten Männer der Stadt, und ungeachtet ihrer Jugend ist sie dem baldigen Tod geweiht. Von der Schwindsucht ausgezehrt, wird sie von einem glühenden Fieber innerlich verbrannt, das nur die Kälte frostklarer Näch­te kompensieren kann – und die wunderbaren, rätselhaften Wintertage am Co­heeries-See im Norden des Staate New York (bemüht euch nicht, ihn auf einer Landkarte zu suchen, ihr werdet ihn nicht finden!).6 Der Zusammenstoß mit Pe­ter Lake entflammt ihre Seele wie ihren Leib, und eine Liebe von bittersüßer, wunderbarer Qualität nimmt ihren Lauf, die niemals enden möge, wie der Leser hofft.

Er wird leider enttäuscht, und dann, als Peter Lake, mit dem weißen Hengst auf der Flucht vor Pearly Soames´ Banditen, von einer Brücke in den rätselhaften, weißen Wolkenwall stürzt und spurlos verschwindet, da sitzt man da als Leser und fragt sich: was nun? Was bedeutet das alles nur?

Und obwohl man nur die Seiten umblättert, findet man sich auf einmal Dutzen­de von Jahren später und auf der anderen Seite des Kontinents in San Francisco, wo Hardesty Marratta, der Erbe eines großen Vermögens, seine Erbschaft aus­schlägt und sich stattdessen auf die Suche nach der vollkommenen, der absolut gerechten Stadt macht. Eine abenteuerliche Suche, um das Wenigste zu sagen, die ihn schließlich ebenso nach New York führt wie die frisch geschiedene Virgi­nia Gamely mit ihrem kleinen Sohn, die dort Karriere machen möchte und Kar­riere machen wird (allein die Beschreibung, wie sie auf Schlittschuhen über den Coheeries-See reist, um den eingefrorenen Dampfer südwärts zu erreichen und dabei einen tausend Fuß (!) hohen Schneedamm überquert, hat etwas unleug­bar Magisches an sich).

Und wie ist das mit Asbury Gunwillow, der seinen Bruder im Sturm verliert und daraufhin den Wunsch seines Großvaters erfüllt, nach New York zu gehen, wo­bei er einen Mann auffischt, der völlig desorientiert und schwer verletzt ist? Er scheint geradewegs aus einem Gefecht zu kommen, hat aber keine Erinnerung mehr daran, dass er Peter Lake heißt…

Oder die Geschichte von Christiana, die als junges Mädchen am Strand Zeugin wird, wie ein schwer verletzter weißer Hengst aus den Wolken fällt und von ihr ans Ufer gelotst wird. Auch Christiana führt der Weg eines Tages nach New York, in jene Metropole, die sich anschickt, die Schwelle ins dritte Jahrtausend zu überschreiten.

Doch was sind das für rätselhafte Erscheinungen, die dabei auftreten? Was ist das für ein nachgerade intelligent agierender, unbezwingbarer weißer Wolken­wall, der die Stadt umgibt und in dem die Zeit aufzuhören scheint? Was hat es auf sich mit den Bemerkungen, die Stadt besäße eine Seele, die in ihren Ma­schinen lebe und sich darauf vorbereite, ein „Goldenes Zeitalter“ einzuläuten? Und schließlich: was ist das für ein gigantisches, rätselhaftes Schiff, das eines Ta­ges in den Hafen der Stadt einläuft und auf dem geheimnisvolle Pläne ausge­brütet werden, die zum Heil oder zum Untergang New Yorks führen können? Ei­nes finsteren Tages, mitten im eisigen Winter des Jahres 1999, als das Jahrtau­send sich dem Ende zuneigt…?

Wintermärchen“ ist ein Buch, das sich den normalen Kategorien der Zuord­nung raffiniert entzieht. Es ist, wenn man es von der Wortwucht her betrachtet, ein wunderschönes Werk, das es wie ein unwiderstehlicher Strudel versteht, den Leser in seinen Bann zu ziehen und die Zeit ringsum vollkommen auszu­blenden (am besten, das wird der neugierig gewordene Leser verstehen, wenn er oder sie angefangen hat zu lesen, sollte man dieses Buch wirklich in einem klirrend kalten Winter lesen, bei einer behaglichen Kanne Tee, brennenden Ker­zen und freundlich knackenden Heizkörpern, während draußen leise der Schnee herabrieselt – also ganz so wie in diesem Winter des Jahres 2008/2009).

Dieses Buch erzählt uns ein Märchen, ach, nicht nur ein Märchen, sondern jede Menge davon. Geschichten von menschlicher Tapferkeit, von Wagemut, von al­les überwindender Liebe, von Hoffnung und Verlust, von Rätseln, Geheimnissen und tiefen Freundschaften. Freundschaften zu Menschen aller Altersstufen, zu mächtigen Maschinen und einer Stadt, die ihresgleichen nicht hat.

Selbstverständlich ist dies ein Lobgesang auf die Stadt New York in all ihrem Glanz und all ihrem Elend. Doch wie in Märchen allgemein üblich muss man als Leser gelegentlich einfach lächelnd über Dinge hinwegblättern, die offenkundig nicht für bare Münze genommen werden können. Elemente der Magie und der Absurdität verwurzeln sich hier so fest in realen Strukturen, dass es, wie er­wähnt, schwierig ist, beides voneinander zu scheiden. Es ist wahrscheinlich auch gar nicht intendiert.

Der historisch versierte Leser, zu dem ich im Laufe von 25 Jahren geworden bin, entdeckt bei der Zweitlektüre verschiedenste Dinge, die als deutliche Anspie­lungen in das Gewebe der Geschichten eingewoben worden sind. So etwa die einwandfrei biblische und heilsbringende Rolle von Peter Lake, die ihren Wider­hall beim biblischen Moses findet. Wie weit das geht, muss jeder Leser selbst herausfinden. Zahllose Andeutungen erschließen sich nicht einmal jetzt, und es ist zu vermuten, dass eine Vielfachlektüre im Abstand von weiteren Jahren neue Geheimnisse zutage fördern wird, die jetzt noch verborgen geblieben sind.

Nichts ist Zufall“, heißt es an mehreren Stellen in diesem Buch7, und in der Tat, wenn man das Gewebe zum Schluss betrachtet, so kann man nicht umhin, hier zu nicken und festzustellen, dass es eine Art von „Fügung“ gibt, die bestimmte Personen und Sachverhalte so platzieren, dass sie schlussendlich Sinn ergeben und zusammenpassen. Nicht restlos, nicht ohne Reibungen, so ist das auch in Märchen nicht, weder in denen der Gebrüder Grimm noch in diesem „Winter­märchen“. Und manche Dinge bleiben restlos rätselhaft, manche Hoffnungen werden erfüllt, manche nicht.

Was das im Detail bedeutet? Ach, Freunde, meint ihr, ich prelle euch um das unbeschreibliche Vergnügen, dieses schöne Buch zu lesen? Nicht doch! All die zahllosen Dinge, die ich ausgelassen, über die ich geschwiegen habe, sollen von euch selbst erschlossen werden (auch wenn ich befürchte, dass das Buch über den Buchhandel nicht mehr zu haben sein wird). Die wunderbare Freude und Leichtigkeit des Daseins, die den Leser dieses Werkes überkommt, lohnt jede Anstrengung, in den Besitz dieses Buches zu kommen. Glaubt es mir.

Als ich das Buch zum zweiten Male schloss, dachte ich bei mir: solche Bücher werden heutzutage nicht mehr geschrieben. Niemand hat mehr die Zeit, derar­tige Kunstwerke zu verfassen, keine Geduld mehr dafür. Aber vielleicht findet der eine oder andere Leser dieser Zeilen die Zeit und Muße, dieses Werk neu zu entdecken. Er wird vermutlich derselben Ansicht sein: dass dies Werk „zu jenen seltenen Büchern gehört, in die man hineinfällt wie in einen langen, tiefen Traum“, wie COSMOPOLITAN zutreffend schrieb.

Lasst euch Zeit mit dem Erwachen.

© by Uwe Lammers, 2009

Na, Freunde, klingt das, jenseits aller Schwärmerei, nach einem interessanten Buch? Das ist es tatsächlich, und es lohnt sich für alle Romantiker und solche, die es werden wollen, unbedingt, entdeckt zu werden.

In der nächsten Woche geht es dann um ein sehr wichtiges Sachbuch, das schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat – aber wer es noch nicht kennen sollte, sei auf der Hut: es hat nur wenig von seiner damaligen Aktualität verlo­ren, und da die Autorin aus dem angloamerikanischen Raum kam, ist das auch alles andere als dröge Lektüre, sondern zutiefst erschütternd.

Nächste Woche an dieser Stelle erfahrt ihr mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Beispielhaft sei hier an das Buch „Das Licht von Atlantis“ gedacht, das ich damals schier vergötterte. Ich war halt romantisch, das sollte man nicht vergessen.

2 Die Rezension ist wenig später in der „Roman-Post 17“ von Rudolf Wildner abgedruckt worden, im September 1985.

3 Rezensionen, und dazu stehe ich heute noch, erfüllen für mich eigentlich in ihrer Haupt­funktion die Rolle als Gedankenstütze des Gelesenen. Wenn ich andere Leute durch Re­zensionen auf diese Werke aufmerksam machen kann, so ist das ein angenehmer Neben­effekt, aber nicht der Hauptzweck. Inzwischen erfüllen Rezensionen manchmal auch den Zweck stilistischer Fingerübungen, aber das ist ebenfalls nicht ihre primäre Aufgabe.

4 Dazu verrate ich nicht mehr. Das muss man gelesen haben! Sonst kann man das sowieso nicht glauben. Aber in diesem Zusammenhang entdeckt man natürlich – damals für mich völlig verborgen – satirische Seitenhiebe auf die Presselandschaft in den USA. Sehr bemer­kenswert und auch auf die Bundesrepublik anwendbar…

5 Sehen wir davon ab, dass sie an vielen Stellen New York genannt wird. Wer das Buch liest, wird begreifen, dass dies mehr eine Art Traum von New York ist als die reale Stadt es je­mals sein könnte. Im Guten wie im Bösen.

6 Und der Coheeries-See und seine Bewohner spielen eine ganz besonders mystische Rolle in dieser Geschichte. Man würde so gern mehr davon lesen… so geht es mir wenigstens.

7 So heißt es auch in „Lycidas“ von Christoph Marzi… aber dieses Buch ist ein blasser, blut­leerer Abglanz dieser stilistischen Schönheit. Helprin kann man wirklich von der ersten bis zur letzten Seite als Kunstwerk genießen und als Literat neidisch sein über die Macht sei­ner Sprache. Ich weiß, wovon ich rede! Ernsthaft: vergesst Christoph Marzi, wenn ihr Mark Helprin lesen könnt. Ihr werdet ihn nicht vermissen.

Wochen-Blog 146: Erinnerungsverlust

Posted Dezember 20th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute lade ich mal ein wenig meine aktuellen Seelenlasten bei euch ab, das ist einfach mal nötig… doch glaube ich, dass das für euch durchaus erhellend sein kann und vielleicht gar, falls mal jemand in eine ähnliche Situation kommen soll­te, eine gewisse Hilfestellung bieten mag.

Wovon spreche ich? Von einer Art von papiernem Erinnerungsverlust. Das ist es, was ich heute erlebe und was vor einer Woche begonnen hat. Aber damit ihr versteht, was ich eigentlich sagen will, müssen wir, wie schon so oft, eine Zeitreise machen. Sie geht zurück in die frühen 80er Jahre.

Als meine Eltern sich dafür entschieden, in der niedersächsischen Gemeinde Gifhorn ein Eigenheim zu erwerben, schrieb man Ende des Jahres 1982. Ich war gerade 16 Jahre alt geworden, hatte Probleme in der Schule und versenkte mich Tag für Tag mit steigender Leidenschaft in so seltsame Dinge wie Comics und phantastische Literatur, die ich aus der Stadtbücherei in Wolfsburg auslieh. In Wolfsburg lebten wir damals noch, und mein Vater arbeitete dort für Volks­wagen.

Ich hatte längst erste, zaghafte Kontakte in die Fanszene geknüpft, mit der Lek­türe von Heftromanen begonnen – die „erste Liebe“ REN DHARK war schon wieder entschlummert, dito die „zweite Liebe“, die TERRANAUTEN. So gelangte ich dann zur „dritten Liebe“: Perry Rhodan. Und es setzte etwas ein, was ihr vermutlich fast alle kennt: man kauft sich Romanhefte und behält sie. Der Sta­pel der Heftromane wurde also nach und nach größer.

Als wir Anfang 1983 nach Gifhorn zogen, führte mich notwendig einer meiner ersten Gänge zur dortigen Stadtbücherei, wo ich neue interessante phantasti­sche Entdeckungen machen sollte (so Marion Zimmer-Bradley, Mark Helprin und Carlos Fuentes, um nur ein paar Highlights zu nennen).

Und ich spürte, je länger wir in Gifhorn lebten, umso stärker etwas, was mir in Wolfsburg irgendwie noch nicht so präsent gewesen war: spätestens nach 4-6 Wochen musste ich die ausgeliehenen Bücher wieder zurückgeben, und es kam regelmäßig vor, dass ich sie noch nicht ausgelesen hatte.

Eine eigene Bibliothek wäre echt nicht schlecht“, sagte ich, meine Regale in meinem neuen eigenen Zimmer betrachtend, die vergleichsweise leer waren. Selbst die inzwischen paar hundert Romanhefte verloren sich darin beinahe. Also begann ich, inzwischen in der Lehre und darum finanziell etwas besser auf­gestellt, weitere Romanquellen zu erschließen.

