Liebe Freunde des OSM,

vor 8 Wochen beschäftigte ich mich in dieser Rubrik mit dem zweiten Quartal des Jahres 2022, und heute schauen wir uns mal an, was sich im dritten Quartal dieses Jahres getan hat. Zu­nächst ist es vielleicht interessant, die blanken Zahlen zu nen­nen, damit ihr einen gewissen Eindruck gewinnt:

10, 16 und 22.

Ja, das ist nicht wirklich berauschend. Schon beim vergangenen Mal erzählte ich ja andeutungsweise, woran das in solchen Mo­naten traditionell liegt: Es ist zu heiß, und ich bin nicht wirklich gut, Hitzewellen, zumal wenn sie wochenlang andauern, solide zu kontern und damit dann noch kreativ zu sein. Das war in den Monaten Juli und August sehr deutlich zu erkennen.

Im Juli fuhr ich wesentlich – und sehr moderat – mit den Digitali­sierungsprojekten fort, also dem KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Hor­ror“ und KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Aber sehr weit vorwärts kam ich in beiden Bereichen nicht. Etwas Lexikon- und Glossararbeit … und damit erschöpfte es sich dann auch schon. Ein wirklich kläglicher Monat, das kann man nicht guten Gewissens anders nennen.

Im August ging das ganz auf dieselbe Weise weiter. Da war kaum Energie zu finden für die Fertigstellung von Episodendigi­talisaten, das war einfach alles nur Stückwerk. Dazu ein paar Blogartikel und alte, abgeschriebene Non-OSM-Geschichten … nichts, was hierher gehört.

Die einzige nennenswert interessante Aktivität kam am Ende des Monats zutage, als ich mich in die bizarre neue Welt der Serie „Horrorwelt“ verlief (wozu ich dann auch prompt den Blog­artikel 493: „Sonderbarkeiten in der Leichenwüste“ ver­fasste). Das war schon wirklich eine tolle Abwechslung. Aller­dings hatte das, da wäre euer kritischer Einwand völlig berech­tigt, mit den „Annalen der Ewigkeit“ eigentlich nichts zu tun. Ich wollte es hier aber auf jeden Fall erwähnen.

Im September ließ dann die brütende Hitze endlich nach, und das hatte einen absolut belebenden Effekt auf meine Kreativi­tät. Diesen Zusammenhang zwischen Temperaturabhängigkeit und Kreativ-Output bilde ich mir also definitiv nicht ein, den gibt es tatsächlich.

Was mich tatsächlich in diesem Monat ziemlich überrumpelte, das war der Elan, der mich jählings bei der Serie „Horrorwelt“ gepackt hatte! Nicht weniger als neun neue Episoden entstan­den im Laufe weniger Wochen, da konnte ich nur ungläubig gucken.

Was musste darunter – notwendig – wieder leiden? Natürlich: Das E-Book-Programm. Der OSM insgesamt. Die Annalen-Werke.

Während ich mit dem Blogartikel 497 „Zeit für das Grausen und Wundern – Horrorwelt wird fortgesetzt“ Informatio­nen über das aktuelle Schreibprogramm festschrieb, klebte ich auch weiterhin fest an den beiden Seriendigitalisaten, KONFLIKT 16 und KONFLIKT 13. Und kam nach wie vor kaum vom Fleck.

Also, wenn man mal von dem Kreativrausch bei der Serie „Hor­rorwelt“ absieht, dann war das hier ein ziemlich mageres Quar­tal für den Oki Stanwer Mythos und die „Annalen der Ewigkeit“.

Ich hätte es definitiv gern anders gehabt, aber das sollte erst später kommen. Wurde das im Schlussquartal 2022 dann bes­ser? Allerdings.

Wie besser, das erzähle ich euch beim nächsten Mal.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

was kümmert uns geschichtsvergessene Menschen der Gegen­wart, die wir nicht mal unsere eigene Demokratie zu stabilisie­ren vermögen (vom Weltklima mal ganz zu schweigen) denn wohl das 12. Jahrhundert VOR Christus? Das ist von unserer Ge­genwart roundabout 3000 Jahre entfernt. Wenn man sich mal anschaut, wie schnell tote Leute der Gegenwart vergessen wer­den, wie sehr an Museen und Archäologenstellen gespart wird, dann muss man vielleicht unweigerlich zu dem Schluss kom­men, dass uns diese Zeit wirklich so gar nichts mehr zu sagen hat.

Tja, Freunde, großer Fehler!

Gewiss, ich bin voreingenommen. Ich bin Historiker, und mein ideeller Schwerpunkt liegt klar vor der klassischen Antike, die traditionell spätestens um 800 vor Christus ansetzt. Die alten Pharaonen sind schon seit Kindesbeinen an gewissermaßen „best friends“ gewesen. So gesehen MUSS ich das Buch, das ich heute vorstelle, ja wohl über den grünen Klee loben.

Das ist aber nicht alles.

Ja, es ist ein tolles Buch. Ein rasantes, packendes Leseabenteu­er, voller Rätsel und vertrackter Fährten, die ins Nirgendwo zu führen scheinen, voller Fragen und offener Stellen im histori­schen Gewebe. Aber das alleine würde für meinen begeisterten Rezensions-Kommentar nicht hinreichend sein.

Es gibt hier noch eine andere Ebene, die der Verfasser Eric H. Cline mit voller Absicht mit heranzieht. Und da ist er auf nach­gerade bestürzende Weise von einer brennenden Aktualität, dass es mir manchmal den Atem verschlug.

Ich schicke euch also auf eine historische Achterbahnfahrt in eine sehr lange verflossene Epoche. Doch am Ende seht ihr viel­leicht ganz wie Cline und ich, dass uns dieses Buch gerade heu­te sehr viel zum Nachdenken aufgibt.

Vorhang auf für ein phantastisches Leseabenteuer:

1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation

(OT: 1177 b.c. The Year Civilization collapsed)

Von Eric H. Cline

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2021

344 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Cornelius Hartz

ISBN 978-3-534-27330-0

Es mag sonderbar klingen, aber die Lektüre dieses Buches, die mich gerade mal rasante neun Tage Lesezeit kostete, fühlte sich auf verblüffende Weise wie eine Art von Heimspiel an. Das ist wohl ein Faktum, das ich erklären muss, da es wirklich nicht eben nahe liegend ist.

Was verbinden wir Mitteleuropäer des frühen 21. Jahrhunderts mit der mediterranen Welt des 12. Jahrhunderts vor Christus, also einer Zeit, die locker dreitausend Jahre in der Vergangen­heit liegt? Und, vielleicht noch wichtiger, wieso ist dieses Buch auf dramatische Weise brandaktuell und hat uns Lehren zu er­zählen, die unsere Gegenwart zentral berühren? Und, ja, warum fühlte ich mich darin vom ersten Moment an so heimisch?

Fangen wir mit der ersten Frage an, um dann mit der dritten fortzufahren und uns schließlich der im wahrsten Sinne des Wor­tes zentralen Frage zu nähern, die in eine klare Leseempfehlung meinerseits münden wird.

Die historischen Laien werden ihre Informationen aus lange zu­rückliegendem Schulunterricht haben, vielleicht später noch er­gänzt, bei Interesse, durch historische Dokumentationen. Mögli­cherweise werden sie sich auch an das Alte Testament entsin­nen, wenn ich ein paar Triggerworte fallen lasse: Ägypten. Baby­lon. Jerusalem. Der Exodus der Israeliten. Das könnte man schlaglichtartig mit dem 12. Jahrhundert vor Christus verbinden, und alles hat definitiv etwas damit zu tun. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, sondern nur ein zartes Schaben an der Oberflä­che.

Um das Bild klarer zu entwickeln – etwas, was Cline schrittweise tut und bei dem er uns eine ganze Reihe historischer Persönlich­keiten, Völker und Reiche sowie deren gegenseitige Beziehun­gen zwischen dem 15. Jahrhundert vor Christus und etwa dem Jahr 700 vor Christus näher bringt – , dafür brauchen wir noch mehr.

Ich ergänze das Panorama mal etwas: Wir finden hier beispiels­weise auch das archaische Griechenland, dominiert vom Stadt­staat Mykene. Wir treffen auf ein Volk, das damals „Keftiu“ ge­nannt wurde. Seit dem 19. Jahrhundert kennen wir es eher un­ter dem prominenteren Namen Minoer – die zur damaligen Zeit ein Großreich auf Kreta errichtet hatten und weite Teile des öst­lichen Mittelmeerraumes dominierten. Wir lernen Stadtstaaten kennen, hören von Qatna, Ugarit, Megiddo (das biblische Arma­geddon). Wir reisen ins hethitische Großreich, das erst im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurde und im Herzen Anatoliens lokalisiert wird. Dann wäre da beispielsweise noch Zypern, Wilu­sa (das wir eher unter dem Namen Troja kennen … ah, da klin­gelt wieder etwas? Sehr gut!). Dann wäre da die Festungsstadt Kadesch, Lachisch, das Reich von Mitanni, die Assyrer …

Ich soll aufhören, es ist zu verwirrend? Nun, das ist nicht zu leugnen. Aber vielleicht deutet schon diese unvollständige Auf­führung all der Orte, Reiche und Völker, die hier interagieren, hinreichend an, dass man das schlichte Schwarzweißdenken am besten sofort ad acta legen sollte – das ergibt hier wirklich über­haupt keinen Sinn.

Wenn wir uns also mal von solchen halberinnerten Begriffen, Or­ten und Kontexten lösen, die uns vielleicht im Kopf herum­schwirren, ob nun aus der Schule oder historischen Dokumenta­tionen, dann behalten wir diese Details im Hinterkopf und kom­men zu meinem persönlichen Zugang zu diesem Buch.

Wer mich schon länger kennt, weiß um mein intensives Interes­se an der alten Antike. Während die klassische Antike auch im universitären Kontext bei der griechischen Hochzivilisation an­setzt, also allerfrühestens bei den Vorsokratikern etwa um 800 vor Christus, lag mein Interessenfokus schon immer sehr viel früher. Ich war bereits in der Grundschule fasziniert vom ägypti­schen Staatswesen der Pharaonen, und da landen wir letztlich bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend. Schon als Schul­kind verschlang ich C. W. Cerams „Götter, Gräber und Gelehr­te“, und in gewisser Weise ist Eric Clines sehr leicht lesbares und extrem gut übersetztes Buch gewissermaßen die niedrig­schwellige Neuversion dessen – mit einem entscheidenden Un­terschied, der dann die dritte Frage tangiert. Ich komme darauf.

Tatsache ist jedenfalls, dass ich, als ich dieses Buch zu lesen be­gann – das fing schon beim Schmökern der „Dramatis Perso­nae“ an (! So heißt das wirklich bei ihm, und mit Recht!), die Cli­ne auf fünf Seiten (!) auflistet – , auf unglaublich viele vertraute Namen stieß.

Das waren nicht nur ägyptische Pharaonen. Es waren auch as­syrische Herrscher, babylonische Regenten, hethitische Herr­scher, die mir alle aus jahrzehntelanger Lektüre historischer Werke und Aufsätze so vertraut waren, als wenn sie gewisser­maßen im Nachbarhaus lebten. Zahlreiche Kontexte und Verbin­dungslinien, die Cline zog, ob nun von den Hethitern zu den Mitanni, von Ramses II. zu den Israeliten, ob er über israelitische Propheten und Stammväter der Bibel sprach oder über die le­gendären und nach wie vor von Geheimnis umwitterten „See­völker“ …

Seite für Seite, manchmal Absatz für Absatz aktivierte er bei mir alte Erinnerungen. Und ich erzähle euch sicher nichts Neues, zumal, wenn ihr Serienfans seid: Wenn ihr wirklich einen Serien­kosmos kennt und die dort handelnden Protagonisten, dann ruft die bloße Namensnennung einen ganzen Schwall an Erinnerun­gen hervor. Mir ging das hier ganz genauso … und was für einen nicht so in der Materie steckenden Leser vielleicht einschüch­ternd, abschreckend oder verwirrend sein mochte, stellte für mich gar keine Lesehürde dar, ganz im Gegenteil. Bei mir wurde umgehend die Neugierde befeuert, und zwar gar mächtig.

Kommen wir zur dritten und wichtigsten Frage: All diese Ereig­nisse, die Cline hier aus schuttübersäten Ruinenhügeln, vergan­genen Hochkulturen, versteckten Grüften und kryptischen In­schriftentexten destilliert, all das ist so unendlich lange her, roundabout dreitausend Jahre, wie gesagt … wie um alles in der Welt sollte das also für uns irgendeine Relevanz besitzen?

Die Frage ist berechtigt. Aber sie wird sehr wichtig, wenn man dem Pfad folgt, den der Autor uns durch das verwirrende Dickicht der Vergangenheit bahnt. Da er davon ausgeht, dass die meisten dieser Kulturen und insbesondere die handelnden Akteure bis auf wenige Ausnahmen völlig unbekannt sind, legt er, Archäologe durch und durch, nach und nach in drei umfangreichen Kapiteln die Vergangenheit schichtenweise frei, berichtet von den bekannten Akteuren und dann davon, wie historisch die unbekannteren ausfindig gemacht wurden.

Die Entdeckung Trojas durch Heinrich Schliemann ist zentral, ebenso alles, was sich mit dem Zweistromland Mesopotamien, Babylon sowie Assyrien verbindet. Es geht um den Ketzer-Pha­rao Echnaton, um Nofretete und Tutanchamun, um den Trojani­schen Krieg und Unterwasserarchäologie. Beispielsweise. Es geht natürlich noch um sehr viel mehr, aber ich möchte ja auch nur die Neugierde auf das wecken, was hier noch alles zu finden ist.

Erst in dem Moment, wo er gewissermaßen alle „Figuren“ in Stellung gebracht und ihre diplomatischen Verbindungen und Handelsverknüpfungen dargestellt hat, sodass man das komple­xe kosmopolitische Szenario einer prosperierenden vernetzten Gesellschaft der damals bekannten mediterranen Welt klar vor dem Auge hat, erst da beginnt der Archäologe und Dozent Cline didaktisch geschickt in Kapitel 4 „Das Ende einer Ära: das 12. Jahrhundert v. Chr.“ damit, sich der Katastrophe an sich zuzu­wenden. Denn im 12. Jahrhundert endet das meiste von dem, was er beschrieben hat: Herrscherhäuser stürzen in sich zusam­men. Städte werden niedergebrannt. Massive Völkerverschie­bungen verändern die Landkarte. Grenzen werden Verfügungs­masse. Es kommt zu Verschwörungen, Handelsboykotten, Pira­tenüberfällen.

Und diese ausführlich dargestellte multipolare Weltordnung des 12. Jahrhunderts, die sich über den größten Teil des heutigen Nahen Ostens und des östlichen Mittelmeerraumes erstreckt, geht unter. Es ist nicht übertrieben, hier von einem „Ende der Zivilisation“ zu reden. Zeitgenossen haben das ohne Frage ge­nau so erlebt.

