Rezensions-Blog 213: Die Schöne

Posted April 23rd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

verschiedentlich sagte ich es schon, und auch ein kurzer Blick in meinen Über­blicks-Rezensions-Blog 200 zeigt es recht deutlich: Fantasy ist heutzutage nicht mehr ganz meine favorisierte Lektürerichtung. Da tummelt sich wirklich bedau­ernswert viel schematischer Stoff, immer wieder gehen Grüppchen politisch korrekt zusammengesetzter und zusammengewürfelter Schicksalsgenossen auf Queste. Da finden wir die unvermeidlichen Zauberer, Elfen, Zwerge, Barbaren mit starkem Schwertarm oder vergleichbaren martialischen Kenntnissen, gern auch Diebe oder Jugendliche mit einer problematischen, weil vorherbestimm­ten Biografie… na ja, solche Stoffe ziehen mich schon ziemlich lange nicht mehr an.

Der vorliegende Roman, ein wirklich ziemlich opulenter Schinken, bricht aus den erwähnten Kategorien auf vielfache Weise aus. Zum einen ist er verfasst von einer ausdrücklichen SF-Autorin, so dass sich klassische SF-Topoi wie die Zeitreise unvermittelt in der Handlung wieder finden. Zum zweiten hat die Au­torin ihre Märchen solide gelesen und kämmt sie nun munter und humorvoll gegen den Strich und nimmt sie als Ausgangsbasis für weitere verwegene Aben­teuer, die dann nicht eben gering die Zeitgeschichte vom 14. Jahrhundert bis in die ferne Zukunft sprenkeln.

Und sie hat eine etwas tapsige, aber niedliche und eben sehr attraktive Haupt­person (ob man bei „Beauty“ von Heldin sprechen sollte, sei dahingestellt… es gibt dabei gewissen Anlass für Zweifel, wie ihr bei der Lektüre rasch entdecken werdet). Ja, sie ist etwas sehr schwatzhaft, und die Klügste unter der Sonne ist sie auch nicht… aber man muss sie irgendwie lieb haben, auch wenn ihre Hand­lungen manche Zeitgenossen sich die Haare raufen lässt.

Seid ihr bereit für eine muntere, abenteuerliche und recht lange Zeitreise kreuz und quer durch die Realität und alternative Gefilde? Dann mal auf ins Abenteu­er, Freunde:

Die Schöne

(OT: Beauty)

von Sheri S. Tepper

Heyne 5344, Hardcover

674 Seiten, 1995

Aus dem Amerikanischen von Biggy Winter

ISBN 3-453-08537-X

Ja, wenn doch die Uhrenfee Carabosse nicht so Recht hätte! Die Dinge könnten sich viel besser, zielstrebiger, harmonischer entfalten. Aber andererseits hätte dann der Fürst der Finsternis auch schon gewonnen, bevor Beauty überhaupt verstanden hätte, was geschähe. Also ist es vielleicht doch ganz gut so, dass Beauty zwar unbestreitbar Schönheit von ihrer Feenmutter Elladine von Ylles geerbt hat, aber keine Intelligenz.

Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen. Die Sache ist etwas verwickelt.

Man schreibt das Jahr des Herrn 1347, als die einzige Tochter des Herzogs von Westfaire in England, Beauty, sich mit einer grundlegenden Veränderung ihrer häuslichen Umgebung konfrontiert sieht. Sie ist ein bildhübsches, ihrem Namen absolut entsprechendes Mädchen von bezaubernder Naivität und Unschuld, ihr mürrischer Vater beachtet sie kaum (er hat mehr mit Pilgerfahrten zu tun, bei denen er – zu Beautys Unverständnis – sich „die verrottenden Gebeine toter Menschen anschaut!“; das heißt, das tut er, wenn er nicht ständig mit wech­selnden Frauen in seinem Gemach verschwindet), und so wächst sie unter der Fuchtel ihrer zahlreichen, meist schon ergrauten Tanten auf. Ihre Mutter hat Beauty nie kennengelernt, es heißt, sie sei früh verstorben. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

Die ganze Wahrheit (oder das, was sie dafür hält) kommt ans Tageslicht, als ihr Vater sich neu verheiraten möchte. Beautys Schwiegermutter Sibylla vertreibt das Mädchen aus seinen Räumen in jenen Turm, den man den Taubenturm nennt, und hier – und im Gespräch mit Dienstpersonal – kristallisiert sich all­mählich heraus, dass Beautys Mutter Elladine eine Fee war, die eines Tages vom Herzog von Westfaire in den Turm eingesperrt wurde, aber spurlos daraus ver­schwand. Sie ist also, frohlockt das Mädchen, noch am Leben.

Doch gibt es einen Fluch, oh weh, ausgesprochen von Beautys Tante Carabosse, heißt es, der besagt, dass Beauty sich am 16. Geburtstag an einer Spindel ste­chen und daran sterben soll.1 Und dieser Geburtstag steht unmittelbar bevor! Allerdings ist bei der Übermittlung dieses Fluches irgendetwas schiefgegangen, wie es scheint – als nämlich der Tag ihres Geburtstags kommt, tauscht Beauty mit einem befreundeten Mädchen aus dem Dorf (das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist, womit klar feststeht, wer der Vater des Mädchens ist), den Platz und muss, unter einem magischen Tarnmantel dabeistehend, entsetzt mitbe­kommen, wie ihre Freundin Herzchen (das Double) und alles Hofpersonal menschlicher und tierischer Provenienz, in tiefen magischen Schlaf fällt. Um Westfaire wächst in beängstigendem Tempo eine magische Rosenhecke.

Beauty ist völlig verstört und flüchtet mit ihren Siebenmeilenstiefeln, die sie sich geschneidert hat – Himmel, Beauty ist eine Halbfee, schon vergessen? Na­türlich hat sie magische Kräfte, auch wenn sie die Natur der meisten davon beim besten Willen nicht weiß. Bedenkt, Intelligenz ist nicht ihre Gabe! – aus Westfaire und ist todunglücklich. Sie hat genug Grund dazu, hat doch Pater Raymond schon zuvor den Hofangestellten Giles vom Hof verwiesen und auf eine Pilgerreise geschickt, weil Beauty ihn heimlich anhimmelte (das geht na­türlich nicht. Unter Stand!).

Die Uhrenfee Carabosse, die aus dem Feenreich Feery über Beautys Wohl wacht – passt irgendwie mit dem Fluch nicht zusammen, gell? Stimmt. Da ist ja auch einiges falsch übermittelt worden – und sie veranlasst hat, den Tarnmantel und die Siebenmeilenstiefel zu schneidern, ist nun der Überzeugung, dass sich Beauty mittels der Stiefel unverzüglich auf den Weg zu ihrer Mutter machen wird.

Hätte sie vielleicht auch – aber da stolpert Beauty, was Carabosse nicht vorher­gesehen hat! – , über ein zeitreisendes Filmteam aus dem 22. Jahrhundert, die „das Ende des Zaubers“ festhalten wollen und das Mädel in die Zukunftswelt des 22. Jahrhunderts entführen. In eine Zeit, in der die Feen keine Macht mehr haben, weil dort kein Zauber mehr existiert. Und in jener Epoche dominiert der Herr der Finsternis, der auf das bald bevorstehende Ende der Menschheit war­tet…

Wer denkt, damit hätte ich den größten Teil des Buches erzählt, kann sich beru­higt zurücklehnen – das sind gerade mal gut hundert Seiten (und vieles fehlt). Denn nach dieser Reise in die Zukunft geht das Drama eigentlich erst richtig los. Weitere Stationen des Mädchens sind das rätselhafte Land Chinanga, wo es so seltsame Attraktionen gibt wie die Kathedrale von Sankt Frosch, das märchen­hafte Reich Baskarone und den Dampfer Stugos Queen. Beauty lernt die Heimat ihrer Mutter, das legendäre Feery und seinen Regenten Oberon kennen, das 20. Jahrhundert und die verstörenden Realitäten des 14. Jahrhunderts.2 Und sie er­fährt natürlich von der Beziehung zum Allerhöchsten, was eine sehr verzwickte Angelegenheit ist.

Bald wird ihr fernerhin klar, dass die Menschheit, wenn die Feen ihrer Rolle nicht endlich gerecht werden, Beschützer der menschlichen Rasse gegen die Bosheit des Fürsten der Finsternis zu sein, im 22. Jahrhundert untergehen wird.3 Jene Welt, in der sie zu Besuch war, wird Realität gewinnen und die einzi­ge Realität bleiben. Eine Welt ohne Feen und ohne Menschen, eine triste Wüs­tenei. Was Beauty aber lange Zeit nicht versteht, ist, warum der Fürst der Fins­ternis ausgerechnet hinter IHR her sein sollte. Und was für eine rätselhafte Saat nahe ihrem Herzen brennt, das ist ihr auch nicht klar.

Die Pläne der Fee Carabosse kollidieren jedenfalls ständig mit Beautys Unver­ständnis und ihrem Eigensinn, besonders dann, als sie, von einem Vergewaltiger schwanger, in der Vergangenheit ziellos herumirrt und schließlich das Schicksal ihres Kindes weiter verfolgen will. Ich erspare dem Leser Details, um die Neu­gierde wachzuhalten.

Mit einem bemerkenswerten Geschick und Augenzwinkern hat Sheri S. Tepper, die eigentlich im SF-Genre beheimatet ist, in diesem umfangreichen Roman die vergnügliche Tour de force durch die Märchenwelt Disneys angetreten. Wir be­gegnen einem Prinz Charming, sprechenden Fröschen, bösen Schwiegermüt­tern, Aschenputtel, Dornröschen und zahlreichen anderen Wesen, die uns mal ein Kichern, mal ein Kopfschütteln entlocken. Dabei verspinnt die Autorin die Fäden der Märchen geschickt mit der Zeitgeschichte, der Mythologie und Phan­tastik, ohne freilich jemals die Fäden aus der Hand gleiten zu lassen.

Sheri S. Tepper ist sowohl humorvoller, menschlicher, wärmer und erfahrener, ihre Personen, so schrullig sie bisweilen auch sein mögen, sind stets in sich „rund“, sie handeln nachvollziehbar (auch wenn man viele ihrer Taten beim bes­ten Willen nicht mögen muss), und die Handlung hat ein, wenn auch überra­schendes, stimmiges Ende. Von solchen Büchern kann man noch vieles lernen, nicht zuletzt Menschlichkeit jenseits aller Klischees.

Außerdem sollte man nicht glauben, wie viel an Zeitkritik dieser Roman enthält. Wenn Beauty in der Hölle beispielsweise die radikalen Abtreibungsgegner wie­derfindet, dann bezieht Sheri S. Tepper hier – und in vielen anderen Dingen – demonstrativ politisch Position, was den ahnungslosen Leser manchmal doch sehr überrumpelt. Der Roman hat darum an vielen Stellen auch politischen bzw. Gleichnis-Charakter und beeindruckt zusätzlich.

Wer sich, um es auf den Punkt zu bringen, also ein paar Tage lang wunderschön unterhalten möchte und die Bekanntschaft der (schwatzhaften) Beauty, der Tochter des Herzogs von Westfaire machen möchte, sollte das unbedingt tun. Es ist eine köstliche Lektüre, die den Leser mit der Schmalspur-Fantasy von heu­te beim besten Willen wieder versöhnt. Im Format, in dem heutzutage die Hey­ne-Bücher gesetzt werden, würde dieses Buch wohl locker 2000 Seiten Länge erreichen…

© 2008 by Uwe Lammers

Wirklich ein abenteuerliches Garn, daran kann kein Zweifel bestehen. Und sol­che Exoten versöhnen mich dann mit der Allerweltskost der zeitgenössischen Fantasy, die in langen und immer längeren Zyklen mit zunehmend einfallslose­ren Namen besteht. Das Schönste an solchen Werken sind zumeist die Titelbil­der, auf denen sich höchst talentierte Illustratoren austoben können. Aber bitte, ich bin der – vielleicht antiquierten – Auffassung, dass man doch nicht 08/15-Stoffe nur deswegen auf Aberhunderte von Seiten pressen sollte, weil man ein schönes Titelbild gefunden hat, das man verwenden will. Etwas Substanz und Einfallsreichtum im Inhalt sollte dann auch gegeben sein.

Ist das beim Buch der nächsten Woche der Fall, das ja auch von einem ausge­wiesenen Vielschreiber mehrhundertseitiger Romane stammt? Die Rede ist mal wieder von Clive Cussler.

Nun, um herauszufinden, ob es sich um ein gutes und versiertes Werk des Best­sellerautors handelt oder nicht, konsultieren wir am besten meine diesbezügli­che Rezension, die ich euch kommende Woche vorstellen möchte.

Bis dahin sage ich Adieu!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wem das bekannt vorkommt, der sei darauf vorbereitet, dass in das Geflecht dieses Romans noch weitere Märchenanleihen verarbeitet wurden, auf höchst originelle und unterhaltsame Weise. Manchmal kommt man aus dem Kichern nicht heraus.

2 Man merkt hier übrigens deutlich, dass die Autorin das Buch Der ferne Spiegel von Barbara Tuchman gele­sen hat, das ich kurz vor dieser Lektüre ebenfalls las. Das Werk beschreibt die Lebensumstände und Politik des 14. Jahrhunderts und ist als erschütternde Hintergrundfolie für den Tepper-Roman sehr zu empfehlen.

3 Kenntnisreiche Leser und Filmfans werden erkennen, dass sich Tepper in der Beschreibung des 22. Jahrhun­derts einwandfrei an dem Film „Soylent Green“ („Das Jahr 2022 – Die überleben wollen“, hieß es wohl in der deutschen Übersetzung) orientiert hat. Wenn es eine Hölle auf Erden gibt, dann ist es wohl diese Welt. Ja, die ANDERE Hölle lernt Beauty leider auch kennen.

Wochen-Blog 320: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 5

Posted April 20th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

steigen wir gleich mal in die Vollen ein. Ein kurzer Rückblick, was bisher ge­schah, sollte natürlich nicht fehlen, ehe es losgeht:

Wir schreiben in der Galaxis Hun’arc das Jahr 700 nach Zeitrechnung des Impe­riums der Cranyaa. Zentral gesteuert von der Welt Wislyon und beraten durch Slek-Im, die erste Helferin des Lichts, das so genannte Orakel, wird das Insektoi­denvolk seit Jahrhunderten auf die Aufgabe vorbereitet, an der Seite Oki Stan­wers gegen TOTAM und seine Schergen zu kämpfen.

