Blogartikel 585: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 58

Posted Oktober 20th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Ausgangssituation in diesem Frühjahr des Jahres 3938 sieht düster aus im KONFLIKT 16 des Oki Stanwer Mythos, also der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“. Oki Stanwer und seine engsten Mitstreiter sind immer noch in der Vergan­genheit verschollen. Das Königreich der Dämonen ist einge­stürzt und Zeitstürme haben die dort lebende Menschheit in Staub verwandelt. GOLEMS Schergen sind in den Weiten der Ga­laxis untergetaucht, und niemand kann sie ausfindig machen. Die „Operation Spurensucher“ (vgl. Bd. 90) tappt ins Leere.

Die Galaxisrebellen ahnen, dass ihnen die Zeit davonläuft, weil sich der Feind nun reorganisieren kann, und sie fürchten das Schlimmste – nicht zu Unrecht, denn GOLEM aktiviert nun schla­fende Reserven. Schon vor Jahrzehnten hat er geheime Stütz­punkte geschaffen, auf denen Hunderttausende von Tiefschlä­fern darauf warten, in den Kampf eingreifen zu können. Auch die Dämonenwaffe denkt, die Zeit arbeitet für sie … aber es kommt zu einem bösen Erwachen …

Episode 91: Generationswechsel

(1997, digitalisiert 2024)

Schauplatz: Das Nest in der Dunkelheit, irgendwo am Rande der Milchstraße

Bevor GOLEM vierzig Jahre zuvor die Milchstraße angriff, war be­reits eine Fünfte Kolonne von ihm in der Galaxis der Menschheit präsent. Techniker und autonome Roboter erschufen die so ge­nannten „Schlafstationen“, riesenhafte Ringbasen im Schutz ei­ner dichten Staubwolke. Erzloyale Vooler, die hartleibigen Vogel­wesen aus Kirrongar, bemannten sie, und hier wurde eine Ar­mee für die Zukunft gehortet. Als das Königreich der Dämonen untergeht, reaktiviert GOLEM die Schlafstationen und deren Be­satzung.

Auf Schlafstation 109 wird dabei auch ein uralter Vooler namens Quisiin aufgeweckt, der schon graufedrig war, als er vor vierzig Jahren in den Tiefschlaf ging. Rätselhafterweise wurde er wäh­rend des Tiefschlafs beruflich hochgestuft zum Politoberoffizier. Das macht die neue Führung der Schlafstation vorsichtig. Viel­leicht gibt es gute Gründe dafür. Quisiins Hauptaufgabe hier in der Galaxis „Fernstern“ war damals, bevor die Schlafstationen eingemottet wurden, die Jagd auf Saboteure und Regimekritiker.

Doch nun, in der „Neuen Zeit“, in der die Station phantastisch ausgebaut ist und ausgestattet mit modernster Hightech und beneidenswert jungen, agilen und blitzgeschwinden Artgenos­sen, da fühlt sich Quisiin völlig überflüssig. Die Vorstellung, dass GOLEM, der „Galaxienbezwinger“, seiner Ansicht nach kurz vor dem finalen Sieg gegen die „infamen Galaktiker“ steht, macht seine Präsenz eigentlich unnötig.

Doch dann ereignet sich vor seinen Augen ein spektakulärer To­desfall, und er begreift: Nein, er ist nicht überflüssig, aber über­haupt gar nicht! Denn das, was hier passiert, ist in seinen Au­gen einwandfrei Sabotage! Darauf beharrt er steif und fest, selbst wenn das sonst niemand glaubt und eher an einen bedauernswerten technischen Unfall denkt.

Er kann den amtierenden Lyaat der Station indes davon über­zeugen, dass er durchaus nicht euthanasiert und in die Recy­clingtanks geschickt gehört, sondern Quisiin nimmt die Jagd nach den Saboteuren auf. Und damit tritt er eine Lawine los, dessen Ausmaß ihm völlig unklar ist.

Parallel dazu wird zu den Galaxisrebellen umgeblendet, die nach wie vor das zerstörte Königreich der Dämonen untersu­chen … und hier tritt ein rätselhafter Feind in Erscheinung, der selbst die ERKUNDER-Einheiten des Baumeistersterns MONO­LITH blitzschnell vernichten kann.

Es scheint weit und breit kein Licht zu geben, keine Besserung in Sicht …

Episode 92: Der Vooler-Aufstand

(1997, digitalisiert 2024)

Schauplatz: Das Nest in der Dunkelheit, irgendwo am Rande der Milchstraße

Quisiins Ermittlungen gehen weiter. Und tatsächlich kann er ei­nen der Haupträdelsführer der Saboteure festnehmen, den psy­chotischen Ingenieur Ylsiit. Zugleich bringen ihn mehrere Zwi­schenfälle dazu, ein psychologisches Profil der neuen Generati­on von Voolern anzulegen, und es fröstelt ihn zunehmend, als er etwas Grundlegendes begreift: Irgendetwas ist bei der Züchtung dieser Generation kategorisch fehlgeschlagen. Hunderttausen­de von Voolern in den Schlafstationen sind überempfindlich, reizbar, neurotisch und latent psychotisch. Die Schlafstationen sind ein höchst labiles Pulverfass, das jeden Moment explodie­ren kann.

Und der Moment kommt – als der Saboteur Ylsiit durch einen aufgestachelten Mob freikommt, kippt die gesamte Situation an Bord der Schlafstation 109. Die Verschwörer schicken Attentä­ter, die Quisiins medizinischen Helfer fast liquidieren. Die Füh­rungscrew der Station wird eliminiert, die Schwerkraft fällt aus, und das völlige Chaos beginnt zu eskalieren.

Der worst case tritt ein, und Quisiin versucht verzweifelt, zu ret­ten, was noch zu retten ist.

Episode 93: Das Nest in der Dunkelheit

(1997, digitalisiert 2024)

Fortsetzung der Quisiin-Handlungsspur:

Die Saboteure sind auf Erfolgskurs. Der Aufstand der Vooler er­möglicht es ihnen, aufrührerische Funksprüche an benachbarte Schlafstationen im so genannten „Nest in der Dunkelheit“ zu senden.

Doch davon erhalten auch die Dämonenwaffen Kenntnis, die sich nun hastig bemühen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Während der greise Politoberoffizier Quisiin noch darum bemüht ist, die Feinde – formell Verbündete der Galaxisrebellen um Mar­conius Stanwer, von dessen Existenz und Wahnsinn (!) er keine Kenntnis besitzt – zu bekämpfen, wird die Vernichtung der Schlafstation 109 durch GOLEMS Truppen angeordnet und – zö­gerlich – realisiert.

Zögerlich deshalb, weil diejenigen, die die tödlichen Waffensys­teme führen müssen, ebenfalls Vooler sind, die nun ihre eigenen Volksgenossen ermorden sollen.

Sie kommen außerdem zu spät.

Der Keim der Rebellion hat längst weitere der über 100 Statio­nen erreicht und breitet sich aus. Zweifel an der Führung, pa­thologischer Neid auf andere Mitglieder der Vielvölkerallianz und Schlimmeres beginnen zu grassieren. Auch in der Raumflot­te GOLEMS kommt es zu Rebellionen und Aufständen, bis die Dämonenwaffe hasserfüllt die Vernichtung aller Schlafstationen anordnet.

Am 28. Februar 3938 ist ERKUNDER 28 unter der Galaktikerin Samira Taschar am Rand der Galaxis unterwegs, schon die zwei­te Woche auf der vergeblichen Suche nach GOLEMS Rückzugs­orten. Hier fangen sie einen verstümmelten Funkspruch auf, der von Voolern ausgesandt wird. Und sie beschließen, ihm vorsich­tig zu folgen – ins „Nest in der Dunkelheit“ hinein …

Episode 94: Mobilmachung der Rebellen

(1997, digitalisiert 2024)

28. Februar 3938, MONOLITH:

Direkt im Anschluss an den vorigen Band wird umgeblendet auf den Baumeisterstern MONOLITH, der inzwischen rege von Gala­xisrebellen von SIDEWALK aufgesucht wird und längst als tech­nologisches Herz der Rebellenallianz fungiert. Hier wird Marconi­us Stanwer, Oki Stanwers Sohn, von der Entdeckung des ER­KUNDERS 28 in Kenntnis gesetzt und entsprechend alarmiert. Wenig später findet Samira Taschar den Ausgangspunkt des Notrufs – und eine ganze Reihe von gigantischen GOLEM-Schlachtschiffen.

Der ERKUNDER stellt sich tot, und die Schiffe verschwinden mit seltsamen Antriebsemissionen, die aufgezeichnet werden. Als sie wieder allein sind, erforschen die Galaktiker der Besatzung die weite Höhlung der Sternenwolke und finden grässliche Din­ge: Riesige, ausbrennende Schlachtschiffe GOLEMS, die allem Anschein nach von Ihresgleichen zerstört worden sind … und dann die Trümmerwolken gewaltiger ringförmiger Stationen.

Und mitten zwischen den Trümmern: treibende Leichen, Vooler. Tausende. Zehntausende. Hunderttausende. Millionen …

Es ist offenkundig, dass GOLEM hier einen Genozid begangen hat, und es erschüttert sie alle heftig – selbst wenn GOLEM au­genscheinlich seine eigenen Parteigänger ermordet hat, ist das doch ein monströses, unentschuldbares Verbrechen.

Dass in dem Chaos auch ein greiser, loyaler Politoberoffizier na­mens Quisiin umgekommen ist, wissen sie nicht.

Bizarrerweise hat die Entdeckung dieses Massakers einen positi­ven Aspekt – denn das Emissionsspektrum, das der ERKUNDER 28 beim Verschwinden der GOLEM-Schlachtschiffe auffing, er­möglicht es dem Kommandogehirn von MONOLITH, nun GO­LEMS Täuschungsmanöver zu durchleuchten und die wahren Rückzugsorte von GOLEMS Truppen ausfindig zu machen.

Dies hat nun zur Folge, dass die Galaxisrebellen endlich wieder ein klares Ziel haben – ein Ziel, das man angreifen kann. Marco­nius Stanwer und der Rebellenrat sehen Licht am Ende des Tun­nels und beschließen kurzerhand die Mobilisierung ihrer Truppen …

Und bei fortgeschrittener Mobilisierung erreicht am 16. März 3938 ein Funkspruch von SIDEWALK die Rebellenführung auf MONOLITH – auf SIDEWALK wird ein schockstarrer Funker von zwei Wesen bedroht, vom LEUCHTENDEN und Ekkon, dem Ritter vom Goldkristall, die unbedingt Marconius Stanwer zu sprechen wünschen …

Episode 95: Die Rehabilitierung

(1997, digitalisiert 2024)

Rückblende: SIDEWALK, Januar 3938

Auf der Hauptwelt der Rebellen sind Monate vor den obigen Ge­schehnissen nach wie vor Ekkon, der Ritter vom Goldkristall, und sein Vorgesetzter, der amtierende Matrixkoordinator des KONFLIKTS 16, der LEUCHTENDE, als Parias aus der Gesellschaft ausgestoßen und mehr geduldet als akzeptiert.

Ekkon hat Oki Stanwers ERKUNDER-Expedition ins GRALSREICH begleitet (vgl. dazu die Bd. 64-66) und ist ihm anschließend in den so genannten Fragilraum gefolgt (vgl. dazu die Bde. 69-71). Hier wurde Ekkon klar, dass er es war, der Oki Stanwer die Mög­lichkeit gab, im Rahmen eines Zeitexperiments die Dimensions­zentrale des LEUCHTENDEN zu sabotieren. Als er dies jetzt nach der Rückkehr nach SIDEWALK seinem Vorgesetzten „beichtet“, wird er von ihm kurzerhand als Verräter beschimpft.

So hängt nun auch zwischen ihnen beiden der sprichwörtliche Haussegen mächtig schief.

Bald danach wird Ekkon auf die Mobilisierungsmaßnahmen der Galaxisrebellen aufmerksam. Aber selbst auf Nachfrage erfährt er keine Einzelheiten – man traut ihm immer noch nicht. Er kann aber rasch 1 und 1 zusammenzählen, und ihm wird zunehmend klar, dass die Rebellen Hinweise haben, die zu einer Mobilma­chung geführt haben.