Und da mündet diese historische Erzählung, mit ein wenig ge­danklicher Transferleistung, in eine beängstigende Parallele un­serer Gegenwart: Genau wie im 12. Jahrhundert ist auch unsere heutige Zeit globalisiert. Staaten interagieren im internationa­len Handel. Es gibt wichtige Rohstoffquellen, die exportiert wer­den, um in anderen Staaten zu deren Wirtschaftsproduktion bei­zutragen. Die auf diese Weise geschaffenen Waren fließen in ei­nen Wirtschaftskreislauf, der zahlreiche weitere Länder betrifft und Abhängigkeiten schafft.

Was geschieht, wenn aus irgendeinem Grund auf einmal ein Wirtschaftsembargo – oder anhaltende Piratenangriffe, die Lie­ferketten stören – dieses fragil austarierte Gewebe in Unord­nung bringen, ist uns aus der Gegenwart nur zu vertraut. Im 12. Jahrhundert war es Kupfer, das wesentliche Teile des Wirt­schaftszyklusses am Laufen hielt. Dynastische Verbindungen – heute vergleichbar mit der Verbindung transnationaler Konzerne – hielten die Kontaktschwellen niedrig und verhinderten Turbu­lenzen zwischen den beteiligten Nationen.

Als auf einmal im 12. Jahrhundert diese dynastischen Verbin­dungen empfindlich gestört wurden und es zudem zu wirtschaft­lichen Komplikationen kam, möglicherweise assistiert durch kli­matische Veränderungen (kommt uns das irgendwie vertraut vor? Ich wusste es!), Missernten, soziale Unruhen, Regierungs­umstürze und Naturkatastrophen sowie vielleicht dadurch aus­gelöste starke Migrationsbewegungen größerer Völkergruppen, da kollabierte im Laufe weniger Jahrzehnte das Gesamtsystem.

Große Staaten gerieten in die Systemkrise. Handelspartner ver­schwanden von der Bildfläche. Handelsstädte wurden zerstört. Embargos erschwerten traditionelle Handelsketten. Und es tauchten fremde Völkerscharen auf, die die Versorgungslage weiter verunsicherten und Chaos im Gefolge hatten.

Wenn wir von diesen Punkten einmal in die Gegenwart schauen, müsste man wirklich politisch blind sein, um hier nicht massive Verbindungspfade zu sehen, die die damalige vernetzte Weltszenerie mit der heutigen globalisierten Kultur in Verbindung zu bringen. Stellen wir uns einfach mal vor, dass – wie etwa in den 70er Jahren – die Energieträger, auf denen unser aller Wirtschaftsleben basiert, nicht mehr zur Verfügung stehen. Damals war es das Erdöl, das solche Phänomene wie autofreie Sonntage und leer gefegte Autobahnen in Zentraleuropa schuf. Diese Blockade war von kurzer Dauer. Aber stellen wir uns vor, von heute auf morgen wäre, etwa durch massive Cyberattacken, das globale Datennetzsystem unbrauchbar. Ganze Wirtschaftszweige würden kollabieren, Staaten unendliche Geldwerte verlieren. Regierungen könnten stürzen. Lieferketten brächen zusammen, Versorgungsprobleme, vielleicht Hungersnöte entstünden … und so weiter und so fort.

Wir befinden uns heute womöglich in einem Zeitalter, in dem wir uns auf die Schulter klopfen und glauben, wir seien sehr viel resilienter als die Menschen vor dreitausend Jahren, aber ich denke, das ist ein leichtfertiger Trugschluss. In Wahrheit wollen wir recht eigentlich nur nicht glauben, wie fragil, wie anfällig un­sere Systeme, unsere Regierungen und die Wirtschaft gegen solche Chaosereignisse sind.

Natürlich, uns drohen vielleicht keine ominösen „Seevölker“ … aber wir haben dafür autokratische, unkontrollierbare Staatslen­ker, es gibt massive antidemokratische Tendenzen in zahlrei­chen Staaten. Politisches Eintagsfliegendenken ist weit verbrei­tet, das zu aktionistischem, kurzsichtigem und eng begrenztem Handeln führen kann.

Wir leben in einer Zeit der Überbevölkerung und der massiven Dysfunktionalität der Verteilung von Waren und Dienstleistun­gen. Das wiederum hat zur Folge, dass Migrationsbewegungen aus den ärmeren oder auch von Krieg, Dürren und ähnlichen Phänomenen heimgesuchten Ländern der Welt in die Wohl­standsregionen immer stärker zugenommen haben. Und die hiesigen Staatenlenker betreiben mehrheitlich Nabelschau und Abwehr, statt die Probleme dort zu bekämpfen, wo sie entste­hen, etwa durch Wirtschaftsförderung, Medikamententransfer, humanitäre Intervention, Alphabetisierungskampagnen usw.

So gesehen ist uns das 12. Jahrhundert vor Christus vom Ge­samtzusammenhang absolut nicht so fern, wie wir uns das an­fangs vielleicht einbildeten. Es ist ein von Eric Cline rekonstru­iertes, beunruhigendes Spiegelbild unserer Gegenwart – in vie­len Zügen recht fremdartig anders, aber tendenziell äußerst ähnlich.

Ich pflege immer zu sagen, dass sicherlich auch die ägyptischen Herrscher, die römischen Cäsaren und die Inkaregenten glaub­ten, ihre Staaten seien kulturell so hoch entwickelt und so machtvoll, dass sie doch unmöglich untergehen könnten. Das hat der Kapitän der R.M.S. TITANIC auch gedacht: Dieses Schiff kann doch nicht untergehen, es ist unsinkbar.

Wir wissen alle, was passiert ist.

Und das ist eine der zentralen Lehren aus diesem Buch: Was Menschen erschaffen, und mag es noch so machtvoll und über Jahrhunderte dauerhaft sein, das kann auch von ihm und den Unbilden des Schicksals vernichtet werden. Die großen Reiche der Vergangenheit sind heute alle Staub und Ruinen. Wer sind wir, dass wir so vermessen denken, uns könne das nicht eben­falls widerfahren?

So betrachtet ist Eric Clines phantastisches Buch nicht nur ein Blick in eine farbenprächtige, vielfältige frühe Ära der Globali­sierung, sondern auch zugleich ein Aufruf an uns in der Gegen­wart, wachsam zu sein und die Störzeichen zu erkennen, um ei­ner Entwicklung gegenzusteuern, die unser Schicksal dem der frühen Hochkulturen möglicherweise angleichen könnte.

Als schöne visuelle Ergänzung kann ich an dieser Stelle übri­gens die vierteilige GEO EPOCHE-DVD „Was die Bibel ver­schweigt“ (2005) empfehlen, die ich parallel zur Lektüre ange­sehen habe. Beides ergänzt sich auf hervorragende Weise.

Unbedingte Leseempfehlung von mir!

© 2024 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche mache ich mal wieder viele, viele Worte, ohne recht eigentlich ein neues Werk vorzustellen. Der Blogartikel 500 stellt dann eine Übersicht über die bisher veröf­fentlichten Beiträge der Rezensions-Blogs dar, aufgegliedert wie immer nach den einzelnen thematischen Rubriken.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 605: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 62

Posted März 9th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich gehe am besten gleich mal in die kurze Rückschau, denn es gibt viel an Handlung zu berichten dieses Mal … wie immer am Ende einer Serie ballen sich die Ereignisse dicht an dicht, und man verliert nur zu leicht die Übersicht.

Was zuletzt geschah: Als der Baumeister aus der Vergangenheit zu den Galaxisrebellen um Marconius Stanwer stieß, glaubten diese sich mit einigem Recht auf der Gewinnerstraße … aber sie wurden schrecklich getäuscht. Denn der entartete Baumeister plante statt eines Sieges für die Menschheit deren totale Ver­nichtung. Das konnte buchstäblich im letzten Moment durch Oki Stanwer, den positiven Baumeister und den GRALSJÄGER TAA­SIK-889 abgewendet werden … doch unter hohen Verlusten. Die Lenkwelt THRAVOOR, der Planet MONOLITH und VERRICOR wur­den vernichtet, beide Baumeister kamen ums Leben, Oki Stan­wer und Maria Sandriacochi sind schwer verletzt und verschol­len.

Die auf RANTALON in der Vergangenheit verstreuten Galaktiker stehen, soweit sie noch leben, auf verlorenem Posten und wer­den, wenn sie nicht ausgestorben sind, an ihre fernen Urahnen – etwa in der Shansing-80-Domäne – nur wirre Legenden der Realgegenwart überliefert haben.

Außerhalb belagern GOLEMS Truppen die Baumeister-Ringwelt, ebenfalls massive Kontingent der Neuen LIGA Soffrols. Der Rä­cher von Breeth-Fgahn hat es zwar nach RANTALON geschafft, ist hier nun aber auch quasi hilfloser Gefangener. Und eine rät­selhafte ENTITÄT breitet dort ihre Macht aus, während Söldner der SYNDIKATS-GRALSJÄGER die Gestrandeten nahe der Gegen­wart dezimieren.

Wahrhaftig: Es sieht richtig übel aus.

Aber schlimmer geht immer …

Episode 111: Chaos vor RANTALON

(1998, digitalisiert 2024)

Blende in die Realgegenwart vor RANTALON:

Am 23. Mai 3938 taucht in der angespannten Belagerungssitua­tion vor RANTALON ein Phänomen auf, das man als „Zeitkomet“ bezeichnet und das jede Menge Leben fordert, bis es überra­schend zum Stillstand kommt. Die Dämonenwaffe Sardoon er­kennt in dem „Kometen“ unerwartet eines der galaktischen Zeitschiffe – die ALDEBARAN III. Und darin befindet sich eine Dä­monenwaffe: GOLEM!

Der glühende Schädel hatte versucht, ebenfalls mit einer Zeit­kapsel auf RANTALON zu landen, aber während des Versuchs war er mit der ALDEBARAN III kollidiert und zurückgeschleudert worden. Alle Besatzungsmitglieder kamen ums Leben, und GO­LEM wurde massiv geschwächt. Sein Vorstoß ist definitiv miss­lungen.

Doch ist das nicht das einzige Phänomen, das die aufmarschier­ten Flottenverbände heimsucht. Ein anderes taucht bei den Ver­bänden der Neuen LIGA auf, und ein unheimliches Wesen met­zelt relativ mühelos Besatzungsmitglieder wieder. Es ist ein mörderischer Intrigant, den die Leser schon bei der THIRAAN-Weltenkette in Aktion erleben durften: Jaal. Während er sich so tarnt, dass die LIGA-Führung unter Matrixat Neunzehn nun an­nimmt, die Dämonenwaffen wagten einen Subversionsangriff, beginnt die Gewalt zwischen den sich belauernden Fraktionen zu eskalieren.

Außerdem versucht Jaal, nun in Synox-Gestalt, die Synox aus GOLEMS Einheitsfront herauszubrechen und zur Desertion auf­zustacheln. Das führt bei GOLEM zu der psychotischen Vermu­tung, die Synox wollten zur LIGA überlaufen. Das hat einen bru­talen Racheakt zur Folge, der völlig aus dem Ruder läuft …

Episode 112: GOLEMS Massaker

(1998, digitalisiert 2024)

Blende nach SIDEWALK:

Kurz nach der Vernichtung von VERRICOR werden die zwölf Re­bellenwelten um SIDEWALK von massiven hyperenergetischen Schockwellen getroffen. Sie ruinieren nahezu alle Hightech. Raumschiffe sind immobil, Kommunikationseinrichtungen schwer beschädigt. Die Koordinatorin Marisa Lewontin versucht verzweifelt, die Kontrolle zurückzuerlangen.

Parallel dazu brennt vor RANTALON der Weltraum. Die Provokati­on des negativen GRALSJÄGERS Jaal hat wie erhofft die Streit­kräfte der Neuen LIGA und GOLEMS aufeinander gehetzt. Und GOLEMS Truppen werden brutal dezimiert. Am Ende muss er wütend das Feld räumen und RANTALONS Umgebung der LIGA überlassen. Aber er wird auf eine finstere Idee gebracht, wie er diese Demütigung rächen kann.

Marconius Stanwer trifft wenig später bei der Lenkbasis der Winkelflotte ein … und muss entdecken, dass alle Schiffe hier und auch die Lenkbasis selbst weitgehend immobil sind – das ist die Folge der Zerstörung von MONOLITH. Es ist aber, wie er schnell entdecken muss, noch schlimmer.

Die Galaxisrebellen konnten zwar verfolgen, was vor RANTALON geschah, aber einschreiten konnten sie nicht … und nun taucht Marconius Stanwer von THRAVOOR auf und muss entsetzt er­kennen, dass GOLEM zwar in die Flucht geschlagen wurde, sich aber ein neues Ziel gesucht hat für seinen lodernden Zorn.

Die Rebellenwelten der Menschheit um SIDEWALK.

Verzweifelt bricht er sofort wieder auf, um die Bedrohten zu warnen. Doch durch die zerrüttete Struktur des Kontinuums nach dem VERRICOR-Desaster kommt er zu spät und kann nur noch aus der Distanz zusehen, wie GOLEMS Furor seine Heimat SIDEWALK und alle anderen Rebellenwelten aus dem Universum bombt …

Episode 113: Durch die Kristalltore

(1998, digitalisiert 2024)

Blende nach RANTALON, nahe der Gegenwart: Das Zeitschiff DELTA QUEEN ist wie alle anderen Einheiten, die dem Verspre­chen des Verräter-Baumeister Glauben schenkten und durch den Wall der Zeitgezeiten zur Ringwelt vorstießen, havariert und auf RANTALON abgestürzt. Die meisten von ihnen konnten allerdings überleben – und sie fanden in oberflächennahen Ka­vernen RANTALONS ein labyrinthisches System von Tunneln und Kristallportalen, die sich als weit verzweigtes Transmittersystem erweisen.

Doch sie sind nicht allein hier unterwegs. Der Anführer Yang-Lee stößt mit seinen Gefährten hier unten auf hocharmierte Kämp­fer, die sofort angreifen – Söldner des SYNDIKATS, die den Auf­trag haben, gelandete Galaktiker zu eliminieren. Bei den Kämp­fen und Fluchtbewegungen verzetteln und verirren sich beide Fraktionen heillos. Und als zwei der Galaxisrebellen schließlich einen der mausartigen Crellys zu fassen bekommen können, be­ginnen sie bald Schreckliches zu begreifen:

Weite Teile der Söldnerarmee sind sich inzwischen darüber im Klaren, dass sie benutzt und belogen wurden. Weder ist RANTA­LON ein Stützpunkt TOTAMS, wie ihnen eingeredet wurde, noch sind die Galaktiker „Soldaten des Bösen“. Und der Crelly weiß noch mehr – die negativen GRALSJÄGER des SYNDIKATS, die die Zeitgezeitenbarriere installiert haben, arbeiten derzeit massiv daran, langfristig die Integrität RANTALONS zu zerstören.

