Rezensions-Blog 524: Göttin vom Himmel

Posted September 3rd, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn sich ausgesprochene Kurzgeschichten-AutorInnen an Ro­manen versuchen, mag das manchmal gutgehen. Sehr viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass das Ergebnis … sagen wir mal zurückhaltend … durchwachsen ausfällt. Eine solche Sorte Text haben wir hier heute vor uns.

Wie ich schon 2017, als ich den folgenden Roman rezensierte, schrieb, kannte ich die Verfasserin zuvor als ausgesprochene Kurzgeschichten-Autorin, deren Werke selten über 30 Seiten hinausgehen. Und da ist sie wirklich gut, unbestreitbar. Da hat sie ihre Figuren im Griff, die Storyline ist glatt und klar, größere Verwerfungen der Handlung sind mir da nie aufgefallen.

Bekanntlich gelten aber für Romane andere Regeln als für Kurz­geschichten. Sie sind nicht nur länger und brauchen mehr Zeit, auch die Storyline ist bei Romanen grundsätzlich anders. Es gibt sehr viel zu beachten und zu planen, wenn man nicht gerade ein intuitiv schreibender Verfasser ist, der gewissermaßen aus dem hohlen Bauch heraus formuliert.

Ganz schwierig wird es, wenn man sich relativ ungeniert an ak­tuell gängigen Topoi anderer erfolgreicher Literatur bedient und meint, man könne daraus mal eben einen erfolgreichen Roman zusammenbrauen. Im Zweifelsfall auch unter Ausblenden von Handlungslogik. Das ist immer sehr risky, gerade dann, wenn der Rezensent ein wenig logisch denken kann und historisches Hintergrundwissen besitzt (und die Romane, aus denen sich hier schamlos thematisch bedient wird, selbst gelesen hat!).

Schaut euch am besten mal an, was daraus entstanden ist:

Göttin vom Himmel

(OT: Bright Fire)

Von Maya Hess

Bastei 15996

272 Seiten, TB (2009)

ISBN 978-3-89941-488-2

Aus dem Englischen von Sandra Green

Die Lage ist wirklich verworren, und es wird dadurch nicht bes­ser, dass die freiberufliche Pilotin Jenna Bright versehentlich ein Handygespräch mithört. Das Handy gehört ihrer besten Freun­din Mel (die im ganzen Roman bedauerlicherweise keinen vollen Namen erhält und damit, ungeachtet all ihrer Aktivität, als klare Statistin geoutet wird). Und dummerweise hat sie vergessen, es auszuschalten, während sie sich munter von Hugh Vandenbrink von Vandenbrink Holdings Ltd. vernaschen lässt.

Wo ist das Problem?

Nun, Hugh ist Jennas Verlobter, und sie wollen bald im An­schluss an den Flug, den sie gerade nach Schottland unter­nimmt, heiraten. Begreiflicherweise kühlt Jennas Begeisterung angesichts dieser demonstrativen Untreue doch erheblich ab. Gut, sie weiß natürlich, dass Hugh einer dieser dominanten Ker­le ist, die mehrmals täglich Sex brauchen, weil sie sonst unge­nießbar sind. Und er ist auch wirklich gut im Bett, das kann man nicht leugnen, immerhin ist sie selbst üblicherweise Nutznieße­rin seiner verschärften Libido. Dagegen hat sie auch wirklich nichts einzuwenden. Aber dass er hinter ihrem Rücken ihre bes­te Freundin aufs Kreuz legt … muss man das billigen? Und dann unmittelbar vor der Heirat?

Jenna schäumt also begreiflicherweise, wünscht ihren untreuen Verlobten hinter den Mond und lenkt sich ab, indem sie mit ihrer Piper frustriert gen Schottland startet. Ein reicher Schlossbesit­zer hat auf einer Auktion eine Antiquität ersteigert, die sie in ihrem Laderaum bei sich hat und überbringen soll, und für ein Wochenende aufs Schloss eingeladen hat er sie zudem auch noch. Na, angesichts der Umstände ist das doch wohl genau die richtige Ablenkung für die temperamentvolle Jenna.

Zu dumm, dass sie dort nicht ankommt.

Während eines aus dem Nichts auftauchenden Sturms macht sie vielmehr eine Bruchlandung … irgendwo im Nirgendwo. Im Nirgendwann ist, wie ihr rasch deutlich wird, offensichtlich kor­rekter. Denn direkt nach der Landung, die das Flugzeug arg mit­genommen hat, pflügt sie erst mal fast eine Gruppe von aben­teuerlich kostümierten Leuten um. Kurz danach findet sie sich in bizarrer Gastfreundschaft wieder, die ihr in einem archaischen Dorf zuteil wird – inklusive einer unglaublichen Fruchtbarkeitsze­remonie, die sie nackt, gefesselt und geknebelt über sich zu er­gehen lassen hat, während die anwesenden Kerle ihr nachein­ander völlig ungeniert die Muschi ausschlecken …!

Also wirklich, das kann ja wohl alles gar nicht wahr sein!

Jennas Entsetzen ist allerdings maßlos, als ihr klar wird, dass es sich bei dem ganzen Spektakel durchaus nicht um ein bizarres, lüsternes Szenario handelt, das sich ihr millionenschwerer, dau­ergeiler Verlobter erlaubt hat (so etwas würde sie Hugh und sei­ner perversen Phantasie absolut zutrauen!), und auch nicht um einen verrückten Fiebertraum. Vielmehr ist Jenna auf uner­gründliche Weise durch die Zeit gestürzt und befindet sich nun im keltischen Britannien, wenigstens zweitausend Jahre von der Gegenwart entfernt. Sie wird als „Göttin vom Himmel“ verehrt und wechselt ohne Absicht recht schnell ihren Status von einer „Feuergöttin“ zu einer „Fruchtbarkeitsgöttin“, und ihr Aufenthalt hier ist auf Dauer geplant – gern auch gegen ihren Willen!

Auch in der Gegenwart bahnen sich derweil Verwicklungen an, die dazu führen, dass sich beide temporale Schienen annähern: denn der Zufall will es, dass der Schlossherr Euan Douglas und Hugh Vandenbrink auf derselben Auktion an demselben Gegen­stand interessiert waren – an der Statue einer keltischen Frucht­barkeitsgöttin Druantia. Just die Figur, die Jenna zu Euan Dou­glas nach Schottland transportieren sollte, wo sie nie ankam.

Hugh ist nicht bereit, die Statue in andere Hände zu geben, und so macht er sich mit seiner persönlichen Assistentin Rachel („in meiner Gegenwart hast du nackt zu sein!“, lautet Hughs un­missverständliche Ansage, und Rachel hält sich nur zu gern dar­an) und seiner Geliebten Mel ebenfalls auf den Weg nach Schottland, um die Statue zurückzuerobern. Dass sie dabei alle in ein Netz uralter Magie geraten, ist niemandem von ihnen klar …

Es ist ein seltsamer Roman, fand ich bei der zwar durchweg kurzweiligen Lektüre, einer, der sich nicht so recht entscheiden kann, ob er a) ein zeitgenössischer erotischer Roman, b) ein his­torischer Roman (mit erotischen Komponenten) oder c) ein durchweg erotischer Fantasy-Roman sein möchte. Dass er un­weigerlich im Fahrwasser von Diana Gabaldons „Highland“-Ro­manen schwimmt, ist jedenfalls unübersehbar bei all den „schottischen“ Anspielungen.

Wiewohl die erotischen Eskapaden schon ganz nett zu lesen sind, ist es doch einigermaßen auffallend, dass die Autorin sie so exzessiv einsetzte. Ich kenne Maya Hess bislang als Kurzge­schichtenautorin, wo sie deutlich konzentrierter arbeitete, und es kann nicht verblüffen, dass ich das Gefühl hatte, hier hätte sie eher angestrengt den Handlungsbogen zu halten versucht. Der Zufall wird sehr strapaziert, wesentliche Elemente der Ge­schichte kommen dagegen so flüchtig weg, dass man sich fragt, ob die Verfasserin ganz bei der Sache war. Nehmen wir nur zwei Details exemplarisch heraus:

Als Jenna bei Brogans Clan notlandet, wird ihr – die auf der Su­che nach dem noch gar nicht gegründeten Dundee ist – klar ge­macht, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft ein weiterer Clan existiert, der angeblich ganz, ganz schlimm sei (was sich nachher als üble Nachrede herausstellt). Da die Pilotin dennoch dorthin flüchtet, wäre jetzt eigentlich die logische Konsequenz gewesen, dass Brogan energisch seine „Göttin“ zurückholt. Was nicht passiert. Es gibt einen halbherzigen Versuch, der ins Leere läuft, daraufhin ist das Thema für die Autorin gegessen … nicht wirklich realistisch.

Punkt 2: Die Entführung des notgelandeten Flugzeugs. Jenna schleicht sich mit Angehörigen des zweiten Clans nicht nur klammheimlich zu dem Flugzeug, sondern die Männer nehmen es sogar auf die Schultern und tragen es munter durch den Wald davon … das mag mit einer Piper vom Gewicht her ver­mutlich funktionieren. Aber es ist kaum anzunehmen, dass es in der Wildnis Pfade gibt, die breit genug sind, um die Flügel eines Flugzeugs schadlos durchzulassen. Reden wir gar nicht mal davon, dass das alles völlig lautlos und ohne Entdeckung durch Brogans Leute geschehen muss … also, hier wurde so massiv idealisiert und schöngefärbt, dass ich schon fast Zahnschmer­zen bekam.

Schweigen wir mal ganz davon, wie problemlos der spätere Start ohne vorbereitete Landebahn funktioniert … da sind wir bei reiner Fantasy angelangt, und der Realismus verabschiedet sich schnell und nachdrücklich. Das gilt erst recht dann für den rosaroten Schluss des Romans. Die keltische Handlungsebene und deren Protagonisten sind doch eher schlicht gestrickt und gestaltet (und nicht zu vergessen: ignoriert einen Gutteil des Klappentextes, der mal wieder munter herumspinnt).

Den Grund für die Zeitreise kann man sich dann zwar recht schnell fast denken, aber diese Form der göttlichen Intervention ist doch, im Rückblick betrachtet, einigermaßen überflüssig, der direkte Zielkurs hätte es auch getan … aber dann hätte Frau Hess ja eine Kurzgeschichte gehabt, keinen Roman.

In einer gewissen Weise wird hier also aufreizende Schaum­schlägerei auf hohem Niveau versucht. Kritischer Lektüre hält die Storyline leider nicht wirklich stand. Für eine Novelle mag der Handlungsbogen akzeptabel sein, für das Volumen eines Ro­mans gilt das eher nicht. Da gelten doch deutlich andere An­sprüche, die man erfüllen muss.

Mein Fazit: Ja, man kann den Roman lesen, wenn man ein paar aufregende Spielchen miterleben möchte, aber die große Hand­lungslinie ist eigentlich für die Katz. Mal schauen, wie sich die Autorin in späteren Romanen schlägt. Der hier ist noch etwas unbeholfen ausgefallen.

© 2017 by Uwe Lammers

Oje, sagt ihr euch? Tja, dem ist kaum zu widersprechen. Wenn man den Roman nur wegen der erotischen „Stellen“ liest, kommt man als Leser vermutlich auf seine Kosten. Aber ansons­ten sollte man sein Hirn besser abstellen.

Wird das nächste Woche besser werden? Nun, da kehren wir im­merhin in den recht soliden Romankosmos von Clive Cussler zu­rück. Wir können also hoffen.

Nächste Woche seid ihr schlauer, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

draußen hält das Böllern der Silvesterkracher derzeit noch an, wiewohl das neue Jahr 2025 bereits gut zwei Stunden alt ist … was für mich wie jedes Jahr zum 1. Januar bedeutet, dass es kei­nen Sinn hat, mich jetzt schon aufs Ohr zu hauen. Ich würde oh­nehin bei dem Lärm keine Ruhe finden. Also mache ich aus der Not eine Tugend und kümmere mich lieber gleich mal um die Auswertung des Monats Dezember 2024.

Ganz so, wie es zu erwarten war, kam ich mit 16 beendeten Werken nicht eben allzu weit. Das kann nicht verwundern, es galt schließlich auch, einiges an Zeit und Energie auf 35 Weih­nachtskarten und 60 Weihnachtsmails zu verwenden. Treffen mit Freunden und Verwandten sowie die Abfassung des gestern veröffentlichten Silvesterblogs führten zur weiteren Verknap­pung der frei verfügbaren Zeitkontingente. Schauen wir uns dennoch an, was möglich war und realisiert wurde:

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(OSM-Hauptglossar)

Blogartikel 625: Work in Progress, Part 144

(20Neu 29: Experimentalplanet Ziaf-III)

23Neu 43: Das Zeitteam

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

(23Neu 46: Gott der Grabeslegionen)

(20Neu 30: Die Juwelengruft)

NK 63: In der Zwielichtzone

Anmerkung: In dieser Episode schrieb ich das Abenteuer der Tassiner auf dem Planeten Vesvynn fort, mit dem ich vor Mona­ten begonnen hatte. Ich brachte das Volk der raumfahrenden Rübenwesen, der Yolsh, in die Handlung und lenkte zudem den unheimlichen Riesen Soffrol, eine seit realen Jahrzehnten ge­heimnisumwitterte Gestalt mit schillernden Loyalitäten, wieder in die vorderste Reihe. Die Episode schrieb sich nicht zuletzt wegen der goldigen Dialoge wie von selbst. Und machte es zwingend erforderlich, dass ich meine Handlungsplanung dieser Serie änderte. Der nächste Band war eigentlich gar nicht ge­plant, aber wenn der Bilderstrom einfach weitergeht, bin ich fle­xibel, ihm zu genügen.