Was er nicht ahnt, ist ein Faktum, das der LEUCHTENDE selbst ihm verschwiegen hat: Er hat vor der Zerstörung der Dimensi­onszentrale noch Gerätschaften gerettet, und ein Messgerät vermag Ausschläge von Zeitgezeiten zu messen – Ausschläge, die sich nun dramatisch verstärken und galaktische Wacheinhei­ten vor RANTALON bedrohen.

Am 15. März 3938 explodieren die Skalen geradezu – und die galaktische Einheit THESSALIEN vor RANTALON wird von den Zeitgezeiten erfasst und deren Besatzung ausgelöscht.

Der LEUCHTENDE und Ekkon dringen daraufhin in die Funkzen­trale auf SIDEWALK ein und zwingen den Funker, Kontakt mit MONOLITH herzustellen, um die Rebellen zu warnen und ihre Einheiten von RANTALON zurückzuziehen.

Im Zuge des anstrengenden Gesprächs offenbart der LEUCH­TENDE die Existenz seines Messgeräts, was naturgemäß das Misstrauen gegen ihn nur noch intensiviert – bekanntlich sind diejenigen, die die monströsen Zeitgezeiten vor RANTALON schufen, unbekannt. Und bekanntlich ist Marcs Mutter Death-Zhonya, vor neun Jahren in den Zeitgezeiten vergreist und kurz nach Oki Stanwers Rückkehr dann gestorben.

Das Gerücht, dass die Bediensteten des Lichts für diesen Vorfall verantwortlich seien, ist bekanntlich nie verstummt. Doch der LEUCHTENDE sagt nun, dass die Manipulationen am Zeitgezei­tenfeld von einer anderen Stelle der Galaxis kommen und er diese Stelle ausfindig machen könne, wenn man ihn lasse … daraufhin rehabilitiert ihn Marconius zögerlich und beschließt, nach SIDEWALK zu kommen, damit eine Mission mit dem LEUCHTENDEN und Ekkon an Bord diesem Problem nachgehen kann.

Niemand ahnt, dass sie damit in das nächste Wespennest an Problemen stechen … denn hinter der Manipulation der Zeitge­zeiten steckt niemand Geringeres als Soffrol, der monströse Rä­cher von Breeth-Fgahn und Herr der Neuen LIGA …

Neues Unheil bahnt sich also an. Im nächsten Bericht über diese Serie werdet ihr noch mehr dazu erfahren.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 478: Ein Traum von Wessex

Posted Oktober 15th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Rezensionen schreibe ich schon wirklich lange. Die frühesten davon datieren in die frühen 1980er Jahre. Und in der Frühzeit meiner Fandomaktivität sandte ich, enthusiastisch und ohne Möglichkeit eines Backups, oftmals Geschichten und Rezensio­nen als Originalskripte hinaus an befreundete Redakteure. Viele Werke fielen auf diese Weise dem Vergessen anheim und tauch­ten nie wieder auf.

Andere hatten das Glück, dass mehr oder minder befähigte Re­dakteure sie abschrieben (oftmals reichlich mit Tippfehlern an­gereichert, ein Ergebnis der hitzigen Hast der Arbeit). Dann er­schienen sie in deren Fanzines, und ich bekam in der Regel ein Belegexemplar.

Auch meine Fanzine-Sammlung reicht bis in diese Tage zurück. Und darin entdecke ich in den letzten Jahren immer wieder Re­zensionen von Büchern, die längst aus meinem Blickfeld ent­schwunden sind. So war es auch mit dieser Rezension, die 1996 ein einziges Mal veröffentlicht wurde. Das Fanzine gibt es schon lange nicht mehr, also schrieb ich die Rezension ab und korri­gierte die importierten Schreibfehler.

Und je weiter ich mit der Abschrift kam, desto mehr musste ich respektvoll nicken. Mein damaliges Ich, gerade mal zarte 26 Lenze alt, kümmerte sich zwar favorisiert um eher schlicht ge­strickte Geschichten und rezensierte nicht minder simpel … aber das hier wich davon doch im positiven Sinne sehr ab.

Da Christopher Priest hochbetagt wenige Tage nach der Wieder­entdeckung dieser Rezension verstorben ist, könnt ihr diese Ver­öffentlichung als kleine posthume Verneigung vor einem wirk­lich bemerkenswerten Autor verstehen. Wer ein gewisses Faible für solche Dinge wie „Matrix“, „Welt am Draht“ oder die Ge­schichten eines Philip K. Dick hat und dieses Werk noch nicht kennt, sollte vielleicht danach Ausschau halten. Es könnte ihm/ihr gefallen.

Warum sage ich das? Nun, am besten ist es, ihr lest mal, was ich dazu vor 32 Jahren zu schreiben wusste. Ich könnte mir den­ken, dass ihr am Ende ganz meiner Meinung seid …

Ein Traum von Wessex

(OT: A Dream of Wessex)

Von Christopher Priest

Heyne 3631, 1979

240 Seiten, TB

Übersetzer: Ronald M. Hahn

ISBN: 3-453-30543-4

Dieser Roman spielt zum einen im Jahr 1987, zum anderen im Jahr 2137. Bei dem Projekt, dem man in der Burg Maiden Castle in Wessex im Auftrag einer Treuhändlergesellschaft nachgeht, handelt es sich um die Projektion einer Zukunft durch 38 ver­sierte Wissenschaftler und Fachkräfte, die sich in einem Mental­projektor befinden, der von einem Mann namens Ridpath erfun­den wurde. Sie werden in regelmäßigen Abständen zurückge­holt, verfassen Reporte und führen Gespräche mit ihren Betreu­ern, damit diese über jeden Aspekt des Vorhabens informiert sind.

Wessex im Jahre 2137 ist gespenstisch verändert. Tektonische Instabilitäten haben das Land abgesenkt, sodass Wessex mit Maiden Castle darauf und einigen weiteren Orten zu einer Insel wurde. England wurde von Russland okkupiert, die Vereinigten Staaten werden von Arabern beherrscht, es gibt auch Moscheen und Muezzine in England, zugleich aber herrscht zumindest in der Enklave Wessex eine Freizügigkeit, die bizarr erscheint. Die Stadt Dorchester, über der Maiden Castle liegt, ist eine Touris­tenhochburg geworden. Dort verkaufen auch die Männer und Frauen von Maiden Castle , einer größtenteils autarken, etwas geheimnisvollen Gesellschaft, ihre Produkte, die sich touristisch orientieren.

Alles in allem bietet die Welt einen friedfertigen Eindruck, sie IST auch friedlich und längst zu einer Fluchtidentität der Men­schen des Projekts geworden, die, während sie in der Projektion existieren, jede Erinnerung an ihre Vergangenheit verlieren und stattdessen eine Schein-Vergangenheit, die zur Zukunftsprojek­tion gehört, annehmen.

Hauptperson ist zum einen Julia Stretton, eine Geologin, die re­lativ neu in Wessex ist und hier mehr durch Zufall auf eine Spur David Harkmans, einer weiteren Hauptperson, stößt. Harkman ist einer der ersten, der in die Projektion eingeschaltet wurde, aber seither – seit etwa zwei Jahren – ist es nicht mehr gelun­gen, ihn zurückzuholen. Dadurch, dass Julia eine erotische Be­ziehung zu ihm aufbaut und sich letztlich richtig in ihn verliebt, binden sie sich gegenseitig aneinander, was ihnen später das Leben retten soll.

Es ist eine Auflage der Teilnehmer des Wessex-Projekts, dass sie einander in der normalen Welt nicht kennen sollen, damit nicht aus emotionalen Konflikten eine Störung der Projektion er­wächst. Keiner aber ahnt, als Paul Mason im Auftrag der Treu­händergesellschaft auftaucht, was er für ein Chaos anrichten wird: Mason hat vor mehr als sechs Jahren eine unglückliche Be­ziehung zu Julia Stretton unterhalten und soll nun die Projektion ansehen. Julia wird von ihm durch persönliche Details erpresst, ihre Bekanntschaft herunterzuspielen, und so dringt Paul Mason in das Paradies Wessex der Zukunft ein.

Aber er ist ein labiler, machthungriger Charakter, und er verän­dert das sonnige, freundliche Wessex in einen Ort, der von In­dustrie überladen ist, in dem es keine Touristen mehr gibt, der Ort verwandelt sich in eine verschandelte Kloake, in der er der absolute Herrscher ist. Auf dem Pseudo-Maiden Castle versucht er, den auch dort vorhandenen Ridpath-Generator in Betrieb zu nehmen, und zwar mit dem Ziel, eine Projektion der VERGAN­GENHEIT zu erstellen: 150 Jahre zurück, eine Projektion des Aus­gangsjahres 1987. Dabei kommt es zur völligen Konfusion. Ma­son verliert den Verstand, und die geistigen Kräfte der Beteilig­ten eskalieren …

Kritiker schrieben, „A Dream of Wessex“ sei der bedeutendste Roman, der in letzter Zeit über die phantastischen Möglichkei­ten des menschlichen Bewusstseins geschrieben wurde, und ich denke, damit haben sie durchaus recht gehabt. Mich hat der Ro­man schon vor über zehn Jahren fasziniert, und als ich die letz­ten Kapitel des Romans las, wuchs diese Faszination in mir wie­der an.

Man stelle sich das plastisch vor: Bewusstseine erschaffen eine Ersatzwelt, 150 Jahre in die Zukunft projiziert, eine Welt, die so­gar so real ist, dass es dort Pseudocharaktere gibt, die diesel­ben Namen tragen, ein idealisiertes Aussehen und einen ideali­sierten Tagesablauf besitzen. Eine Welt, in der man selbst dann, wenn man erkennt, DASS es eine Täuschung ist, diese nicht als solche erkennen kann.

Und dann wird eine Information aus dem Jahre 1987 entdeckt, eine verstaubte Zeitungsmeldung, die besagt, dass dieses Wes­sex, in dem man sich gerade aufhält, nur eine Illusion ist – er­zeugt von den Bewusstseinen von schlafenden Menschen! Und dann kehrt man zurück ins Jahr 1987 und erkennt auf einmal, dass man der Realität nicht mehr traut, weil dieses Jahr 1987 WENIGER Realität zu haben scheint als das Jahr 2137.

Oder gibt es, geworfen vom zukünftigen Ridpath-Projektor, eine ZWEITE Ebene von 1987? Ist derjenige, der aus der Zukunft zu­rückgeht, in der RICHTIGEN Welt gelandet oder nur in einer Scheinrealität, die ebenso idealisiert worden ist wie jene Welt, aus der der Reisende kommt?

Der Verstand des Lesers gerät auf den letzten dreißig, vierzig Seiten des Buches wirklich aufs Glatteis. Für mich ist dieser Ro­man von Christopher Priest durchaus mit den realitätszermal­menden Romanen eines Philip K. Dick zu vergleichen.

Unbedingt empfehlenswert! Wenn man so will: Ein Geheimtipp für Insider.

© 1992 / 2024 by Uwe Lammers

Harter Tobak für heute? May be. Aber ihr wisst ja, die Abwechs­lung macht die Qualität eines Blogs wie dieses aus. Manche Bei­träge fordern „nur“ 400 Klicks heraus, andere dagegen, und die­ser hier könnte gut dazu gehören, kommt dann locker auf mehr als 1000 neugierige Blicke.

In der kommenden Woche wird es sehr viel entspannter, dann stelle ich tatsächlich reine Unterhaltungslektüre vor.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wir schrieben den 13. Juni 2024, spätabends, als ich endlich die letzte von 13.909 Fußnoten geschrieben hatte und mich mit Er­leichterung zurücklehnen durfte.

Das Digitalisat des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (16Neu) war abgeschlossen. 125 abenteuerliche Bände voll verrückter Einfälle, grässlicher Täuschungen, Reisen, Zeitreisen und kosmischer Wunder endete nun. Ursprünglich ar­beitete ich daran von Dezember 1983 bis Mai 1998, also fast 15 Jahre. Das Digitalisat, das 2439 Seiten stark ist, ließ sich leichter und rascher bewerkstelligen. Immerhin schrieb ich hieran dann aber auch von November 2021 bis jetzt, Juni 2024, also immer noch rund drei Jahre.