Ich fand Flohmärkte, ich entdeckte bei Besuchen in Hildesheim nahe meinen Großeltern ein Romanheftantiquariat, in Wolfsburg gab es einen Tauschladen… und es gab Romanversande, die preiswert große Kontingente mit phantasti­schen Taschenbüchern abstoßen wollten.

Ich schlug zu.

Meine Romanheftsammlung wurde größer, meine Leseleidenschaften diversifi­zierten sich, die Taschenbücher füllten mehr und mehr Regalplatz, dann Schrankplatz… und dazu kamen Briefordner, Geschichtenordner, Pappmappen mit eigenen geschriebenen Romanen… eine phantastische Zeit.

1989 erfolgte der erste Bruch mit meinem Zivildienst und dem Plan, danach im Raum Köln Arbeit zu suchen. Ein Plan, der übrigens recht schnell scheiterte. In der Zwischenzeit war ein Platz für meine Romanhefte gefunden worden – auf dem Dachboden. Dort wurden auch Hunderte von Taschenbüchern eingelagert. Meine Eltern vermieteten mein altes Zimmer an Untermieter, und als mein Zi­vildienst 1990 endete und ich überraschend doch wieder nach Gifhorn zurück­kehrte, fand ich quasi kein Zuhause mehr.

Ich wurde in den Keller umquartiert (kein Witz, Freunde! Meine Freundin Conny könnte euch davon noch die eine oder andere launige Anekdote erzählen). Dorthin wanderten dann in den Folgejahren auch eine Menge neu gekaufte Ta­schenbücher und Heftromane. Denn natürlich las ich weiterhin, natürlich ka­men ständig weitere literarische Stoffe dazu, wenn auch deutlich weniger als Anfang der 80er Jahre.

Schließlich verlagerte ich, weil der Keller zu kühl und zu feucht war, mein Domi­zil ins Erdgeschoss des elterlichen Hauses (Nordfenster, also nicht eben ein opti­maler Arbeitsort, sondern ständiger Dämmerraum… am besten geeignet für Vampire). Dort besuchten mich Brieffreunde, aber es war und blieb alles sehr beengt.

Ich absolvierte die Fachoberschule Wirtschaft 1991, und dann von 1991-1994 das Wolfsburg-Kolleg. In der ganzen Zwischenzeit las ich natürlich weiter Heftromane und sammelte sie munter. Das war so eine Art papiernes Gedächtnis geworden, und ich entsinne mich lebhaft, manche Brieffreunde Anfang der 90er Jahre mit erstaunlich präzisen Wiedergaben der Serienhandlung der Perry Rhodan-Serie über die ersten tausend Bände hinweg fasziniert zu haben, so gut hatte ich sie verinnerlicht (die Romane waren ja auch schon längst alle in mei­nem Besitz und die meisten davon inzwischen zweimal gelesen).

1994 begann ich dann mit dem Studium in Braunschweig, und im Herbst 1995 zog ich in die Wohnung um, die heute noch mein Domizil ist. „Mein“ Zimmer in Gifhorn wurde derweil Mutters Arbeitszimmer. Die meisten gesammelten Bü­cher und Heftromane landeten wo?

Richtig: auf dem Dachboden.

Und damit verschwanden sie gründlich aus dem Blick.

Was geschah derweil in Braunschweig? In den folgenden neunzehn Jahren lebte und arbeitete und schrieb ich hier, und natürlich sammelte ich weiterhin Ro­manhefte (womit ich dann mit Erscheinen von Perry Rhodan 2100 aufhörte). Und ich sammelte Romane. Und ich entdeckte die erotische Literatur als neues Lesefeld. Und es kamen Zeitschriften hinzu (gab es in Gifhorn mit der Zeitschrift GEO auch schon, die ich seit 1994 abonniert hatte, aber jetzt kamen NATIONAL GEOGRAPHIC und GEO EPOCHE und andere hinzu). Außerdem war ich regelmä­ßiger Mitarbeiter an Fanzines und z. T. regelmäßiger Chefredakteur geworden.

Ihr könnt euch denken, dass die Menge an Gedrucktem hier in einem Maße an­wuchs, wie ich es früher für unmöglich hielt. Zahlreiche Antiquariate in Braun­schweig gaben mir zudem dermaßen viel interessanten neuen (und preiswer­ten!) Lesestoff, dass ich immer öfter von neuem zugriff. Das war, eingestanden, ein wenig manisch, aber ich glaube, gewisse Züge davon kennt ihr wohl alle.

Wo ist jetzt das Problem?, mögt ihr euch fragen.

Dazu kommen wir jetzt: Ursprünglich hatte ich geplant, die Taschenbücher, Bü­cher und Heftromane nach Braunschweig nachzuholen. Aber dort war inzwi­schen ebenfalls kein Platz mehr dafür. Und da mich ganz andere Sorgen plagten, verlor ich diesen Plan aus dem Blick. Sicherlich, die meisten Bücher, die noch im Keller „überwintert“ hatten, hatte ich inzwischen nachgeholt (und, ein ungewohnter Zug für mich, z. T. auch weiterverschenkt). Doch die Romane auf dem Dachboden waren buchstäblich aus dem Blickfeld verschwunden.

Schlimmer noch: nachdem mein Bruder das Obergeschoss des elterlichen Hau­ses ausgebaut hatte, seinen Plan aber nicht realisierte, statt der maroden Dach­bodentreppe eine Wendeltreppe einzubauen und das Dachgeschoss ebenfalls auszubauen, war der Dachboden quasi unzugänglich geworden.

Das war so bis zum vergangenen Wochenende, und damit begannen die Proble­me dann richtig.

Eigentlich hatten sie schon früher begonnen, nämlich am 5. Mai – mit dem recht überraschenden Tod unserer Mutter. Danach, das habe ich verschiedent­lich angedeutet, begannen komplizierte juristische Auseinandersetzungen, die schließlich Mitte August in einem Gespräch mit unserem Testamentsvollstrecker kulminierten. Er gab uns freie Hand für das Ausräumen des Haushaltes.

Und wir stießen am vergangenen Wochenende auf den Dachboden vor.

Ich wusste, „da sind noch Romane von mir“… aber ehrlich, Freunde, ich machte mir überhaupt keine Vorstellung von der Menge. Einen Umzugskarton voll mit Videokassetten (!) schrieb ich sofort ab. Es gab in unserer ganzen Familie keine Abspielgeräte mehr dafür. Das konnten wir also vergessen. Aber dann entdeck­te ich einen Umzugskarton voll Krimitaschenbücher. Und noch einen voller phantastischer Romane von Heyne, Bastei und anderen Verlagen. Leihbücher. Und Heftromane. Große Kartons voll. Kleine Kartons. Ein ganzes Regal voll… die Terranauten-Taschenbücher. Die ersten sechshundert John Sinclair-Romanhef­te. Zeit-Kugel. Commander Scott. Ren Dhark. Mythor. Dragon. Die Abenteurer. Und Perry Rhodan… Perry Rhodan… Perry Rhodan…

Um Gottes Willen, dachte ich, der ich inzwischen mit Heftromanen nicht mehr viel anfangen konnte. Da wird man ja verrückt… was tun mit all diesen Dingen, in denen Jahrzehnte an Leseerinnerungen komprimiert und gespeichert waren? Ich stand schwitzend und ratlos davor (man sollte dazu erwähnen, dass an dem nämlichen Tag draußen 30 Grad herrschten und auf dem Dachboden eher Sau­natemperaturen sich mit hoher Staubigkeit mischten).

Nun, ich tat das, was ihr auch getan hättet: Das Haus soll geräumt werden? Dann also am besten mal zunächst alles, was ich mitnehmen möchte, runter­bringen.

Womit ich nicht rechnete, war, dass meine Geschwister in den Streik traten. Aus – nachträglich betrachtet – verständlichen Gründen. Da sie deutlich weniger sentimental als nüchtern-rational veranlagt waren, stellten sie die Frage, die ich nach hinten schob, zuerst: Wo willst du das alles lassen?

Ihre Folgerung: In Braunschweig hast du gar nicht genug Platz. Nach Braun­schweig kommt „das Zeug“ also nicht. Das verstörte mich dann. Was war die Al­ternative?

Container!“

Ich dachte, ich höre nicht richtig, und ich glaube, das geht euch ähnlich. Inzwi­schen hatte ich über den Daumen gepeilt, wie viel Material da vorhanden war, und ich kam auf etwa 3000 Heftromane und wenigstens 500 Taschenbücher und Bücher. Mal ganz abgesehen von den früher investierten monetären Wer­ten – das alles wegwerfen? Das würde ich mir im Leben nicht verzeihen!

Es war ein harter Tag, dieser 30. August 2015, an dem diese Diskussionen ge­führt wurden, kann ich euch sagen, aber in einem Punkt setzte ich mich schließ­lich durch: Ich lasse nicht zu, dass diese Werke einfach so von Banausen – und das waren und sind in diesem Punkt meine Geschwister, so sehr ich sie sonst auch liebe – als Altpapier entsorgt werden. Nicht, wenn es eine Möglichkeit gibt, diese Werke in Hände von Leuten zu geben, die damit besser umzugehen verstehen und ihren Wert zu schätzen wissen.

Also begab ich mich, zurück in Braunschweig, auf die Suche nach einer Alterna­tive, und ich hatte auch schon eine im Blick, nämlich einen Comicladen in der Innenstadt, dessen Inhaber ich seit Jahren kenne und der auch meine E-Book-Flyer eifrig unter die Leute bringt.

Er selbst musste abwinken, aber er vermittelte mir dann den Kontakt zur Bre­mer „Comic Mafia“, die ich unverzüglich anmailte. Und ja, dort bestand großes Interesse an einer geschenkten Romansammlung. In etwa zwei Stunden, von jetzt an gerechnet (wir schreiben den 6. September 2015), werde ich Besuch bekommen, den Teil der zu veräußernden Sammlung, der schon hier in Braun­schweig ist, einladen und dann nach Gifhorn weiterfahren, um die Räumung zu vervollständigen.

Ich weiß nicht, ob der gute Mann das alles mit einem Mal mitbekommen wird, aber wir versuchen unser Bestes.

Ich sehe das alles, wie ihr euch denken könnt, mit einem lachenden wie wei­nenden Auge. Zum einen habe ich den Felskoloss von meiner Seele poltern hö­ren, weil die Drohung mit dem „Container“ fort ist. Auf der anderen Seite wird natürlich von jetzt an auch eine Art Loch in meiner Seele sein, wie ein tiefer Sprengtrichter, der nur ganz allmählich von Wind und Wetter gefüllt und einge­ebnet wird.

Mit diesen Romanen verdunsten immerhin nahezu vollständig gut dreißig Le­bens-Sammeljahre, und ihr könnt mir glauben, dieser Abschied, so notwendig er auch ist, fällt mir überaus schwer.

Ich nenne das eine Form von Erinnerungsverlust… gewiss habe ich nach wie vor später immer noch bestimmte Assoziationen und Erinnerungen, insofern ist der Begriff ein wenig unscharf gewählt. Aber im Gegensatz zu meiner sonstigen Buchsammlung, wo ich einfach ans Regal gehen kann, um nachzuschlagen, wenn ich was präzise wissen möchte, werde ich meine Romanhefterinnerungen oder die Erinnerungen an die fortgeschenkten Bücher nicht mehr so leicht auf­frischen können.

Das ist betrüblich. Es ist ein bisschen so wie mit einer Lebensphase, die unwi­derruflich endet: die Kindheit, die Teenagerzeit mit der Pubertät, die Schulzeit, die Ausbildung… alles vorbei, aber nicht vergessen.

Da jedoch diese Romane zugleich den Beginn meiner phantastischen Sammel­zeit darstellen und gewissermaßen Kronzeugen meiner frühen kreativen Ent­wicklung sind, fällt mir die Loslösung schwerer als in den obigen Lebensphasen, die jeder durchmacht.

Ach, ich bin einfach etwas neben der Spur, deshalb musste ich euch auch hier und heute ein wenig meine Seele ausschütten. Ich hoffe, ihr versteht damit mein aktuelles Seelenleben etwas besser und fasst mich, wenn ihr mit mir in Briefkontakt steht, ein wenig mit Samthandschuhen an. Meine Seele wird nach dem heutigen Tag etwas wund sein.

In der kommenden Woche kehren wir zum Standardprogramm zurück. Der letz­te Blogartikel des Jahres 2015 widmet sich wie üblich der Rubrik „Work in Pro­gress“. Da könnt ihr schauen, was ich im Monat September 2015 Kreatives zum Oki Stanwer Mythos erschaffen konnte.

Schaut doch einfach wieder rein, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 38: Vor dem Altar der Liebe

Posted Dezember 16th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute möchte ich euch einmal jemanden vorstellen, den ich als Seelenverwand­ten der Vergangenheit bezeichnen könnte – einen Romantiker im Herzen, aller­dings deutlich lyrischer veranlagt als ich selbst es jemals sein könnte. Und je­mand, in dessen Prosa sich Philosophie, Religion und wunderbare Formulie­rungskunst zu einem Meisterwerk sanfter, träumerischer Schönheit verbinden, die man sonst nur zu selten findet.