Die Alternative wäre gewesen, diesen Handlungsstrom der Epi­sode erst wieder in den 70er-Bänden der Serie aufzugreifen … aber eingedenk der Tatsache, wie langsam ich an KONFLIKT 24 in den letzten Jahren weitergeschrieben habe, erschien mir das Risiko unvertretbar, komplett den Kontakt zum Handlungsstrom zu verlieren. Also: Weiterschreiben. Gute Entscheidung.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

(Lexikon der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Scher­gen“)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Scher­gen“)

Anmerkung: Das ist eine der weiter unten erwähnten „Baustel­len“. Dieses Glossar ist ebenso wie das Lexikon noch unvoll­ständig, obgleich die Fertigstellung des Digitalisats 18Neu schon Jahre zurückliegt. Ich habe bei diesen Arbeiten aber in­zwischen Band 30 der Serie erreicht und komme in Schritten von jeweils 5 Episoden je Arbeitstag voran. Parallel dazu wer­den Lexikonseiten der Serie nachgeschrieben.

(NK 65: Reise nach Westai)

Anmerkung: Diese nächste Episode des KONFLIKTS 24 wird die Verbindung von zwei Handlungsebenen dieser Serie bringen, et­was, was mir schon sehr lange gedanklich vorschwebte. Und mit den Folgebänden dringen wir in das Mysterium ein, das zahllose Protagonisten auf allen Seiten dieses KONFLIKT-Univer­sums seit (realen) 30 Jahren in Unruhe versetzt: Wer um alles in der Welt hat das KONFLIKT-Universum 24 erschaffen, wenn es doch – wie es allgemein Realität zu sein scheint – keine Bau­meister mehr gibt? Eine sehr spannende Frage, deren Beant­wortung ich in diesem Jahr 2025 anstrebe. Es wird auch wirklich Zeit dafür.

Blogartikel 617: Fehlerlese: Kosmopolitismus im OSM anno 1984

Anmerkung: Dies hier ist, ebenso wie der Blogartikel 624, ein Ausfluss meiner Arbeiten am KONFLIKT 18. Zu diesem Zeit­punkt, wo ich diese Zeilen schreibe, habt ihr von diesen beiden Artikeln noch nicht mal gehört, und ich grinse jetzt schon be­züglich des Moments, wenn ihr sie lesen könnt. Wenn der vor­liegende Beitrag erscheint, seid ihr diesbezüglich natürlich längst im Bilde.

NK 64: Die Pfadfinder

Anmerkung: Das ist der eben erwähnte eingeschobene neue Band des KONFLIKTS 24. Der Titel klingt ja recht bieder. Aber das Problem hierbei ist: Diese Pfadfinder wurden im Vorgänger­band ermordet, und ihr Mörder sagt den nun als wütende Toten­köpfe zu ewiger Knochenexistenz wiedergeborenen Opfern, dies alles, Mord inklusive, habe von Anfang an zum Plan gehört … ihr könnt euch vorstellen, dass die Konsequenzen nicht allzu witzig sind. Ich habe es echt genossen, diesen Band zu schrei­ben, das könnt ihr mir glauben. Und dummerweise hat Soffrol völlig recht – sie BRAUCHEN unsterbliche Pfadfinder. Denn der Weg, der vor ihnen liegt, ist absolut tödlich.

Blogartikel 624: Fehlerlese: Hoffende Mumien, Fackeln und andere irre Einfälle

23Neu 44: Skarabäus-Fluch

Silvesterblog 2024

(23Neu 47: Massaker in Jerusalem)

Anmerkung: Auch wenn man auf finstere Weise glauben könn­te, diese Episode nähme Bezug auf den aktuellen Nahost-Kon­flikt, so ist das doch eine zufällige Analogie. Ich schrieb diese Geschichte 1990, und das Jerusalem der Schildwelt anno 2022 hat mit unserem Jerusalem – abgesehen von der geografischen Lage – nur recht wenig zu tun.

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Novelle)

Blogartikel 628: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LXVII)

23Neu 45: Die Nekropole

Damit war dann der Silvesterabend erreicht und das Jahr vor­über. Summa summarum habe ich in diesem Jahr zwar deutlich weniger geschrieben als 2023, aber ich denke, mit 280 fertig gestellten Texten kann ich immer noch ein recht solides Fazit ziehen. Nach wie vor entfällt natürlich vieles auf Blogartikel, Re­zensionen und Digitalisate älterer Werke, aber ganz gemächlich zeichnet sich hier eine Trendwende ab, hin zu mehr neuen Wer­ken.

Wieso sage ich das? Nun, Tatsache ist, dass es nur noch ver­gleichsweise wenige rein analoge OSM-Episoden gibt, um die ich mich zu kümmern habe – konkret betrifft das nur noch die Serien „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ und „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“. Wir reden hier also von ca. 180 Episoden. Gemessen an den Aberhunderten, die ich in den vergangenen Jahren durch Digitalisate erschlossen und gerettet habe, und wenn man berücksichtigt, dass ich allein 2024 rund 100 Episo­den weit im OSM vorangedrungen bin, dann kann man wohl mit einigem Optimismus konstatieren, dass in spätestens 2-3 Jahren diese im Jahre 2002 begonnene Arbeit der Vergangenheit ange­hört.

Ich bin darum zuversichtlich, mich schon auf dem Weg zu mehr neuen Werken zu befinden, dem zügigen Abbau der „Baustel­len“, dem Abschluss von Serien, Episoden, Romanen und zwei­fellos auch weiteren E-Books.

So gesehen blicke ich also absolut optimistisch auf das frisch angebrochene Jahr 2025. Wir werden sehen, wie weit ich mit meinen Plänen komme – ich halte euch weiter auf dem Laufen­den, Freunde!

Nächste Woche rede ich an dieser Stelle über ein verschollenes Frühwerk. Lasst euch mal überraschen, was ich dazu zu sagen habe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

heute gönnen wir uns mal die volle Superhelden-Dröhnung. Ei­gentlich kennt man sie ja eher aus Comics und Kinofilmen, aber auf dem Romanpapier machen Superhelden auch keine schlech­te Figur – fand ich jedenfalls bei der Lektüre, die bisweilen so atemlos und actionlastig ausfällt, dass man leicht den Überblick verliert, wer jetzt wo und warum agiert und welcher Bedrohung nun noch einmal genau gegenübersteht.

Zudem gibt es eine interessante Interferenz zwischen den Film-Avengers und denen in den Comics, die mich anfänglich ver­wirrte. Ich kenne zwar die Filme recht gut und sehe sie gern auch zum vielfachen Mal an, aber mit den modernen Comics und ihrer bisweilen stark von der Verfilmung abweichenden Handlungsführung war ich nicht so vertraut.

Eins kann ich jedenfalls guten Gewissens voranschicken – was folgt, wird ziemlich turbulent, das werdet ihr rasch merken.

Also, auf ins Abenteuer …

Marvel Avengers:

Jeder will die Welt beherrschen

(OT: Avengers: Everybody wants to rule the world)

Von Dan Abnett

Panini Books, 2019

320 Seiten, TB

Übersetzt von Timothy Stahl

ISBN 978-3-8332-3772-0

Wir kennen die Haupthandlungsträger hinlänglich aus den Mar­vel-Kino-Blockbustern. Da wären etwa zu nennen: Steve Rogers alias Captain America, Natascha Romanov alias Black Widow, Clint Barton alias Hawkeye, Anthony Stark alias Iron Man, Thor, Gott des Donners, Wanda Maximoff alias Scarlet Witch1 und Bruce Banner alias Der Hulk. In den Nebenrollen, wenn man so will, treten dann noch Personen wie Nick Fury, Direktor von S.H.I.E.L.D., und Pietro Maximoff alias Quicksilver2 sowie Vision auf. Insgesamt kennt man sie als die Avengers, jene mächtigs­ten Helden der Welt, die die Erde vor globalen Gefahren schüt­zen.

Alle diese Helden werden, weitgehend unabhängig voneinander, in einem nicht klar benannten Jahr, beginnend am 12. Juni, in eine Kaskade von verschiedenartigen Katastrophenfällen verwi­ckelt, die alle auf der Einsatzskala der Avengers Alpha-Priorität beanspruchen. Und es zeigt sich schnell, dass auf sehr verschie­dene Weise die Existenz der Welt, die Freiheit der Menschheit oder gar der Fortbestand des Lebens, wie wir es verstehen, auf dem Spiel steht.

Gehen wir die Krisen mal im Schnellgang durch:

Captain America wird nach Berlin gerufen, weil hier Baron Wolf­gang von Strucker gesichtet worden ist, das Haupt von HYDRA. Er hat von einer Berliner Hightechfirma ein Gerät entwickeln lassen, das er nun offenbar sehr dringend braucht. Sein Ziel ist es, vordergründig, erst einmal eine Demonstration seiner Macht zu zeigen – indem er Berlins Bevölkerung ausrottet. Was Cap natürlich vereiteln muss und ziemlich viel Randale erzeugt, Au­tos zerschrottet, Gebäude demoliert und Menschen verletzt bzw. tötet … kurzum: Da ist eine Menge Trouble los und so schnell kein Ende in Sicht.

Das ist Krise 1.

Zeitgleich sind Hawkeye und Black Widow in einer Region der Antarktis unterwegs, die als „Savage Land“ bezeichnet wird und in der die beiden Helden zu meiner nicht geringen Verblüffung auf Dinosaurier stoßen … ich dachte, ich bin bei „Jurassic Park“, echt (oder bei „Doc Savage“, aber das ist wieder eine andere Geschichte). Aber das sind nur so die Sahnekringel auf der Ge­schichte – im Zentrum der urwüchsigen Landschaft ist ein Labor der verbrecherischen Organisation A.I.M., in die einzudringen schon ein echtes Problem darstellt. Aber als die beiden Avenger drin sind und ermitteln, woran die Organisation arbeitet und was definitiv die freie Menschheit bedroht, sind sie auf einmal außerstande, Kommunikation mit irgendwem außerhalb herzu­stellen.

Keine Verbindung zu S.H.I.E.L.D.

Keine Verbindung zu den restlichen Avengers.

Alle globalen Datenkanäle scheinen tot zu sein.

Das ist Krise 2.

Dies wiederum hat mit dem zu tun, was – zeitgleich – in Washington, D.C., geschieht. Iron Man hat hier die Fährte zu ei­nem von ihm so genannten Null Sechs-Ereignis aufgenommen. In einem geheimen Datenzentrum nahe Washington wird gera­de das Ende der Welt vorbereitet, indem sich eine Datenver­dichtung zu einer alles vernichtenden Künstlichen Intelligenz ak­kumuliert. Ihr Name – wie Iron Man feststellt, als er vor Ort ist und die Details ermitteln kann, während er um sein Leben kämpft – lautet, für ihn wenig überraschend: Ultron!

Die Künstliche Intelligenz, mit der er einstmals den Planeten Erde gegen eine Invasion von Aliens schützen wollte, ehe diese entschied, dass das größte Hindernis für die Evolution die menschliche Spezies sei und sich deren Vernichtung auf die Fah­nen schrieb (so anzusehen im Film „Avengers 2: Age of Ultron“).

Das also ist Krise Nummer 3.

Gleichzeitig (eigenartig, nicht wahr?) gibt es auch in Sibirien ein seltsames Alpha-Alarmsignal, das diesmal magischer Natur zu sein scheint. Also genau das Richtige für den nächsten Avenger, Thor Odinssohn. Er muss bestürzt entdecken, dass ein Teil der Erde geradewegs in eine andere Dimension abgesaugt worden ist, und er trifft mit einem Wesen zusammen, das vorgibt, Scar­let Witch zu sein, dann aber Anstalten macht, ihn kurzerhand umzubringen. Die echte Wanda Maximoff taucht gerade noch zeitig auf, um das zu vereiteln, aber daraufhin sitzen sie beide in der Falle … und es scheint nur noch eine Frage weniger Stun­den zu sein, bis der Finsterherrscher Dormammu die Erde aus­löscht.

Damit bahnt sich also Krise Nummer 4 an.

Und dann wäre da noch in asiatischen Gefilden eine Enklave der Gesetzlosigkeit, die Stadt Madripoor (bekannt aus der Marvel-Miniserie „Falcon and the Winter Soldier“). Hier treffen wir auf einen scheuen Wissenschaftler namens Bruce Banner, der nach besten Kräften versucht, nicht grün und damit zum unkontrol­lierbaren Hulk zu werden. Das ist nur schwierig, denn die Ange­legenheit, der er nachgehen soll, führt ihn geradewegs zu einer gigantischen Gamma-Bombe, mithin genau zu dem Gegen­stand, dessen Nähe er tunlichst vermeiden sollte.

Krise Nummer 5.