Mit KONFLIKT 16 ist der vorvorletzte komplett analog vorliegen­de OSM-KONFLIKT erfasst und darum ein leichtes Feld für digita­le Suchoperationen … die ich auch häufig während der Digitali­sierungsprozesse benötigte. Gerade in den letzten 30 Bänden, die ich 1997/1998 innerhalb weniger Monate herunterschrieb, hatten sich doch viele Andeutungen und Anspielungen ver­steckt, die ich mit klaren Verweisen dingfest und eindeutig posi­tionieren musste.

Ihr kennt ja aus anderen Fertigstellungsartikeln dieser Art (zu­letzt aus dem Blogartikel 552, der am 3. März 2024 das Licht der Öffentlichkeit erblickte), dass ich bei einem solchen Prozess mehrstufig vorgehe.

Stufe 1 ist die reine Texterfassung (wobei ich dann fehlende Worte oder Satzzeichen ergänze oder handschriftliche spätere Korrekturen namhaft mache und dokumentiere). Hier kommt es selbstverständlich schon vor, wenn Sätze völlig verkorkst sind, Wortreihenfolgen zu ändern oder einfallslose bzw. abstruse Wortverbindungen zu korrigieren. Gerade im Schreibeifer kam es häufig vor, dass ich SCHNELL nach Worten suchte, alternati­ven Formulierungen usw. Da waren schon echte Kracher dabei. Der große Vorteil war jetzt ja der, dass ich etwas mehr Zeit hat­te und mich von dem schon vorhandenen Handlungsstrom nicht so jagen lassen musste. Ich würde sagen, das kam an den Kri­senstellen der Formulierungsfähigkeit doch sehr entgegen.

Stufe 2 nimmt dann den Faden wieder auf und füllt die Blanko-Verweisstellen, die stets durch „Vgl. Bd.“ auszeichnen, mit expli­ziten einzelnen oder multiplen Episodenangaben. Und zwar nicht nur aus dieser Serie, sondern das geht dann über die gan­ze Breite des geschriebenen OSM. Da tauchen Werke aus frühe­ren OSM-Ebenen auf, etwa aus KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Hor­ror“, ich zitiere dort „Annalen“-Geschichten, aber auch externe Inspirationsquellen.

Stufe 3 ist dann der anstrengende, anspruchsvolle nächste Schliff: Über die bisherigen Anmerkungen hinaus verfolge ich in der Dokumentation der Serienepisoden Handlungsbögen, ent­schlüssele Zeitparadoxa, kläre über Handlungs-, Reihenfolge- und Inhaltsfehler auf. Und ich glaube, ich verrate kein Geheim­nis, wenn ich sage, dass gerade auf der Schlussgerade dieses Zyklus faszinierende Reflexionen über die gesamte Dimension des OSM verstärkt vorkamen. Das konnte mich nicht wirklich überraschen.

Warum sage ich das?

Nun, der OSM hat sich in den zurückliegenden 25 Jahren natür­lich strukturell enorm weiterentwickelt. Und gerade in diesem KONFLIKT tauchten nun vermehrt Superwesen auf, so genannte GRALSJÄGER. Die stammen wenigstens aus KONFLIKT 22 (Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“), viele sogar originär aus ei­ner Zeit nach dem RAND jenseits von KONFLIKT 28 (Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“).

Und in dem Maße, in dem die Kenntnisse über die allgemeine TOTAM-Physik gewachsen waren, begann ich während der Ab­schriften und Kommentierungen zu spannende Entdeckungen zu machen.

Auf einmal wurde deutlich, warum es auf RANTALON selbst für die GRALSJÄGER so etwas wie „blinde Datenfenster“ gab. Ich entdeckte mit einigem Schaudern den „Spurwechsel“ und hege inzwischen nach dem fertigen Erstellen der letzten 16Neu-Texte das Gefühl, dass ich an einer Stelle sogar 1998 fast den GESAM­TEN OSM hätte entgleisen lassen!

Diese Passage ließ es mir echt kalt den Rücken herunterlaufen, Freunde. Aber das, was man später das „chronotechnische Inferno der Ebene 16“ nennt, hat das Schlimmste verhindert.

Alles in allem sind diese 125 OSM-Episoden, die nun endlich, nachdem ich vor rund 26 Realjahren die letzte Zeile daran schrieb, nun endlich fertig gestellt, und mir ist ein ziemlicher großer Stein von der Seele genommen.

Es gibt im Anschluss natürlich noch einiges zu tun.

Stufe 4 war das digitale Durchsehen der Episoden auf dem Laptop, um den Ausdruck vorzubereiten. Das ist inzwischen auch alles geschehen.

Stufe 5 ist die glossarische Durchsicht der Episoden (bis inklu­sive Band 119 ist das schon geschehen). Sodann werden die Be­griffe im 16Neu-Glossar verzeichnet und in diesem Arbeits­schritt auch neue Begriffe, die sich noch nicht im 16Neu-Lexikon fanden, dort verzeichnet.

Stufe 6 wird die allmähliche Auffüllung des Glossars für diese Serie sein. Zwar habe ich 85 Doppelseiten an Begriffen schon erklärt (und habe das Glossar so auf über 300 Seiten Inhalt ge­bracht) … aber wenn ich andeute, dass es noch 54 Seiten (!) Le­xikonbegriffe gibt, die bislang nicht erklärt werden konnten auf diesen 170 Lexikonseiten, dann ahnt ihr, dass hier noch viel Nacharbeit auf mich wartet.

Diese Aufgabe kostet dann wirklich viel Zeit.

Weshalb das?

Nun, weil ich hier ja nicht für jede Serie das Rad sinnbildlich neu erfinde. Stattdessen schaue ich nun erst mal im zweiteiligen OSM-Hauptglossar nach, ob ich für die einzelnen noch offenen Einträge im 16Neu-Glossar dort schon Erklärungen habe. Die solcherart aufgefüllten Begriffe streiche ich dann aus der Nach­tragsliste.

Anschließend muss ich dann aber noch die einzelnen Serien­glossare durchgehen … und zwar deswegen, weil die dort er­klärten Begriffe bislang noch nicht in das Hauptglossar über­nommen worden sind. Ihr werdet euch vielleicht entsinnen, dass ich bislang nur ein Serienglossar, nämlich das von KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ dorthin übertragen konnte. Alle anderen Begrifflichkeiten, die z.B. die KONFLIKTE 22, 24, 28 oder noch andere Serien des OSM betreffen, muss ich jeweils zeitraubend dort nachschlagen.

Erst danach kann ich daran gehen, die wirklich noch nicht er­klärten Namen, Orte und Welten aus dem KONFLIKT 16 zu be­schreiben, indem ich dann die Episodendigitalisate dieser Serie heranziehe und sie nach den relevanten Details durchsuche.

Erst dann – mutmaßlich in ein paar Monaten – kann ich schluss­endlich auch daran gehen, das Glossar des KONFLIKTS 16 in das Hauptglossar zu integrieren.

Während das alles aber so auf einer Nebenaktivitätsspur dahin­läuft, kann ich an anderen Projekten weiterarbeiten.

An welchen?

Och, daran herrscht wahrlich kein Mangel.

Zuvorderst sollte ich den Roman „Quisiins letzter Fall“ ab­schließen, der schließlich mitten im KONFLIKT 16 spielt.

Ein weiteres Projekt, das ich natürlich verfolge, ist dann die Wei­terarbeit am KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, wo ich in diesem Jahr schon so famos weit vorangekommen bin und nur noch wenige Episoden vom Serienschluss entfernt bin.

Dann sind da natürlich die E-Books, an denen ich schon seit ge­raumer Zeit vorankommen will.

Und außerdem ist da noch das nächste Digitalisat-Großprojekt. Ich schreibe ja schon seit geraumer Zeit an KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (bzw. 20Neu). Und seit dem 10. Juni hat auch die Arbeit an der noch letzten rein analog ab­geschlossenen Serie, dem KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dä­monenjäger“ begonnen.

Davon werdet ihr alsbald in den „Work in Progress“-Blogartikeln noch deutlich mehr hören. Auch diese Serie ist ja seit 1994, also seit 30 Jahren, abgeschlossen … in den stürmischen Jahren 1988 bis 1994 verfasste ich alle 147 Episoden dieser längsten und komplexesten OSM-Serie, die wirklich mit sehr vielen golde­nen Kühen des klassischen OSM aufräumte und mich von einer nuklear verstrahlten Erde zu einem magischen Pharaonenreich führte, wo leibhaftige Götter regierten. Ich traf auf Fabelwesen in einem entvölkerten Paris, auf desertierende Totenköpfe, ei­nen Fake-Mond, der sich als Kampfstern der Okis herausstellte. Es gab eine Naziwelt und einen Handlungsschauplatz mit dem Tahuantinsuyu der Inkas … Junge, Junge, ich sage euch, und das ist wirklich nur ein Zipfel all dessen, was euch in dieser Serie er­wartet.

Alsbald erfahrt ihr mehr.

Für den Moment aber gilt es jetzt, die oben angeführten sechs Arbeitsstufen an dem Seriendigitalisat 16Neu zu vollenden, da­mit ich hier einen schönen Schlussstrich ziehen kann.

In der nächsten Woche bleiben wir übrigens gleich beim KON­FLIKT 16. Da lernt ihr den oben erwähnten Politoberoffizier Qui­siin kennen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der Titel des Buches, das ich euch heute mal als interessante Lektüre ans Herz legen möchte, klingt wahlweise nach einem Fiebertraum oder einer nationalpatriotischen Wunschvorstel­lung. Das dachte ich vor knapp 15 Jahren, als ich es las, eben­falls … aber nicht lange.

Was wir hier vor uns haben, ist eine überaus feinsinnig ausge­führte historische Vergleichsanalyse, die die bekannten Fakten durch ein eher unsichtbares Raster leitet und zu interessanten Schlussfolgerungen kommt.

Wenn ihr ein wenig historisch interessiert seid und mal über simple Schlussfolgerungen zu etwas anspruchsvolleren Argu­mentationen übergehen möchtet, empfehle ich euch wärms­tens, hier weiterzulesen. Es lohnt sich.

Wie Deutschland den Ersten Weltkrieg gewann

von Benjamin Richter

Olzog-Verlag, München 2008

128 Seiten, TB

ISBN 978-3-7892-8253-9

Das Deutsche Reich hat den Ersten Weltkrieg verloren, das ist eine historische Tatsache. Der im Sommer 1914 begonnene Krieg, damals noch nicht als Weltkrieg absehbar und auch so von Anfang an nicht konzipiert, wucherte im Verlauf von vier Kampfjahren zu einem monströsen, mörderischen Geflecht von erbitterten Feindschaften und Zwängen, in dem offenkundig kei­ne Seite zuerst klein beigeben wollte. Doch als am 4. Oktober 1918, als das Deutsche Reich die Alliierten um einen Waffenstill­stand bat, der dann am 11. November 1918 in Kraft trat, stand für die Weltgeschichte eigentlich unumstößlich fest: das Deut­sche Reich, mit Abstand die treibende Kraft in dem Konflikt, hat­te das Ringen verloren. So steht es in den Geschichtsbüchern. Von anderen Dingen träumen allenfalls Phantasten oder Unver­besserliche.

Es ist darum verständlich, dass das Buch von Benjamin Richter, das ja just das Gegenteil der historischen Tatsachen zu be­schreiben schien, meine Neugierde weckte, sowohl als Histori­ker mit einem Neigungsschwerpunkt Erster Weltkrieg als auch als tätiger Phantast mit starkem Interesse an kontrafaktischer Geschichte.

Um eines vorwegzunehmen: Es handelt sich nicht um eine Phantasie, also nicht um eine kontrafaktische Ausarbeitung, wie das hätte aussehen können, wenn Deutschland tatsächlich, den Tatsachen zuwider, im Jahre 1918 (oder wann auch immer) den Ersten Weltkrieg gewonnen hätte. Eine solche höchst reizvolle, wiewohl auch äußerst anspruchsvolle Ausarbeitung harrt bis heute ihrer Realisierung. Nein, Richter hält sich strikt an die rea­len Fakten.

Dr. Benjamin Richter (Jahrgang 1977), tut vielmehr etwas ande­res. Wiewohl er kein Historiker ist, sondern Philosophie und Poli­tikwissenschaft studiert hat und inzwischen als Journalist arbei­tet, hat er sich des Themas des Ersten Weltkrieges angenom­men, um es gewissermaßen gegen den Strich zu bürsten.