Außerdem ist dieser Gewährsmann, ein 1931 verstorbener Schriftsteller mit ori­entalischen Wurzeln namens Khalil Gibran, heute wohl nur noch bekannt durch sein bis zur Gegenwart aufgelegtes Meisterwerk „Der Prophet“. Damit ist durch­aus nicht der Prophet Mohammed gemeint, wie ihr beizeiten hier nachlesen könnt, wenn ich euch die Rezension dieses Buches zur Kenntnis gebe. Heute gibt es, sehr passend, wie mir scheinen möchte, in der Vorweihnachtszeit einen ersten Vorgeschmack auf seine meisterhaften Formulierungskünste. Und viel­leicht versteht ihr diese Rezension auch als ein Zeichen dafür, dass der Orient noch aus deutlich mehr besteht denn nur aus Korruption, religiösem Fanatis­mus und Terrorismus.

Wer neugierig geworden sein sollte, der lese einfach weiter:

Vor dem Altar der Liebe

(OT: The Broken Wings/ Die gebrochenen Flügel)

von Khalil Gibran

Lotos-Verlag 2003

(ursprünglich: New York 1912)

Deutsch von Hans Christian Meiser

132 Seiten, geb.

Der Libanon hat heute den Ruch eines Landes der andauernden, verbitternden Gewalt, der Brutalität und des Terrors. Aber das war nicht immer so. Wenn man in der Geschichte nur wenige Jahrzehnte zurückgeht, in die Zeit, als der Erste Weltkrieg noch nicht die Landkarten der Region mit neuen, blutgetränkten, eth­nisch ungerechten Linien überzogen hatte, findet man ein rätselhaftes, orienta­lisches Land, das dem Leser vorkommt wie ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Ein Land, über das man solche Sätze schreiben konnte:

Der Frühling ist überall schön, am schönsten aber ist er im Libanon. Er ist ein Geist, der rund um die Erde streift, über dem Libanon aber anhält, um mit Köni­gen und Propheten zu reden und mit den Heiligen Zedern die Erinnerung an eine ruhmreiche Vergangenheit heraufzubeschwören. Frei vom Schmutz des Winters und vom Staub des Sommers gleicht Beirut im Frühling einer Braut oder einer Wasserjungfrau, die am Ufer eines Baches sitzt, um in den Strahlen der Sonne ihre glatte Haut zu trocknen…“

Mystische Stimmung fängt den Leser schon sehr früh ein und schickt ihn zurück in jenes verwunschene Land, das wenige Jahre bereits der Vergangenheit ange­hörte und bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist. Es ist das Reich des christli­chen Dichters Khalil Gibran, der dort am 6. Januar 1883 geboren wird. Und die­ses Buch enthält einen Teil seiner Lebensgeschichte (ohne Zweifel dichterisch geglättet und geschönt, das ist unbestreitbar, aber hinreißend zu lesen).

In seinem achtzehnten Lebensjahr, also um das Jahr 1900/01 herum, lernt der junge Dichter eine schöne zwanzigjährige Frau kennen, Selma Karamy, die Toch­ter eines vereinsamten, wohlhabenden Beiruter Kaufmanns. Noch völlig unbe­leckt von der Liebe und so liebenswert unerfahren in Herzensdingen, fühlt er sich auf unbeschreibliche Weise zu der blonden, melancholisch wirkenden Schönheit hingezogen, die auf ihre Weise scheu und zurückgezogen gelebt hat. Doch nur kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen fällt ein Schatten auf ihr junges Glück – der Bischof Galib, den Gibran als gottlosen und nur am eigenen Vorteil interessierten Mann beschreibt, hat ein Auge auf den Reichtum von Selmas Va­ter geworfen und möchte nun die junge Frau mit seinem verdorbenen Sohn vermählen.

Sowohl der junge Gibran als auch seine tief religiöse Seelenfreundin Selma stür­zen in einen Kessel der Verzweiflung. Und der Dichter begehrt auf. Er will nicht daran glauben, dass Gott selbst es zulassen wird, diese reine, ehrliche Liebe zugunsten einer Erpressung zu zerstören…

So schön die Ausgabe des Lotos-Verlages auch sein mag, sie krankt an vielerlei Dingen. Zuallererst ist zu nennen, dass sie sich bibliografisch inkorrekt verhält und weder den originalen englischen Titel noch das Ersterscheinungsdatum nennt. Auf diese Weise wird der Leser in dem Glauben gewogen, es handele sich um eine deutsche Ersterscheinung. Auch der neu vergebene Titel – der ori­ginale, die „Gebrochenen Flügel“ passt weitaus besser – ist misslich und zielt nur auf ein kleines Stück der Geschichte selbst, nämlich im Kern auf die Treffen am Ischtar-Tempel nahe Beirut.

Doch der lyrischen Schönheit der Geschichte vermag dies nichts anzuhaben. Natürlich bekommt der mitleidende Leser rasch heraus, auf welchen Abgrund die Handlung hinsteuert, aber die Art und Weise, wie Gibran seine Liebe be­schreibt, die tiefen, philosophischen Gedanken, die er vor dem Leser ausbreitet, sie bleiben erhalten und entfalten ihren Zauber ungeachtet aller Beeinträchti­gungen.

Und am Schluss kann man als Romantiker einfach nur Gibran zustimmen, wenn er still vergnügt resümiert: „Im Leben eines jeden jungen Mannes gibt es eine ‚Selma‘, die völlig unerwartet im Frühling seines Lebens erscheint, seine Einsam­keit in Stunden der Glückseligkeit verwandelt und die Stille seiner Nächte mit Musik erfüllt.“

Für alle jene Leser, die bereit und fähig sind, romantisch zu träumen, ist diese Geschichte überaus geeignet. Und selbstverständlich für jene Menschen, die nicht genug von Khalil Gibrans lyrischer Fähigkeit bekommen können. Es ist wirklich zu schade, dass er bereits 1931 diese Welt hinter sich ließ, um vielleicht in der nächsten glücklicher zu werden als bei uns…

© by Uwe Lammers, 2006

Ich genieße es immer wieder, Gibrans Werke zu lesen, von denen noch einige in meinen Regalen ungelesen schlummern und auf mein neugieriges Auge warten. Wie ich oben schon andeutete, gibt es noch mehr Rezensionen zu seinen Wer­ken, die in absehbarer Zeit hier und an diesem Platz ihren Raum finden werden.

In der kommenden Woche möchte ich gern den Zauber der Vorweihnachtszeit vertiefen und ausdehnen. Ich werde euch dann ein Buch vorstellen, das ich zweimal gelesen habe, und beide Male völlig davon verzaubert war. Merkt euch den Namen des Verfassers jetzt schon einmal vor: Mark Helprin.

Und wer mit diesem Namen etwas anfangen kann, wird kommende Woche ge­wiss hier wieder mit dabei sein. Wer ihn noch nicht kennt – kommt, um ihn ken­nenzulernen.

Es lohnt sich!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

diesmal machen wir einen epischen Ausflug in die ferne Zukunft – und damit meine ich, selbst für den Oki Stanwer Mythos ist das ferne Zukunft. Wer sich sonst üblicherweise in der Galaxis Twennar des KONFLIKTS 2 aufhält und zu den Lesern der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) zählt, der macht hier einen mächtigen Satz.

Der Schauplatz des dritten Annalen-Romans ist die Sterneninsel Beltracor, eine von Menschenabkömmlingen besiedelte Galaxis, die von Twennar und KON­FLIKT 2 nicht weniger als 115 Milliarden Handlungsjahre in der Zukunft liegt. Ja, richtig gelesen. Kein Schreibfehler, kein Augenschaden.

Ungeachtet dieser gewaltigen zeitlichen Distanz gibt es noch immer ein paar Konstanten auch in dieser Galaxis. Dazu zählen so offensichtlich ewige Gesetz­mäßigkeiten wie die Liebe und der Hass, Karriere, Familie und Erfolg… das er­lebt auch Anton Devorsin auf dem Planeten Zhailon, der von einem einfachen Landarbeiter zu einem geachteten Großgrundbesitzer aufsteigt, glücklich verhei­ratet ist und eine Schar von Kindern groß gezogen hat. Er gilt als der Prototyp des erfolgreichen Mannes aus der Provinz Taregashi.

Doch kurz vor seinem nahe bevorstehenden Ende scheint sich sein Verstand zu verfinstern, was sein Enkel mit Besorgnis sieht. Und dann entdeckt er jenes seit Jahrzehnten gut gehütete Geheimnis seines Großvaters, das ihn und alles, was er kennt, in seinen Grundfesten erschüttert.

Legenden bekommen auf einmal ungeahnte Substanz… solche Dinge wie die le­gendären „Götter des Lichts“ oder der mythische „Sonnengarten“ (ha, merkt da gerade jemand auf? Gut so! Es gibt Verbindungspfade bis in KONFLIKT 2, ver­traut meinen Worten!).

Und der wichtigste Mosaikstein ist ein unfassbares, göttliches Wesen – die schamlose Frau…

Seid dabei, meine Freunde, wenn dieses wichtige OSM-Werk, mit Abstand das bislang längste veröffentlichte, endlich auch im EPUB-Format erscheint. „Die schamlose Frau“ ist ab sofort zum Preis von 4,99 Euro auf www.beam-ebooks.de erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen und freue mich, von euch zu hö­ren!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor sechs Wochen verließ ich euch an dieser Stelle mit dem Versprechen, ich würde heute meine Kreativ-Vita mit der Besprechung des Monats Dezember 2006 fortsetzen. Verlieren wir keine Zeit, sondern steigen gleich in die Vollen ein, um möglichst weit zu kommen.

Ende 2006 arbeitete ich das erste Mal im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungs­maßnahme (ABM) im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel, aber mit Ende Dezember hörte diese wunderschöne Beschäftigung auf, die ich sehr genossen hatte, so zeitintensiv sie auch war. Die Konsequenz hatte freilich darin bestan­den, dass ich wenig Zeit zum Schreiben besaß. Und höchstwahrscheinlich ist hier auch der starke Dämpfer zu suchen, der den Schreibelan an KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) fast auf null reduzierte.

Im Dezember 2006 arbeitete ich zwar an vielen OSM-Werken weiter, aber fertig wurde nur eine einzige Episode, und dies war „Strahlenhölle Deneb IV“, Band 16 der kommentierten Abschrift der Serie „Drohung aus dem All“.

Nicht viel? Richtig. Aber interessant war dann vielleicht auch noch ein Hinter­grundtext des OSM, den ich knapp vor Jahresende am 29. Dezember fertig stel­len konnte: „Höhere Weihen“, der den aufregenden Untertitel „TOTAM, schwarze Essen und Troohns“ trägt, beschäftigt sich mit der Genese und der Struktur der Troohns, also jener finsteren Gegner, denen ihr in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ beizeiten begegnen werdet, so ihr sie lest. Es ist durchaus möglich, dass ich dann beizeiten diesen Hintergrundtext hier oder anderswo zugänglich mache. Aktuell scheint es mir noch etwas zu früh dafür.

Ihr merkt aber hieran: mein kreativer Geist war durchaus rege, wenn auch ziem­lich ermattet von der langen und intensiven Archivarbeit.

Das erste Halbjahr 2006 verbrachte ich in Arbeitslosigkeit, d. h. ohne großartige Finanzen (die ABM hatte keine Ansprüche auf ALG I geschaffen, so dass ich auf Sozialhilfe angewiesen war), aber ich erhielt einen Luxus, den manch einer kaum als solchen wahrnimmt: Zeit! Und das ist das Lebenselixier für Schriftstel­ler, sage ich euch.

Folgerichtig drehte ich auch im Januar 2007 richtig auf. Von den 21 dort entstan­denen – vollendeten – Werken (zum Vergleich: im Dezember 2006 brachte ich es nur auf 9) waren nicht weniger als fünf OSM-Werke. Besonders kümmerte ich mich um den KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), wo ich mitten im HANKSTEYN-Zyklus steckte und die faszinierende Entdeckung in den Bänden 49-51 machte, die ich in diesem Monat fertig stellen konnte, dass die Handlung die Seitenlänge der Episoden aufweichte.

Was heißt das konkret? Nun, Band 49 „Aufmarsch des Lichts“ hielt sich mit 15 Manuskriptseiten noch im Rahmen des Üblichen. Dass der „Jubiläumsband“ 50 „Unternehmen STURMHERZ“ umfangreicher werden würde, hatte ich er­wartet (37 Seiten waren dann aber schon recht viel)… aber dass Band 51 „Der neutrale Gesandte“ gleichfalls auf 39 Seiten kommen sollte, überraschte mich. Doch das war, wie ich bald feststellen sollte, ja erst der Anfang. Hier wurden erste Konsequenzen aus meinen langen Archipelromanen sichtbar. Wer zu jener Zeit schon mit mir im Briefkontakt stand, wird sich erinnern, dass Briefe von 15-25 Seiten von mir gar keine Seltenheit waren… vorausgesetzt, die Themen­fülle bot das an.

Weiterhin wirkte sich sicherlich auch aus, dass ich – inzwischen mit BWA 280 – nach wie vor SFCBW-Chefredakteur war und hier allmählich den gescheiten Or­ganisationstakt gefunden hatte. Dennoch nahm ich immer noch an, ich sei Inte­rimsredakteur… nun, die in diesem Frühjahr stattfindenden Vorstandswahlen sollten mich bald eines Besseren belehren.

Im Januar 2007 entstanden zudem unzählige Rezensionen, die euch hier aber weiter nicht interessieren brauchen. Die meisten davon sind zwischenzeitlich im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) erschienen.