Und so gehen die Avengers, isoliert und weithin von allen Kom­munikationskanälen abgeschnitten und jeder Menge tödlicher Gegner ausgesetzt, dazu über, parallel diese Krisen zu lösen und die Bedrohungen niederzukämpfen …

Ich muss zugeben, Abnett versteht es durchaus, packend zu schreiben, und Stahl hat die Übersetzung nicht minder rasant ausgeführt. Man erkennt schön die einzelnen Marvel-Charaktere wieder inklusive ihrer manchmal nervigen Sprüche … aber mir kam diese Ballung an Krisen doch etwas sehr exaltiert vor. Zu­mal ich hier Schwierigkeiten mit den Verbindungslinien zu den Filmen hatte. Manches davon passt einfach nicht zusammen, und das hat vermutlich damit zu tun, dass Abnett wesentlich aus dem Ereignisraum der Marvel-Comics (!) kommt. Die Verfil­mungen gehen mit diesen Stoffen relativ frei um, und so kommt es zu zahlreichen Verwerfungslinien, die dem Leser des Buches, der die Filme kennt, doch zu schaffen machen. Ich deute mal ein paar davon an.

Wolfgang von Strucker und Pietro Maximoff kommen im Film „Avengers 2: Age of Ultron“ ums Leben. Hier sind und bleiben beide quicklebendig, was manches verwirrte Augenzwinkern auslöste.

Wir treffen Dormammu, den Finsterling aus „Doctor Strange“. Aber von Stephen Strange, dessen Eingreifen man unwillkürlich erwartet, fehlt jede Spur.

Wanda Maximoff nimmt den Namen „Scarlet Witch“ erst im zweiten Strange-Film „Doctor Strange in the Multiverse of Ma­dness“ an, und zwar hier ausdrücklich als Villain-Name einer ul­timativen Bedrohung. Davon ist im Buch überhaupt keine Spur zu entdecken. Wandas Name und der der Scarlet Witch wird un­geniert synonym verwendet.

Ultron, der hier vergleichsweise gut charakterisiert wird, wird am Ende des genannten Ultron-Films von Vision eliminiert. Hier ist er auf einmal wieder quicklebendig und so gut wie unkaputt­bar.

Na ja, und als wenn diese Ballung von Superschurken und den dazu gehörigen Armeen nicht reichen würde, gibt es „natürlich“ noch eine sinistre „Über-Bedrohung“ hinter den ganzen aufmar­schierten Bösewichtern, mit der es die Avengers dann ebenfalls zu tun bekommen.

Nein, ich verrate nicht, was da jetzt noch lauert, man kann das gern selbst nachlesen. Ich fand insgesamt jedenfalls, dass Ab­nett einfach zu viele Bedrohungen auf einem Haufen ausgelöst hat (die sich nicht mal, was völlig abwegig schien, ins Gehege kamen und gegenseitig bekämpften, wiewohl sie sehr ähnliche totalitäre und deshalb strikt konkurrierende Ziele verfolgten). So interessant also auch die Parzellierung der Avengers und ihre datentechnische Isolation sein mag … sie führte zu einem ziem­lichen Kuddelmuddel von unabhängigen Kämpfen, wodurch die große Stärke der Avengers, nämlich als ein Team zusammenzu­arbeiten, kurzerhand auf der Strecke blieb.

So unterhaltsam der Roman sich also auch lesen ließ – davon war ich rechtschaffen enttäuscht. Weniger Bedrohungen, mehr Teamwork, das hätte einen sehr viel weniger schematischen und wesentlich lebendigeren Roman ergeben. Auch hätte ein Hinweis nicht schaden können, dass dieser Roman grundlegend von den Filmversionen abweicht. Das hätte manches Stirnrun­zeln verhindern können.

So kann ich also leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung für ausgesprochene Fans aussprechen. Sorry.

© 2022 by Uwe Lammers

Ein ernüchterndes Fazit von jemandem, der Superheldenverfil­mungen im Grunde recht gern leiden kann? Wahr. Aber das ist schlicht meine Meinung. Wer die Schraube überdreht und denkt, mehr und mehr und mehr sei automatisch immer besser, be­nimmt sich so kurzsichtig wie jemand, der sich am Büffet voll­futtert, weil „all you can eat“ doch so preiswert ist … und nicht daran denkt, dass er sich damit womöglich trotz leckeren Es­sens massive gesundheitliche Probleme einhandeln könnte.

Maßhalten wäre auch in diesem Roman die deutlich bessere Va­riante gewesen. Aber dieser Zug wurde leider verpasst.

In der kommenden Woche machen wir an dieser Stelle eine ne­ckische kleine Zeitreise. Schnallt euch schon mal an, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Nicht hier schon wundern, ich sage dazu noch etwas.

2 Auch hier: Noch nicht wundern … und ignorieren wir mal geflissentlich, dass Quicksilver eigentlich ein Heldenname ist, der von den X-Men her­stammt. Soweit ich das sehen kann, wird er Pietro in den Filmen gar nicht gegeben.

Blogartikel 629: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 16

Posted August 24th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kommt ihr euch auch manchmal vor wie ein einsamer Rufer in der Wüste, den niemand vernimmt? Nun, mir geht das gele­gentlich schon so. Insbesondere, wenn es um dieses Herzensprojekt geht, in das ich leider gegenwärtig viel zu wenig Energie stecke, weil mich das Leben anderweitig so beansprucht, dass ich – und das hat jetzt nicht allein mit dem drückend-schwülen Wetter zu tun, das ich nicht gut vertrage – ständig auf anderen Baustellen unterwegs bin. Krisenmanagement könnte man das hochtrabend nennen. Wir brauchen an dieser Stelle nicht zu wiederholen, dass jenseits dieser persönlichen Baustellen die Welt insgesamt ziemlich am Rad dreht und jede Menge Fehllen­kung nicht nur in monetärer Hinsicht geschieht. Dazu braucht man sich nur die Nachrichten anzuschauen oder anzuhören.

Gelegentlich also habe ich das dumme Gefühl, ein einsamer Ru­fer in der Wüste zu sein, weil die ganze Welt anderswo hin­schaut und dieses Problem der Autorennachlässe vollkommen ausblendet … nun, aber dann gibt es Nachrichten wie diese, die ich kürzlich im Internet fand. Die seriöse Webseite des digitalen Börsenblatts des deutschen Buchhandels brachte einen Artikel des österreichischen STANDARD vom 8. Juli 2025, und darin dis­kutierte die Autorin Helen Slancar den aktuellen Fall Joan Didion.

Ich war schlagartig hellwach.

Gut, eingestanden sei an dieser Stelle, dass ich Joan Didion nur dem Namen nach kenne und meiner Erinnerung zufolge nichts von ihr gelesen habe. Doch darum geht es nicht. Die US-Autorin ist 2021 gestorben, und in der Meldung ging es um die posthu­me Veröffentlichung nachgelassener Schriften, insbesondere des Werks „Zeilen für John“.

Slancar schrieb: „Der Tod eines Autors – nicht bloß ein literatur­theoretisches Konzept, sondern auch ein Umstand, der vor al­lem eine Frage aufwirft: Was geschieht mit unvollendeten Wer­ken, den Aufzeichnungen und den Ideen, wenn unsere liebsten KünstlerInnen nicht mehr sind?“

Kommt euch diese Frage auch enorm vertraut vor? Seht ihr, dann geht es euch genau wie mir. Ich las also weiter, da das ja ganz genau den Kern des von mir in dieser Artikelreihe mit Recht aufgeworfenen Gedankens trifft.

Sie schweifte dann ein wenig exemplarisch ab und schockierte mich etwas, als sie etwa vom Fall Terry Pratchett erzählte. Ich wusste Folgendes etwa noch nicht: „Zehn unvollendete Romane befanden sich auf der Festplatte des britischen Fantasy-Autors Terry Pratchett, als sie von einer Dampfwalze überrollt wurde: Kein noch so kleines literarisches Überbleibsel sollte je an die Öffentlichkeit gelangen.“

Das fand ich – ganz wie sie – schon etwas drastisch. Dann kommt sie zum Fall Franz Kafka, den ich auch ganz gern als Bei­spiel für literarisches Nachleben erwähne. Ein Kommentar des Artikels stellte indes ergänzend sinngemäß klar, dass der Nach­lassverwalter Max Brod durchaus nicht, wie ich es auch immer annahm, „Verrat“ an Kafka begangen habe, als er seine Anwei­sung, seine Schriften zu verbrennen, missachtete. Korrekt sei vielmehr, dass er gar nicht berechtigt dazu war, weil das Eigen­tum an den Schriften mit dem Ableben des Autors an Kafkas Verwandte übergegangen war. Er hätte diese Handlungsanwei­sung also gar nicht umsetzen dürfen.

Das fand ich doch sehr erhellend.

Slancar thematisiert eine weitere Problematik, die damit ursäch­lich in Zusammenhang steht und die uns zweifellos langfristig auch beschäftigen wird: „Das moralische Dilemma [der Veröf­fentlichung nachgelassener Schriften, UL] verdichtet sich heute in der Frage nach dem Profit: Oft wird mit einem Vorteil für die Nachwelt argumentiert.“

Etwa dergestalt, dass Tagebücher oder sonstige Aufzeichnungen erhellende Informationen auf die Entstehungsprozesse der Wer­ke und das Leben liefern. Da sehe ich als archivgeschulter His­toriker eine definitive Parallele zu Akteneditionen, die meist Jahrzehnte nach historischen Geschehnissen die ganzen Hinter­gründe von politischen Entscheidungen transparent machen und, beispielsweise, auch verklärende oder verzerrende Memoi­renliteratur wieder relativieren.

Diese Dimension war für mich immer schon sehr schlüssig, das gilt natürlich auch für Autorennachlässe. Denn wie ich schon wiederholt schrieb: Um die veröffentlichten Werke kümmern sich die Verlage, die Literatur-Agenturen und im letztendlichen Fall die Deutsche Nationalbibliothek (DNB).

Für die meisten oben gemeinten Texte gilt das nicht. Was wäre, beispielsweise, mit dem Großteil meiner unveröffentlichten Wer­ke (schaut euch mal die OSM-Wiki an und versucht mal zu zäh­len, wie oft hinter den Einträgen „nicht publiziert“ steht … da bekommt ihr aber graue Haare). Ganze Serien und Universen sind hier noch nicht publiziert. Und vieles von meinen Kreativ­kladden, Notizen, Skizzen und Entwürfen, Listen, Kalendern und dergleichen wird, in Kombination mit den Werken, erst einen umfassenden Blick auf die Entstehungsprozesse ermöglichen. Flankiert von meinem umfangreichen Brief-Oeuvre. Das, ich brauche es nicht zu betonen, natürlich auch unveröffentlicht ist.

Doch kommen wir auf den Slancar-Artikel zurück. Natürlich gibt es neben euphorischen Stimmen, die solche posthumen Veröf­fentlichungen ausdrücklich positiv konnotieren, auch kritische Stimmen, die das für unmoralisch halten. Und dann wieder Stimmen, die dagegen argumentieren.

Zu letzteren gehört Didions Biografin Tracy Daugherty, die in dem Artikel auch indirekt zu Wort kommt. Ich zitiere noch ein­mal aus dem sehr lesenswerten Beitrag: „Die Autorin sei nicht naiv gewesen: Dass sie die Aufzeichnungen [Zeilen für John, UL] nicht selbst vernichtet habe, deute darauf hin, dass sie mit deren Publikation gerechnet habe.“

Slancar ergänzt allerdings nachdenklich: „Wie urteilsfähig Didi­on war, die an Parkinson litt, scheint Daugherty in ihre Rech­nung nicht einzubeziehen.“

Wir sehen: Der Fall ist alles andere als simpel. Und zum Schluss schlägt die Verfasserin eine Brücke zur Autorin Didion selbst. Slancar merkt an: „Tatsächlich hat Joan Didion der Nachwelt vie­les, aber keine Anleitung vermacht, wie mit ihrem Nachlass um­zugehen sei. Einen Hinweis könnte ihr Artikel in der New York Times aus dem Jahr 1998 geben. Darin schreibt sie über Ernest Hemingways Werke, die Jahre nach seinem Suizid veröffentlicht wurden. Der Diskurs scheint bis dato unverändert: Auch Didion kreist gedanklich um die moralische Thematik einer Veröffentli­chung ohne Erlaubnis seiner Verfasserin. Auch sie stellt kapita­listische Motiv einem Wert für die LeserInnenschaft gegenüber. Auch sie erwähnt Kafka. Eines jedoch legt sie mit auf die Waa­ge: Schreiben sei Arbeit, Schreiben sei Kunst. Indem man Un­vollendetes nach dem Tod einer Autorin bearbeite, spreche man ihr ein lebenslang erarbeitete Handwerk ab.“

Diesen letzten Punkt sehe ich durchaus anders. Ich stehe eher auf dem Standpunkt, dass man als Autor, der aus nachgelasse­nen Fragmenten eines verstorbenen Verfassers vollständige Werke erschafft, damit in gewisser Weise eine Form der persön­lichen Wertschätzung gegenüber den ins Unreine formulierten Ideen und Fragmenten offenbart. Eine Abschwächung der litera­rischen Präsenz der Verstorbenen sehe ich darin eher nicht.

Gleichwohl: Ihr versteht, warum mich der oben in Auszügen wiedergegebene Artikel so sehr elektrisierte. Und er zeigte mir, dass die anfängliche Vermutung, die ja für einige Unsicherheit sorgen könnte, gottlob durchaus nicht zutrifft.

Der Literaturbetrieb nimmt durchaus Kenntnis vom Ableben von Autoren und davon, dass sie Schriften hinterlassen, die später erst ans Tageslicht befördert werden. Man denke in diesem Zu­sammenhang auch aktuell an den Fall von Sebastian Haffner – hätte dieser Jahrzehnte vor seinem Ableben geschriebene Ro­man, der jetzt Furore macht, im Kamin landen sollen oder, sinn­bildlich, unter der Dampfwalze? Ich denke nicht.