Seine grundlegende These lautet nämlich: Wenn man unvorein­genommen auf den Krieg zugeht und sich einmal jenseits des Versailler Friedensschlusses und seiner Konsequenzen ansieht, für was für Ziele die einzelnen Nationen in den Krieg gezogen sind und ob und wenn ja, wie sie ihre Ziele erreicht haben, was für einen Schluss muss man dann daraus ziehen? Schon im Vor­wort kommt der Verfasser dadurch zu dem Schluss, dass alle Kriegsziele eigentlich verfehlt worden sind … bis auf die, derent­wegen die Deutschen in den Kampf zogen. Und deshalb, so zieht er Bilanz, hätte prinzipiell Deutschland den Krieg gewon­nen. So kommt er zu dem Titel.

Folgerichtig ist das Buch auch in fünf Hauptkapitel aufgeteilt, ein Resümee und einen bescheidenen Anhang von Endnoten und Karten. Jenseits der Einleitung führt uns das Kapitel 2 „Das Erbe Richelieus“ zur französischen Regierung. Und hier beschert sowohl der gut lesbare Stil des Verfassers als auch sein recht unerwarteter Blickwinkel eine Erleuchtung, was den bislang als wahnwitzig betrachteten „Plan 17“ des dortigen Generalstabs angeht.

Richter arbeitet nämlich heraus, dass es der französischen Füh­rung nur in zweiter Linie um „Revanche für 1870/71“ ging. Er blickt tiefer zurück, bis ins 17. Jahrhundert, und sein durchaus begründeter Schluss aus den politischen Plänen seit Kardinal Ri­chelieus Tagen führt dahin, dass es das Ziel der französischen Außenpolitik sein musste, Bismarcks Einheitswerk zu destabili­sieren, die als desaströs begriffene Nationenbildung Deutsch­lands rückgängig zu machen und Deutschland als Gesamtstaat zu zerteilen, um seine Macht dauerhaft zu brechen.

Es lässt sich nicht leugnen, dass auch der Versailler Friedensver­trag, der massiv von französischem Territorialinteresse diktiert wurde, genau in diese Richtung zielt. Gleichwohl hat Richter Recht – Frankreich hat zwar den Krieg faktisch gewonnen (mit alliierter Unterstützung), aber das eigentliche Kriegsziel, die Zerteilung Deutschlands, wurde nur höchst partiell erreicht und später von Hitler revidiert.

Unter „Der Griff nach Konstantinopel“ widmet sich der Verfasser der russischen Kriegszielproblematik. Hier muss er noch weiter zurückgehen, nämlich bis 1453, zum Sturz des byzantinischen Großreichs und der Flucht der dortigen Eliten nach Russland. Wenigstens bis zum Krimkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts bin ich geneigt, Richter zuzustimmen, dass Russlands Politik wenigs­tens partiell dahin tendierte, Konstantinopel wieder zurück zu gewinnen bzw. die orthodoxe Herrschaft über die Stätten des Heiligen Landes sicherzustellen (was natürlich mit den Franzo­sen, Türken und anderen Mächten kollidierte). Eine zweite Stoß­richtung war die panslawistische Bewegung Richtung Balkan und die dortige Hegemonialstellung, die sich bis direkt in die Anfangstage des Ersten Weltkriegs verfolgen lässt und den di­rekten Konflikt mit Österreich-Ungarn herausforderte.

Der Wunsch, in der Konfrontation mit Österreich-Ungarn sieg­reich zu bleiben und Russland mithin mehr Einfluss auf dem eu­ropäischen Kontinent und vielleicht auch im Bereich des Bospo­rus zu sichern, wird also als zentrales Kriegsziel Russlands defi­niert, das mehr in den Konflikt hineingezogen wurde, als dass es ihn direkt gesucht hätte. Doch wie endete der Krieg für Russ­land? Durch das vorzeitige Ausscheiden aufgrund der bolsche­wistischen Revolution 1917 und das Zurückdrängen hinter die polnische Ostgrenze verlor Russland nahezu allen politischen Einfluss auf Deutschland und Zentraleuropa. Wahrhaftig – ein Sieger sieht anders aus.

Für England, charakterisiert der Autor im vierten Kapitel, war „Das europäische Gleichgewicht“ ausschlaggebend, und zwar schon seit vielen Jahrhunderten. Er geht in die vornapoleonische Zeit zurück, arbeitet den Antagonismus Frankreich-England her­aus und zeigt ebenfalls auf, dass die Briten kein Interesse an dem französischen Kriegsziel haben konnten, der Zerschlagung Deutschlands. Denn ihnen lag wahrhaftig nichts daran, ein star­kes Frankreich als neue Zentralmacht zu fördern. Hierin liegen für Richter auch die Wurzeln der Appeasement-Politik nach dem Ersten Weltkrieg, und das ist durchaus begründet. England musste vielmehr daran gelegen sein, das europäische Gleichge­wicht zu stabilisieren und zu verhindern, dass eine der Mächte zu stark wurde. Das Zauberwort hieß quasi: gleichmäßige Ent­kräftung aller Seiten.

Doch Österreich-Ungarn wurde planmäßig zerschlagen. Es ent­stand eine Pufferzone neuer Staaten im Osten Europas, Deutschland und Frankreich waren geschwächt, doch Deutsch­land erstarkte im Verlauf des Bestehens der Weimarer Republik vergleichsweise schnell, und von dem angestrebten europäi­schen Gleichgewicht blieb im Grunde nichts übrig. Auch die Bri­ten sind deshalb, wiewohl formell Sieger, grundsätzlich mit Blick auf ihr hauptsächliches Kriegsziel, Verlierer des Konflikts zu nen­nen.

Im Kapitel 5 „Krieg dem Kriege“ werden die Amerikaner als Krieg führende Nation charakterisiert. Zunächst isolationistisch, sich moralisch überlegen dünkend gegenüber dem „Sumpf“ eu­ropäischer Intrigen und Gemetzel. Als Präsident Woodrow Wil­son, mit Recht als Moralist alter Schule gezeichnet, endlich dem Morden in Europa nicht mehr länger zusehen konnte, kam er mit dem Prinzip, einen Krieg auszufechten, der alle künftigen Kriege beenden würde, mit einer Art von Kreuzzugsideologie nach Europa herüber, was zutreffend dem Weltkrieg ein ganz neues Gepräge gab. Amerika trat nicht in den Krieg ein, um Macht oder Territorien zu erobern, sondern um ein Ideal durch­zusetzen.

Das Ideal aber, mit diesem Konflikt und seinem siegreichen Aus­gang alle künftigen Kriege zu beenden, war wirklich zu hoch, um sich erfüllen zu lassen. Zu verbittert waren die europäischen Kombattanten, zu blutig das Schlachtengemetzel, zu verletzt die Völker – und der hehre Anspruch des amerikanischen Präsi­denten erwies sich als gar zu abgehoben. Zwar entschieden die frischen Truppen Amerikas den Krieg zugunsten der Alliierten, aber im Friedensvertrag von Versailles setzten sich die revan­chistischen Wünsche der Franzosen durch und vergifteten die Zukunft. Zwar entstand der Völkerbund, Wilsons Wunsch ent­sprechend, aber der amerikanische Kongress erteilte der Ratifi­zierung des Friedensvertrages eine Absage, und Amerika wurde kein Mitglied des Völkerbundes. Wilson erlitt bald darauf einen physischen Zusammenbruch und starb wenig später. Auch hier muss man leider sagen – dies ist keine Siegerstory, und Wilsons Idealismus kam zur Unzeit.

Auch Deutschland, dem Richter mit Abstand das längste Kapitel widmet (Kapitel 6: „Aufbruch der ‚Einkreisung’“, fast 40 Seiten lang), hatte sich nicht auf einen langen Krieg vorbereitet. Aber zumindest WAR es auf diesen Krieg vorbereitet, besser als die Nachbarstaaten. Nachdem im Jahre 1890 der neue Monarch, Wilhelm II., seinen alten Kanzler Bismarck aufs Altenteil ge­schickt hatte, verfiel Bismarcks bislang riskant, aber erfolgreich ausbalancierte Außenpolitik. Bismarck, der stets versucht hatte, Frankreich zu isolieren, wurde nicht mehr gehört, womit das ein­trat, wovor er stets gewarnt hatte: die „Einkreisung“ Deutsch­lands.

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts waren aus Frankreich, Russland und England Verbündete geworden, die Deutschland umringten. Österreich-Ungarn mochte auf dem Papier territorial groß aussehen, doch militärisch war es in Wahrheit ein Papierti­ger – was sich im Weltkrieg mehr als einmal erweisen sollte und deutschen Beistand notwendig machte. Der militaristisch den­kende Kaiser Wilhelm II. sah die Lösung in einem schnellen, kurzen Krieg, für den nur der passende Anlass gefunden werden musste. Wirtschaftlich war Deutschland vor Ausbruch des Ers­ten Weltkriegs die mit Abstand stärkste Nation, sein Heer vor­züglich gedrillt und überproportional kampfstark. Und doch rüs­tete es sich wie in einer Zelle hoch, das Gefühl, die „Einkrei­sung“ schnüre die Luft zum Leben ab, je länger sie andauere, war weit verbreitet.

Also ein Befreiungsschlag. Für diesen Befreiungsschlag gab es Pläne, insbesondere den Schlieffen-Plan, der vorsah, im Falle ei­nes ausbrechenden Krieges zunächst unter Bruch der Neutrali­tät Belgiens in einem Gewaltmarsch zunächst gegen Frankreich zu marschieren und es niederzuwerfen. Sodann würden die Heere zur Ostfront zurücktransportiert werden, wo die „russi­sche Dampfwalze“ sehr allmählich mobil machen würde. So­dann sollte der Schlag gegen Russland erfolgen, was „unver­meidlich“ einen Friedensschluss von Seiten der Alliierten zur Folge haben würde. Deutschland würde dann darauf dringen, so sahen die Pläne es vor, im Osten Europas eine Reihe von Puffer­staaten unter deutschem Einfluss zu errichten, womit die Ein­kreisung ein für allemal enden müsse.

So war es geplant.

Wir wissen, dass es anders gekommen ist: Der Angriff durch Belgien blieb letzten Endes – unter anderem durch Verwässe­rungen des Schlieffen-Planes durch den neuen Generalstäbler Moltke – dicht vor Paris stecken und lief sich in einem bis dahin nie da gewesenen Grabenkrieg fest. Die Russen mobilisierten erschreckend viel schneller als erwartet. Die Österreicher ver­sagten bei dem Versuch, Serbien zu überrennen, außerdem er­wies sich die deutsche Hochseeflotte als völlig nutzlos, weil die Briten die See auch weiterhin beherrschten.

Richter sagt zutreffend, dass die Fachleute auf deutscher Seite bereits im Winter 1914 klar erkennen konnten, was die Stunde geschlagen hatte – dass der festgefahrene Krieg nicht mehr zu gewinnen sei. Intelligent wäre es gewesen, nun die Chance zu ergreifen und einen taktischen Rückzug einzuleiten. Diese Chance wurde vertan.

Auch die zweite Chance, als nämlich im Frühjahr 1917 die russi­sche Front zu zerbröckeln begann – die französischen Soldaten waren längst kriegsmüde und hätten möglicherweise einen ein­seitigen deutschen Rückzug auf die deutsche Grenze sehr be­grüßt und sich wahrscheinlich zu einem Kompromissfrieden be­reit gefunden – , wurde vom deutschen Generalstab ignoriert. Das lag wesentlich daran, wie der Verfasser sagt, dass im militä­rischen Führungsstab Erich Ludendorff inzwischen das Komman­do angab, der für solche Vorstellungen nicht zu haben war. Er wird hier als Hasardeur, als „Spieler“ charakterisiert, für den es nur „Alles oder Nichts“ gab, vollständiger Sieg oder vollständige Niederlage. Nicht umsonst ist es Ludendorff, der 1918 den Kapi­tulationsgedanken souffliert und sich danach aus der militäri­schen Verantwortung verabschiedet.

