Rezensions-Blog 391: Die Abenteuer der Liebesgöttin

Posted Februar 15th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal – recht selten – neige ich dazu, Sammelrezensionen von Kurzzyklen zu verfassen. Das geschieht definitiv nicht allzu häufig, aber in dem vorliegenden Fall fühlte ich mich anno 2017 dazu inspiriert.

Wir machen in diesen Romanen im Kern eine Reise nach Tene­riffa und verfolgen die erotischen und teilweise mysteriösen erotischen Eskapaden einer dort ansässigen Künstlerin sowie ei­nes umtriebigen Journalisten. Dass ich schlussendlich eher ein etwas ernüchterndes Fazit zog, sollte niemanden grundsätzlich von dieser Trilogie fernhalten, der gern mit amouröser seichter Unterhaltung seinen Urlaub ein wenig abwechslungsreicher ge­stalten möchte und nichts als ruhige Abschaltlektüre sucht.

Wer aber schon mal auf diese Titel gestoßen sein sollte, aber nicht exakt weiß, worum es dabei genau geht und vielleicht sin­niert, ob sich eine antiquarische Anschaffung lohnt, der wird hier möglicherweise auf Kurs gebracht werden.

Hopp oder Topp – ihr entscheidet. Lest einfach mal weiter:

Die Abenteuer der Liebesgöttin

Eine Sammelrezension von Uwe Lammers zu den folgenden Romanen:

Die Liebesgöttin

von Chloé Césàr

Blanvalet 36513

256 Seiten, TB

Juni 2006

ISBN 3-442-36513-9

sowie

Die Liebesgöttin erwacht

von Chloé Césàr

Blanvalet 36585

256 Seiten, TB

Dezember 2006

ISBN 3-442-36585-6

und

Die Liebesgöttin in Höchstform

von Chloé Césàr

Blanvalet Avenue 36586

256 Seiten, TB

Juni 2007

ISBN 3-442-36586-9

Ich habe das schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht – so eine Sammelrezension. In den weitaus meisten Fällen bietet sich das auch nicht an, weil die autonomen Romane von Mehr­teilern genügend Stoff hergeben für eine Einzelrezension. Im vorliegenden Fall wich ich davon allerdings ab, wie ursprünglich gedacht drei Einzelrezensionen zu schreiben. Das liegt darin be­gründet, wie der Stoff vermittelt wurde, um den es geht, und vor allen Dingen auch in der inneren zeitlichen Dimensionierung des Geschehens sowie meinem äußerst geschwinden Lesetem­po. Es ist eine pure Darstellung der Wahrheit, wenn ich sage, dass ich für jeden der Romane nur jeweils zwei Lesetage brauchte. Das ist ungewöhnlich, selbst für meine Verhältnisse, auch, dass ich sie alle sehr zügig hintereinander „weglas“, wie ich das nennen möchte. Es deutet auf zwei Tatsachen hin, und beide stimmen: Zum einen ist der Lesestoff durchaus mitrei­ßend. Zum zweiten aber enthalten die Bücher einfach wenig Text.

Das hört sich auf den ersten Blick rätselhaft an, ist aber reine Wahrheit. Der erste Roman hat noch seine vollen 256 Seiten, der zweite dann aber wegen der Leseprobe am Schluss nur noch 244, der Abschlussband seine 245 Seiten. Da hat jemand geschwächelt? Ja, das würde ich ganz genauso sehen. Aber fan­gen wir mal von vorne an …

Der deutsche Journalist Karel Kortmann ist im Auftrag des neuen Fotomagazins „Leander“ auf der Suche nach Geschichten und Protagonisten für seine Artikelreihe, die „Sex around the world“ genannt werden soll. Dabei bleibt Kortmann im ersten Ansatz schon auf Teneriffa stecken und schließt hier Bekanntschaft mit dem Piloten Peter Torstedt, mit dem er rasch vertrauter wird. Der erzählt ihm eine atemberaubende Geschichte – nämlich die Story davon wie er in Kontakt mit der rothaarigen, grünäugigen und freiberuflichen Bildhauerin Amanda kam, die auf einer Finca in den Bergen von Teneriffa ihrem Handwerk nachgeht und da­bei überaus erotische Skulpturen anfertigt. Eine unglaublich lei­denschaftliche Frau und sehr erfahren im Sex, wie er versichert – für sich nennt er Amanda insgeheim „seine Liebesgöttin“ und würde zu gern wieder mit ihr in hautengen Kontakt kommen. Als Kortmann ein Foto der rassigen Amanda sieht, zusammen mit einer sich auf ihrem hüllenlosen Leib ringelnden Schlange, da ist ihm sofort klar: Das ist eine Frau, die er kennen lernen muss und deren erotische Erlebnisse er in der Artikelserie herausstel­len will.

Das erweist sich allerdings als gar nicht so leicht, aus verschie­denen Gründen. Amanda ist erst kurz zuvor von ihrer „großen Liebe“, dem Musiker Adrian, verlassen worden. Sie ist immer noch hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, er möge doch zurückkehren und der Hoffnung, er möge für immer aus ihrem Leben verschwinden – denn dummerweise hat er sie in der Lie­be beherrscht, und sie ist lieber selbst Herrin ihres Schicksals. Deshalb hat sie es auch Peter Torstedt so schwer gemacht, an sie heranzukommen – sie navigierte ihn über die Insel und ließ ihn erotische Erfahrungen der unterschiedlichsten Art machen, und der Pilot stellt nun für Kortmann diese Tour nach. Denn kur­ze Gelegenheitsliebschaften sind Amanda durchaus willkommen – aber etwas Ernstes, also eine „große Liebe“, möchte sie ei­gentlich vorerst noch nicht wieder erleben.

Es dauert also ziemlich lange, bis sich Kortmann und die Künst­lerin erstmals sehen. Zwischendurch geschieht allerdings noch eine ganze Menge mehr, was u. a. mit einem Barkeeper und ei­ner blonden Stewardess zu tun hat. Langeweile kommt beim Le­ser also nicht auf.

Amanda hat noch indes ein weiteres Problem: Seit geraumer Zeit plagen sie rätselhafte Alpträume, die sie verunsichern. In den Träumen findet sie sich in einem archaischen Setting wie­der, und die Männer um sie herumtragen Peters und Adrians Gesichter, und schlussendlich enden die Visionen in einem er­zwungenen Suizid durch einen Sprung von einer Klippe. Aman­das spiritueller Freund Ricardo, ein zurückgezogener, alter Ein­siedler auf Teneriffa, interpretiert ihre Träume so, dass sie einst­mals in einem früheren Leben eine Guanchen-Prinzessin und auch dort schon eine Künstlerin gewesen sei, die aber ihrem Schicksal, jungfräulich in den Tod zu gehen, durch Entjungfe­rung entging und schließlich zum Tode verurteilt wurde.

Aber ob diese Reinkarnationsgeschichte stimmt? Amanda ist nicht davon überzeugt. Und was ist dann mit diesem anderen Traum, in dem sie von einem jungen, geschmeidigen Musketier träumt, der sie leidenschaftlich verführt? Ist das vielleicht noch ein weiteres verflossenes Leben, vielleicht eine Wunschmanifes­tation ihres erotischen Unterbewusstseins? Und wer ruft sie ständig an, weigert sich aber, auf ihren Anrufbeantworter zu sprechen? Versucht ihr verflossener Galan Adrian, den sie manchmal auch einen „schwarzen Magier“ nennt, aus der Ferne Einfluss auf sie zu nehmen …?

Im zweiten Band hat Amanda angebissen: sie hat sich bereit er­klärt, „Sex around the world“ zu unterstützen. Karel Kortmann, Peter Torstedt und die französische Fotografin Dominique, die Karel mit ins Boot geholt hat, schalten sich verstärkt in Aman­das Leben ein. Gleichzeitig wird die Beziehungsgeschichte zwi­schen den Protagonisten und dazu stoßenden Dritten und Vier­ten zunehmend komplizierter: Während Amanda mit der im Grunde genommen lesbischen Dominique anbandelt und von ihr nun angehimmelt wird, sehnt sich Kortmann seit langem schon danach, bei Dominique landen zu können. Doch hat er offensichtlich keine Chance dafür. Die bietet sich erst, als das Trio sich nach Rio de Janeiro aufmacht und hier für die Reporta­gereihe recherchiert … und das auf durchweg denkwürdige Wei­se.

Gleichzeitig hat sich Amanda auf den Weg nach Paris gemacht, um dort ihre Skulpturen auszustellen. Der Kunsthändler Didier Costes versucht bei der Gelegenheit, bei Amanda zu landen und erlebt eine ziemlich harsche Abfuhr. Dafür kommt sie in Kontakt mit Sandy und Larry und erlebt zudem mit dem äußerst feuri­gen Callboy Manuel eine aufregende Zeit – für Manuel ist der heiße Kontakt mit der „Liebesgöttin“ gar so aufregend, dass er Amanda zuliebe sogar seinen Job an den Nagel hängen möchte.

Fürwahr, die Liebesgöttin, wie Amanda auch genannt wird, bringt die Männer reihenweise um den Verstand. Allerdings nicht nur sie, wie sich zeigt, und darin diversifiziert sich der Ro­man sehr geschwind – auch Dominique versteht es meisterlich, Männer um den kleinen Finger zu wickeln und sogar Frauen zu becircen, von der blonden Sirene Sandy mal ganz zu schweigen …

Im dritten Teil der Reihe, die zeitlich alle sehr eng hintereinan­der spielen – allein zwischen Band 1 und 2 muss mehr Zeit lie­gen, weil Amanda eine Skulptur von sich und Dominique anfer­tigt, das geht nicht im Handumdrehen – ist Amanda einer Folge­einladung nach Rom gefolgt. Hier trifft sie wieder auf den nach­tragenden Didier Costes, der seine eigenen Pläne mit ihr ver­folgt. Zugleich wirbt Peter Torstedt verstärkt um die Gunst sei­ner „Liebesgöttin“, die sich noch nicht entscheiden mag, ob er tatsächlich nur eine „kleine Liebe“ oder ein vollwertiger Ersatz für ihren verflossenen Adrian ist.

Und dann taucht auf einmal noch der römische Künstler Adriano Como im Spiel auf, der sich ebenfalls für Amanda interessiert und ihr nun, um ihren Alpträumen und seinen Ursachen auf die Spur zu kommen, eine hypnotische Rückführung in ihr altes Le­ben offeriert. Die „Liebesgöttin“ kann dabei nicht wissen, dass die Begegnung mit Adriano Como kein Zufall ist, sondern auf raffinierte Weise arrangiert. Und ehe sich Amanda versieht, sitzt sie in der Falle …

Die Bände lassen sich gut und geschwind lesen, die Personen sind mehrheitlich sympathisch, und man wird über weite Strecken neugierig gehalten, wie sich der Handlungsstrom wohl entwickeln mag. Das ist ein eindeutiges Plus der Romane. Spä­testens ab dem zweiten Band ist aber schon relativ klar sicht­bar, wohin sich die Beziehungen orientieren werden, fast vor­hersagbar wie die Ausrichtung von Eisenspänen in einem Magnetfeld. Das trübt dann etwas den Leseappetit, wie ich fand. Ich kam mir bei der weiteren Entwicklung sehr vor wie in einem Heftroman der Bastei-Serie „Shadows of Love“ – vordergründi­ge, relativ seichte Beziehungskomplikationen, die sich schluss­endlich recht schlicht in einer Art von Friede, Freude und Eierku­chen-Romantik auflösen.

Das war besonders im dritten Roman äußerst problematisch, ging es dort doch definitiv um verbrecherische Aktivitäten, die man nicht einfach so unter den Teppich kehren sollte. Aber ge­nau das geschah letzten Endes. Für mich ein deutliches Zei­chen, dass mit den finalen Konflikten nicht in realistischer Weise verfahren wurde. Nicht so toll. Das hat doch meine Neigung zu der Autorin sehr getrübt.

Ich argwöhne sowieso nach wie vor – schon seit der Mitte des ersten Bandes, dass es sich eher um ein weibliches Pseudonym eines männlichen Autors handelt. Woran man das merkt? An der durchaus recht starken Mann-Fixierung der Handlung. Da werden Gespräche unter Männern auf Seiten ausgewalzt und in einer Art und Weise dargestellt, als wären sie gewissermaßen hormongesteuerte Halbstarke … so etwas findet man in eroti­schen Romanen von Autorinnen in dieser Form eigentlich nicht.

Sehr schade und ein weiteres Indiz für diese These war dann die Entdeckung, dass die Frauen durchweg vergleichsweise stark „von außen“ betrachtet wurden, wiewohl es hier schon gewisse Ansätze zur Psychologisierung gab. Aber intensive Innenreflexionen waren die sehr seltene Ausnahme, fand ich. Dass zudem gerade die Hauptperson Amanda weder einen Nachnamen noch einen familiären Background besitzt, und zwar durch alle drei Romane hindurch, war doch äußerst negativ auffallend. Dass die Titel des zweiten und dritten Bandes etwas reißerisch daherkamen, ist vermutlich dem Verlag anzulasten. Bezogen auf die Handlung sind die Titel doch recht überzogen und wecken Erwartungen, die nicht wirklich eingelöst wurden.

Das übernatürliche Element in der Geschichte brachte eine ge­wisse phantastische Würze hinein – allerdings ist hier zu konsta­tieren, dass das wesentliche „Pulver“ schon in Band 1 verschos­sen worden war. Und als dann in Teil 3 tatsächlich eine Rückfüh­rungsblende erfolgt, bleiben die Protagonisten komplett namen­los … da hat die Phantasie die Verfasserin ebenso komplett im Stich gelassen. Was dann den nachteiligen Eindruck bestärkte, Teil 3 sei recht hastig „heruntergeschrieben“ worden. Schade, denn daraus hätte man sehr wohl noch einiges mehr machen können. Beispielsweise wartete ich die ganze Zeit darauf, dass die ständig mal wieder erwähnten alten Skulpturen der archai­schen „Liebesgöttin“ irgendwo ausfindig gemacht wurden. Lei­der ganz vergebens.

Ich kann also schlussendlich nur konstatieren, dass die Romane ganz nett zu lesen, aber strukturell eher auf gehobenem Heftro­manniveau anzusiedeln sind. Wer beispielsweise ein Leser der genannten Heftromanserie „Shadows of Love“ sein sollte, ist hier vermutlich am richtigen Ort. Wer etwas ausgefeiltere Cha­raktere, mehr Inhaltstiefe und auch differenziertere und explizi­tere Liebesspiele erhofft, sollte sich wohl mit anderen Büchern befassen.

© 2017 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche machen wir dann zur kompletten Ab­wechslung einen der seltenen Abstecher ins Fantasy-Genre zu einem Altmeister, von dem ich schon verschiedentlich Werke besprach … ja, genau, die Rede ist von Robert E. Howard. Es gibt tatsächlich noch einige Bände von seinen Erzählungen, die ich bislang nicht gelesen und folgerichtig auch nicht rezensiert habe. Ich erwähnte wohl mal beiläufig, dass das sinnvoll ist bei Autoren, bei denen kein textlicher „Nachwuchs“ mehr zu erwar­ten ist. Die muss man sich gut portionieren und dann in kleinen Dosen genießen.

Warum das wichtig ist, erfahrt ihr möglicherweise in der Rezen­sion der nächsten Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

als ich vor rund einem Jahr über die bis dato digitalisierten und wenigen neu geschriebenen Episoden der Serie „Horrorwelt“ schrieb, hatte ich noch völlig andere Vorstellungen vom weite­ren Verlauf der Handlung … irgendwo sehr verständlich, denn schließlich lagen die letzten intensiven Schreibaktivitäten zu diesem Zeitpunkt schon 23 reale Jahre zurück und datierten ins Jahr 1998.

Nun, Ende 2021 und Anfang 2022 machte ich zunächst ausgie­bige Ausflüge in andere Welten. Da war zum einen mein Schreibrausch im Erotic Empire, wo der lange Roman „Die Ko­lonie Saigon II“ sehr an Umfang gewann (aber immer noch lange nicht fertig ist). Dann wandte ich mich dem Oki Stanwer Mythos zu und schrieb in einem ähnlichen Rausch zig Episoden an KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH). Und jüngst tauchte ich dann wochenlang in den Archipel-Roman „Rhondas Aufstieg“ ab und kam da gut vorwärts.

Man sieht, der kreative Gedankenstrom war munter am Glühen, und das tat meiner Seele und meinem allgemeinen Befinden sehr gut. Da ich bei den Blogartikeln bereits deutlich bis Jahres­anfang 2023 vorangekommen war, gab es auch von der Seite her keinen Handlungsdruck … der kam dann von unerwarteter Seite. Ich hatte noch Ende 2021 einige weitere „Horrorwelt“-Epi­soden geschrieben, doch jetzt, im September 2022, flossen die Bilder und Ideen regelrecht stürmisch.

Im Nachhinein frage ich mich, wie es dazu kam … und ja, ich habe eine Theorie dazu. Anstoß gaben vermutlich die tiefgründi­gen Gedanken zum KONFLIKT 7. In den Blogartikeln 471 und 481 schrieb ich einiges zum Thema „Geister im OSM“ und zur strukturellen Gestaltung des OSM-Bandes 2100, beides bezogen auf die Hohlwelt Hyoronghilaar. Und während mir klar wurde, dass ich dort so rasch nicht in medias res würde gehen können, hatte ich einen Handlungsschauplatz direkt vor Augen, wo das sehr wohl möglich war.

Horrorwelt.

Wir erinnern uns, wie der Stand zu Band 174 war, dem letzten, von dem ich in dem Blogartikel 449 am 13. März 2022 reden konnte. Die Lage war denkbar vertrackt:

Der Titanenkampf im Reich der Fehrer war mit dem Sieg des DREIZEHNERS zu Ende gegangen, und dieser hatte daraufhin zwar mit dem unterworfenen Grünen Titan EORANOK die Horror­welt verlassen … doch zuvor löste er die „Höllenwolke“ aus, eine magische Urgewalt, die die ganze Welt in ein fundamenta­les Chaos stürzte. Sie stürzte Regierungen, brach die Gräber auf, und die Toten vergangener Jahrhunderte gingen marodie­rend und mörderisch auf die Lebenden los. Kurzum: Das Chaos und der Tod regierten.

In dieses Chaos kehrten die vormalige Junghexe Firona (inzwi­schen auf ihr reales Alter von rund 30 Jahren gereift) und ihre Feenfreundin Berielle zurück. Sie fanden ihre Heimat, Burg Schattenstein, zerstört vor, Untote und letztlich eine völlig ver­tierte Freundin, COORAETS Gattin Mira1, die sich als quasi nack­te Werwolfhure in eine Höhle verkrochen hatte.

Der gemeinschaftliche Weg der drei Frauen führte sie dann ge­radewegs in die Bergkette der Berserker, wo Mira von Werwöl­fen geraubt wurde und Firona und Berielle im Berserkerhort als Gebärmaschinen enden sollten. Dieses Verhängnis konnte Firo­na gerade noch abwenden, indem sie sich der Magie des Feen­zepters bediente und Berielle in einen magischen Kristallblock einfror, während sie selbst von den Kristallgeistern, den Viyiini, durch ein magisches Tor in ein unterirdisches Reich geleitet wur­de. Hier sollte sie nun eine magische Wesenheit namens HOO­GHYL treffen

Aber wie ging es dann weiter? Das konnte ich euch damals nicht berichten, weil ich es gerade schrieb … inzwischen hat sich viel ereignet, und am besten gehe ich mal – wie bei den Close Up-Beiträgen – episodisch vor und hoffe, euch nicht zu sehr zu ver­wirren.