Was er nur bedingt weiß: RANTALON scheint sich zurzeit seltsam zu verändern. Während die Internabwehr massiv gegen die Schergen des SYNDIKATS mobil macht, stoßen deren Truppen immer öfter ins Leere, wenn sie Aggregate demontieren wollen – sie sind schon länger dezentralisiert worden.

Und dann tauchen rätselhafte schwarze Passagen in den unter­irdischen Labyrinthen RANTALONS auf, die arglose Kombattan­ten beider Seiten aufsaugen und ins Nichts verschwinden las­sen.

Eine geheimnisvolle neue Macht, die sich nur als ENTITÄT ver­steht, beobachtet die verstreuten Kampfteilnehmer im Unter­grund. Und hier trifft Kommandant Yang-Lee auf ein monströses Wesen, das ihnen einen temporären Waffenstillstand anbietet – Soffrol, der Rächer von Breeth-Fgahn …!

Episode 114: Sklaven und Helden

(1998, digitalisiert 2024)

Blende zum Planeten Petris Stern, auch LIGA-Hort genannt:

Man schreibt den 28. Mai 3938, als der amtierende Matrixkoor­dinator, der LEUCHTENDE, und sein Kompagnon Ekkon, der Rit­ter vom Goldkristall – beide geschwächt durch massive Verhöre der Matrixaten – unvermittelt aus ihrer Gefangenschaft gerettet werden. Sie kommen wieder zu Bewusstsein in alten subplane­taren Anlagen unterhalb der Metropole Carronium-City, und zu­mindest Ekkon versteht anfangs gar nichts.

Nicht Oki Stanwer, die Galaxisrebellen oder andere Bekannte haben ihn gerettet, sondern Petrianer, menschliche Siedler des Planeten, die seit Jahrzehnten unter der Diktatur Soffrols und seiner Neuen LIGA stöhnen. Und mit ihnen verbündet sind, noch bizarrer, Neo-Weeler, also geklonte Alli-Abkömmlinge der LIGA.

Dafür letzten Endes verantwortlich war der LEUCHTENDE, der während Wegen zum Verhör und bei den Folterungen immer wieder rätselhafte Bemerkungen fallen ließ. Diese begannen die Neo-Weeler zu verunsichern. Denn Soffrol hielt die Matrixfehler der LIGA seit langem in dem Glauben, sie befänden sich immer noch im KONFLIKT 12 und hätten nur ihren Kontakt zur Galaxis Kirrongar verloren. Der LEUCHTENDE behauptete dagegen, die originale LIGA sei schon seit Milliarden Jahren vernichtet, und al­les, was Soffrol ihnen anderes erzähle, reine Lügenmärchen.

Auf diese Weise kam letztlich die Befreiung der Lichtmacht-Be­diensteten zustande, die mit einer in die Jahre gekommenen Re­bellengruppe der Menschen auf Petris Stern zusammenarbeiten.

Und ja, diese Leute haben eine Fluchtmöglichkeit – es gibt ein altes eldoradanisches Raumschiff, das hier verborgen und repa­riert wurde, die STERNENGLANZ des Kaufmanns Aylin Goort, der vor Jahrzehnten Soffrol nach Petris Stern brachte (vgl. Bd. 33 der Serie).

Aber niemand lässt den LEUCHTENDEN auch nur in die Nähe des bordeigenen Hyperfunkgeräts … denn die Petrianer wün­schen, dass nicht nur die beiden Befreiten gerettet werden. Sondern danach soll der Freiheitskampf auf Petris Stern begin­nen, mit tatkräftiger Unterstützung der Galaxisrebellen, wie sie sich das denken.

Sie haben keine Vorstellung, was jenseits des LIGA-Hortes der­weil alles geschehen ist …

Episode 115: Der Plan des GRALSJÄGERS

(1998, digitalisiert 2024)

Blende nach RANTALON, in eine neutrale Zeitkaverne, wo TAA­SIK-889 Position bezogen hat, um die Zeitgezeiten zu erfor­schen. Der GRALSJÄGER macht die bestürzende Entdeckung, dass die Generatoren, die auf der Ringwelt stehen, quasi unzer­störbar sind. Sie können allenfalls – mit seiner alleinigen Hilfe – für wenige Stunden so beschädigt werden, dass die Zeitgezei­ten zusammenbrechen. Aber die Lücke ist höchstens zwei Stun­den vorhanden und wird sich danach wieder schließen.

Es sieht nicht gut aus.

Blende zum MONOLITH-ERKUNDER Maria Sandriacochis, außer­halb der Galaxis:

Den Insassen ist zwar die Flucht vor der Vernichtungswoge von VERRICOR gelungen (vgl. Bd. 106), aber nun zeigt sich, dass die erste optimistische Prognose bezüglich Oki Stanwers und Marias Verletzungen nicht zu halten ist. Oki Stanwer ist tödlich verletzt, und nur ein Stasisfeld verhindert sein sofortiges Ableben. Maria ist durch die erlittenen Schäden bis auf den Kopf völlig gelähmt. Behandlung an Bord eines ERKUNDERS unmöglich.

Als Maria erwacht, ist ihr sofort klar, dass es nur eine einzige Rettungsmöglichkeit für sie beide gibt – die rätselhafte pflanzli­che Entität auf dem Planeten Lagoon, die Klivies Kleines einst das Leben rettete (vgl. Bd. 40). Gegen den skeptischen Wider­stand des Kommandogehirns des ERKUNDERS steuert das Schiff die alte Sumpfwelt an.

Auch Klivies Kleines kommt annähernd zeitgleich auf denselben Lösungsgedanken … aber in der LIBERATOR existiert kein Koor­dinatensatz von Lagoon. Kleines muss also frustriert Kurs auf die Lenkbasis bei RANTALON nehmen in der vagen Hoffnung, dass die Daten vielleicht dort gespeichert sind.

Der MONOLITH-ERKUNDER erreicht Lagoon, und die Entität ist immer noch existent und auch absolut willens, zu helfen. Als Oki und Maria im Moor über der Entität versenkt und in das Pflan­zengeflecht hineingezogen werden, kommt es zum Schlimmsten – Oki Stanwer stirbt.

Der Schock treibt die Helfer des Lichts an Bord der LIBERATOR Tausende von Lichtjahren entfernt wegen ihrer engen Bindung an Oki Stanwer (so genannte Helfer-Kopplung) schier in den Wahnsinn … sekundenlang.

Dann spüren sie, dass das Leben in Oki Stanwer zurückkehrt, und sie begreifen, dass das Wunder von Lagoon tatsächlich funktioniert hat! Ihre Erleichterung lässt sich nicht in Worten be­schreiben.

Tage später kommen die beiden wieder gesund ans Tageslicht. In der Zwischenzeit ist TAASIK-889 auf Lagoon eingetroffen und hat einen Plan entworfen, wie es möglich sein soll, doch noch nach RANTALON vorzustoßen.

Es ist ein Wahnsinnsplan, wie alle glauben, die davon hören. Er geht davon aus, dass GOLEM auf den LIGA-Hort gehetzt werden und annähernd zeitgleich TOTAM Anstalten treffen soll, die ver­bliebenen LIGA-Truppen vor RANTALON anzugreifen.

TAASIK selbst will den LEUCHTENDEN und Ekkon befreien und dann den Weg durch den Wall der Zeitgezeiten öffnen. Trotz großer und berechtigter Bedenken entschließt sich Oki Stanwer mangels konkreter Alternativen, diesen Plan in die Tat umsetzen zu lassen.

Der finale Sturm auf RANTALON steht unmittelbar bevor, und alle hoffen, dass es keine unschönen Überraschungen mehr gibt.

Aber wann hat diese Hoffnung schon jemals gestimmt …?

Ihr merkt, Freunde, es bleibt hochdramatisch. In der nächsten Folge erfahrt ihr, wie dieser Plan realisiert wird und was das zur Folge hat.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Rezensions-Blog 498: Dream Maker 2 – Lust

Posted März 5th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie so oft ist es bei mehrteiligen Romanzyklen nahezu unver­meidlich, nach einem beeindruckenden Start dann ein wenig durchzuhängen … man kennt das auch von Filmen. „Fluch der Karibik 2“ versuchte an den Erfolg des Erstlings anzuknüpfen und scheiterte daran unübersehbar. Bei Büchern und Filmen, die noch mehr Fortsetzungen haben, ist das bisweilen so wie mit ei­ner Suppe, die stetig verdünnt wird … schlussendlich ist das Vergnügen doch recht schal geworden.

Nun, bei Audrey Carlan ist es – bislang zumindest – nicht gar so schlimm. Sie ist nach wie vor eine äußerst unterhaltsame, erfin­derische Autorin, die solide und vergnüglich übersetzt wird. Die relative Kürze der jeweils drei Abenteuer pro Band erzwingen, darin durchaus Heftromanen ähnlich, dass man einen Hand­lungsbogen schnell, knapp und stringent auf den Punkt bringt.

Diesmal schickt sie das Team der International Guys nach Mai­land, San Francisco und Montreal, wo sie unterschiedlichsten Herausforderungen und Aufgaben ausgesetzt sind. Und, wie nicht anders zu erwarten, treffen sie überall auf bemerkenswer­te, schöne Frauen, sodass es schnell wieder zwischen den Per­sonen zu knistern beginnt.

Dabei entwickelt sich allerdings die Beziehung zwischen Parker Ellis und seinem Schwarm Skyler Paige rasch äußerst grenzwer­tig. Wie ich das konkret meine? Oh, das habe ich damals in mei­ner Rezension ziemlich unverblümt geschrieben. Schaut euch das einfach mal im Detail an:

Dream Maker 2: Lust

(OT: International Guy – Mailand/San Francisco/Montreal)

von Audrey Carlan

Ullstein 29068

498 Seiten, TB

Oktober 2018, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

ISBN 978-3-548-29068-3

Die drei Partner der Agentur „International Guy“, Parker Ellis, Bogart „Bo“ Lundigren und der hünenhafte Schwarze Royce Sterling haben ihre ersten internationalen Aufträge erfolgreich abgewickelt und dabei im Zuge des ersten Bandes dieses Ro­man-Vierteilers bemerkenswerte Erfahrungen gemacht. In Paris halfen sie der Konzernerbin Sophie Rolland dabei, sich als Per­son neu zu erfinden und zugleich die Konzernleitung zu über­nehmen. In New York traf Parker Ellis seinen jahrelangen Schwarm, die bildhübsche Hollywood-Schauspielerin Skyler Pai­ge, in die er sich sogleich unsterblich verliebte, was absolut auf Gegenseitigkeit beruhte. Eher nebenbei löste er dabei das Pro­blem ihres beruflichen Burn-outs. Und schließlich hatte Parker in Schweden eine widerspenstige Prinzessin zu zähmen und eine Fürstenhochzeit in die Wege zu leiten.

Wahrhaftig – klassische Aufträge kann man das nicht nennen.

Gerade der letzte Auftrag treibt nun aber einen Keil zwischen Skyler und Parker, da sie – von ihrem früheren Liebhaber Johan Karr übel enttäuscht – nun fürchten muss, dass Parker, für den sie immer stärkere Gefühle entwickelt, diese nicht erwidert, sondern die Gelegenheit nutzt, z.B. mit seiner vorherigen Kun­din Sophie ins Bett zu gehen.

Bevor also der nächste Auftrag der „International Guy“ in Mai­land ansteht, verwendet die Autorin notwendig viele Seiten dar­auf, erst einmal das gesplitterte Beziehungschaos zwischen den Hauptpersonen zu kitten. Danach fliegt die Crew nach Mailand, um einem neuen Modedesigner mit dem urigen Namen „T Bone“ („genau, wie das Steak!“) dabei zu helfen, seinen ab­sichtlich völlig unerfahrenen Models Laufstegerfahrung anzutrai­nieren.

Was niemand vorhersehen kann, ist dabei dies: inzwischen macht die Beziehung zwischen der berühmten Skyler und dem smarten „Dream Maker“ Parker Ellis die Runde in der Medien­welt, mit der Konsequenz, dass er, als er in die Staaten zurück­kehrt, ebenso wie sie von den Paparazzi erbarmungslos verfolgt wird, die zudem jede infame Möglichkeit für emotionale Manipu­lation nutzen. Für die hat ihnen Parker in Mailand leider mal wie­der Stoff geliefert.

Der Folgeauftrag wird von Royce Sterling an Land gezogen und führt ihn und Parker nach San Francisco. Hier hat eine Firmen­chefin sie beauftragt, nach einem Mann für sie zu suchen … auch nicht eben ein Allerweltsauftrag. Als Parker jedoch mit sei­nem Kollegen in dem Büro der rassigen schwarzen Firmenchefin Rochelle Renner stehen und Royce und sie sich mit den Blicken geradezu verschlingen, wird ihm unbehaglich klar, dass sich dieser Auftrag rasend schnell zu einem Desaster entwickelt. Denn: Royce ist genau wie Parker in Boston ansässig, buchstäb­lich auf der anderen Seite des Kontinents. Und er ist ein absolu­ter Familienmensch und Muttersöhnchen. Rochelle dagegen, die schamlos mit Royce flirtet, scheint sehr viel mehr an schnellen Nummern interessiert zu sein. Parker spürt das sehr schnell, aber Royce ist vollständig blind dafür.

Und dann ist da auch noch der Chefanalyst der Firma, Keehan, der seine Chefin vergöttert, jeden Urlaub mit ihr verbringt, aber sonst offenbar völlig asexuell zu sein scheint. Parker merkt rasch, dass hier ein klassischer Fall von Betriebsblindheit vor­liegt. Aber dann verschwindet Geld aus der Firmenkasse. Sehr viel Geld. Und es scheint kein offensichtliches Leck zu geben … so greifen zwei Probleme rasend schnell ineinander, und am Schluss steht ein Furiendrama, das das Einschreiten der Polizei zwingend erforderlich macht …

Als wäre das noch nicht schlimm genug, kriselt es auch wieder bei Skyler und Parker – sie ruft ihn völlig verstört an, dass ihr Ex, Johan Karr, sie kontaktiert hat. Er habe obszöne Fotos von ihr, die sie in sehr expliziten Szenen in einem BDSM-Club zeigen, den sie ihm zuliebe damals aufgesucht hat (ohne zu wissen, dass er Fotos machte). Und nun stellt er eine erpresserische Mil­lionengeldforderung … aber als Parker in New York eintrifft, um seiner Geliebten zu helfen, ist die Lage schon außer Kontrolle geraten. Und am Ende ist ihre Beziehung ein Scherbenhaufen. Denn nun holt IHN die traumatische Vergangenheitserinnerung an seine untreue Jugendliebe Kayla ein – und er hält Sky nun für ähnlich unmoralisch, was seinem Ego einen vernichtenden Schlag versetzt.

Teil 3 des Romans, der die „International Guy“ dann nach Mon­treal führt, scheint auf den ersten Blick ein Routineauftrag aus dem Bereich der Wirtschaftsspionage zu sein. Jemand verun­treut Gelder in einer kanadischen IT-Firma und lässt Firmeninter­na durchsickern, so dass Konkurrenzfirmen Produkte zeitiger als die eigentliche Erfinderfirma auf den Markt bringen können. So sind in jüngster Vergangenheit drei Veröffentlichungskampagnen in Alexis Stantons Firma gescheitert.