Doch die Macht des Bösen kommt den Plänen des Lichts zuvor. Im Zentrum von Hun’arc unterwirft sie mit Hilfe der Dämonenwaffe Rookax vier Völker, ein fünf­tes, die Tsoffags, wird künstlich geschaffen, um das Reich in die Knie zu zwin­gen, was im Laufe des Jahres 700 auch geschieht. Das Cranyaa-Reich ist fast am Boden. Die Brutwelt ist zerstört, stattdessen taucht durch einen Raumzeittunnel die schwarze Welt TOTAM auf.

Zuletzt ist der zweite Helfer des Lichts, Klivies Kleines, in Hun’arc erschienen und hat mit seiner Lichtfestung OREOC im Zentrum der Galaxis den Kampf gegen Rookax´ Imperium aufgenommen, wobei die gemischte Crew der Lichtfestung einen Verlust erlitt und auf dem Soogrer-Planeten Suriloom auf den dritten Hel­fer des Lichts stieß, das Kunstwesen Gruhl, das den raubtierhaften Körper eines Moogs besetzt hat. Klivies Kleines konnte zwar seiner Vernichtung auf dem Pla­neten Düsterwelt entgehen, schwebt nun aber auf der Soogrer-Hauptwelt Senaax in Lebensgefahr, da OREOC die Lichtroboter von der Leine gelassen hat, ultimate, primärenergetisch aufgeladene Vernichtungsmaschinen, die unauf­haltsam sind.

Draußen erkundet das Cranyaa-Schiff HUHLEG unter seiner Kommandantin Mani-Ul leichtsinnigerweise die schwarze Welt TOTAM und wird von zwei Dä­monen angegriffen. Die „Todesmission TOTAM“ endet in einem mörderischen Chaos, nur ein Cranyaa namens Ureg-Ni entgeht dem Inferno auf rätselhafte Weise. Er ist nun allein auf TOTAM gestrandet…

Episode 21: Dämonische Pläne

(18. Februar 1984, digitalisiert 2014)

Die Besatzung der HUHLEG ist tot. Der einzige Überlebende Cranyaa, Ureg-Ni, ist auf rätselhafte Weise aus dem Schiff teleportiert und entdeckt, versucht von einer unbegreiflichen Stimme, seltsame neue Fähigkeiten an sich. Während er durch die Schattenwelt wandert, begreift er, dass er nun der vierte Helfer des Lichts ist und der einzige, der an diesem Ort größeres Unheil verhindern kann. Es ist dafür auch höchste Zeit, denn die Dämonen von TOTAM, deren nächster – Wirro – nun erwacht, erschaffen zusammen mit den untoten Cranyaa der HUH­LEG die Knochenstraßen.

Dabei handelt es sich um magisch-psionische Transferstraßen, die weit entfern­te Galaxien mit TOTAM verbinden und sogartig die Seelen Verstorbener ansau­gen, um sie in Totenköpfe zu transformieren und TOTAMS Armeen zu vergrö­ßern.

Ureg-Ni erreicht den TURM, das magische Zentrum TOTAMS, worin das BUCH aufbewahrt wird, der Katalysator TOTAMS. Ihm ist klar, dass das BUCH TOTAMS Integrität bewahrt und beschließt, es mit den ihm innewohnenden psionischen Kräften zu vernichten.

Doch das BUCH hat einen monströsen Wächter, ein mumienhaftes Wesen na­mens Oltrav… das TOTAM gegenüber jedoch nicht loyal ist und zudem in diese Rolle gezwungen wurde. Indem Ureg-Ni die Oltrav-Hülle zerstört, setzt er das darin befindliche Wesen frei, eine unfassliche Kreatur, die sich Soffrol nennt und TOTAM schnellstens verlässt. Dann gelingt dem Helfer des Lichts die Vernich­tung des BUCHES, wodurch der Planet des Bösen kaskadenartig zerbirst. Ureg-Ni gelingt im letzten Moment die Flucht.

Dummerweise ist ihm durch Helferwissen klar, dass TOTAM nicht dauerhaft zer­stört ist – der so genannte MAGNET-EFFEKT wird die Trümmer der Welt des Bö­sen binnen kürzester Zeit wieder zusammenfügen, ebenso das BUCH. Er hat nur Zeit gewonnen, was vielleicht dem Licht helfen mag.

An dem Transmissionsziel, an das er gelangt, stößt Ureg-Ni auf eine weitere rät­selhafte Wesenheit, die sich UCHULON nennt…

Episode 22: Chaos auf Senaax

(28. Februar 1984, digitalisiert 2014)

Blende zurück ins Zentrumsreich der Soogrer im Herzen von Hun’arc. Mehrere Missionen prallen auf dem Zentralplaneten Senaax aufeinander. Der Dämon Or­mun wurde vom Wesen TOTAM ausgesandt, um Rookax, dessen Rolle ausge­spielt sein soll, zu eliminieren. In derselben Mission sind die entfesselten Licht­roboter OREOCS unterwegs. Klivies Kleines´ Freunde, die durch Gruhl erfahren haben, dass Kleines noch am Leben ist und sich auf Senaax aufhält, eilen eben­falls dorthin.

OREOC selbst, getarnt auf dem Glutplaneten Onotaak gelandet, scheint durch einen massierten Angriff der Soogrer ausgelöscht worden zu sein. Doch glückli­cherweise ist das eine Kriegslist gewesen. In letzter Minute gelingt sowohl die Rettung von Kleines als auch die Flucht der Gefährten aus dem System der Soogrer, wo Verwüstung zurückbleibt. Der Dämon Ormun, der mit einem Licht­roboter kollidiert ist, wird stark geschwächt nach TOTAM zurückgeschleudert.

Aber Rookax ist noch nicht am Ende: 9069 Kampfschiffe, gelenkt von beeinfluss­ten Dienerwesen aus verschiedenen Sklavenvölkern, steuern für eine letzte Mission das Cranyaa-Reich an. Ziel: der Zentralplanet Wislyon. Ihre Mission: Vernichtet das Herz des Cranyaa-Reiches!

Episode 23: DIE STELE DER EWIGKEIT

(2. März 1984, digitalisiert 2014)

Blende zum Rand der Galaxis Hun’arc: Während sich im Zentrum der Galaxis dramatische Geschehnisse ereignen, wird ein erster Blick auf ein kleines Raum­fahrervolk Hun’arcs geworfen, die schildkrötengestaltigen Tekras, die ihre Kultur mit den vielfach versiert arbeitenden Zungen erschaffen haben und mit den Cranyaa verbündet sind.

Als im kosmischen Trümmerfeld, in dem die Tekra-Station „Tekras Zunge“ statio­niert ist, ein gigantischer Asteroid aus dem Nichts erscheint, sind nicht nur die Tekras überrascht, sondern auch zu Besuch weilende Raumfahrer aus dem Volk der Cranyaa. Der 276 Kilometer lange „Asteroid“ scheint ganz aus hell gleißen­dem Kristall zu bestehen… und er ruft paramental nach Oki Stanwer!

Es handelt sich um die STELE DER EWIGKEIT, ein weiteres Kampfschiff der Sie­ben Lichtmächte, ähnlich strukturiert wie die Lichtfestung OREOC. Aber bei der Materialisierung kommt es zu unkontrollierten Entladungen von Primärenergie, die sowohl die Tekras als auch die Cranyaa erst kristallisiert und dann auslöscht.

Als das GEHIRN der STELE versteht, dass Oki Stanwer noch nicht in Hun’arc an­gekommen ist, sondiert das gigantische Fremdraumschiff, wo der Feldherr der Cranyaa wohl sonst sein mag – und ermittelt seine paramentale Ausstrahlung Millionen Lichtjahre entfernt.

Aber der Schreck folgt auf den Fuß: Oki Stanwers Parakräfte scheinen außer Kontrolle geraten zu sein und zerstören dort, wo er materialisiert ist, offenbar das Universum. Sein Tod scheint ein sicheres Ereignis zu sein! Die STELE begibt sich auf dem schnellsten Weg dorthin. Es ist größte Eile geboten, wenn der KONFLIKT nicht auf grässliche Weise verlorengehen soll…!

Episode 24: Rookax´ Kriegsflotte

(7. März 1984, digitalisiert 2015)

Blende zur Cranyaa-Zentralwelt Wislyon: Nachdem die Tsoffags das Cranyaa-Im­perium mit der Desolationsstrahlung in die Knie gezwungen haben, ist der Le­benswille der meisten Insektoiden erloschen. Milliarden von ihnen sind kurzer­hand einfach an versagendem Kreislauf gestorben. Auch die Königin Sini-Ag ist unbeachtet ihrer jugendlichen Vitalität völlig deprimiert und apathisch gewor­den. Allerdings erhält sie in diesem Band eine rätselhafte telepathische Nach­richt, die Oki Stanwers baldiges Erscheinen ankündigt. Sie solle die Hoffnung nicht aufgeben. Sini-Ag hält diese Stimme für die des mythischen Lebensquells und fasst neuen Mut.

Dann jedoch erscheint Rookax´ Kriegsflotte über Wislyon, um die Heimatwelt der Cranyaa zu vernichten und alle Bewohner dazu. Außerdem jenen Ort, wo einst Oki Stanwers „Zeithort“ materialisieren würde.

Ehe Rookax seine Absicht umsetzen kann, erscheint allerdings ein Schwarzes Heer unter dem Kommando des Troohns Tronlekk. Sein Auftrag ist es, das Heer vor Erreichen des Zieles abzufangen und dann in eine dimensionale Zone zu verbannen, in der Rookax und seine Raumfahrer keinen Schaden mehr anrich­ten können – eine Handlungsweise, die nicht nur Rookax nicht versteht, son­dern auch der Leser nicht. TOTAM hat Langzeitpläne, sowohl mit den Cranyaa als auch mit Rookax und seiner Flotte.

Zurück bleibt Tronlekk mit seinem Heer, der in den Weiten von Hun’arc zu­nächst untertaucht.

Episode 25: Höllenflug nach Wukarin

(7. März 1984, digitalisiert 2015)

Weit entfernt von der Galaxis Hun’arc ahnt man in den Zwillingsgalaxien Risalon und Wukarin nichts von all den Dramen der ersten 24 Serienepisoden. In den 25.000 Lichtjahre voneinander entfernten Sterneninseln sind zwei aufstrebende Weltraumspezies dabei, einen Erstkontakt der physischen Art herzustellen. Bis­lang sind die in Risalon beheimateten Risaler, ein Volk parapsychisch begabter Molluskenwesen, die man sich als riesige Quallen vorstellen muss, die in was­sergefüllten Raumschiffen reisen, nur informatorisch im Austausch mit der Nachbargalaxis.

Dort hat sich das fischgestaltige Volk der Wukariner entwickelt, das ebenfalls zu den Sternen aufgebrochen ist, aber in seiner Galaxis keine weiteren höheren In­telligenzformen ausfindig machen konnte.

Als der risalische Wissenschaftler Huirs das so genannte Hyperriss-Triebwerk er­sinnt, sieht es ganz danach aus, als würde der alte Traum eines intergalakti­schen Fluges endlich Realität werden können. Der Testpilot Morn besteigt das Experimentalraumschiff und aktiviert den Antrieb… und löst eine Katastrophe aus. Zwar kommt er in Wukarin planmäßig an, aber er hat eine Begegnung mit einem geisterhaften Wesen, das völlig unerwartet mit ihm verschmilzt: Oki Stanwer, dessen mentale Essenz eigentlich auf dem Weg nach Wislyon war.

Damit entstehen gleich mehrere Probleme – insbesondere ein technisch basier­tes, zum zweiten ein parapsychisches, zum dritten ein mental-dissoziatives. Oki Stanwers Seele verdrängt die des Testpiloten in den Hyperraum und löscht sie so unabsichtlich aus, was entsprechende erbitterte Gedanken zur Folge hat. Zu­gleich ist der Feldherr der Cranyaa von tiefer Seelenfinsternis erfüllt und grübelt über die grässliche Vergangenheit nach, etwa über das Terrorimperium der Troohns, das im 2. KONFLIKT solche Verwüstungen anrichtete.1

Was Oki Stanwer nicht versteht, ist Folgendes: sein parapsychisch aufgeladener Geist ist in diesem KONFLIKT unglaublich potent. Und so löst er, als Morns Test­schiff in Wukarin erscheint, ein Inferno aus – seine finsteren Erinnerungen, Troohn-Kampfschiffe etwa, werden substanzielle Realität!

Das ist schon schlimm genug… aber es verblasst gegenüber dem technischen Fiasko, das der Experimentalsprung ausgelöst hat – Huirs´ Triebwerk hat eine verheerende Nebenwirkung: es reißt das Kontinuum auf und lässt eine sich ste­tig vergrößernde dimensionale Schockzone entstehen, in der die Raumfahrt un­möglich ist, entropische Phänomene Welten und Spiralarme verwüsten und der Weltraum nach und nach alle Materie auffrisst. Und die Schockzone wächst… und wächst…

Und in Wukarin kann Oki Stanwer Traum und Wirklichkeit nicht mehr unter­scheiden und sieht sich leibhaftigen Troohns gegenüber. Sein Tod scheint nur noch eine Frage von wenigen Stunden zu sein…

In dieser hochdramatischen Lage verlasse ich euch für heute. Im Teil 6 erfahrt ihr mehr über seine Erlebnisse, über Ureg-Ni, UCHULON sowie Klivies Kleines. Und ich glaube, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich andeute, dass es noch deutlich dramatischer werden wird.

Demnächst mehr dazu.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die E-Book-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, die seit 2013 bei Amazon-KDP erscheint. Hieran sieht man, dass diese erst im Jahre 2003 entwickelte Serie in meinem Geist bereits seit 1984 präsent war!

Rezensions-Blog 212: Als ich Carroll Beckwith war

Posted April 17th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

skeptische Leser und Zeitgenossen, die zufällig auf meinen Blog stoßen sollten, müssen sich vermutlich bei der Rezension, die ich heute vorstellen möchte, warm anziehen. Und das hat nicht allein etwas mit der frostigen Witterung je­nes Augenblicks zu tun, in dem ich diese Zeilen schreibe (19. November 2018). Es hat vielmehr mit dem Thema zu tun.

Es geht um Reinkarnation.

Wer zu den eingefleischten Skeptikern gehören sollte – lese weiter.

Wer ohnehin davon überzeugt ist, sollte auch weiter lesen.

Robert L. Snow, der Autor des vorliegenden Werkes, das in den seltsamen Zwi­schenbereich zwischen historischer Recherche, Autobiografie und Spiritualität fällt (um mal so die Pole zu umreißen, die hier gestreift werden), ist anfangs hartleibiger Skeptiker und ganz dem Diesseits verhaftet. Im Laufe der eher zu­fälligen Recherche wandelt sich seine ursprüngliche Einstellung gründlich. Den­noch denke ich, ist die anfangs misstrauische, realitätsbasierte Anschauung nicht einfach nur Attitüde. Das wäre etwas zu billig. Er macht tatsächlich einen Charakterwandel durch und wird dabei sowohl vom Zauber der Archive einge­fangen (was ich als Historiker wirklich bestens nachvollziehen kann) als er auch einem eher esoterischen Zauber erliegt: dem lautlosen Ruf des Vorlebens.