Die Frage, ob man mit diesen Veröffentlichungen den Willen der Verfasser einen Gefallen tut oder ob dies nicht eher moralisch verwerflich wäre und reiner ökonomischer Gier geschuldet ist, kann auf diese Weise natürlich nicht beantwortet werden. Schätzungsweise würde uns hier nicht mal eine Seance weiter­bringen.

Ich kann an dieser Stelle nur erleichternd konstatieren: Das The­ma ist äußerst lebendig, und ich werde weiterhin die Augen of­fen halten nach Beiträgen, die in diese Richtung gehen – und ja, natürlich weiterhin versuchen, die Idee des Autoren-Nachlassar­chiv-Projekts mit Leben und Substanz zu füllen. Glücklicherwei­se fühle ich mich damit nicht alleine. Eine gut befreundete Auto­rin, mit der ich über dieses Thema rege diskutiere, brachte kürz­lich einen weiteren Aspekt dazu ein … aber davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.

In der nächsten Woche reisen wir zurück in den Dezember 2024, und ich erzähle euch dann, was ich jenseits der Weih­nachtspost noch so kreativ auf die Beine stellen konnte.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 522: Sugar & Spice 2: Wildes Verlangen

Posted August 19th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen machten wir den ersten Ausflug in das beschauliche Örtchen Crimson Bay nahe Los Angeles und lernten das Café „Sugar & Spice“ kennen, das dem vierteiligen Romanzyklus seinen Namen gab. Dieses Mal geht es um die Mit­inhaberin Siobhan Malloy und die bisweilen unkalkulierbaren Untiefen ihrer Seele und ihres Lebens.

Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht sagen, dass es hier defi­nitiv nicht langweilig wird. Wie in der Rezension erwähnt, sind alle beteiligten Personen auf ihre Weise „tiefe Wasser“, und das macht sie ausgesprochen menschlich. Denn mal Hand aufs Herz: glatte Persönlichkeiten, die von Anfang an vollkommen aufrichtig sind, werden doch im Grunde genommen meist recht schnell langweilig. Davon ist hier definitiv keine Rede. Auch Siobhans romantisches Interesse sucht sich nicht einen 08/15-Ty­pen aus, sondern … nun, schaut am besten mal weiter:

Sugar & Spice 2: Wildes Verlangen

(OT: Sugar)

von Seressia Glass

Knaur 52162, Dezember 2017

400 Seiten (eigentlich nur 380), TB

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer

ISBN 978-3-426-52162-5

Das Café „Sugar & Spice“ liegt in der kleinen Ortschaft Crimson Bay an der Küste nahe Los Angeles, und hier haben sich Nadia Spiceland und ihre Kollegin Siobhan Malloy als stadtbekannte Bäckerinnen etabliert. Dass beide auf eine traumatische Sucht­karriere zurückblicken können, hat hier anfangs niemanden in­teressiert. In Wahrheit war Crimson Bay sogar so weitab von Schuss, dass es nicht mal so etwas wie Selbsthilfegruppen für Suchtkranke gab, weshalb die beiden Inhaberinnen kurzerhand selbst eine ins Leben gerufen haben. So lernten sie ihre Freun­dinnen Audie und Vanessa kennen, die ebenfalls diverse Schwierigkeiten haben. Insgesamt bilden sie eine Art Ersatzfa­milie. Abgesehen von Audie, die sich mit ihrer Sexsucht ständig in amouröse Abenteuer stürzt, entbehren die drei Frauen aber aufgrund der Arbeitstaktung ihres Alltags eines wichtigen Fak­tors zur Vollständigkeit ihres Lebens: Männer.

Das änderte sich vor kurzem für Nadia Spiceland, die für das „Spice“ im Cafénamen zuständig ist. Sie hat inzwischen mit dem dynamischen und erotisch sehr versierten Professor Kane Sullivan den Mann fürs Leben gefunden.

Und dann läuft auch Siobhan jemand über den Weg, der sie nicht kalt lässt: Charlie O’Halloran, ein Jungunternehmer aus der Stadt, der einen Kurierdienst gegründet hat und sich schnell to­tal in Siobhan verguckt. Auf dem Umweg, seine Kurierdienste für das Café anzubieten – was sich rasch für beide Seiten ren­tiert – , kommt er mit Siobhan zusammen, deren faszinierender Retrolook und deren atemberaubende Kurvigkeit ihn schlicht­weg um den Verstand bringt. Seiner Aussage zufolge könnte Siobhan einem PinUp-Kalender der 60er Jahre entstiegen sein.

Das ist nicht so abwegig, wie es scheint, denn sie ist seit ein paar Jahren hobbymäßig als Burlesque-Tänzerin „Sugar Malloy“ unterwegs und hat hier einen breiten Fankreis gewonnen. Tat­sächlich funkt es zwischen den beiden dann auch schnell heftig. Als sich Siobhan nach anfänglichem Zögern auf Charlie einlässt, vergisst sie auch relativ bald ihren Kummer wegen ihrer Tochter Colleen, die vor fünf Jahren jeden Kontakt zu ihr abgebrochen hat und ihre undankbaren Eltern, die ihr nach wie vor die einsti­ge Tablettensucht vorhalten.

Es ist rasch deutlich, dass Charlie gern mehr von ihr möchte als nur heiße Nächte … aber warum bleibt er dann niemals über Nacht? Nein, er habe keine Frau und auch keine andere Freun­din … aber er rückt mit der Sprache nicht wirklich heraus, wo bei ihm gewissermaßen der Hund begraben liegt.

Erst als Siobhans Freundinnen, allen voran Nadia, ihr vorhalten, sie verheimliche ihm doch auch noch so einiges, beschließen beide, reinen Tisch zu machen. Siobhan erzählt von ihrer Tablet­tensucht und der zerrütteten Beziehung zu ihrer Tochter. Und Charlie … berichtet davon, dass er eine Familie hat.

Siobhan ist völlig konsterniert, als sie das erfährt. Wie jetzt, eine Familie? Es dauert, bis ihr klar wird, dass die achtzehnjährige Lorelei und die beiden deutlich jüngeren Teenagerjungen nicht seine Kinder sind, sondern seine GESCHWISTER, um die er sich seit dem Unfalltod ihrer Eltern kümmert. Aber leider ist das noch nicht das einzige Geheimnis, das Charlie vor ihr hat. Das andere ist noch heftiger und fährt die aufkeimende Beziehung scheinbar vollends gegen die Wand.

Und dann taucht auch noch ihre leibliche Tochter Colleen im Café „Sugar & Spice“ auf, und das Chaos bricht aus …

Man kann sagen, was man möchte – die Frauen in Seressia Glass´ Vierteiler „Sugar & Spice“-Serie sind tiefe Wasser. Lei­denschaftlich, erotisch, sehnsüchtig und innerlich tief zerrissen. Gerade dann, wenn man glaubt, alles würde sich nun einrenken, kommt irgendwie der nächste Nackenschlag und zertrümmert das ohnehin fragile Selbstbewusstsein der Protagonisten und verunsichert sie gründlich. Manchmal ist das echt peinigend.

In diesem Fall fand ich, dass sich Siobhan buchstäblich bis zur vorletzten Seite so was von im Weg stand. Hohe Moral in allen Ehren, Familiensinn auch … aber ja, das hatte schon etwas durchaus Masochistisches an sich, was hier passierte. Interes­sant war allerdings der Faktor der Kinder, der auf eine wunder­schöne Weise die Geschichte belebt und die scheinbar unverrückbaren mentalen Standpunkte aufgeweicht hat. Ich glaube, besonders die kesse Lorelei werdet ihr lieben lernen. Die Volten gegen Schluss des Romans habe ich so nicht wirklich vorherge­sehen – und ich fand es mutig, in dem Roman dann auf einmal auch vom Jugendamt zu lesen und von so tief zerklüfteten Fami­lienbeziehungen, dass sie an Wahnsinn grenzten.

Natürlich wissen die Leser, die den ersten Band gelesen haben, dass Seressia Glass den Roman nicht verlassen kann, ohne die Verhältnisse zu kitten. Das ist nicht so ein Roman, sonst würde er sich zweifellos nicht so gut verkaufen. Für Romantiker, die auf nicht ganz so glatt geschmirgelte, emotional durchaus auf­wühlende Liebesromane mit heftigen erotischen Szenen stehen, ist dieses Buch unbedingt geeignet.

Von meinem Blickwinkel her: unbedingte Leseempfehlung! Ich bin sehr neugierig auf die nächsten beiden Bände und die Le­ben von Audie und Vanessa. Demnächst mehr dazu an dieser Stelle.

© 2019 by Uwe Lammers

Etwas viel Achterbahnfahrt auf einmal? Well, dann erde ich euch mal ein wenig in der kommenden Woche … jedenfalls dann, wenn ihr ein ausgesprochenes Faible für Marvel-Superheldenfil­me habt, denn dann werdet ihr jede Menge bekannter Charak­tere wieder treffen, diesmal zur Abwechslung auf Buchseiten, nicht im Comic oder auf der Leinwand.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es ist jetzt schon wieder neun Wochen her, dass ich den letzten Beitrag in dieser Artikelreihe veröffentlicht habe. Damals ging es um das erste Quartal des Kreativjahres 2023. Heute wenden wir uns den Monaten April, Mai und Juni 2023 zu und schauen uns an, auf welchen Themenfeldern ich mich dort bewegt habe und was es speziell mit dem Fokus auf die „Annalen“-Bände zu zeigen gibt.

Im Monat April befand ich mich, ganz wie zuvor schon im März, noch voll im Digitalisierungsfieber. Die OSM-KONFLIKTE 13 „Oki Stanwer Horror“ und 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ füllten zusammen mit Rezensionen, Glossar- und Lexikonarbeiten an diversen OSM-Serien den Großteil der Zeit dieses Monats aus.

Es entstand zwar mit „Informationen zu KONFLIKT 11“ ein erster OSM-Hintergrundtext für die in diesem Monat startende Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“, wo ich aus dem Stand die ersten vier Episoden bis Monatsende schrieb … aber ansonsten ist hier bezüglich der „Annalen“-Werke Fehlanzeige.

Wie schaut es dagegen im Mai aus? Nach 42 fertig gestellten Werken im April (zu einem sehr großen Teil Blogartikel und, wie erwähnt, Episoden-Digitalisate), kam ich hier nur noch auf 29 beendete Werke. Aber hier sah es nahezu genauso aus wie im Vormonat … mit dem Unterschied, dass ich hier schon bis Band 11 der VvD-Serie kam. Sie bewegte sich wirklich sagenhaft leichtfüßig vom Fleck und brachte meine Gedanken mächtig auf Touren. Das erklärt sicherlich zu einem Gutteil, warum ich an „Annalen“-Baustellen keinen Gedanken verschwendete.

Der Monat Juni kam dann wieder etwas interessanter herüber. Gesamtzahl fertiger Werke: 34. Mitte des Monats schloss ich das Digitalisat für KONFLIKT 13 ab, also die Serie „13Neu“. Und di­rekt einen Tag später stürzte ich mich planmäßig in die Digitali­sierung von KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeits­team“. Außerdem gingen die Digitalisierungsarbeiten natürlich im KONFLIKT 16 weiter voran, und es entstand ein bunter Strauß von Blogartikeln. Lexika wurden ergänzt, Glossare aus­gedehnt … doch sonst ist leider in diesem Monat auch nichts Relevantes zu vermelden, was die „Annalen der Ewigkeit“ ir­gendwie vorangebracht hätte. Das sollte noch geraume Zeit dauern.

So gesehen ist mein kreatives Portfolio in diesem Quartal zwar solide um 105 Werke gewachsen, doch ist der echte „Neuzu­wachs“ an frisch verfassten Episoden recht überschaubar. Allzu viel von Langzeitprojekten beendet wurde nicht, wenn man vom Digitalisat des KONFLIKTS 13 absieht.

Aber wer weiß, vielleicht wurde es ja im dritten Quartal 2023 besser? Das schauen wir uns in fünf Wochen an dieser Stelle ge­nauer an. In der nächsten Woche blicken wir wieder einmal zu der Langzeit-Baustelle des Autoren-Nachlassarchivs, an der ich natürlich auch anno 2025 weiterarbeiten werde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 521: Geheimfracht Pharao

Posted August 13th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich denke, es ist kein Geheimnis, dass ich Schatzsucherge­schichten liebe. Und wenn sie mit dem alten Ägypten zu tun ha­ben, sind sie mir umso lieber. Auf die Spitze getrieben wird mei­ne Leseneugierde zudem, wenn es sich bei dem entsprechen­den Buch, das zur Lektüre ansteht, um ein Werk aus der Auto­renschmiede des verstorbenen Clive Cussler handelt.

Damit landen wir beim Buch dieser Woche, das ich heute nach nur drei Schmökertagen auslas und bei dem ich gegen Ende we­gen einer abenteuerlichen Volte des Schicksals herzhaft lachen musste.

Es geht um verschollene Pharaonenschätze, die über tausend Jahre vor der Zeitenwende in Sicherheit gebracht wurden. Aber eben nicht ausschließlich. In gewisser Weise ist das eine Art von bizarrer Rahmenhandlung, sozusagen das, was man traditionell erwartet. Was dann aber tatsächlich geschieht bei dem mörderi­schen Geschehen, das viele Leute gewaltsam ins Jenseits beför­dert, das ist so kurios, dass ich es in der Rezension nicht verra­ten durfte.