Womit Parker Ellis und seine Gefährten aber nicht rechnen, als sie, verstärkt um ihre Sekretärin Wendy Bannerman, in Montreal eintreffen, das ist die unfassbar starke erotische und laszive Art der Kundin. Alexis macht keinen Hehl daraus, dass sie Konkur­renten gern auf sehr weibliche Weise „überzeugt“ und sich so dank ihres göttlichen Körpers wirtschaftliche Vorteile verschafft. Und nun, als die vier Kollegen von „International Guy“ ihre Fir­ma durchleuchten, um die Schwachstellen zu finden, wo zu auch ein Hacker gehört, der die Firmensoftware offensichtlich von innen kontaminiert, wirft Alexis ein Auge auf das derzeit schwächste Glied der Gruppe: Parker Ellis, der ohnehin schon mental durch die Krise mit Skyler und darüber physisch mächtig angeschlagen ist.

Dass das alles jedoch mit einer Schießerei und fast einem To­desopfer letzten Endes ausgeht, kann noch niemand vorherse­hen …

Nach wie vor lässt sich das Abenteuer der Firma „International Guy“ gut lesen, aber ich fand durchaus bei der Lektüre, dass Audrey Carlan in diesen drei Episoden der Serie schwächelt. Wie eingangs erwähnt, verwendet sie sehr viel Zeit auf das Kitten der Beziehung zwischen Parker Ellis und Skyler Paige, was na­türlich einerseits verständlich ist, aber mit den Aufträgen selbst nichts zu tun hat. Folgerichtig wird der Mailänder Auftrag auch eher beiläufig abgewickelt und hat lange nicht die Intensität der ersten beiden Abenteuer (auch das Schweden-Abenteuer hatte doch einige Längen). Ähnlich ist es mit der San Francisco-Ge­schichte. Da ist es zwar sehr nett, dass Royce Sterling mal zu seinem Recht kommt und aus der zweiten Reihe hervortreten kann, aber als es dann um die Verdächtigen in der Firma geht, merkt man spürbar, dass die Autorin hier nur halbherzig bei der Sache war.

Woran merkt man das? Sie baut zu wenige Nebenpersonen auf, so dass quasi von Anfang an klar ist, wer verantwortlich sein MUSS, es fehlt nur noch das Motiv, das letztlich auch nicht sehr überraschend ist. Und dann geht es bereits schon wieder um Parker und Skyler. Hat sie im letzten Band noch an seiner Treue gezweifelt, ist nun der Part an ihm, zu zweifeln … und damit zermürbt die Autorin den armen Kerl quasi den ganzen Rest des Romans. Statt mal über seinen Schatten zu springen und seiner Geliebten die Chance zur Aussprache zu geben, pflegt Parker El­lis seine Vorurteile, verdammt Skyler und leidet wie ein Hund. Und mit ihm leidet das ganze Team, und in immer wiederkeh­renden Schleifen der Argumentation biegt die Autorin die Aussprache unablässig von neuem ab … hier kam wirklich der Ver­dacht auf, sie wolle auf recht anstrengende Weise Seiten schin­den.

Damit man mich nicht falsch versteht: lesenswert sind die dies­bezüglichen Seiten unbedingt, und bisweilen äußerst unterhalt­sam … aber ich habe mir vielfach gewünscht, Parker wäre nicht so dermaßen stur, stumpfsinnig und betriebsblind. Als jemand, der am Anfang des ersten Romans so dargestellt wird, dass er sich extrem gut psychologisch in das Gegenüber einfühlen kann, wird er hier geradezu verbohrt dargestellt.

Nun kann man natürlich einwenden, dass Liebe blind macht und offenbar enttäuschte Liebe zu einem völligen Wahrnehmungs­verlust gegenüber der Umwelt führen könnte, aber mir war das definitiv zu wenig. Dreißig Seiten, okay, vielleicht auch siebzig könnte man als extreme Frustreaktion schon zur Emotionsverar­beitung akzeptieren. Aber 160 Seiten? Das fand ich dann doch ein wenig sehr zu viel. Wollen hoffen, dass das nicht wieder vor­kommt … aber am Anfang des nächsten Teils steht Parker schon wieder so auf dem Schlauch, während man als Leser schon nach den ersten sechs Worten einer ominösen Botschaft weiß, wer dahinter steckt.

Aber dazu mehr in der nächsten Rezension.

Für diesen Roman gibt es immer noch eine nur leicht einge­schränkte Leseempfehlung.

© 2020 by Uwe Lammers

Auch wenn ich mit diesem Teil des vierteiligen Zyklus an man­chen Stellen spürbar zu knabbern hatte, ist es doch so, dass ich dessen ungeachtet großes Lesevergnügen hatte … und lasst euch mal überraschen, wie der Zyklus dann weiter gehen wird.

In der nächsten Woche machen wir eine verdammt lange Zeit­reise zurück ins 12. Jahrhundert vor Christus. Ihr könnt ja mal überlegen, was euch dazu so einfällt. Aber ich habe das Gefühl, da kann ich euch deutlich überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

die fortdauernden Arbeiten zur Digitalisierung und lexikalisch-glossarischen Erschließung des Oki Stanwer Mythos rufen mit­unter seltsame Gedanken in mir hervor, die ich früher nie ge­dacht habe. Vielleicht kennt ihr das aus Lebensphasen, in denen sich vieles in eurem Umfeld ändert und ihr genötigt seid, über alte Gewissheiten nachzusinnen. Euch neu zu orientieren, sozu­sagen.

In den letzten Tagen, Anfang Juli 2024, ging mir das mal wieder so. Ich begann mir Gedanken zu machen über eine der ehernen Säulen des KONFLIKTS. Die Rede ist von den sieben Helfern des Lichts, Oki Stanwers engsten Mitarbeitern und Kämpfern des Guten.

Man sollte vielleicht denken, nachdem ich diese Institution der Lichtstreitkräfte seit guten 40 Realjahren kenne, wüsste ich sehr gut über sie Bescheid. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher, und so kam es mir in den Sinn, diesen Beitrag zu schrei­ben, gewissermaßen als manifestierte Gedankenreflexion. Sie ist ein Versuch der eigenen Gedankenklärung, an dem ich euch teilhaben lassen möchte.

Fangen wir bei den Grundlagen an: Seit wann gibt es Helfer des Lichts im OSM?

Oki Stanwers zentrale Aufgabe ist der Kampf gegen die Macht TOTAM und deren Schergen, wobei ihm das Mandat durch die Sieben Lichtmächte zugeteilt wurde. Um diesem Ziel zu dienen, umfassendes Chaos und Zerstörung zu verhindern, hat er diver­se Hilfsvölker zu rekrutieren und Strukturen imperialer Art zu schaffen, die ein Bollwerk gegen TOTAM bilden sollen.

Dergleichen habt ihr ja beispielsweise im KONFLIKT 2 „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI) im E-Book seit 2013 bereits verfolgen können. Die wesentlichen Exponenten hier sind die Baumeister und das Volk der reptiloiden Allis. Von den Helfern des Lichts ist hier weit und breit nichts zu sehen. Der einzige enge Freund Oki Stanwers, Klivies Kleines, der später zu dieser Gruppe zählen wird, ist allerdings schon im Rahmen der Allianz des Lichts unterwegs. Er hat seinen ersten Auftritt im Roman „Verderben auf Tuwihry“, den ich schon im Rahmen des Fan­zines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) vor Jahren publiziert habe. Als E-Book liegt der Roman noch nicht vor.

Also, Helfer des Lichts sind hier noch nicht zu finden.

Im KONFLIKT 3 werden neue Protagonisten im OSM etabliert. So erscheinen hier erstmals die Ritter vom Goldkristall und deren Vorgesetzten, die Matrixkoordinatoren. Allerdings keine Helfer des Lichts.

Diese Struktur deutet an, dass die Lichtseite gewissermaßen sukzessive „aufrüstete“, was den Personalbestand angeht. Das legt nahe, es könnte möglich sein, die Institution der Helfer des Lichts, die später geschaffen wurde, in einer anderen Weise zu sehen als bisher.

Schauen wir einmal weiter, wann wir erstmals mit den Helfern des Lichts rechnen können. Erschwert wird das dadurch, dass die KONFLIKT-Universen 5-8 im Wesentlichen noch nicht ge­schrieben sind. Aber es ist einiges dazu bekannt.

Im KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ ist es allein Kli­vies Kleines, der hier wirkt. Die Ritter vom Goldkristall und die Matrixkoordinatoren scheinen zu pausieren, der Grund dafür ist unbekannt. Helfer des Lichts ansonsten? Fehlanzeige.

Es ist denkbar, dass sie in den noch ungeschriebenen KONFLIK­TEN 5 oder 6 institutionalisiert werden. Definitiv nachgewiesen sind sie für KONFLIKT 7, wo in der Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ gleich zu Beginn die Helferin Theamin zu wirken be­ginnt.

Auch in KONFLIKT 8 (bislang nur durch ein paar Szenenblenden in späteren Serien vage skizziert) spielen die Helfer des Lichts eine wichtige Rolle, und von da an gehören sie zum ständigen Ensemble in Oki Stanwers direkter Umgebung. Durch die so ge­nannte Helfer-Kopplung sind sie direkt mit ihm mental vernetzt.

Inzwischen ist mir klar geworden, wie dieser Mechanismus funk­tioniert: In der Regel bedarf es eines massiven Primärenergie­schocks, der so genannten „Aktivierung“, die üblicherweise durch die unmittelbare Gegenüberstellung mit Oki Stanwer ein­tritt, dass Helfer des Lichts ihrer Rolle in den Plänen der Licht­mächte gegenwärtig werden. So werden sie zugleich loyalitäts­mäßig an Oki Stanwer gebunden. Der Mechanismus ist deutlich raffinierter, als sich allein auf Bündnisse zu verlassen, es ist ein quasi-organischer Steuerungsprozess.

Bislang nahm ich das einfach als gegeben an.

Doch zurzeit bin ich dabei, KONFLIKT 23 zu digitalisieren, die Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, an der ich zwischen 1988 und 1994 schrieb. Im Verlaufe dieses KONFLIKTS ereignen sich fundamentale Veränderungen in der Gesamtstruktur des fortwährenden universalen Krieges zwischen Licht und Finster­nis. Unter anderem kommt es dazu, dass Helfer des Lichts nicht von Oki Stanwer aktiviert werden, sondern von seiner Tochter Sarai, was ihr dank des ihr eigenen extrem hohen Primärener­giepotenzials leicht fällt.

Das allein ist aber nicht der zentrale Punkt, der mich jüngst beim Nachlesen zum Nachgrübeln brachte – denn Sarai, die davon überzeugt ist, dass ihr Vater vom Licht instrumentalisiert und in die Irre geführt wird, entschließt sich dazu, eine neue Gruppierung zu erschaffen – die Basis der Neutralen.

Die wesentlichen Exponenten der Neugründung sind … die Hel­fer des Lichts, die Sarai hinter sich als Gruppe vereint. Und die sofortige Reaktion der Lichtmacht-Bediensteten aus der Gruppe der Grauhäutigen besteht in einem kaltblütigen Mordanschlag … er hat zwar keinen Erfolg, aber jetzt, als ich das nachlas, kam mir zu Bewusstsein, dass diese drastische Reaktion vielleicht noch einen anderen Grund besaß als nur die unverzügliche Zer­schlagung eines konkurrierenden Pols des polarisierten KON­FLIKT-Denkens.

Wäre es möglich, überlegte ich nun, dass die Helfer des Lichts vielleicht eine Doppelfunktion im Rahmen der Planungen der Sieben Lichtmächte erfüllen? Wenn ja, wie könnte das genau aussehen?

Die Hauptaufgabe der Helfer des Lichts ist, unbestritten, Oki Stanwers Kampf gegen TOTAM und deren Schergen zu unter­stützen. Aber gerade der eben geschilderte Vorfall lässt noch eine ergänzende Deutung zu, die freilich noch durch weitere Un­tersuchungen kontrolliert werden muss.

Vielleicht nämlich ist die Etablierung des Korps der Helfer des Lichts auch ein subtiles Zeichen des Misstrauens.

Das muss ich wohl näher ausführen, da es nicht eben ein nahe liegender Gedanke ist.

Es gibt in zahlreichen beendeten KONFLIKTEN (also ab KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“) gerade bei Oki Stan­wer und Klivies Kleines gewisse verständliche Ernüchterungser­scheinungen bezüglich der ständig grausam verlorenen KON­FLIKTE. Sie führen zur Erosion der unbedingten Loyalität zu den Lichtmächten, die Zweifel am Sinn und Ziel des KONFLIKTS neh­men kontinuierlich zu und untergraben den Kampfwillen immer mehr. Klivies Kleines ist den Lichtmächten ohnehin schon seit langem suspekt, weil er wirklich unverdrossen in JEDEM KON­FLIKT in Erscheinung tritt.

Dass Kleines von den Matrixkoordinatoren und den Rittern vom Goldkristall längst misstrauisch beäugt wird, ist in den vorhan­denen OSM-Episoden ein gut dokumentiertes Phänomen, eben­falls, dass Kleines eine starke Affinität zu TOTAM hat und in manchen KONFLIKTEN klar gegen die Ziele des Lichts arbeitet.

Auch Oki Stanwer hat solche Momente, die seine unbedingte Loyalität massiv untergraben. Da es jeweils nur einen aktiven Matrixkoordinator und einen Ritter vom Goldkristall je KONFLIKT gibt, liegt der Gedanke nahe, dass es möglicherweise tatsäch­lich eine Doppelfunktion der Helfer des Lichts geben könnte.

Sie könnten nicht nur seine Freunde und Unterstützer sein, son­dern – insgeheim und vermutlich nicht einmal bewusst – auch eine Kontrollinstanz, die dafür Sorge tragen soll, dass Oki Stan­wer und Klivies Kleines nicht „aus dem Ruder laufen“, gewisser­maßen vom Kurs abkommen.

Betrachten wir die obige Szene um Sarai Stanwer und ihre Gründung der Basis der Neutralen mal von diesem Blickwinkel und unterstellen wir, dass die eben getroffene Hypothese wahr ist. Wie müssen die direkten Bediensteten des Lichts dann diese Abkehr der Helfer des Lichts wahrnehmen?

Als Fahnenflucht. Desertion.

Sie verraten so nicht nur die Ideale des Lichts, wie es scheint, sondern sie verraten so auch ihre Zusatzaufgabe, nämlich die Kontrollfunktion gegenüber Oki Stanwer im Auftrag der Licht­mächte, sie schlagen sich – sinngemäß und ideologisch – auf die Gegenseite. Dass das eine rigide Gegenreaktion auslöst, kann eigentlich nicht verblüffen.