Denn wie ihr sehen werdet, muss Snow entdecken, dass – gleich Schichten in geologischen Formationen – unter seinem Sein der Gegenwart noch ein vorhe­riges verborgen liegt, möglicherweise sehr viele davon. Dass die Seele eines Menschen nicht irgendwo aus dem Nichts kondensiert (oder vielleicht, wie Rationalisten annehmen, gar nicht existiert), sondern es sich um einen ätheri­schen Stoff handelt, der von einer leiblichen Hülle in die andere wandert.

Auf eine faszinierende Weise untergräbt Snow so die fundamentalen Prinzipien der Biologie, der genetischen Abstammungslinien. Und das, was Buddhisten im­mer schon wussten, nämlich dass die Seele, die im Zyklus des Karma verfangen ist, von einer Existenz zur nächsten wandert. Und dass sie dabei nicht auf gene­tische Abstammung, „völkische Zugehörigkeit“, „rassische Herkunft“, Hautfarbe, Nationalität oder Geschlecht basiert.

Zudem ist Snows Buch meine Ansicht nach ein beeindruckendes Plädoyer für Flexibilität auf all diesen Feldern. Wer es liest und den dort geäußerten Ansich­ten Plausibilität zubilligt, weitet seinen Wahrnehmungshorizont deutlich aus und entsagt engstirnigen Denkkategorien. Ich schätze, wer sich mit Fug und Recht Weltbürger nennen kann, wird von den folgenden Zeilen nicht schockiert werden.

Es lohnt sich, weiterzulesen, versprochen:

Als ich Carroll Beckwith war

(OT: Looking for Carroll Beckwith)

von Robert L. Snow

Heyne-Sachbuch 749

208 Seiten, TB

Dezember 2000, damals 16.90 DM

Übersetzt von Katrin Marburger

Das Leben beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Dies ist eine funda­mentale Erkenntnis, die sich nicht widerlegen lässt. Tagtäglich machen wir die Entdeckung, dass man sich über die Geburt eines neuen Menschen freuen kann und das Verscheiden lieber Menschen betrauern muss.

Doch was wäre, wenn dies nur ein Teil des Ganzen wäre? Wenn wir einen ande­ren Standpunkt einnehmen müssten, um den Kreis zu schließen, von dem wir annehmen, er sei geschlossen? Möglicherweise unterliegen wir nämlich einer fundamentalen Täuschung, gleich einer optischen Illusion. Wie reagierten wir bei der Entdeckung von Fakten, die darauf hindeuteten, dass jenseits aller Reli­gionen der Tod keineswegs das Ende und die Geburt nicht der Beginn ist?

Robert L. Snow, seines Zeichens ein überaus kritischer amerikanischer Polizist und Leiter der Mordkommission des Indianapolis Police Department, gerät eher durch einen Zufall in die Lage, die sein gesamtes Leben erdrutschartig – und ge­gen seinen Willen – verändert.

Aufgewachsen in einer strengen methodistischen Gemeinde, hat er mit Esoterik und „solchen durchgeknallten Spinnern“, die an Wiedergeburt und ähnliches glauben, wahrlich überhaupt nichts zu tun, sondern ist fest davon überzeugt, dass alle diese Leute entweder von ihren Ratgebern irregeführt werden oder nicht mehr ganz dicht sind. Allerdings stellt er fest, dass manche Kriminalisten Gebrauch von einer in seinen Augen eher obskuren Technik machen – der hyp­notischen Rückführung.

Meistens wird man auf diese Weise durch einen Psychiater hypnotisiert und dann in frühe Kindheitstage zurückversetzt, um so auf die Spur von sexueller Misshandlung zu kommen, die den Täter später selbst zum Triebtäter machte. Snow bleibt sehr skeptisch, liest aber als interessierter und psychologisch gebil­deter Polizist einiges zu dem Thema und stößt letztlich auch auf Raymond Moody, der davon erzählt, dass man mittels Rückführung auch in frühere Leben zurücktauchen kann.

Das hält Snow für völlig ausgeschlossen.

Dennoch findet er sich schließlich in der unangenehmen Situation wieder, eine solche Rückführung bei sich selbst durchführen zu lassen, was ihn anfangs nicht im Mindesten berührt und, wie er meint, eher peinlich sein wird, weil er nur flunkert… bis zu einem gewissen Punkt. Dann aber tauchen auf einmal Bilder in ihm auf, nein, das ist falsch gesagt, er IST in einer Landschaft, die er nie zuvor gesehen hat, und es ist wie ein unglaublicher, aufregender und allumfassender 3-D-Film, in dem er sich bewegt.

Schließlich findet sich Snow in der Gestalt eines Mannes mit Gehrock und Spa­zierstock wieder. Er weiß, er „ist“ ein Maler, Porträtmaler, er sieht „sich“ beim Porträtieren einer buckligen Frau, und wiederholt sträubt sich der Polizist gegen die Anordnungen seiner Psychiaterin, zeitliche Sprünge durchzuführen. Als Snow schließlich aus der Hypnose auftaucht, ist er völlig durcheinander und kann diese intensiven Eindrücke nicht aus seinem Kopf bekommen.

Alle Versuche, wieder Ordnung in seinen Verstand zu bringen, bleiben verge­bens. Zweifellos, redet er sich ein, sind das nur irgendwelche unterbewussten Informationen, die er verdrängt hat und die unter der Hypnose zu Tage getreten sind. Wahrscheinlich hat er die Gemälde, die er „sah“, in Schulbüchern gesehen oder in einer Ausstellung.

Die einzige Chance, die ihm bleibt, ist, nachzuforschen, woher diese Eindrücke kamen. Doch monatelang bleiben all seine Versuche auf klägliche Weise erfolg­los. Schließlich begräbt er diese Geschichte und ist überzeugt, niemals weiter voranzukommen.

Bis er wieder Monate später in New Orleans in einer kleinen Galerie ein Portrait entdeckt – das Bildnis einer kleinen, buckligen Frau, eben jenes Bild, bei dessen Malen er „sich“ in der Hypnose gesehen hat.

Es ist das Werk eines inzwischen fast unbekannten Porträtmalers namens James Carroll Beckwith, das Snow durch einen unglaublichen Zufall gefunden hat. Und mit einem Schlag ist alles wieder an der Oberfläche seines Bewusst­seins. Nun beginnt sich sein kriminalistischer Spürsinn zu regen. Er hat einen Ansatzpunkt, weiß, nach wem er zu suchen hat. Nun ist es natürlich bestimmt einfacher, alle okkulten Erklärungen auszumendeln und eine plausible Ursache für die in der Hypnose gemachten Erfahrungen zu finden, nicht wahr? Er ist doch strenger Rationalist und möchte nichts dringlicher, als eben seine Seelen­ruhe zurückerlangen.

Robert Snow begibt sich auf die Spurensuche nach Carroll Beckwith. Schon sehr rasch muss er aber ernüchtert erkennen, dass Beckwith ein Niemand ist. Je­mand, über den keine Bücher geschrieben wurden. Es gibt keine Dokumentatio­nen über ihn. Keines seiner Gemälde ist je in Schulbüchern gewesen, die letzte Ausstellung fand 1912 statt…

Wie um alles in der Welt hat ER etwas über Carroll Beckwith erfahren? Woher weiß er, dass er verheiratet und kinderlos war? Dass Beckwith 1917 starb? Dass er Portraits malte, dies verabscheute, aber des Geldes wegen zu tun gezwungen war?

Es gibt so viele Einzelheiten, dass es Snow mehr und mehr graust, je tiefer er sich in die Einzelheiten von Beckwith´ Leben einarbeitet, das 1852 begann und im kalten New York im Oktober 1917 endete. Je mehr der Polizist erfährt, desto mehr muss er sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es wirklich stimmt. Dass er nicht nur Robert L. Snow ist und immer gewesen ist, sondern dass er vor seiner Geburt schon einmal gelebt hat – als der Maler Carroll Beckwith…

Spurensuche einer Reinkarnation“ ist der Untertitel des Buches, eine sehr zu­treffende Charakterisierung dieses Buches, das mit kriminalistischem Gespür geschrieben ist und einen Sog ausstrahlt, der den Leser in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt, bis das Buch ausgelesen ist. So wenigstens ging es mir. Normalerweise passiert es mir nie, dass ich ein Buch am Morgen kaufe und am Abend seufzend und zufrieden beendet sinken lasse. So ging es mir heute.

Natürlich, mag man sagen, ich bin Historiker. Ja. Natürlich, kann man behaup­ten, ich bin ja Biografiehistoriker. Sicher. Natürlich, wird vielleicht jemand ein­wenden, ich habe schon seit langer Zeit die Ansicht verinnerlicht, dieses Leben sei nicht der Kreis, der mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. All das stimmt und macht mich möglicherweise zu einem voreingenommenen Leser. Doch wenn man die durchweg kritischen Schilderungen und Seelenqualen Ro­bert Snows durcharbeitet, all die logischen und rationalen Erwägungen akzep­tiert und miterleben muss, wie ihnen durch die Faktenbeweise der Boden ent­zogen wird… der wird schon in seiner Überzeugung schwankend, dies könne reine Fiktion sein.

Snow ist nicht jemand, der fanatisch die Leser überzeugen möchte, ein früheres Leben sei möglich. Er möchte es eigentlich widerlegen, schafft es letztlich aber nicht. Das macht die Geschichte ungemein faszinierend. Und Snow hat eine Menge Glück dabei gehabt, denn Beckwith ist, entgegen der Ausgangsbehaup­tung, doch kein „Nobody“. Er hat biografische Spuren hinterlassen, die sich in Archiven finden lassen…

Was kann man für Lehren aus dieser biografiegeschichtlichen Recherche ins ei­gene Vorleben ziehen? Zum einen, denke ich, eine trostreiche: die Vorstellung, dass das Leben ein Kreis ist, der weit über das hinausreicht als das, was man normalerweise glaubt. Zudem jene Lehre, dass im idealen Fall etwas von uns bleibt, nach dem man fahnden kann. Ohne dass Snow das Hohelied der Archive, Bibliotheken und Galerien singt, weiß er ihre Bewahrungsleistung sehr zu wür­digen.

Drittens aber, und das ist vielleicht das Problem an dieser Recherche, muss man im Falle, dass man sich auf die Suche nach den Personen macht, die man in vor­angegangenen Leben gewesen ist, Gefahr laufen, das gegenwärtige Dasein zu schädigen. Man kann sich vertrauten Menschen entfremden, man kann obses­sive Leidenschaften entwickeln, im Extremfall die geistige Gesundheit aufs Spiel setzen.

Ich neige jedoch dazu, dass dieses Risiko es durchaus wert ist, eingegangen zu werden. Man entdeckt dabei Dinge, die man niemals für möglich gehalten hät­te. Und wenn man erfolgreich ist, in jeder Hinsicht erfolgreich, kann sich das ei­gene Leben grundlegend wandeln, neuen Sinn und Lebensqualität schaffen. Das wiegt die Nachteile meiner Ansicht nach auf.

Und wer neugierig geworden ist, sollte der Fährte von Snow folgen.

Es lohnt sich.

© 2004 by Uwe Lammers

Ich war schwer beeindruckt, als ich die Rezension schrieb? Wahrhaftig, das war ich. Aber ich bin ziemlich überzeugt davon, dass es vielen meiner Leser nach der Lektüre des Werkes ebenso ergehen wird. Es hat nicht umsonst einen schö­nen und dauerhaften Platz in meinen Bücherregalen gefunden.

In der kommenden Woche vollführen wir wieder einen vollkommenen themati­schen Sprung hinüber zu den Ufern der Fantasy. Wir verfolgen den Lebensweg eines Märchenwesens, das sich in der Wirklichkeit wieder findet und damit so einige Schwierigkeiten bekommt.

Mehr in sieben Tagen an dieser Stelle!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich glaube, diese Frage hörte ich das erste Mal vor drei oder vier Jahren, als ich gerade eine Lesung beendet hatte. Die erste und durchaus mir schon vertraute Frage war damals: „Gibt es das auch gedruckt?“ Und ich musste damals stets bedauern und zum eigenen Unbehagen zugeben: Nein, leider noch nicht. Ich arbeite daran… aber es gibt noch keine Printausgaben meiner Geschichten, very sorry.

Nicht, dass ich daran nicht gearbeitet hätte.

Als mein E-Book-Programm im Frühjahr 2013 begann, schwebte ich eine Zeit­lang irgendwo zwischen den strahlend hellen Wolken an einem sonnigen Som­mertag – und ich malte mir aus, wie das wohl aussehen würde, so nach und nach eine ganze schmucke Reihe eigener Printpublikationen ins Regal stellen zu können (die Frage, woher ich den dafür erforderlichen Platz nehmen sollte, schob ich munter beiseite… so ist das mit Wolkenschlössern. Ihr kennt das aus anderen Zusammenhängen sicherlich auch).

Also versuchte ich alsbald, mit Hilfe von Amazons Create Space-Programm (CS), Printausgaben meiner E-Books herzustellen. Und scheiterte im ersten Anlauf, wieder und immer wieder. Entweder war ich zu dämlich oder das Programm be­scheuert, jedenfalls bekam ich ständig während des Arbeitsprozesses Fehler­meldungen ohne Ende, falsche Formatierung wurde moniert… und schließlich gab ich frustriert auf.

Heute weiß ich, dass das vielleicht für viele Leser bedauerlich war, aber in ge­wisser Weise doch ganz gut so. Warum dies? Nun, zum einen, weil ich erfahren habe, dass CS im vergangenen Jahr quasi eingestampft und in „KDP-Print“ um­gewandelt wurde. Mit der zwingenden Notwendigkeit, alle dort gespeicherten E-Book-Vorlagen munter zu migrieren. Diese Arbeit habe ich mir also durch meine Tapsigkeit erspart.

Zum anderen weiß ich heute genauer als damals, dass eine Amazon-ISBN, wie sie bei CS vergeben worden wäre, gewisse Komplikationen beim Bestellen der Werke außerhalb von Amazon nach sich gezogen hätte. Auch diese Klippe hatte ich so umschifft.

Aber wie war das nun mit der anderen Frage? „Gibt es das als Hörbuch?“

Dazu ist es vielleicht ganz sinnvoll zu wissen, wie lange meine letzten Berührun­gen mit Hörspielen zurückliegen. Ich bin da echt kein Crack. Ganz genau sagen kann ich es nicht mehr, wie lange das wirklich her ist, aber es war unbedingt spätestens zu der Zeit, da ich noch in Wolfsburg lebte. Da unsere Familie im Frühjahr 1983 nach Gifhorn umzog, habt ihr hier eine Richtschnur: es ist we­nigstens 35 Jahre her.