Der Februar 2007 wurde dann noch interessanter als der Januar. Nicht nur reali­sierte ich zwei Überarbeitungen von älteren OSM-Werken, nämlich von der Sto­ry „Heimweh“ (die dann im Fanzine EXTERRA erschien) und dem Roman „Räuber“, der beizeiten annähernd zeitgleich mit TI 35ff. als E-Book in der Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“ erscheinen soll. Ich begann nämlich au­ßerdem damit, den KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) (1987-1993) kommentiert abzuschreiben.

Das hatte einen Grund, der heute überholt ist… aber damals hatte ich tatsächlich eine Verlagskooperation in Aussicht, wo ich die Episoden des KONFLIKTS 12 in gründlich überarbeiteter Form als Heftromanepisoden in regelmäßiger Fort­setzung erscheinen lassen wollte. Dieser Plan zerschlug sich dann binnen weni­ger Monate, und die „OSM-Serie“, wie ich das nannte, kam nicht zustande.

Die Sache war auch noch unausgegoren, wie ich rasch einsehen musste. Ihr wer­det das ähnlich sehen, wenn ich euch die Details enthülle. Soweit denke ich, kann ich mich hier mit Jahren Distanz aus dem Fenster lehnen, ohne verlagsin­terne Details oder Namen zu nennen:

Der Deal sah vor, dass nach Veröffentlichung einer Leseprobe mit dem Start der regulären Heftromanserie begonnen werden sollte. Die Leseprobe, die auch tat­sächlich erschien, enthielt einen Appetithappen aus dem Roman „Räuber“, den ich ja gerade überarbeitet hatte und hatte auch ein sehr passendes Cover dazu bekommen. Dummerweise, und deshalb nenne ich das Ganze unausgegoren, hatte ich dann ja einen Handlungssprung in den KONFLIKT 12 vor, also über runde 50 Milliarden Handlungsjahre. Von den Shonta, um die es in „Räuber“ geht, wäre keine Rede mehr gewesen, und die Leserneugierde hätte ich so voll­ständig enttäuscht.

Es gab noch ein paar andere organisatorische Hürden, an denen die Zusammen­arbeit dann scheiterte, auf die ich nicht weiter eingehen möchte. Aber ihr fragt euch bestimmt, wieso ich den Entschluss fasste, damals nicht mit KONFLIKT 2 zu starten, wie es ja sehr sinnvoll gewesen wäre, sondern jenseits der Leseprobe mit KONFLIKT 12. Das ist ganz leicht erklärt:

Von KONFLIKT 12 an (128 Episoden) aufwärts existiert eine geschlossene OSM-Episodendecke über KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), KON­FLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS), KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (DadA) bis hin zu KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS). Das bedeutete, und dieses Argument konnte mein potentieller Verleger dann sehr gut nachvollziehen, dass diese Serien potentiell als Skriptvorlage existierten und „nur noch“ ausgearbeitet werden mussten.

Wir reden hier über insgesamt 711 OSM-Episoden, die seit Jahren fertig vor­lagen und nahezu alle noch nie veröffentlicht worden sind. Mir schien es damals zweckmäßig, einen solchen Veröffentlichungsvorlauf zu besitzen… was ich aber damals nicht bedachte, war natürlich folgendes, was mir in den nächsten Jahren sehr viel wichtiger werden würde: Wie viel Vorwissen braucht man als Leser, um den Einstiegs-KONFLIKT 12 zu verstehen?

Ziemlich viel, wie ich heute weiß. Mir ist inzwischen längst klar, dass ich euch mit der Publikation von KONFLIKT 12 anno 2007 ohne Vorlauf in informativer Hinsicht rasch völlig verwirrt hätte. Deshalb habe ich dann 2012ff. auch soviel Energie darein investiert, um euch mit Hilfe dieses Blogs Hintergrundwissen zu geben, schließlich „sortiert“ mit KONFLIKT 2 zu starten und parallel dazu „An­nalen“-Romane zu publizieren. Erst auf diese Weise macht es Sinn – selbst wenn es deutlich länger dauert als erhofft.

Während ich also im Februar 2007 eifrig mit der kommentierten Abschrift des KONFLIKTS 12 begann – die Episoden brauchte ich ja als Vorlagen für die ge­plante OSM-Serie, die sich dann nicht realisieren ließ – , fuhr ich mit der Über­arbeitung von älteren Romanprojekten fort und schloss am 18. Februar die Über­arbeitung des Shorex’uss-Romans „Der Feuersklave“ ab.

Auch ansonsten brachte die erhoffte Arbeit an der OSM-Serie eine interessante Frucht hervor, nämlich ein OSM-Fragment, das VOR dem eigentlichen Beginn der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ spielt. „Eine Frage des Glau­bens“ arbeitet die Persönlichkeit eines wichtigen Protagonisten der echsenhaften Tasvaner heraus, die das zentrale Hauptvolk des KONFLIKTS 12 sind.

Der Lehrer und Religionsgründer Osvehl, um den es in dieser Geschichte geht und der vor Beginn der Serie schon tot ist – hingerichtet, um genau zu sein, was Auslöser für eine terroristische Untergrundströmung der tasvanischen Gesell­schaft ist – , hängt einer häretischen Überzeugung an, die für die Serie sehr wichtig wird. Da diese Geschichte noch nicht fertig ist, aber wahrscheinlich in der nahen Zukunft Bestandteil einer E-Book-Storysammlung sein dürfte, möchte ich hier noch nicht mehr darüber verraten. Aber ihr könnt euch vorstellen, dass ich mich schon durchaus darauf freue, hieran weiterarbeiten zu können… auch ohne OSM-Serie in der Hinterhand.

Warum? Nun, inzwischen gedeihen ja meine Pläne, euch den KONFLIKT 12 dennoch zugänglich zu machen im Projekt „Im Feuerglanz der Grünen Gala­xis“ auf ganz andere Weise als ursprünglich erhofft. Ihr werdet darum die Tasva­ner und Bytharg… und damit natürlich auch die „Osvehler“ in naher Zukunft kennen lernen.

Im März 2007, und mehr schaffe ich heute wohl nicht zu berichten, weil ich so wortreich Hintergründe erläutern muss, begann dann die ernste Phase an der OSM-Serie, wo mit Band 1 „Die neuen Herren“ der Einstieg in das tasvanische Sternenreich gelang – und gleich mit einer Invasion der mysteriösen „Neuen Herren“, und das war wirklich alles erst der Anfang, Freunde!

Ebenfalls ging die kommentierte Abschrift von KONFLIKT 12, und, Kontrast­programm, mit „Sammler und Zerstörer“ entstand der nächste Band des HANKSTEYN-Zyklus – mit 36 Seiten ebenfalls wieder außergewöhnlich lang für eine Episode.

Für das BWA und die dortige Vampir-Themenausgabe schrieb ich einen launi­gen OSM-Artikel mit dem Titel „Eigentlich sind Vampire langweilige Wesen…“, und nur einen Tag später schloss ich den im KONFLIKT 2 spielen­den Roman „Schluchtenkenners Entdeckung“ ab.

Wer da jetzt ausruft „Aha! Den Namen habe ich doch schon mal gehört!“, der hat Recht. Es ist ein Shonta-Roman, den ihr aber noch eine ganze Weile nicht zu Gesicht bekommen werdet. Er flankiert den Handlungsstrom der TI-Serie und muss parallel zu den dortigen Episoden veröffentlicht werden. Das ist ein biss­chen ähnlich wie mit „Annalen 4: Heiligtum der Shonta“, auch diese Ge­schichte konnte nur und einzig an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt veröffent­licht werden. Wer sie kennt, wird mir beipflichten.

Außerdem stolperte ich zurück in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohl­welt“ (HdH) und verfasste mit „Theamins Wissensdurst“ den zweiten Band der Serie, die in der Hohlwelt Hyoronghilaar spielt.

Und zum Schluss des Monats arbeitete ich dann auch noch ein Stückchen weit am Roman „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ weiter, den ich seit Oktober 2006 vernachlässigt hatte. Damit war ich dann bis Ende März 2007 schon auf 57 kreative Werke gekommen… und ich konnte damit ganz zufrieden sein.

Was das Jahr 2007 sonst noch so an Überraschungen für mich bereit hielt, davon erzähle ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe in ein paar Wochen. In der nächsten Woche switche ich in die Realgegenwart und erzähle euch – unter Ein­beziehung einer Zeitreise in die 80er Jahre – von einem ziemlich schwerwiegen­den Fall von Erinnerungsverlust.

Den habe ich just gerade heute erlitten, und ehe das vollendete Tatsache wurde, habe ich heute früh den Blog 146 geschrieben. Wer Näheres erfahren möchte, sollte sich hier in einer Woche wieder lesend einfinden. Ich glaube, es könnte et­was schockierender Stoff für euch sein. Aber das Leben eines tätigen Phantasten besteht halt nicht immer nur aus eitel Sonnenschein (hach, besser wär’s. Aber das ist dann nicht mehr unsere Welt).

Bis nächste Woche, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

willkommen in einem neuen Sternenreich! Das haben sich selbst die Yantihni, die von Hushhin auf so unsanfte Weise in die Ferne der Heimatgalaxis Twennar expediert wurden (vgl. dazu die Bde. 12 und 20 der Serie) nicht so vorstellen können.

Wiewohl das uralte Volk der arachniden Zhonc seit langem ausgestorben ist, hat ihre Nachkommenschaft, die Spezies der Zhoncor, ein Reich am so genann­ten Purpursaum errichtet, das nicht minder beeindruckend ist – und jählings finden sich die Forscher um Noshtoy nun in einer Mediengesellschaft wieder, in der sie zu DER Sensation schlechthin avancieren.

Einerseits toll, andererseits… nun… problematisch. Ihr werdet es erleben, wenn ihr dieses E-Book lest, versprochen. Und dieser flächendeckende Erstkontakt hat tatsächlich auch seine amüsanten Seiten.

Allerdings gibt es bald eine Herausforderung, mit der niemand rechnen konnte – das bekommen unsere Freunde mit, als die Beauftragte einer leibhaftigen Brutmutter der Zhoncor Kontakt mit ihnen aufnimmt.

Was sie will? Nun, das sollte man besser nachlesen.

Ab sofort lässt sich eure Neugierde stillen im neuen E-Book TI 23 „Das Sternen­reich des Windes“, mit dem die Erlebnisse der Hushhin-Forscher einen vorläufi­gen Höhepunkt erreichen.

Das aktuelle E-Book „Das Sternenreich des Windes“ ist ab heute zum Preis von 1,49 Euro auf Amazon-KDP erhältlich.

Der einmalige Gratisdownload ist am 20. Dezember 2015 möglich.

Ich wünsche euch eine angenehme Lektüre.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 37: Männer, die auf Ziegen starren

Posted Dezember 8th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wem der Titel seltsam vorkommen sollte – etwas, was mir anfangs übrigens ganz genauso ging – , der tut gut daran, sich auf das folgende Abenteuer einzu­lassen, das es tatsächlich in sich hat. Sowohl inhaltlich als auch Zwerchfell er­schütternd. Es ist ein äußerst faszinierendes Buch, das umgehend verfilmt wur­de… wundert euch übrigens nicht, dass ich damals nach Lektüre des Buchs, die nach Anschauen des Films einfach UNUMGÄNGLICH war, eine kombinierte Film- und Buchrezension geschrieben habe. Das mache ich äußerst selten, aber hier ging’s nicht anders.

Warum nicht?

Na ja, ich würde sagen – lest lieber selbst. Und wem die Kurzversion nicht hin­reicht (was ich bestens verstehen könnte), der sollte sich Buch und Film besor­gen und seine Kenntnisse vertiefen. Für den Anfang reicht dies hier:

Männer, die auf Ziegen starren

Kombinierte Buch- und Film-Rezension

Männer, die auf Ziegen starren“

(OT: The Men Who Stare at Goats)

von Jon Ronson

Heyne 43483

März 2010, 272 Seiten

ISBN 978-3-453-43483-7

und

Männer, die auf Ziegen starren“

USA 2009, Komödie, 93 min.

Starring: George Clooney, Jeff Bridges, Ewan McGregor, Kevin Spacey und Ziege

Regie: Grant Heslov

Am Anfang war der Katzenjammer, in beiden Fällen, und der Grund hieß: Viet­nam.

Anno 1975 erlitten die Vereinigten Staaten in ihrem heldenhaften Kampf gegen den Vorstoß des Kommunismus in Indochina eine desaströse Niederlage. Am Schluss flüchteten die letzten Angehörigen des amerikanischen Botschaftsper­sonals mit Hubschraubern und ließen ihre einheimischen Verbündeten im Sü­den Vietnams im Stich. Kurz darauf übernahmen die Kommunisten die Macht, und die Verbindungen zwischen beiden Staaten, den kapitalistischen USA hier und den kommunistischen Vietnamesen dort, wurden buchstäblich auf Eis ge­legt.

Das war die Ebene der Politik.

Eine desaströse Auswirkung dieser Niederlage, die Hunderttausende von Op­fern (mehrheitlich Vietnamesen, aber auch viele tausend amerikanische Solda­ten) gekostet hatte, betraf das amerikanische Militär. Die Wehrpflicht wurde ab­geschafft, die Etats drastisch zusammengekürzt. Die US-Militärs stürzten in eine tiefe Sinnkrise.