Als Oki im Laufe des KONFLIKTS 23 schließlich auf Sarais Seite konvertiert und sich der Basis der Neutralen anschließt (soviel kann ich hier schon verraten, Jahre bevor ihr diese Episoden im Rahmen der Close Up-Artikel genauer kennen lernen werdet), intensiviert sich der Zerstörungsfuror der Diener des Lichts, die die Basis der Neutralen unbedingt auslöschen wollen. Ich denke, das lässt schon sehr tief blicken.

Als ich diese Episoden um OSM-Band 700 vor über 30 Jahren schrieb, blickte ich eindeutig nicht so tief. Aber jetzt, wo ich das alles digitalisiere und mit kommentierenden Fußnoten durch­leuchte, wird es zunehmend deutlicher, dass die Schaffung der Basis der Neutralen damals die Strukturen der Lichtseite massiv erschüttert hat und dass genau deshalb so rigide, gnadenlose Gegenaktionen in Szene gesetzt wurden … ihr werdet beizeiten davon unzweifelhaft mehr hören.

Dennoch ist es bislang allein eine Spekulation, ob das Korps der Helfer des Lichts tatsächlich mit der wesentlichen zweiten Auf­gabe geschaffen wurde, Oki Stanwer und seinen engsten und ältesten Freund zu kontrollieren und um eine mögliche Deserti­on gegebenenfalls zu vereiteln. Die Spurensuche, um diese The­se zu verifizieren oder zu falsifizieren, geht ebenso weiter wie diejenige, die herausfinden soll, wann exakt die Helfer des Lichts erstmalig Oki Stanwer in seinem Kampf gegen TOTAMS Schergen unterstützt haben.

Denn vielleicht ist KONFLIKT 7 ja tatsächlich nicht der Anfang gewesen. Aber um das herauszufinden, muss ich wirklich end­lich mal lange in Arbeit befindliche OSM-Serien abschließen. Erst dann werde ich genügend Energie finden, mich beispiels­weise mit den KONFLIKTEN 5 und 6 zu befassen.

Die Arbeit geht also weiter, und endgültige Aussagen jenseits dieser Spekulation sind zurzeit noch nicht möglich … es bleibt daher spannend.

Damit schließe ich für heute und danke für eure Aufmerksam­keit.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 497: Der Fluch der Baskervilles

Posted Februar 26th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

man verzeihe mir, wenn ich den Romantitel in der Blogüber­schrift korrigiert wiedergebe. Auf dem Buch steht nämlich tat­sächlich (falsch!): „Der Fluch von Baskerville“ (vgl. hierzu auch unten Fußnote 2). In der Tat scheint auf dem Geschlecht der Fa­milie Baskerville ein Fluch zu liegen, das ist schon so seit den Tagen von Sir Arthur Conan Doyle so. Jahrzehntelang wurde „Der Hund der Baskervilles“ notorisch falsch in Verlagsprogram­men und auf Titelblättern als „Der Hund von Baskerville“ wie­dergegeben. Sicherlich habe ich das schon verschiedentlich kri­tisiert, da bekanntlich Baskerville kein Ortsname ist (auch wenn „Baskerville“ wirklich wie „Brazzaville“ klingt, und das ist nun in der Tat ein Ortsname), sondern ein Familienname.

Es gibt solche notorischen Fehler auch auf anderen Feldern. Be­sonders beliebt ist bei Leuten mit solidem Halbwissen auch der Fehler, den Großen Sphinx von Gizeh (bekanntlich einem männ­lichen Löwen nachgebildet, also klar maskulin) als „die Sphinx“ zu beschreiben. Doch das nur so am Rande.

Haben wir es hier also mit einem Wiedergänger des legendären Ungetüms von Dartmoor zu tun? Mitnichten. Ich bin fast geneigt zu sagen: leider. Das ist im Wesentlichen ein Fall von Rosstäu­schung, die auf deutsche Verlagspolitik zurückzuführen ist. In Wahrheit geht es – neben dem obskuren Hund – um etwas völlig anderes.

Worum nun genau? Nun, um das herauszufinden, empfehle ich euch, einfach mal weiterzulesen:

Der Fluch von Baskerville

(OT: The Revenge of the Hound)1

von Michael Hardwick

Blitz-Verlag 2004

Sherlock Holmes Criminal Bibliothek Bd. 1

Aus dem Englischen von Ralph Sander

272 Seiten, TB, limitierte Auflage: 999 Exemplare

Keine ISBN

Man schreibt das Jahr 1902 in England. Queen Victoria, die über ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke des Landes lenkte, ist im Vorjahr verstorben, und nun soll ihr Edward VII. auf den Kö­nigsthron folgen. Die Krönungszeremonie ist jedoch vertagt worden … und nicht nur im Kreise der erlauchten adeligen Häupter Europas hängt der Haussegen deswegen schief, son­dern auch in der Baker Street 221B, wo der Detektiv Sherlock Holmes und sein Adlatus Dr. John Watson ihre Residenz haben.

Gründe für diese angespannte Situation sind verschiedene Fak­toren. Ein wichtiger ist Watsons neue Bekanntschaft mit einer jungen Amerikanerin Coral Atkins. Der zweimal schon verheira­tete Doktor spielt nun mit dem Gedanken, ein drittes Mal in den Stand der Ehe zu treten – was Holmes zum Anlass nimmt, mür­risch seinerseits mit dem Gedanken an den Ruhestand zu spie­len.

Dazu kann es vorläufig allerdings nicht kommen, denn in Hampstead Heath scheint ein monströses Ungetüm sein Unwe­sen zu treiben, dem Vernehmen nach ein gewaltiger Hund, dem legendären „Hund der Baskervilles“2 nicht unähnlich. Zu dumm aber auch, dass Watsons entsprechender Bericht bereits veröf­fentlicht worden ist. Holmes nimmt die Angelegenheit jedenfalls nicht ernst. Dass es sich dabei um einen verheerenden Fehler handelt, soll er erst später entdecken.

Dann werden bei Ausgrabungen in London, zu denen Holmes aus historischen Interessegründen eilt, die Gebeine des engli­schen Diktators Oliver Cromwell gefunden … und prompt ge­stohlen. An der Ausgrabungsstelle treten zwei weitere Hand­lungspersonen in Erscheinung, ein Dr. Garside, der gern ein bri­tisches Museum errichten möchte, aber über mangelnde Finan­zierung klagt, und ein Lord Belmont.

Auch diese Geschichte beunruhigt Sherlock Holmes eher nicht. Auch das ist eine Fehleinschätzung, die er bereuen wird.

Dann folgt Dr. Watsons Reise auf den Kontinent in Sherlock Hol­mes´ Auftrag. Auf der gemeinsamen Rückfahrt werden die bei­den dann Zeugen, wie ein asiatischer Steward über Bord geht und mit knapper Not wieder gerettet werden kann – was nichts hilft, da der Unglücksfall seine Ermordung vertuschen sollte. Der Täter kann nach der Landung entkommen, und Holmes macht seine Verfolgung zu seiner Privatangelegenheit … der er aber nur bedingt nachkommen kann, weil sein Bruder Mycroft ihn al­len Ernstes in eine delikate Affäre des Königs mit hineinzieht.

John Watson, von Holmes in dieser Angelegenheit mit einem Bo­tendienst betraut, lernt bei hierbei eine faszinierende weitere Frauenpersönlichkeit kennen, Mrs. Lavinia Glanvill, die sich als recht enge Bekannte von Lord Belmont entpuppt. Und ehe der ermittelnde Detektiv und sein Gefährte Watson recht verstehen, was eigentlich geschieht, zeigt sich, dass all diese scheinbar un­zusammenhängenden Ereignisse in Wahrheit ein gemeinsames Muster bilden – ein Muster, das tödlich ist und geeignet scheint, das Empire in seinen Grundfesten zu erschüttern.

Und dies ist eindeutig ein Fall für Mr. Sherlock Holmes – von we­gen Ruhestand …!

Der Fluch von Baskerville“ ist der zweite Roman, den ich von Michael Hardwick las, und ich kann wirklich nur den Hut zie­hen vor der unglaublichen Belesenheit des Verfassers und sei­ner akribischen Detailfreude, was das frühe England des 20. Jahrhunderts angeht. Zwar durchbricht Hardwick mit diesem 1987 erstmals erschienenen Roman die übliche Darstellungs­weise von Sir Arthur Conan Doyle, indem er ihn relativ präzise datiert, aber es muss zu seiner Verteidigung eingestanden wer­den, dass es keine andere Möglichkeit gab. Die Krönungsge­schichte Edwards VII. ist eben klar datiert und hier so zentral, dass man nicht ausweichen kann.

Der deutsche Titel führt freilich vollständig in die Irre … es stimmt, dass gelegentlich auf den Doyle-Roman „Der Hund der Baskervilles“ Bezug genommen wird, doch wäre es sehr viel wirkungsvoller gewesen, dem Buch den originalen Titel zu geben – es ist zu offenkundig, dass der deutsche Titel Kunden fangen soll. Doch damit kann man leben. Weniger professionell ist, wie schon vermerkt, das Verschweigen des Originaltitels, zu­mal aufgrund der Tatsache, dass man ja klar auf die Überset­zung aus dem Englischen verweist (und noch blamabler ist, dass nicht mal im Eintrag bei der Deutschen National-Bibliothek auf den Originaltitel verwiesen wird, da hat jemand klar ge­schlampt).

Ebenfalls gespart wurde offenkundig am Lektorat. Es fiel mir pri­mär daran auf, dass jeder Apostroph durch ein « ersetzt worden ist, wie es im Roman für die wörtliche Rede üblich ist. Da hätte man vielleicht doch professioneller arbeiten können. Ich glaube, die Drucker in Drogowiec in Polen trifft daran keine Schuld, das Manuskript kam wohl schon so verunstaltet dort an.

Inhaltlich hatte ich ein paar Probleme mit Holmes plötzlichem Interesse an Oliver Cromwell. Gerade wo Holmes doch verschie­dentlich betont, dass er seinen Geist mit unwichtigen Informa-tionen nicht belastet – was in „Studie in Scharlachrot“ zu Watsons berühmtem Rätselraten um Holmes´ Profession führt – , scheint dieses Interesse zu sehr romanzielgeleitet zu sein, als dass man es originär holmsianisch nennen könnte. Anderer-seits muss natürlich eingestanden werden, dass der Roman sonst kein Zentrum besessen hätte.

Auch ein bisschen gezwungen kam mir der ständige Bezug auf frühere Fälle von Holmes und Watson vor. Während die Einbin­dung des Falles der Frances Carfax durchaus gelungen ist3, war die Fährte zur böhmischen Affäre mit Irene Adler im Grunde ge­nommen störend. Und ständig mit begeisterten Strand Magazi­ne-Lesern und -Leserinnen konfrontiert zu werden, das wirkte auch ein wenig irritierend … selbst wenn Hardwick auf diese Weise natürlich eine raffinierte Verflechtung zwischen Realität und Fiktion herbeiführt, was grundsätzlich begrüßenswert ist.

Wer ferner von dem Roman die Rasanz erwartet, die etwa den Guy Ritchie-Verfilmungen oder der Sherlock-Serie von Mark Ga­tiss bei der BBC innewohnt, der sollte seine Ansprüche deutlich herunterschrauben, denn sie werden enttäuscht werden. Die At­mosphäre des Romans wird vielmehr von der geduldigen Ruhe eines ausführlichen Holmes-Abenteuers a la Conan Doyle getra­gen. Alles entwickelt sich recht behäbig, und viele Handlungsfä­den laufen erst ziemlich spät zusammen … dann aber umso ra­scher, bis sie schließlich auf dem Highgate Cemetery von Lon­don zusammenlaufen. Ein wenig schade fand ich die vergleichs­weise zeitige Auflösung der Verschwörung … aber das mag je­der für sich selbst entscheiden. Für sechs Lesetage – so lange hat mich der Roman unterhalten – in die Holmes-Welt wieder einzutauchen und die feuchte, neblige Londoner Luft zu atmen, hat seinen Reiz. Ich werde diesen Roman also ungeachtet ge­wisser Defizite in guter Erinnerung behalten. Den deutschen Ti­tel werde ich allerdings niemals mögen. Es geht einfach nicht um den „Fluch von Baskerville“, beim besten Willen nicht. Das ist nur Etikettenschwindel. Die restliche Geschichte ist jedoch reizvoll und der Lektüre wert.

Darum also: bei allen erwähnten Einschränkungen doch eine klare Leseempfehlung!

© 2016 by Uwe Lammers

Das klingt nach einem ziemlichen Gemischtwarenladen? Nein, das wäre ungerecht geurteilt. Abgesehen von all den Fehlern, die sich Verlag, Lektorat und Übersetzung zuschulden kommen ließen, ist die Geschichte an sich durchaus lesenswert inszeniert und lohnt eine Entdeckung, zumal für eingefleischte Fans von Sherlock Holmes.

In der kommenden Woche begleiten wir wieder die „Dream Maker“ bei den nächsten drei Abenteuern.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Im Impressum der deutschen Ausgabe aus redaktioneller Schlampigkeit nicht genannt!

2 Im Roman ständig als „Hund von Baskerville“ falsch bezeichnet – als wenn „Baskerville“ ein Ort wäre und nicht ein Familienname. Dies aus Holmes´ eigenem Mund falsch zu hören, zeugt von vollständiger Unsensibilität des Übersetzers, wiewohl er sonst solide Arbeit geleistet hat. Es spricht auch deutlich gegen das Lektorat, wenn man mir die Bemerkung gestatten möchte.

3 Wenn man sich hier freilich anschaut, wie Mike Ashley die Gesamtchronologie der Sherlock Holmes-Fälle – inklusive übrigens der Romane von Michael Hardwick, den vorliegenden eingeschlossen – vornimmt, kommt man ins Schleudern. Er ordnet Das Verschwinden der Lady Frances Carfax aus dem klassischen Holmes-Kanon chronologisch in den Sommer 1896 ein, also glatte 6 Jahre früher als im oben vorliegenden Roman. Vgl. hierzu die Holmes-Chronologie in Mike Ashley (Hg.): Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton, Bergisch-Gladbach 2003, S. 733. Auf S. 735 wird The Revenge of the Hound in den Juli 1902 verlagert, was wohl der Realität entspricht.

Liebe Freunde des OSM,

traditionell ist es ja so, dass die Sommermonate bei mir kreativ eher mau ausfallen … ihr kennt das aus zurückliegenden Jahren. Der Grund dafür ist, dass es meist zu warm für mich ist. Hitze­monate drosseln meinen kreativen Output massiv. Das ist ein Umstand, an den ich mich gewöhnt habe.

Es gibt dann aber auch Ausnahmemonate, in denen die Witte­rung es gut mit mir meint und es zumindest von Zeit zu Zeit deutlich frischer ist als normal (und nein, entgegen dem sofort aufkommenden Diktum von Klimaskeptikern ist das kein Beleg dafür, dass der wesentlich vom Menschen verursachte Klima­wandel alleine eine mediale Hysteriegeburt darstellt. Der ist in Wahrheit eine manifeste Tatsache, an der nur hartleibige Reali­tätsverweigerer zweifeln können). Solch ein Monat war der Mo­nat Juni 2024.