Man kann also vorsichtig sagen, dass ich mit dem Medium und seinen moder­nen Ausprägungen nicht wirklich vertraut war.

Also lautete meine Antwort einmal mehr: Nein. Bedauernd zwar, weil ich mir schon gut denken konnte, dass Leute, die meine Lesungen besuchten, die Ge­schichten gern noch mal vorgetragen hören würden… aber ich machte mir we­der eine Vorstellung davon, wie gut das ankommen könnte noch hatte ich eine vage Idee von der Größe der potenziellen Klientel.

Es dauerte Jahre, bis ich mit dieser Frage wieder konfrontiert wurde.

Im Dezember 2018 – ohne Witz, Freunde – nahm ich am 2. Kreativ-Stammtisch „DenkBar“ des Braunschweiger Vereins KreativRegion e.V. teil und reichte hier, wie das so für mich üblich ist, meine E-Book-Titelbildmappe herum. Und nach einer Weile des Diskutierens sprach mich mein Gegenüber direkt an: „Ich den­ke, du solltest dir mal überlegen, die Geschichten zu vertonen. Podcast ist groß im Kommen – und deine Geschichten würden sich dafür ganz bestimmt sehr gut eignen!“

Ich zögerte wieder mal… was nicht persönlich genommen werden soll. Irgend­wie bin ich so eine Art Traditionstier. Ich tue mich schwer mit dem Beenden al­ter Freundschaften, der Verlust von Freunden trifft mich tief, ich verabschiede mich total ungern aus befristeten Projektverträgen, gebe nur ungern Serien oder Autoren auf. So ein Typ bin ich.

Und mich auf neue Dinge einzustellen, das fällt mir von Jahr zu Jahr offenbar schwerer. Das betrifft auch neue technische Medien.

Allerdings hatte mein Gesprächspartner Robert in einem Punkt leichtes Spiel mit mir – inzwischen war mir durchaus bewusst geworden, wie viele Menschen heutzutage Hörspiele, Hörbücher und Podcast-Formate im Allgemeinen dem gedruckten Buch vorziehen. Außerdem befand ich mich ja inzwischen seit bald sechs Jahren auf E-Book-Kurs.

Gewiss, ich selbst präferiere nach wie vor das gedruckte Buch, weil ich auf Pa­pier einfach leichter, geschmeidiger und gründlicher zu lesen verstehe als auf dem Bildschirm… aber es ist nicht so, dass ich die Haltung anderer Menschen, die nicht so „ticken“ wie ich, nicht verstehen könnte.

Und als Robert mir dann sagte, er habe ein eigenes Tonstudio und wisse auch die richtigen Leute, die die Geschichten einsprechen könnten, da erwärmte ich mich zunehmend für diese Idee.

Warum, überlegte ich, als ich spätabends durch die winterlichen Straßen heim­wanderte, warum sollte ich diese Idee nicht näher betrachten und mir diesen Pfad erschließen? Ich meine, mehr als schief gehen konnte es ja nicht, nicht wahr?

Inzwischen habe ich weitere Kreative aus dem Umfeld der KreativRegion ken­nen gelernt, die ebenfalls im Podcast-Feld aktiv sind. Darum scheint die not­wendige technische und personelle Infrastruktur für diese Vertonung durchaus in Braunschweig gegeben zu sein. Eine erste Hörprobe habe ich jetzt ebenfalls schon genießen können – und die Vorstellung, meine Geschichten akustisch an interessierte Käuferschichten zu vermitteln, hat definitiv an Reiz gewonnen.

Damit erhebt natürlich eine alte Frage von neuem ihr unsympathisches Haupt, wie das schon anno 2012 der Fall war, als ich mir überlegte, womit ich wohl mein E-Book-Programm starten solle. Damals entschied ich mich dafür, wie ihr wisst, mit einem variablen Ansatz zu starten: zunächst Einzelgeschichten, Seite an Seite mit der frühen OSM-Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), wenig später durch die lockere OSM-Geschichtenform der „Annalen der Ewig­keit“ ergänzt. Erst in meinem zweiten Publikationsjahr ging ich dann dazu über, statt Einzelgeschichten Kurzgeschichtensammlungen zu publizieren.

Ich könnte mir nun, wo ich noch ganz am Anfang der Podcast-Idee stehe, Fol­gendes sehr schön denken: Beginnen sollte ich mit kürzeren, abgeschlossenen Werken. Dann könnte ich das steigern, indem ich die bislang fünf Kurzgeschich­tensammlungen aus dem E-Book-Format hierhin übertrage. Und dann sollte un­bedingt der OSM folgen… ob nun beginnend mit KONFLIKT 2 oder mit einer an­deren Serie des OSM, das muss ich mir erst noch überlegen.

Aber der anfängliche Plan, der die Jahre 2019 und 2020 umfassen könnte, sollte sich tatsächlich zunächst mit kürzeren Werken befassen bzw. mit solchen Novel­len, die für sich allein stehen können, aber vielleicht mehrere „Folgen“ in Pod­cast-Format umfassen. Und sobald das serielle Format etabliert und ein gewis­ser konstanter Publikationsrhythmus erreicht worden ist, können wir die Kom­plexität verstärken.

In jedem Fall hoffe ich, vielleicht schon im Sommer oder Herbst 2019 entspre­chende Anfragen, ob es Werke von mir zum „Hören“ gäbe, mit der Antwort kontern zu können: „Diese spezielle Geschichte noch nicht… aber im Podcast kann ich auf diese und jene Story/Novelle verweisen… ich nehme die von Ihnen empfohlene Geschichte aber gern in mein Podcast-Programm auf.“

Klingt doch schön, nicht wahr? Also, wer weiß, vielleicht kann ich bald sagen: Wir hören uns, Freunde! Ich halte euch auf dem Laufenden!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 211: Sweet Sins (1): Arie der Unterwerfung

Posted April 10th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist vermutlich kein sonderliches Geheimnis, dass die Veröffentlichung von E. L. James´ Trilogie „Fifty Shades of Grey“ und ihr stürmischer Erfolg eine ganze Kaskade von Nachfolgeromanen anderer Autoren und Autorinnen zur Folge hat­te. Allerdings sind BDSM-Romane nicht erst seit dieser Zeit im deutschen Sprachraum verbreitet. Der Verlag „Plaisir d’Amour“ (PdA), der leider im statio­nären Buchhandel nie zu finden ist, was seine Verbreitungsreichweite notwen­dig stark einschränkt, arbeitet mit diesem Sujet bereits seit Anfang der 2000er Jahre, möglicherweise sogar noch länger.

Da diese Romanreihe, in der sich neben den gewissermaßen klassischen BDSM-Romanen auch durchaus historische Geschichten und Fantasy- wie Märchenset­tings finden lassen, meiner Ansicht nach definitiv ein wenig mehr Werbung ver­tragen kann und ich in den zurückliegenden Jahren eine ganze Reihe PdA-Werke rezensiert habe, scheint es nur recht und billig zu sein, sie hier ebenfalls vorzu­stellen, soweit sie mir gelungen erscheinen.

Vorausschicken möchte ich freilich eines: Die meisten dieser Werke besitzen ei­nen recht konzentrierten Tunnelblick, und sie offerieren in der Regel recht in­tensive, explizite erotische Darstellungen, die mancher zartbesaitete Leser viel­leicht anstößig finden kann. Anstößig insofern, als es hier zum einen meist hef­tig zur Sache geht und man es hier zum anderen recht häufig mit der intendier­ten Unterwerfung der weiblichen Protagonisten zu tun bekommt. Wer sich von derlei Dingen nicht angezogen fühlt, möge diesen Blogartikel vielleicht auslas­sen.

Ich betone allerdings zugleich auch, dass in der Majorität der von mir gelesenen und rezensierten Bücher nicht einfach blindwütig auf den armen Frauen herum­geprügelt wird, es geht hier also nicht um Verherrlichung von Gewalt oder der­gleichen – vielmehr muss man sich als Leser klarmachen, dass in den Romanen stattdessen versucht wird, deutlich zu differenzieren. Es gibt Menschen, die ausgesprochen sadistische bzw. masochistische Vorlieben haben und das Ausle­ben selbiger Neigungen notwendig brauchen, um zu vollendetem sexuellem Genuss zu gelangen. Das ist in meinen Augen ebenso wenig ein Makel wie etwa Homosexualität oder eine Neigung zum Exhibitionismus. Mir schien es deshalb sinnvoll zu sein, diese Bemerkungen als Plädoyer der Toleranz solcher Lebensstile vorwegzuschicken, um ein wenig die möglicherweise auftretenden Empörungsgefühle zu beschwichtigen.

Genug der salbungsvollen Worte? Worum geht es im vorliegenden Roman? Nun, schauen wir uns das mal näher an:

Sweet Sins 1: Arie der Unterwerfung

Von Ivy Paul

Plaisir d’Amour

328 Seiten, TB (2014)

ISBN 978-3-86495-090-2

Romane, die in „Down Under“ spielen, also in Australien, haben für mich einen gewissen Seltenheitswert. Die meisten Romane, die ich in den letzten Jahren las, spielten doch deutlich mehr auf der Nordhalbkugel unserer Welt, so dass natürlich in gewisser Weise der Eindruck des Neuen, des weithin Unbekannten bei der Lektüre entstand. Er wurde freilich nicht richtig eingelöst, weil man so­viel als Leser von „Down Under“ gar nicht mitbekam.

Wieso das nicht?

Nun, die Protagonisten kümmerten sich deutlich mehr umeinander als um die Location, und da die weibliche Hauptperson aus England stammte, die männli­che aus den USA, und die Autorin selbst in Augsburg heimisch ist, kann es nicht verblüffen, dass die Umgebung nur Kolorit für eine interessante Geschichte dar­stellte. Das ließ sich aber in den drei Lesetagen (!) durchaus verschmerzen.

Ihr merkt schon an der Lesezeit für die doch beachtliche Seitenzahl (sehr klein bedruckt, sollte ich ergänzen, ihr braucht also nicht in „Harry Potter“-Dimensio­nen zu denken, dann würde dieses Buch nicht unter 600 Seiten wegkommen), dass mich die Geschichte „packte“.

Und darum geht es:

In Sydney ansässig ist die Erotik-Agentur „Sweet Sins“, geleitet von der aufre­genden Renee Maurice. Unter Einhaltung höchster Diskretion vermittelt sie Dates zwischen Unbekannten, die gewisse… sagen wir… ausgefallene Formen der sexuellen Erfüllung suchen. Dazu zählen devot veranlagte Frauen und domi­nant veranlagte Männer (das Schema kennt man aus „Shades of Grey“, und amüsanterweise wird in diesem Buch an diversen Stellen durch die Blume durchaus auf dieses Buch angespielt. Leser des Liebesgeschichte um Christian Grey und Anastasia Steele sind bei dieser Lektüre also klar im Vorteil).

Als die zierliche Opernsängerin Kristin Manzetti, die nach außen den Eindruck eines zerbrechlichen, anbetungswürdigen Mädchens macht und von ihren Lieb­habern auch immer so behandelt wird, mit ihrem Liebesleben so überhaupt nicht mehr zufrieden ist, da nimmt sie die Gelegenheit wahr, wenn auch sehr zögernd, die Dienste von „Sweet Sins“ in Anspruch zu nehmen. Denn es gibt schon gewisse tiefe Sehnsüchte in ihrem Herzen, die sie einfach nicht ausspre­chen kann, die ihr aber zur Erfüllung heißblütiger Liebesphantasien einfach feh­len.

Ja, wird ihr gesagt, in der Kartei gibt es da durchaus einen passenden Partner. So kommt Kristin mit dem aufregend maskulinen „Master“ David zusammen und erlebt nach anfänglich sehr verständlicher Nervosität dann wirklich atem­beraubende Stunden mit ihm, voller Leidenschaft und süßem Wonneschmerz, der sie über die Grenzen der bislang ausgelebten Wollust treibt und zu Orgas­men, wie sie sie nie zuvor erlebt hat. Erst ist es ein Date, dann ein Wochenende, dann noch mehr… und es ist jedes einzelne Mal unglaublich, unberechenbar… und schließlich unterwirft sich Kristin durchaus bereitwillig.

David hingegen ist von der anfangs spröden, zurückhaltenden „Eisprinzessin“ mehr als nur fasziniert. Ihre Fähigkeit zu stolzer innerer Stärke einerseits und zu bedingungslosem Vertrauen zu ihrem „Gebieter“, gepaart mit süßer Verfüh­rungsbereitschaft, animieren ihn mehr als je zuvor. Sie ist eine völlig unerfahre­ne „Sub“, die er gern anlernt… und er spürt schließlich, dass da noch mehr ist, noch mehr in ihm wächst als nur eine auf Tage oder wenige Wochen und allein auf Sex beschränkte gemeinsame Zeit mit dieser schönen Frau.

Dann aber findet Kristin heraus, dass es sich bei ihrem „Master“ um den undis­ziplinierten Rockstar David Larkin handelt. Und der Schock wird noch größer, als sie auf einmal auf der Bühne der Oper überraschend zusammenarbeiten müs­sen. Dabei fürchtet Kristin ständig den drohenden Skandal, wenn ans Tageslicht kommen sollte, dass sie sich David bereitwillig in wilden und peinvollen BDSM-Spielen unterwirft…

Mit diesem Roman liegt der erste Band der Romantrilogie „Sweet Sins“ vor, den die Autorin Ivy Paul verfasst hat. Die anderen Romane, so legen es die Klappen­texte nahe, haben mit diesem hier nur insoweit ein Kontinuum, als sie an der­selben Location spielen und die Erotik-Agentur „Sweet Sins“ im Zentrum steht. Ob es mehr als drei Romane geben wird, ist aktuell offen.

Ich muss sagen, die Autorin hat eine äußerst rege und flexible Phantasie, und sie versteht es, zwei ziemlich grundverschiedene Protagonisten aufeinander los­zulassen und sie in ihren inneren emotionalen Turbulenzen recht gut darzustel­len. Besonders deutlich ist das natürlich bei Kristin. Es fällt gleichwohl auf, dass der Roman eine Art von Brennglaseffekt besitzt.