Band 175: HOOGHYL

Firona und die Viyiini wandern in die kristallenen Tiefen der Erde. Die junge Hexe wird dabei unvermittelt von einer weiteren Feenköniginnen-Seele, die im Feenzepter gespeichert war, kon­taktiert. Während die herrische Tienar in den Gedankenhinter­grund geschoben wird, profiliert sich nun die Feenkönigin Zhya­ni als freundliche Beraterin … und das ist auch sehr wichtig. Denn es ging auf Zhyani zurück, dass die Berserker in den Zau­berlabyrinthen der Bergkette eingeschlossen wurden. Und als Firona im driftenden Audienzsaal das uralte Kristallwesen HOO­GHYL trifft, erfährt sie, dass ihre leibliche Mutter Janina, die bei ihrer Geburt starb, Teil eines uralten Feenplanes war. Und nun soll Firona als Königin Firona-Fisch, assistiert von HOOGHYL, sei­ner magischen Urmacht und ihrer Beraterin Zhyani die wahre FEENDÄMMERUNG heraufbeschwören und die Menschheit ret­ten …

Band 176: Mira und der Verdammte

Blende zum Werwolflager Graf Corians im hohen Nordwesten des Nordkontinents. Die glücklose Wolfshure und vormalige Waldhexe Mira ist von Corian zum Tode verurteilt worden … aber während sie schon allen Lebensmut verloren hat, wird sie vom Werwolf Jonesh gerettet.

Jonesh ist ein seltsamer Kerl, denn er redet ständig mit der Luft um sich herum und behauptet von sich, er sei verdammt … was nicht stimmt. Er ist ein Schäfer aus dem Norden von Wertan, der während des Durchzugs der Höllenwolke von einem Werwolf gebissen wurde und selbst zu einem mutierte. Allerdings sieht und hört er seither Geister und wird von allen Untoten panisch gemieden. Und diese Geister sagen ihm: Rette Mira, sie ist dei­ne Lebensversicherung! Er versteht nichts, Mira versteht nichts, dennoch flüchten sie in einen aufziehenden Schneesturm hin­aus, der von den Geistern heraufbeschworen wurde.

Band 177: Von Wölfen verfolgt

In relativer Nähe zum Werwolflager sind auch der Hexendämon TOOWATAER unter dem Tarnnamen Tanja und ihre Amazonen von der Insel Ankiay und aus Wertan unterwegs. Sie werden vom Sturm übel überrascht und bringen sich unter den Bäumen vorläufig in Sicherheit. TOOWATAER versucht dann, magisch zu sondieren … und wird von einem leibhaftigen Geist besucht. Ei­nem Geist, den sie sogar persönlich kannte: Von Janina, Fironas leiblicher Mutter. Und sie gehört zu den Geistern, die auf den ar­men Jonesh einreden und hat ihm versprochen, Hilfe zu holen.

So kommen die skeptischen Amazonen, der Geister sehende Werwolf Jonesh und die völlig überrumpelte Mira zusammen. Sie kennt TOOWATAER von früheren Besuchen auf Burg Schatten­stein natürlich auch noch. Sie haben aber nicht viel Zeit, die Lage zu klären, denn die Hetzwölfe und die Werwölfe sind be­reits hinter ihnen her. Die Flucht geht also weiter, diesmal ge­meinsam.

Band 178: Das Totenland

TOOWATAER bemerkt bald, wohin der Weg zielt, den Jonesh laut den Geistern einschlägt, und ihr gefällt er gar nicht. Er führe, er­klärt sie, während sie durch immer höhere Schneewechten stap­fen, in einen Landstrich, in dem einstmals das Reich der Fürsten von Salgoorin lag. Das kennt niemand mehr außer ihr … das Problem sei allerdings, dass hier zahllose Grabstätten liegen. Dieser Landstrich ist buchstäblich ein Totenland, und so begrei­fen sie alle schockiert, dass sie nur die Wahl zwischen Pest und Cholera haben – wandern sie weiter, laufen sie blutgierigen Un­toten in die Arme. Kehren sie um, fallen sie den Werwölfen zum Opfer.

Und dann aktiviert Jonesh auch noch auf Anraten der Geister die Magie eines Prozessionsweges … und Zombies tauchen auf der einen Seite des Weges auf, auf der anderen hinter ihnen die sie verfolgenden Werwölfe und Hetzwölfe, bereit, sie in Stücke zu reißen.

Tja, und dann taucht der geisterhafte, knorrige Fürst Anawan­daal von Salgoorin auf und spricht TOOWATAER mit ihrem Dä­monennamen an. Daraufhin scheint restlos alles schief zu ge­hen …

Band 179: YTHOKAANS Geschichte

Blende ins Inselreich der Fehrer – Der junge Waise Satajon hat mit Billigung seines neuen Mentors, des Roten Dämons, die in­zwischen kräftelose vormalige Schwarze Hexe Carina zu seiner Lustsklavin gemacht und die Siedlung der „Chaoskinder“ er­reicht. Diese stehen unter der rätselhaften Anleitung eines „Meisters“, der ein magisches Wesen zu sein scheint, das am Ende von Band 167 noch nicht zu erkennen war.

Nun wird deutlich, wer es ist – der Echsendämon YTHOKAAN, der einst mit seiner Schlangenkopf-Armada vom Südkontinent in Richtung des Reiches der Fehrer aufbrach, um seinem Gebieter, dem Roten Dämon, vier besiegte Schwarze Hexen, darunter Ca­rina, und 40.000 Schlangenkopfkrieger als Tribut bringen wollte.

Er kam nie an. Und seine Flotte ebenso wenig.

Und nun liegt er also hier, geschwächt und krank, am Bein grässlich verwundet und an der Wunde seit Monaten leidend, die nicht heilen will. Der Rote Dämon übernimmt die Kontrolle über Satajon und fordert YTHOKAAN zum Bericht auf. Er will wis­sen, was geschah und hört den Bericht vom Schiffbruch an. Ge­gen Ende strandete YTHOKAAN mit seinem Schiff und drei der vier Schwarzen Hexen – Carina war über Bord gegangen – auf einem vulkanischen Eiland am Rande des Fehrer-Reiches.

Band 180: Gefahr aus dem Feuer

Fortsetzung von YTHOKAANS Bericht. Er erzählt, dass seine Spä­her, als der vulkanische Niederschlag nachließ, unheimliche We­sen aus Feuer oder Magma anlockten, die der Rote Dämon höchst interessant findet.

Obgleich diese Kreaturen alle Soldaten YTHOKAANS kurzerhand vernichten und schließlich auch die drei Hexen ermorden, ver­schonen sie ihn, nachdem sie ihn augenscheinlich aus Versehen verletzt haben.

Der Rote Dämon erklärt diese Wesen zu so genannten „Keimlin­gen“ und berichtet, selbst er habe vor Jahrtausenden nur ge­rüchteweise von solchen Kreaturen gehört. Sie seien noch we­sentlich älter als die legendären Titanen. Und speziell diese We­sen hier gehorchten aller Wahrscheinlichkeit einer Feuergottheit namens Shalaa.2

Anstatt sich aber nun von diesen Ungeheuern fernzuhalten, äu­ßert der Rote Dämon vielmehr den erklärten Willen, auf die Su­che nach Shalaa gehen zu wollen. Und er möchte die Feuer­opfer-Kulte wieder einführen …

Band 181: Die Toten und die Geister

Blende nach Wertan ins Herzogtum Biston. Hier kämpft ein Lie­bespaar junger Wertaner ums Überleben gegen zwei Zombies, als auf einmal ein Geist hinzutritt, augenscheinlich ein vormali­ger Edelmann, und den Untoten allen Ernstes ins Gewissen re­det. Was sie vorhätten, sei Mord, das könne er nicht dulden … und tatsächlich rettet seine Intervention das Leben der beiden Zivilisten, denn als die Untoten den Geist nutzlos attackieren, kann er sie augenscheinlich beeinflussen und dirigieren.

Kurz darauf stößt ein weiterer Geist zu ihnen, ein Räuber, der deutlich unflätigere Manieren hat. Und während sich ein wirklich surrealer Streit-Dialog anbahnt und die Liebenden glauben, sie würden gleich den Verstand verlieren, treten weitere Untote auf den Plan. Wieder scheint ihr Leben an einem seidenen Faden zu hängen.

Band 182: Fürst der Leichen

Doch nein, wieder erweist sich dies als Irrtum! Die Neuankömm­linge sind zwar lebende Leichen, aber um sie herum wabert ein blasser Halo, der zeigt, dass sie die Gastkörper von Geistern sind, die sich ihrer bedienen, um zu wirken.

Sie fordern die Anwesenden auf, ihnen zu folgen, dies sei der ausdrückliche Befehl des Königs von Wertan, der seine Unterta­nen, zumal die lebenden, um sich zu scharen gedenke.

Doch die erste Erleichterung, dass König Hlymor Cur, den sie schon tot glaubten, den Sturm der Untoten überstanden hätte, verfliegt schnell. Nein, König Hlymor Cur sei definitiv tot … der neue Regent sei vielmehr König Wertan I., der uralte Gründer des Königreichs Wertan, der vor Jahrhunderten regierte. Er ist augenscheinlich ebenfalls ein Geist und hat sehr eigenwillige Vorstellungen davon, wie sein neues Staatswesen gestaltet sein soll.

Die Geister des Grafen und des Räubers werden gezwungen, die beiden Zombies aus dem vorigen Band zu beseelen, da „unbe­seelte Untote bei Hof nicht geduldet werden“, aus verständli­chen Gründen: Da sich dort auch lebende Untertanen versam­meln sollen, wäre ansonsten ein Massaker unvermeidlich. Die beseelten Zombies hingegen können die Blutlust ausblenden.

Als sie im Herzogspalast von Yrgaal ankommen, müssen die bei­den Liebenden schockiert erkennen, dass der Gastkörper des neuen Regenten Wertan I. niemand anderes ist als der verstor­bene Hlymor Cur, der einem Herzinfarkt erlegen war, als die Höllenwolke Wertan verheerte (so dargestellt in Band 159 anno 1991). Und nun ist er der ausdrückliche Fürst der Leichen, der über ein Reich der lebenden Menschen, Untoten und Geister herrschen will.

Band 183: In den Blutdschungeln

Blende ins Herzogtum Ogis, ebenfalls Teil des Königreichs Wertan. Hier sind Bauern mit einem Treck auf der Flucht vor sie verfolgenden Untotenhorden. Schließlich werden sie auf einem Bergkamm in die Enge getrieben und weichen in ein Tal zurück, das angeblich völlig bar jeder Vegetation ist … aber jetzt ist hier ein gigantischer Urwald gesprossen, ein Blutdschungel mit ro­ten, unheimlichen Blättern … und die sie verfolgenden Zombies halten inne und stürzen dann in panischer Flucht davon!

Die Flüchtlinge unter ihrem Treckführer Norand sind unendlich erleichtert, in Sicherheit zu sein. Doch sind sie das tatsächlich? Die Blutdschungel laben sie mit roten, schmackhaften Früchten, aber es gibt sonst keinerlei tierisches Leben hier. Beim Versuch, auf Lichtungen Äcker anzulegen, stoßen die Siedler auf Bildnis­se und Mauerreste einer untergegangenen Kultur.

Und dann taucht eines Tages eines der Mädchen der Siedler, die Tochter Ginala des Treckanführers, wieder vom einem Gang zur Quelle auf und hat ein prächtiges, kostbares Juwelenarmband bei sich. Angeblich hat es ihr ihre Spielkameradin geschenkt, die sie nur „das Juwelenmädchen“ nennt. Aber das glaubt ihr niemand.

Sie sollten das besser tun, denn das „Juwelenmädchen“ ist höchst real und entstammt der untergegangenen Kultur, die hier einst siedelte. Und es hat Pläne mit den Siedlern …

Band 184: Königreich der Geister

Obwohl hier zum Herzogspalast von Yrgaal zurückgeblendet wird, wo in Band 159 Hlymor Cur starb und in Band 182 die Au­dienz mit König Wertan I. Stattfand, hängt diese Episode mit Band 183 eng zusammen. Hier schließt sich der Handlungsver­lauf direkt an Band 159 an: Hlymor Cur wird Zeuge des Durch­zugs der Höllenwolke und stirbt … und tritt als Geist aus seinem Körper und wird nun wenig später Zeuge, wie sein Leibdiener Ageenor ebenfalls vor seinen Augen erschlagen wird und wie beide Leichen kurz darauf aufstehen und sich den Untoten an­schließen.

So ist es also, tot zu sein? Niemand kann ihn sehen oder hören, auch den geisterhaften Ageenor nicht, und beeinflussen können sie rein gar nichts?

Dies ist sehr viel eher die Hölle. Sie folgen benommen den Spu­ren der Verwüstung und von Mord und Totschlag … und dann vernimmt Hlymor Cur einen seltsam melodischen Laut aus den Kellergewölben und folgt ihm.

In einer versiegelten Kammer entdeckt er einen uralten Altar, auf dem offenbar eine Feenkönigin mit ihren Insignien zu erken­nen ist. Und darauf liegt ein pulsierender grüner Kristall. Der tote Regent entsinnt sich, davon einmal etwas gelesen zu ha­ben: Es handelt sich offenbar um den so genannten „Brücken­kristall“, der eine direkte Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten herstellen sollte.

Und dann werden er und Ageenor durch den Kristall hindurchge­sogen in das so genannte „Königreich der Geister“, wo ein Mäd­chen mit kostbarem Juwelenschmuck sie begrüßt. Sie befinden sich mitten im Blutdschungel von Ogis und sind nun Teil eines umfassenderen Planes, der die Wiedergeburt jenes magischen Reiches vorsieht, das hier einst bestand.

Band 185: Zwergenlust

Blende in den Osten des Nordkontinents – Hier sind in der unter­irdischen Zuflucht der Zwerge die Waldhexe Franca und ihre Ge­liebter Rekaan, der eigentlich der Walddämon NANERAEK ist, durch einen magischen Trennmechanismus vom Körper abge­spalten worden. Die sechs Zwerge gebrauchen die attraktive Franca rücksichtslos für ihre sexuelle Lust … aber nach einer Weile stellt sich heraus, dass sie sich einen aktiveren Part der schönen Frau wünschen.

So wird Franca erweckt und mit der durch die Starre nach wie vor hilflosen Geliebten Rekaan dazu erpresst, den Zwergen wei­terhin zu gehorchen. Rekaan versucht derweil genau wie sie selbst auch herauszufinden, was die Zwerge an Geheimnissen wohl hüten mögen.

Band 186: Mysterien der Zwerge

Fortsetzung der Franca-Zwergen-Handlungsebene. Die leiden­schaftliche Waldhexe heizt den Zwergen mächtig ein, und als­bald kommen durch die forcierte Gesprächigkeit der Zwerge Dinge ans Tageslicht, die unglaublich klingen. Der Zwergen-An­führer Chunetz entdeckt durch wiederholte astronomische Be­rechnungen, dass sie wenigstens dreitausend Jahre (!) in magi­scher Starre zugebracht haben müssen.

Rekaan belauscht feinstofflich die anderen Zwerge und erfährt, dass es hier unten im Ganglabyrinth eine „Kammer des Gongs“ geben soll, mit der man magische Wesen wecken kann. Verant­wortlich für seine Erschaffung war angeblich ein Zwergenfürst namens Yaloor – den kennt Rekaan sogar vom Hörensagen. Aber er regierte vor gut dreitausend Jahren!

Kann es wirklich sein, dass er – wie die anderen Zwerge hier – noch am Leben ist?

Band 187: Kontakt in der Unterwelt

Als die Vorräte der Zwerge allmählich zur Neige gehen und sich die Oberwelt als zu gefährlich erweist wegen der Horden her­umstreunender Untoter, da gibt Chunetz Francas Drängen nach, Rekaan zu erwecken … unter einigen pikanten Auflagen, die darin kulminieren, dass sie auch weiterhin für Sexdienste an den Zwergen täglich herangezogen werden kann.

Der erweckte Rekaan kann nichts anderes tun, als zähneknir­schend zuzustimmen. Wenig später brechen sie in das schier endlose Gang- und Höhlenlabyrinth unter der Erde auf in Rich­tung Westen … dorthin, wo angeblich die „Kammer des Gongs“ liegt.

Aber sie erreichen sie nicht, denn zuvor hält ein Kristallgeist, ein Viyiini, sie auf, zu dem sich alsbald noch mehr gesellen. Sie alle sollen eine Audienz bei der neuen Feenkönigin Firona-Fisch wahrnehmen! Dummerweise verplappern sich die magischen Wesen und nennen Rekaans und Francas originäre Stellung als Walddämon und Waldhexe … Misstrauen der Zwerge ist nun un­vermeidlich.

Band 188: Alptraum in Cayyon

Und noch eine neue Handlungsebene taucht auf, diesmal geht es um das Herzogtum Cayyon, das schon in Band 168 themati­siert wurde, als es um TOOWATAER und die Amazonen ging. Diesmal jedoch spielt alles in der Adelsschule Qualtaar … und die Hauptperson ist die zwölfjährige Doris vom Schattenstein, Graf Corians und Dianas junge Tochter, die hier auf ein Adelsin­ternat geht und zu einer wohlerzogenen jungen Dame gemacht werden soll.

Der Sturm der Untoten aufgrund der Höllenwolke macht diesen Plan schon ein Jahr nach Beginn ihrer Schulausbildung zu einem respektablen Alptraum. Als die Schule mehr und mehr von Hor­den der Zombies überrannt wird, flüchten sich die überlebenden Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler in den Fechtsaal im vierten Stock der Schule … und sitzen in der Falle, weil es nur dieses eine Eingangsportal gibt und auf beiden Seiten der Fens­terfront die Mauern steil in die schwindelnde Tiefe abstürzen.

Als die Untoten schon mit Äxte daran gehen, das Portal zu zer­trümmern, tauchen auf einmal Geister aus den Wänden auf, die die Lehrer rügen, weil diese ernsthaft Kinder mit Waffen ausrüs­ten wollten.

Aber niemand versteht die Geister … außer Doris. Sie verfügt aufgrund ihrer Herkunft als Tochter einer Hexe über leichte magische Fähigkeiten und wird nun zum Unbehagen aller Le­benden zur Dolmetscherin. In der Folge verbünden sich die Adelsgeister und die Menschen und nehmen den Kampf gegen die mörderischen Untoten auf …

Band 189: Kämpferin für Licht und Schatten

Direkte Fortsetzung von Band 188. Das Bündnis zwischen den Geistern und den Menschen funktioniert. Auch hier fahren die Geister mehrheitlich in die Leiber der Zombies und machen ihre „Artgenossen“ nieder. Im Kräutergarten der Schule hat außer­dem eine junge Gärtnerin überlebt, Aneese. Auch sie versteht es, mit Geistern zu sprechen, schon von Kindesbeinen an, was sie aber aus guten Gründen nie gezeigt hat.