Klimatisch half er mir also gut bei meiner Arbeit.

Ein zweiter Umstand, der zu deutlich erhöhtem Output führte – wenn auch nicht an fertig gestellten Werken – ergab sich aus der Tatsache, dass ich zwecks Neuausdrucks zahlreiche begon­nene Werke durchsah, aktualisierte und ausdruckte. Das Ergeb­nis kann sich sehen lassen, würde ich meinen, auch wenn das natürlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist.

Schauen wir uns das Monatsergebnis, das mit 28 beendeten Werken schloss, doch mal näher an:

Blogartikel 599: Work in Progress, Part 138

(Der Zentralknoten – OSM-Story)

Anmerkung: Damit begann die lange Reihe von Nachbearbei­tungen von Annalen-Geschichten in diesem Monat. Viele Aus­drucke waren jahrealt und die digitalen Fassungen bisweilen um etliche Seiten länger geworden. Es war also höchste Zeit, hier zu handeln.

(Die Paradies-Falle – Erotic Empire-Story)

Anmerkung: Auch bei zahlreichen Erotic Empire-Geschichten, die noch unvollendet sind, hatte ich in den vergangenen Jahren deutlich Text ergänzt. Sie nun um Fehler zu korrigieren und neu auszudrucken, stellte ebenfalls einen wenig kreativen, aber ar­beitsintensiven Vorgang dar, um den ich mich im Juni ebenfalls kümmerte.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(OSM-Wiki)

16Neu 120: Die Hochlandzentrale

16Neu 122: Hinterhalt für die Helfer des Lichts

(IR 38: Entscheidung in YALVASHINGAR)

Anmerkung: An KONFLIKT 4 kam ich in diesem Monat weniger gut voran als noch angenommen, wiewohl zahlreiche Bildblen­den speziell im Finalzyklus entstanden sind. Aber der Abschluss des KONFLIKTS 16, der quasi nahtlos in die stürmische Digitali­satphase von KONFLIKT 23 überging, spülte mich etwas weg.

(IR 41: Geister des Gestern)

16Neu 119: Das Lebenshelfer-Inferno

(IR 40: INSEL in Flammen)

16Neu 121: Die Dezentralisierungs-Direktive

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

16Neu 123: Die Belagerten

16Neu 124: Opfer des Lichts

16Neu 125/E: Opfergang

Anmerkung: Und damit war ich dann fast überraschend schon mit dem Finalzyklus des OSM-Serienkosmos 16 am Ende. Das gelang wohl deshalb, weil ich sukzessive an mehreren Episodenabschriften parallel arbeitete und am Ende dann bisweilen zwei am Tag fertig kommentieren und am nächsten ausdrucken konnte. Die Nachbearbeitung des Serienglossars und des Seri­enlexikons werden naturgemäß noch eine Menge Zeit brau­chen. Als ich die letzten Lexikonseiten in Band 124 schrieb, blie­ben noch mehr als sechzig Seiten (!) Lexikonbegriffe unerklärt, weil der Platz einfach nicht gereicht hatte …

(Bewusstwerdung – OSM-Story)

(Das Geheimnis von Troncadur – OSM-Story)

Blogartikel 566: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 9

Anmerkung: Das war ein arger Nachzügler, eingestanden. An und für sich hatte ich ihn schon direkt nach der Leipziger Buch­messe schreiben wollen, aber das hatte sich einfach nicht erge­ben. So wurde er erst kurz vor Veröffentlichung geschrieben. Ei­gentlich sollte das so nicht laufen.

Blogartikel 606: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LXIV)

Blogartikel 579: Doppelte Böden

(Ein Alptraum namens Koloron – OSM-Story)

23Neu 1: Das transsylvanische Abenteuer

Anmerkung: Am 10. Juni, eigentlich also kurz vor Vollendung des Digitalisats 16Neu, stürzte ich mich Hals über Kopf in dieses neue Projekt. Und ich wusste ja, dass ich hier rasch vorankom­men würde.

Warum war das so?

Nun, im Gegensatz zu KONFLIKT 16 waren diese Episoden ab Ende 1988 anderthalbzeilig geschrieben, zum Anfang nur 7-8 Seiten kurz. Die zu erfassen, das stellte also kein Problem dar. Womit ich indes nicht gerechnet hatte, war ein völlig anderes Problem (unabhängig von den zunehmenden Tippfehlern, was mit meinen damaligen Schreibgeräten zusammenhing):

Die Episode war völlig uninspiriert. Will heißen – Theatralik und Aktionismus schäumten über, aber die Handlungslogik blieb weitgehend auf der Strecke. Ganz im Gegensatz zu KONFLIKT 11 „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“, wo ich gar nicht schnell genug schreiben kann, weil die Ideen nur so sprudeln, war davon hier noch gar nichts zu entdecken.

Das machte die Abschrift dann doch etwas zäh, eingestanden.

23Neu 2: Der Totenwald

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

Blogartikel 584: Entscheidung auf der Ringwelt – 2439 Sei­ten Abenteuer

(Auf Sklavenjagd – OSM-Story)

Blogartikel 509: Close Up – Der OSM im Detail (63)

23Neu 3: Schloss des Schreckens

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

23Neu 4: Gefangen im Lande Sethon

23Neu 5: Kleines, der Verdammte

23Neu 6: Höllenflug

Anmerkung: Ihr seht hieran, dass die Episoden wirklich kurz und rasch zu digitalisieren waren. Das geht auch noch eine ganze Weile so weiter. Leider entwickelte sich diese Welt in den Fol­gen nur sehr zögerlich. Gewiss, ein wesentlicher Grund dafür lag in der Tatsache, dass der vorangegangene KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ noch überhaupt nicht in Sicht war. Ich agierte also quasi im luftleeren Raum, und das hatte natürlich massive Auswirkungen auf die inhaltliche Gestaltung.

(23Neu 7: Der Partisan)

(Auf Space – OSM-Story)

Blogartikel 592: Zufallsfunde

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

(Der stählerne Tod – OSM-Romanabschrift)

Anmerkung: Auch das Projekt schiebe ich schon seit Jahren vor mir her … jetzt ist es natürlich erforderlich, weil ich in sieben Wochen über dieses Werk ausführlicher schreiben möchte, dass ich das Digitalisat möglichst textlich erfasst habe … davon bin ich aktuell noch weit entfernt.

Witzigerweise, darüber habe ich im obigen Blogartikel 592 ja geschrieben, entdeckte ich in diesem Ordner dann drei seit lan­gem verschollene Episoden, nach denen ich mich schon dumm und dämlich gesucht hatte (aktuell geht mir das mit einem 2023 gekauften Buch so, das ich nicht finden kann … irgendwo ist es, ich muss nur Geduld haben). Was meint ihr, wie erleich­tert ich war!

Oki und das Todesimperium 1: Die Festung des Bösen

Anmerkung: Diese Episode vom Dezember 1983 war nur 4 Sei­ten kurz … die an einem Vormittag abzuschreiben und nachmit­tags zu kommentieren, war also gar kein Problem. Da die Serie nie weitergeführt wurde, konnte ich wenig später auch das Seri­englossar und das Serienlexikon in Angriff nehmen …

(Auf ewiger Mission – OSM-Novelle)

(Die Optimierungsfabrik – OSM-Novelle)

Glossar der Serie „Oki und das Todesimperium“

Anmerkung: Wie zu erwarten war, konnte ich auch dieses Glos­sar im Handumdrehen fertigstellen. Es umfasste gerade mal 7 Textseiten. Und damit wurde ein weiterer Schritt unumgänglich: Dieses Glossar umgehend in das Hauptglossar zu integrieren.

(OSM-Hauptglossar)

(Die Einwanderin Lynn – Erotic Empire-Story)

(Monsterjagd – OSM-Story)

(Spurensuche in Babylon – OSM-Novelle)

Blogartikel 615: Close Up – Der OSM im Detail (64)

Anmerkung: Mit diesem Blogartikel erreichen wir dann in 12 Wochen den dramatischen Schluss des KONFLIKTS 16. Und dar­an, dass dieser Beitrag dann geschlagene 14 Textseiten um­fasst, merkt ihr, dass ich mir das nicht leicht gemacht habe. Es war einfach viel zu erzählen, viele Personen und Handlungsfel­der zu berücksichtigen. Ihr könnt aber davon ausgehen, dass im Teil 65 der Artikelreihe, wenn ich zum Folge-KONFLIKT 17 „Dro­hung aus dem All“ übergehe, alles wieder sehr viel entspannter werden wird.

Neue Welt, neues Spiel, neue Kämpfe … aber noch nicht ganz zu Beginn, ihr werdet das erleben, Freunde.

(23Neu 8: Das hunderttorige Theben)

(23Neu 9: Die Sekte des Lichts)

(Kay auf Tarragon – Erotic Empire-Story)

Mit einer kleinen Stippvisite ins Erotic Empire schloss ich dann diesen Monat ab. Mit fast 850 Textseiten war ich wirklich er­staunlich produktiv. Da das Wetter derzeit weiterhin durchwach­sen ist und ich im Juli eine ganze Reihe von letzten Urlaubsta­gen habe (heute ist der erste davon), nehme ich zuversichtlich an, dass das ähnlich weitergehen wird.

Ob diese Zuversicht zutrifft und sich mit der Realität deckt, er­fahrt ihr in einem Monat an dieser Stelle.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 496: Der Colossus-Code

Posted Februar 19th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wir leben im Zeitalter der Künstlichen Intelligenzforschung. Dies zu bestreiten, obwohl das vielen Leuten nicht schmeckt, wäre kleingeistig und wenig hilfreich. Ob KI Segen oder Fluch sind, ob sie mehrheitlich hilfreiche Instrumente sind oder ein Verderben, das das Ende der Menschheit einleiten würde, wenn sie sich je­mals ihrer selbst bewusst werden … diese Topoi sind schon lan­ge Teil der Science Fiction. Wohl jeder kennt die diabolische KI Skynet, die die Menschheit als überflüssig, ja, als Gefahr be­greift und einen nuklearen Krieg entfesselt, um sich ihrer zu entledigen. Und Alpträume ähnlich denen in den Terminator-Fil­men gibt es zuhauf. Jüngst erst begegnete uns die KI-Paranoia in Form des Films The Creator.

Aber das ist keine reine SF-Sache mehr, das beweist der heutige Roman eindeutig. Clive Cusslers Coautor Boyd Morrison, der stets in seinen Romanen den Fokus auf den Technikschwerpunkt verlagert, führt uns in diesem Werk zunächst in die tiefe Ver­gangenheit und stellt uns eine Geheimgesellschaft vor, die da­bei ist, die Geschicke der Menschheit zu lenken. Und einige An­gehörige dieser Gruppe, die man die „Neun Namenlosen“ nennt, denken, dass eine Künstliche Intelligenz namens Colos­sus die Lösung aller Probleme ist.

Und ohne das anfangs zu verstehen, wird Kommandant Juan Ca­brillo mit der Mannschaft der OREGON in die weltumspannen­den Intrigen der „Neun Namenlosen“ verstrickt. Herausgekom­men ist ein rasanter, packender Tech-Thriller, den ich ausdrück­lich als page-turner empfehle.

Neugierig geworden? Dann schaut weiter:

Der Colossus-Code

(OT: Shadow Tyrants)

Von Clive Cussler & Boyd Morrison

Blanvalet 0781

2018, 9.99 Euro

576 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0781-8

Im Jahre 261 vor Christus wütet in Indien im Königreich Kalinga ein unerbittlicher Krieg, der schließlich vom Feldherrn Ashoka blutig entschieden wird. Doch dieser Sieg fordert einen hohen moralischen Preis. Ashoka entschließt sich nämlich aufgrund der Gräuel des Konflikts dazu, ein Friedensreich zu errichten und da­für zu sorgen, dass niemals wieder Macht in einer Hand vereint werden kann, um derartige Kriege möglich zu machen. Zu die­sem Zweck erschafft er den Verbund der „Neun Namenlosen“ (auf dem Klappentext falsch als „Neun Unbekannte“ geschrie­ben). Jeder von ihnen erhält eine Schriftrolle mit dem speziellen Wissen eines bestimmten Wissensgebietes und hat dies an­onym für die Zukunft zu bewahren. So erschafft er eine Macht­balance, die von Dauer sein soll.

Gegenwart: Ohne dass die Weltöffentlichkeit davon Kenntnis hat, existiert der Geheimbund der Neun Namenlosen noch im­mer. Die Führungspersönlichkeiten sind inzwischen allesamt ein­flussreiche Milliardäre, über den Globus verstreut, die in High­tech, Medienunternehmen und anderen Branchen die Fäden zie­hen. Ihr Ziel ist nach wie vor, globalen Frieden zu schaffen, doch innerhalb des Zirkels gibt es zwei Strömungen, was die Art und Weise der Erreichung dieser Ziele angeht. Anfangs ist das noch nicht so deutlich zu sehen, aber es führt rasch zu einer dramati­schen Konfrontation innerhalb des Machtzirkels.

Außerhalb ist davon nichts zu sehen, dort werden auf der öffent­lichen Bühne ganz andere Konflikte ausgetragen … wie es jedenfalls scheint. Das ändert sich allerdings sehr schnell – nur kann die Zeichen niemand wirklich begreifen, da die Ereignisse völlig zusammenhanglos scheinen.

18 Monate vor der Gegenwart verschwindet über dem Arabi­schen Meer ein Airbus A380 spurlos vom Radar.1 An Bord befan­den sich hochkarätige IT-Spezialisten sowie Adam Carlton, der Sohn des Medienmagnaten Xavier Carlton, der zu den Neun Na­menlosen zählt. Offiziell gilt das Flugzeug als abgestürzt, alle Besatzungsmitglieder als tot.

In der Gegenwart wird auf einer italienischen Werft ein Schiff sa­botiert und schwer beschädigt. Außerdem wird auf einer priva­ten Raketenplattform, Tausende Kilometer entfernt, ein Satelli­tenstart vereitelt. Irgendwelche Zusammenhänge stellt nie­mand her.

Annähernd zeitgleich treibt im Indischen Ozean ein scheinbar wrackreifer Frachter namens Goreno in Seenot und kreuzt hier den Kurs des Schiffes Triton Star, das zu einer Insel im Indischen Ozean unterwegs ist. Dessen Kapitän entschließt sich dazu, ver­lockt vom präsentierten Gold des Havaristenkapitäns, zu helfen, sich dann aber der Havaristen zu entledigen … dummerweise ist er sich nicht darüber im Klaren, dass er in Wahrheit in eine Falle geht.

Das Schiff ist die OREGON unter Kapitän Juan Cabrillo, die im CIA-Auftrag unterwegs ist, um Waffenschmuggel zu unterbinden … und tatsächlich wird nach der Überrumpelung der Triton Star-Besatzung das Nervengas Novitschok entdeckt, das offenbar auf den US-Stützpunkt Diego Garcia abgefeuert werden sollte. Das kann mühsam vereitelt werden … aber Diego Garcia wird annähernd zeitgleich durch einen rätselhaften elektromagneti­schen Puls aus dem Nirgendwo völlig gelähmt.