Der Soldat Jim Channon (im Film Bill Django) hatte in Vietnam feststellen müs­sen, dass die weitaus meisten Männer selbst im Kampffall ihre Waffe nicht mit dem Ziel abfeuerten, um Menschen zu töten. Von den wenigen, die es doch ta­ten, erlitten nachweislich rund 98 % traumatische Störungen deswegen… und die 2 %, die davon unbeeindruckt blieben, galten sowieso schon als psychopa­thisch und hatten Freude daran, Menschen zu töten, ganz egal, wo.1 Channon entdeckte, dass es einfach eine andere Möglichkeit geben musste, die Soldaten zu motivieren, ja, der ganzen Armee einen neuen Stempel, gewissermaßen den Stempel der Mitmenschlichkeit aufzudrücken. Aber wie machte man das?

Jim Channon verfasste eine Eingabe und bat darum, ihm zu gestatten, eine Mission zu beginnen, an deren Ziel es stünde, die Armee „listiger“ zu machen, als sie bisher sei.2

Seine Reise begann 1977 und führte ins Herz der Hippie-Bewegung der USA (in­sofern ist der Film durchaus authentisch). Er kehrte 1979 zum Militär zurück, und der erste Satz seines vertraulichen Berichts lautete: „Der amerikanischen Armee bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als wunderbar zu sein.“ Eine Fuß­note am Rand machte indes klar: „Dies stellt zurzeit nicht die offizielle Position des Militärs dar.“ Dasselbe galt auch für Jim Channons, ebenfalls im Bericht kon­statierten Befund: „Amerikas Rolle besteht darin, die Welt ins Paradies zu füh­ren.“3

Er war gleichwohl völlig überzeugt davon.

Und obgleich dieser Bericht so eigenartig war, traf er doch bei manchen Vorge­setzten auf einen empfindsam gereizten Nerv, etwa bei Oberst John Alexander, der von Jims Vision schwer beeindruckt war. Aus Jim Channons Handbuch, das er kurz darauf entwickelte, entstand unter Channons Führung das „First Earth Battalion“, das Erste Erd-Bataillon (EEB), das nicht tödliche Kriegführung, psy­chologische Demoralisierung des Gegners, das Gehen durch Wände, das Un­sichtbar-Werden, Hellsehen und ähnliche Fähigkeiten trainieren sollte. Aus den Soldaten sollten Supersoldaten werden, „Jedi-Krieger“. Unter anderem entstand in Fort Bragg auch ein so genanntes Ziegenlabor, in dem etwas Effektiveres aus­probiert werden sollte als das Verbiegen von Löffeln (Uri Geller, so wird wenigs­tens im Buch suggeriert, arbeitete zeitweise – oder immer noch – als Psychosol­dat für den US-Geheimdienst): das Töten von Ziegen, allein durch Anstarren.

Bizarr? Natürlich, aber das ist die Wahrheit.

Jon Ronson stößt eher durch einen Zufall auf diese verunsichernde „Parallel­welt“ des Militärs und versucht zu ergründen, was es damit genau auf sich hat. Er prallt notwendigerweise auf eine Mauer des Schweigens und auf verwirren­de Fährten, die ihn in Tanzstudios und nach Hawaii führen und in den Dschun­gel von Nicaragua, wo ein Psychosoldat unter mysteriösen Umständen gestor­ben sein soll. Er hört von dem MK-ULTRA-Programm des Militärs aus den 50er Jahren und vom so genannten „Projekt Artischocke“. Von den Versuchen der Regierung, durch Hellsehen den Aufenthaltsort von Staatsfeinden ausfindig zu machen, von Experimenten, mit bewusstseinsverändernden Drogen wie LSD oder harten Drogen wie Heroin verdächtige Personen zu zermürben und ihr Geheimwissen anzuzapfen.

Dabei ist diese Gegenwelt in höchstem Maße verwirrend, dass man sich bald wie in einem weglosen Urwald vorkommt, wo kaum Licht den Boden erreicht und der Boden selbst trügerisch ist. Esoteriker aller möglichen Couleur tum­meln sich dort ebenso wie psychisch labile Menschen, Verschwörungstheoreti­ker oder auch Terroristen. Ronson entdeckt Verbindungslinien der EEB-Leute zu den Terrorpiloten des 11. September 2001, er hört von Weltuntergangsvisionen Paranormaler (die neben „Rinder-Aids“ – möglicherweise dem Rinderwahn – auch solche Dinge vorhersagen wie die Landung von Marsmenschen, die um Exil bitten oder von Superstürmen, die Milliarden von Menschen töten werden und den Rest bis zum Lebensende in Bunker zwingen sollen). Er weiß wirklich nicht, was er davon halten soll, und dem Leser geht es an vielen Stellen seines unglaublichen Buches ganz genauso.4

Als der „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen wird (der ja offiziell im Jahre 2004 längst beendet ist, als Saddam Hussein im Irak gestürzt wurde – der damit übri­gens nichts zu tun hatte! Und der natürlich auch nicht über die angeblich ach so existenten Massenvernichtungswaffen verfügte, die ein zentraler Grund für den Angriff auf den Irak waren!5 – und die Taliban in Afghanistan „besiegt“ worden waren6) und schnell evident ist, dass der erhoffte rasche und nachhaltige Sieg offensichtlich nicht erreicht werden kann, da kann Jon Ronson auch entdecken, dass das amerikanische Militär offensichtlich – obwohl Veteranen des EEB da­von abraten und das auch für abwegig halten – auf alte Strategien der Psycho­soldaten zurückgreift, um sie nun in neuem Kontext einzusetzen. Mehr noch: die alten Psychosoldaten werden reaktiviert, und unglaubliche Geldmittel fließen von neuem in einstmals „abwegige“ Forschungsgebiete.

Warnungen vor dem Einsatz früher verworfener, abseitiger Strategien verhallen indes, wenn denn überhaupt jemand davon erfährt, und die jungen Wilden des US-Militärs scheinen sich nur nach der Doktrin des oberflächlichen „Klasse, klingt super, warum probieren wir nicht das mal aus?“7 auszurichten, auch wenn diese Versuche dreißig bis fünfzig Jahre vorher fatal fehlschlugen. Sind auf solche Weise Schall-Verhöre im Irak zu erklären? Kann man auf diese Weise die Exzesse von Abu Ghraib ein bisschen besser verstehen? Ist es wirklich nur lustig, wenn man mehr als 24 Stunden lang ausweglos mit einer Kindersendung be­schallt wird?

Ronsons Buch stellt auf diese Weise eine Menge faszinierender Fragen und schält die Hüllen der Rationalität und der harten, rauhen Militärpsyche von dem empfindsamen Kern darunter ab, der in der amerikanischen Armeeführung da­mals wie heute schlummert und in der das Trauma von Vietnam und der Wunschglaube an das Übernatürliche nach wie vor (verleugnet natürlich) exis­tent sind. Deshalb halte ich das Buch nicht nur für sehr unterhaltsam, sondern für äußerst bedeutsam.

Natürlich kann man alles, was in dem Buch beschrieben wird, für einen blanken Ausfluss der amerikanischen Neigung zur Verschwörungstheorie halten, und manches hat so skurrile Auswüchse, dass man darüber lachen könnte. Was etwa, könnte man sich fragen, kümmert uns heute jemand wie der Wissen­schaftler Frank Olson, der 1953 aus einem New Yorker Hotelfenster in den Tod stürzte? Gibt es da tatsächlich einen Zusammenhang mit dem parapsychologi­schen Projekt MK-ULTRA und den Drogenversuchen des amerikanischen Ge­heimdienstes?8

Nun, ja… den gibt es. Und das ist nicht allein Ronsons Verdienst. Über die gehei­men Menschenversuche der CIA und insbesondere auch über den Fall Frank Ol­son gibt es ein hiervon ganz unabhängiges Buch des bekannten Journalisten Eg­mont R. Koch, der einst den Seveso-Skandal aufdeckte, das er zusammen mit dem Politologen Michael Wech verfasst hat und das dezidiert „Deckname Arti­schocke“ heißt.9 Darin finden wir ein Zitat wieder, das 1:1 bei Ronson wieder­kehrt und doch ernstliche Zweifel an der Freundlichkeit „befreundeter“ Ge­heimdienste weckt. George H. White, ein Mitarbeiter der CIA, gab damals zu Protokoll: „Es war Spaß, Spaß und nochmals Spaß. Wo sonst konnte ein heißblü­tiger Amerikaner lügen, betrügen, töten und vergewaltigen, und das mit dem Segen von allerhöchster Stelle?“ Man fühlt sich irgendwie wie in der Alptraum­welt von „Clockwork Orange“

Und das „Erste Erd-Bataillon“? Das ist doch eine wirklich wilde Erfindung, oder? Das kann es nicht echt gegeben haben…?!

Nun, leider doch. In einem Klassiker zur Kriegsführung der USA, Ronald McRaes „Parapsychologische Kriegsführung“, lesen wir als Inhaltsangabe zu dem Kapitel „Das Erste Erdenbataillon“ (!) folgendes: „Die Armee erteilt den Auftrag, eine komplette Fahrzeugkolonne nach New-Age-Vorstellungen zu konzipieren. Kampfmönche, in der Psi-Technik geschult, trachten danach, den Feind abzu­wehren, aber nicht zu töten. Keine Fiktion, sondern Realität!“10

Da ist also eine Menge Wahres dran. Nicht alles, was sich unglaublich anhört, ist deshalb Science Fiction oder Fantasy. Manches nennt sich auch reale Geschich­te.

Was hat Grant Heslov unter ausdrücklicher Vorgabe von George Clooney – des­sen politisch-kritische Handschrift im Film deutlich zu erkennen ist – in der Ver­filmung geändert? Nun, nahezu alles. Wer Buch und Film vergleicht, wird schnell entdecken, dass die Namen komplett verändert wurden (z. T. vermutlich aus Persönlichkeitsschutzgründen11). Die Familie Olson wird nicht mehr er­wähnt, MK-ULTRA ebenso wenig wie der Massenselbstmord der Davidianer, die Folterungen von Abu Ghraib und Lynndie England (die man allesamt bei Ronson wieder findet, von ganz anderen Dingen mal zu schweigen). Nahezu alle „unap­petitlichen“ und unangenehmen Dinge sind aus der Storyline des Films ausgefil­tert.

Heslovs Film fängt eigentlich da an, wo Ronson endet, und das ist dann schon recht geschickt gemacht. Der Journalist Bob Wilton, dessen Herz von seiner Frau gebrochen wird, zieht in den Krieg und versucht eigentlich nur, in den Irak hineinzukommen, um sich zu beweisen (wobei Wilton alias Ewan McGregor das alter Ego von Jon Ronson darstellt). Durch einen schieren Zufall fügt es sich, dass er vor der Grenze beim Warten mit einem Mann zusammenstößt, dessen Namensschild ihn als Lyn Cassidy ausweist (George Clooney).

Nun ist Cassidy für ihn kein Unbekannter – Wilton hat schon vor Jahren als Re­porter jemanden interviewt, der ihm erzählte, er könne das Herz von Hamstern stehen bleiben lassen und sei früher ein Psychosoldat gewesen. Der beste von ihnen aber sei Lyn Cassidy gewesen, der später ein Tanzstudio betriebe (man merkt, hier mischen sich die Fakten des Ronson-Buches sehr intensiv mit der Darstellung des Films, aber vieles wird im Film entpersonalisiert und in einzel­nen Figuren neu zusammengemischt, so trägt Cassidy die Züge verschiedener realer EEB-Protagonisten, das zeigt sich auch in den Dialogen, wenn man Film und Buch vergleicht). Damals konnte er das nur als ziemlich abgedrehte Psycho-Story eines Wichtigtuers verstehen und sie schlicht belächeln.

Wilton erinnert sich nun also daran, spricht Cassidy darauf an und erreicht tat­sächlich nach einer gewissen Phase der Skepsis, dass er ihn in den Irak mit­nimmt, wo sie allerdings durch Pannen in die Gefangenschaft krimineller Araber geraten und schlussendlich mitten in der Wüste eine geheime Armee-Einheit entdecken (PsyOps, die es auch bei Ronson sehr ausführlich zu beobachten gibt), wo es gewissermaßen zum dramaturgischen Showdown kommt, zur Ka­tharsis oder wie immer man das auch nennen möchte… in Rückblenden erhält der Zuschauer zwischendurch Einblick in die Geschichte des EEB und seiner Protagonisten.

Jon Ronson fand es in seinem Buch erschütternd, dass die Geschichte der Fami­lie Olson zu einer Art Geheimdienst-Klamauk verzerrt wurde (Geheimagenten, die nichts hinbekommen: weder mit Seren oder Drogen Leute zum Sprechen bringen können, noch per übersinnlicher Kräfte verborgene Feinde finden, und Dissidenten oder Staatsfeinde umzubringen – etwa Fidel Castro – , das beka­men sie auch nicht hin… und dann fallen sie auch noch aus dem Hotelfenster!), und er fand das mit Recht unmöglich. Ein tragisches, ja, verbrecherisches The­ma wurde zur Unterhaltung karikiert und damit in jeder nur denkbaren Weise entschärft.12 Dasselbe geschah mit Ronsons Bericht über die Psychosoldaten, von dem traurigerweise nur der Bericht über „Barney, den Lila Dinosaurier“ üb­rig blieb, mit dessen Kinderliedern Strafgefangene im Irak zwangsbeschallt wur­den.13

Das wird auch im Film selbst gegen Schluss gezeigt, und insofern ist es natürlich kritisch. Ansonsten muss über den sehr unterhaltsamen Film leider gesagt wer­den, dass sein zweischneidiger Wert eben genau in der Unterhaltung liegt. Jon Ronson hätte vermutlich gesagt, es sei ja schön und nett gewesen, Hollywood-Schauspielern zu einer unterhaltsamen neuen Rolle zu verhelfen (und es ist wirklich zum Schreien komisch, zu erleben, wie Ewan McGregor, der in Star Wars den jungen Obi-Wan Kenobi, einen Jedi-Krieger, gespielt hat, so unendlich skeptisch ist, als er aus dem Mund von George Clooney von „Jedi-Kriegern“ hört!), es sei zweifellos auch sehr nützlich, wenn George Clooney einmal mehr Gelegenheit bekommt, kritisch gegen den „Krieg gegen den Terror“ und seine Exzesse zu Felde zu ziehen… das alles ist zweifellos wirklich gut und schön.