Gleichwohl: auch wenn Deutschland militärisch den Krieg ganz unübersehbar wenigstens in ein Patt gesteuert, bei Fortführung aber ganz bestimmt verloren hätte, muss man als Historiker Richter durchaus Recht geben: wenn es das zentrale Ziel des Deutschen Reiches war, die „Einkreisung“ aufzubrechen, so wurde dieses Ziel um einen sehr hohen Preis durchaus erreicht.

Natürlich kann man einwenden, dass das geschlagene und von Reparationen und territorialen Amputationen betroffene, demili­tarisierte Deutsche Reich wohl kaum siegreich genannt werden kann. Mit Recht würde man einwenden, dass die Isolation, in der sich Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg wieder fand, noch schlimmer als zuvor war … ja, aber nur auf Zeit. Bekanntlich zermürbte der geschlagene Koloss im Verein mit den desaströ­sen Erbschaften des Krieges die Nachkriegsordnung.

Die neu geschaffenen Staaten waren alles andere als stabil und selbstständig. Sie hatten mit Minderheitenproblemen zu kämp­fen, mit Freikorpseinflüssen, mit jederlei politischer Instrumen­talisierung durch umliegende Großmächte. Wirtschaftliche Kri­sen, politische Attentate, bürgerkriegsähnliche Unruhen, Streik­wellen, politische Radikalisierung … das alles war nicht auf Deutschland beschränkt, sondern suchte mehr oder minder ganz Europa heim.

Deutschland und Russland waren aus dem Völkerbund ausge­schlossen, ja. Aber die Parias Europas fanden sich in der Nach­kriegszeit zusammen, und spätestens, als die Reparationen ab­geschüttelt waren und die Verständigungspolitiker Stresemann und Briand eine zaghafte Annäherung der „Erzfeinde“ im Her­zen Europas versuchten, weichten auch die harschen Restriktio­nen des Versailler Vertrages auf.

Dass es letzten Endes Adolf Hitler sein sollte, der die Fesseln der Nachkriegsordnung endgültig über den Haufen warf und mit seiner schrankenlosen Kriegstreiberei das Maß der Dinge sprengte, ist eine böse Ironie der Geschichte. Doch formell be­trachtet, durch Benjamin Richters Brille, hatte Deutschland in der Niederlage schon zuvor das getan, was er behauptet: den Ersten Weltkrieg fast unabsichtlich doch noch gewonnen, we­nigstens vom Ursprungsziel her.

Infolgedessen ist dieses schmale, bescheidene Büchlein ein in­teressanter, sehr lesbarer Gedankenanstoß, den man auch His­torikern ans Herz legen kann. Ich denke, es lohnt sich.

© 2011 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche reisen wir noch einmal deutlich wei­ter zurück, nämlich in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Da­mals erschien ein heute weithin vergessener, spannender SF-Roman eines Autors, der jetzt hoch betagt im Frühjahr 2024 ge­storben ist. Ich hatte diese Rezension erst kürzlich wieder in ei­nem alten Fanzine ausgegraben und digitalisiert.

Alles Weitere erfahrt ihr in der nächsten Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 583: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 11

Posted Oktober 6th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch dieser Text entsteht mit relativ wenig „Vorwarnzeit“, wie ich das mal vergnüglich formulieren möchte, nämlich am 29. September 2024, also eine Woche vor Veröffentlichung. Wie ich schon im letzten Teil (Blogartikel 574, veröffentlicht am 4. Au­gust 2024) geschrieben habe, neige ich in der Regel dazu, nicht solche Schnellschüsse zu produzieren, sondern konsequenter länger vorauszuplanen.

Beispielhaft ist hierfür etwa die Entwicklung des Rezensions-Blogs, der zurzeit bis Ausgabe 508 vorangeschrieben ist. Zur Verdeutlichung: Dieser Beitrag wird euch erst am 14. Mai 2025 erreichen. Bis dahin habe ich also Ruhe, alte Rezensionen abzu­schreiben, neue zu verfassen und Blogartikel in die Zukunft zu verlängern. Die aktuelle Planung für den Rezensions-Blog reicht übrigens bis Nr. 529 (8. Oktober 2025). Da herrscht also in kei­ner Weise Zeitdruck.

Bei den regulären Sonntags-Blogartikeln ist das anders, da habe ich durchaus diverse „Lücken“ noch offen. Das empfiehlt sich für Blitzeinfälle oder eben solche Beiträge, die sich um das Auto­ren-Nachlassarchiv-Projekt drehen.

Und damit sind wir beim Thema … na, fast.

Warum, so könntet ihr euch fragen, hat es auch diesmal so lan­ge gedauert, bis ich diesen Beitrag verfassen konnte? Wäre es nicht, eingedenk der letzten Information aus dem Vorgängerteil 10, nicht sinnvoll gewesen, diesen Beitrag direkt anschließend zu schreiben? Wer meine „Work in Progress“-Blogartikel kennt, weiß ja, dass das gelegentlich schon vorkommt, dass ich mehre­re Beiträge einer Artikelreihe im Fluss direkt aneinander schrei­be.

Nun, die Lage hat sich hier unschön entwickelt, arbeitstechnisch betrachtet. Der Plan, die Zeit zwischen dem Ende meiner Be­schäftigung bei der KreativRegion e.V. (31. Juli 2024) und der in Aussicht genommenen Wiederanstellung ebendort im Herbst 2024, mit einem Coaching zu überbrücken, in dem ich mich in­tensiver als in den Vormonaten um das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt kümmern wollte, hat sich nicht realisieren lassen. Die Gründe, die gewissermaßen höherer Natur sind und nicht an mir liegen, lasse ich hier mal außen vor.

Zudem gab es bzw. gibt es zwei wichtige andere Aufgaben, die mich in der Zwischenzeit beanspruchten. Beide haben mit der Tatsache zu tun, dass ich ja 1. Vorsitzender des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. in Braunschweig bin.

Erstens war der Verein ja Co-Ausrichter der 5. Perry Rhodan-Ta­ge Braunschweig Ende August/Anfang September im Jugend­zentrum Mühle in Braunschweig. Das beanspruchte gerade im August viel meiner Zeit und konnte dann erst so um den 5. Sep­tember herum als weitgehend abgeschlossen gelten.

Außerdem, zweitens, war ich mit Notaren und dem Finanzamt beschäftigt, um endlich die Aktualisierung der Eintragung des Vereins im Vereinsregister in die Wege zu leiten. Der Prozess läuft noch, ich bin aber guter Dinge, dass sich das alsbald re­geln lassen wird.

Daneben hatte ich mich ja auch gegenüber der KreativRegion e.V. verpflichtet, ehrenamtlich die Geschäftsstelle nicht völlig im Stich zu lassen (was sich als sehr sinnvoll erwies, da dort wö­chentlich durchaus bis zu 50-60 Mails eintrudeln, die gesichtet und verteilt werden wollen).

So kam es also, dass ich meinen durchaus gehegten Plan, zeiti­ger diesen Beitrag zu verfassen, nicht in die Tat umsetzen konn­te. Das ist eben das Leben, und das schießt mitunter quer. Ge­burtstage und Erkrankung von Freuden taten Ergänzendes, um mich abzulenken.

Jetzt bin ich hier aber voll fokussiert und setze den Gedanken­austausch fort, den ich am 4. August begonnen habe. Damals schrieb ich von einer Unterredung eines BANSON-Mitarbeiters im Trafo Hub, das in ein unerwartetes Gedanken-Brainstorming ausartete. Die erste von drei Seiten handschriftlichen Protokolls, das ich damals entwarf, habe ich euch damals zum Besten ge­geben. Hier folgt nun die zweite Seite. Am besten ist es, ihr druckt euch bei Gelegenheit beide Beiträge aus und legt sie ne­beneinander, dann habt ihr einen besseren Überblick (oder ihr speichert sie separat und schaut sie auf einem geteilten Bild­schirm an).

Notizen aus der BANSON-Besprechung (Teil 2):

Verein online – Vereinssoftware (VereinOnline.org)

coapp – Community-Plattform, Coworking-Spaces usw.

Ester Warth Design – Webdesign BS, arbeitet auch mit BANSON zusammen (Flyererstellung usw.)

CISmart – wegen Webauftritt

– Kalkulieren der Kosten: Horizont für 5 Jahre, 10 Jahre usw.

– Langzeitprojekt & Langzeitrentabilität

– Eher nicht erwähnen, dass Finanzierungsfragen via Bank bis­lang erfolglos – Antiwerbung!

– Bei IHK-Beratung schon Entwurfssatzung zum Durchsprechen dabei haben!

– BS Zukunft wegen Existenzgründung und -beratung hinzuzie­hen.

– Kostenkalkulation: Experten (s.o.) nach Erstellungs- und Unter­haltungskosten befragen, Gesamtbeträge extrapolieren (Websi­te, Werbung, Räume, Versicherungen, Infrastruktur, Personal­kosten, Krankenversicherung usw.) + 20 %, da man immer her­untergehandelt wird!

– Positive Beispiele (J. K. Rowling beispielsweise, van Gogh, Franz Kafka), Rekurs auf Marbach erwarten

– Selfpublisherszene, nachwachsende Talente, erfolgreiche Self­publisher hervorheben, um potenziellen Wert der Werke für die Zukunft zu zeigen

– Unterstützerliste nach Buchmesse als Türöffner!

– Im Idealfall persönlich gut vorbereitet zu Maecenata nach Ber­lin fahren zur Vorstellung des Projekts!

Ich glaube, ihr merkt, was da für ein sprühender kreativer Druck in diesem Gespräch steckte. Und das war ja immer noch nicht das Ende der Fahnenstange. Dazu komme ich dann im Teil 12 dieser Artikelreihe. Dafür könnt ihr euch schon eine Notiz im Ka­lender machen für den 17. November 2024.

Und ja, natürlich könnte ich jetzt diesen Beitrag sofort schrei­ben, das Material liegt ja bekanntlich vor. Aber inzwischen, wäh­rend ich diese Zeilen niedergeschrieben habe, kam mir der Ge­danke, dass es möglicherweise intelligenter ist, nicht so zu ver­fahren.

Warum? Nun, die Zeit entwickelt sich ja weiter, und im Laufe des Monats Oktober kann – neben zahlreichen Geburtstagen, darunter meinem eigenen – eine Menge passieren. Es ist wohl klüger, das dann hier mit einzuarbeiten.

In der kommenden Woche berichte ich euch dann davon, wie ich im Juni 2024 das Digitalisat von KONFLIKT 16 abgeschlossen habe. Die detaillierte Serienhandlung wird euch noch bis Mai kommenden Jahres begleiten – die entsprechenden Close Up-Beiträge sind allesamt schon fertig.

Bis nächste Woche also, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 476: Die zehnte Plage

Posted Oktober 2nd, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich hatte schon vor Jahren, als ich vom Erscheinen des Romans erfuhr, das unangenehme Gefühl, dass sich die Cussler-Coauto­ren wie die deutsche Verlagsverantwortlichen zunehmend „bib­lischer“ Themen annehmen wollten. Glücklicherweise lag ich da bei dem vergangenen Cussler-Roman „Die zweite Sintflut“ auf erleichternde Weise daneben (vgl. dazu den Rezensions-Blog 472 vom 4. September 2024). Und auch hier gibt es zwar Anklänge, die den deutschen Titel plausibel machen, aber auch hier wird so vielfältig das Grundthema variiert und ausgeweitet, dass man den Titel als einigermaßen abwegig bezeichnen muss.

Gleichwohl: Ja, das alles fängt im alten Ägypten an, aber es hat schließlich viel mit Umweltkatastrophen-Sanierung, politischen Intrigen, Lobbyismus, Größenwahnphantasien und einigem mehr zu tun.

Ich kann nur soviel schon verraten: Langweilig ist dieser Roman nun wirklich so gar nicht. Er lohnt die Lektüre.

Wenn aber doch der deutsche Titel so abwegig ist, worum ge­nau GEHT es denn dann wirklich? Ich glaube, das solltet ihr euch näher anschauen. Lest einfach mal weiter:

Die zehnte Plage

(OT: Celtic Empire)

Von Dirk Cussler

Blanvalet 1024

496 Seiten, TB, 2021

ISBN 978-3-1024-5

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

Der Roman ist auf längere Sicht wirklich dazu geeignet, Stirn­runzeln auszulösen, da sich anfangs insbesondere der englische Originaltitel so überhaupt nicht erschließt … aber es lohnt sich, hier Geduld zu investieren. Entgegen der ersten Annahme ha­ben wir es nämlich geraume Zeit nicht mit Kelten zu tun. Ganz im Gegenteil.