Cabrillo beginnt rasch zu ahnen, dass er hier einer größeren Sa­che auf der Spur ist, ohne indes die geringste Ahnung zu besit­zen, was wirklich gespielt wird. Er ist in den Machtkonflikt der Neun Namenlosen geraten. Die eine Seite dieses Konflikts strebt an, eine übermächtige Künstliche Intelligenz namens Colossus zu erschaffen, um der Welt Frieden zu geben – oder sie umfas­send zu versklaven. Andere Mächtige im Geheimbund argwöh­nen allerdings, dass sie damit die Büchse der Pandora entfes­seln würden und eine Waffe erschaffen helfen könnten, die sie nicht mehr kontrollieren können. Diese Kräfte versuchen, Colos­sus zu verzögern oder sogar zu zerstören.

Andere im Zirkel planen dagegen, gewissermaßen alternativ, über ein weitgehend schon existentes Satellitennetzwerk die globale Kontrolle zu erlangen und die Menschheit auf eine furchtbare Weise zu läutern, die womöglich Hunderte von Millio­nen Menschen umbringen könnte. Auch diese Bestrebungen werden aus dem inneren Zirkel behindert.

Klar ist nur eins: Wer auch immer dieses Rennen gewinnt, hat das Schicksal der Menschheit in der Hand. Aber wie soll man diese Mächte ausschalten, wenn man nicht einmal eine Ahnung davon hat, dass diese Gefahren überhaupt existieren? Das ist das Kernproblem des vorliegenden Romans, und es erhöht mas­siv die Spannung der Geschichte.

Draußen in der realen Welt folgt Juan Cabrillo mit seiner Crew den rätselhaften Spuren, die dieser interne Konflikt dort hinter­lässt und stößt auf einer Insel im Indischen Ozean auf ein Ge­fangenenlager … und auf Umwegen über eine indische Milliar­därsparty kommen sie den Gefahren für die Menschheit schließ­lich auf die Spur. Doch der Countdown tickt bereits erbarmungs­los, auf beiden Ebenen.

Colossus ist so gut wie einsatzbereit, die Aktivierung nur noch Stunden entfernt.

Und der Start des letzten Satelliten, der das Ende der Mensch­heit einleiten soll, wie wir sie kennen, ist auch nur noch Tage weit weg … und dieser Start wird von der rätselhaften EMP-Waffe geschützt, die auch die OREGON nahezu manövrierunfä­hig macht.

In einem atemlosen Wettlauf gegen die Zeit muss die OREGON-Crew diesmal nach Möglichkeit beide mörderischen Pläne durch­kreuzen. Aber bedauerlicherweise erwacht zwischendurch Co­lossus zum Leben und entdeckt die OREGON-Einsatztrupps …

Die OREGON-Romane von Boyd Morrison – der fraglos den gan­zen Roman geschrieben hat, weil Clive Cussler schon vor Jahren verstarb – zeichnen sich durch starke Technikaffinität aus. Der ehemalige NASA-Ingenieur hat wirklich viel Ahnung von dem, was an der Technikfront vor sich geht, und er lässt sich für die Romane stets Hightech-Gefahren und raffinierte Villains einfal­len, die die OREGON-Crew unter Juan Cabrillo extrem fordern. Das hat er schon in seinen Vorgängerbänden „Piranha“, „Schat­tenfracht“ und „Im Auge des Taifuns“ nachdrücklich bewiesen, die allesamt veritable page-turner waren.

In diesem Band war ich einigermaßen skeptisch, weil es schließ­lich gleich NEUN potenzielle Gegner gab. Das führe, fürchtete ich zu Beginn, zu einer Unübersichtlichkeit des Tableaus. Zu Be­ginn stimmte das auch, aber ohne zuviel verraten zu wollen: das Tableau dünnt sich rasch aus und lässt eine überschaubare Riege von Gegnern zurück. Interessant an der Struktur der Ge­schichte war überdies, dass es sich hierbei um zwei interne Ri­valen handelt, die sich parallel zur Außenhandlung gegenseitig beharken. Ich kam mir ein wenig vor wie bei einem Mah-Jongg-Spiel mit drei Mitspielern, bei denen zwei dieselbe Sorte von Spielsteinen sammeln und der dritte – in diesem Fall Juan Cabril­lo – diese notwendige Verzögerung des Spielausgangs dann dazu nutzt, um eigene Vorteile aus der Situation zu ziehen.

Das bedeutet für den Roman freilich nicht, dass es in irgendei­ner Weise langweilig wäre oder man sagen könnte, Cabrillo hät­te hier Oberwasser … die Gegner sind die meiste Zeit definitiv weit voraus, und es bedarf des ganzen Einfallsreichtums des Teams, hier voranzukommen. Es wäre allerdings deutlich inter­essanter gewesen, dem Buch den Titel „Schatten-Tyrannen“ zu geben, weil er einwandfrei passender ist als der neue deutsche Titel. Doch sei’s drum … es ist eine sehr spannend geschriebe­ne Geschichte, die mich dazu brachte, die zweite Romanhälfte an einem Tag zu verschlingen.

Wer also auf spannende Unterhaltung mit raffinierten Feinden und ebenso raffinierten Konteraktionen steht, ist hier bestens aufgehoben.

Klare Leseempfehlung von meiner Seite.

© 2024 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche kehren wir mal zurück in ein beschauli­cheres Setting und begrüßen einen alten Freund, den beraten­den Detektiv aus der Baker Street 221b. Ganz recht, Sherlock Holmes.

Mehr zu ihm in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Es ist unübersehbar, dass die Vorlagefolie für diesen Prolog des Buches in dem Ver­schwinden des malaysischen Fluges MH 370 am 8. März 2014 zu finden ist, dessen Wrack bis heute verschollen ist und der nach wie vor Rätsel aufgibt. Ausführliche De­tails findet man in Florence de Changy: Verschwunden, Berlin 2022.

Blogartikel 602: Langzeitprojekte 12 – Lauren und Alain

Posted Februar 16th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, in einem Punkt sind wir uns unwidersprochen einer Meinung: Rassismus ist eine der destruktivsten und unange­nehmsten Erscheinungen der menschlichen Geschichte. Men­schen aufgrund von Herkunft, Aussehen, Hautfarbe und derglei­chen Diskriminierungen auszusetzen, ist aus gutem Grund in demokratischen, modernen Gesellschaften geächtet und wird in der Regel strafrechtlich verfolgt. Das hat indes nicht dazu ge­führt, dass diese Eigenschaft der menschlichen Verhaltenswei­sen nachhaltig verschwunden wäre. Ich finde das überaus bedauerlich.

In einer diversifizierten menschlichen Kultur der Zukunft, wie sie das von mir so genannte „Erotic Empire“ im 23./24. Jahrhundert darstellt, war es deshalb keine sehr große Überraschung, als ich entdeckte, dass Rassismus ebenso wie sklavereiähnliche Ver­hältnisse sich auch auf von Menschen besiedelten Welten des galaktischen Kolonialreichs gelegentlich wieder ausprägte. Nicht nur dann, wenn einzelne Welten in die Primitivität zurückfallen und dann ein neofeudales Zeitalter seine Wiederkunft feiert, kommt es zu solchen Erscheinungen. Nein, das kann auch auf sehr modernen Welten geschehen.

Heute reisen wir zum Planeten New Hope. Die Geschichte von Lauren Mason und Alain Viére beginnt im Jahre 2361 auf dem Vandervaart-Archipel von New Hope.

New Hope, sollte ich vielleicht voranschicken, ist von zwei ver­schiedenen Bevölkerungsgruppen besiedelt worden. Die Majori­tät entstammt einer karibischen Ethnie, die man allgemein „Mu­lattos“ nennt und die sich durch samtbraune Hautfarbe und eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit auszeichnen. Insbe­sondere die dauerhaft tropische Planetensphäre kommt den „Mulattos“ sehr entgegen.

Die kleine weiße Führungsschicht des Planeten dagegen, die eine Art von indirekter Apartheid praktiziert und die besser be­zahlten Ausbildungsplätze und Posten in der Gesellschaft für Ihresgleichen reserviert und dies durch entsprechende gesell­schaftliche Regelungen zementieren lässt, hat es da deut­lich schwerer, sich an die Witterung anzupassen. Das führt un­ter anderem dazu, dass in den Mittagsstunden die Straßen na­hezu völlig entvölkert sind und sich üblicherweise nur subalter­nes „Mulatto“-Personal draußen aufhält.

Lauren Mason entstammt der dunkelhäutigen Bevölkerungs­mehrheit, sie kommt im Jahre 2357 zur Welt und wird nun schon im Sandkasten von den älteren weißen Mädchen ringsum kur­zerhand gemein als „Schmutzkind“ beschimpft, was sie in Trä­nen ausbrechen lässt.

Und dann ist da auf einmal der Ritter in schimmernder Rüstung, wie im Märchen.

Alain Viére.

Drei Jahre älter als sie ist er, weiß, Sohn des amtierenden Gou­verneurs des Vandervaart-Archipels, und er stellt sich schützend vor das farbige Mädchen. Er nimmt sie ausdrücklich in Schutz, erklärt Lauren zu seiner einzigen besten Freundin, und drei Jah­re lang sind die beiden Kinder ein Herz und eine Seele.

Dann jedoch endet die Gouverneurszeit für Alains Vater, und sie müssen sich trennen, da die Familie zum Kontinent Jellicoe um­zieht.

Beide sind untröstlich … aber sie sind eben Kinder, und es ist unvermeidlich, dass sie bei den Entscheidungen der Erwachse­nen nicht mitzureden haben. So verlieren sich die beiden jahre­lang aus den Augen.

Lauren wächst heran, durchlebt die Pubertät, macht erste Erfah­rungen mit Jungs, findet aber nicht wirklich viel Gefallen am Sex und hält ihn grundsätzlich für arg überschätzt.

Schließlich beginnt sie im Jahre 2380 als eine der wenigen „Mu­lattos“ in der Stadt Indigo an der McLellan-Universität zu studie­ren. Hier wird sie dann richtig mit Sexismus und Rassismus kon­frontiert … denn die meisten weißen Studenten betrachten sie primär unter dem sexuellen Aspekt und wollen sich schlichtweg nur mit ihr vergnügen, als sei Lauren schlicht ein leichtes Mäd­chen und Betthäschen, das sich zufällig an die Universität ver­irrt habe … kategorisch lässt sie alle „Verehrer“ abblitzen.

Und dann auf einmal begegnet sie in einer Sportveranstaltung Alain wieder:

Im zweiten Semester traf sie dann in einem gemischten Sportkurs Alain wieder, und es war ein richtiger Schock, seinen Namen zu hören, als er vom Sportlehrer abgelesen wurde und aufstand.

Alain hatte sich vollkommen verwandelt, und es war definitiv die Verwandlung in einen Märchenprinzen! Lauren, die ihn vor­her nicht wieder erkannt hatte – und das ging ihm ganz genau­so – , staunte über die Veränderung ihres Kindheitsfreundes: Alain sah nun schlank und hoch gewachsen aus, ein kräftiger, fast athletischer Mann Mitte Zwanzig, mit einem verwegenen, aufregenden Lächeln, bronzener Körperhaut und kurz getrimm­tem, dunklem Haar. Alle Kindlichkeit war von ihm abgefallen wie die trockene Schale von einer tropischen Frucht, und es war eine phantastische Metamorphose zum schieren Vorteil.

Er war ebenfalls ziemlich perplex, als er ihren Namen dann hörte und sich dann ihre Blicke trafen. Und es funkte sofort – nicht zuletzt deshalb, weil aus dem zierlichen, schüchternen Mädchen eine aufreizende, geschmeidige junge Frau geworden war. Diesmal, das wusste Lauren von Anfang an, würden die Spiele, die sie spielten, keine mit Sandbackförmchen oder Ver­stecken sein, ganz im Gegenteil. Und allein seine Blicke setzten sie schon in Flammen.

Natürlich gluckten sie rasch zusammen, und ganz unweiger­lich ergab es sich, als sie in der Cafeteria der Universität zu­sammen Aufgaben machten, dass Alains und ihre Hand sich tra­fen … und wenig später zogen sie sich äußerst hastig in einen leeren Unterrichtsraum zurück, küssten sich stürmisch und trie­ben es leidenschaftlich miteinander. Es war völlig unvermeid­lich, sie hatten beide gespürt, dass sich die Spannung zwischen ihnen nur auf diese eine Weise abbauen ließ, und dass das un­verzüglich geschehen musste.

Damit beginnt die Romanze zwischen den beiden mit voller Energie von neuem, diesmal aufgrund des Alters und der indivi­duellen sinnlichen Reifung auf einer völlig anderen Ebene, näm­lich der einer phantastischen sexuellen Attraktion.

Alain hat Lauren gegenüber dabei einen klaren Standortvorteil: Als Teil der weißen Oberschicht hat er sich einen Platz im Elite-Wohnheim Santa Donna reservieren lassen, und hierhin lädt er schließlich Lauren ein, um sie in einem angenehmeren Ambien­te ausgiebig sinnlich und lustvoll zu verführen.

Außerdem entdeckt er bei dieser Gelegenheit eine Eigenschaft des schön gereiften Mädchens, das ihre Intimität noch steigert: Lauren ist ungemein experimentierfreudig und lässt sich begeis­tert auf Rollenspiele ein. Sie hat eine natürliche Neigung zur Nacktheit und, wie er feststellt, eine definitiv devote Ader, die er zum beiderseitigen Lustgewinn raffiniert zu nutzen versteht.

Lauren hat unter diesen Umständen die wundervollsten Orgas­men ihres gesamten Lebens, und nun wird ihr endgültig klar, dass sie zum vollendeten Genuss der sexuellen Leidenschaft ei­nen Partner gebraucht hat, dem sie voll und ganz vertrauen konnte. Jemanden, den sie buchstäblich von Kindesbeinen an kannte.

Alain ist dieser Mann – und ein wunderbarer Liebhaber!

Doch schon wenige Monate nach ihrer erneuten Wiedervereini­gung, im April 2382, kommt die ernüchternde Nachricht, dass Alains Onkel Edward, der auf dem JasmondayArchipel umfang­reiche Besitzungen hat, ihn um eine Unterbrechung seines Stu­diums in Indigo gebeten hat.

Der Jasmonday-Archipel ist fast 2000 Kilometer entfernt … und es zeigt sich in den Folgemonaten, dass Alain einfach nicht zu­rückkehren KANN. Er wird von den Verwaltungsarbeiten zu stark beansprucht und schließlich sogar von seinem maladen Onkel als Erbe eingesetzt.

Dennoch hält Alain den Kontakt zu seiner schönen Kindheits­freundin, auch als er sich dauerhaft auf der Insel Tavanolonga im Jasmonday-Archipel niederlassen muss. Und er finanziert Lauren einen Urlaubsflug dorthin und lässt die alte Leidenschaft auf wunderbare Weise wieder aufleben.