Nachdem die Schule gesichert ist, wird Doris auf Wappenschilde aufmerksam gemacht, die nach Auskunft der Geister magisch präpariert wurden … schon vor vielen Jahrhunderten, und zwar von einem Dämon der Hexen namens TOOWATAER, der damals in weiblicher Gestalt alle Wappenträger lustvoll vernascht ha­ben soll.

Als die Höllenwolke sich auflöst, die Untoten aber auch im strah­lenden Sonnenlicht weiterhin existent bleiben und die Geister ebenso, da meint der führende Geist Graf Warenn von Weißen­stein, offensichtlich sei ein mythisches Ereignis eingetreten, für das solch eine spezielle Möglichkeit vorausgesagt wurde – die legendäre FEENDÄMMERUNG …

Soweit die Episoden, die ich seit September 2021 weiter ge­schrieben habe. Allein in den vergangenen gut 12 Monaten wa­ren das jetzt nicht weniger als 17 Bände … das ist ein außeror­dentlicher kreativer Flow, und er hält weiterhin an. Das hat frag­los damit zu tun, dass Band 200 unmittelbar bevorsteht.

Normalerweise wäre es wohl so, dass ich zu einem Hunderter-Band eine temporale Zäsur durchführe, wie das meist bei der Perry Rhodan-Serie der Fall ist. Aber ihr merkt vielleicht, dass hier so vieles in Bewegung geraten ist, dass mir ein Zeitsprung absolut unangemessen erscheint. Zwischen Band 200 und 201 mögen also vielleicht ein paar Monate verstreichen, aber mehr mit Sicherheit nicht. Aktuell droht ja noch die Invasion der Wer­wölfe in Wertan, und Firona ist zurzeit dabei, ein magisches Bündnis zu schmieden, dasselbe versucht TOOWATAER.

Es gibt vieles zu erzählen, und ein wenig davon zeichnet sich schon in den aktuell 6 Vorschautiteln ab, die es bereits gibt. So geht es nach meiner Vorstellung weiter:

Band 190: Das versunkene Königreich

Band 191: Lebendige Vergangenheit

Band 192: Der Jenseitspakt

Band 193: Das Juwelenmädchen

Band 194: Jahrtausendpläne

Band 195: HOOGHYLS Audienz

Ihr seht schon, es geht ordentlich zur Sache. Und dann sind nur noch vier Episoden übrig bis Band 200 … wenn sich dieser Schreibflow weiterhin so manifestiert, ist durchaus denkbar, dass Band 200 Ende des Jahres 2022 entstehen wird. Das wäre phänomenal.

Ich halte euch dann mal weiter auf dem Laufenden.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Im genannten Blogartikel habe ich Mira noch versehentlich Graf Corians Frau genannt, das ist natürlich falsch. Bitte um Entschuldigung. Corians Frau war die Waldhexe Dia­na, die von den Untoten von Burg Schattenstein selbst zum Zombie gemacht und spä­ter von Firona mit dem Feenzepter erlöst wurde.

2 Der erste Hinweis auf dieses Wesen, die so genannte „Göttin der Zerstörung“, erhiel­ten die Töchter Mapuns beim Besuch einer verschütteten Fehrer-Stadt, wo sie mit Sha­laa verwechselt wurden. Das geschah in den Bänden 141-143 der Horrorwelt-Serie (anno 1988 geschrieben).

Rezensions-Blog 390: Das Ziegenproblem

Posted Februar 8th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

dieses Buch fängt schon urkomisch an, und ich kann euch aus Leseerfahrung versichern: Das geht genau so weiter, und je mehr der Kopf raucht, desto witziger wird es. Lasst mich einfach mal kurz den Anfang von Kapitel 1 zitieren, und ihr merkt sofort, was ich meine:

Ins Sommerloch gefallen …“

Das ist vielleicht ein Gefühl, in Hunderten von Briefen als Spin­ner oder Dummkopf beschimpft zu werden! Dabei hatte alles so harmlos angefangen …“

So beginnt Gero von Randow, damals Wissenschafts- und Tech­nikredakteur bei DIE ZEIT, bekennender Skeptiker und messer­scharfer Denker, beschert uns in dem heute vorzustellenden Buch eine abenteuerliche Reise durch die Wissenschaftsland­schaft des Jahres 1991 und die erstaunliche Medienresonanz auf ein Phänomen, das Gero von Randow eigentlich mit einer klei­nen Randnotiz lostrat und das einfach abenteuerlich ausuferte.

Es ging um eine Spielshow, Ziegen und Wahrscheinlichkeiten. Und was herauskam, war, sehr vorsichtig formuliert … mindes­tens abenteuerlich. Aber indem von Randow diese Geschichte nicht auf sich beruhen ließ, sondern sie dann tatsächlich zu ei­nem ganzen Buch ausbaute, dehnte sich das Thema sehr viel weiter aus und geriet in gewisser Weise zu einem faszinieren­den Lehrstück über die Grenzen des menschlichen Verstandes, wenn er sich in das Reich der Wahrscheinlichkeiten verirrt.

Glaubt ihr nicht? Na, dann lest mal weiter. Lesevergnügen und Erkenntnisgewinn sind gewiss:

Das Ziegenproblem

Denken in Wahrscheinlichkeiten

Gero von Randow

rororo-Science-Sachbuch 9337

176 Seiten, TB, Juli 1992

ISBN 3-499-19337-X

Selten machte Denken mehr Spaß als mit diesem Buch, so mein subjektiver Eindruck nach dem Beenden der Lektüre am gestri­gen Tag. Dabei ist es nicht mal ein leichtes Buch, und es wim­melt geradezu von wilden Formeln und viel Mathematik.

Abgeschreckt? Nicht doch. Schauen wir uns die Sache mal ge­nau an.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1991 mit einem Auftritt von Marilyn vos Savant, einer amerikanischen Journalistin und an­geblich der Person mit dem höchsten IQ der Welt. In der Zeit­schrift Skeptical Inquirer gab es eine Kolumne mit dem Titel „Fragen Sie Marilyn“, und ein Leser hatte jene scheinbar unver­fängliche Aufgabe gestellt:

Sie nehmen an einer Spielshow im Fernsehen teil, bei der Sie eine von drei verschlossenen Türen auswählen sollen. Hinter ei­ner Tür wartet der Preis, ein Auto, hinter den beiden anderen stehen Ziegen. Sie zeigen auf eine Tür, sagen wir, Nummer 1. Sie bleibt vorerst geschlossen. Der Moderator weiß, hinter wel­cher Tür sich das Auto befindet; mit den Worten „Ich zeige Ih­nen mal was“ öffnet er eine andere Tür, zum Beispiel Nummer 3, und eine meckernde Ziege schaut ins Publikum. Er fragt: „Bleiben Sie bei Nummer eins, oder wählen Sie Nummer zwei?“

Zwei Türen, hinter einer steckt der Gewinn. Ganz simpel, nicht wahr? Also bleibt es sich gleich, welche jetzt gewählt wird, oder?

Falsch, sagt die IQ-Weltmeisterin, Nummer zwei hat bessere Chancen.

Da war es: das Ziegenproblem.

Das hätte nun ein amerikanischer „Sturm im Wasserglas“ blei­ben können, wenn es nicht Gero von Randow gegeben hätte. Der bekennende Skeptiker und ZEIT-Redakteur las die Kolumne, und das Ziegenproblem ließ ihn nicht mehr in Frieden. Was tat er? Einen kleinen Artikel für DIE ZEIT schreiben. Und zwar einen Artikel, in dem er vos Savant Recht gab. Was dann geschah, muss man zitieren:

Am nächsten Tag fuhr ich in Urlaub.

Und so begrüßten mich die Leser-Zuschriften, als ich zurück­kam: Der verehrte Herr von Randow sei ‚wohl ins Sommerloch gestolpert‘, ‚jeder normal begabte Zwölftklässler‘ könne schließlich begreifen, dass Frau Savants Rat ‚typische Laienfeh­ler‘ enthalte, ‚haarsträubender Unsinn“, ‚Quatsch‘ und ‚Non­sens‘, ‚absurd‘ und ‚abstrus‘ sei. Es sei ‚traurig, dass die ZEIT so etwas überhaupt aufgreift‘. Die ganze Angelegenheit sei ‚pein­lich‘, urteilte ein Mathematiker (sic!). Bestenfalls ein ‚April­scherz im Juli‘, schrieb ein Leser mitleidig, eher ein ‚Ärgernis‘, meinte ein anderer.

Die alles dies zu Papier brachten, waren zum großen Teil Akade­miker, einige mit einschlägiger Ausbildung in Statistik: Prof. Dr.-Ing., Dr. sc. math., Dr. med., Dr. jur. usw. usf. Sie schrieben auf Institutsbriefbögen, legten seitenlange Beweise bei, es kam so­gar Post aus den Niederlanden, aus Italien, Togo. Zustimmende Briefe blieben rar …“

Was nun? Hatte sich Gero von Randow geirrt? Hatte sich Frau Savant geirrt? So viele Leute konnten sich doch wohl nicht täu­schen. Betrug die Chance in der geschilderten Ziegenshow nicht vielleicht doch fifty-fifty? Vos Savant und Gero von Randow be­haupteten unisono: nein, die Chance beim Wechseln betrüge 2/3.

Gero von Randow rechnete nach. Er blieb bei seiner Position.

DIE ZEIT verfuhr anders: „Die Leserbrief-Redaktion wählte drei Briefe aus, die mich kritisierten, und ließ sie unter der Über­schrift ‚Verquere Logik‘ drucken. Das mochte ich nicht auf mir sitzen lassen und schrieb einen zweiten Artikel. Wieder nahm ich für Frau Savant Partei – und entfachte den zweiten Sturm. Mittlerweile hatte der SPIEGEL die Geschichte aufgegriffen, gab ebenfalls Frau Savant recht und bescherte sich die entsprechen­de Leserpost.“

Die Lage eskalierte, wie von Randow aus der Erinnerung schil­dert:

Das Ziegenproblem hielt offenbar viele Menschen in Atem. Fe­ten platzten, und Ehepaare stritten sich. Professoren setzten ihre Assistenten an das Ziegenproblem, Mathe-Lehrer verwirr­ten ihre Schüler, Zeitungsredakteure erklärten sich gegenseitig für begriffsstutzig.“

In den USA war noch mehr los. Die NEW YORK TIMES berichtete am 21. Juli 1991 von den Auswirkungen: „Die Antwort, wonach die Mitspielerin die Tür wechseln solle, wurde in den Sitzungssä­len der CIA und den Baracken der Golfkrieg-Piloten debattiert. Sie wurde von Mathematikern am Massachusetts Institute of Technology und von Programmierern am Los Alamos National Laboratory in New Mexico untersucht und in über tausend Schulklassen des Landes analysiert.“

Überwiegender Tenor war jedoch nach wie vor Skepsis, Hohn und Spott, der auch reichlich über Marilyn vos Savant ausgegos­sen wurde. Von Randow zitiert einige der Äußerungen: „‚Unsere mathematische Fakultät hat herzlich über Sie gelacht’, hänselte eine Professorin. ‚Es gibt schon genug mathematische Unwis­senheit in diesem Land’, beschwerte sich ein Akademiker bei der Zeitschrift PARADE, ‚wir brauchen nicht den höchsten IQ der Welt, um diese Unwissenheit zu vertiefen. Schämen Sie sich!’ Ein weiterer Leser vermerkte höhnisch: ‚Vielleicht haben Frauen eine andere Sicht mathematischer Probleme als Männer.’“

So, und nun der Clou der ganzen Geschichte: Alle diese gelehr­ten Leute haben sich getäuscht. Marilyn vos Savant und Gero von Randow haben Recht, und von Randow beweist in diesem hochspannenden Buch, warum und weshalb.

Dabei wäre es natürlich wirklich trivial, wenn es „nur“ um das Ziegenproblem ginge. Das Ziegenproblem ist jedoch ein perfek­ter Fokus, gleichsam ein Brennglas, in dem sich der Geist bün­deln kann, um zu tieferliegenden Ebenen des Verständnisses vorzustoßen. Indem der Leser Gero von Randows Argumentatio­nen nachvollzieht, kann er langsam vom Trivialen zu den wirkli­chen Essentials des menschlichen Denkens vorstoßen. Er er­fährt sehr viel über die Geschichte der Mathematik, über die Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Probleme, die sich damit über die Jahrtausende verbanden.

Außerdem, und das ist mitunter sehr vergnüglich, kommen ihm solche Dinge wie Hokuspokus, Außerirdische und Heuschnupfen vor die Augen, er hört eine Menge über Münzwürfe, Urnen mit farbigen Kugeln, russisches Roulette, abstürzende Luftschiffe, Futurologen, technische Sicherheitspannen (wie etwa Schiffskol­lisionen), er hört vom sehr vergnüglichen Geburtstagsparadox (wobei sich übrigens fast alle vertun, der Rezensent selbst auch). Ferner tauchen Tauchziegen auf, Prüfungsgremien und Pistolenschützen.

Und dann geht es in den menschlichen Geist. Es wird dem Leser eine Lektion in Fragen des Irrtums und falschen Schließens zu­gemutet, was gelegentlich einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt. Wir erfahren von Tanzstunden, Ehestreitigkeiten, von der Drake-Formel zur Ermittlung der Wahrscheinlichkeit in­telligenten Lebens im Universum. Es geht weiterhin um Schoko­kekse, Machos und Vorurteile, Müslistatistik und Babys, um schöne Frauen, Fußballtrainer und Jetpiloten, um Lottochancen …

Man sieht, für jeden ist was dabei. Man muss nur die Bereit­schaft besitzen, Gero von Randow auf jenen Pfad des Denkens zu folgen, der dem ersten Anschein nach der krummere von beiden zu sein scheint. Und wer dies tut, der wird mit einer ge­wissen Bestürzung im Laufe der Lektüre begreifen, dass nicht Frau Savants und Gero von Randows Logik und Sicht der Welt schief ist, mithin der Weg nicht krumm, sondern vielmehr, dass das, was wir als menschliche Alltagslogik tagtäglich anwenden, so viele Lücken und falsche Schlüsse birgt, dass dieser Weg recht eigentlich als der falsche bezeichnet werden muss.

Der Leser erkennt schließlich eine Menge darüber, wie er selbst in Wahrscheinlichkeiten denkt bzw. wie viele Probleme sich ihm unbewusst in den Weg stellen und wie sehr der Geist eigentlich „faul“ ist und zu schnellen, scheinbar „richtigen“ Lösungen ten­diert. Man sieht, wie schnell und gut man selbst manipulierbar ist und sich – meist unbewusst – selbst manipuliert, ganz unab­hängig von der eigenen Intelligenz, dem Schulabschluss oder der eigenen beruflichen Profession. Das ist dann doch sehr er­hellend, mitunter auch ernüchternd.

Mathematik ist ein schwieriges Fach für die meisten Schüler, auch für mich, und Logik ist eine knifflige Sache. Doch wenn sie so unterhaltsam dargebracht wird wie bei Gero von Randow in diesem wirklich sehr klugen und informativen Buch, dann zeugt es nicht gerade von Klugheit, wenn man sich dieses Vergnügen entgehen lässt. Wie lautet doch noch einmal der Klappentext, mit dem der Autor die potenziellen Leser ködert?

Zugegeben, Formeln sind die Geheimwaffe einer internationa­len Verschwörung gegen Ihr Selbstbewusstsein. Am besten tun Sie so, als würde Ihnen das nichts ausmachen. Das verwirrt den Gegner.

Wenn Sie die Formeln überspringen, entgehen Ihnen die we­sentlichen Aussagen dieses Buches nicht. Worauf Sie dann al­lerdings verzichten müssen, ist das befriedigende Gefühl, ein Problem formal gelöst zu haben. Dieses Glücksgefühl wird er­zeugt, indem chemische Substanzen im Hirn ausgeschüttet werden; insofern ist dieses Erlebnis mit einem Orgasmus ver­gleichbar. Überlegen Sie sich das mit den Formeln also noch einmal.“

Grinsen ist erlaubt. Und dann sollte man das Buch lesen, stau­nen, oft kichern und begreifen. Denn schließlich ist die ganze Welt eine Ziegenshow … wie, das habt ihr noch nicht gewusst?

Na, dann wird es aber höchste Zeit für die Lektüre!

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, das war schon ein wildes Abenteuer, vielleicht etwas unerwartet für euch. Und in der nächsten Woche kommen wir dann zu Abenteuern einer ganz anderen Art, die auch völlig ohne mathematische Formeln auskommen, versprochen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor 8 Wochen hielten wir uns zuletzt in dieser Rubrik auf, und ich folgte der Spur der Annalen-Werke bis Ende des Jahres 2018. Heute ist das erste Quartal 2019 an der Reihe. Schauen wir uns da zunächst mal an, wie sich das quantitativ entwickelte, nach­dem ich den Ansturm der Weihnachtspost überstanden hatte.

31, 32, 45 lauten die ziemlich unglaublichen Zahlen der been­deten Werke für diese Monate. Aber ihr wisst natürlich, dass das immer etwas trügerisch ist. Wenn man da solche Dinge wie kommentierte Episodendigitalisate, Fanzineredaktionen, Rezen­sions-Blogs, Rezensionen und anderes „Kleinkram“ herausrech­net, ist üblicherweise das, was übrig bleibt, ein wenig ernüch­ternd. Verhielt es sich diesmal ebenso? Sehen wir uns das mal im Detail an.

Ein wesentlicher Grund, warum ich bis Ende März auf so hohe Fertigstellungszahlen kam, lag in einem Plan, den ich halbherzig schon eine ganze Weile vor mir hergeschoben hatte und nun im Januar 2019 endlich umsetzte. Und nein, leider hatte er mit dem OSM nichts zu tun. Es handelte sich um die Digitalisierung der Serie „Horrorwelt“, an der ich zwischen 1983 und 1998 ge­schrieben hatte, ehe der Archipel buchstäblich alle Energie ab­sog. Am 3. Januar fing ich mit diesem Seriendigitalisat an (im­merhin über 150 Episoden!), und bis Ende März kam ich bis Band 14.

Was die Annalen anging, so arbeitete ich hier ebenfalls im Janu­ar weiter am E-Book „BdC 1 – Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“, das, wie ihr längst wisst, schon seit geraumer Zeit bei Amazon als fertiges Werk zu lesen ist.

Mit „Begehbar“ skizzierte ich am 21. Januar 2019 eine weitere OSM-Story, die im KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schatten­fürst“ angesiedelt ist … aber das ist wirklich aktuell nur eine Skizze. Es hat was zu tun mit dem versunkenen Reich von Ves­koy, aber das würde hier und jetzt zu weit führen … und da die Skizze gerade mal 2 Seiten umfasst, ist es sicher verfrüht, dazu mehr zu sagen.

Ebenfalls im Januar skizzierte ich schon das E-Book „BdC 2 – Gestrandet in Bytharg“ … und ja, das ist nach wie vor eine Baustelle, leider.

Dann erfolgte eine Weiterarbeit an dem Digitalisat des Romans „Der Zathuray-Konflikt“, aber sonst kann ich für den Monat Januar jenseits der „ausgeschlossenen“ Werke (Blogartikel, kom­mentierte OSM-Episoden usw.) leider nichts weiter vermelden.