Was will ich damit ausdrücken? Dies: Sowohl die Agentur, die doch recht eigent­lich im Zentrum stehen sollte mitsamt ihrer Leiterin Renee Maurice, bleibt ei­gentümlich blass und undefiniert. Die stürmischen SM-Spiele, die die beiden Protagonisten miteinander treiben, zerren den Fokus gnadenlos von dort weg. Das ist durchweg aufregend und liest sich äußerst flüssig (schweigen wir mal von der erstaunlichen Häufung von Druckfehlern im Mittelteil, die mich dann doch sehr unschön an die lektoratstechnisch äußerst unsauber gearbeiteten Bü­cher der Publikationsreihe „Passion Publishing“ erinnerten). Es führt nur in ge­wisser Weise vom eigentlichen Zentrum des Romans fort. Und auch wenn die Spiele selbst und die häufigen Überwältigungsszenen Kristins wort- und va­riantenreich beschrieben werden, verblasst daneben doch so ziemlich alles andere.

Kristins Korrepetitor Erik beispielsweise erhält nicht wirklich Leben. Kristins Konkurrentin an der Oper ist gewissermaßen nur ein Phantom. Ihre Mutter, um deren Wohlergehen sie stets besorgt ist, spielt überhaupt nur eine sehr ferne Nebenrolle. Und aus Davids Umfeld lernen wir quasi überhaupt niemanden kennen. Als würden in Sydney nur etwa zehn Personen leben… realistisch geht anders, ganz ernsthaft.

Wer sich allerdings um solche Details nicht bekümmert, sondern nur eine stür­mische, humorvolle und aufreizende Liebesgeschichte im romantischen BDSM-Look schmökern möchte, der ist hier absolut richtig. Ich verbuche die Lektüre eindeutig unter angenehmem und vor allen Dingen kurzweiligem Zeitvertreib.

© 2017 by Uwe Lammers

Ihr merkt, meine Kritikfähigkeit ist bei aller Toleranz durchaus erhalten geblie­ben. Ja, der Roman hat recht anregende Szenen zu bieten und transportiert darüber hinaus eine etwas gewöhnungsbedürftige Liebesgeschichte. Aber jen­seits davon bleibt in meinem Blog natürlich Abwechslung garantiert. Das merkt ihr, glaube ich, ganz besonders in der kommenden Woche, wo ich ein Werk vorstelle, für das man ebenfalls Gewöhnungskraft braucht. Da geht es dann um die Frage, ob der Mensch nur einmal lebt oder gegebenenfalls mehrmals.

Wie das gehen soll? Erfahrt ihr in sieben Tagen an dieser Stelle. Bleibt neugie­rig, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wenn ihr diese Zeilen am 7. April 2019 lesen werdet, ist das, worüber ich jetzt sprechen möchte, für euch sehr wahrscheinlich schon Vergangenheit, und ihr giert womöglich längst nach mehr. Aber momentan ist das noch im grauen Halo der zukünftigen Möglichkeiten eingebettet. Wir schreiben den 24. Oktober 2018, und ich habe gerade heute früh den letzten Feinschliff an das Werk „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ gelegt. Das bedeutet, ich habe die letzten rund 50 Seiten ausgedruckt, die ich gestern Abend fertig schrieb, das Glossar vervollständigt und ein paar Korrekturseiten ausgedruckt. Die wurden erforder­lich, weil ich die Fußnote 1 glattweg übersehen hatte.

Was ich außerdem übersah, das ist etwas Witziges, was mir so ursprünglich gar nicht in den Sinn kam. Während in den letzten knapp drei Monaten dieser Ro­man lang und immer länger wurde – insgesamt hat er jetzt im Ausdruck 433 Textseiten und füllt damit einen ganzen eigenen Ordner! – , war ich so tief ver­sunken, dass ich eine Tatsache überhaupt nicht überblickte: Werke jenseits von 300 Textseiten stellen terminologisch für mich BÜCHER dar.1 Und davon gab es bekanntlich bis zum Anfang 2018 dreizehn. Dann kam Ende Februar das 14. dazu.2

Tja, und damit ist nun also „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ recht über­raschend zum 15. BUCH avanciert. Das passiert halt, wenn man so tief wie ich im Text stecke.

Gott, und was ist das für ein Text! Ich fürchte, ich schwärme gleich ein bisschen viel davon, aber da – wenn alles nach Plan verläuft – das dazu gehörige E-Book bis spätestens Weihnachten 2018 draußen sein sollte und ihr mithin Kenntnis von dem habt, wovon ich euch hier berichte, nehmt das einfach so als eine Form von „Making-of“-Bericht. Irgendwo muss ich meine derzeitige Begeiste­rung wirklich lassen, und das hier ist der ideale Ort dafür.

Warum dann erst mit Monaten Verspätung? Ach, na ja, Freunde… das hat da­mit zu tun, dass ich die ganzen vorherigen 317 Plätze meines Blogs schon fest verplant habe. Und ich mir dachte: wenn das irgendwo Raum finden soll, dann in einem „Logbuch“-Eintrag. Und der nächste war eben dieser hier.

Es gibt halt Gesetzmäßigkeiten in meiner Planung, an denen kann ich nix än­dern. Aber ich halte das auch nicht für problematisch.

In groben Zügen wisst ihr auch ohne Vorliegen des Textes schon, worum es in dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ geht. Ich habe dazu neu­lich schon etwas aus anderer Perspektive geschrieben.3 Wir befinden uns im KONFLIKT 13 des Oki Stanwer Mythos (OSM). Der Handlungsschauplatz dieses planetaren KONFLIKTS ist der Planet Erde, die Menschheit hat sich vom Welt­raum weitgehend zurück auf die Heimatwelt orientiert, die Bevölkerungsbombe entschärft und die angerichteten Umweltschäden im 21. Jahrhundert weitge­hend wieder in den Griff bekommen.

Im Jahre 2113 kommt es dann zu einem bizarren Störfall im Kernkraftwerk MEDWAY I im südenglischen Maidstone. Eine Reihe von Angestellten kommt auf grässliche Weise zu Tode, und als die Krise abebbt, findet man einen be­wusstlosen Unbekannten mit einer Sense in der Hand. Er erzählt, nachdem er schließlich genesen ist, wirres Zeug von einem Angriff eines Dämons und von seinen Dienern, so genannten Knochenrittern.

Der Mann heißt Oki Stanwer.

Er ist gekommen, um die Menschheit zu retten.

Zu dumm, dass ihm niemand glaubt. Zunächst wird er für einen Saboteur gehal­ten, eventuell einen sowjetischen Undercover-Agenten. Aber sehr rasch wird deutlich, dass an ihm mehr dran ist, als man glaubt. Er vereitelt ein Attentat auf die junge Königin von England und schließt sich dann der Jagd auf den Verbre­cherfürsten Londons an, den MAESTRO, den Mann mit den tausend Gesichtern.

Und als dann der zweite Helfer des Lichts zu ihm stößt und das, was man später das Stanwer-Team nennen wird, zu entstehen beginnt, entbrennt genau das, was Oki Stanwer vorausgesehen hat.

Der KONFLIKT.

Die Dämonen von TOTAM intensivieren ihre Unterwanderungsarbeit auf der Erde, und das Stanwer-Team greift als antimagische Feuerwehr in den Kampf ein. Gleichzeitig versucht Oki Stanwer, mehr Klarheit über die gegenwärtige Si­tuation zu gewinnen und sich mit seinen Arbeitskollegen im Yard anzufreunden, gegen bürokratische Hürden anzukämpfen und weitere Helfer des Lichts ausfin­dig zu machen.

Und was ist das nicht für eine eigenartige Welt, in der sie da agieren müssen… Oki Stanwer wird nicht müde, sie als konstanten Alptraum zu klassifizieren, und viele meiner Leser werden das sehr ähnlich sehen.

Warum dies?

Weil ich, als ich diese Geschichten abschrieb und ausarbeitete – sie stammen im Ursprung aus den Jahren 1982-1985, und selbst die ausgearbeitete Erstform ist erst 1988 in die Schreibmaschinenfassung gegossen worden – , das Internet-Zeitalter noch nicht einmal in Sicht war. Es gab keine Handys, keine Smartpho­nes, kein WhatsApp, kein Ebay, kein Amazon, keine Wikipedia. Und in der Serie „Oki Stanwer Horror“ (OSH), die die Keimzelle für den CLOGGATH-KONFLIKT (CK) wurde, gab es das natürlich auch nicht.

Und ich traf bei der Ausarbeitung die Entscheidung, dies beizubehalten. Das machte nun natürlich Erklärungen erforderlich, da sich die Welt schließlich digi­tal definitiv entwickelt hatte und gängige Prognosen eher davon ausgehen, dass sich dieser Trend verstärken wird. Bei mir gab es ihn (scheinbar) überhaupt nicht.

Selbstverständlich musste ich das erklären.

Witzigerweise fiel die Erklärung ziemlich einfach, als ich an den Rahmenpara­metern drehte. Und wer sich ein bisschen mit der Geschichte der digitalen Me­dien auskennt, wird auch sofort erkennen, weshalb: Das Internet, wie wir es heute kennen, und von da ausgehend etwas die Entwicklung von E-Books, Ta­blets, Laptops, Streaming-Diensten usw., ist ein Kind des Kalten Krieges. Wis­senschaftler im Dunstkreis des Geheimdienstes entwickelten das Darpa-Net in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, und bis der Kalte Krieg recht unerwartet zwischen 1989 und 1991 durch den Zusammenbruch des Ostblocks endete, war das Hochsicherheitstechnologie, die keine allgemeine Verbreitung erfuhr. Tatsächlich konnte sich so etwas wie das globale Internet inklusive der damit einhergehenden Startups, von denen einige zu Milliardenunternehmen wurden, erst nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes entwickeln.

Und genau hier setzt der CK an.

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur Historiker von Haus aus bin, sondern auch ein ausgesprochenes Faible für Kontrafaktik habe, also alternative Ge­schichtsverläufe. Was wäre also mit der globalen digitalen Weltrevolution ge­schehen, überlegte ich, wenn der Kalte Krieg nach der Behebung der weltwei­ten Umweltsünden im 21. Jahrhundert, neu an Dynamik gewonnen und weiter­gegangen wäre? Was wäre gewesen, wenn der praktizierte Sozialismus in den Ostblockstaaten sich doch als lebensfähiger und langfristiger erwiesen hätte, als das in unserer Welt der Fall war?

Nun, dann würden anno 2113 zum einen auf der Erde immer noch solche Phä­nomene wie krasse Spionagefurcht bestehen und Blockgegensätze. Wir befän­den uns, nicht rein technologisch, aber mental, in einer Situation, die der Mitte der 1980er Jahre sehr gliche.

Und natürlich wären digitale Technologien – schon aus Furcht von Unterwande­rung und Spionage-Wühlarbeit – streng reguliert. Womit weltweite Datenbänke wie WIKIPEDIA quasi unmöglich wären.

Stellen wir uns weiterhin vor, überlegte ich, dass die medizinischen Unkenrufe, die wir aus unserer Welt ja zur Genüge kennen, mehr Nachhall in der Öffent­lichkeit gefunden hätten – etwa die Behauptung, dass die niederfrequenten elektrischen Felder in Handys Interferenzen in der Gehirnelektrizität auslösen und damit vielleicht zu Tumorbildung beitragen könnten. Das könnte durchaus dazu geführt haben, dass der Siegeszug der Handys bereits im Ansatz abge­würgt worden wäre.

Unrealistisch? Vielleicht. Aber es war einen Gedanken wert.

Ich ging noch einen Schritt weiter und sinnierte, dass die in der OSH-Serie weit verbreiteten Bildtelefone (Videofone), die sich bei UNS bekanntlich nicht durch­setzten, daraufhin möglicherweise als alternative Kommunikationsform domi­nant geworden sein könnten. Dass die Welt des Jahres 2113 Glasfaserkabel kennt, ist offenkundig, und für die Verbreitung von großen Informationssignalclustern, wie sie bei einer Videofonübertragung zweifellos auftreten, wäre so etwas ideal.

Ein weiterer Gedanke passte wunderbar dazu: wenn die Menschheit sich sowie­so verstärkt auf ihren Heimatplaneten konzentrierte und dabei die Raumfahrt vernachlässigte, wenn fernerhin der Kalte Krieg einen erheblichen Teil der Raumfahrt militarisieren würde, würde es vermutlich nur wenig Geld für Kom­munikationssatelliten geben. Denn das Internet oder die Handy-Telefonie, die es ja nicht gibt, fielen als Nutznießer aus. Die Kommunikation wäre also mehr­heitlich kabelgebunden und erdgestützt.

Das eröffnete auch sehr interessante dramaturgische Fenster für die Geschich­te: man kann nicht etwa einfach aus dem schottischen Örtchen Garos via Handy um Hilfe rufen. Es gibt keine Handys und keine dazu passenden Orbitalsatelliten (und abgesehen davon würde der magische Schild um die Ortschaft Garos das auch unmöglich machen… aber das nur so am Rande bemerkt).

Auf einmal hatte ich hier also nicht eine vollständig veraltete, überholte Ge­schichte, die ich von Grund auf vollkommen neu strukturieren musste, sondern zahlreiche Phänomene, die ich damals beim ersten Schreiben vor über 33 Jah­ren ja gar nicht anders kannte (s. o.), machten einen wahnsinnigen Sinn. Ich be­fand mich quasi in einer Parallelwelt, die technologisch auf völlig anderen Pfa­den unterwegs war und die auf beeindruckende Weise konsistenter wurde, je länger ich ihre Parameter durchdachte.

Während ich an dem BUCH „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ schrieb, kam noch etwas erleichternd hinzu: Ich lernte meine guten, alten Freunde bes­ser kennen, die ich seit ewigen Zeiten schon als treue Wegbegleiter Oki Stan­wers kannte – den knurrigen Yard-Commander Calvin Moore etwa, der nun wunderbar Profil bekam (und ihr wisst, wenn ihr den Roman gelesen habt, dass die beiden eher wie Hund und Katze sind, was der Handlung eine bisweilen wirklich goldige Dynamik gibt). Dann lernte ich endlich auch die MI 6-Agenten Leonard Telkow und Richard Winer näher kennen, mit denen Oki sich alsbald anfreundet.

Und vollends hinreißend wurde es, als dann Klivies Kleines als erster Helfer des Lichts auf den Plan trat mit seiner Nüchternheit, seinen unorthodoxen Metho­den, seinem charmanten Auftreten und dem doppelten Boden durch seine Tarnexistenz als MAESTRO, der Verbrecherfürst von London.

Ja, und ganz zum Schluss, als ich die dramatischen Geschehnisse um das Toten­dorf Garos beschreiben konnte, für das ich eigens eine Karte zeichnete, da kam also auch noch Thor Gordenbeyl hinzu, und, erstmals in Aktion, der Ritter vom Goldkristall, der den beiden Freunden buchstäblich den Hals rettet.