Aber ich glaube, das, was ich schon enthüllen darf, macht neu­gierig genug. Darum Vorhang auf für:

Geheimfracht Pharao

(OT: Journey of the Pharaohs)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 1055

Januar 2022,11.00 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-1055-9

Im Jahre 1074 vor Christus befindet sich das alte Ägypten in ei­nem krisenhaften Zeitabschnitt, der unter Archäologen heute die „Dritte Zwischenzeit“ genannt wird. Es ist eine problemati­sche Epoche, in der mindestens zwei Pharaonen gleichzeitig in Ägypten regieren, einmal Ramses XI., dann aber auch ein Re­gent, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte und zunächst Hohepriester war, ein Mann namens Herihor (manchmal auch Hrihor genannt). Er ist es, der hier anordnet, die Gräber der al­ten Pharaonen im Tal der Könige zu räumen und die Schätze ab­transportieren lässt – ein Faktum, das historisch durchaus be­legt ist, wenn auch nicht unbedingt an diese Person geknüpft.

Dieser Raubzug wird aber beobachtet, und ein kleiner Diebes­junge namens Qsn verfolgt die vermeintlichen Plünderer bis zu einer Flotte von großen Schiffen, auf denen er sich als blinder Passagier einschleicht. Die Schiffe verlassen Ägypten und wer­den nie wieder gesehen.

1927 ist ein spannendes Jahr für die globale Luftfahrtgeschich­te. Es ist ein Preis ausgelobt worden für die erste Nonstop-Atlan­tiküberquerung. Ein Preis, der schließlich von Charles Lindbergh gewonnen wird und ihm Weltruhm beschert. Aber er hat einen Konkurrenten, der vorher startet und dasselbe Ziel verfolgt – ei­nen Meisterpiloten des Ersten Weltkriegs namens Jake Melbour­ne … doch er kommt nie in Paris an und gilt als über dem Ozean abgestürzt und tot. Was ihm wirklich widerfuhr, ist um einiges bizarrer, aber es dauert Jahrzehnte, ehe das ans Tageslicht ge­langt.

In der Gegenwart beobachten die NUMA-Männer Kurt Austin und Joe Zavala, die sich eigentlich zu Urlaubszwecken in Schottland aufhalten, wie ein Kutter während eines immer heftiger werden­den Sturmes unmittelbar vor ihrem Strandhotel auf Grund läuft und auseinander zu brechen droht. Es gelingt ihnen in einem waghalsigen Manöver, die Crew zu retten … aber nicht den Pas­sagier, der im Innern des Schiffes ertrinkt, weil er noch etwas von dort bergen wollte.

Wenig später taucht erst eine temperamentvolle Journalistin na­mens Morgan Manning auf, und wenig später auch eine Gangs­tertruppe, die den geretteten Kapitän entführt. Spätestens da wird dem Leser klar – und den beiden Freunden auch – , dass sie mitten in ein ziemlich bleihaltiges neues Abenteuer gestolpert sind.

Während sich die vermeintliche Journalistin sich als Agentin des MI-5 entpuppt und Kurt Austin das Leben rettet, wird ihnen zu­nehmend klar, dass sie dringend die Fracht von dem Schiff ber­gen müssen, ehe es auf den Klippen zerschmettert wird. Unter dramatischen Umständen gelingt es, eine schwere Metallkiste an Land zu bringen und einen weiteren Angriff der Gegner abzu­wehren. Laut Morgan gehören diese Leute einem Waffenhänd­lersyndikat an, der Bloodstone Group. Doch als der Koffer geöff­net wird, offenbart er … Steinplattenfragmente mit Hierogly­phen? Und offensichtlich das Logbuch eines Piloten. Alles in al­lem äußerst verwirrend.

Bald wird deutlicher, als sie den Ägyptologen Professor Henry Cross in London hinzuziehen, dass es sich bei den Tafelfragmen­ten mit ägyptischen Schriftzeichen um Teile eines größeren Tex­tes handelt, in dem davon berichtet wird, wie der Pharao He­rihor vor rund dreitausend Jahren einen unermesslichen Schatz außerhalb Ägyptens verborgen hat, der heute Hunderte von Mil­lionen oder sogar Milliarden von Dollar wert sein muss. Die Bloodstone Group hat augenscheinlich vor, den Schatz zu ber­gen und ihn anschließend sukzessive auf dem internationalen Antiquitäten-Schwarzmarkt zu verkaufen, um damit ihren welt­weiten Waffenhandel zu finanzieren. Leider können sich Kurt Austin und Morgan Manning ihres kurzfristigen Erfolges nicht lange erfreuen, denn die Gangster knöpfen ihnen wichtiges Fundmaterial bald wieder ab und liegen dann bei der Jagd nach dem Schatz klar in Führung.

Nun kommt es für das MI-5 und die NUMA-Mitarbeiter darauf an, unbedingt schnellstmöglich herauszufinden, woher diese Stein­platten stammten und wo, das vor allen Dingen, der dazu gehö­rige Schatz verborgen ist. Doch damit ist sogar der NUMA-Com­puter in den USA überfordert.

Um die allgemeine Verwirrung noch zu vergrößern, führt die Spur nach Spanien, an deren Grenze der nächste Zusammen­stoß mit den Gangstern erfolgt. Und damit wird die Sache noch eigenartiger. Denn von einer Pyramide oder einem Grabmal ist weit und breit nichts zu finden. Doch in dem Wrack von Jake Melbournes Flugzeug finden die Söldner der Bloodstone Group die restlichen Trümmer der Steininschrift und fügen sie mit Computerhilfe zusammen.

Als klar wird, wo der Schatz sich offenkundig befinden muss, so unfasslich das auch klingen mag, setzt ein hastiger, dramati­scher Wettlauf ein, und die Gangster sind absolut keine Vollidio­ten, sondern recht skrupellose Profis. Und die NUMA-Leute ste­hen dafür im Weg und sollen durch angeworbene Elite-Killer endlich liquidiert werden …

Eigentlich wollte ich mir mit der Lektüre dieses Buches etwas Zeit lassen, schließlich hatte ich ja erst kürzlich einen Cussler-Roman buchstäblich verschlungen … aber bei Graham Brown ist es tatsächlich unmöglich, langsam zu lesen – gerade wenn es dann auch noch um Schatzsuche und die Pharaonen geht, hört die Lesezeit bei mir einfach auf, limitiert zu sein und geht im­merzu weiter. So kam es, dass ich auch diesen Roman binnen von drei Tagen verschlang.

Und ja, gegen Ende gab es einen Moment, wo ich herzhaft ge­lacht habe, weil die Wendung, die darin vorkommt, so unglaub­lich witzig ist, dass man sie eigentlich nicht erwartet. Ich meine, ich könnte dazu jetzt Näheres ausführen, aber ich darf weder den hier genannten Namen hinschreiben noch eine räumliche Lokalisierung vornehmen, das wäre eindeutig des Spoilers zu viel. Was im Grunde genommen schade ist, aber so notwendig die Spannung aufrechterhält. Ich deute nur mal an, dass man am Schluss die Story völlig anders lesen wird, als es sowohl Kurt Austin und Co. als auch die Gangster tun.

Eins sagen kann ich dagegen durchaus: Das Cover ist mal wie­der in weiten Teilen frei erfunden, da – abgesehen vom antiken Prolog – nichts davon in Ägypten spielt und die Pyramiden da deshalb gar nicht hin gehören. Doch machen wir nichts vor – das sind wir als Leser von Clive Cussler-Romanen schon längst gewöhnt. Alles in allem haben wir sonst ein aufregendes, durch­aus an vielen Stellen überraschendes Buch vor uns, das uns Ka­pitel für Kapitel auf der Suche nach den verschlungenen Pfaden des historischen Rätsels voranpeitscht.

Und ich für meinen Teil kann auf alle Fälle konstatieren, dass die Lektüre enormen Spaß macht. Langeweile kommt hier über­haupt nicht auf, ganz gleich, ob man ein südfranzösisches Cha­teau verteidigen und einen Speiseaufzug benutzen muss, ob man sich in einem Canyon einen Schusswechsel mit Plünderern liefert, einen Helikopterkampf durchzustehen hat oder sich abenteuerliche Verfolgungsjagden liefert … Brown versteht es definitiv nach wie vor, packend zu erzählen. Und wer einmal in der Geschichte drinsteckt, so meine Einschätzung, der kommt so rasch nicht wieder zum Vorschein.

Gelungene Lektüre – klare Leseempfehlung.

© 2025 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche kehren wir auf ein sehr viel beschauli­cheres Terrain ohne Feuergefechte zurück – in den privaten Be­ziehungskosmos des Cafés „Sugar & Spice“ …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Liebe Freunde des OSM,

Sonnen sind bekannte stellare Phänomene der baryonischen kosmischen Physik. Jeder Astrophysiker wird das unumwunden zugeben. Die moderne Astronomie hat die meisten Geheimnisse der fernen Sterne inzwischen entschlüsselt, wesentliche Kennt­nisse ihrer Genese, ihrer stellaren Entwicklung vom Beginn in sich verdichtenden kosmischen Staubwolken bis hin zu ihrem meist spektakulären Ende in kosmoserschütternden Explosionen erkundet.

Das ist im Oki Stanwer Mythos natürlich nicht grundlegend an­ders. Es gibt allerdings ein Gestirn, das sich beharrlich gegen die bekannten Grundlagen stemmt. Die Rede ist von der Sonne Granat, dem Gestirn, das die schwarze Kristallwelt TOTAM be­leuchtet, die man als die Welt des Bösen betrachtet. Sitz der finstersten Macht des Universums, die nichts anderes kennt und wünscht, als die Zerstörung alles dessen, was im Kosmos exis­tiert und was seine Existenz auf das Walten der Spezies der Baumeister zurückführt.

Doch heute gehen wir mal nicht den Pfad der Ideologie – und damit blenden wir mal die ganzen moralischen Implikationen aus, die sich üblicherweise im Rahmen des universalen KON­FLIKTS mit der Macht TOTAM verbinden. Bewegen wir uns mal zurück zu den kosmologischen Grundlagen des Gestirns TO­TAMS, und lernen wir das allgemeine Staunen.

Ich habe selbst kürzlich ein wenig über Granat nachgesonnen und dabei ein paar interessante Fakten entdeckt, die mir so klar vorher nicht waren (klingt verwunderlich, wo ich dieses Gestirn doch schon seit über 40 Jahren in meinen Geschichten leuchten lasse? Wahr. Aber der OSM ist immerzu für Überraschungen gut. Ich sage nicht umsonst, dass ich zuweilen eine seehr lange Lei­tung habe, was Fakten angeht, die augenscheinlich auf der Hand liegen).

Die Sonne Granat tauchte erstmals ganz zu Beginn meiner Ar­beit am OSM auf, in der allerersten Serie „Oki Stanwer“ (KON­FLIKT 15). Damals kam mir die Färbung dieser Sonne zwar ob­skur vor – sie ist stechend grün – , aber wie sonderbar sie wirk­lich ist, konnte ich mir nicht einmal entfernt ausmalen.

Im Jahre 2010, als ich den Roman „Mein Freund, der Toten­kopf“ fertig stellte, erzählte mir der junge, wenngleich auch todgeweihte William Taylor jr. von seinem unheimlichen Freund, dem Totenkopf Shush. Und dieser berichtete ihm davon, dass es im ganzen Universum nur eine einzige Sonne mit einem grünen Farbspektrum gäbe, eben Granat.

Will zog daraus einen offensichtlich plausiblen Schluss: Wann immer man mit astronomischen Methoden zum Himmel schaut und einen grünen (!) Stern findet, weiß ganz genau – da befin­det sich Granat, und um Granat kreist TOTAM.

Kinderleicht, nicht wahr?

Leider ist das einer der ersten Augenblicke, wo die Anschauung massiv trügt. Ich erlebte das im Jahre 2018, als ich den Band 39 des KONFLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ schrieb. Da­mals fand ich in der Episode, die den programmatischen Titel „Grünes Todeslicht“ trägt, heraus, dass Granat alles andere als unübersehbar ist.

In diesem Band reist der Baumeister Naam mit seinen Fehlersu­chern an Bord des archaischen Techno-Raumschiffs RASLOORED in einen Sternensektor direkt am Rand des INSEL-Imperiums, wo nach allen Messungen rein gar nichts existiert … und hier durchstoßen sie auf einmal eine unsichtbare Membran, hinter der die Ortungsgeräte verrückt zu spielen beginnen … und wie hingezaubert taucht eine kleine, grüne Sonne auf den Schicht­schirmen auf.

Granat.

Sie haben das durchstoßen, was ich im Blogartikel 294 „das kosmische Eidotter“ nannte (für Neugierige zum Nachlesen: Das war am 21. Oktober 2018).

Wir lernen: Granat, das unheimliche grüne Gestirn, ist also mit­nichten universumweit sichtbar wie ein Leuchtfeuer. Das relati­viert die naive Ansicht von William Taylor jr. schon mal gründ­lich. Das ist allerdings erst der Anfang der Absonderlichkeiten.