Im Februar verbrachte ich viel Zeit mit lesen und rezensieren von Büchern, ich schrieb Geschichten ab und formatierte bei­spielsweise die Archipel-Story „Wie die Beziehungsgeister ihren Glauben verloren“ für das Fanzine PARADISE.

Aber es gab auch schöne Aha-Momente. So konnte ich am 9. Fe­bruar das Digitalisat des Romans „Der Zathuray-Konflikt“ von 1991 abschließen … das ist insofern sehr wichtig, als es sich dabei um den nur einen Band umfassenden KONFLIKT 1 des OSM handelt. Stilistisch ist er leider ziemlich verstaubt, weil eben gut 30 Jahre alt … aber sobald er erst mal gründlich über­arbeitet ist, wird er, so denke ich, ein paar interessante Aha-Mo­mente für euch Leser bieten. Dass er dann alsbald als E-Book erscheinen wird, wenn ich die Überarbeitung vollendet habe, kann als sicher gelten.

Tjaaa … habe ich mit der Überarbeitung schon begonnen? Äh, nein, leider noch nicht. Aber das ist ein Plan fürs Jahr 2023, so steht es auf meiner Agenda.

Der zweite Aha-Effekt ereignete sich am 21. Februar, als ich das E-Book „BdC 1 – Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ fertig­stellte und es dann bald darauf auch veröffentlichen konnte.

Und da ich so im Schreibflow war, ging ich es im Monat März an, hier konsequent weiterzuplanen. Dabei half mir sehr, dass ich ja das Digitalisat des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) schon ziemlich weit vorangetrieben hatte (bis Ende März sollte ich Band 56 erreichen und abschließen). Ich konzipierte also die E-Books „BdC 2 – Gestrandet in Bytharg“, „BdC 3 – Unter Feinden“ und „BdC 4 – Der Son­nengarten von Bytharg“ … muss aber auch gestehen, dass es dann erst einmal dabei blieb.

Ebenfalls im März wurde der Faden der „Story“ „Das Geheim­nis von Church Island“ wieder aufgenommen und fortgeführt. Außerdem reiste ich in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Re­gent“ und schrieb an der Story „Rilaans Geschichte“ weiter, die recht eigentlich inzwischen eine Novelle ist.

Für die 3. Perry Rhodan-Tage Osnabrück entstand außerdem ein programmatischer Aufsatz mit dem Titel „Der Oki Stanwer Mythos: Gegen das Terrorimperium“ … da aber die Weiter­arbeit an den E-Books aus verschiedenen Gründen im Laufe des Jahres 2019 stockte (wobei es bis heute geblieben ist), konnten die darin gemachten Andeutungen noch nicht in allgemein les­bare Werke umgesetzt werden. Das ist eine Baustelle für die Zu­kunft, sorry, Freunde.

Auch an der OSM-Geschichte „Ani und das Wolkenmäd­chen“ schrieb ich ein Stückchen weiter, aber hier kommen im­mer noch nicht die passenden Bilder zum weiteren Handlungs­verlauf zum Vorschein, ich beließ es darum auch hier bei einem Fragment, das ging nicht anders.

Ein kleiner Versuch, am KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) weiterzukommen, wurde unternommen, da­mals war ich gerade mal auf Band 4 angelangt. Aber auch hier flossen die Bilder nicht, und ich kam nicht sehr weit. Der Ver­such, mit HdH-Band 5 „Am Großen Strom“ gewissermaßen die Blockade zu umgehen, führte mich dann auch nicht weiter. Nennen wir es eine Form von frommem Selbstbetrug. Die Zeit für diese Serie war wirklich noch nicht gekommen (inzwischen ist das, wie ihr wisst, grundlegend anders geworden).

Als Quintessenz aus diesen drei ersten Monaten des Jahres 2019 ist also festzuhalten, dass jede Menge Rezensionen und Blogartikel entstanden, zudem eine Menge Episodendigitalisate. Bis Ende März kamen so also insgesamt 108 Werke zusammen, und das nährte doch die Hoffnung, in diesem Jahr sehr weit zu kommen.

Ich muss natürlich auch festhalten, dass es sich bei diesen drei Monaten um solche handelte, in denen ich a) auf Arbeitssuche war und folglich eine sehr freie Zeitgestaltung mein eigen nen­nen konnte, und b) war es keine Zeit mit hohen Außentempera­turen, weswegen ich leistungsfähiger war als etwa jetzt im aktu­ellen Monat August 2022, wo ich diese Zeilen schreibe und un­ter Temperaturen um 35 Grad stöhne. Das macht mich traditio­nell ziemlich fertig.

Jenseits der E-Book-Aktivitäten sollten sich solche Gesamtwerte für die monatliche Kreativbilanz aber über lange Zeit halten. Ihr werdet mehr davon in der nächsten Folge dieser Artikelreihe er­fahren, wenn es um das zweite Quartal 2019 geht.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 389: The Club (5) – Kiss

Posted Januar 31st, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn eine Autorin vom Titel eines Romanzyklus vollkommen ab­schweift oder sogar, wie das in diesem Fall geschieht, gewisser­maßen um die Ecke biegt, den Rückwärtsgang einlegt und dann die Geschichte aus einer anderen personalen Perspektive noch mal aufrollt, dann würden vermutlich sehr viele LeserInnen sa­gen: Gott, was für eine elende Geldschneiderei. Oder, noch schlimmer: Was für eine Einfallslosigkeit!

Tja, ich konnte mich nach der Lektüre des Bandes diesen Sicht­weisen definitiv nicht anschließen, sondern bin auch heute noch – immerhin fünf Jahre nach Lektüre – der Auffassung, dass den LeserInnen eine Menge sehr Lesenswertes entgeht, wenn man dieses Buch links liegen lässt.

Zugegeben, spätestens mit diesem Roman hatte ich Lauren Rowe als äußerst unterhaltsame Autorin auf dem Schirm, und das hat sich bis heute nicht geändert (wiewohl ich ein paar tau­send weitere Seiten ihrer Romane zwischendrin verschlungen – und sehr viel dabei gelacht – habe).

Was will ich damit sagen? Dass dies zwar lange nicht den histo­rischen Tiefgang des Buches der letzten Woche hat, aber ein­deutig Feel-good-Literatur darstellt. Vielleicht nicht die hohe Schule, well, aber wer greift schon immer nach Goethe, Schiller, Grass und anderen essenziellen Literaten? Manchmal darf es auch ruhig etwas seichter daherkommen. Und wer so etwas sucht und mal einfach so eine vergnügliche Beziehungskomödie lesen möchte, die einfach unfassbar amüsant ist, der sollte sich das Buch hier mal näher ansehen:

The Club 5: Kiss

(OT: The Infatuation)

Von Lauren Rowe

Piper (ohne Verlagsnummer), 2016

400 Seiten, TB, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer

ISBN 978-3-492-06064-6

Was geschieht, wenn eine unaufhaltsame Kraft auf ein unbe­wegliches Objekt trifft?“ Diese Frage habe ich irgendwann vor langer Zeit einmal gehört oder gelesen und nie vergessen. Der genaue Kontext ist mir entfallen, aber wenn irgendetwas auf den vorliegenden Roman zutrifft, dann ist es vermutlich dieser Satz – und das Buch setzt sich dann damit auseinander, was ge­nau jenseits dieser Frage geschieht. Um es vorwegzunehmen: es ist eine sehr unterhaltsame Angelegenheit, zumal dann, wenn beide Dinge, Kraft wie Objekt, Menschen und ihre Emotio­nen sind, die sich zugleich wie ein Magnetfeld anziehen und ab­stoßen. Dies als anstrengend zu charakterisieren, hieße wohl, die ganze Angelegenheit zu bagatellisieren.

Also schön, worum geht es? Und warum ist es notwendig für den Leser, wenigstens die ersten drei Bände des Zyklus „The Club“ gelesen zu haben (tunlichst aber den vierten Band vorläu­fig zu überspringen), damit man versteht, worum es hier geht?

Nun, wie erinnerlich kreisen die ersten vier Romane des Zyklus um den schwerreichen Unternehmer Jonas Faraday und die an­fangs noch etwas unbedarfte Jurastudentin Sarah Cruz, die im Umfeld des kriminellen „Clubs“ zusammenkommen und sich in­nig zu lieben beginnen. Wie ebenfalls erwähnt heiraten die bei­den am Ende des dritten Bandes.

Nun hat Jonas einen Zwillingsbruder namens Josh Faraday, und Sarah eine Freundin mit Namen Katherine (Kat) Morgan. Beide spielen in den oben genannten Romanen eine zwar wichtige Rolle, aber eben nur in der zweiten Reihe. Das ändert sich mit dem vorliegenden Band. Nun treten sie in den Vordergrund, und die vormals Jonas und Sarah vorbehaltenen individualisierten Kapitelblenden werden nun aus Joshs und Sarahs Sicht darge­stellt.

Das bedeutet? Alles geht nach den Ereignissen von Band 3 wei­ter, nach dem Ende des „Clubs“? Nein, eben nicht. Die Weichen werden komplett wieder auf Anfang gestellt – in einer gewissen Weise fühlte ich mich dabei an E. L. James und ihre Romane „Grey“ und „Darker“ erinnert, in denen sie die Geschichte von Christian Grey und Anastasia Steele aus Greys Sicht heraus haarklein erzählt.

Um es vorwegzunehmen: Soviel Geduld hat Lauren Rowe nicht. Ich lasse das mal dahingestellt, ob das von Vorteil oder von Nachteil ist. Faktum ist jedenfalls, dass der vorliegende Roman im Prinzip den Inhalt der ersten drei „Club“-Romane aus Kats und Joshs Sicht wiedergibt und kurz vor dem finalen Schlag ge­gen die kriminelle Vereinigung aufhört, also mitten in Las Vegas.

Rowe macht in dem Roman einige ordentliche Handlungssprün­ge und platzt manchmal mitten in die Handlung hinein – wer also die ersten drei Romane nicht kennt, wird an vielen Stellen des vorliegenden Buches völlig herumrätseln, was hier jetzt ge­rade geschieht. Damit ist es ein klares und unleugbares Sequel, das fundamental auf den vorherigen Bänden aufbaut. Nicht in­des, und das ist jetzt ganz wichtig für Neueinsteiger, nicht indes auf dem VIERTEN Band, denn der spielt bekanntlich Jahre nach den Ereignissen in Las Vegas. Wer den vierten Roman „Joy“ ge­lesen hat, hat schon die Zukunft des vorliegenden Romans ge­sehen – wer derartige Spoiler nicht mag und sich die Neugierde erhalten möchte, sollte tatsächlich den Zyklus erst mal nur bis inklusive Band 3 lesen und dann zu Band 5 springen.

Well, ich habe das natürlich auch nicht gemacht, weil man das ja nicht erwarten kann. Aber ich habe schließlich auch die Hand­lungspersonen lieb gewonnen und fand (das wäre der Ansatz für eine alternative Sichtweise) es spannend, ergänzende Passagen zu den bisher bekannten Teilen des Zyklus zu lesen. Und natür­lich kann man auch einfach erst den Handlungsstrang um Sarah und Jonas komplett lesen (Bände 1-4) und sich dann, wie es Au­torin und neugierige Leser getan haben, den Nebenpersonen widmen, von denen schätzungsweise die Bände 5-7 handeln werden.

Eins möchte ich noch zum Inhalt sagen: man bekommt natürlich nicht NUR eine alternative Sicht auf die „Club“-Geschichte zu sehen, sondern wird mit dem eingangs erwähnten Problem kon­frontiert. Sowohl Kat als auch Josh werden von Anfang an un­glaublich zueinander hingezogen. Aber es dauert schier ewig, bis sie sich diesen verdammten ersten Kuss geben und erst da­nach alles quasi Notwendige folgt.

Warum dauert das so lange?

Weil Kat ein Dummkopf ist und stur dazu, könnte man sagen.

Kat erfährt nämlich en passant, dass Josh sich für einen Monat im „Club“ angemeldet hat und sich damals dort gut mit zahlrei­chen willigen Frauen amüsierte. Und da sie von ihrer Freundin Sarah zumindest in groben Umrissen weiß, dass ein männlicher Bewerber in seinem Antragsformular für den „Club“ seine Per­sönlichkeit und seine sexuellen Vorlieben offen legen muss, ist sie natürlich extrem neugierig und will sein Formular unbedingt lesen, ehe sie sich mit Josh weiter einlässt (was sie im Innern schon für völlig unvermeidbar hält, sollte man vielleicht ergän­zen – aber eben nicht ohne Erfüllung dieser Vorbedingung). Josh weigert sich (obwohl Kat ihn völlig verrückt macht und er sie un­bedingt ins Bett zerren will – aber Kapitulation ist für ihn keine Option). Also weigert sich auch Kat konsequent, nachzugeben.

Kat nennt ihn Playboy. Er nennt sie „Terroristin“ und sagt katego­risch und wiederholt „Ich verhandle nicht mit Terroristen!“ Wor­aufhin sie noch sturer ist und ihm sogar einen Kuss verweigert.

Unaufhaltsame Kraft. Unbewegliches Objekt. Ihr erinnert euch an den Anfang, nicht wahr? Was folgt, ist im Kern eine mentale Schlacht zwischen den beiden, die nahezu den gesamten Ro­man andauert und abstruse Formen annimmt (mir kam wieder­holt das Bild von Hund und Katze in den Sinn, das hier sicherlich im Hintergrund auch Pate stand). Dabei geht allerlei emotiona­les Geschirr zu Bruch, Herzen werden lädiert, Tränen fließen … und es wird einfach unfassbar viel gelacht.

Das macht die Geschichte dann wirklich sehr lesenswert – man lernt als Leser Kat Morgan und Josh Faraday wirklich recht gut kennen, wobei Josh Geheimnisse in den nächsten Band rettet. Aber allein schon der überbordende Humor in der Geschichte macht daraus ein wunderbares Leseabenteuer, das man mit großem Genuss bis tief in die Nacht schmökern kann, gemäß dem Motto „Komm, ein Kapitel geht noch …“ Meistens werden dann vier oder fünf daraus. Oder noch mehr.

Sowenig das alles also auch nur noch mit dem Obertitel „The Club“ zu tun hat, so unterhaltsam und kurzweilig ist es doch. Bin mal sehr gespannt, was im Folgeband noch für Komplikatio­nen auftauchen, ehe Josh und Kat dann schließlich doch zusam­menkommen (siehe Band 4!).

Auch für diesen Band gebe ich darum eine volle Leseempfeh­lung, insbesondere für eingefleischte Romantiker und Leute, die gerade dringend etwas Stimmungsaufhellung benötige. Glaubt mir, Freunde, die bekommt ihr hier. Das ist die volle Breitseite vergnüglicher Humor.

© 2018 by Uwe Lammers

Ja, es ist definitiv etwas crazy, wenn der Rezensent vorschlägt, man solle die Lesereihenfolge eines Romanzyklus verändern, um sich die Vorfreude zu erhalten. Habe ich, meiner Erinnerung zufolge, so auch noch nicht gemacht. Hier ergibt es aber Sinn.

In der nächsten Woche lassen wir dann mal hübsch den Kopf rauchen. Es geht um ein äußerst unterhaltsames philosophi­sches Problem. Mehr dazu in Bälde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist ein Monat verstrichen … wie ich jüngst konstatierte, geht das manchmal echt im Rekordtempo, und je weiter mein Lebensalter voranschreitet, desto geschwinder scheint es zu verlaufen. Man könnte dafür auch deutlich pessi­mistischere Formulierungen finden, aber davon halte ich nichts. Nach vorne zu blicken in Erwartung der Erledigung neuer Aufga­ben, der Entdeckung neuer Welten, Völker, Protagonisten, Zu­sammenhänge usw., das ist für mich ausdrücklich positiv konno­tiert.

Demgemäß kam ich auch richtig schön voran im Monat Mai. Zweifellos befeuerten die Fortschritte in meinem angestoßenen „Autorennachlass-Projekt“ diese Aktionen. Schaut euch das ein­fach mal im Detail an. Wo erforderlich, füge ich dann Anmerkun­gen ein:

Blogartikel 490: Work in Progress, Part 113

(HdH 11: Schiffbruch auf dem Südmeer)

16Neu 22: LICHTKÄMPFER

(16Neu 28: Die Entführung)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

13Neu 29: Ghoul-Fische

13Neu 30: Des Teufels Portier

13Neu 31: Der Vampir-Mönch

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

Anmerkung: Das ist aber ein überraschender Ausreißer? Ja, zu­gegeben. Mich hat das auch überrascht. Ich stieß darauf, als ich für die Lexikonseiten der DMadN-Episoden (Serie 16Neu) Be­griffe erklärte. Mir wurde nämlich verschiedentlich klar, dass ich manche davon in diversen Serienglossaren schon durchaus mal erklärt hatte … und als mir umgekehrt nun auffiel, dass ich auf den DMadN-Lexikonseiten Begriffserklärungen eingepflegt hat­te, die für das Glossar der BdC-Serie (KONFLIKT 12) von Bedeu­tung sein würden, da übertrug ich die Erklärungen in das dorti­ge Serienglossar. Das dadurch natürlich an Seitenumfang zu­nahm und das Glossar ein Stück weit der Vollständigkeit näher brachte. Langfristig kommt das auch den E-Books der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ zugute.

Überzeugt, dass das kein müßiges Abschweifen war? Gut so. Langfristig profitiert ihr davon.

(OSM-Wiki)

13Neu 28: Das kristalline Gefängnis

Blogartikel 502: Langzeitprojekte 3 – Saskia bei den Noma­den

Anmerkung: Und da war das dritte Langzeitprojekt. Da ich die Sphären abwechsle, kommt es diesmal aus dem „Erotic Empi­re“. Passend zur dann kühlen Witterung im Monat März 2023, in dem ich diesen Beitrag veröffentlichen werde, besuchen wir diesmal den frostkalten terranischen Siedlerplaneten Voskin­nen, der derzeit eine planetare Eiszeit durchlebt und eigentlich nicht wirklich ein Siedlerplanet genannt werden kann … ausge­nommen davon sind die Inuit-Kolonisten, die sich hier in den letzten Jahrhunderten als neue Zivilisation etabliert haben und in enger Symbiose mit der Natur leben.

Die nomadischen Birrit – so ihr neuer Volksname – gelten als Primitive, die mit Segnungen der modernen Zivilisation nichts anfangen können. Sie hüten ihre Churrit-Herden und gelten als stinkende Rückständige. Die von der Erde kommende, junge Ethnologin Saskia Tanamaris ist aber entschlossen, die noma­dische Kultur zu erforschen, auch wenn ihr alle davon abraten, zum Teil mit obskuren Begründungen, die sie allesamt albern bis abstrus findet.

Sie erreicht zwar die Nomaden, ja. Und sie schließt auch rasch Kontakte. Aber Saskia muss auch realisieren, dass die Vorurteile der anderen irdischen Kolonisten in ihrer rückständigen Nieder­lassung Port Ice durchaus nicht völlig substanzlos sind … aber was für Zumutungen auf sie zukommen und wie die Nomaden­gesellschaft tickt … das ist dann ein Abenteuer, das sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.

Wie gesagt: Mehr Details dazu gibt es dann im März 2023.