Mehr noch: Er lässt ihre erotischen Rollenspiele wiederaufleben. Den Anfang macht ein frivoles Spiel, das er „KoK“ nennt und das Lauren vergnügt als „KuK“ missversteht und sich fragt, ob sie wohl in die Rolle der österreichischen Kaiserin schlüpfen sol­le.

Das amüsiert Alain.

Nein, nein, dementiert er lächelnd. „Es ist ein Kürzel und steht für Koffer oder Kleidung.“

Als Konsequenz büßt Lauren für den ersten Tag die Verfügungs­gewalt über die eigenen Koffer ein. Aufregend findet sie dage­gen, dass die andere Würfelentscheidung zum sofortigen Ver­lust ihrer ganzen Kleidung geführt hätte.

Sie findet das wahnsinnig aufreizend.

Am nächsten Tag fällt das Würfelglück anders aus … und Lauren genießt es, aufreizend aus ihren Sachen zu schlüpfen und sich ihrem Geliebten völlig nackt zu zeigen.

Dann löst er ihre Fassung fast vollständig auf, als er ihr nun ein schweres Schmuckhalsband aus einem gelb schimmernden Me­tall umlegt und ihr ebenso geschmückte Sandalen als einzige Aufenthaltskleidung zugesteht.

Es handelt sich um reines Gold.

Sie fühlt sich in einen phantastischen und irrsinnig erregenden Traum versetzt und ist äußerst neugierig, was Alain noch so für sie geplant hat. Denn er hat bereits einen weiteren Kürzel er­wähnt, der ihr noch kryptisch ist.

GoS.

Was immer mag das denn jetzt sein?

GoS“ sagte er langsam und schaute ihr tief in die Augen, „ist natürlich wieder eine Abkürzung. Sie steht diesmal für Gespie­lin oder Sklavin.“

Oh!“, flüsterte Lauren und sog den Atem scharf ein. Das hörte sich wirklich verdammt heiß an.

So verhält es sich denn dann auch. Er verdeutlicht, dass der graduelle Unterschied zwischen den beiden Zuständen darin be­stehe, dass er in dem Fall, dass sie ein „S“ ziehe, als Gebieter auch den Macho rauskehren und sie gegebenenfalls bestrafen könne.

Und da Lauren ja aus Erfahrung weiß, dass er kein Unmensch ist und bei einer gewissen härteren Gangart beim Sex durchaus eine Luststeigerung erlebt, ist sie höchst erregt, als sie tatsäch­lich die „S“-Variante erspielt.

In der nächsten Steigerung wird die Dauer dieser „Scharade“ festgelegt … und es sind 11 Tage.

Elf Tage, in denen Lauren in diesem Urlaub auf Alains phantasti­schem Anwesen nun seine wunderschöne, dauerhaft nackte Lie­bessklavin sein kann und unglaubliche sinnliche Wonnen erlebt.

Für sie fühlt sich das geradewegs wie das Paradies selbst an! Und Alain sieht das exakt genauso.

Nach diesem Urlaub ist ihr emotionales Band fester als jemals zuvor geknüpft. Und schließlich entwickelt Alain Viére einen um­fassenden Plan, um seine geliebte Gefährtin Lauren dauerhaft in sein Leben zu integrieren, ihre stets unterdrückte Natur kon­sequent ans Tageslicht zu bringen und ihrem Leben langfristig einen neuen Sinn zu geben …

Dieses Langzeitprojekt, das im Kern eine etwas frivole, sehr ero­tisch-fixierte Liebesgeschichte ist, wurde am 5. Juli 2009 begon­nen und hat inzwischen bis zum 4. Mai 2024 schon einen Um­fang von 142 Seiten angenommen. Der Handlungsbogen ist im Wesentlichen schon vollständig skizziert. Die Ausarbeitung ist aber gerade mal bis Seite 39 gediehen … und da dieser Teil na­hezu vollständig auf den Prolog entfällt, ist vielleicht begreiflich, warum ich damit noch nicht so zufrieden bin.

Strukturell muss die Geschichte noch deutlich umgebaut wer­den. Auch gilt es natürlich, Schauplätze, Arbeitsstellen und Kol­legen von Lauren besser auszudefinieren. Das hat bislang noch nicht funktioniert.

Der Handlungsbogen selbst ist im Grunde genommen vollstän­dig erarbeitet. Wie schnell ich hieran weiterkomme, kann ich noch nicht sagen. Aber was vielleicht deutlich geworden ist – diese Geschichte ist schon recht weit gediehen. Ihr werdet si­cherlich noch davon hören.

In der kommenden Woche reisen wir zurück in den Monat Juni 2024, dann erzähle ich euch, was ich in diesem Monat so krea­tiv auf die Reihe bekam … und ich denke, ihr werdet Augen ma­chen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 495: Jack Carter ist unsterblich

Posted Februar 12th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Unsterblichkeit ist ein Menschheitstraum … selbst heutzutage gibt es noch kuriose Wahlplakate, die ich selbst jüngst gesehen habe, auf denen Menschen – richtige Wahl vorausgesetzt – ein Leben mit 800 Jahren (!) Länge verheißen wird. Wir brauchen uns keine Illusionen zu machen, das ist natürlich albern und un­realistisch.

Gleichwohl sind Geschichten, in denen es sich um Menschen dreht, die auf die eine oder andere Weise unsterblich werden, von enormer Faszination für uns. Ob wir uns für die Highlander-Filme begeistern oder uns eher an Simone de Beauvoir halten, ob es um Vampirlegenden geht oder anderweitig verfluchte We­sen (beispielhaft seien hier Hector Barbossa oder Davy Jones aus den Fluch der Karibik-Filmen genannt), das Sujet hat seinen unbestreitbaren Reiz.

Verbindet man dies dann noch mit einer Art von „Unkaputtbar­keit“ a la Deadpool und einem ähnlichen soziopathischen Ver­halten, kann man sich etwa vorstellen, was in dem Roman ge­schieht, den ich heute mal als Lesetipp empfehlen möchte.

Jack Carter ist unsterblich, ja, aber er möchte das nicht sein. Und das hat ziemlich turbulente, fatale Konsequenzen. Schaut einfach mal weiter, wie das aussieht:

Jack Carter ist unsterblich

Von Rebekka Derksen

Piper Wattpad, 2021

448 Seiten, TB, 13.00 Euro

ISBN 978-3-492-50531-4

In Jack Carters Leben, das erst 23 Jahre zählt, ist so einiges schief gelaufen, und es sieht nicht so aus, als sollte die Lage sich in absehbarer Zeit verbessern. Nein, ich korrigiere mich: Sie wird sich NIE verbessern, denn Jack Carter ist unsterblich … und was für viele Menschen eigentlich etwas ist, was sie sich herbeisehnen, versteht er ausdrücklich als Fluch.

Jack ist Spross einer reichen Unternehmerfamilie in den USA und lebt mit seinem besten Freund Wade in einer WG in New York. Mit seiner Familie hat er eher wenig am Hut, am ehesten noch mit seiner Großmutter und seiner kleinen Schwester Vio­let, die im zarten Alter von 14 Jahren eine Ballettkarriere an­strebt. Seine größten Leidenschaften bestehen, seit er im Alter von 17 Jahren eher durch einen ziemlich dämlichen Zufall un­sterblich wurde, in eher nicht sozialkompatiblen „Hobbys“. Als da wären: Gras anbauen, sich mit Hasch und Alkohol en masse zudröhnen und – was ihm bei seinem blendenden Aussehen nicht schwer fällt – Frauen flachzulegen und ein äußerst reges und ziemlich hemmungsloses Sexleben zu führen.

Damit könnte man vielleicht noch halbwegs klarkommen. Aber das letzte Hobby, das er in den vergangenen sechs Jahren hin­zugenommen hat und eher erfolglos ausübt, ist eines, das beim besten Willen nicht mehr gesellschaftsfähig ist.

Er bringt sich gern um.

Und er bringt sich erfolglos um.

Stürzt sich mit Vorliebe von Hochhäusern.

Schneidet sich die Pulsadern auf (oder bis auf den Knochen, je nach Laune).

Dummerweise stirbt er dabei nicht, sondern sein Körper regene­riert sich auf unfassliche Weise. Selbst wenn er durch Leichtsin­nigkeit oder Absicht Gliedmaßen verliert, wachsen sie wie bei manchen seltenen Tierarten kurzerhand nach, und binnen kür­zester Zeit ist Jack wie neu. Er ist buchstäblich unkaputtbar. Und zugleich zutiefst unglücklich.

Die Konsequenz dieses soziopathischen Verhaltens besteht dann darin, dass er zu einer Psychotherapie bei Dr. Elizabeth Bloomfield verurteilt wird. Verstößt er gegen diese Auflage, 48 Sitzungen a 45 Minuten mit ihr zu verbringen, wandert er ins Gefängnis, damit die Gesellschaft vor ihm geschützt ist. Dauer­haft. Was für Jack Carter bedeuten würde: ewig, da er ja nicht sterben kann.

Also beißt er wohl oder übel in den sauren Apfel und tritt bei der Therapeutin an, die auf überraschende Weise einen „Ex-Super­model“ gleicht und in ihm äußerst verständliche Regungen weckt: Wie kann man dieses Weib nur flachlegen? Nun, die Ant­wort ist einigermaßen frustrierend – gar nicht. Sie ist halt seine Therapeutin und hat hart an Jacks soziopathischen Allüren zu knabbern. Er ist arrogant, anmaßend, verweigernd, kindisch, al­bern und verschlossen, und nahezu immer, wenn er behauptet, es sei in der vergangenen Woche nichts passiert, bekommt der Leser durch seine Innenperspektive mit, dass das nicht stimmt, sondern er munter wieder und wieder seine Therapeutin anlügt.

Dennoch bekommt sein Panzer allmählich Risse, und im Laufe dieser 48 Sitzungen, in die das Buch unterteilt ist, erfährt man sehr viel über Jacks gestörtes Verhältnis zu seinem Elternhaus, über seine depressionsanfällige Schwester Vio, die er um jeden Preis schützen möchte, und über vieles andere auch. Dazu zählt beispielsweise die Frage, wie er unsterblich werden konnte, was für bizarre Superkräfte seine – anfangs unbekannten – Ge­schwister besitzen und was schlussendlich dann das Militär mit ihm gern machen möchte.

Tja, und dann tritt halt neben seiner Ex-Freundin Kerry, die nächstens heiraten möchte, von der er aber immer noch nicht die Finger lassen kann, die fesche Soldatin Renee Ledoux auf den Plan, die ihm sogar sagt, dass sie ihn liebt. Und schließlich taucht – wohl unvermeidlich – die Superschurkin Jill auf, deren Lieblingsthema Mord ist. Und Jack Carter steht ihr im Weg, wo­mit die Geschichte ziemlich hässliche Züge annimmt …

Dieser Roman, der ursprünglich auf der Online-Plattform Watt­pad veröffentlicht wurde, ist ein eigenartiges Gebilde. Anfangs nahm ich tatsächlich an, dass ich Jack wirklich gründlich hassen lernen würde, denn in der Tat benimmt er sich derart schamlos sexistisch und verstößt quasi gegen jede vorstellbare Konvention, dass man ihn im Grunde gar nicht mögen kann. Wie oberflächlich er ist, merkt man übrigens allein schon daran, dass er erst bei der 15. Sitzung den Namen seiner Therapeutin kennen lernt (S. 99!). Vorher sind die Frauen mit denen er sexuell anbandelt und sie meist nach einer Nacht wieder munter und reuelos fallen lässt, gewissermaßen austauschbar und beliebig … Dutzendware, könnte man sagen, und er findet das völlig normal. Auch kümmert ihn Liz´ Name eine geraume Zeit, die mehreren Handlungsmonaten entspricht, gar nicht, sondern er pflegt sie mit „Babe“ und ähnlichen Bezeichnungen anzuspre­chen.

Allein das wäre in Zeiten von „MeToo“ ein absolutes No-Go. Kümmert ihn nicht eine Sekunde lang, sondern das hält er für völlig normal … er ist echt eine harte Nuss für Dr. Bloomfield, das kann man nicht anders sagen.

Dass Carter allerdings massive Bindungsängste hat, mangeln­des Selbstwertgefühl, keinen Sinn im Dasein sieht – weswegen er sich unzählige Male umzubringen sucht, einmal direkt vor den Augen seiner Therapeutin (die ihn daraufhin einweist!), das erzeugt während des Lesens alsbald einen anderen Effekt beim Leser. Man beginnt hinter die Fassade aus Schroffheit, Ver­schlossenheit und Sarkasmus zu blicken, sieht die tiefe, nagen­de Verzweiflung und die Ziellosigkeit in seinem Leben.

Der Sarkasmus und die bisweilen verrückten Kapriolen seines Lebens, die hier zugleich auch geschildert werden, machen das Buch dann aber so lesenswert, wie ich fand, dass ich mit dem Schmökern nicht aufhören konnte und mühelos 80-100 Seiten am Tag wegschmökerte. So besonders Jacks Sicht auf die Welt auch ist … im Laufe der Therapiesitzungen verändert er sich durchaus. Ich fand es leider nur wenig glaubwürdig, wie wenig in diesen 45-Minuten-Sitzungen geredet wird. Okay, er ist meis­tens entweder zugedröhnt oder so abwesend, dass seine Ge­danken auf wildeste Themenfelder abirren. Dennoch waren die Sitzungen im Grunde genommen zu knapp ausgeführt und dar­um etwas unplausibel. Das Strukturmuster an sich ist hingegen durchaus interessant.

Ob er am Ende die Kurve kriegt und entweder mit seiner Ex-Freundin Kerry oder der Soldatin Renee glücklich wird? Ob er es tatsächlich schafft, mit seiner Therapeutin zu schlafen? Oder ei­nen Sinn im Leben zu finden und – vielleicht – der vom Militär angestrebte Superheld wird? Das sei hier nicht vorweggenom­men, das sollte man lesen. Aber ich sage schon vorab: Es ist nicht völlig abwegig, wenn der Klappentext schreibt, Jack Carter sei „New Yorks einziges unsterbliches Arschloch“. Ich könnte jede LeserIn verstehen, die nach drei Kapiteln genervt und an­gewidert sagt, dass sie nicht weiterlesen möchte. Andererseits sagen Leser auf Wattpad, dass Jack Carter zu ihren „Lieblings­charakteren“ zählen würde. Die Meinungen gehen da also weit auseinander.

Da hat wohl jemand was richtig gemacht, scheint es.

Am besten wird es wohl sein, ihr bildet euch selbst ein Urteil. Ich empfand es als willkommene Abwechslung von den notori­schen Superheldengeschichten, auch wenn diese hier ihre Wur­zeln in der Marvel-Welt natürlich nicht verleugnen kann. Wagt einfach mal das Leseabenteuer, vielleicht könnt ihr euch damit auch anfreunden.

© 2022 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kehren wir dann wieder in die Welt von Clive Cusslers NUMA zurück. Mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.