Als die RASLOORED in den Orbit um den Planeten TOTAM ein­schwenkt, werden die Beobachtungen noch abenteuerlicher. Auf den Instrumentskalen lässt sich nämlich weder die Größe von Granat bestimmen noch deren Entfernung von TOTAM oder die Oberflächentemperatur. Schlimmer noch: Für die Instrumente scheint es diese grüne Sonne überhaupt nicht zu geben!

Aber man kann sie doch sehen, nicht wahr?

Ja, in der Tat.

Aber offensichtlich handelt es sich dabei nicht um eine Sonne.

Ebenfalls im KONFLIKT 4 hatte ich schon zuvor eine Reihe glück­loser Protagonisten nach TOTAM verschlagen (nachzulesen in dem auch als E-Book erschienenen Roman „In der Hölle“, 2011 fertig gestellt). Auch diese armen Technos, die hier ein schreckliches Schicksal erlitten, sahen diese grüne Lichtpunktemission namens Granat.

Was ich damals zu erwähnen vergaß, war etwas, was noch deut­licher als alles andere zeigt, dass es sich bei Granat nicht um eine Sonne handeln kann: Denn obwohl TOTAM Granat um­kreist, gibt es auf TOTAM keine Nacht. Die Sonne scheint perma­nent.

Nun gibt es so etwas stellar natürlich auch. Man nennt Planeten, die in dieser Weise ein Gestirn umkreisen, Einseitendreher. In der Science Fiction ist das ein durchaus beliebtes Sujet. Aber die Folgen solch einer stellaren Eigenart sind für Planeten mit Atmo­sphären immer unerfreulich: Die eine Seite des Planeten wird glühend heiß, die andere verharrt in ewiger, eisiger Finsternis, und wenn es überhaupt so etwas wie Leben geben kann, dann nur in einer schmalen Übergangszone, dem so genannten Ter­minator.

Da auf TOTAM Leben möglich ist, sollte man davon ausgehen, dass es sich hier sehr ähnlich verhält, nicht wahr?

Fehlanzeige.

Schlimmer noch: Ganz egal, wo auf TOTAM man sich aufhält – und wenn es auf der Rückseite des Planeten wäre – , man sieht immer (!) Granat am Himmel stehen. Die Sonne scheint kon­stant über jedem Punkt des Planeten, nonstop.

Unmöglich?

Ja, wenn es sich um eine Sonne handelte.

Aber Granat sieht nur aus wie eine Sonne … in Wahrheit weiß ich seit längerem, dass es etwas völlig anderes ist. Doch ehe ich dazu komme, machen wir noch kurz eine Reise ins Innere TO­TAMS.

Wie ich schon des Öfteren erwähnt habe, ist TOTAM eine scha­lenförmig aufgebaute Hohlwelt mit wenigstens drei Ebenen. Ge­waltige Säulen aus TOTAM-Kristall tragen die einzelnen Stock­werke, die aus gigantischen unterirdischen Ebenen bestehen, deren Statik jeder normalen Physik Hohn spricht. Und es gibt mächtige Schächte, die diese Ebenen mit der Oberfläche ver­binden.

Ich dachte mir, wie mag diese Innenwelt wohl beleuchtet wer­den? Die muss doch zappenduster sein, da TOTAM keinerlei Vul­kanismus besitzt, der vielleicht ein wenig höllenartige Beleuch­tung spenden würde.

Tja, aber ich hatte mich schon wieder getäuscht.

Es war einfach erstaunlich hell. Überall. Nahezu schattenlos hell.

Irritierend, fand ich, und überlegte, wie das wohl möglich ist … die Antwort kam zutage, als ich mir nähere Gedanken über Gra­nat machte, dieses magische grüne Gestirn.

Das Licht, das die Unterwelt TOTAMS erhellt, ist Granats Licht!

Ebenso, wie die „Sonne“ überall auf der Oberfläche zugleich zu sehen ist, durchdringt ihr Licht mühelos auch kilometerdicke Felsschichten (ohne dass diese selbst zu leuchten beginnen!) und erhellt das Innere.

Damit war unmissverständlich klar: Granat ist alles andere, aber gewiss keine Sonne. Sie tarnt sich gewissermaßen nur als sol­che.

An und für sich ist das keine wirkliche Überraschung, sondern durchaus konsequent. Weil auch der Planet TOTAM ja eigentlich kein Planet im engeren Sinne ist. Und TOTAM-Kristall im Grunde genommen auch keine Materie, wie wir sie verstehen.

Kehren wir damit zu den Basisfakten zurück und machen dann einen erneuten Anlauf, das Mysterium namens Granat zu ver­stehen.

Wer im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) vor Jahren den Fortsetzungsroman „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ gelesen hat, der im KONFLIKT 21 spielt (also in der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“, an der ich noch schreibe), der hat dort erfahren können, dass TOTAM aus einer bizarren Sub­stanz besteht, aus so genannter „Wiederauferstehungsmaterie“, die höchst obskure Eigenschaften besitzt. Eine davon besagt, dass man das Gewicht dieser Materie nicht messen kann, weil alle Messgeräte verrückt spielen.

Das hat mit der Natur dieser Materie zu tun: Es handelt sich um ultrakomprimierte Quanten der schwarzen Matrix TOTAMS (die ich erst 1993/94 entdeckte, während ich an KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ arbeitete). Zugleich, das schicke ich vorweg, sind diese Quanten, die TASSYJAARE, durch eine Art von Quantenverschränkung ganzheitlich miteinander verbun­den. Das solltet ihr euch merken, das wird noch wichtig!

Diese Erkenntnisse machten mir nun verschiedene Rätsel trans­parent, an denen ich mich schon seit Anbeginn des OSM abge­arbeitet hatte, ohne sie verstehen zu können.

Beispiel 1: Die Totenköpfe

Scheinbar sind das Untote. Aber wie wir heute wissen, ist das nicht einmal entfernt die Wahrheit, so unheimlich sie auch aus­sehen mögen. Wenn man sie vernichtet, zerfällt ihre gesamte Materie und löst sich rückstandslos und nicht-thermisch auf. Das betrifft auch ihre Bewaffnung. Die Materie kehrt direkt nach TOTAM zurück, und die Totenköpfe treten aus den Reinkarnati­onstransmittern quasi in Nullzeit und können erneut auf den in­neren Kriegsfeldern TOTAMS für eine Fortsetzung des Kampfes trainiert werden.

Die Schlagworte vom „ewigen Reich“ und der „unsterblichen Armee, der LEGION“, sind ganz offensichtlich alles andere als ideologische Phrasen, sondern Realität.

Beispiel 2: Der Magnet-Effekt

Schon in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (beendet Anfang 1984!) erlebte ich, wie Oki Stanwer im TURM TOTAMS, dem Nervenzen­trum des Planeten, das BUCH zerstörte und damit den jähen, explosiven Zerfall des Planeten auslöste. TOTAM flog buchstäb­lich in Milliarden Stücken auseinander … und wenig später kehr­te sich der Effekt um, und die gesamte Materie kehrte nicht nur an den Ursprungsort zurück, sondern auch in exakt dieselbe Form! Selbst das BUCH restaurierte sich durch den Magnet-Ef­fekt auf gespenstische Weise wieder.

Wie war das denn nun wieder möglich?

Ich hatte Anfang der 80er Jahre nicht den geringsten Schimmer. Ich wusste nur: Ich muss es genau SO schreiben! So ist es rich­tig, auch wenn ich es partout nicht kapiere.

Entscheidend dafür, und damit komme ich auf das Obige zu­rück, ist die physikalische Grundtatsache: TOTAM besteht in sei­ner Gesamtheit aus ultrakomprimierten TASSYJAAREN, schwar­zen Quanten. Und diese sind, wie ich andeutete, gewisserma­ßen ganzheitlich miteinander verschränkt. Man kann auch von einer Art innerem Formgedächtnis sprechen. Totenköpfe, die vernichtet werden, erscheinen in exakt derselben Form wieder. Das BUCH, der TURM, der ganze Planet TOTAM erschafft sich nach der Auswirkung des Magnet-Effekts, der sich umkehrt, in exakt derselben Form wieder.

Es ist offensichtlich, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelt, sondern sehr viel eher um ein Naturgesetz.

Denken wir nun einen Schritt weiter, und dabei helfen uns Ge­danken, die die RETTER sich machen, bizarr gepanzerte Totenköpfe der Spät­zeit, mit den Oki Stanwer im Rahmen des KONFLIKTS 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ viele Milliarden Jahre nach den trau­matischen Erfahrungen der INSEL-Bürger in „In der Hölle“ den so genannten „Vorhof“ TOTAMS bereist.

Die RETTER erklären Oki Stanwer nämlich, dass die bizarren Verhältnisse des „Vorhofs“ – wo man atmen kann, obwohl man sich offenkundig an Bord eines gigantischen „Segelschiffs“ durch den Weltraum bewegt – eigentlich ganz simpel zu erklä­ren wären.

Inwiefern?, will er wissen.

Nun, erfährt Oki Stanwer, er befände sich schließlich auf TO­TAM. Und dass da die Naturgesetze TOTAMS Geltung hätten, sei ja wohl ganz unvermeidlich.

Wer da gerade etwas stutzt, dem geht es genauso wie Oki Stan­wer. Denn sie sind doch eben gerade NICHT auf TOTAM, sondern fliegen die Welt des Bösen eben gerade an. Wie soll es also möglich sein, dass sie AUF TOTAM schon seien?

Das hat, muss er konsterniert erkennen, mit der Geometrie TO­TAMS zu tun. Denn der „Vorhof“ TOTAMS ist nicht etwa – wie es früher immer vorgestellt wurde – ein Teil des baryonischen Kos­mos, der irgendwie TOTAMS Naturgesetzen angeglichen wurde. So schien es, weil TOTAM die „Sonne“ Granat umkreiste, ebenso übrigens wie die Siegelwelten, zu denen ich heute nichts weiter sage. Das, was hier schon berichtet wird, ist bereits hirnverdre­hend genug, scheint mir jedenfalls. Das sah alles so deutlich nach einem Sonnensystem aus, dass selbst die sehr klugen Baumeister Milliarden von Jahren getäuscht wurden.

Der „Vorhof“, heißt es seitens der RETTER, ist ein ausgestülpter Teil TOTAMS und damit natürlich ein Teil von TOTAMS Materie … ein Ballon von schwarzen Quanten, die vorspiegeln, ein Mikro­universum mit einem Sonnensystem darin zu sein, das zugleich TOTAM enthält.

Womit TOTAM eine Menge darstellt, die sich selbst als Mengen­element enthält … hier verabschieden wir uns von der klassi­schen Mengenlehre, in der so etwas unmöglich ist. Was auch gut so ist, denn im Kosmos TOTAMS und auf TOTAM selbst herr­schen, wie wir oben sahen, Naturgesetze, die mit dem, was un­sere allgemeine Anschauung uns Tag für Tag lehrt, recht wenig zu tun haben.

Und damit kommen wir zum Ausgangspunkt zurück.

Granat.

Als das Raumschiff RASLOORED nun das „kosmische Eidotter“ durchstößt, also in das Rudiment des frühen „Vorhofs“ vorstößt, taucht Granat auf den Sichtschirmen auf. Aber nicht auf den Messgeräten.

Die Messgeräte spielen verrückt.

Das ergibt auf einmal Sinn, weil der „Vorhof“ ja Teil von TOTAMS Substanz ist und sich definitiv nicht messen lässt. Sie durchque­ren also mit dem Raumschiff ein Kontinuum, das voll von un­sichtbaren schwarzen Quanten ist, die ihre Messgeräte irritie­ren.

Aber wie ist das mit Granat? Warum können sie dieses Gestirn oder was immer es ist, überhaupt wahrnehmen? Warum verhält es sich auf der Planetenoberfläche so verrückt?

Nun, auch für Granat gilt, was für den Planeten TOTAM gilt – das leuchtende Etwas besteht aus TASSYJAAREN, aus schwarzen Quanten. Und ich erinnere daran, dass diese schwarzen Quan­ten ganzheitlich quantenverschränkt sind.

Das bedeutet, sie sind sozusagen unmittelbar zueinander, und zwar überall, wo sie sich befinden. Deshalb ist auch das, was die Au­gen als Licht wahrnehmen, überall zugleich erkennbar. Überall auf der Oberfläche und auch überall im Innern TOTAMS.

Zugleich besitzt dieses Licht Granats eine psionische Kompo­nente. Will heißen: Lebewesen, die einen Fadenmatrixkern be­sitzen, der ihr Leben garantiert, werden direkt unterhalb der Wahrnehmungsschwelle von diesem Licht berührt. Instrumente hingegen werden von den TASSYJAAREN effektlos durchdrun­gen. Für sie ist Granat tatsächlich nicht da.

Die Lebewesen an Bord der RASLOORED oder auch früher die armen Gestrandeten auf TOTAM im Roman „In der Hölle“, sie konnten diesen grünen, gespenstischen Lichtpunkt deutlich wahrnehmen.

Ebenso wie der „Vorhof“ ist also Granat ein wesentlicher Teil TO­TAMS. Genau genommen ist es weniger eine Sonne als vielmehr der Energiekern des Planeten TOTAM, sein energetisches Herz, könnte man sagen.

Ich muss zugeben, das alles mit sehr vielen Jahren Verspätung zu entdecken, während ich zahlreiche OSM-Glossare vervoll­ständige, war eine faszinierende Sache. Ich konnte es wirklich kaum fassen, wie wunderbar das auf einmal alles ineinander­passte … wie ein phantastisches Puzzle, von dem ich viele Teile lange Zeit ratlos auf dem Tisch hin und herschob, ehe ich mir ein paar grundlegende Gedanken dazu machen konnte, wie sie vielleicht zusammenpassen würden.