16Neu 24: Der Artaner-Konflikt

(16Neu 29: Sprung in die Feuerhölle)

(13Neu 32: Die Blutquelle)

Anmerkung: Wer jetzt mit gekrauster Stirn murmelt „Blutquelle … Blutquelle … davon hat der Uwe doch schon mal irgendwo erzählt? Wann und wo war das nur …?“, der gehört vermutlich zu den Lesern meines E-Books „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ (2018). Denn da erwähne ich – sehr am Rande, eingestanden – die Blutquelle durchaus, und mit Absicht.

Die Blutquelle, so heißt es wenigstens im KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), ist ein alter irischer Volksmythos. Es geht die Sage, dass derjenige, der in der Quelle badet, unsterb­lich wird. An der Sage ist auch definitiv etwas dran … aber es verhält sich leider völlig anders, als das in Sagen so geschrie­ben stand. Und Oki Stanwer bekommt das wirklich hautnah mit in diesen Episoden.

16Neu 23: Ekkons Mission

(Bewusstwerdung – OSM-Story)

Anmerkung: Dieses Storyfragment spielt, ich erwähnte es schon verschiedentlich, am Rande des Blutdschungels in der Hohlwelt Hyoronghilaar, also in KONFLIKT 7 des OSM. Und mir war eigent­lich bewusst, dass es zweckmäßig wäre, diese Story zu schrei­ben, ehe ich wieder mit der Arbeit an der Serienhandlung von KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) dorthin rei­sen würde. Tja, leider kam ich hier nur bedingt voran. Das be­deutete dann im Umkehrschluss aber auch, dass ich gedanklich in HdH 16 nicht weiterkam. Irgendwie war das keine echte Überraschung.

(HdH 16: Gefangene des Blutdschungels)

(IR 27: Kettenreaktion)

Anmerkung: Der Versuch, eine weitgehend vollständig durch­dachte Episode gewissermaßen im Handstreich zu vollenden, führt meist sehr schnell zur Totalblockade, wenn der gedankli­che Handlungsstrom nicht auf meiner Seite ist. Hier war genau das der Fall, als ich im Hauruck-Verfahren versuchte, die Hand­lungslücke zwischen Band 26 und 28 der IR-Serie zu schließen. Das wurde dann schnell vertagt.

(16Neu 25: Auf der falschen Seite)

(16Neu 26: Stern der Toten)

(E-Book DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen)

Anmerkung: Hierzu schrieb ich einen interessanten Prolog, der mich aber noch nicht so völlig überzeugt … vermutlich versuche ich gerade wieder, zu viele Informationen in eine Vergangen­heitsblende einzuarbeiten, kann sie aber nicht so recht vermit­teln. Da muss ich definitiv noch mal ran, aber wenigstens habe ich jetzt schon für manche Dinge eine schöne Erklärung hier formuliert. Beizeiten erzähle ich mehr davon.

(Die Eigentums-Lösung – Erotic Empire-Story)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(13Neu 33: Goldene Gladiatoren)

(Freundschaftsbande – Archipel-Story)

Anmerkung: Das ist der nächste Fall von „Die Story ist doch so gut und gründlich durchdacht, es muss doch eigentlich ein Leichtes sein, sie schnell mal eben beiläufig fertig zu schrei­ben!“ Tja, auch hier – wie oben schon bei IR – war das ein Satz mit X, wie man so schön formuliert. Hier muss ich mich eindeu­tig besser in die atmosphärischen und personalen Details einle­sen, ehe ich hier wieder aktiv werde. So stagnierte die Weiterar­beit sehr schnell.

Blogartikel 475: Close Up – Der OSM im Detail (36)

(16Neu 27: Der schwarze Sektor)

(13Neu 34: Die Schlangenfalle)

Blogartikel 476: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XLVII)

Blogartikel 484: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XLVIII)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

Blogartikel 480: Close Up – Der OSM im Detail (37)

(16Neu 30: Auf den Spuren der Zyw-Grynoth)

Blogartikel 485: Close Up – Der OSM im Detail (38)

Blogartikel 489: Close Up – Der OSM im Detail (39)

Anmerkung: Das war mir dann ein echtes Herzensanliegen, die­sen Beitrag zu verfassen.

Warum?

Nun, ihr habt ja inzwischen mitbekommen, dass ich dort das Fi­nale des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ erreichte. Das wollte ich schon seit Monaten tun. Um dann umgehend in den neuen KON­FLIKT, KONFLIKT 16, aufzubrechen.

Ich weiß, dass das vielleicht etwas crazy klingt nach dem, was ihr in der letzten Woche schon mitbekommen habt, aber: Mo­mentan habe ich den Blogartikel 494, also den der letzten Wo­che, noch nicht geschrieben. Das mache ich, genau genommen, direkt im Anschluss an diese Zeilen. Und ich freue mich jetzt schon sehr darauf, hier etwas zum Auftakt des KONFLIKTS 16 schreiben zu können. Das ist wieder mal – für euch als Leser und für mich als Blogartikelschreiber – ein neuer, frischer Hori­zont, der sich öffnet. Ich reise da in die Jahre 1983/84 zurück und schildere das Setting von KONFLIKT 16. Freue mich schon sehr darauf, auch wenn das alles vom Heute (1. Juni 2022) noch sehr weit in der Zukunft liegt, was die Veröffentlichung angeht (Ende Januar 2023).

Und damit bin ich dann auch schon wieder am Ende mit mei­nem Resümee, was im verstrichenen Monat an kreativen Wer­ken entstanden ist. Ich schrieb zwar von 30 fertigen Werken, und die sind auch entstanden, nur fallen sie halt nicht alle in den Horizont des OSM, des Archipels oder des Erotic Empires. Und die dort hinein zu rechnenden Werke werden hier in der Ar­tikelreihe eben nicht reflektiert.

Soviel also für heute in dieser Rubrik.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 388: Sherlock Holmes und der Fluch der TITANIC

Posted Januar 25th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt manchmal Bücher, die so unwiderstehlich für Rezensen­ten sind und tatsächlich einen beeindruckenden summarischen Mehrwert schaffen, dass dann auch die entsprechende Rezensi­on ein gutes Stück Arbeit darstellt. So erging es mir, als ich die unten wiedergegebene Rezension anno 2011 schrieb. Und ihr werdet schnell merken: Das war mir tatsächlich ein Herzensan­liegen.

Wer meinem Rezensions-Blog schon länger gefolgt ist, der wird davon wohl nicht überrascht sein – tauchen doch schon im Titel des Werkes zwei meiner Lieblingsthemen auf, Sherlock Holmes zum einen und der alte White Star-Ozeanliner TITANIC. Dies in kombinatorischer Verbindung und behandelt von einem außer­ordentlich belesenen und geschickten Erzähler … das ist ein Le­severgnügen der Extraklasse gewesen.

Da die Rezension schon genug ins Detail geht, öffne ich hier einfach mal den Vorhang und schicke euch geradewegs ins Jahr 1915 und damit in ein tödliches Abenteuer für den gealterten englischen Meisterdetektiv:

Sherlock Holmes und der Fluch der TITANIC

von J. J. Preyer

Blitz-Verlag, Kevelaer 2011

228 Seiten, geb.

ISBN 978-3-89840-291-0

Preis: 15,95 €

Die Katastrophe geschieht am 14. April 1912: der große, präch­tige Ozeandampfer TITANIC der White Star Line, kommend aus Liverpool und unterwegs nach New York, kollidiert auf seiner Jungfernfahrt mit einem Eisberg, und das Undenkbare wird Rea­lität – obgleich in der Presse als „unsinkbar“ bezeichnet, wird das Schiff verheerend verwundet und versinkt binnen Stunden in den eisigen Fluten des Nordatlantiks. Aufgrund des entste­henden Chaos´ und fehlender Rettungsboote kommt es zu einer entsetzlichen Tragödie. Am Morgen des 15. April 1912 treiben verstreute Rettungsboote in der eisigen See, und 1517 der ins­gesamt 2223 Menschen an Bord der TITANIC sind nicht mehr am Leben, lediglich 706 entkommen dem Desaster auf hoher See, unter ihnen Joseph Bruce Ismay1, Präsident der White Star Line.2

Von Anfang an rissen die kritischen Fragen um dieses verhee­rende zivile Schiffsunglück, das größte aller Zeiten, nicht ab, und die modernen Medien wie der Telegraf und die Massenpres­se machten die Tragödie weltweit bekannt. Nachdem unmittel­bar nach Ankunft der Überlebenden sich die Gerichte in Amerika mit dem Fall beschäftigt hatten, trat am 3. Mai 1912 bereits ein Untersuchungsausschuss in England zusammen, um die zahllo­sen rätselhaften Fragen in einem Gerichtsverfahren zu klären, die das Unglück betrafen. Es gab schon zu diesem Zeitpunkt schier unübersehbare Mengen an Widersprüchen, Rätseln und Hypothesen, die das zwingend erforderlich machten. Nach sei­nem Vorsitzenden, Sir John Charles Bigham alias Lord Mersey wurde die Kommission allgemein unter dem Titel „Mersey-Kom­mission“ bekannt.3

Eine der Folgen dieser Kommission und der von ihr getroffenen Feststellungen bestand darin, dass der Präsident der White Star Line, Joseph Bruce Ismay, zwar freigesprochen wurde von per­sönlichen Verfehlungen, das soziale Stigma aber, das die Presse über ihn verbreitete, allein deshalb, weil er als Mann überlebt hatte, während doch viele Frauen und Kinder mit dem Schiff un­tergegangen waren (und der Ruf „Frauen und Kinder zuerst!“ auch von der White Star Line üblicherweise befolgt wurde), nicht mehr abstreifen konnte. Bis heute haftet Ismays Person der Ruf an, er habe sich in der Stunde des Unglücks unredlich, ja, feige verhalten und an Bord der Rettungsboote geschmug­gelt.4

Eine interessante Frage, die in der Kommission ebenfalls zur Sprache kam, aber nicht restlos geklärt werden konnte, war die scheinbar völlig wahnsinnige Vermutung, ob es denn tatsächlich die TITANIC gewesen sei, die untergegangen sei. Doch was sich so absurd anhörte, war nur vordergründig obskur. Tatsächlich gab es eine prinzipielle Möglichkeit für eine solche Vorstellung, und es ist wichtig, dies zu thematisieren, weil es im vorliegen­den Buch zentral um die Verifikation bzw. Falsifikation dieser These geht. J. J. Preyer hat hier nicht einfach nur abenteuerlich „gesponnen“, sondern sich recht dicht an der historischen Reali­tät gehalten.

Die TITANIC, um zu den Voraussetzungen der These zu kom­men, besaß ein baugleiches Schwesternschiff, die OLYMPIC, et­was zeitiger als sie gebaut (1910) und ebenso wie sie anno 1907 zusammen mit der BRITANNIC und TITANIC als Dreier-Flot­te von luxuriösen Dampfern geplant und erschaffen. Relativ kurz vor der Jungfernfahrt der TITANIC, genau genommen im November 1911, erlitt die OLYMPIC durch einen Schiffszusam­menstoß mit dem britischen Kreuzer HAWKE leichte Beschädi­gungen.5

Nun kam nach dem Untergang der TITANIC der Gedanke in der Presse auf, es könne doch sein, dass die finanziell angeschlage­ne White Star Line versucht haben könnte, statt der TITANIC die – sozusagen „getarnte“ und beschädigte – OLYMPIC für die TITA­NIC auszugeben und so im Anschluss, nach der Katastrophe, so­wohl die Schadensprämie für die OLYMPIC „abzusahnen“ als auch die Versicherungsprämie für die (dann ja nie untergegan­gene TITANIC, die ja nun – wenn das stimmen würde – als OLYM­PIC weitergefahren wäre), einzustecken.

Auf den zweiten Blick erkennt man bereits die Haltlosigkeit die­ser Vorstellung, denn sie hätte ja vorausgesetzt, dass die Ree­derei genau WUSSTE, es würde zu einem Desaster kommen. Nur dann hätte es überhaupt einen Grund für einen derartigen Betrug gegeben. Das würde freilich ebenfalls voraussetzen, dass die Reederei kaltblütigen Massenmord eingeplant hatte (weil bekannt war, dass die TITANIC nicht genügend Rettungs­boote besaß). Das freilich war damals wie heute jenseits aller Vorstellung. Dennoch, und daran sieht man, dass selbst abstru­se Legenden gegen alle Plausibilität furchtbar langlebig sind, dauerte es tatsächlich bis zu Robert Ballards legendärem Fund der TITANIC anno 1985, bis Prüfungen am Rumpf der TITANIC zweifelsfrei die Versicherungsbetrugs-Legende widerlegen konn­ten.

Was hat das alles nun mit Sherlock Holmes zu tun? Auf den ers­ten Blick gar nichts. Die Holmes-Kenner wissen, dass die Sher­lock Holmes-Geschichten zwischen 1880 und etwa 1914 spie­len6, und die letzte Geschichte, in der wir den hoch betagten Detektiv am Werke sehen können, ist nachweislich kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges angesiedelt.7 Doch der Verfas­ser des Buches verknüpft die beiden Themenkomplexe Sherlock Holmes und TITANIC auf interessante Weise.

Der vorliegende Roman, um den es nun in der Folge geht, spielt im Jahre 1915. Sherlock Holmes ist, nunmehr 61 Jahre alt, im Ruhestand in Sussex und widmet sich eigentlich der Bienen­zucht. Im Winter 1914/15 ist er freilich ein wenig von den Kriegsereignissen in Anspruch genommen und stößt bei der Lektüre unvermittelt auf den Bericht eines Mordfalles an dem Journalisten Stanley R. Evans von der Pall Mall Gazette, der an einer Artikelserie zur Aufklärung der TITANIC-Katastrophe gear­beitet hat. Auffällig sei an dem Todesfall der beim Opfer gefun­dene blühende Kirschbaumzweig, der sein Interesse weckt, wie­wohl Holmes eigentlich als Beratender Detektiv im Ruhestand ist und keine Fälle mehr übernimmt. Kurze Zeit später erreicht ihn eine Nachricht von seinem Bruder Mycroft Holmes, der ihn gern in London sprechen möchte.

Als der Detektiv ihn – nach einem kleinen Abstecher zu seinem alten Kompagnon Watson – aufsucht, ist Mycroft im Diogenes-Club nicht allein. Ein anderes Mitglied ist bei ihm, niemand an­deres nämlich als Joseph Bruce Ismay von der White Star Line, der seit dem Untergang der TITANIC ein gebrochener Mann ist … und nun ersucht er als Clubmitglied und Mycrofts Freund drin­gend Holmes´ Dienste. Die Reporter der Pall Mall Gazette – ne­ben Evans ist ein Mann namens Robert Conolly immer noch da­bei, Material zu sammeln und zu publizieren; dieses Material stammt u. a. von dem amerikanischen Seemann und Schriftstel­ler Morgan Robertson – wühlen nun natürlich die ganze Angele­genheit wieder auf und belasten damit auch ein weiteres Mal Is­mays Person. Ihm wird unverhohlen Versicherungsbetrug und gezielte Mitverantwortung für den Tod der TITANIC-Reisenden angelastet … und jetzt, nach dem Mord an Evans, auch noch Evans´ Tod als Versuch, die unliebsamen Kritiker buchstäblich mundtot zu machen.

Holmes übernimmt den Fall. Er organisiert eine Gedenkfahrt des Schwesterschiffs OLYMPIC, das dieselbe Route wie die TITANIC nehmen soll, ebenfalls im April, ebenfalls mit Reiseziel New York. Mit an Bord sein sollen neben Holmes und Ismay der Re­porter Conolly und eine Reihe ehemaliger Überlebender der TI­TANIC, darunter ein seither stummes kleines Mädchen namens Alice und die Brüder des mit untergegangenen Kapitäns Edward Smith.

Ebenfalls mit an Bord ist aber auch der Mörder von Stanley Evans, der ein erstaunlich großes Interesse daran hat, Zeugen mundtot zu machen, die zu viel über das Unglück der TITANIC herausfinden könnten. Heimlich schleicht sich zudem noch ein Gast auf die Passagierliste, nämlich der etwas sehr misstrauisch geschilderte Dr. John Watson. Und als die OLYMPIC Fahrt auf­nimmt, in dem Bestreben, während der Reise die Vorwürfe ge­gen Ismay aufzulösen und zugleich den Mord aufzuklären, da weiß noch nicht einmal der Detektiv, dass sich an Bord außer­dem noch eine alte Gegnerin aufhält, nämlich Irene Adler …8 und dass nicht alle das Ziel der Reise lebend erreichen werden …

Wer sich ein bisschen mit der TITANIC-Literatur beschäftigt hat, auch mit der etwas abseitigen und schrulligen Form davon, der wird in diesem Buch zahlreiche Anspielungen auf diese Werke finden, was die Lektüre für mich sehr interessant machte. Und auch sonst ist jenseits davon einiges an Bemerkenswertem zu­sammengetragen, das dieses Buch aus der üblichen, meist rela­tiv phantasielosen Epigonenliteratur etwas heraushebt.

Zwar ist mir eine Gedenkfahrt der OLYMPIC nicht bekannt, aber was gegen Ende des Buches geschieht – dass nämlich die briti­sche Admiralität das Schiff anno 1915 mit Beschlag belegt und es als Truppentransporter für britische Truppen im Weltkrieg verwendet, ist präzise.9 Das Schiff hat unverschämtes Glück so­wohl im Krieg wie im Linienverkehr und fährt im März 1935 das letzte Mal nach New York und wird danach, nach 25 Jahren Lini­endienst, verschrottet. Allerdings werden noch 56 Jahre später (1991) in einer Scheune in Nordengland Ausrüstungsgegenstän­de der OLYMPIC gefunden.

Der im Buch oft erwähnte (und übrigens dort ermordete) Autor Morgan Robertson ist eine Person der Zeitgeschichte, ebenso das Buch, das er verfasst hat und das in diesem Roman eine wesentliche, tragende Rolle spielt.10 Robertson, am 30. Septem­ber 1861 in New York als Sohn eines Kapitäns geboren, war mehrheitlich Seemann und brachte es bis 1886 bis zum Ersten Offizier der Handelsmarine, ehe er sich auf romantische Seefah­rergeschichten verlegte und 1898 sein wohl bekanntestes Werk „Futility“ publizierte.11 Darin beschrieb er den spektakulären Un­tergang des Schiffes TITAN, das in bestechend vielen Details der 14 Jahre später untergehenden TITANIC ähnelt. Seit jener Zeit gibt es immer wieder Gerüchte, Robertson habe präkognosti­sche Visionen vom Untergang des zu der Zeit noch gar nicht ge­schaffenen Schiffes TITANIC vor der Zeit gehabt. Verifiziert wer­den konnte nichts davon.