Der Prolog, ein Klassiker für Cussler-Romane, beginnt im alten Ägypten im Jahre 1334 vor Christus. Die Prinzessin Meritaton, eine Tochter des Ketzerpharaos Echnaton, flüchtet mit Gefolge aus dem Nilreich und verschwindet im Nebel der Geschichte. Hinter ihr bleibt ein Land zurück, das von einer furchtbaren Seu­che heimgesucht wird.

Blende in die Gegenwart nach El Salvador. Eine Gruppe von Wis­senschaftlern der Organisation United States Agency for Inter­national Development (USAID) ist in El Salvador, um Entwick­lungshilfe beim Anbau von Feldfrüchten zu leisten. Die Wissen­schaftlerin Elise Aguilar stößt dabei eher zufällig auf eine Reihe von Todesfällen unter Kindern und entnimmt Wasserproben aus einem Stausee … was nach einer Routineangelegenheit aus­sieht, bedeutet beinahe ihren Tod – denn Unbekannte sprengen den Staudamm, und kurz darauf wird auch noch das Entwick­lungshilfelager überfallen und alle Anwesenden ermordet. Es ist nur der zufälligen Gegenwart von Dirk Pitt senior und seinem al­ten Kameraden Al Giordino von der NUMA zu verdanken, dass Elise das alles überlebt.

Offiziell gilt der Anschlag auf das Lager als Werk von Extremis­ten … aber die vermeintlichen Extremisten verfolgen die Wis­senschaftlerin mit mörderischer Penetranz bis in die Vereinigten Staaten und sind augenscheinlich sehr erpicht darauf, sowohl sie als auch die Wasserproben und alle Beteiligten zu vernich­ten, die irgendwie damit befasst sind. Recht bald wird Dirk Pitt also ebenfalls von Killern verfolgt, die ihm hartnäckig ans Leder wollen.

Wer Cussler und Dirk Pitt kennt, weiß genau, dass sich die Kri­minellen damit die falsche Zielperson ausgesucht haben. Man merkt auch sehr schnell, dass der Roman damit rasant an Tem­po gewinnt und an keiner Stelle langweilig wird.

Doch dann kommt es in den Staaten bei Detroit zu einem fata­len Schiffsunfall – ein Ölsande transportierender Frachter sinkt nach einer Kollision, und eine dramatische Umweltkatastrophe scheint unvermeidbar. Da ergibt sich durch einen scheinbaren Zufall, dass Dirk Pitt mit seiner Frau, der Abgeordneten Loren Smith-Pitt, auf einer Gala ins Gespräch mit dem unangenehmen Senator Stanton Bradshaw kommt und der herrischen Schottin Evanna McKee, die CEO der Firma BioRem Global Limited ist. Und diese Firma ist spezialisiert auf die mikrobielle Sanierung von Umweltschäden. Sie verspricht sofortige Hilfe, wenn Loren Smith und Bradshaw die Zulassungen für ihre genetisch opti­mierten Mikroorganismen beschleunigen – was dann auch im Eiltempo passiert. Zu diesem Zeitpunkt wirkt das alles fast zu­fällig, aber zufällig ist daran gar nichts. Das beginnt Pitt bald zu argwöhnen, als es bei dem Bergungsversuch in Detroit zu ei­nem rätselhaften Todesfall unter den Tauchern kommt. Er hat nur leider keine Beweise für seinen Verdacht.

Parallel zu diesen Geschehnissen, die den McKee-Clan ins Ram­penlicht rückt und die Intentionen der Matriarchin, mehr Frauen zu fördern, um sie in Chefetagen aufrücken zu lassen, wird eine weitere Handlungsebene aufgebaut, die diesmal in Ägypten spielt. Genauer gesagt: in Amarna, der alten Regierungshaupt­stadt des Pharaos Echnaton. Hier ist Professor Dr. Harrison Stan­ley bei Ausgrabungsarbeiten. Ihm assistiert eine reizende junge Frau namens Riki Sadler, die sich erst im Verlauf der Handlung als Tochter von Evanna McKee herausstellt. Sie werden auf dra­matische Weise in einen Überfall von scheinbaren Grabräubern verwickelt … durch die Einmischung von Summer und Dirk Pitt junior, die just zu diesem Zeitpunkt im Nil unterwasserarchäolo­gische Arbeiten ausführen, kann das Schlimmste verhindert werden … allerdings nicht, dass das unberührte Grab geplün­dert wird. Doch eigenartigerweise sind die Räuber nicht auf die goldenen Grabbeigaben aus, sondern rauben einen Kindersarg mitsamt Leiche und zerschießen eine Grabinschrift.

Diese ist zuvor allerdings noch fotografiert worden … und ähn­lich wie im Zwischenfall in El Salvador unternehmen die ver­meintlichen Grabräuber nun alles, um das Handy mit dem Reli­effoto in ihren Besitz zu bringen oder es zu zerstören. Das führt schließlich beinahe dazu, dass Summer und Dirk Pitt jr. im Nas­sersee an die Krokodile verfüttert werden.

Inzwischen wird ihnen zunehmend klarer, dass hier sehr merk­würdige Dinge vor sich gehen. Und immer wieder stoßen sie da­bei auf den Namen der verschollenen ägyptischen Prinzessin Meritaton. Das führt letztlich zu dem Plan, das unbekannte Grab der Meritaton ausfindig zu machen, das eindeutig nicht in Ägyp­ten liegt. Und das ist wirklich das Allerletzte, was die Verbrecher sich wünschen. Die Gründe dafür bleiben weiterhin schleierhaft.

In der Zwischenzeit lädt Evanna McKee Loren Smith-Pitt nach Schottland zu einer internationalen Tagung auf ihrem Familien­sitz ein, an der – ihrem Anliegen entsprechend – nur Frauen teil­nehmen sollen. Lorens Ehemann lässt es sich aber nicht neh­men, sie zu begleiten. Es sei ja nur für ein paar Tage, und solan­ge könne die NUMA, die er schließlich leitet, auch ohne ihn aus­kommen.

Aber der Trip an den Loch Ness erweist sich alsbald als lebens­gefährliche Reise, die sowohl ihn wie seine Frau in Todesgefahr bringt. Und er führt beide auf die Spur jener globalen Verschwö­rung, die die Fäden aus El Salvador, Washington, Detroit und Ägypten zusammenführt. Denn Evanna McKee plant einen Um­sturz der Weltordnung auf eine so ungeheuerliche Weise, dass schon bald Hunderte von Millionen Menschen bedroht sind. Und es scheint keinen Weg zu geben, das Verhängnis aufzuhalten …

Ein Roman, der ein Handlungspersonal-Verzeichnis von mehr als 4 Seiten erforderlich macht, kann nicht als schlicht gestrickt be­zeichnet werden. Wenngleich kritisch angemerkt werden muss, dass viele der Protagonisten nur mit Vornamen verzeichnet wer­den, so weist die alleinige Quantität schon auf eine breit gefä­cherte Komplexität hin. Dasselbe gilt, wie stets, auch für die Schauplätze und die durchaus geschickte Vielzahl an Versu­chen, die Guten im Roman auf möglichst originelle Weise vom Leben zum Tode zu befördern. Manche dieser Anschläge gelin­gen sogar, sodass die Anzahl von Toten, vorsichtig gesagt, an­sehnlich ausfällt. Zu den Mordmethoden zählen Kampftaucher, Sprengstoffanschläge, brennende Bibliotheken, explodierende Boote, Autounfälle, Mordschützen, Ertränken in Tanks sowie alt­modische Steinschlosspistolen … um nur ein paar der Methoden zu nennen.

Auch die Grundidee der Geschichte hat einigen Reiz. Letzten Endes ist nicht viel einzuwenden gegen den Gedanken, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, vorausgesetzt natür­lich, es handelt sich nicht um solche Psychopathinnen wie Evan­na McKee, die am Ende der Geschichte wirklich völlig abdreht. Auch das Mittel, das sie für ihre verbrecherischen Pläne einsetzt und das – der deutsche Titel deutet es an – auf biblische Inspira­tion zurückgeht, ist durchaus nicht so realitätsfremd, wie es vielleicht anfangs erscheinen mag. Da kann es dem Leser gele­gentlich schon eisig den Rücken herunterlaufen, gerade heutzu­tage in Pandemiezeiten ist der Plot auf beunruhigende Weise gegenwartsnah.

Mit diesem Roman hat sich deshalb Dirk Cussler aus dem Schat­ten seines jüngst verstorbenen Vaters freigeschwommen, würde ich sagen. Die früheren Coproduktionen hatten immer etwas Altbackenes und Unausgereiftes, das hier liest sich deutlich pro­fessioneller und geschickter … nun, auch wenn man einschrän­kend sagen muss, dass die Killer sich manchmal doch geradezu deppenhaft ungeschickt verhalten. Aber eben nur manchmal. Vielfach sind es wirklich glückliche Umstände, die die Pitts mit dem Leben davonkommen lassen.

Ein interessanter Roman, der durchaus solide wissenschaftliche und historische Spekulation mit einer dramatischen Handlung verbindet. Hat mir gefallen (und nein, das lag nicht nur an der pharaonischen Prinzessin … auch wenn das natürlich ein nettes Sahnehäubchen war).

© 2023 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche kommen wir zu einem faszinierenden, wahrscheinlich größtenteils vergessenen Sachbuch, dessen Titel mir so kontrafaktisch erschien, dass ich es mir einfach antiqua­risch besorgen musste. Noch witziger war, dass der Titel fak­tisch tatsächlich STIMMT, obwohl die Geschichtsbücher strikt (und auch mit Recht) das Gegenteil behaupten.

Wer wissen möchte, wie man die Ansicht vertreten kann, Deutschland habe den Ersten Weltkrieg gewonnen (!), der schalte nächste Woche wieder ein Aufmerksamkeitsfenster zu meinem Blog. Es lohnt sich auch hier.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

und flutsch, ist der erste Monat des neuen Jahres Vergangen­heit. So schnell kann das gehen – man ist noch gar nicht richtig angekommen, hat sich nicht wirklich an die neue Jahreszahl ge­wöhnt, und schon hat einen das Leben wieder voll im Griff … und wie!

Nachdem ich gleich am 2. Januar wieder mit der Arbeit begann, jagt hier gewissermaßen ein Termin den nächsten. Teamtreffen der KreativRegion, Schreiben der Rechnungen für die Mitglieder des Vereins, Treffen mit den Fördervereinsmitgliedern, Erstel­lung des neuen BWA, Beiträge rausschicken an die Medien, in denen ich regelmäßig vertreten bin (ESPost, ANDROMEDA NACHRICHTEN, World of Cosmos), Newsletter-Kontrolle, Anmel­dungen zu Thementagen online, Buchung der Reise zur Leipzi­ger Buchmesse …

Ich könnte die Aufzählung noch fortführen, aber ihr merkt schon: Es ist hier eine Menge los, und dabei habe ich noch gar nicht vom Kulturrat Braunschweig oder dem Gründungsnetz­werk angefangen.

Das ist kein Gejammer – ich finde es vielmehr äußerst elektrisie­rend, wie sehr mich diese durchweg pulsierende kreative Sphä­re einsaugt, motiviert und aktiviert. Und wie sehr deren Proble­me inzwischen zu meinen Problemen geworden sind.

Hat das Rückwirkungen auf mich? Selbstverständlich, aber in der Regel äußerst positive. Hinzu kommen spannende Entde­ckungen in meiner eigenen Schreiber-Vergangenheit. So habe ich im Januar – jenseits der hier erfolgenden Berichterstattung – eine Story aus dem Jahre 1990 wieder gelesen, die nie das Licht der Welt erblickte. Das wird jetzt in diesem Jahr nachgeholt, weil das wirklich ein kleines, sehr ruhiges Juwel von Erstkontakt-Sto­ry ist, die nur den schlichten Titel „V“ trägt. Wenn ihr Leser des BWA oder des World of Cosmos seid, wird euch diese Story in diesem Jahr über den Weg laufen, versprochen.