Ungelogen, es war ein Riesenvergnügen, diesen frühen Teil des CLOGGATH-KONFLIKTS auszuarbeiten. Es hat sich gelohnt, dafür so viele Worte zu machen, und ich bin schon sehr gespannt darauf, den zweiten Teil zu verfassen, irgend­wann anno 2019. Er wird weitere Bekanntschaften Oki Stanwers enthalten, wei­tere Dämonenattacken und jene traumatisierende Katastrophe auf Irland, die die Welt erschüttern wird. Und hier taucht dann auch endgültig der finstere Name CLOGGATH auf, der die Freunde noch das Fürchten lehren wird.

Ich bin unglaublich stolz auf das fertig gestellte Werk, und etwa im Abstand von einem Jahr wird diese Geschichte fortgeschrieben werden. Vorher aber sind noch andere E-Book-Pläne favorisiert voranzutreiben. Ihr werdet davon hören, Freunde, und lesen. Versprochen!

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Blogartikel 278: „Die BÜCHER des Uwe Lammers“, 1. Juli 2018.

2 Vgl. Blogartikel 288: „Das 14. BUCH – Eine scharf geschliffene Waffe“, 9. September 2018.

3 Vgl. Blogartikel 307: „Logbuch des Autors 27: Wenn das Flaggschiff Fahrt aufnimmt…“, 20. Januar 2019.

Rezensions-Blog 210: Wüstenfeuer

Posted April 3rd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer von euch meinem Blog schon längere Zeit folgt, weiß, dass ich durchaus ein Fan von Clive Cusslers Büchern bin und dennoch von Zeit zu Zeit, wenn mir die Entgleisungen zu abartig werden, auch vor barschen Worten nicht zurückschre­cke.

Das vorliegende Buch ist in meinen Augen ein besonders interessantes Exem­plar der langen Buchreihe des amerikanischen Thriller-Autors, der ja inzwischen – auch in diesem Fall – mit seinem Sohn Dirk zusammen schreibt. Wie so oft geht es in diesem Fall gegen finstere Schurken, wieder einmal sind Mysterien der Vergangenheit eingewoben, aber diesmal auf bemerkenswert geschickte Art und Weise, so dass ein vielschichtiger Roman entstanden ist, der seinen Ver­gleich mit den frühen Bestsellern des Autors nicht zu scheuen braucht.

Als ich „Wüstenfeuer“ anno 2012 las, war ich ziemlich verdutzt, unter diesem Titel alles andere als einen Wüstenroman vorzufinden (auf dem Cover ist denn auch Istanbul mit Bootszusatz abgebildet… Wüste stellt man sich irgendwie an­ders vor). Was auch immer die Verlagsverantwortlichen da geritten hat, kann ich nicht sagen. Aber hinter dem abstrusen deutschen Titel und dem bizar­rerweise passenden (!) Titelbild verbirgt sich ein interessanter Roman, der die Lektüre lohnt.

Warum sage ich das? Nun, lest weiter, dann erfahrt ihr mehr:

Wüstenfeuer

(OT: Crescent Dawn)

Von Clive Cussler & Dirk Cussler

Weltbild Quality

544 Seiten, TB

ISBN 978-3-86365-261-6

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Fanatismus kann schlimmer als die Hölle sein, weil er sich nicht auf strikt ratio­nale Basis stützt, sondern oftmals auf diffuse Ängste oder nicht minder diffuse Wunschträume. Wer sich solch einer Lebenseinstellung verschreibt, und dabei ist es völlig gleichgültig, in welchem Kulturkreis wir uns bewegen, wirft nicht selten die Grundsätze der Menschlichkeit über Bord. Unterwegs in schicksalhaf­ter Mission begehen Männer und Frauen die schrecklichsten Verbrechen, gleichwohl fest davon überzeugt, einer gerechten Sache zu dienen. Dieses Buch enthält viele solche Aspekte und regt, wenn man das Thema philosophisch an­geht, sehr zum Nachdenken an. Doch der Reihe nach…

Östliches Mittelmeer nahe Zypern, 327 nach Christus1:

Eine römische Galeere mit Ruderern ist auf dem Weg in Richtung Byzanz, an Bord eine wichtige Fracht für die Kaiserin Helena persönlich. Die dreißig Solda­ten, angeführt vom Centurio Plautius, die für den Schutz der Fracht verantwort­lich zeichnen, entstammen der Elitetruppe der Scholae Palatinae, die sonst di­rekt die Unversehrtheit des Kaisers von Byzanz sicherstellen. Doch wiewohl das Ziel schon relativ nahe ist, gerät die geheime Fracht in Probleme, als zwei Pira­tensegler das Schiff angreifen. Es kommt niemals am Ziel an.

Portsmouth, England, anno 1916:

Während des Ersten Weltkriegs bricht die HMS Hampshire mit Lord Kitchener an Bord, dem einstigen Helden von Khartoum, zu einer Geheimmission nach Petrograd auf, dem späteren Leningrad, ungeachtet der Gefahr deutscher Kriegs-U-Boote und verlegter Minen. In letzter Sekunde wird noch eine schwar­ze Kiste an Bord gebracht, offiziell für einen Gesandten in Petrograd bestimmt, einen gewissen Sir Leigh Hunt.2

72 Stunden später explodiert die HMS Hampshire vor der schottischen Küste und versinkt mit fast der gesamten Besatzung. Später heißt es offiziell, eine von den Deutschen gelegte Mine habe das Schiff versenkt. In Wahrheit – in diesem Roman – ist dafür eine Höllenmaschine verantwortlich, und ihr Ziel war Lord Kitchener persönlich… sowie etwas, das in seinem Besitz sein soll, ein so ge­nanntes „Manifest“.

Gegenwart, Juli 2012:

Eine Reihe von Terroranschlägen erschüttert den Nahen Osten. Aufsehen erre­gend daran sind zwei Dinge – einmal gibt es niemanden, der dafür die Verant­wortung übernimmt, zum zweiten trifft es stets nur heilige Stätten. Bei einer Ex­plosion in einer Moschee im türkischen Bursa wird dabei ein Politiker getötet, der in Bälde gute Chancen bei den Präsidentschaftswahlen in der Türkei hätte. In Ägypten detoniert ein Sprengsatz in einer berühmten Moschee, und dann ist da noch der Diebstahl muslimischer Reliquien im Topkapi-Palast in Istanbul. Dummerweise werden die mörderischen Eindringlinge im Palast mit jemandem konfrontiert, mit dem sie eigentlich nicht rechneten, nämlich mit dem Direktor der National Underwater and Marine Agency (NUMA), Dirk Pitt.

Pitt ist eigentlich nicht auf Trouble aus, den er aber – wie der Leser aus zahlrei­chen Cussler-Romanen weiß – geradezu magisch anzieht. Diesmal ist er eigent­lich vor der türkischen Küste unterwegs, um hier die Quelle einer Meeresver­seuchung zu untersuchen. Dabei wird er zufällig Zeuge, wie ein Fischerboot sein Netz verliert, und da Pitt weiß, dass im östlichen Mittelmeer die häufigste Ursa­che, Netze zu verlieren, antike Schiffswracks sind, tauchen er und sein Kompa­gnon Al Giordino hinab und finden tatsächlich eins… und nicht nur dies, son­dern auch noch zwei kleine, aber sehr schwere Kisten, die sie mit nach oben bringen. Zu ihrer nicht geringen Verblüffung enthält die eine einen Schatz an Gold- und Silbermünzen aus osmanischer Zeit, das andere ist sogar eine echte goldene Krone, stark mit Korallen verkrustet.

Diese beiden Artefakte bringen sie nach Istanbul zu Professor Ruppé, einem Ex­perten für islamische Kunst, der sie zu untersuchen beginnt. Ersten Vermutun­gen nach datieren sowohl die Funde wie auch das Wrack offensichtlich ins 16. Jahrhundert. Aber die Krone scheint eine lateinische Inschrift zu tragen.

Während sie noch über dieses Rätsel grübeln – das auch der Leser zu diesem Zeitpunkt nur zum Stirnrunzeln bringt – , ereignet sich der erwähnte Überfall auf den Topkapi-Palast direkt nebenan, und Pitt und seine Frau, die Kongressab­geordnete Loren Smith, prallen unvermittelt mit den Angreifern zusammen, die offensichtlich ebenfalls von einer Frau (!) angeführt werden… und diese Terroristin kidnappt Loren als Geisel, was dann dazu führt, dass Pitt sie auf abenteuerliche Weise durch das nächtliche Istanbul verfolgt, seine Frau zurückholt und einen der Beutel mit der Diebesware sicherstellt. Dadurch zieht er sich den unerbittlichen Hass der Gegnerin zu, die „Miss Maria“ gerufen wird.3 Pitt ahnt natürlich nicht im Traum, wer das ist oder in was er hier hineingestolpert ist.

Die eigentlich ruhigen Tage in der Türkei gehören von nun an der Vergangenheit an: Gangster verfolgen die beiden am helllichten Tag und müssen mühsam ab­geschüttelt werden, was Lorens Nervenkostüm gar mächtig angreift. Wenig spä­ter erschweren die Behörden die Untersuchungen am osmanischen Wrack, und schließlich bringen unbekannte Gegner auch noch NUMA-Taucher um und be­stehlen die Expedition.

Für Dirk Pitt ist das Maß damit voll, zumal deshalb, weil die NUMA der Plünde­rung nationaler Schätze bezichtigt wird und man Pitts Organisation letztlich die Schuld am Tod der Taucher gibt! Von den Behörden ist also offensichtlich kei­nerlei Hilfe zu erwarten.

Da einer seiner Wissenschaftler entführt wurde, verfolgt er mit dem Experi­mental-U-Boot „Bullet“, das sowohl unter wie über Wasser fahren kann, sowie seinem Freund Al die Verbrecher und stolpert – zu seiner nicht geringen Über­raschung – wieder über die sinistre Maria, diesmal von ihrem Bruder Ozden flankiert. Außerdem finden sie ein Lagerhaus voller Plastiksprengstoff, der we­nigstens reicht, um ein ganzes Stadtviertel einzuebnen.

Erst sehr allmählich kristallisiert sich heraus, dass Ozden Celik, ein reicher Indus­trieller und einer der eingangs genannten Fanatiker – seine Schwester Maria Celik steht ihm da an mörderischer Wildheit nicht nach – daran arbeitet, eine is­lamistische Strömung um den Hetzprediger Battal in der Präsidentschaftswahl an die Macht zu bringen, und zwar als Marionette für seine eigenen Machtallü­ren. Um den Volkszorn anzuheizen, schickt er Maria nach Israel, damit sie mit­ten im Herzen des Judenstaates ein monströses Verbrechen begeht.

Zeitgleich dazu flechten sich zwei weitere Handlungsstränge in die Geschichte ein: Dirk Pitt junior, der eigentlich auch an der Expedition des Vaters mithelfen soll, wird kurzzeitig an ein israelisches Ausgrabungsteam in Cäsarea ausgelie­hen, wo er mit der schönen Sophie Elkin zusammenstößt, der Leiterin der Rob­bery Prevention Unit Israels, die der Ausgrabungsstätte einen Besuch abstattet, weil unkluge Publicity von der Entdeckung eines Grabes dort berichtet hat. Viel wichtiger als das ist aber der Fund von antiken Schriftrollen, die offensichtlich aus dem 4. Jahrhundert stammen.

Während es zwischen Dirk Pitt und Sophie zu funken beginnt, überfällt ein be­stürzend skrupelloses Verbrecherteam von Räubern die Ausgräber und beraubt sie. Es ist allein Pitts beherztem Handeln zu verdanken, dass die Sache nicht er­heblich schlimmer ausgeht.

Als Sophie in der Folge versucht, die Spur der gestohlenen Artefakte wieder auf­zunehmen, stolpert sie über einen Wissenschaftsautor namens Ridley Bannis­ter. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, dass er in reger Verbindung mit der anglikanischen Kirche einerseits und einem prominenten Antiquitäten­sammler namens Oscar Gutzman steht.

Und um die Personalriege noch vollständig zu machen, taucht dann im nächs­ten Handlungsstrang auch noch Dirk Pitt seniors Tochter Summer Pitt auf. Sie ist eigentlich einem Projekt der NUMA vor der schottischen Küste zugeteilt, unter­stützt nun aber kurzfristig den Wunsch einer britischen Historikerin namens Julie Goodyear, zum Wrack der HMS Hampshire hinabzutauchen, das seit fast hundert Jahren auf dem Meeresgrund liegt.

Zu ihrer Bestürzung entdecken sie, dass die tödliche Verwundung, die das Schiff im Ersten Weltkrieg auf den Meeresgrund schickte, nach außen gebogene Kan­ten besitzt: ganz eindeutig wurde das Schiff nicht durch eine Mine versenkt, sondern durch eine Explosion im Innern. Summer kann von der Dimension der Zerstörung eine Munitionsexplosion ausschließen. Und nun beginnt sie Julie weiter zu unterstützen, um ihr – die an einer Kitchener-Biografie arbeitet – zu helfen, Indizien in diesem Fall zu sammeln. Diese Suche führt sie schließlich zu den Angehörigen der Familie Kitchener und zu einem Archiv der anglikanischen Kirche… und alarmiert leider selbige aufs Höchste, die selbst nach fast hundert Jahren Grund hat, derartige Nachforschungen tunlichst bereits im Ansatz zu un­terbinden.

Auf mehreren Ebenen gehen die Ereignisse des Romans weiter: die Suche nach den Hinterlassenschaften von Horatio Kitchener einerseits, die Frage nach den rätselhaften Geheimnissen des osmanischen Schiffswracks andererseits, und schließlich die höllischen Ziele der Geschwister Celik, die mit immer schlimme­ren Terrorakten ihren Traum vom aufsteigenden Halbmondreich am Bosporus verwirklichen wollen. Bald steht das Leben von Millionen Menschen auf dem Spiel, und nur eine kleine Handvoll tollkühner Männer steht zwischen der völli­gen Vernichtung und der Rettung. In vorderster Front: Dirk Pitt.

Und doch ist das noch nicht alles, worum es geht, denn es gibt noch ein Rätsel der fernen Vergangenheit zu lösen, einen Schatz zu finden, der alles in den Schatten stellt, was man sich ausmalen kann…

Wer also immer in diesem Buch nach Wüste sucht, wird völlig enttäuscht. Es gibt keine Wüste in dem Werk, und der Titel ist deshalb auch mit Abstand der fremdartigste und unpassendste, den man sich auf der Verlagsseite ausdenken konnte. Sinnvoller wäre wirklich „Aufsteigender Halbmond“ gewesen (das Ziel der Celiks), aber es sollte offensichtlich alles vermieden werden, was noch in­tensivere religiöse Bezüge erwecken könnte als die Szenerie ohnehin schon zeigt.