Und das Obige kam dann dabei heraus.

Nein, natürlich sind noch lange nicht alle Fragen geklärt, die sich hier vor uns aufgetürmt haben. Es wäre beispielsweise noch zu erforschen, welche Rolle Granat wohl im Rahmen des Magnet-Effekts einnimmt … davon habe ich noch keine Vorstel­lung. Oder was mit Granat in der Spätzeit des OSM passiert. Wann genau Granat überhaupt entstanden ist (eindeutig vor KONFLIKT 4, denn da wird dieses „Gestirn“ ja schon gesichtet).

Aber das ist, wie ich finde, das wirklich Beeindruckende am Oki Stanwer Mythos … es wird echt nie langweilig, es gibt stets noch mehr zu entdecken, Mysterien, von denen ich nur vage Andeutungen zu Gesicht bekommen habe, Fragen, die ich bis­lang nicht beantworten kann.

Ihr spürt schon, dass mir der Stoff für weitere kosmologische Lektionen so schnell nicht ausgeht. Die Lektionen mögen in sehr großen zeitlichen Abständen aufeinander folgen, aber das finde ich nicht problematisch. Auf diese Weise wachst ihr schön lang­sam in diese bizarre, fremdartige Welt hinein, die der OSM ist. Und lernt, dass er soviel mehr ist als „nur“ eine weitere Space Opera.

In der nächsten Woche blenden wir wieder etwas zurück und schauen uns jüngere Aktivitäten meinerseits im Rahmen der „Annalen der Ewigkeit“ an.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich möchte zwei Dinge vorausschicken, ehe ich euch in diese jüngere Rezension hineinsende. Manches daran könnte viel­leicht sensible Gemüter auf abwegige Gedanken bringen. Und da wir ja heutzutage in Mimosen-Zeiten leben, in denen gewisse Worte unter Sprachverbot stehen, diverse Themen die offenbar zwingende Installation von „Content Warnings“ erfordern (die ich in der Regel für unnötig halte, wenn man nicht aufgeschlos­sene Leser über Gebühr bevormunden möchte), sei diese Be­merkung vorab gemacht.

Ich mag Sherlock Holmes ausgesprochen gern, das gilt in der Regel auch für Epigonenliteratur, die bisweilen auf sehr unter­haltsame Weise den traditionellen Kanon von Arthur Conan Doy­les Werken erweitern. Und ebenso schätze ich Philip José Farmer als einen äußerst intelligenten, versierten Erzähler mit gele­gentlich äußerst innovativen Ideen.

Warum sage ich das vorab, wenn das doch offensichtliche Selbstverständlichkeiten sind? Nun, in dem heute vorzustellen­den Werk, geschrieben von Philip José Farmer, geht es originär um Sherlock Holmes. Was der Grund war, warum ich mir dieses Buch schenken ließ und es neugierig durchschmökerte. Das schlussendliche Fazit der Lektüre fiel leider etwas ernüchternd aus, obwohl der Anfang wahrhaftig sehr viel versprechend be­gann. Es ist ein lesenswertes Experiment, das gleichwohl für hartgesottene Holmes-Kenner eine Zumutung darstellen könn­te.

Wie das? Nun, ich schlage vor, ihr folgt meiner unten stehenden Argumentation, dann werden diese kryptischen Worte etwas transparenter …

 

Sherlock Holmes und die Legende von Greystoke

(OT: The Further Adventures of Sherlock Holmes: The Peerless Peer)

Von Philip José Farmer

Atlantis-Verlag, Stolberg, 2013

134 Seiten, TB

Aus dem Amerikanischen von Ben Sonntag

ISBN 978-3-86402-066-7

Man schreibt den 2. Februar des Jahres 1916, als sich Sher­lock Holmes zur allgemeinen Überraschung seines alten Part­ners Dr. John Watson von seiner Bienenzucht in Sussex losreißt und einmal mehr für die Belange des Empires in die Bresche wirft. Der Grund ist simpel wie frustrierend: Der deutsche Spion Von Bork, mit dem sie beide schon während des Krieges zu tun hatten und den sie dingfest machen konnten, ist entkommen. Schlimmer noch – er hat die Formel für einen mutierten Bazillus geraubt, der unermesslichen Schaden anrichten kann.

Inzwischen, sagt Mycroft Holmes, agiert von Bork von Kairo aus, und um ihn aufzuhalten, werden Sherlock und Watson sich einer neumodischen Mordmaschine anvertrauen müssen – dem Flugzeug! Das allein ist schon Zumutung genug für die beiden recht betagten Herren, aber der Zumutungen gibt es gar viele in dieser Geschichte für sie.

Die nächste ist ihr offensichtlich geistesgestörter, schießwüti­ger Pilot, der bereitwillig das Steuer des Fluggefährts im Stich lässt, um mit Maschinengewehren deutsche Jagdflieger abzu­schießen und dabei das eigene Fahrzeug zu durchlöchern. Bei anderer Gelegenheit glaubt der ständig geisterhaft lautlos auf­tauchende Mann, das Flugzeug werde von Riesenfledermäusen verfolgt.

Als sie nach nervenaufreibendem Flug endlich Nordafrika er­reichen, gehen die stressigen Unterbrechungen in einem fort: sie fliegen in einen ausgewachsenen Sturm, wo sie mit Von Borks Zeppelin kollidieren und in Gefangenschaft geraten. Und schließlich stranden sie weitab der Zivilisation im Urwald Afri­kas, wo ihnen ein unbekanntes Volk begegnet, Watson eine neue Liebe findet und die beiden Freunde die Bekanntschaft machen mit dem so genannten Herrn des Urwaldes, den ein amerikanischer Schriftsteller auf den Namen Tarzan getauft hat. In Wahrheit handelt es sich dabei um Lord Greystoke, einen waschechten Adeligen aus England mit einer zutiefst abenteu­erlichen Geschichte … jedenfalls scheint es so. Holmes jedoch hegt Zweifel daran und sucht unverfroren die Konfrontation …

Man kann dem am 25. Februar 2009 mit mehr als 90 Jahren hoch betagt verstorbenen Farmer vieles nachsagen – nicht je­doch, dass er nicht unterhaltsam zu schreiben versteht. Wenn man diese Geschichte zu schmökern beginnt, setzt ein Effekt ein, den ich eigentlich von Robert E. Howard kenne – man kann aus der Geschichte kaum mehr herausfinden, ehe man sie aus­gelesen hat … was ich als ausdrückliches Qualitätszeugnis ver­standen wissen möchte. Mächtig unterhaltsam ist diese Ge­schichte wahrhaftig. Ich habe sie folgerichtig, gut portioniert, in drei Tagen weggeschmökert. Es wäre auch an einem Nachmit­tag möglich gewesen … aber warum das Vergnügen verkürzen, wenn man es etwas strecken kann?

Philip José Farmer verknüpft hier die Dschungelabenteuer eines Edgar Rice Burroughs mit den älteren Werken von Henry Rider Haggard und Arthur Conan Doyle zu einer Mixtur, die augen­scheinlich Teil seines Wold Newton-Universums ist und in dem so heterogene Wesen wie Solomon Kane (R. E. Howard), Profes­sor Moriarty (der hier bizarrerweise mit Kapitän Nemo gleichge­setzt wird), Phileas Fogg (Jules Verne), Arséne Lupin, Doktor Fu Manchu, Philip Marlowe, James Bond, Doc Savage, Allan Quater­main, The Shadow und zahlreiche weitere prominente und in der Regel fiktive Personen familiär miteinander verknüpft wer­den. Auf diese Weise hat er gewissermaßen ein Fan-Metaverse geschaffen, das einiges an Originalität für sich beanspruchen kann.

Hier nun versuchte er auch, Sherlock Holmes mit einzugemein­den. Ist dieser Versuch gelungen? Ich zögere, das so zu sehen. Es ist, wie erwähnt, ein höchst lebendiger, mitreißender und le­senswerter Roman. Aber Holmes-Puristen wird ohne Frage auf­fallen, dass der große Detektiv vor allen Dingen eins geworden ist: ein quasselndes Sprachrohr des Verfassers, damit dieser sei­ne Informationen unterbringen konnte.

Wer indes den Kanon kennt, weiß zur Genüge, dass Holmes eins mit Sicherheit nicht ist: geschwätzig. Er ist weitaus eher wort­karg und geheimniskrämerisch, und insbesondere in gefährli­chen Situationen neigt er nicht dazu, lange Monologe zu halten. Man schaue sich im Roman dagegen mal die Seiten 91-106 (!) an und vergegenwärtige sich die Lage, in der sich die drei Per­sonen befinden: Holmes und Watson haben einen Baum erklom­men, um von oben einen Blick in ein nach oben offenes Gebäu­de zu werfen, in dem sie ein archaisches Ritual verfolgen. Ohne Frage sind sie von den Personen unten allerhöchstens vier oder fünf Meter entfernt.

Farmer vergisst diese riskante Situation vollständig, in der jedes laute Wort oder längere Unterhaltung ihre Entdeckung heraus­fordern kann, und stattdessen lässt er Holmes lang und breit über Greystokes Abstammungslinie schwadronieren und riskiert halb und halb, von diesem massakriert zu werden …

Am Ende wünschte ich mir wirklich sehr, Farmer hätte weniger prominente und bekannte Protagonisten für diesen Roman ge­wählt. Denn mit Sherlock Holmes konnte ich jenen schwatzen­den alten Herrn nun wirklich kaum in Deckung bringen. Es ist ein interessantes Experiment, keine Frage. Aber ich finde, es ist nur teilweise solide geraten. Und mit dem Sherlock Holmes des Arthur Conan Doyle hat dieser hier nur wenig mehr als den Na­men gemein, den Duktus des Kanons hat Farmer leider deutlich verpasst.

© 2024 by Uwe Lammers

Wer hier jetzt doch einigermaßen ernüchtert ist und vielleicht von der Lektüre des vorgestellten Romans Abstand nimmt … ich rate nicht dazu. Aber die Ansprüche an Holmes-Epigonenroma­ne sollte man an dieser Stelle durchaus etwas drosseln. Tut man dies, hat man ein recht unterhaltsames Abenteuergarn vor sich, das zumal für Tarzan-Fans vielleicht noch mehr Spaß macht.

Ob das Abenteuer von Kurt Austin und seinen Mannen von der NUMA, über das ich in der kommenden Woche berichten werde, so angenehm verläuft, darf man getrost bezweifeln. Aber dazu sage ich dann an in sieben Tagen an dieser Stelle mehr.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 626: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 66

Posted August 2nd, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

kurz zur Erinnerung, worum es in diesem vierten KONFLIKT des Oki Stanwer Mythos geht, den ich euch in Form der Close Ups näher vorstelle:

Wir befinden uns im Jahre 2092 in der Milchstraße, und das irdi­sche kleine Sternenreich hat 24 Kolonialwelten bescheiden er­schlossen. Kontakte mit Alienvölkern gab es noch keine, doch das ändert sich nun. Prospektoren stoßen eigeninitiativ auf den verborgenen Planeten Dusty, auf dem sie die Relikte einer zer­störten Alienkultur vorfinden. Ohne es zu ahnen, wecken sie da­mit einen seit über 4000 Jahren schlummernden Sternenkrieg wieder zu neuem Leben, in dem sich die Völker der humanoiden Weelon, der Rontat und der All-Hüter gegenüberstanden.

Im Deneb-System wird das Raumschiff ARES unter Komman­dant Jonathan Kendall mit einem Alienschiff konfrontiert und verschwindet kurz darauf auf mysteriöse Weise in ein nebelhaf­tes Kontinuum, wo eine Macht, die sich HENN nennt, residiert. Erst nach chaotischen Zusammenstößen mit diesem Wesen ge­lingt es, das HENN dazu zu bewegen, die ARES-Besatzung zie­hen zu lassen … doch haben sich inzwischen zwei treibende Seelen in den Besatzungsmitgliedern eingenistet, die nun auf diese Weise ebenfalls in die Milchstraße gelangen, und eine davon arbeitet für eine Macht namens TOTAM …

Episode 6: Tödliche Versuche mit Restat

(1983, digitalisiert 2005)

Schauplatz Deneb-System: Nachdem die ARES auf rätselhafte Weise verschwunden ist, befindet sich noch das riesenhafte Schalenschiff der Aliens im Orbit um Deneb IV. Die Verwaltung von Lima City auf Deneb IV schickt ein Prisenkommando nach oben, um die Steuerung zu übernehmen. Doch zeigt sich als­bald, dass das fremde Schiff sich zu stark dem Planeten nähert und abzustürzen droht.

Zugleich müssen die Mitglieder des Prisenkommandos entde­cken, dass an Bord des Schiffes offensichtlich noch ein Lebewe­sen existiert – und es ist dabei, die Terraner gnadenlos zu töten. Als es zu einer Direktkonfrontation kommt, erweist sich das Ge­schöpf als völlig resistent gegen Beschuss. Dann stürzt der Schalenraumer tatsächlich auf Deneb IV ab.

Hier unten sind inzwischen die Experimente in den Alienruinen der Rekkas weitergegangen – mit schaurigen Resultaten. Die Wissenschaftlerin Sylvia Cron kommt auf unbegreifliche Weise ums Leben – und ist mit dem mysteriösen Stoff Restat überkrus­tet.