Auch ansonsten ist der Start in dieses neue Jahr erwartungsge­mäß beeindruckend abgelaufen. Ich blicke auf 26 abgeschlosse­ne Werke schon für diesen Monat zurück. Sehen wir uns das mal im Detail an:

Blogartikel 577: Work in Progress, Part 133

(Kay auf Tarragon – Erotik Empire-Story)

Anmerkung: Ich machte in diesem Monat immer mal wieder Stippvisiten in den zahlreichen Baustellen-Projekten des „Erotic Empire“. Aber bei keinem kam ich sonderlich weit, weil mich insbesondere die dramatische Storyline von KONFLIKT 16 mit­riss. Wer meine „Close Up“-Beiträge verfolgt, kann das sicher­lich nachvollziehen.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

20Neu 18: Das getarnte Grauen

Anmerkung: Das Digitalisat des KONFLIKTS 20 war dann die an­dere zentrale Baustelle dieses Monats. Aber es bekam gewis­sermaßen ab, was von meiner Arbeitskraft noch übrig war. Das wird sich vermutlich in den nächsten Monaten ändern, allerspä­testens nach dem Abschluss von 16Neu 125, mit dem das näm­liche Digitalisat endet. Das liegt aber noch ein paar Monate in der Zukunft.

16Neu 89: Lichtbasis-Zwischenstopp

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

16Neu 88: Eine Frist für die Galaxis

16Neu 90: Operation Spurensucher

16Neu 91: Generationswechsel

Anmerkung: Mit Band 91 – Band 2 eines Vierteilers – beginnt der Handlungsbogen, den ich Jahre nach Abschluss der Serie in den Roman „Quisiins letzter Fall“ ausgelagert habe. Ich neh­me zuversichtlich an, dass ich diese Geschichte alsbald fertig ausarbeiten und veröffentlichen kann.

(Neu-Babylon – OSM-Novelle)

(OSM-Wiki)

In Karcavennyos Reich 2023 – Archipel-Story

Anmerkung: Als ich meine monatlichen Storyveröffentlichungen für das Jahr 2024 im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) zu planen begann, gehörte eine Archipel-Geschichte un­bedingt dazu. Ich entschied mich für diese hier, straffte die Fuß­noten deutlich und hatte gewissermaßen ruckzuck eine weitere noch nie veröffentlichte Story publikationsreif aufbereitet.

Erwähnte ich schon, dass sich eine Mitgliedschaft im Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW) oder mindestens ein Abonnement des BWA lohnt, wenn man diese unbekannten Ge­schichten von mir lesen möchte? Nun, dann erwähne ich es ein­fach jetzt …

(16Neu 92: Der Vooler-Aufstand)

(16Neu 93: Das Nest in der Dunkelheit)

(20Neu 19: Mentaljäger)

(20Neu 21: Im Dienst des Lichts)

20Neu 17: Zurück in die Realität

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(VvD 25: Das Monster von Dyllawaar)

Anmerkung: Ach, glaubt mir, hieran hätte ich so gern weiterge­arbeitet … aber dann dachte ich mir, dass es intelligenter wäre, erst mal die Handlungslücken zu schließen, ehe ich weiter vor­anpresche. Dazu entschied ich mich dann. Deshalb ist diese Episode noch nicht fertig, Teil 1 eines Dreiteilers, dessen letzten Titel ich inzwischen auch weiß. Ach, das wird so goldig, nach­dem die Handlung zunächst durchweg apokalyptische Züge an­nimmt … mehr sei hier noch nicht vorweg genommen.

Blogartikel 546: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 7

Blogartikel 557: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 8

Anmerkung: Wenn ihr diese Zeilen lest, ist das natürlich auch schon wieder Schnee von gestern, ebenso übrigens wie mein diesmaliger Besuch auf der Leipziger Buchmesse. Da in meiner Planungsliste ja sogar schon die Artikel 9 und 10 dieser Reihe stehen, von denen noch nicht eine Zeile geschrieben habe, kann ich hier und jetzt nur sagen: es geht hier gar mächtig vor­an. Auch wenn, wie ich gestern im Trafo Hub betonte, ich dieses Projekt zurzeit nur mit halber Kraft betreiben kann.

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(16Neu 94: Mobilmachung der Rebellen)

VvD 22: Vorstoß in die Fehlerwüste

(VvD 23: Feinde des Lichts)

(VvD 21: Alarmsignale)

VvD 18: KONFLIKT-Angst

VvD 20: Singirirs Sorge

Anmerkung: Diese beiden Bände schrieben sich entgegen mei­ner Erwartung durchaus geschwind. Das hatte zwei wesentliche Gründe. Im Band 18 dreht sich viel um Klivies Kleines auf der Zentralwelt, aber durchaus nicht immer. Denn dann tauchen Dämonen von TOTAM auf. Ein Troohn spielt falsch – jedenfalls ver­meintlich. Und es kommt endlich und von unerwarteter Seite Licht in die bizarre Kristallsplitter-Geschichte … mit der Folge­konsequenz, dass meine Seriengedanken sofort in Bewegung gesetzt wurden. Toll, kann ich nur sagen.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

(Irene – Erotic Empire-Story)

(16Neu 95: Die Rehabilitierung)

(16Neu 96: Geheimprojekt Zeitgezeiten)

Anmerkung: Mit diesen Episoden biegt KONFLIKT 16 in die Ziel­gerade direkt vor dem Finalzyklus ein. Auf höchst dramatische Weise beginnen sich nun die Geschehnisse zu überschlagen … ja, noch mehr als bisher.

(Quisiins letzter Fall – OSM-Roman)

(20Neu 22: Entropie-Alarm)

(16Neu 97: Feinde aus der Zukunft)

(16Neu 98: Der Baumeister)

Anmerkung: Und mit diesen beiden Episoden geht es in der Serie dann richtig ans Eingemachte und wirklich zentrale Fra­gen – wer hat die Zeitgezeiten um RANTALON geschaffen? Und kann jemand die mörderischen Pläne des verräterischen Bau­meisters durchkreuzen, der nun in der Handlungsgegenwart an­kommt und mit den Galaxisrebellen Kontakt aufnimmt?

Die sind natürlich total euphorisch … und haben nicht den ge­ringsten Schimmer, dass dieses Wesen statt ihres Sieges ihren Untergang plant. Und Oki Stanwer ist immer noch nicht wieder in Sicht, die LIGA kriecht aus ihrem Versteck. Und die SYNDI­KATS-GRALSJÄGER mobilisieren ihre eigene Armee.

Ganz, ganz finstere Tage brechen für die Galaktiker an. Darüber erfahrt ihr im Herbst 2024 mehr, versprochen.

(Unter falscher Flagge – Erotic Empire-Story)

Damit war dann das sinnbildliche Ende der Fahnenstange er­reicht. Ich hoffe sehr, dass dieser kreative Flow für den Monat Februar anhält. Selbst wenn ich da wieder vielfach abgelenkt sein werde durch Veranstaltungen, Schulungsformate, Kassen­prüfungen und vieles mehr, bin ich guter Dinge. Das Jahr 2024 entwickelt sich zunehmend positiv, und ich freue mich schon darauf, euch am 1. März erzählen zu können, was sich in die­sem Schreibzeitraum alles noch so getan hat.

Damit schließe ich für heute und verlasse euch.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 475: Operation Jesus

Posted September 25th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die folgende Geschichte ist in jederlei Weise abenteuerlich, und da der eigentliche Rezensionstext so knapp gehalten ist – er ist immerhin gut 30 Jahre alt – , führe ich mal ausführlich in die in­teressante Recherche ein, die ein Abenteuer für sich war. Wie ihr wisst, sind so alte Rezensionen von mir notorisch unvollstän­dig, was die bibliografischen Angaben angeht. Bei dem vorlie­genden Buch, einer Übersetzung aus dem Spanischen, fehlten mir der Originaltitel (der immer noch fehlt), der Übersetzer und die ISBN.

Ich schrieb diese Rezension aus dem einzigen mir verbliebenen Exemplar des österreichischen Fanzines NEW WORLDS ab, wo 1996 diese Rezension erschienen ist. Das Buch selbst hatte ich im Mai 1995 aus der Stadtbibliothek in Gifhorn entliehen, es be­fand sich also nie in meinem Bestand.

Als die Abschrift stand, recherchierte ich nach dem Autor und den fehlenden bibliografischen Angaben … und stieß auf ein ve­ritables schwarzes Loch. Das verdutzte mich. Die Deutsche Nationalbibliothek, in solchen Fällen die erste Anlaufstelle für akkurate bibliografische Verzeichnung, kannte das Buch und den Autor überhaupt nicht. Das war die erste Überraschung.

Ich fahndete dann also im Internet … und ja, dort findet man das Buch natürlich auf diversen Verkaufsplattformen. Aber dass ich dort auf die ISBN oder gar den Übersetzer stoßen würde, das konnte ich mir schnell abschminken. Es dauerte wirklich ziem­lich lange, bis ich unter all den Google-Treffern endlich den Übersetzer Ulrich Kunzmann fand (er ist im September 2023 im Alter von 79 Jahren verstorben) und die ISBN.

Benitez hat in Spanien augenscheinlich wenigstens 25 Romane veröffentlicht, und seiner WIKIPEDIA-Seite nach zu urteilen hat er eine gewisse Nähe zu Erich von Däniken und den Anhängern der Astronautengötter … wovon auch der vorliegende Roman Zeugnis ablegt, da braucht man nur auf das Titelbild zu schau­en. Ich befand mich 1995, als ich das Buch las, in einer Phase, in der ich für derlei wilde Ideen durchaus anfällig war. Doch bei der Abschrift der Rezension spürte ich deutlich meine damalige skeptische Reserve. Auch wenn ich nahezu alles vom Roman vergessen habe – kein Wunder nach 30 Jahren – , lohnt er viel­leicht für manchen sensiblen und bibelkritischen Leser eine Neuentdeckung oder Wiederentdeckung.

Aber um zu verstehen, worum es eigentlich geht, schaut euch besser mal an, was ich damals dazu schrieb:

Operation Jesus

(OT fehlt)

von J. J. Benitez

Scherz-Verlag, 1993

418 Seiten, geb.

Aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann

ISBN 9783502100430

Der spanische Schriftsteller J. J. Benitez macht während einer Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten im Jahre 1980 die geheimnisvolle Bekanntschaft mit einem ehemaligen Major der US Air Force, dessen Namen er niemals erfährt. Die Person wird in dem Buch stets nur mit „Major“ oder – später – als „Jason“ angeredet, was allerdings nur ein Tarnname während der „Missi­on“ des Majors ist.

Der Major, todkrank und sichtlich schnell verfallend, vertraut nach mehreren Treffen und Briefwechseln schließlich verschlüs­selt dem Autor etwas an, das ihn zu einem Schließfach in Washington, D. C., führt. Und hier entdeckt Benitez ein Manu­skript, das auf genauso unkonventionelle Weise geschrieben wie auch der Inhalt dergestalt ist, dass man ihn kaum glauben kann:

Der Major, der zusammen mit einem zweiten Mann, der später den Codenamen „Elisäus“ erhält, enthüllt in diesem Manuskript eine Reihe von Fakten, die sich allesamt um seine Mission dre­hen, die er 1973 mit Elisäus zusammen ausgeführt hat. Demzu­folge ist er mit einem Raum-Zeit-Modul der NASA (das bis heute streng geheim gehalten wird) in die Vergangenheit gegangen, und zwar bis zum Ostern des Jahres 30 nach Christus, also in eben das Jahr, in dem Jesus Christus starb. Der Auftrag: Machen Sie Aufzeichnungen von den letzten 11 Tagen des Herrn und versuchen Sie herauszubekommen, wie die diversen Unstim­migkeiten der Apostel im Neuen Testament zu erklären sind!

Unter dem Decknamen Jason – er gibt sich als Grieche aus, was ihm nach mehrjährigem Training, das u. a. alte Sprachen, Sitten und Gebräuche, Geschichtskunde der Epoche usw. beinhaltete – schließt er sich nach der gelungenen Landung auf dem Ölberg nahe Jerusalem (das Modul macht sich unsichtbar) den Jüngern Jesu an und erlebt dessen letzte Tage mit. Allerdings kann ihn alle Bibelkenntnis nicht vor Überraschungen bewahren. Am er­schreckendsten aber ist jene Erscheinung am Sterbetag Jesu, die so gewaltig ist, dass sie die Sonne am helllichten Tag ver­finstert: ein ungeheuer großes künstliches Objekt – ein Raum­schiff einer fremden Zivilisation …!