Aber es ist unterhaltsam. Und das sollte es eigentlich nicht sein.

Der Krieg gegen den Terror ist nicht komisch.

Die Entartung des amerikanischen Militärs ist alles andere als witzig.

Heslov macht mit dem Thema genau das, was die amerikanische Presse mit dem Fall Olson gemacht hat – sie hat es in unterhaltsame, launige Anekdoten­form von „Geheimdienstdeppen“ umgemünzt, die nichts gebacken bekommen. Heslov selbst zieht das Thema am Schluss leider auf bedauernswerte, wenn auch sehr unterhaltsame Weise ins Lächerliche.

Wer darum solide informiert werden möchte und die ganzen (lustigen) Nebel­bomben des Films beiseite schieben will, sollte sich zusätzlich zu dem – als Un­terhaltung jenseits des Mainstreams – sehr zu lobenden Film auch die oben ge­nannten Bücher durchlesen, um ein bisschen genauer informiert zu werden, was da wirklich geschehen ist.

Es lohnt sich. Denn der Himmel mag wissen, was den Militärs noch so einfällt, wenn der „Krieg gegen den Terror“ fortschreitet… womit leider zu rechnen ist. Die pazifistischen Ideen des EEB sind offensichtlich tot, aber die negativen Nut­zungen der Ideenflut von einst sind aktiver und lebendiger denn je!

© by Uwe Lammers, 2010

Ja, das ist schon so ein Kreuz mit den Journalisten… selbst wenn sie sehr kritisch sind, ist doch die Art und Weise ihrer Arbeit für jemanden wie mich mit einer soliden Historikerausbildung, quellenkritisch geschult, das Resultat der Recher­chen also, nur bedingt begeisternd. Damit ist aber, wie oben schon gesagt, nichts Ne­gatives über das Thema an sich ausgesagt oder darüber, dass man sich damit nicht befassen sollte. Nur könnte man es an dieser Stelle als Verbesserungsvor­schlag auffassen, dass die nämlichen Journalisten – mögen sie nun Stefan Aust oder eben auch Jon Ronson oder anders heißen – neben einer unterhaltsamen Schreibe auch ein gerüttelt Maß an Quellendokumentation betreiben sollten. Das würde ihre Werke veredeln.

Was übrigens das Buch von McRae angeht… das lese ich derzeit gerade und fin­de es wirklich superkritisch, auch wenn ihm nahezu jede Eloquenz abgeht. Das liegt aber möglicherweise an der Übersetzung. Für UFO-Fans oder Freunde der „magischen Fähigkeiten“ eines Uri Geller würde diese Lektüre aber wohl äu­ßerst ernüchternd sein. Was jedoch daraus deutlich hervorgeht, ist, dass die ir­rationalen Elemente im US-Militär alles andere als einflusslos waren, wenigs­tens bis in die späten 80er Jahre hinein. Es ist plausibel, eine Kontinuitätslinie bis in die Gegenwart zumindest zu vermuten…

In der kommenden Woche wird es an dieser Stelle noch verblüffender, wenn ich ein sehr dünnes Büchlein bespreche, das man am ehesten in den Bereich der Lyrik einordnen könnte. Wenn ihr mehr erfahren wollt, schaut einfach wieder herein. Ich freue mich drauf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Ronson, S. 38f.

2 Vgl. Ronson, S. 40.

3 Vgl. Ronson, S. 47.

4 Es kann nicht genug bedauert werden, dass Ronson Journalist ist und sein Buch leider so gebaut ist wie das vieler Journalisten, was hier aber ganz besonders problematisch ist: journalistisch eben. Das bedeutet, außer summarischen Danksagungen findet man hier eher keine Literaturangaben, keine Quellenverweise, was die Nachprüfung der Inhalte doch sehr erschwert hat. Gleichwohl war das nicht völlig unmöglich, wie gezeigt werden wird.

5 Damit soll nicht gesagt sein, dass Saddam Hussein nicht ein menschenverachtender Dikta­tor war, der zahllose Mitbürger umgebracht und gefoltert hat. Aber der Gerechtigkeit hal­ber muss man auch sagen, dass Hussein lange Jahre treuer Vasall der USA war und mit de­ren Hilfe hochgerüstet wurde; Besuche des damaligen Geheimdienstchefs George Busheil

12 Damit lag er übrigens auf derselben Wellenlänge wie der verstorbene Medienkritiker Neil Postman in seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“, Frankfurt am Main 1988, in dem dieser konstatierte: „Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“ Das Diktum ist heute noch in Kraft, vielleicht mehr denn je, und das Buch gehörte als Lese­stoff wieder mal auf die Agenda.

13 Vgl. Ronson, S. 127-143.

Liebe Freunde des OSM,

vor dreizehn Wochen habe ich die letzte Fehlerlese des frühen Oki Stanwer My­thos veranstaltet, und heute habe ich doch tatsächlich schon wieder Grund da­für… so ist das eben, wenn ich dazu komme, alte Episoden abzuschreiben und zu kommentieren. Es ist anzunehmen, dass das wohl noch ein paar Jahre weiter so geschehen wird.

Warum? Nun, wie ich schon mal sagte, sind weite Teile des frühen OSM nur als analoge Dokumente vorhanden, also als Schreibmaschinenversionen oder sogar in Form handschriftlicher Skripte. Und da tummeln sich natürlich diverse Fehler. Heute wird es sogar recht pikant – jedenfalls, wenn man meine einstigen Inten­tionen mutwillig missversteht und wörtlich nimmt. Dann kommt man aus dem anzüglichen Kichern wohl kaum mehr heraus.

Reden wir heute mal über Sex, meine lieben Freunde. Und keine Sorge, es wird durchaus nicht unzüchtig, kein Grund, einen „Erst ab 18 Jahre gestattet“-Button an diesen Blogartikel anzuheften.

Mit Erotik hatte ich es im frühen OSM nicht so, und das hat schon durchaus sei­ne Gründe. Die sind durchaus nicht sexistisch zu verstehen – es ist einfach so, dass über weite Strecken in der Frühzeit des OSM Frauen im OSM gar nicht auf­tauchen. Oder wenn, dann quasi nur in Nebensätzen. Das hängt damit zusam­men, dass ich in der frühen Schreibzeit – wir reden hier über die Jahre bis etwa 1987 – weibliche Protagonisten vollständig missachtete und mein Desinteresse an realen Mädchen 1:1 in den OSM projizierte.

Tatsächlich bin ich erotisch ein ziemlicher Spätzünder gewesen und habe an­fangs eher enttäuschende Kontakte zum anderen Geschlecht gehabt, was dann ein gezieltes Desinteresse über mehrere Jahre zur Folge hatte. Ich konzentrierte mich sodann mehr auf Bücher und aufs Schreiben, ohne zu realisieren, dass das weibliche Element natürlich aus diesen Geschichten nicht ohne Logikkomplika­tionen retuschiert werden konnte.

In der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), die ich 1983 zu schrei­ben begann und in der der KONFLIKT 14 des OSM abgebildet wird, kommen na­türlich schon weibliche Personen vor, aber… nun ja… Hand aufs Herz: weibliche Insektenraumfahrer wie die Cranyaa oder eine Soogrerin, wie sie gegen Ende der Serie in Erscheinung tritt, die kann man nur sehr bedingt als weibliches Element betrachten.

Die erste wirklich plausible weibliche Protagonistin war vermutlich die Ghanerin Jyseewa in der Edward-Norden-Saga (ENS) in den Arc-Romanen ab 1987. Dazu sage ich im Rahmen des Blogs sicherlich beizeiten noch mehr, das ist heute nicht das Thema.

Was aber durchaus im OSM auftauchte, war eine Formulierung, die man abso­lut sexuell verstehen könnte, wenn der Kontext nur nicht so grotesk wäre. Schauen wir uns das einfach mal exemplarisch an ein paar Beispielen an.

Beispiel 1:

Todesmission TOTAM“, Band 19 der Serie

Sie wartete einige Sekunden, dann antwortete auf einmal eine weiche, dunkle und männliche Stimme, die keinem Cranyaa zu gehören schien: ‚Ich habe den Ruf gehört. Ich, der Feldherr des Lichts, Feldherr der Cranyaa, bin auf dem Weg. Haltet aus. Der Kampf hat begonnen. Ich komme, OKI STANWER! Und ich wer­de…“

Abgesehen davon, dass wir hier verschiedene Komplikationen haben, was die Spracherkennung zwischen Cranyaa und andersrassigen Lebensformen – wie hier Oki Stanwer – angeht, die an dieser Stelle nicht interessieren, so könnte man doch annehmen, dass dieses „Ich komme“ eine klare sexuelle Aussage ei­ner männlichen Person im Moment des Höhepunktes, d. h. des Orgasmus ist. Ist aber nicht gemeint.

Beispiel 2:

Gleicher Band

Ormun und Drenosa führten in ihrer Geistgestalt den Trupp der Cranyaa an, und Ormun erhielt einen geistigen Impuls. Er sollte ins Zentrum des großen, ab­schüssigen Kraters kommen.

Dort war das SCHWARZE, TOTAM.

Ormun kam.“

Ihr ahnt es schon. Auch dies ist nicht etwa der Orgasmus des Dämons Ormun, sondern wieder ein sprachlich tumber Lapsus.

Beispiel 3:

Der dritte Dämon“, Band 20 der Serie

Wieder begann das Beben.

Ein Dämon erwachte.

Nichts konnte ihn daran hindern.

Awurkks Erwachen stand unmittelbar bevor.

Der dritte Dämon KAM!“

Ihr merkt deutlich, ich hatte eine geradezu absurde Vorliebe für diese Formulie­rung. Auch hier ist sie nicht sexuell gedacht, ja, die Vorstellung, ein Dämon kön­ne überhaupt über so etwas wie eine Libido verfügen, ist absurd. Aber es geht noch witziger…

Beispiel 4:

Chaos auf Senaax“, Band 22 der Serie

Das Signal!

Es kam!

OREOC fing die Signale auf. Er befand sich weder auf Onotaak noch auf Senaax. Er war im Schutz von Deflektorschirmen in einen Orbit um Senaax gegangen…“

Jetzt haben also schon Signale erotische Höhepunkte zu erwarten… zweifellos etwas ganz Außergewöhnliches, wenn man es so interpretiert. Äußerst originell und so natürlich auch nicht gemeint. Aber wenn man denkt, das ist schon kuri­os, so kann ich noch eine Steigerung anbieten. Schauen wir uns das letzte Bei­spiel an:

Beispiel 5:

DER TITAN“, Band 29 der Serie

Troohns, Okis und All-Hüter bekämpften sich.

Doch in dem Sektor, in dem Oki war, eskalierte das Grauen, denn…

TOTAM KAM!

[Kapitelblende]

TOTAM kam!

Inmitten einer gewaltigen Raumschlacht fetzte das Raumzeit-Gefüge auseinan­der.

Ein schwarzes Etwas erschien.

Ein Planet!

TOTAM!

Von den Gewalten des Bösen wurden die Schiffe hin und her geschleudert. Oki-Raumer zerbarsten in roten Energieexplosionen…“

Ich notierte an die dritte Zeile vergnügt schmunzelnd: „Und nein, TOTAM hat keinen Orgasmus“ – was ja auch nur wenig Sinn ergeben hätte, wo TOTAM doch ein schwarzer Kristallplanet ist. Aber wie man sehen kann… ich hatte eben durchaus eine sehr demokratische Einstellung. Oki Stanwer „kommt“, Dämonen „kommen“, selbst Signale „kommen“, warum also nicht auch Kristallplaneten?

Urige Fehlleistungen, die samt und sonders in der Ausarbeitung später nicht mehr vorhanden sein werden, vertraut mir. Aber an diesen Stellen bringen mich diese Formulierungsschwächen immer wieder zum Prusten. Das ist der positive Effekt davon – es wäre gar zu bedauerlich, wenn ich immer nur haareraufend über den Abschriften säße und mir weitere graue Haare (zu denen, die ich schon habe) wüchsen.

Und weil es diesen Blog gibt, kann ich solche vergnüglichen Passagen dann munter direkt an euch weiterreichen. Ich hoffe, es machte euch mal wieder ein wenig Vergnügen, zu sehen, wie tapsig ich mich anno 1983/84 anstellte, als ich am frühen OSM arbeitete (wir waren damals noch nicht mal bei Episode 200 angelangt. Ihr wisst ja, dass es inzwischen über 1.750 geworden sind, und es werden ständig mehr).