Und ja, wie im obigen Roman von Preyer erzählt, stirbt Morgan Robertson am 14. März 1915 in einem Hotel in Atlantic City, New Jersey. Allerdings erlaubt sich Preyer hier schriftstellerische Freiheiten in der Beschreibung: in der Realität heißt das Hotel „Paladin“, nicht „Alamac“, und Robertson stirbt sitzend mit Blick auf die See.12

Dann erwähnt eine Passagierin, die Malerin Mrs. Oldman-Smy­the, relativ unvermittelt den „Fluch der TITANIC“ und meint: „Die Mumie trägt Schuld am Fluch der TITANIC.“13 Das Analogon zum Fluch der Pharaonen ist sinnfällig, wenn man die Zeit be­trachtet, in der der Roman spielen soll. Wer indes ansonsten nicht Bescheid weiß, hält diese Bemerkung für eine obskure, aus der Luft gegriffene Zutat. Er sollte lieber einmal ein etwas theatralisches, wenn auch sehr dramatisches Buch lesen, das im Jahre 1939 erschien und das ich schon vor mehr als fünfund­zwanzig Jahren verschlungen habe: Pelz von Felinaus „TITANIC. Die Tragödie eines Ozeanriesen“.14 Weshalb das? Nun, hier wird von einem Lord Canterville fabuliert, der sich angeblich als geisterhafter Passagier an Bord der TITANIC befinden sollte, und mit an Bord gebracht habe er, „in Cherbourg als Bücherkiste verpackt und deklariert“, einen Sarkophag aus dem alten Ägyp­ten mit einer Mumie darin.15

Gewiss, es ist deutlich als Fiktion zu entlarven, und der Lord Canterville ist eine Reflexion auf den Geist von Canterville, ebenso wie in der Mumiengeschichte Zutaten aus der Tut-ench­-Amun-Entdeckung des Jahres 1923 stecken, quasi rückprojiziert ins Jahr 1912 (allein das ist schon interessant, wie ich finde). Außerdem ist in dem Buch auch noch eine eingesponnene See­lenwanderungs-Geschichte zu entdecken (damals ein literari­sches Sujet, mit dem gern gespielt wurde, verbunden mit dra­matischen Schicksalsbanden – alles hier ausgebildet und vor­handen, weswegen man den Roman im weitesten Sinne dem Genre der Phantastik zurechnen könnte), eng mit der Mumie verflochten16. Und hier habe ich auch zum ersten Mal von Mor­gan Robertson und seinem „TITAN“ gelesen.17

Das obige Buch hat also, wenn man ein wenig weiter informiert ist als der landläufige Phantastik-Fan, doch einiges mehr zu bie­ten, als der erste Blick erkennen lässt, und das hat den Reiz der Lektüre für mich erheblich verstärkt. Es gibt sogar einige Mo­mente von außerordentlichem Amüsement.18 Etwa so, wenn Holmes angesichts einer Filmvorführung auf dem Schiff – stil- und zeitgerecht als Stummfilm mit Violinbegleitung – den wirk­lich amüsanten Gedanken hegt: „Wenn er eine Vorhersage mit Sicherheit machen konnte, dachte der Detektiv, so war es dieje­nige, dass wohl dieser Kuriosität, die sich Film nannte, keine nennenswerte Zukunft beschieden sein würde …“19 Woran man schmunzelnd erkennt, dass Holmes offenkundig doch alt wird. Es gibt einige so amüsante Stellen im Roman.

Gewöhnungsbedürftig ist dann auch die Erzählperspektive, die Holmes in das Zentrum rückt, nicht – wie sonst im Kanon gängig – Watson. Aber Preyer ist ein raffinierter Erzähler. Er vollführt am Schluss eine gekonnte Volte und hebelt diesen Kritikpunkt geschickt aus. Respekt, das ist gelungen. Man merkt dem 1948 in Steyr in Österreich gebürtigen Preyer an, dass er sich gründ­lich in die historische Materie vertieft hat. Es scheint mir eher einen Abstieg darzustellen, wenn im Klappentext vermerkt wird, dass Preyer seit 2010 auch Jerry Cotton-Romane schreibt. Er hat erheblich mehr Potenzial, das er anderweitig verwenden sollte.

Mehr über den Inhalt sollte ich denn auch schicklicherweise nicht verraten, insbesondere die Sache mit den Davidskriegern nicht. Es gibt eben ein paar Dinge, die in einer Rezension unge­sagt bleiben sollten, um die Neugierde nicht zum Erlöschen zu bringen. Aber ich kann schon so sagen, dass sich der Kauf die­ses Buches tatsächlich lohnt.

Wer das hübsche Mädchen auf dem Cover wohl sein soll, bleibt freilich das Geheimnis der Titelbildgestalter. Für das stumme Mädchen, das ja eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, ist die abgebildete Person definitiv zu alt, und für Irene Adler, die etwa in Holmes´ Alter ist, unübersehbar viel zu jung. Vermutlich dient es einfach der Verkaufssteigerung.

Dem Buch wäre insgesamt ein etwas versierterer Rezensent zu wünschen gewesen, der nicht gar so flüchtig liest und wichtige Details verdreht (z. B. erzählt ein Rezensent in einer an anderer Stelle veröffentlichten Rezension dieses Buches, die Le­sung in der Bibliothek der OLYMPIC aus Holmes´ Fällen wäre von Sherlock Holmes durchgeführt worden, wo doch deutlich aus dem Roman hervorgeht, dass es allein Watson ist, der liest20) und der auch ein bisschen mehr Interesse am Fall der TITANIC aufbringt. Vielleicht leistet meine jetzige Rezension dies und geht über die doch sehr schulmäßige Nacherzählung der Hand­lung in der erwähnten Rezension hinaus.

Und wer sich für das Thema des prächtigen Ozeanriesen, der auf seiner Jungfernfahrt in ein unbegreifliches Verderben fährt und dabei geradewegs das Ende einer Epoche einleitet – quasi das dumpfe Grollen des Unwetters vor dem Losbrechen des Sturms, der dann 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs folgen sollte – , zu interessieren beginnt, sei ausdrücklich dazu ermuntert. Es ist ein faszinierendes Thema, zum Träumen, Stau­nen und auch Gruseln. Dazu bedarf es dann durchaus keiner phantastischen Verschwörungen, wie Preyer sie schlussendlich als „Erklärung“ anfügt. Die Wirklichkeit ist in diesem Fall schon phantastisch genug …

© 2011 by Uwe Lammers

Doch, das war ein außerordentlich ergiebiges Lesevergnügen, das zugleich jede Menge Erinnerungen in mir weckte und das Aufstapeln vielfacher Nachschlageliteratur aus meiner Biblio­thek erforderlich machte … habe ich sehr gern getan, weil mir, wie eingangs erwähnt, das Thema sehr am Herzen lag. Und ja, ich war auch ein wenig verstimmt über die verzerrende und fehlergesättigte Vorabrezension, die mich dann dazu brachte, doch sehr viel mehr in die Tiefe zu gehen.

Es missfällt mir, wenn man ein Thema so flüchtig bespricht, ge­rade eins, das mir so am Herzen liegt. Da war eine leichte Form der „Retourkutsche“ kaum vermeidbar. Ich hoffe, der gute und hier ungenannte Vorrezensent verzeiht es mir, dass ich diese Anmerkungen in der jetzi­gen späten Wiedergabe der damals schon zeitnah erschienenen Rezension nicht gestrichen habe.

In der nächsten Woche wird das alles sehr viel schlichter, da kehren wir zu Lauren Rowe und ihrem „Club“-Zyklus zurück.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 In der auf der Homepage des SFCBW nachzulesenden Rezension von Michael Baum­gartner, die mich erst auf das Buch richtig aufmerksam machte, wird er auch schon mal falsch als „Joeseph“ bezeichnet. Überhaupt stimmt die Rezension in vielen Berei­chen nicht mit dem Inhalt des Buches überein, wie zu erweisen sein wird. Dazu mehr an gegebener Stelle.

2 Die Flut an TITANIC-Literatur ist schier uferlos, darum mag man es mir hier nachsehen, wenn ich nur kursorisch auf Werke von Lawrence Beesley, Walter Lord, Robert Ballard u. a. verweise. Man schaue einfach mal im Internet unter dem Stichwort „TITANIC-Lite­ratur“ nach, wenn man mehr über die Katastrophe, das Schiff an sich, die Passagiere, die Verschwörungstheorien, die Rätsel und die späteren Resultate der Forschungen, die Quellen in Archiven usw. wissen möchte. Es lohnt sich.

3 Eine exzellente, ausführliche Darstellung der Arbeit der Kommission findet sich in dem ausgezeichneten Buch von Donald Lynch: „TITANIC. Königin der Meere. Das Schiff und seine Geschichte“, München 1992.

4 James Cameron hat das in seiner TITANIC-Verfilmung wieder einmal 1998, lange nach Ismays Tod, einmal mehr aufgewärmt. Man muss das mangels Beweisen aber wohl als theatralischen Hollywood-Effekt werten. Dem Ruf Ismays hat er damit jedoch weiteren Schaden zugefügt.

5 Man kann die Beschädigung auf einem Foto bei Donald Lynch, TITANIC, a. a. O., S. 35, deutlich erkennen. In Michael Baumgartners Rezension heißt es hingegen unzutref­fend: „…dass der Untergang der TITANIC absichtlich herbeigeführt wurde, auch weil die TITANIC schon beschädigt war.“ Es handelte sich um die OLYMPIC, die beschädigt war – ein Rezensent sollte Bücher nicht so flüchtig lesen.

6 Vgl. dazu den Anhang 1 in Mike Ashley (Hg.): „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bergisch-Gladbach 2003, S. 721-737.

7 Konkret handelt es sich um die Story „Der letzte Fall“, von Mike Ashley in den August 1914 eingeordnet, was Sinn ergibt. Die Story erschien unter dem Originaltitel „His Last Bow“ im September 1917 im Strand-Magazine und am 22. September 1917 in der Zeitschrift Collier’s.

8 Irene Adler ist, wie Preyer präzise beschreibt, die einzige weibliche Person während Holmes´ Laufbahn (soweit sie von Watson geschildert wurde), und ihr einziger Auftritt im Kanon findet in der legendären Geschichte „Ein Skandal in Böhmen“ (A Scandal in Bo­hemia) statt, erstmals erschienen im Strand Magazine, Juli 1891. Seltsamerweise scheint Preyer von diesem Werk ebenfalls eine eigene Übersetzung gemacht zu ha­ben, wie eine Fußnote verrät. Diese Version ist mir unbekannt.

9 Auch hierzu findet sich bei Donald Lynch, TITANIC, a. a. O., ein Foto auf S. 219.

10 Auch wenn der sich daraus entwickelte Plot doch äußerst unwahrscheinlich anhört … indes, man berücksichtige bei der Lektüre an der entsprechenden Stelle, dass Zeitzeu­gen in unmittelbarer Nähe der TITANIC zur Zeit der Kollision mit dem Eisberg und bald danach die Positionslichter eines bis heute unbekannten Schiffes ausgemacht haben …

11 Vgl. dazu Morgan Robertson: „TITAN. Eine Liebesgeschichte auf hoher See“, München 1997. Preyer scheint, seinen Fußnoten im oben rezensierten Roman zufolge, auch hier­von eine eigene Übersetzung davon angefertigt zu haben, die mir nicht bekannt ist. Er hingegen hat diese Übersetzung wohl nicht gekannt oder sie für ungenügend gehal­ten. Die Rezension dieses Buches wurde von mir in BWA 332, Mai 2011, S. 26f., publi­ziert.

12 Vgl. dazu das Nachwort von Kalman Tanito in Morgan Robertson: TITAN, a. a. O., S. 111.

13 Vgl. Preyer, S. 63.

14 Vgl. Pelz von Felinau: „TITANIC. Die Tragödie eines Ozeanriesen“, Berlin 1939.

15 Ebd., S. 48f.

16 Ebd., S. 110-114.

17 Ebd., S. 81ff. Das fiel mir jetzt beim Nachblättern im Buch für diese Rezension auf. Eine faszinierende Entdeckung.

18 Die „kabbelnden“ Dialoge zwischen Watson und Holmes zählen in der Hinsicht für mich eher nicht, dazu entbehrten sie doch zu sehr der Raffinesse. Allerdings kann man das dem fiktiven Erzähler zurechnen. Was freilich zu den Details gehört, die dem vor­maligen Rezensenten Michael Baumgartner entgangen sind.

19 Vgl. Preyer, S. 72.

20 Vgl. Preyer, S. 181-186.

Blogartikel 494: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 40

Posted Januar 22nd, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

atmen wir mal zunächst tief durch … schließlich haben wir im letzten Teil dieser Artikelreihe gerade nach gnadenlosen Gefech­ten im legendären Nebelsektor der Galaxis Milchstraße am 1. Ja­nuar des Jahres 7477 das Ende aller Hoffnungen erlebt: Oki Stanwer und seine Getreuen fanden in der Auseinandersetzung mit den Antagonisten rings um die Macht TOTAM den Tod, und am Schluss starb das gesamte Universum des 15. KONFLIKTS, den Energietod.

TOTAM aber, der Antagonist, ein intelligenter schwarzer Kristall­planet, entwischte über den Universentransmitter Xyriac-Nehm in die ferne Zukunft.

Denn die Sieben Lichtmächte sind bereits dabei, ein neues KON­FLIKT-Feld zu designen. Wieder einmal ist es das machtvolle Volk der rätselhaften Baumeister, das das KONFLIKT-Universum 16 erschafft. Immer erfüllt von der Hoffnung, dass diesmal die Karten des Schicksals besser gemischt sind, die Kräfte eher auf Seiten der positiven Mächte stehen werden, man besser vorbe­reitet wäre für den Waffengang und die Tricks und Tücken, die man von TOTAM und seinen Vasallen stets zu gewärtigen hat.

So dämmert also der neue KONFLIKT herauf.

Die Irritationen für den Leser beginnen quasi sofort mit Band 1. Denn wo findet er sich wieder, wenn er mit der Lektüre beginnt? In einem äußerst vertrauten Setting: In der Galaxis Milchstraße. Hier existiert das Volk der Terraner, das seit Jahrhunderten zu den Sternen aufgebrochen ist und ein Sternenreich errichtet hat.

Klingt vertraut? In der Tat.

Aber sonst ist so ziemlich alles anders als gewohnt. Natürlich – als ich Ende Dezember 1983, während ich noch in den Schlach­ten im Nebelsektor in KONFLIKT 15 feststeckte, da war ich nicht wirklich sonderlich einfallsreich. Milchstraßen- und Menschheits­settings waren damals das einzige, was mir einfiel, und so konn­te ich von fernen KONFLIKT-Schauplätzen wie Bytharg (KONFLIKT 12), Leucienne (KONFLIKT 21), Daarcor (KONFLIKT 22), Twennar (KONFLIKT 2) oder Mysorstos (KONFLIKT 4) nur träumen. Wun­dert euch also nicht über gewisse schematische Wiederkehr von Vertrautem in neuem Gewand.

Ehe ich zu den ersten fünf Episoden aufschließe, soll aber ge­wissermaßen der Boden bereitet werden für das, was euch er­wartet, damit es nicht gar zu verwirrend wird.

KONFLIKT 16 beginnt im Jahre 3896 irdischer Zeitrechnung. Das terranische Reich ist schon seit langem auseinandergedriftet. Der wesentliche Grund dafür lag im so genannten Artaner-Krieg. Die Artaner, ein vermehrungsfreudiges Insektoidenvolk, das ein wenig aufrecht gehenden Ameisen ähnelt, allerdings durchaus quasi-humanoid, stieß vor über tausend Jahren mit dem expan­dierenden irdischen Sternenreich zusammen, siegte im Krieg und kolonisierte die Erde über mehrere Jahrhunderte hinweg.

Bis die Menschen von der Erde das Joch der Fremdherrschaft wieder abschütteln konnten, woraus ein massiver exopathologi­scher Effekt erwuchs und eine fanatische Feindschaft gegen­über den Artanern, hatten sich die Kolonialwelten verselbstän­digt und eigene kleine Enklaven gegründet.

Wir reden hier von Freihandelswelten wie ELDORADO und Moun­tain Grace, von der Zentrumsrepublik Otanien, dem Splittervolk der Zynoler oder auch von den so genannten Äußeren Welten am äußersten Rand der Milchstraße.

Und wir reden von der Sternenreichsunion, der SRU. Mit dem Zentrum Terra hat die SRU sich zu einer waffenstarken, extrem militaristischen und fremdenfeindlichen Nation entwickelt, die quasi ständig mit dem Säbel rasselt. Formell steht die menschli­che Zivilisation ständig am Rande eines expansionistischen An­griffskrieges, der nur noch auf den passenden Zündfunken war­tet, damit die SRU über die Freihandelswelten und andere freie Menschheitsplaneten herfällt und sie erobert.

Dummerweise soll Oki Stanwer selbst der Zündfunke dieser Auseinandersetzung sein.

Niemand ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass die SRU zwar ein ge­wichtiges, aber letzten Endes eher kleines Problem darstellt. Denn das, was der Galaxis droht, ist sehr viel machtvoller und bedrohlicher.

Murmelt da jemand „TOTAM“? Das ist nicht falsch, aber nicht die ganze Wahrheit. Denn es gibt noch eine weitere Macht, die sich theatralisch „Galaxienbezwinger“ nennt. Und diese Wesenheit arbeitet massiv daran, die galaktischen Völker zu unterwandern und bereit zu machen für die mehr oder minder gewaltsame Übernahme.

Und es gibt natürlich noch ganz andere Schwierigkeiten, auf die ich im Laufe der Erörterungen zu sprechen kommen werde. Doch nun starten wir erst einmal und schauen uns die ersten fünf Episoden der Serie an:

Episode 1: Der Gestrandete

(1983, digitalisiert 2021)

Rand der Galaxis Milchstraße, Sternzeit: 3. April 3896. Der SRU-Schlachtkreuzer HOHEITSSTERN unter dem Kommando des knorrigen Colonel Hareb Simk befindet sich auf der Suche nach verschollenen Erzfrachtern der SRU. Er nimmt an, dass so ge­nannte „Lontreks“ für die Kaperungen verantwortlich zeichnen, möglicherweise auch Raumpiraten, die in diesen Bereichen am Rande der Galaxis ihr Unwesen treiben.

Statt auf die Spur der verschollenen Schiffe zu treffen, finden sie einen anderen Havaristen außerirdischen Ursprungs – ein nahezu vollkommen zerfetztes, gigantisches Dreieckskampf­schiff, das einstmals im vollständigen Zustand rund 2000 Meter lang gewesen sein muss und einen Kommandoturm auf dem Oberdeck aufweist. Es scheint schon geraume Zeit hier zu drif­ten … aber zur allgemeinen Überraschung befindet sich darin noch ein Überlebender, der in einem hochmodernen Anzug ge­schützt ist und stammelnd um Hilfe ruft, ehe er das Bewusst­sein verliert.

Die Worte des Gestrandeten ergeben wenig Sinn. Was soll man davon halten? Man solle „Oki Stanwer retten“, zur „Schlacht im Nebelsektor kommen“, um für das Licht zu kämpfen? Nichts davon ergibt für die SRU-Raumfahrer Sinn.

Sie evakuieren den Überlebenden und finden außerdem in der zerstörten Hauptleitzentrale des fremden Schiffes einen un­glaublich hoch entwickelten, aber auch schwer beschädigten humanoiden Roboter, der gleichfalls geborgen wird.

Der bewusstlose Überlebende erweist sich als ein kräftig ge­wachsener, kerngesunder Humanoider, den der Schiffsarzt auf­grund seiner optimalen Physis als einen Androiden einstuft.