In einer Zeit nach „9/11“ und während des aussichtslosen „Krieges gegen den Terror“, der Hunderttausenden von Menschen schon den Tod gebracht hat oder die Entwurzelung und den Verlust aller Lebensgrundlagen, in einer Zeit, in der Syrien im Bürgerkrieg versinkt und islamisch-fundamentalistische Gewalt leider Gottes weit verbreitet ist, von Fatwas gegen islamkritische Schriften oder Kari­katuren ganz zu schweigen, stellte die Publikation dieses Cussler-Romans offen­sichtlich so etwas wie ein „heißes Eisen“ dar.

Nun, der potenzielle Leser kann beruhigt werden: es findet durchaus kein „Is­lam-Bashing“ durch Clive Cussler statt, ganz im Gegenteil. Die Celiks, die defini­tiven Böslinge dieses Werkes, sind keine fundamentalistischen Muslime, son­dern von krankhaftem Ehrgeiz und Machtgier zerfressene Fanatiker, die allein an Macht, Macht und noch einmal Macht interessiert sind und in ihrem Wahn alle religiösen Werte mit Füßen treten. Am deutlichsten merkt man das, wenn man liest, was sie für einen Terroranschlag in Israel vorhaben – ein Vorhaben, das jedem gläubigen Muslim das Herz in der Brust herumdreht, aber wirklich.

Interessant ist an diesem Werk dann auch etwas anderes – nämlich der Versuch einer ökumenischen Verknüpfung der Buchreligionen Islam, Christentum und Judentum, und dies innerhalb einer Thrillerhandlung eines Cussler-Buches. Klingt beinahe unmöglich, ist aber faszinierend in Szene gesetzt und gar nicht mal so schlecht gelungen, wie ich sagen muss. Das hat natürlich mit dem (oben nicht referierten) Schluss zu tun und mit jenem Schatz, der abschließend ge­sucht wird. Da hat es sich Cussler dann doch ein wenig arg zu einfach gemacht, wie gesagt werden muss. Das war dann zum Schluss eine leider eher schwache Leistung.

Überhaupt fällt ansonsten auf, dass die Actionelemente seltsam harmlos blei­ben, entweder so, als hätte man sie entschärft oder so, als hätte diesmal der Sohnemann Dirk Cussler den Großteil des Romans geschrieben (was vom Alter des Seniors her gut der Fall sein könnte). Die Gegenwart von Loren Smith ver­hindert beispielsweise wirkungsvoll irgendwelche – früher reichlich vorkom­menden – amourösen Abenteuer des alten Pitt (der übrigens so jung dargestellt wird, als ob er geliftet worden ist, das wirkt ein wenig absurd), und der junge Pitt kapriziert sich auf „Miss Sophie“, was aber auch durchaus folgenlos bleibt (die Gründe sollte man nachlesen).

Wirklich beeindruckend ist dann jedoch der detektivische Handlungsstrang um Kitchener, sein Tagebuch und das „Manifest“, das meines Erachtens einen viel zu hochtrabenden Namen besitzt, wie der Leser feststellen wird. Alles in allem und bei aller „Krawumm-Action“, die es natürlich dennoch gibt, macht der Ro­man einen eher vorsichtigen, fast zaghaften Eindruck. Nicht so richtig Fisch und auch nicht ganz Fleisch.

Dennoch: es gibt weitaus schlimmere Entgleisungen in der Reihe der Cussler-Romane. Dieses Werk würde ich zu den durchaus gelungenen zählen. Und wer beispielsweise etwas über die HMS Hampshire nachlesen möchte, der sollte sich nicht erstaunt zeigen, dass das Schiff tatsächlich zur angegebenen Zeit ver­senkt wurde und Horatio Kitchener mit ihm wirklich unterging. Und es würde mich nicht verblüffen, wenn das letzte Tagebuch tatsächlich verschollen wäre. Wer wissen möchte, was darin stand, sei auf diesen Roman verwiesen, da kann man das erfahren (grins).

Also: Klare Leseempfehlung!

© 2012 by Uwe Lammers

Doch, so vielschichtige Romanhandlungsebenen sind bei Clive Cussler in der jüngeren Vergangenheit eher die Ausnahme. Hier wurde recht gründlich gear­beitet, ungeachtet meiner oben gelegentlich angebrachten kritischen Untertö­ne.

In der kommenden Woche schwenken wir um und wechseln die Erdhalbkugel. Es geht nach Australien, Freunde, und es geht in den nächsten erotischen Kurz­zyklus. Wer schon neugierig die Augenbrauen zusammenzieht, sollte in sieben Tagen unbedingt wieder reinschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Im Buch selbst steht, und das ist der erste kapitale Schnitzer, „327 v. Christus“, was natürlich Blödsinn ist, wenn man sich ein bisschen in der Geschichte auskennt: es geht um eine Mission nach Byzanz, und diese Stadt, das spätere Istanbul, erhielt den Namen Byzanz erst im 4. Jahrhundert NACH Christus.

2 Das ist natürlich wieder ein Insidergag, den man nur dann versteht, wenn man weiß, dass Hunt ein vor we­nigen Jahren verstorbener Freund Clive Cusslers war, dem Cussler in diversen seiner Romane kurzweilige tra­gende Rollen zuschusterte, zumeist solche, in denen Hunt rasch verstarb. Diesmal bleibt es bei der kurzen Erwähnung, aber vorher wird er noch provisorisch geadelt….

3 Später gelegentlich als „Marie“ falsch geschrieben.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund, und das trifft auch auf das Werk zu, dessen Erscheinen ich heute ankündigen darf. Wer mit mir seit Jahrzehnten in Briefkontakt steht, hat bereits vor langer Zeit von der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) gehört. Ich trug mich lange mit dem Gedanken, sie zu veröffentlichen, aber erst mit der E-Book-Form gab es das tatsächlich pas­sende Format.

Im Jahre 2017 kündigte ich das baldige Erscheinen dieses E-Books im Conbuch der 2. Perry Rhodan-Tage Osnabrück an… aber aus verschiedenen Gründen hat sich die Fertigstellung dann doch verzögert. Nun hat das Warten ein Ende, und ich denke, das Werk ist das Warten wert gewesen.

Was erwartet euch?

Nun, nichts Geringeres als der Einstieg in ein völlig neues Universum. Fünfzig Milliarden Jahre nach den Geschehnissen der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), in einem sehr viel späteren neuen Universum, beginnt der kosmische KONFLIKT zwischen der Macht TOTAM auf der einen Seite und Oki Stanwers Auftraggebern, den Sieben Lichtmächten und den Baumeistern auf der anderen von neuem.

Diesmal ist das Kampffeld eine legendäre kosmische Region, nämlich die Grüne Galaxis Bytharg, in deren Vorfeld die Kleingalaxis Pholyar existiert. Hier ist das kleine Sternenreich der reptiloiden Tasvaner emporgesprossen, deren Wunschziel dar­in besteht, das nahe Bytharg zu erreichen – ohne zu begreifen, was sie sich da­mit wünschen oder weshalb eigentlich.

Als der Versuchspilot Sketahr zu seinem Jungfernflug startet, ahnt noch nie­mand, dass dies der Beginn eines schrecklichen Abenteuers ist, das sowohl ihn als auch die tasvanische Nation Hals über Kopf in den Alptraum des KONFLIKTS hineinstürzen wird. In eine Welt voller furchtbarer Wesen und hasserfüllter Kämpfe, voll von fanatischem Glaubenseifer, einem Zorn, der die Jahrtausende durchglüht und die Weiten von Bytharg in einer unvorstellbaren Weise vergiftet.

Als kurz nach Sketahrs Start fremde Raumschiffe erscheinen und die „Neuen Herren“ ein rigides Regiment über die Tasvaner verhängen, begehren oppositio­nelle Kräfte umgehend auf, die „Widerstandsgruppe Osvehl“. Und dann ist da der rätselhafte Resacohn, der offensichtlich ganz eigene Pläne verfolgt…

Folgt mir in den voll entwickelten Oki Stanwer Mythos und damit in eine Welt, in der ihr bekannte Völker treffen werdet (Allis, Baumeister, Berinnyer, Dämo­nen von TOTAM, Sternenfeen… um nur ein paar zu nennen) und zahlreiche schreckliche Kreaturen aus TOTAMS Hierarchie, die zwischen KONFLIKT 2 (TI) und diesem KONFLIKT-Universum erstanden sind. Und folgt mir an legendäre Orte, die euch meist bislang nur dem Hörensagen nach bekannt sind: Arc, Bytharg, Koopen, Maran-Ghaal, um nur einige davon zu nennen.

Dies ist der Auftakt zu einem wahrhaftig die Grenzen sprengenden kosmischen Abenteuer – seid ab sofort dabei, auf Amazon-KDP, für nur 3,49 Euro!

Ich wünsche euch ein tolles Lesevergnügen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

damit ist also das Jahr 2018 auch bereits überwunden und liegt hinter uns. In dem aktuellen Moment, da ich diese Zeilen schreibe, geht sogar schon der 1. Ja­nuar 2019 seinem Ende zu, und ich bin wohlig erschöpft von leckerem Mittag­essen, schmackhaftem Tee und zahlreichen munteren Runden Mah-Jongg mit meinem besten Freund. Das ist so die Art und Weise, wie ich traditionell Neu­jahr seit einigen Jahren begehe.

Ich blicke also spätestens ab morgen mit wieder aufgeladenem „kreativem Dy­namo“ in die Zukunft und freue mich auf ein ganzes Jahr voller inspirativer Her­ausforderungen, Treffen mit interessanten Leuten und auf eine Reihe von faszi­nierenden Projekten, die mir schon so vorschweben (Details dazu habe ich ges­tern schon im Silvesterblog 2018 angerissen).

Ich blicke heute auf das Jahr 2018 zurück und konstatiere durchaus stolz, dass ich insgesamt 311 Werke geschaffen und beendet habe (und noch mehr ange­fangen, aber das thematisiere ich hier jetzt nicht in erster Reihe). Der Monat Dezember kann sich dabei selbst auch sehr gut sehen lassen, kam er doch schließlich auf 33 beendete Werke. Well, viele davon waren Rezensionen, aber halt durchaus nicht alles. Am besten ist es, wir werfen mal gemeinsam einen Blick auf meinen kreativen Output des verstrichenen Monats. Das sah folgen­dermaßen aus:

Blogartikel 312: Work in Progress, Part 72

(OSM-Wiki)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

14Neu 57: „Sucht Leben!“

Anmerkung: Das ist der nächste Band des „Zeituniversum“-Zyklus, der schon 1985 geschrieben und jetzt digitalisiert und kommentiert wurde. Hier merkte ich schnell, dass ich kosmologisch damals doch ziemlich unbedarft war. So, wie ich damals das „Zeituniversum“ beschrieb, geht das eigentlich gar nicht… da wird von mir noch eine Menge Denkschmalz investiert werden müssen, ehe das tatsächlich Sinn ergibt.

14Neu 59: Auf der Suche nach Klivies Kleines

Anmerkung: Als ich diese Episode zum Digitalisieren jüngst herauskramte, musste ich beim Titel unweigerlich an einen alten Star Trek-Film denken („Auf der Suche nach Mr. Spock“). Ich nehme aber nicht an, dass ich mich da ange­lehnt habe. Soweit ich mich erinnere, hatte ich den Film Anfang 1985 noch gar nicht gesehen, und ob er mir titelmäßig bekannt war, vermag ich aktuell nicht zu sagen. Jedenfalls eine witzige Entdeckung.

14Neu 60: Der neue Kleines

Anmerkung: Aus Alt mach Neu bei Helfern des Lichts im OSM? Na ja, nein, so kann man das hier nicht wirklich sehen. Das ist schon deutlich komplizierter und vor allen Dingen dramatischer. Ich verweise für Details auf meine Blogartikelrei­he „Close Up: Der OSM im Detail“, wo ich schätzungsweise in Folge 12 auf diese Episode zu sprechen komme.

12Neu 49: Operation Antipol

12Neu 50: Aufbruch ins Nirgendwo

Anmerkung: Wer bricht hier von wo nach wo auf? Nun, die Person, die mit einer kleinen Flotte Raumschiffe ins „Nirgendwo“ aufbricht, ist niemand anderes als Oki Stanwer. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, um bessere Rückendeckung in der Galaxis Koopen zu haben (denkt an den Blogartikel 309!), damit die Atta­cken der Dämonenwaffen von TOTAM optimal abgewehrt werden können, dass es das Sinnvollste ist, die Baumeister zu suchen.

Prinzipiell ein guter Plan. Aber wo will er sie und ihre legendäre Heimatgalaxis Arc suchen? Die Baumeister sind schon seit Jahrtausenden spurlos verschwun­den und gelten allgemein als ausgestorben (was natürlich falsch ist). Oki und die Crew seines Flaggschiffs SCHATTENBRECHER fliegen in ein Abenteuer, des­sen Dimensionen sie sich überhaupt nicht vorstellen können.1

(12Neu 52: Flucht nach Yeltavoor)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

Anmerkung: Das war nur eine kurze Stippvisite in eins der zahlreichen begonne­nen Skripte des Archipels. Wie ihr merkt, haben mich dann doch andere Dinge deutlich stärker bewegt, sodass ich hier nicht sehr weit gekommen bin. Viel­leicht gelingt es mir anno 2019, hier deutlich voranzukommen.

14Neu 58: Eine Welt negiert!

Anmerkung: Wie geht das wohl, dass „eine Welt negiert“? Im „Zeituniversum“, und da befinden wir uns mit diesem Band, benötigt man entropische Energien in unglaublicher Menge. Warum das gemacht wird und wer das tut? Das erzäh­le ich euch ebenfalls genauer in den „Close Up“-Artikeln der näheren Zukunft, vertraut mir.

(14Neu 61: Attentat auf Oki Stanwer)

12Neu 51: Sturm über Calnier

Anmerkung: Hier muss ich immer vorsichtig sein, was ich andeute, da diese Serie ja „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ ist, die in diesem Jahr sukzessive in E-Books umgewandelt und regulär veröffentlicht werden soll. Das hier ist schon eine ziemlich fortgeschrittene Episode, die 1990 geschrieben wurde und bei der Abschrift doch ziemlich reduktionistisch herüberkam. Die werde ich qua­si neu schreiben müssen, weil sie a) so unbeholfen ist, b) so vieles darin fehlt und sie c) voller Fehler steckt, Schreibfehler und inhaltliche. Da habe ich mir manches Mal beim Abschreiben die Haare gerauft, ehrlich, Freunde…

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Blogartikel 309: Legendäre Schauplätze 11: Koopen

(12Neu 53: Inferno in Bytharg)

Anmerkung: Sobald ich diese Episode wieder vor mir auf dem Schreibtisch lie­gen hatte, krampfte sich ein wenig mein Herz zusammen. Denn mir war zwar nicht mehr im Detail bekannt, was ich vor 29 Realjahren geschrieben hatte, doch der Tenor blieb mir immer erinnerlich, und ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, dass das Echo dieses „Infernos“ durch die Jahrmilliarden im OSM hallt.