Mal sehen, wann ich euch die nächste Fehlerlese offeriere. In der kommenden Woche kehren wir in meine kreative Vita zurück. Im nächsten Abschnitt der Ar­tikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ erzähle ich euch vom Dezember 2006 und den folgenden Monaten. Das ist, denke ich, eine interessante Lektüre, die ihr nicht verpassen solltet.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 36: Zweite Chance auf Eden (7/E)

Posted Dezember 2nd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich erwähnte verschiedentlich, dass Peter F. Hamiltons Romantrilogie um das „Armageddon-Universum“ bei der deutschen Publikation durch den Bastei-Ver­lag in sechs dickleibige Bände aufgespalten worden ist. Aber eine Trilogie, ge­teilt durch 2 ergibt nun einmal 6 Bände und nicht 7. Hier schon, und der Grund war folgender: Es gab durchaus noch lose Enden, die beim Verfassen des Zyklus unter die Räder kamen, und man sollte außerdem nicht vergessen, dass Hamil­ton den Romanzyklus aus einer Reihe von Kurzgeschichten entwickelte, ehe er sich dann an den großen Wurf seiner Trilogie wagte.

Infolgedessen war es auch von Verlagsseite nur logisch, ihn dazu zu drängen, doch die alten Geschichten im Lichte der Trilogie zu aktualisieren und einige neue Geschichten zu schreiben, die im Armageddon-Universum spielten. Her­ausgekommen ist jene Storysammlung, die hier nun vorliegt. Und wer in den sechs Bänden zuvor noch nicht genug bekommen konnte, hat jetzt weiteres Le­sefutter, an dem er seinen Appetit stillen kann:

Zweite Chance auf Eden

(OT: A Second Chance At Eden)

Stories aus dem Armageddon-Universum

von Peter F. Hamilton

Bastei 23240

576 Seiten, TB

September 2001, 8.90 Euro

Übersetzt von Axel Merz

Tausende von Seiten lang fieberten die Leser des Armageddon-Zyklus in den Jahren 2000 und 2001, als Axel Merz seine sechs voluminösen Übersetzungs­bände von Peter F. Hamiltons gigantischem SF-Epos vorlegte. Die Leser fieber­ten mit dem Romanheld Joshua Calvert und seiner jungen, mutigen Geliebten Louise Kavanagh, sie verfolgten den Aufstieg des düsteren, geradezu antichristliche Züge tragenden Quinn Dexter vom einfachen deportierten Strafgefangenen zu einer Geißel der Menschheit, und sie wurden Zeugen der unaufhaltsam scheinenden Ausbreitung der Besessenen, wiederkehrender Seelen aus einem überdimensionalen Limbus, der seine Toten in die Körper noch lebender Menschen entließ.

Im Armageddon-Universum mit seinen über achthundert von Menschen besie­delten Welten, seinen seltsamen exotischen „Xeno“-Völkern und seiner Zeitli­nie, die über 600 Jahre in die Realzukunft reichte, fand der Leser, der gerne komplexe Hintergründe vorfindet, in der Tat genau das: biologische Technolo­gie, einen Strang von Menschen, der sich von der ursprünglichen Menschheit abgespalten hat und seine eigene private Form von menschlicher Perfektion und seelischer Unsterblichkeit gefunden hat, eben die Edeniten. Der Leser lern­te die ursprünglich religiös fundierten „Normalmenschen“ (Adamisten) kennen, wurde Zeuge der Entstehung der intelligenten Voidhawks, also lebender, emp­findungsfähiger Raumschiffe… und was es da nicht noch alles sonst gab.

Mit diesem Buch, das auf dem Titelbild falsch als „Roman“ tituliert ist (es ist in Wahrheit eine Storysammlung), kehrt Hamilton noch einmal in jenes komplexe Universum zurück. Entlang der gut sechshundert Jahre Zeitskala gruppiert er sieben Geschichten, deren längste die Titelgeschichte „Die zweite Chance“ ist, und baut so eine Art von Brücke aus der Gegenwart in jene ferne Zukunft des Jahres 2600, in der der Armageddon-Zyklus schließlich auf dem Kolonialplane­ten Lalonde beginnt. Und ich vermute wohl nicht zu Unrecht, wenn ich sage, dass Hamilton diese Geschichte so strukturiert hat, dass sie Anknüpfungspunk­te mit dem Zyklus haben und jene, die den Geschichtenband zum Schluss lesen (wie ich), animiert werden sollen, den Zyklus daraufhin noch einmal zu lesen. Nun, das wird bei mir noch etwas dauern. Schauen wir uns bis dahin die Ge­schichten etwas genauer an.

Sonnies Trumpf spielt im Jahre 2070 auf der Erde. Die Ökologie der Erde wird immer mehr heruntergewirtschaftet, und die Biotech-Wissenschaften bringen bizarre neue Spielarten der Unterhaltungsindustrie hervor, unter anderem et­was, das man als eine brutalisierte Neuversion der alten Hunde- und Hahnen­kämpfe betrachten kann. In diesem Fall werden gegen Wetten gezüchtete Bio­monster zum Einsatz gebracht, die über eine Art Affinitätsschaltung mit einem „Spieler“ gekoppelt werden.1 Als die Spielerin Sonnie dazu gebracht werden soll, zugunsten eines Spielleiters absichtlich zu verlieren und sich weigert, kommt es zu einer sehr… hm… unschönen Entwicklung.

Die zweite Chance ist eigentlich ein Roman. Der Umfang von fast 250 Manu­skriptseiten würde beispielsweise für Joanne K. Rowling fast reichen, einen Harry Potter-Roman daraus zu machen. Für Hamilton ist das eine Novelle, und mit Abstand das Highlight dieses Buches. Man schreibt das Jahr 2090. Die bei­den christlichen Kirchen sind zu einer Einheitskirche verschmolzen, die von ei­ner Päpstin geleitet wird. Das scheint anfangs keine Rolle zu spielen, aber der Leser sollte dieses Detail nicht vernachlässigen.

Harvey Parfitt ist Sicherheitsmann, Angestellter der Jovian Sky Power Corporation (JSPK). Er hat einen Kontrakt unterschrieben, der ihn für längere Zeit an das Jupiter-Habitat Eden koppelt, das den Armageddon-Lesern wohlver­traut ist. Freilich steckt Eden, ein künstlich geschaffener halbbiologischer Him­melskörper im Orbit um Jupiter, hier noch in den Kinderschuhen und ist eine Dependance irdischer Konzerne, die von hier aus die Förderung des Raumschiff­treibstoffs Helium-III betreiben, der aus der Jupiter-Atmosphäre gewonnen wird. Während auf der Erde die meisten Städte schon in sogenannten Arkologi­en verschanzt sind, um sich gegen die klimatischen Unbilden zu schützen, braucht man all das auf Eden nicht. Diese Hohlwelt ist schlechterdings ein Para­dies. Eden selbst besitzt eine Eigenintelligenz, und die Bewohner des Himmels­körpers stehen über implantierte neuronale Symbionten mit dem biologischen Netzwerk in Verbindung. Es ist also unumgänglich, dass sich auch Chief Parfitt, der seine Frau und die beiden Kinder mit nach Eden genommen hat und hier die Polizeiorganisation aufbauen soll, einen Symbionten einsetzen lässt. Es scheint allerdings überhaupt keine Notwendigkeit für einen Polizisten zu geben, da es auf Eden keinerlei Kriminalität gibt.

Doch als wäre Parfitts Ankunft ein Signal gewesen, bekommt das Idyll erste Ris­se. Eine Wissenschaftlerin wird ermordet aufgefunden, offensichtlich ermordet von einem genetisch gezüchteten Dienerwesen, einem Schimpansen, der als Gärtner arbeitete und über keinen eigenen Intellekt verfügt. Parfitt steht vor der interessanten Herausforderung, in einer Welt, in der Mord eigentlich un­möglich ist, das perfekte Verbrechen aufzuklären. Dabei stößt er, je tiefer er gräbt, auf um so beunruhigendere Angelegenheiten – und unter anderem auf einen separatistischen Geheimbund, der die Loslösung Edens von der Erde be­treibt. Dass Parfitt gleichzeitig auf einen halb vergeistigten Asketen namens Wing-Tsit Chong2 stößt, den Entdecker der Affinität, und dass er zudem noch ein extremes Problem mit seiner eigenen Frau bekommt, für die das Einsetzen eines neuralen Symbionten, der Affinität ermöglicht, Sünde darstellt, das macht aus diesem Roman zusammen mit der kriminalistischen Recherche Parfitts ein Lesevergnügen allerersten Ranges. Die Lösung des Problems sei hier nicht ver­raten, nur soviel: es lohnt sich, um Ecken herum zu denken…

Zeiten ändern sich führt uns im Jahre 2245 schon in die relativ ferne Zukunft zu einer erdnahen Kolonialwelt namens Nyvan, die im Armageddon-Zyklus un­rühmliche Erwähnung findet als jene Welt, auf der teuflische Quinn Dexter kurz­fristig Zuflucht sucht. Bei seinem Aufbruch legt er den Planeten thermonuklear in Schutt und Asche, doch zu dem Zeitpunkt dieser Geschichte liegt das in fer­ner Zukunft: Nyvan ist eine sogenannte Multiethnien-Kolonie, jener Planet, auf den alle möglichen Menschen, die die Flucht von der Erde schaffen können, an­kommen. Die Konsequenz ist eine extreme Zersplitterung in kleine Nationen, die sich untereinander befehden. Die einen suchen dabei Mittel und Wege, eine ethnisch homogene Nation zu bilden und sich von Terra gleichzeitig abzunabeln, andere unterdrücken ihre Minderheiten mit verschiedensten Mitteln. Und mittendrin ist die Farmerin Amanda Foxon, die versucht, sich und ihren neunjährigen Sohn mit Hilfe einer Truppe jüdischer Erntehelfer und eines Man­nes, den sich Amanda als Geliebten ins Bett geholt hat, über Wasser zu halten. Bis eines Tages ein Verwundeter auf die Farm gebracht wird. Von da an ändern sich die Zeiten dramatisch…

Candyknospen war eine jener wenigen Geschichten, die Peter F. Hamilton über die Anwendung von Biotechnologie schrieb, bevor ihm der Lektor David Gar­nett vorschlug, doch aus all dem einen Roman oder gar einen Romanzyklus zu machen, aus dem letzten Endes der Armageddon-Zyklus wuchs. Candyknospen sind eine seltsame biotechnologische Erfindung auf dem Planeten Tropicana. Im Jahre 2393 wird die Hauptstadt Kariwak von dem greisen, biologisch aufge­rüsteten Laurus beherrscht, der mit Hilfe von affinitätsgesteuerten Bedienste­ten jeden Konkurrenten niederhält und auch vor Mord und Verstümmlung nicht zurückschreckt. Um in den Besitz der Träume erzeugenden Candyknospen zu kommen, verfolgt er ein kleines Mädchen namens Torreya, das ihn zu einer verfallenen Fabrik führt, in dem sich die einzige, bizarre halb organische Maschine befindet, die Candyknospen produziert, und zwar offensichtlich nach den Bildern, die in dem Geist ihres verkrüppelten Bruders Jante durch das Vorlesen von Märchen erzeugt werden. Es gelingt Laurus zwar, die beiden Geschwister und die Maschine in seine Gewalt zu bekommen, doch gibt es eine dunkle Wahrheit hinter dem, was sie Laurus erzählt haben…

Todestag ist eine düstere Zukunftsvision aus dem Jahre 2405 vom Planeten Ju­barra, einer höchst unwirtlichen Welt, auf der die Menschen einen unbe­schreiblichen Genozid angerichtet haben, um den Planeten bewohnbar zu ma­chen. Ein Siedlerehepaar, dorthin gelockt mit dem Versprechen einer goldenen Zukunft, ist in einem einsamen Tal zurückgeblieben – sie ist inzwischen verstor­ben, und er von Verzweiflung und Hass zerfressen, weil es eine unbegreifliche mentale Verbindung zwischen ihm und einem Xeno gibt, der irgendwo im Tal wartet. Schließlich entscheidet der Siedler, dass der Zeitpunkt gekommen ist, wo einer von ihnen beiden zu sterben hat. Und das soll nicht er sein…

Die Leben und Lieben der Tiarella Rosa kehrt zurück nach Tropicana, allerdings ins Jahr 2447. Seit den Ereignissen um Laurus sind als gut 50 Jahre vergangen. Diesmal kommt ein Separatist namens Eason hierher, um sich vor seinen Ge­fährten zu verstecken. Diese Leute sind Separatisten, die sich in den Besitz von Antimaterie gebracht haben, einer konföderationsweit geächteten Substanz. Eason sollte sie eigentlich auf einer Welt der Edeniten zur Explosion bringen, aber es ist ihm zuwider, das zu tun. Er versteht sich als Soldat, nicht als Schläch­ter, und so hat er die Antimaterie entführt und will untertauchen.

Auf Tropicana findet er Anschluss an eine kleine Familie, die aus einer alleiner­ziehenden Mutter, deren schon fast erwachsener Tochter und einem Quartals­säufer besteht, der ihnen bei der Ernte hilft. Eason kehrt mit ihnen auf die BiTek-Insel Charmaine zurück, auf der sie ihre Plantage haben und setzt hier ei­niges instand. Zugleich aber schmiedet er Pläne, sowohl Mutter als auch Toch­ter zu verführen. Doch sowohl Althaea, die Tochter, als auch Tiarella Rosa, die Mutter, haben tiefe Geheimnisse, und ehe Eason versteht, was passiert, ist er bereits Teil einer höchst gewöhnungsbedürftigen Zukunftsplanung, die durch­aus nicht seinen Zielen dient…

Die letzte Geschichte mit dem lapidaren Titel Fluchtweg (im Inhaltsverzeichnis falsch als Fluchtwege angegeben) macht uns persönlich bekannt mit einer Ge­stalt, die im Armageddon-Zyklus nur mittelbar über den Weg läuft: mit Marcus Calvert, dem Vater von Joshua Calvert. Wir finden endlich die gute alte Lady MacBeth wieder, die ja auch Joshuas Schiff während des ganzen Zyklus ist. In diesem Fall beginnt die Geschichte auf den Sonora-Asteroiden im Jahre 2586.