Gerade als er wieder zu sich kommt und zu erinnern beginnt, dass sein Name Oki Stanwer ist, wird er auf der Medostation be­täubt – denn die SRU-Wissenschaftler haben sich dazu ent­schlossen, ihn auf der Experimentalwelt Krollos untersuchen zu lassen, da sie ihn aufgrund seiner rätselhaften Herkunft für ein Alienprodukt halten, möglicherweise erschaffen, um die irdische Gesellschaft zu unterwandern.

Und schon steckt Oki in den schönsten Schwierigkeiten … aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was ihn erwartet!

Episode 2: Die Jünger der Macht

(1984, digitalisiert 2021)

Blende zum Experimentalplaneten Krollos der SRU, ebenfalls im Halo der Galaxis Milchstraße gelegen, kurz darauf. Dr. Howard Wilkins, Wissenschaftler in den Diensten der SRU, befindet sich auf einer Art privatem Kreuzzug – denn er hat erfahren, dass die Machtstrukturen auf Krollos von einer Sekte unterwandert wer­den, den so genannten „Jüngern der Macht“, deren Ambitionen offenkundig gegen die SRU gerichtet sind. Er schleicht sich in die Organisation ein und wohnt in weitläufigen Höhlen unter der Oberfläche einer Versammlung bei.

Dabei wird offenbar, dass der Leiter der Sekte, der so genannte „Oberste Diener der Macht“, ein Mann namens Sam Rohn, direkt den Umsturz auf dem Planeten anstrebt und sogar schon Waf­fen dafür verteilen lässt.

Wilkins wird aber entlarvt und getötet, als er in einem selbst­mörderischen Anlauf das alles zu vereiteln versucht. Dabei kommt allerdings zutage, dass die engsten Helfer Sam Rohns Untote sind – Skelette mit schwarzen Brustpanzern aus TOTAM-Kristall!

Aha, denkt der Leser, TOTAM unterwandert diese Welt … leider ist das ein Irrtum. Zwar ist Sam Rohn der Gastkörper für einen Dämon von TOTAM namens Mersan, aber er dient nicht mehr TOTAM, sondern einer Macht, die man den „Galaxienbezwinger“ nennt – und in dessen Auftrag übernimmt Mersan nun auf Krol­los die Kontrolle. Ja, ich weiß, das ist alles etwas verwirrend. Und glaubt mir, das wird noch wilder.

Wenig später landet die HOHEITSSTERN unter Colonel Hareb Simk … und ehe die Besatzung versteht, was vor sich geht, wer­den sie von Mersans paramentalen Kräften ausgeschaltet und das Schiff gekapert.

Mersan ist völlig klar gewesen, dass Krollos zu exponiert war und nicht langfristig zu halten sein würde. Aber mit der HO­HEITSSTERN hat er nun ein neues Verkehrsmittel … und noch dazu Oki Stanwer, den der „Galaxienbezwinger“ gern in seine Gewalt bekommen möchte.

So gesehen ist Oki Stanwer vom Regen in die Traufe gekom­men. Aber das ist immer noch nicht der Höhepunkt der Ge­schehnisse.

Episode 3: Piratenchef Thor Gordenbeyl

(1984, digitalisiert 2021)

April 3896, Randgebiet der Milchstraße, Kegelwelt: Einige hun­dert Lichtjahre vom Planeten Krollos entfernt befindet sich eine geheime Basis einer Gruppe von Raumpiraten unter ihrem hü­nenhaften, charismatischen und rauhbeinigen Anführer Thor Gordenbeyl (ja, genau DER Thor Gordenbeyl! Überraschung!). Er hält sich einen schmalbrüstigen, scheuen „Hofdichter“ na­mens Henry Bent, den er einmal auf einem Raubzug gewisser­maßen als „Beifang“ erbeutete und immer weiter mitschleppt.

Zusammen mit seinem Stellvertreter Carl Soneet, den man we­gen seines spitzen, verschlagenen Gesichts den „Diabolischen“ nennt, unternimmt er nun einen weiteren Raubzug … und über­fällt mit seinem Geschwader ausgerechnet die HOHEITSSTERN. Wäre die Crew die Stammbesatzung der SRU unter Colonel Ha­reb Simk, hätten sie womöglich eine Chance. So aber sind die Jünger der Macht, die nun schalten und walten – die reguläre Besatzung wurde während der Betäubungsphase komplett ein­gesperrt – nicht reaktionsschnell genug … und das Schiff wird geentert.

Mersan erweist sich als skrupelloses Monster – er verwandelt seine Jünger samt und sonders in Zombies und lässt die Unto­ten nun gegen die Raumpiraten kämpfen.

Dennoch gelingt es Thor, sich bis zur Zentrale durchzukämpfen … wo Mersan in ihm den Helfer des Lichts Thor Gordenbeyl er­kennt … aber Thor hat davon keinen blassen Schimmer. Es ge­lingt ihm indes, Mersans Gastkörper, den SCHWARZEN MANN Sam Rohn, zu zerstören, sodass der Dämon in seiner Essenz­form die Flucht ergreifen muss. Mit seiner Flucht endet auch der magische Einfluss, der die Zombies an Bord am Leben hält, und sie verlieren alle ihr widernatürliches Dasein und werden zu „normalen“ Leichen.

Während des Angriffs ist Oki Stanwer in der Medostation er­wacht und, weil er Mersans magisch-psionische Welle durch das Schiff fluten fühlte, instinktiv teleportiert. Er wird – wieder be­sinnungslos – auf Thor Gordenbeyls Flaggschiff gefunden und wandert nun in Thors Gefangenschaft. Die HOHEITSSTERN wird besetzt und ebenfalls zur Kegelwelt abgeschleppt.

Episode 4: Die Kegelwelt

(1984, digitalisiert 2021)

April 3896, Randgebiet der Milchstraße, Kegelwelt: Warum, so fragt sich der Leser sicherlich, heißt diese Wüstenwelt, auf der die Raumpiraten Zuflucht gesucht haben, „Kegelwelt“? Weil sie von Tausenden eindeutig künstlich geschaffener Kegelstruktu­ren bedeckt ist. Niemand weiß, wer sie einst schuf oder zu wel­chem Zweck, und die Piraten sind pragmatisch genug, diese Alien-Relikte, die augenscheinlich kein Problem für sie darstel­len, in Frieden zu lassen.

Das ist jedenfalls der Fall bis zu diesem Band … denn als der Verband Thor Gordenbeyls zurückkehrt, müssen die Raumpira­ten erkennen, dass die rätselhaften Kegel zu rotieren begonnen haben. Dabei haben sie durch gekippte Gradwinkel erhebliche Schäden an der Bodeninfrastruktur erzeugt und einiges auch an Mannschäden angerichtet. Erst als sich die Kegel wie­der „beruhigen“, können Thor und Teile seiner Truppen wieder landen. Zu den Gefangenen, die er mit hinunternimmt, gehören Oki Stanwer, Colonel Hareb Simk und sein Adjutant Mark Grim­sen, beides SRU-Raumsoldaten.

Da Oki Stanwer auf rätselhafte Weise auf sein Flaggschiff über­gewechselt ist, während die HOHEITSSTERN erobert wurde, ver­hört Thor Gordenbeyl ihn unverzüglich und beschuldigt ihn, ein Spion der SRU zu sein.

Oki hat natürlich von nichts eine Ahnung. Er ist ja die meiste Zeit bislang besinnungslos gewesen und hat noch nicht viel mit­bekommen. Thor glaubt ihm nicht und erwürgt ihn beinahe.

Wer jetzt sagt: Aber Oki Stanwer müsste doch Thor Gordenbeyl auf der Stelle als Helfer des Lichts aktivieren, dann sei die Ge­fahr entschärft, der hat die neue Lage noch nicht ganz verinner­licht. Thor ist noch kein Helfer des Lichts, das hat auch Mersan nicht realisiert. Und folgerichtig „kennt“ Thor Oki nicht, und der Herr des Lichts ist definitiv in Lebensgefahr.

Wieder in seiner Zelle zurück, schwant dem Schiffbrüchigen, dass sich seine Lage kein bisschen verbessert hat … aber der Anschein trügt, wie er in der Nacht erkennen muss, als er heim­lich im Gefängnis der Piraten Besuch von einem schmalen Mann erhält, der seinen Namen mit „Henry“ angibt und ihm eine Waf­fe aushändigt, die er am kommenden Morgen benutzen soll.

Ich handle im Auftrage Soffrols. Er erwartet Sie auf ELDORA­DO“, sagt der heimliche Verschwörer kryptisch. Oki Stanwer versteht naturgemäß nur Bahnhof. Seine Erinnerung ist gründ­lich vernebelt, und das soll die Dinge, die noch kommen, massiv verkomplizieren.

Während der Nacht träumt er dann auf bizarre Weise von dem Zweck der Kegelwelt und sieht in seinen Visionen, wie sich die geheimnisvollen Kegel auf ein fernes Ziel im Kosmos einpegeln und dort rot zerrissene Raumzeit zu stabilisieren suchen.

Ihm fällt auch der dazu passende Begriff ein: Entropie! Die Ke­gelwelt ist offenbar ein kosmisches Instrument zur Anpeilung und vielleicht auch zur Reparatur von entropischen Störzonen innerhalb der Milchstraße.

Damit kommt der Leser schon den Erschaffern dieser Struktur etwas näher, aber der Schleier des Rätsels lüftet sich nur ein winziges bisschen. Warum das Volk der Baumeister die Kegel­welt erschuf, ob es nur eine davon gibt oder mehrere, wann sie ins Leben gerufen wurden und vieles andere mehr bleibt als Fra­gen noch ungeklärt.

Vordergründig geht es erst einmal um Oki Stanwers weiteres Schicksal.

Episode 5: Henry, der Agent

(1984, digitalisiert 2021)

Kegelwelt, April 3896: Am nächsten Tag kommt es zu einem denkwürdigen Showdown im Hauptquartier der Raumpiraten. Oki Stanwer wird ebenso wie Hareb Simk und Mark Grimsen ein­bestellt und soll verhört werden. Angeblich wissen die Männer der SRU mehr über den geheimnisvollen Oki Stanwer. Dass de­ren Wissen ebenfalls sehr begrenzt ist, ahnt niemand.

Henry Bent, der Agent Soffrols, ergreift das Heft des Handelns, und Oki tut sein Bestes, mitzuhalten. So kann die Roboteskorte ausgeschaltet werden … doch dann wird Thor Gordenbeyl, der drauf und dran ist, Henry zu erschlagen, von einem fahlen Licht­strahl getroffen … und sein Verhalten verändert sich schlagar­tig.

Nun nämlich wird er tatsächlich als Helfer des Lichts aktiviert, mit der fatalen Nebenwirkung, dass er die aktuellen Informatio­nen seines Lebens durch solche aus seinem letzten Leben mehrheitlich auswechselt. Er ist folgerichtig gründlich desorien­tiert.

Henry Bent und Oki, der die Situation auch nicht völlig begreift, übernehmen die Kontrolle und können mit den beiden SRU-Män­nern, die sie ebenso wie Carl Soneet als Geiseln mitschleppen, mittels eines Beibootes von der Kegelwelt entkommen. Soneet wird gleich zurückgelassen, die SRU-Männer verkauft Henry kurz nach dem Start an ein Händlerschiff der Zyw-Grynoth. Das sind riesenhafte Raupenwesen, friedliche Händler, die mit den terranischen Sternenreichen Handel treiben.

Auf diese Weise nimmt Henry Bent an, sind sie Simk und Grim­sen los geworden und können sich nun mit Soffrol auf ELDORA­DO treffen … doch dummerweise haben sie die Rechnung ohne die Verkauften gemacht.

Hareb Simk zwingt nämlich die Zyw-Grynoth-Händler dazu, dem Beiboot nach ELDORADO zu folgen, anderenfalls sie drakonische Konsequenzen seitens der Sternenreichsunion zu gewärtigen haben würden. Und die ängstlichen Raupenwesen knicken ein.

So hat Oki Stanwer nun zwei unerbittliche Verfolger, mit denen er nicht mehr ernsthaft rechnet. Während alles, was vor ihm liegt, noch kryptisch und unklar ist und seine Erinnerung nebel­haft und vage bleibt, hat er wenigstens schon einen überra­schend loyalen Freund, nämlich Thor, an seiner Seite. Henry Bent kann er dagegen nicht einschätzen.

Wann immer Henrys Augen schockgrün aufstrahlen, wird er ge­wissermaßen aus der Ferne von Soffrol „besessen“ und fernge­steuert, was ihm ungeheure Kräfte verleiht. Wie das möglich ist, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar.

Oki Stanwer ist ebenfalls nicht klar, dass ELDORADO durchaus nicht der sichere Hafen ist, der er zu sein scheint. Das soll er sehr schnell begreifen.

Mehr dazu im nächsten Teil dieser Artikelserie.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 387: Pakt der Liebe

Posted Januar 18th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Geschäftswelt ist manchmal das reinste Minenfeld, eine Mördergrube voller Rivalen und Konkurrentinnen, voller Tücken und Fangstricke. Gerade wenn man sich – auf welchem Sektor auch immer – behaupten, Karriere machen und gute Deals an Land ziehen möchte, bleibt es kaum aus, sich auch mal unbe­liebt zu machen, Gegnerschaften heranwachsen zu sehen und bisweilen mit unsoliden Mitteln und harten Bandagen zu arbei­ten.

Was hat das mit einem im Kern erotischen Roman zu tun? Nun, mit Lucinda Carringtons heute beleuchtetem Werk geht es ge­nau in die Geschäftswelt und hinein in die britische High Socie­ty. Zwei Agenturen kämpfen um die Gunst eines schwerreichen Briten, und ehe man sich versieht, befinden sich zwei Frauen von verschiedenen Werbeagenturen im privaten bis intimen Kampf mit- und gegeneinander.

Wie das konkret aussieht? So:

Pakt der Liebe

(OT: The Ninety Days of Genevieve)

Von Lucinda Carrington

Pavillon 328

München 2004

368 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Anita Magg

ISBN 3-453-87113-8

Die Werbebranche ist hart umkämpft, und gerade neue, junge und innovative Agenturen haben es da schwer, in diese Liga aufzusteigen, in der die lukrativen Aufträge locken. So ist es auch bei der Londoner Agentur „Barringtons“, die sich darum bemüht, den schwerreichen James Sinclair von Sinclair Associa­tes in ihre Arbeit einzubinden. Die Verantwortlichen bei „Bar­ringtons“ wissen, dass sich Sinclair von seiner bisherigen Agen­tur Randle-Mayne lösen möchte … oder sagen wir, sie haben davon gehört. Bestätigt wird das von keiner Seite. Aber neben „Barringtons“ ist auch die Agentur „Lucci’s“ zur Stelle, um sich den Vertrag mit Sinclair zu sichern.

Im Nu ist also der schönste Konkurrenzkampf im Gange.

Komischerweise sucht Sinclair dennoch den Kontakt mit der jun­gen und kleinen Agentur „Barringtons“ … nein, korrekterweise müsste man sagen, er sucht ihn mit der dortigen Kundenbetreuerin Genevieve Loften, einer ungebundenen, energischen Geschäftsfrau. Und im 4-Augen-Gespräch macht er ihr klar, dass er durchaus interessiert sei, mit ihrer Agentur einen Ver­trag über Werbemaßnahmen abzuschließen. Das hinge aber von einem privaten Arrangement unter ihnen beiden ab. Und ihr wird, obwohl er das nicht explizit ausspricht, sofort klar, dass es sich hier um ein sexuelles Arrangement zwischen ihnen beiden handelt.

Da Sinclair ein überaus attraktiver Mann ist, wenn auch einer mit einem durchaus zwielichtigen Ruf, was Frauenbekanntschaf­ten angeht, kann sich Genevieve durchaus vorstellen, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn das dazu nötig ist, den Vertrag an Land zu ziehen … sie kommt ihm auch soweit entgegen, dass sie ihm auf seine unverschämte Aufforderung hin ihre Brüste enthüllt, damit er „sehen kann, was er im Gegenzug für den Vertrag be­kommt“, wie er es nennt (womit der Roman schon auf Seite 12 überrumpelnd schnell Fahrt aufnimmt). Er ist also dreist, direkt und durchaus unverschämt. Dennoch: es ist rein geschäftlich, und dafür würde sie alles tun, da ist sie toughe Geschäftsfrau!

Dennoch unterschätzt sie James Sinclairs Arrangement vollstän­dig. Im Gegensatz zu ihrer anfänglichen Vermutung soll sie eben nicht einfach mal eben mit ihm in die Kiste springen, die Ange­legenheit ist sehr viel diffiziler.

Er macht ihr sehr rasch klar, dass er an ein sehr viel weiterge­hendes Unternehmen denkt: sie soll sich ihm für neunzig Tage ausliefern und stets bereit stehen, alles für ihn zu tun, wenn er nach ihr verlangt. Am Ende dieser Frist wird er, abhängig von ih­rer „Leistung“, entscheiden, ob er bei „Barringtons“ unter­schreibt oder nicht.

Da ihr Chef Genevieve Druck macht, Sinclair als Kunden zu ge­winnen, „koste es, was es wolle“, und auch aufgrund ihrer eige­nen Neugierde auf Sinclair, stimmt sie schließlich dieser Art von stillschweigender, nicht niedergeschriebener Vereinbarung zu. Und die Abenteuer beginnen.

James Sinclair ist, insofern sind die Gerüchte durchaus korrekt, ein Mann mit einer regen sinnlichen Phantasie, der außerdem Gefallen daran findet, die Frauen, mit denen er erotischen Um­gang hat, vorzuführen, in heikle Lagen zu bringen und dem Risi­ko der Entdeckung auszusetzen. Außerdem liebt er das Aben­teuer und ist im Umgang durchaus unkalkulierbar.

Genevieve entdeckt im Zuge der kommenden Monate mehr und mehr, dass Sinclair nicht nur ein harter Geschäftspartner ist, sondern auch imstande, in ihrem Herzen verborgene Sehnsüch­te, deren sie sich teilweise selbst gar nicht bewusst war, hervor­zulocken. Dazu gehören etwa die Atem beschleunigende Wir­kung des Exhibitionismus, der prickelnde Reiz des Entdecktwer­dens beim öffentlichen Liebesspiel und eine erstaunliche Nei­gung zu gewagter Bekleidung.

Aber wo es Vorteile, insbesondere lustvolle, für beide Seiten zu entdecken gibt, gibt es auch Schattenseiten. In diesem Fall er­fährt Genevieve von verschiedenen Seiten, dass Sinclair gewis­se „verdorbene“ Seiten besitzen soll und sinistren Leidenschaf­ten frönt. Außerdem lernt sie die charismatische Jade Chalfont kennen und hassen, die für die Konkurrenzagentur „Lucci’s“ ar­beitet und sich gleichermaßen mit vollem Einsatz darum be­müht, ihrerseits Sinclair für ihre Agentur zu gewinnen.

Und es scheint aussichtslos zu sein, gegen Jade anzukämpfen – sie, die toughe, kühn-durchtrainierte Kendo-Kämpferin, eine stolze, aufregend schöne und groß gewachsene Frau, die per­fekt Japanisch kann, scheint Genevieve ständig auszustechen. Genevieve beginnt an Sinclairs Methoden und Zielen zu zwei­feln: hat er mit Jade ebenfalls eine Vereinbarung gleich der ihren abgeschlossen? Gibt er ihr vielleicht gar schon den Vor­zug? Ist er ein treuloser Gesell, der mit ihr einfach nur sein ge­meines Spiel treibt?