Warum betone ich das so? Vielleicht habt ihr euch mal gefragt, warum die Be­rinnyer auf dem Planeten Swamp/Dawson/Shoneei in KONFLIKT 19, also rund 35 Milliarden Handlungsjahre von der Handlung dieses Bandes entfernt, immer noch Panik empfinden bei der bloßen Erinnerung an den „Letzten Krieg“ – das ist genau DAS Geschehen, was in dieser Episode anfängt. Hier werdet ihr Dinge erleben, die ich aktuell kaum in Worte zu fassen wage…

Ich wusste seit Februar 2007, als ich mit der kommentierten Abschrift dieser Serie begann, dass der Tag kommen würde, wo ich auch in diesen grässlichen Bereich vorstoße. Aber dass es so lange dauern würde, ahnte ich beim besten Willen nicht. Im begonnenen Jahr 2019 werde ich wohl noch eine Menge zu die­sen Ereignissen schreiben. Lasst euch da mal überraschen.

Sodele, und damit war der Monat dann schon wieder Vergangenheit. In der kommenden Woche beame ich euch ins 22. Jahrhundert und mache vielleicht ein wenig Appetit auf das E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“.

Macht es gut und bis bald, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wer übrigens den Schiffsnamen SCHATTENBRECHER irgendwie zu kennen scheint, der hat offensichtlich mei­nen Fortsetzungsroman „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) gelesen. Denn ja, dort trifft der Totenkopf Shylviin auf einen anderen Totenkopf, der einst, als er noch lebte, Teil der Crew der SCHATTENBRECHER war. Das war genau während der oben beginnenden Expedition.

Liebe Freunde des OSM,

ja, und damit erreichen wir also heute das Ende der Fahnenstange bei den pos­sierlichen Holmes-Comicabenteuern von Veys und Barral. Da beißt die Maus keinen Faden ab, das ist unabweislich so, dass auch die nettesten Geschichten mal ein Ende haben müssen. Mit einem sechsten Album hätten uns die beiden aber voraussichtlich keinen Gefallen getan, wenn man entdeckt, wie schwer sie sich schon damit tun, hier die 52 Seiten zu füllen.

Dennoch… das Abenteuer um das sprechende Pferd ist ungemein interessant, und ich habe anno 2011, als ich für die Rezension ein paar historische Zusatzre­cherchen durchführte, einiges aufgestöbert, was ihr vielleicht so noch nicht wusstet. Es hat definitiv seine Vorteile, wenn man als Rezensent a) passionier­ter Leser, b) studierter Historiker, c) ausgewiesener Phantast und d) Holmes-Fan ist.

Ihr werdet es sehen, ihr müsst nur ein Stückchen weiterlesen…

Baker Street 5:

Sherlock Holmes und das sprechende Pferd

(OT: Baker Street – Le Cheval qui murmurait à l’oreille de Sherlock Holmes)

Piredda-Verlag

Von Pierre Veys & Nicolas Barral

Berlin 2010

52 Seiten, geb.

ISBN 978-3-941279-39-1

Sherlock Holmes ist ein Genie, selbst wenn manche Zeitgenossen daran allge­mein Zweifel hegen möchten, und ein Genie hat natürlich gelegentlich die Nar­renfreiheit, über die Stränge zu schlagen, exzentrisch zu sein oder… nun… etwas schwierig im Umgang. Niemand weiß das besser als Dr. John Watson, M. D., sein bester Freund und Chronist. Und es gibt nichts, was Watson mehr fürchtet als Zeiten der allgemeinen Ruhe. Denn ihm ist klar, was das bedeutet: dass der schlimmste Feind eines Sherlock Holmes seinen erbarmungslosen Generalangriff auf die Nerven seines Freundes startet: die Langeweile!!!

So ist es auch in diesem verregneten Herbstes eines – wie üblich – nicht be­nannten Jahres. Tristesse zieht in die Baker Street 221B ein, kaum dass Holmes und Watson ihr neues Maskottchen, den Elefanten Harold1, bei den Freunden vom „Club der tödlichen Sportarten“2 abgegeben haben.

Es regnet.

Mrs. Hudson poliert schon die Geländer im Haus vor Langeweile.

Und bei Holmes liegen die Nerven blank („Ein Fall! Ein Fall! Ein Fall!“, kreischt Holmes, nicht umsonst, und etwas später schwadroniert er: „Sind denn alle Kri­minellen Londons und des ganzen Vereinigten Königreichs auf einen Schlag ehr­lich geworden?“). Selbst seine treue Geige gibt den Geist auf und wird in einem rasenden Anfall von furienhafter Verzweiflung zertrümmert – man fühlt sich wie bei ausrastenden Rockstars, die ihre Hotelzimmer zerlegen…

Was für ein Glück, dass es Inspektor Lestrade gibt, der in seiner typisch trotteli­gen Art und Weise eher beiläufig auf eine Reihe rätselhafter Diebstähle aus Ka­sernen des Landes zu sprechen kommt. Und ehe er begreift, was los ist, findet er sich schanghait von Watson und dem jählings wieder von Elan ergriffenen Holmes, der sich mit der Wildheit eines Bluthundes auf den neuen Fall stürzt.

Der freilich beschert Watson erst Ratlosigkeit und schließlich einen dicken Kopf (das hat mit Afghanistan zu tun, aber das sollte man selbst nachlesen, es wirft nicht eben ein schmeichelhaftes Licht auf ihn, und natürlich auch nicht auf Le­strade). Holmes indes ist in seinem Element: ein Dieb, der hoch wichtige Pläne auf dem Schreibtisch liegen lässt, aber stattdessen (gelegentlich) einen Speise­plan mitgehen lässt? Der in ein schwer bewachtes Armeeobjekt eindringt, ohne Spuren zu hinterlassen?

Fürwahr, das ist die Medizin, die Holmes genesen lässt.

Die Spur führt nach Maidstone zum Zirkus Barum, wo Lestrade, Watson und er einer Zirkusvorführung zuschauen und ein bemerkenswertes Wesen treffen – das „sprechende Pferd“ Bukephalos3, das eigentlich nicht spricht, sondern zählt, dies aber höchst akkurat. Und dieses Pferd ist es dann schließlich auch, das den Täter überführt, auf eine äußerst interessante Art und Weise…

Im Anschluss an diese Geschichte, die den Großteil des Heftes ausmacht, folgen noch ein paar Vignetten, möchte ich sagen, die selten mehr als zwei Heftseiten füllen, was eigentlich bedauerlich ist. So nähern sich die Verfasser gewisserma­ßen dem ersten Heft der Baker Street-Reihe wieder an, das ja recht ähnlich strukturiert war. Man hat als Leser darum am Schluss dieses Bandes das unwei­gerliche Gefühl, dass den Verfassern die Ideen ausgingen und sie den Großteil ihres Pulvers in Band 3 und 4 verschossen haben.

Einerlei – die Geschichte mit dem „sprechenden Pferd“ ist interessant genug4, aus zwei Gründen. Zum einen, weil Holmes´ Erklärung, wie Bukephalos „arbei­tet“, in sich schlüssig und plausibel ist (nein, ich bin nicht so gemein und verra­te, wie das geht – es ist wirklich bemerkenswert und hat nichts mit Zauberei zu tun!). Und zum zweiten, weil sie hier ein reales Vorbild verarbeiten, auf das es sich einzugehen lohnt:

Das Vorbild für Bukephalos in diesem Band trug den Namen „der Kluge Hans“. Hans war ebenfalls ein Pferd, genauer genommen, ein Pferd aus der Rasse der Orlow-Traber, etwa im Jahre 1895 geboren. Es gehörte dem Schulmeister und Mathematiklehrer Wilhelm von Osten und war imstande, die Aufgaben seines Lehrers von Osten mit Hufklopfen oder Nicken bzw. Schütteln des Kopfs korrekt zu beantworten. Mehr noch: das gelang selbst dann noch, nachdem eine 13­köpfige wissenschaftliche Kommission der Preußischen Akademie der Wissen­schaften das Tier im September 1904 testete, wenn Fremde in Abwesenheit von Ostens dem Pferd die Aufgaben stellten. Anfang des 20. Jahrhunderts kam also ernsthaft die Frage danach auf, ob Pferde ähnlich intelligent oder sogar in­telligenter sein könnten als Menschen… und das ist eine durchaus phantasti­sche Frage, die indes der absoluten Realität entstammt und weniger über Pfer­de denn über Menschen aussagt, besonders über die Begrenztheit von Wissen und über Wunschdenken.

Das Geheimnis des „Klugen Hans“ wurde dann von dem Studenten Oskar Pfungst gelöst und hatte enormen Einfluss auf die experimentelle Psychologie. Von Osten wollte davon freilich nichts wissen und hielt an seiner Deutung des intelligenten Pferdes fest. Er starb im Jahre 1909, doch der Nachbesitzer des „Klugen Hans“, der Kaufmann Karl Krall, führte in Elberfeld weiterhin Experi­mente mit ihm durch und trainierte auch noch andere Tiere, die so genannten „rechnenden Pferde von Elberfeld“ (etwa seine Pferde Muhamed und Zarif) auf diesem Gebiet weiter.

Leider, muss man sagen, endete die Geschichte tragisch, und daran sind die Zeitläufte schuld: im Jahre 1916 wurden Hans und die anderen Pferde aus Kralls Gestüt für den Einsatz im Ersten Weltkrieg herangezogen, in dem insbesondere auch Hunderttausende von Pferden umkamen. Die Spur von Hans verliert sich hier… und man muss wohl annehmen, dass Hans mit zu den Tieren gehört, die auf diese schreckliche Weise von der Knochenmühle des Krieges zermahlen wurden, ungeachtet ihrer Talente.

Wer mehr über dieses faszinierende Kapitel der Zeitgeschichte erfahren möch­te, sei auf die WIKIPEDIA-Seite „Kluger Hans“ verwiesen, die diesem Teil meiner Rezension als Grundlage diente. Auch interessant scheinen mir die Literaturver­weise darauf zu sein. Nicht nur Oskar Pfungsts „Das Pferd des Herrn von Osten“, sondern besonders auch der Beitrag „Review of Oskar Pfungst’s Das Pferd des Herrn von Osten“ von John Watson (!)5 im „Journal of Comparative Neurology and Psychology 18“, 1908, S. 329-331. Ganz zu schweigen von dem süß betitel­ten Aufsatz von Heike Baranzke: „Nur kluge Hänschen kommen in den Himmel. Der tierpsychologische Streit um ein rechnendes Pferd zu Beginn des 20. Jahr­hunderts“, in: Friedrich Niewöhner, Jean-Loup Seban (Hg.): Die Seele der Tiere. Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 94, Wiesbaden 2001, S. 333-379.

Man merkt hieran deutlich: es ist immer wieder überraschend, was geschieht, wenn jemand intelligente, tiefgründige Comics erschafft, die eine direkte Schnittfläche sowohl mit der Phantastik einerseits – denn Holmes und Watson sind als Phantasieprodukte nun einmal durchaus phantastischer Natur – als auch mit der realen Historie andererseits besitzt. Ich bin von solchen „Crossover“ regelmäßig erfreut.6 In dieser Hinsicht bin ich Holmes vermutlich ein wenig ähnlich – die intellektuelle Herausforderung macht einen wesentlichen Teil des Lesevergnügens für mich aus. Beizeiten wird sich das noch mehr erweisen, denn ich bereite gerade eine Rezension zu dem Buch „Das Geheimnis des Geigers“ vor, das moderne Sherlock Holmes-Geschichten enthält und jüngst ausgelesen wurde.7

Doch zurück zu dem Baker Street-Album: schade, dass das Vergnügen schon vorbei ist. Und auch diesmal gilt, mit kleinen Einschränkungen: klare Leseemp­fehlung!

© 2011 by Uwe Lammers

Natürlich gibt es alsbald auch einen weiteren mehrteiligen Zyklus zu bespre­chen. Jetzt, wo ich (im November 2018) diesen Beitrag schreibe, lese ich mich mit enormer Begeisterung etwa durch die Trilogie „Lost in you“ von Jodi Ellen Malpas, die ich euch zweifellos alsbald auch noch vorstellen werde. 2020 oder so, denke ich, denn die Beiträge bis Ende Juni 2019 sind jetzt bereits durchge­plant, und es gibt so viele interessante Werke, die besprochen werden wollen, ehe ich an die Malpas herangehe (Nachtrag vom 26. März 2019: Dieser Zyklus bekam im aktuellen Jahr sogar noch einen vierten Teil, der inzwischen ebenfalls gelesen und rezensiert wurde… beizeiten stelle ich euch diese vier tollen Bücher zweifellos vor).

In der kommenden Woche kommen wir zu Clive Cussler und seinen NUMA-Abenteuern zurück. Lasst euch überraschen, welchen Band ich mir dann vor­nehme.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu die Alben „Baker Street 3“ und „Baker Street 4“ bzw. die Rezensions-Blogs 201 (30. Januar 2019) und 205 (27. Februar 2019).

2 Vgl. dazu das Album „Baker Street 2“ bzw. den Rezensions-Blog 196 (26. Dezember 2018).

3 So hieß übrigens, und da hätte es der Fußnote im Comicalbum nicht bedurft, soviel althistorische Kenntnis­se besitze ich durchaus, das Pferd Alexanders des Großen in der Antike. Allerdings kann man natürlich nicht bei allen Lesern ein historisches Studium voraussetzen, insofern sollte ich also nicht so garstig denken, son­dern das für freundliche Kulanz seitens des Verlages halten.

4 Und nein, das Titelbild führt mal wieder karikierend zu weit, wenn es das Pferd mit Karodecke, Hut und Pfei­fe analog zu Sherlock Holmes zeigt. So verkleidet ist es in realiter dann doch nicht.

5 Da Holmes´ Kompagnon Dr. John Watson, M. D., eine fiktive Figur ist, können wir ausschließen, dass es sich hier um ein und dieselbe Person handelt. Aber ich fand allein schon die namentliche Koinzidenz absolut drollig, wie man sich vorstellen kann.

6 Das konnte man ja auch an dem Fall von J. J. Preyers „Sherlock Holmes und der Fluch der TITANIC“ sehen. Die Rezension ist für den Rezensions-Blog in Vorbereitung.

7 Langjährige Leser meines Rezensions-Blogs kennen diese Rezension inzwischen natürlich. Vgl. dazu den Re­zensions-Blog 29 (14. Oktober 2015).