Captain Calvert, wieder einmal relativ pleite, ist auf der Suche nach einem Sponsor und kommt in Kontakt mit Antonio Ribeiro und Victoria Keef. Er ist so­zusagen ein Glücksritter, scheinbar mit einer Menge Geld, sie ist eine auf eigen­artige Weise verkrachte Astrophysikerin, deren Ziel es zu sein scheint, Goldaste­roiden in Sonnensystemen aufzutreiben, die über einen Staubring verfügen. Das Geschäft hört sich lukrativ an, wenn auch ein wenig halbseiden, und tat­sächlich funktioniert die Victorias Methode, die sie beim nächsten Sonnensys­tem anwenden. Allerdings suchen die beiden Abenteurer – und ihr Kompagnon, der mit an Bord gekommen ist – nicht nach Goldasteroiden, sondern nach et­was ganz anderem. Und sie finden NOCH etwas anderes, nämlich das Wrack ei­nes Xeno-Raumschiffs, das über eine ganze Reihe hochinteressanter technologi­scher Besonderheiten verfügt. Und während sie noch die Geheimnisse des ex­traterrestrischen Schiffes erforschen, schlägt die Stunde der Wahrheit…

Unbestreitbar ist dieser Sammelband mit seinen sieben Geschichten eine nette Ergänzung zum Armageddon-Universum. Natürlich ließen sich für alle, die hier erzählt werden, noch ein Dutzend weitere finden und erzählen, zweifelsohne. Bei manchen – z. B. der ersten, der dritten und der letzten – mag man die sehr kurze Handlungslinie kritisieren. Richtige Eigenständigkeit gibt es an und für sich nur bei der Titelgeschichte und den Candyknospen. Die Tiarella-Rosa-Ge­schichte macht durch diverse Zutaten klar deutlich, dass sie nachträglich ge­schrieben wurde. So erinnert doch die Liebesgeschichte und die ein wenig ge­zwungene Endsequenz stark an Joshua und Louise, von dem süßlich überzu­ckerten Schluss, der sich negativ von dem Ende der Titelgeschichte abhebt, ein­mal ganz zu schweigen. Die Abschlussgeschichte selbst basiert auf der im Arma­geddon-Zyklus erzählten Geschichte über Marcus Calverts wundersame Rettung der Lady MacBeth. Ich schätze, auch sie muss als nachträglich geschriebene Story gewertet werden.

Wieder einmal erlebt der Leser, dass Hamilton sich am besten in epischer Breite auslebt. Den besten Eindruck bekommt man wirklich bei „Die zweite Chance“, die in jeder Hinsicht die raffinierteste und liebevollste von allen Geschichten ist. Das bedeutet nicht, dass andere Geschichten bar jeder interessanten Bemer­kungen oder tiefsinnigen Reflexionen sind. Das nicht. Die Mahnung vor Um­weltsünden (Story 1 und 2), die Frage nach Sinn und Unsinn von religiösen Ge­boten gepaart mit dem Utopia einer perfekten Gesellschaft (Story 2), die „ewi­ge Geschichte von der Judenverfolgung“ und von Illusionen, die an politischen Realitäten zerbrechen (Story 3) sind mindestens so wichtig wie die Behandlung der Vor- und Nachteile der Biotechnologie (Story 4, 5 und 6) wie die Frage, was man noch als Krieg und was als Terrorismus ansehen muss (Story 6 und 7).

Fans von Peter F. Hamilton kommen auf ihre Kosten, denke ich, und vielleicht lassen sich auf diese Weise ja auch die Monate überbrücken, bis der erste Ro­man von Hamiltons neuem Zyklus (Commonwealth), „Pandora’s Star“, vollstän­dig erschienen ist (was voraussichtlich im Januar 2006 mit „Der Stern der Pandora“ der Fall sein wird.

© by Uwe Lammers, 2005

Nun sind natürlich meine Schlussworte längst überholt… der Commonwealth-Zyklus ist ebenso erschienen wie der New Commonwealth-Zyklus, und gegen­wärtig stößt Hamilton vor in den neuen Zyklus um die „Leere“, aktuell ist dazu bereits der erste Band, „Der Abgrund jenseits der Träume“ bei Piper erschie­nen… dazu komme ich sicherlich beizeiten auch noch, aktuell ist für den Blog hier noch sehr viel in Sachen Hamilton aufzuholen.

Auch will bedacht sein, dass die gute SF ja nicht nur auf den Namen Peter F. Ha­milton zu konzentrieren ist. Da gibt es zahllose weitere faszinierende Namen, Personen und Welten zu entdecken, und ihr werdet das an dieser Stelle in ab­sehbarer Zeit mitbekommen.

In der kommenden Woche möchte ich euch indes in eine bizarre Parallelwelt entführen, in der die amerikanische Regierung den Versuch machte, ein Frie­densbataillon von „Jedi-Kriegern“ aufzustellen… und nein, das war interessan­terweise keine reine Fiktion, sondern ist wirklich eine reale geschichtliche Tatsa­che. Aber was der Journalist Jon Ronson dazu ausgegraben hat und was an­schließend auch umgehend mit George Clooney in einer der Hauptrollen ver­filmt werden musste, davon erzähle ich euch in sieben Tagen.

Wir sehen uns, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Etwas Vergleichbares findet sich übrigens auch, vielleicht von Hamilton inspiriert, in dem Anfangsband der CrossGen-Comicserie SIGIL.

Liebe Freunde des OSM,

auch der Monat August des Jahres 2015 erwies sich unter dem Blickwinkel der fertig gestellten, autonomen OSM-Werke als nicht eben sonderlich ergiebig. Das war den Turbulenzen in meinem Privatleben geschuldet, die mich schon in den Vormonaten gründlich von innovativer Arbeit an meinem Lebenswerk abhielten. Es seien hier nur ein paar kursorische Andeutungen gemacht, um das ein wenig transparenter zu gestalten:

Im August gerieten die Prozesse, die mit dem Ableben meiner lieben Mutter be­gonnen hatten, allmählich in Bewegung. Es fand Kommunikation mit dem Tes­tamentsvollstrecker statt, diverse Kommunikationsstörungen mit dem Jobcenter waren zu klären, und schließlich konnte in der zweiten Monatshälfte endlich da­mit begonnen werden, den Hausrat im Haus unserer verstorbenen Eltern zu sich­ten – eine sehr emotionale, erschöpfende Tätigkeit, verbunden mit vielen Fahr­ten, Gesprächen, Telefonaten, Mailwechsel…

In der Konsequenz war ich zumeist zu ermattet, um sonderlich kreativ tätig sein zu können. Hinzu kam dann der endgültige Ausfall meines Druckers, der das Seinige dazu tat, um mich noch mehr einzuschränken. Gleichwohl kam ich auf mehr als 1.200 Kreativseiten im Monat August, was ein ausgezeichnetes Ergeb­nis ist.

Wie kam das zustande? Wer hier jetzt stutzt, tut dies meiner Meinung nach voll­kommen zu Recht.

Nun, ich hatte schon im Juli mit dem „Geheimprojekt CK 1“ begonnen und fuhr damit dann munter einfach fort, was bisweilen zu 20 oder mehr digitalen Seiten­zuwächsen je Tag führte. Und beim Durchschauen der Gifhorner Sachen, die mir zuzuordnen waren, stieß ich zudem noch auf das Skript meines ersten Buches, „Die sieben Prüfungen“, das ich 1986/87 geschrieben hatte und das mit gut 300 Manuskriptseiten für damalige Verhältnisse wirklich enorm umfangreich war. Heute spielt es eher in der mittleren Längenliga, aber das konnte ich mir da­mals natürlich nicht vorstellen.

Die sieben Prüfungen“, um das gleich dazu zu sagen, weil es in den weiteren Blogartikeln, die ja schwerpunktmäßig auf den OSM zentriert sind, nicht mehr erscheinen dürfte, ist ein Non-OSM-Werk. Es handelt sich um einen Fantasy-Roman, den ich unter dem starken musikalischen Eindruck der deutschen Grup­pe ZARA-THUSTRA schrieb.

Da ich das Werk seit über 20 Jahren nicht mehr in der Hand gehabt habe und ak­tuell nur wenig mehr als zehn Seiten abschreiben konnte, kann ich über die ge­naue Handlungsführung nicht mehr viel sagen. Dies jedoch ist gewiss: Der Ro­man beginnt im mythischen Lande Rothoran, das eine lange Friedenszeit erlebt hat. Nun liegt der greise König im Sterben und vertraut seinem einzigen Sohn Corian ein Geheimnis an.

Das Mysterium der langen Friedenszeit sei auf seinen Pakt mit dem Gevatter Tod zurückzuführen. Er habe einst die legendären „sieben Prüfungen“ bestan­den. Wenn nun der Tod erscheine und ihn endgültig zu sich hole, müsse Corian ihn herausfordern, um ebenfalls die Prüfungen zu bestehen, die sich in ständi­gem Wandel befänden. Versage er oder getraue er sich nicht, dann würden Unru­hen und der Malstrom des Krieges Rothoran heimsuchen.

Nun, ihr ahnt es: Corian fordert den Tod heraus und muss die sieben Prüfungen in unterschiedlichen Zeiten, Welten und Gestalten erfüllen. Was er dabei erlebt, sei nicht verraten – ich halte es nicht für unmöglich, dass ich beizeiten, wenn ich diesen Roman abgeschrieben und gründlich überarbeitet habe, ihn euch als E-Book zugänglich machen werde. Aber fragt mich nicht, wann…

Doch was habe ich nun im Dunstkreis des Oki Stanwer Mythos weitergeführt, begonnen oder vollendet? Nun, dies hier:

Blogartikel 141: Logbuch des Autors 15 – Die Erde im Jahre 2113

Blogartikel 138: Work in Progress, Part 32

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-Buch)

(OSM-Wiki)

Blogartikel 136: Schreibtraining

(Glossar des Buchs „DER CLOGGATH-KONFLIKT“)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

(IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM)

(18Neu 71: Weißwelt-Rebellen)

Erläuterung: Nein, die Kerle müsst ihr (noch) nicht kennen. Ich würde sie als Quasi-Menschen bezeichnen, ziemlich nah verwandt mit den Dienern bzw. Par­tialbewusstseinen der Dämonenwaffe Glusem. Denn die Glusem-Diener sind üb­licherweise nicht autonome Persönlichkeiten, wiewohl sie eigene Körper besit­zen, sondern mehr… ja, Abspaltungen von Glusem. Das kann ich schwer be­schreiben, ihr müsst es später mal an gegebener Stelle nachlesen.

Nun, und die Weißwelt-Rebellen unter Gordon Barring, auf die Oki Stanwer mit den Ghost-Agents auf Kreta stößt, erweisen sich als höchst militante Wesenhei­ten… und als beinahe unzerstörbar.

Blogartikel 150: Historie und Phantastik – kein Widerspruch

(DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben – OSM-Roman)

Blogartikel 139: „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“, Teil 31

(14Neu 29: DER TITAN)

Blogartikel 151: Das Geheimprojekt CK 1

Blogartikel 153: Serielle Crossover a la OSM

(E-Book 29: Welt der Wunder)

E-Book 28: Hinter der Raumzeitwand

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

(IR 25: ZYNEEGHAR-Krieg)

(18Neu 72: Fürst der Weißwelt)

Erläuterung: …und nein, das ist nicht der schon erwähnte Gordon Barring, son­dern ein so genannter „Fürst des Septons“. Und was das nun wieder genau ist, verhülle ich vor euch noch, meine Freunde, um nicht zu sehr zu verwirren.

(E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war… – Phantastische Geschichten)

Erläuterung: Das ist jetzt nur der Planungstitel dieser nächsten Kurzgeschich­tensammlung, die im Mai 2016 erscheinen soll, wenn alles gut läuft. Ich habe sie hier aufgenommen, weil darin natürlich auch wieder eine Story aus dem Oki Stanwer Mythos enthalten sein wird. Welche? Ach, meine Freunde, ich plaudere doch nicht schon ein Dreivierteljahr vorher aus dem Nähkästchen. Wo bliebe da der Überraschungsaspekt?

(Glossar des Werks „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1“)

Blogartikel 142: OSM-Kosmologie, Lektion 7 – Menschen und Menschen­ähnliche (II)

(Der Zathuray-Konflikt – OSM-Roman)

(Kämpfer gegen den Tod – OSM-Roman)

Tja, Freunde, und das ist es dann auch schon gewesen. Ich meine, ich habe ne­benbei an einigen Archipelwerken geschrieben und sieben Rezensions-Blogarti­kel verfasst, aber die haben hier ja allesamt nichts zu suchen.

Vielleicht gelingt es mir, im kommenden Monat wieder etwas kreativer zu sein, aktuell bin ich hier nur auf Sparflamme unterwegs.

In der nächsten Woche steht jedenfalls wieder was zum Kichern an, denn ich habe neue groteske Fehler in den alten OSM-Episoden entdeckt… lasst euch da­von mal überraschen, Freunde.

Bis nächsten Sonntag, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.