Als ihre Kollegen Sel Farton und Indira Alloneg die Experi­mente fortführen, kommt es zu einem offenbar gespeicherten historischen Flashback, bei dem Farton einen Blick in die tiefe Vergangenheit werfen kann. Dort wird er Zeuge, wie ein kleiner, tropfenförmiger Raumer die Rekka-Zivilisation angreift und von einem Kastenschiff – einem Schiff der Rontat, was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß – seinerseits attackiert wird.

Im Zuge der fortschreitenden Experimente mit dem Restat kommt es alsdann zu einer verheerenden Kettenreaktion, die eine massive Verstrahlungswelle auslöst und alles Leben auf dem Planeten auslöscht. Deneb IV wird zu einer Strahlenhölle.

Indira Alloneg und Sel Farton gelingt jedoch der Sprung auf eine sich aktivierende Transmitterstraße ins Nirgendwo, was im ers­ten Moment eine Erleichterung und Lebensrettung zu sein scheint.

Doch irgendwo in den Tiefen der Galaxis wird diese Aktivierung der Transmitterstraße registriert und diese kaltblütig während des Betriebes abgeschaltet. So vergehen die beiden Wissen­schaftler, und niemand erfährt, was auf Deneb IV vor sich ge­gangen ist …

Episode 7: Duell der Geister

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der ARES-Handlung: Der Raumer ARES unter Jona­than Kendall materialisiert tatsächlich, wie das HENN es ver­sprochen hat, im Solsystem. Doch an Bord befinden sich zwei Besatzungsmitglieder, die inzwischen mentale Präsenzen beher­bergen, die vorher in der Dimension des HENN gefangen waren.

Im Ingenieur Clemens Doom nistet nun eine Wesenheit na­mens Holhokraath, der ein Gesandter TOTAMS ist. Und im Kör­per von Jonathan Kendall ist eine Seele zu Gast, die sich als „Oki Stanwer“ zu erkennen gibt. Ich sagte ja schon beim letz­ten Mal, dass diese Serie zwar als eine Art unbeholfener Ren Dhark-Klon beginnt, aber sehr schnell Elemente des späteren Oki Stanwer Mythos aufnimmt. Hier ist das unübersehbar.

Während Doom allerdings keine Seele mehr besitzt und voll­kommen okkupiert ist, koexistiert Oki Stanwer mit Kendalls See­le, was zu aufschlussreichen mentalen Diskussionen führt. Lei­der hilft das nicht weiter, denn Holhokraath entfesselt seine Kräfte und verwandelt die meisten der überlebenden ARES-Be­satzungsmitglieder in Zombies. Dann greift er sogar mental nach dem sich nähernden solaren Kampfschiff POLLUX und zwingt deren Besatzung unter seine mentale Kontrolle. Wenig später teleportiert er an Bord der POLLUX und befiehlt, die ARES nun zusammenzuschießen.

Jonathan Kendall/Oki Stanwer hat diese Handlungsweise aller­dings vorhergesehen und folgt Holhokraath, ehe diese Zerstö­rungsorgie geschieht. Die POLLUX nimmt direkten Kurs auf Ter­ra, um weitere Verheerung anzurichten – aber Oki Stanwer, der Kendall zuvor versprochen hat, alsbald die Kontrolle über seinen Körper zurückzugeben, trifft nun mit TOTAMS Boten zusammen und wird von diesem erkannt.

Als die POLLUX in die Erdatmosphäre eintritt, kommt es zum fi­nalen Duell der beiden Antagonisten, und der Schluss von allem ist, dass die POLLUX sich in einer glühenden Trümmerwolke auflöst. Nur Trümmerstücke fallen in der irdischen Arktis nieder.

Oki Stanwer – tot?

Ich kann verstehen, dass das reichlich schockierend ist. Wie ge­sagt, dies ist der OSM in der rudimentären Frühform. Aber ich kann euch beruhigen – später, als mir klar wurde, dass es sich bei KONFLIKT 17 tatsächlich um eine OSM-Serie handelte, än­derte sich dieser Schockmoment natürlich. Denn selbstver­ständlich ist zwar Jonathan Kendall tot, ebenso wie TOTAMS Bote Holhokraath, aber Oki nicht … ihr werdet noch von ihm le­sen, sehr viel später.

Episode 8: PHANTOM

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zur Erde: Während die bisherigen Ereignisse geschehen, aber vor Rückkehr der ARES, wird auf der Erde im Kommunikati­onszentrum Terra Central, das Kommunikationsdirektor Mike Barrett untersteht, eine Reihe von offenbar künstlich erzeugten Funksignalen empfangen. Sie stammen aus dem Halo, rund 2600 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Als Barrett davon Kenntnis erzählt, trifft er mit Commander Terry Jones und dem Verteidigungsminister Gerald Devon zusammen, um davon zu berichten. Als Konsequenz dieser Er­eignisse wird eine Expedition auf die Beine gestellt. Der Kreuzer CESTOR unter Leitung von Colonel Jackson (der nie einen Vornamen bekommt, leider), wird entsandt, um die Situation zu klären, die zunächst als potenzielle Gefahrenlage eingestuft wird, ungeachtet der weiten Distanz.

Hier wird eine Sternenballung vorgefunden, die an und für sich unscheinbar wirkt. Doch der Eindruck täuscht. Wie so vieles in der Milchstraße liegt auch hier eine Macht in langem Schlum­mer, und das Auftauchen der Terraner weckt sie.

Erster Anlass ist die eigenmächtige Erkundung des Astro-Geolo­gen Ransom McCollum, der in einem der Systeme auf Asteroi­den überraschend Raumhafenanlagen entdeckt, die erstaunlich ausgedehnt und verlassen sind, aber durchaus nicht inaktiv.

Parallel dazu erzeugt das Vordringen der Prospektoren Hard Mender und Som Collon ins DUSTY-System (Bd. 1) einen Weckimpuls bei den hier im Wartemodus befindlichen All-Hü­tern, die zum Teil schon erheblich fehlgesteuert sind. Deshalb wird hier die Instandsetzung von Schiffseinheiten angeordnet, die nach jahrtausendelanger Inaktivität zum Teile erhebliche Funktionsschäden aufweisen. Ransom McCollums landende Lin­se wird dabei nicht entdeckt.

Colonel Jackson, der McCollum mit der CESTOR folgt, wird Zeu­ge des Aufmarsches der fremden, zum Teil ziemlich verrottet wirkenden 900-Meter-Kugelraumer (genau, das sind All-Hüter-Schiffe, die schon aus KONFLIKT 16 bekannt sind; und ja, selbst­verständlich handelt es sich bei diesen All-Hütern und ihren Schiffen um Matrixfehler aus KONFLIKT 10). Zudem entdecken sie, dass der Asteroid, auf dem Ransom McCollum gelandet ist, gerade in einer gigantischen Explosion zerbirst.

Die fremde Raumflotte transistiert, und während die CESTOR-Besatzung noch fest von McCollums Tod ausgeht, folgt sie den unbekannten Raumschiffen zu ihrem neuen Flugziel.

Es heißt Saaf-X-48, was aber noch niemand weiß. Die Terraner werden dem Ziel einen anderen Namen geben: PHANTOM.

Sie ahnen nicht im Mindesten, dass sie längst dabei sind, sich in kosmischen Fallstricken zu verheddern und mit jeder Aktion, die sie sich leisten, alles nur noch schlimmer machen.

Episode 9: Die Dunkelwelt

(1983, digitalisiert 2005)

Fortsetzung der CESTOR-Handlungsschiene: Die CESTOR hat den fremden Raumerpulk aus dem Sternenhaufen zu seinem nächsten Ziel verfolgt und gerät hier jählings in eine prekäre Si­tuation. Denn hier finden sie eine Dunkelwelt vor, deren Ober­fläche nach ersten Messungen von gewaltigen Industriekomple­xen gesprenkelt wird. Colonel Jackson muss darum unweigerlich annehmen, dass es sich dabei um eine der Hauptindustriewel­ten der Aliens handelt.

Seine Offiziere bedrängen ihn, einen Funkspruch an die Erde oder zumindest die nächste Kolonie abzuschicken … aber Jack­son ist Realist genug, um zu wissen, dass die dafür erforderliche Sendeleistung sie zu einem sofortigen Zielobjekt für die gegne­rische Abwehr machen würde. Also zögert er.

Derweil sammeln sich im Orbit um die Dunkelwelt immer mehr Schiffe. Die meisten sind 900-Meter-Kugelraumer, aber es gibt auch 400 Meter lange Kastenschiffe, die offenbar andere Funkti­onszwecke besitzen.

Während Jackson noch zögert, ist die Gegenseite mit völlig an­deren Plänen beschäftigt. Die erwachenden All-Hüter befinden sich in einer Mobilisierungsphase gegen ein Reich, das „Bund der Vier“ bezeichnet wird, außerdem sollen historische Fakten der Gegenwart geprüft und gegebenenfalls „korrigiert“ werden. Die Terraner werden hierbei noch gar nicht als Problem regis­triert, was für sie in diesem Moment von Vorteil ist.

Schließlich nimmt der Kommandant der CESTOR doch das Risiko auf sich und benachrichtigt Terra Central. Unter der Chiffre PO­SITION LEUCHTFEUER, die für den Großalarm der solaren Flot­te steht, treffen die ermittelten Informationen über die Dunkel­welt und die Alien-Schiffskonzentrationen auf der Erde ein … aber der Funkspruch reißt jäh ab.

Knapp zwei Stunden später registriert Terra Central, wie überall in der Galaxis hochenergetische Signalquellen aufflammen – es hat den Anschein, als hätte der Flug der CESTOR den Giganten Galaxis aus seinem Schlummer geweckt.

Im System der Dunkelwelt treffen die CESTOR-Raumfahrer zu ih­rer nicht geringen Verwirrung auf den verschollenen Kollegen Ransom McCollum, den sie wieder an Bord nehmen … und gleich darauf werden die Bewohner der Dunkelwelt offensiv und bedrängen die CESTOR. Colonel Jackson bleibt nur die Flucht in eine ungesteuerte Nottransition. Niemand kann sagen, wo er wieder herauskommen wird …

Episode 10: Die Gejagten

(1983, digitalisiert 2005)

Blende zu einem weiteren Handlungsschauplatz: Der fünf Schif­fe umfassende terranische Raumerverband unter der KRETA, die unter dem Kommando von Kommodore Salomon King­ston steht, kommt nach einer fehlgeleiteten Transition zur all­gemeinen Überraschung nicht am Ziel heraus, das eigentlich angesteuert wurde. Stattdessen landen sie 396 Lichtjahre von der Erde entfernt in einer Sternenballung, die später als Grat­nor-Ballung bezeichnet werden wird, in einem Sonnensystem, das LETZTE ZUFLUCHT genannt wird.

Es ist ein Zentralsonnensystem der Weelon. Und dieses System ist seit über 4000 Jahren im Zeitschlaf, einer gigantischen Sta­siszone, die nun durch die Materialisierung der terranischen Schiffe gleichsam aufgebrochen wird.

Ehe die Mannschaften begreifen, wie ihnen geschieht, werden sie von robotischen Abwehrstationen massiv attackiert. Zwei Schiffe des Verbandes werden dabei zerstört, doch der Rest ver­teidigt sich verbissen.

Das hilft Kingston und seinen Leuten allerdings nur bedingt. Als die robotischen Automatismen erkennen, dass sie alleine der Lage nicht mehr Herr werden können, beenden sie den Zeit­schlaf für das Weelon-Schlachtschiff GROTTAS unter seinem Ziir Jarekson, der die terranischen Besatzungen betäubt.

Als es bald darauf zu einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Spezies kommt, gehen die Missverständnisse munter weiter: Jarekson hält die Menschen für abtrünnige Weelon-Sied­ler, weil sie genauso wie Weelon aussehen. Kingston bezeichnet dagegen ihn und die Seinen wider besseren Wissens als „Raum­piraten“ und will ihn verklagen.

Man merkt, die Begegnung ist doch einigermaßen konfliktträch­tig und alles andere als unproblematisch. Das wird noch schlim­mer, als die GROTTAS den ersten Planeten des Systems ansteu­ert, Juulok, wo sich unter anderem das Zeitgehirn befindet, das den systemweiten Zeitschlaf steuert.

Und hier muss er schockiert erkennen, warum der Zeitschlaf ur­sprünglich vor viertausend Jahren aktiviert wurde – zum Schutz des Zeitgehirns, durchaus nicht zum Schutz der Weelon-Bewoh­ner des Systems!

Außerdem befinden sich innerhalb des Stasisfeldes im Orbit um Juulok Feindschiffseinheiten, die ebenfalls in viertausend Jahren um keine Sekunde gealtert sind.

Schlachtschiff-Kugelkreuzer der All-Hüter …

Ihr merkt schon, dass die Lage zunehmend vertrackter wird, auch durch das Auftauchen neuer Handlungsschauplätze und Handlungsträger. Ich versichere euch, das wird noch um einiges bunter werden, ehe die Lage sich wieder etwas normalisiert.

Soviel für heute aus KONFLIKT 17. In der nächsten Woche erzäh­le ich euch im Rahmen der nächsten kosmologischen Lektion et­was über eine kleine grüne Sonne … ah, ihr ahnt schon, woher der Wind weht? Aber vielleicht irrt ihr euch auch.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.