Sie weiß, ihr Herz, das sich immer stärker für ihn erwärmt, wird das nicht ertragen, wenn er sie nach den 90 Tagen wie eine hei­ße Kartoffel fallen lässt, um sich dann mit Jade oder einer ande­ren Frau zu amüsieren … wobei es doch einfach lächerlich ist, dass es sich wie Eifersucht anfühlt. Es geht doch nur ums Ge­schäft, nicht wahr?

Zu dumm, dass Genevieve Loften das schon nach wenigen Ta­gen ihres Arrangements nicht mehr glauben kann. Die Vereinba­rung zieht sie vollständig in ihren Bann, und das bezieht ausdrü­cklich ihr Herz mit ein, ob sie es will oder nicht …

Mit Lucinda Carringtons vorliegendem Roman frischte ich eine Autorenerinnerung auf, die ich bereits anno 2000 mit dem Buch „Exotik“ gemacht hatte, und zwar auf durchaus positive Wei­se. Damals war das Lesevergnügen sehr viel kürzer, aber ge­nauso schnell vorbei wie heute, nämlich binnen von 3 Tagen. Der weite Zeithorizont des vorliegenden Buches ermöglicht es, zahlreiche Nebenpersonen in die Handlung zu integrieren und variantenreiche Schauplätze und erotische Vergnügungen in Szene zu setzen, was grundsätzlich als gelungen betrachtet werden muss.

Die Geschichte liest sich flüssig und ist aufgrund der lange völ­lig undurchschaubar bleibenden Intentionen James Sinclairs ge­schickt balancierend. So wird das Leserinteresse wach gehalten, das zugleich durch die Vielzahl uneinschätzbarer Nebenperso­nen immer wieder abdriftet, wodurch den Spekulationen über den Handlungsfortgang Tür und Tor geöffnet sind.

Wer erwartet, dass sich nur Genevieve im Unklaren befindet über das, was schlussendlich bei dem Arrangement heraus­kommt, der irrt sich auf interessante Art und Weise. Insbesonde­re der Konkurrenzkampf zwischen Genevieve und Jade Chalfont zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Auf zwei „Neben­kriegsschauplätzen“, nämlich einmal bei Genevieves jüngerem Bruder Philip und seinen Liebesnöten wie zum anderen bei dem brotlosen Zeichner Ricky Croft, gibt es ebenfalls interferierende Entwicklungen, die zur Verwirrung der Situation beitragen.

Ein wenig schade fand ich, dass bei diesen ganzen Aktionen die Glaubwürdigkeit der Hauptperson etwas litt. So kommt eigent­lich nicht richtig heraus, was Genevieve innerhalb von „Barring­tons“ noch so tut, als sich ausschließlich um die Akquise des Sinclair-Auftrags zu kümmern. Das mag für ein paar Tage oder Wochen funktionieren, aber über drei Monate? Bei allem Re­spekt, das hörte sich nicht realistisch an und war dann doch et­was gestellt und unglaubwürdig.

Das ist aber sonst eigentlich schon, wenn man vom viel zu ver­räterischen deutschen Titel absieht, im Grunde auch der einzige zentrale Kritikpunkt, den ich anzubringen hätte. Der Rest des Romans liest sich, wenn man diesen Aspekt unter „ferner liefen“ rubriziert, ausgesprochen flüssig und aufreizend. Dass Genevie­ve generell nicht weiß, was Sinclair für sie vorbereitet und sie notwendig immer wieder überrascht, führt zu sehr einfallsrei­chen Situationen. Und schlussendlich kam die Autorin auch mit dem finalen Problem gut zurecht, an dem viele Verfasserinnen scheitern: wie überwindet man das zentrale Misstrauen und stellt sicher, dass man im Gegenüber nichts sieht, was dort nicht vorhanden ist?

Der Roman lohnt definitiv eine Entdeckung – klare Leseempfeh­lung!

© 2018 by Uwe Lammers

Ich würde sagen, wer solche Art von Romanen schätzen gelernt hat und den hier – er ist ja schon ein paar Jährchen älter – nicht oder noch nicht auf dem Schirm haben sollte, kann sich, so er sich von dem Inhalt der Rezension animiert fühlt, danach umgehend antiquarisch auf die Suche machen.

In der nächsten Woche kehren wir zu einem meiner ganz per­sönlichen Lieblings-Steckenpferde zurück, nämlich zu Sherlock Holmes. Und diesmal kreuzt er den Pfad eines weiteren Lieb­lingsthemas von mir.

Welches das ist? Ah nein, da würde ich jetzt schon zu viel verra­ten. Schaut einfach in der nächsten Woche wieder rein. Ich freue mich darüber!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 493: Sonderbarkeiten in der Leichenwüste

Posted Januar 15th, 2023 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ich euch schon vor Monaten erzählte, als ich im Blogartikel 439 von der Gegenwart der Serie „Horrorwelt“ im Anschluss an den desaströsen Titanenkampf berichtete, sieht die Lage auf dieser Welt zurzeit nicht eben rosig aus. Sie aktuell als „Leichen­wüste“ zu bezeichnen, ist definitiv nicht abwegig.

Weshalb nicht? Nun, für diejenigen unter euch, deren Aufmerk­samkeitsspanne etwas kürzer ist, sei es noch einmal resümiert – ab kurz nach Band 100 der Serie begann eine Handlung in der Horrorwelt-Serie, die 20 Jahre nach dem Tod des Heroen Mapun und dem Sieg über TOETAAR, den Dämon der Gewalt, darauf hinzielte, dass zwei uralte Wesenheiten aus ihrem tiefen Schlummer erwachten.

Die Titanen.

Der DREIZEHNER auf der einen Seite, der in der Serie schon viel länger bekannt war, ohne dass man seine Natur verstanden hätte, und der Grüntod EORANOK auf der anderen Seite taten das, was zwei Titanen auf einer Welt immer tun: Sie suchten sich einen Kampfplatz und duellierten sich ohne Erbarmen. Die­ser Kampfplatz war das vulkanische Inselreich der Fehrer, und der DREIZEHNER trug den Sieg davon, wobei er eine beispiello­se magische Katastrophe auslöste.

Eine Konsequenz seines Handelns, ehe er der Horrorwelt mit seinem gefangenen Rivalen den Rücken kehrte, bestand in der Entfesselung einer Höllenwolke, die über Nord- wie Südkonti­nent aufstieg. Ihre Wirkung führte dazu, dass unwiderruflich die Toten aus den Gräbern stiegen und damit begannen, die Leben­den zu meucheln und alle Staatswesen zu zerstören, die exis­tierten.

Die Apokalypse schlechthin, der Jüngste Tag, nennt es, wie ihr wollt. Die Horrorwelt machte nun ihrem Namen alle Ehre. Und doch … dies war erstaunlicherweise NICHT das Ende der Welt.

Als ich 1991 diese Dinge beschrieb, geriet die Serie in eine ar­gumentative Sackgasse, zum Teil auch deshalb, weil ich mich damals mit dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und mei­nem Studium zu beschäftigen hatte, schließlich, weil ich die Ar­chipelwelt entdeckte, von der Horror-Literatur weitgehend weg­kam und ganz andere Interessenfelder entdeckte.

Als ich dann am 21. April 2021 das Digitalisat der Horrorwelt-Serie abschloss, wurde der Wunsch in mir wach, daran weiterzu­schreiben. Aber ich kann mit Gewissheit sagen, dass das Schreibfieber erst jetzt wieder richtig erwacht ist (August 2022), und ich weiß auch genau, woran das liegt.

Am Glossar.

Ja, so wie im Oki Stanwer Mythos und im Archipel und längeren Erotic Empire-Werken halte ich eine glossarische Durchdringung für hilfreich und sinnvoll … und ich stelle verstärkt fest, wie sti­mulierend so etwas ist. Viele vergessene Details, die nicht mal durch die Digitalisierung dauerhaft in meinem Kopf verankert wurden, ergeben nun neuronale Netzwerke in meinem Verstand, Details fügen sich zusammen und stellen die Dinge in ein neues Licht. Und ich lerne verrückte neue Leute kennen. Schauen wir uns mal ein paar davon heute an.

Ich habe gerade die Arbeit an Band 181 der Serie „Die Toten und die Geister“ abgeschlossen und wirklich so sehr dabei ge­lacht, weil die Geschichte dermaßen grotesk ist, dass es ein Ver­gnügen war, diese zwölf Seiten Text zu schreiben … und ich bin überzeugt davon, die nächsten Episoden werden kaum minder unterhaltsam sein.

Also, stellt euch folgende Lage vor: In der wertanischen Graf­schaft Biston versteckt sich ein junges Liebespaar in einer ver­wüsteten Schenke, als es von zwei Zombies aufgemischt wird, die – was denkt ihr wohl – was vorhaben? Genau, sie wahlweise zu fressen oder zu Ihresgleichen zu machen. Aber dann passiert dies:

Es ließ sich nicht klar sagen, wer am meisten überrascht von dem Moment war – die verzweifelte junge Frau und ihr Liebhaber, die um ihr Überleben kämpften, die untoten Gegner, die alles daran setzten, sie vom Leben zum Tode – oder in ihren eigenen Untotenstatus zu versetzen … oder der Neuankömmling, der den Hof der verwüsteten Gastwirtschaft betrat, als der Kampf schon aussichtslos geworden zu sein schien.

Er war es jedenfalls, der alles zum Erstarren brachte.

„Ich halte das für Unrecht, was ihr da gerade tut. Haltet inne und überlegt euch euer Tun noch einmal“, so jedenfalls lauteten die zu­mindest seltsamen Worte des Neuankömmlings, und sie schienen wirklich vollkommen fehl am Platze zu sein.

Tatsache war jedoch auch, dass die beiden teilweise schon ziem­lich vermoderten Zombies mit ihren verwüsteten, stieren Gesichtern, die sich bereits anschickten, der gegen die Steintreppe gedrückten, zappelnden Frau erst zu erwürgen und dann die Kehle durchzubei­ßen, zurückfuhren. Dann drehten sie – ohne sie indes loszulassen – ihre Schädel herum, um den unerwarteten Redner anzustarren. So­weit man das von ihren ohnehin stumpfsinnigen Leichengesichtern sagen konnte, teigig gelb und aufgedunsen, wie sie waren.

Die Untoten mochten der Kleidung nach einstmals Reitknechte ge­wesen sein, muskulöse und stattliche Kerle von vielleicht dreißig oder vierzig Jahren. Aber inzwischen waren sie schon eine ganze Weile tot und kalt und allein noch darauf aus, lebende Menschen zu jagen und sie wahlweise zu verspeisen oder zu Ihresgleichen zu ma­chen. Die übel zugerichteten Hälse zeigten deutlich, dass sie vor nicht allzu langer Zeit selbst in die Fänge von Zombies geraten wa­ren, die sie so ins Reich der Untoten befördert hatten.

Der lebende Liebhaber lag noch benommen am Boden, von einem Hieb eines Untoten spielerisch zur Seite gefegt und nicht ganz für voll genommen, wie es aussah … nun, er war ein eher sanftmütig aussehender, schlanker Kerl, der absolut nicht den Eindruck eines Kriegers machte. Und das Mädchen, vielleicht zwanzig Lenze jung, unter dem harten Griff des Zombies am Hals hilflos zappelnd, das braune Haar wirr ins Gesicht hängend und panisch um sich starrend … es wirkte nun eher, als wolle es endgültig in einen Schreikrampf ausbrechen, als der Neuankömmling lautlosen Schrittes in den Hof trat und der Gruppe näher kam.

Kein Wunder.

Was sich dort näherte, war ganz bestimmt keine Rettung.

Nicht diese gläsern-transparente, schimmernde Gestalt, die eher neuen Schrecken verhieß als Hilfe!

Augenscheinlich war dies einmal ein Mensch gewesen, ein Adeliger offensichtlich, und er musste schon sehr lange Zeit tot sein, den fahl-gläsernen Kleidungsstücken nach zu urteilen, die er auf seinem fein­stofflichen Körper trug. So eine Kleidung sah man höchstens noch bei folklorischen Festen, wenn die Leute sich in Gewänder warfen, wie man sie vor ein paar Jahrhunderten gekannt und getragen hatte.

Das Schlimmste aber war, dass man durch dieses Wesen gerade­wegs hindurchsehen konnte.

Ein Geist!

Ein Geist am hellen Tag!

Die beiden lebenden Wertaner waren sich, ohne ein Wort oder ei­nen Blick wechseln zu müssen und ungeachtet ihrer reichlich desola­ten Situation, sofort darin einig, dass dies zweifellos das Ende der Welt sein musste: Wenn Tote auferstanden und die Lebenden meu­chelten, was sie ja leider seit Wochen und Monaten nicht anders kannten, und nun auch noch bei helllichtem Tag die Geister auf den Straßen spazieren gingen … dann würden zweifellos bald auch Son­ne und Mond gemeinsam am Himmel stehen und die Welt unterge­hen …

So hieß es jedenfalls in erschreckenden Legenden, mit denen man ungehorsame Kinder schreckte.

„Ich rate euch ernstlich von dieser Tat ab. Das ist einwandfrei Mord und damit nichts, was ich dulden kann“, sprach der Geist weiter, was die Lage noch irrwitziger machte.

„Ich verliere den Verstand“, krächzte der am Boden liegende junge Mann ängstlich. Vermutlich wünschte er sich das tatsächlich. Das ganze Leben war ein einziger Alptraum geworden. Hinter jeder Häu­serecke schienen weitere Schrecknisse und tödliche Überraschungen zu lauern.

Und nun also auch noch Geister!

Die Lage verzweifelt zu nennen, wäre eine Beschönigung gewesen.

„Nun, die Lage ist zweifellos etwas … eigenartig, da stimme ich Euch zu, werter Herr … aber nein, ich hoffe zugleich sehr, dass Ihr nicht den Verstand verliert, noch weniger Euer Leben … und nein, mein Freund, das ist nun wirklich vollkommen närrisch!“

Der zweite Zombie hatte sich geradewegs umgedreht, um dem neuen Gegner seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Doch dieses Vor­haben war von keinem sinnvollen Erfolg gekrönt. Vielmehr ruderte er nun auf absurde Weise mit seinen Armen direkt durch den Geistkör­per des Neuankömmlings. Er hätte auch durch eine Nebelbank sto­chern können, der Effekt wäre ähnlich nutzlos gewesen.

Der Geistergraf oder was immer er sein mochte, ging gelassenen Schrittes durch die tumbe wiederbelebte Leiche hindurch hinüber zu dem Mädchen, das immer noch durch den harten Griff des anderen Untoten auf den Steinstufen festgehalten wurde.

„Ich empfehle Euch sehr ernsthaft, dieses Mädchen in Ruhe zu las­sen. Sie sieht mir nicht aus wie jemand, der den Wunsch danach hegt, dieses Dasein zu verlassen. Und dies ist auch nicht mein Ansin­nen“, sprach der Geistergraf weiter.

Das ist wenigstens … sagen wir, eine ungewöhnliche Konstella­tion in dieser Leichenwüste. Geister und Zombies auf ein und derselben Party? Und dann noch mit Manieren? Sehr eigenwillig.

Nun könnte man sagen: Geister können ja viel sagen, aber tun können sie wenig, es sind halt feinstoffliche Gestalten, nicht wahr? Und das ist zum Teil auch durchaus richtig. Aber der Geist, Graf Vismar von Tosolien mit Namen, kann durch seine schiere Berührung die Untoten von ihrem Mordplan abbringen … und dann versucht er allen Ernstes, mit den verschüchterten jungen Leuten so etwas wie ein konstruktives Gespräch zu füh­ren.

Und wird von der Ankunft eines weiteren Geistes kurzerhand un­terbrochen. Dieser ist ein ungehobelter Bandit, indes genauso gläsern wie Graf Vismar, und ehe sich Lisa und ihr Gefährte sich versehen, ist das schönste Streitgespräch im Gange, das in fol­gender verrückten Bemerkung gipfelt:

Der Räuber-Geist lachte schallend.

„Ha, schaut uns nur an, Herr Graf! Zwei Geister streiten sich um ein Mädel … manche Dinge ändern sich nicht mal dann, wenn man tot ist, nicht wahr? Es ist doch gar zu witzig … verdammte Scheiße, jetzt hätte ich echt gern einen Krug starken Weines, um diese ver­rückte Situation zu begießen! Zu schade, das gehört wohl auch zu den Dingen, die ich nicht mehr genießen kann.“

Er sah zu den Zombies hinüber. „Und ihr zwei Grabgestalten … stellt euch das zufrieden, wenn ihr den Lebenden nachstellt und ih­nen die Kehlen aufreißt? Ist das nicht für euch auch ein völlig sinnlo­ses Tun?“

„Das müsst Ihr gerade sagen als Mann ohne Moral! Ich bin sicher, die Zahl Eurer im Blute liegenden Opfer war nicht eben gering.“

Und dann haben sie die Aufmerksamkeit weiterer Untoter er­regt, die in die Schenke drängen … und alles scheint verloren. Aber … nein, weit gefehlt, jetzt wird es (in Band 182) noch ver­rückter.

Denn im Königreich Wertan beginnen sich sehr, sehr eigenartige Dinge abzuspielen, und die vermeintliche Leichenwüste ist, wie man schnell entdeckt, alles andere als dies.

Die Höllenwolke hat nicht ausschließlich die Toten zu neuem Le­ben erweckt, sondern noch ganz andere Dinge. Hier sind es Geister, die auf Zombies wirken, dort erwachen versteinerte Zwerge zum Leben, an anderem Ort wuchern Blutdschungel aus dem Boden, und Protagonisten, die schon lange tot sind, wirken auf einmal wieder quicklebendig …

Ja, ich weiß, die Serie steuert auf Band 200 zu, und ursprünglich dachte ich ja auch, dieser Hunderter-Zyklus würde primär die Geschichte um die Dreizehn Schwarzen Hexen und TOETAARS Testament thematisieren. Auch nahm ich an, dass es um das Er­starken des Roten Dämons gehen würde und um den Titanen­kampf … was auch alles geschah. Es füllte nur eben keine 100 Bände. Und so stand ich kurz nach Band 160 da mit einer zer­trümmerten Welt und war einigermaßen ratlos. Jetzt erst entwickeln sich mit einem Abstand von 30 Realjahren die Strukturen weiter, und es ist eins schon recht deutlich absehbar: Mit Band 200 wird es wohl keinen zeitlichen Handlungssprung von Bedeutung geben, dafür sind die angestoßenen Entwicklungen einfach zu umfassend, zu frisch und zu komplex.

Was genau Band 200 bringen wird, vermag ich aktuell noch nicht zu sagen. Aber wenn die Handlung weiter so gut voran­schreitet wie in den vergangenen Wochen, dann würde ich ver­muten, sehen wir diesen Band schon längst, bis dieser Blogarti­kel im Januar 2023 veröffentlicht werden wird.

Schauen wir mal, ob das stimmt. Dann sind wir in jedem Fall schlauer. Ich halte euch da auf dem Laufenden!

Bis bald dann mal wieder, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.