Der Roman von Benitez ist nicht unbedingt „spannend“ zu nen­nen, nicht zuletzt deshalb, weil (fast) alles, was hierin steht und beschrieben wird, aus der Bibel her bekannt ist. Allerdings ver­steht der Autor es, mit sehr eindringlichen und doch schlichten Schilderungen die ganze Breite des historischen Panoramas des alten Palästina wieder aufzurollen und neu erstehen zu lassen, gepaart mit dem fast schon detektivisch zu nennende Kalkül, das „Jason“ entwickeln muss, um möglichst immer in der Nähe des „Meisters“ bleiben zu können.

Was den Roman deutlich abschwächt, ist die Tatsache, dass Be­nitez die Rahmenhandlung nur angefangen hat und sie nicht in Form eines Epilogs von seiner Seite aus ausklingen lässt. Wei­terhin unrealistisch sind diverse technische Details, die er in das Jahr 1983 hineinprojiziert und bei denen er sich auf die Geheim­haltung beruft als Erklärung dafür, dass sie heute noch nicht allgemein bekannt sind. Besonders betrifft das einen Mikrofusi­onsmeiler, der in einem Wanderstab untergebracht ist, das Wel­lenumlenkungsgerät der Zeitkapsel, der „Wiege“, das sie un­sichtbar macht usw.

Er versucht auf diese Weise, Authentizität vorzugeben, über­treibt es dabei aber leider ein wenig, sodass der Geschmack der Übertreibung haften bleibt. Wer sich jedoch für diese Zeit und die Person Christi interessieren sollte, für den ist dieses Buch überaus gut lesbar, selbst wenn man mit den auf der Hand lie­genden Implikationen, die der Roman vermitteln möchte, etwas vorsichtig sein sollte.

© 1995 / 2024 by Uwe Lammers

Wie ihr seht, hat mich zumindest die vorgebliche Technik des Reisejahres 1973 (!!) nicht wirklich überzeugt. In einer Zeit, wo man heutzutage (!) den ITER-Reaktor nach wie vor nicht zum Laufen gebracht hat, sich vorzustellen, 50 Jahre zuvor (!) könne eine Miniaturversion davon in einem Wanderstab untergebracht und geheim gehalten worden sein … also, das verlangt doch der Lesernaivität ziemliche Stücke ab. Reden wir mal nicht von funktionierenden Zeitmaschinen und Deflektorschilden, die ohne Alien-Entwicklungshilfe funktionieren sollen.

In der nächsten Woche scheuche ich euch in einen sehr viel besser fundierten Actionthriller. Witzigerweise hat er im Titel auch einen biblischen Bezug. Aber im Gegensatz zu Benitez hat das Buch auch definitiv Hand und Fuß.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wer hier zu Beginn der Erörterung nur Bahnhof versteht, befin­det sich in guter Gesellschaft, würde ich sagen. Denn der in der Überschrift genannte Begriff ist für mich zwar schon ziemlich alt, aber in den bislang veröffentlichten OSM-Geschichten tritt er noch nicht in Erscheinung. Ich werde mich ihm darum lang­sam nähern.

Um ihm gerecht werden zu können, müssen wir uns zunächst anschauen, woher dieser Begriff eigentlich stammt, um uns dann dem Problem des Inhalts und seiner Bedeutung für den OSM zuzuwenden.

Schritt 1: Woher stammt der Begriff?

Erstmals erwähnt wird der Begriff „blindes Datenfenster“ im Kontext mit den so genannten GRALSJÄGERN. Wer der Artikelrei­he „Close Up“ schon eine Weile gefolgt ist, wird während meiner Darstellungen der Handlungsführung des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ auf diese Wesen getroffen sein.

GRALSJÄGER, soviel ist zum derzeitigen Stand der Dinge be­kannt, sind Wesen, die die legendären Baumeister immer mit dem Erzfeind TOTAM in Verbindung brachten. Maximal sahen sie sie als „Matrixfehler“ an, also als etwas, was sie ebenfalls mit TOTAM verbanden (beide Verbindungen sind verkehrt, aber das ist zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar; das ist heute hier auch nicht das Thema).

Was die Baumeister dabei stets verwirrte, war das technologi­sche Level dieser Wesen. In der Regel übertraf es selbst Bau­meister-Technologie, was im Grunde für unmöglich gehalten wurde. Da aber GRALSJÄGER immer nur punktuelle Störungen des KONFLIKT-Geschehens boten, schienen sie eher von gerin­gerer Relevanz zu sein. Auch das ist natürlich eine verkehrte Einschätzung.

GRALSJÄGER, das ist inzwischen klarer geworden, sind Sendbo­ten einer fernen Zukunft jenseits der Universumsgrenzen eines KONFLIKTS. Damit verletzt ihre schiere Existenz ein Dogma der Baumeister: dass nämlich transuniversale Zeitreisen in beende­te (und damit zerstörte) KONFLIKT-Universen unmöglich sind. In­zwischen ist es allerdings ein Faktum, dass an diesen Tatsachen nicht mehr gerüttelt werden kann.

GRALSJÄGER beherrschen die transuniversale Zeitreise.

Damit einher geht ein weiteres Faktum, das sehr KONFLIKT-rele­vant ist: Sie kennen erhebliche Teile des noch ungeschriebenen KONFLIKTS, in den sie eindringen. Beispielhaft sieht man das massiv am KONFLIKT 16 des OSM, aber auch in anderen Univer­sen

Wenn man nun die zwei zentralen Punkte zusammenfasst – überlegene Technologie und Kenntnis der Zukunft – , dann sollte recht eigentlich klar sein, dass sie allen Lebensformen und KON­FLIKT-Kombattanten eines aktuellen KONFLIKTS weit überlegen sind und es ihnen ein Leichtes sein müsste, diese Auseinander­setzung zu ihren Gunsten zu entscheiden.

Dennoch passiert das nicht.

Da stellt sich doch die Frage: wieso ist das so?

Ein wesentlicher limitierender Faktor ist eben das, worüber wir heute reden: „blinde Datenfenster“. Damit kommen wir zum Punkt 2 unserer Erörterung.

Schritt 2: Was bedeutet der Begriff?

Stellen wir uns den KONFLIKT in seiner Gesamtheit einmal als eine Form von Geschichtsbuch vor. Irgendwer (beispielsweise ich) führt Buch über die Geschehnisse, Irrungen und Wirrungen der universalen Kämpfe zwischen Gut und Böse. Im Idealfall werden diese Aufzeichnungen später einmal überliefert und – im Rahmen des OSM – in späteren Jahrtausenden bzw. sogar Milliarden von Jahren nach den Ereignissen gelesen und ausge­wertet.

Jeder, der sich mit historischer Forschung auskennt, sieht sofort ein elementares Problem – was überliefert wird, unterliegt ver­schiedenen begrenzenden Parametern. Da ist einmal die Frage, was eigentlich überliefert wird. Aus der Historie wissen wir, ge­rade bezogen auf Konflikte, dass favorisiert die Sichtweise der Sieger überliefert wird. Wer einen Konflikt verliert, hat dagegen Schwierigkeiten, seine Sicht der Dinge für die Zukunft zu über­liefern. Denken wir hier nur beispielsweise an die Karthager, die nach den Punischen Kriegen wenig Gelegenheit hatten, ihre Deutung der Historie gegenüber der Sieger-Geschichtsschrei­bung der Römer durchzusetzen. Das bedeutet noch heute, dass es massive Überlieferungslücken zur karthagischen Geschichte gibt.

Ein zweites Problem besteht in der individuellen Sichtweise der Chronisten. Als das Alte Testament geschrieben wurde, waren die Verfasser sehr dezidiert der Ansicht, dass bestimmte Perso­nen und Völker hervorgehoben werden sollten, wohingegen an­dere abqualifiziert wurden. Das Nordreich Israel galt etwa im Gegensatz zum Südreich Juda als moralisch verdorben – eine Perspektive, die heutige Historiker als klaren Ausfluss von Neid­denken charakterisieren. Architektonische Leistungen der jüdi­schen Nordreich-Bewohner wurden später nach dem Untergang des Reiches kurzerhand legendären Königen des Südreiches im Königreich Juda zugeschoben.

Geschichte kann also auch interpretatorisch „schief“ sein, un­präzise oder im Extremfall eine Lüge. So etwas kennt man bei­spielsweise von der pharaonischen Geschichtsschreibung im Tempel von Abu Simbel, wo Ramses II. seinen Kampf in der Schlacht von Kadesch gegen die Hethiter als Sieg darstellt … im günstigsten Fall war das ein Patt, eher wohl eine ägyptische Nie­derlage.

Propaganda verzerrt die historische Überlieferung.

Wenn das schon im kleinen Maßstab gilt, wie soll das dann erst in Milliarden Jahren sein, wenn es offensichtlich keinerlei Mög­lichkeit mehr gibt, materiale Archäologie zu betreiben, um Fak­tenklärung herbeizuführen?

Ah, ja, mögt ihr sagen, aber wir haben doch die GRALSJÄGER mit ihrer Fähigkeit der transuniversalen Zeitreise! Sie könnten zurückreisen und feststellen, „wie es wirklich gewesen ist“, um den alten Historiker Leopold von Ranke zu bemühen.

Well, ja, das könnte man tun, kein Zweifel.

Aber ihr müsst euch die Zeitschichtung im OSM ein wenig vor­stellen wie eine Quantenwirklichkeit. Kennt ihr euch mit Quan­tenphysik aus? Keine Sorge, ich bleibe ganz an der Oberfläche. Aber dieser Exkurs ist notwendig, um das Folgende recht zu ver­stehen.

Die Quantenwelt ist in vielerlei Weise rätselhaft auch für moder­ne Teilchenphysiker. Aber sie ist nicht regellos. Es gibt gewisse Regeln, die seit hundert Jahren inzwischen bekannt und hinrei­chend empirisch geprüft sind. Das Faktum, das für uns relevant ist, sieht so aus:

Wenn man ein Elementarteil, etwa ein Elektron, erfassen möch­te, tritt ein fundamentales Problem auf. Man kann von zwei Zu­ständen eines Elektrons stets nur einen erkennen – entweder die Position oder aber seine Geschwindigkeit. Wenn der Beobachter die Position erfasst, wird die Geschwindigkeit unkalkulierbar. Kann man die Geschwindigkeit erfassen, ist die Position unloka­lisierbar.

An diesem Problem lässt sich nicht arbeiten, es gilt für alle Be­obachtungen. Und das bedeutet: Der Prozess der Beobachtung selbst verändert das, was man beobachtet und erzeugt zugleich eine Unschärfe in Bezug auf andere Parameter des Objekts. Man bezeichnet das als Unschärferelation.

Anders ausgedrückt: vollständiges, umfassendes Wissen ist selbst dann in der Quantenwelt nicht zu erlangen, wenn man das Zielobjekt im Fokus hat, ja, gerade dann nicht.

Inwieweit ist das jetzt von Relevanz für das, was ich erzähle? Nun, ich erzählte gerade, man müsse sich den Oki Stanwer My­thos im Gesamtkontext als Quantensystem vorstellen. In die­sem System sind zeitreisende GRALSJÄGER gleichzusetzen mit Quantenforschern, die Atome genau lokalisieren wollen.

Ihr spürt schon – das wird nicht so einfach laufen, wie man sich das vorstellt. Denn GRALSJÄGER verändern die Vergangenheit, wenn sie in sie eintauchen. Ganz wie ein beobachtender Quan­tenforscher verschieben sie die Zielparameter unweigerlich, da­gegen können sie gar nichts tun.

Erschwerend kommt hinzu, was ich am Anfang von Schritt 2 sagte: Vielfach ist die Überlieferung über die Vergangenheit un­einheitlich, unvollständig. Für die fernen Chronisten ist das viel­leicht nicht so von zentraler Bedeutung. Aber stellt euch mal Zeitreisende vor, denen man sagt: Ach, über die Zielzeit wissen wir eine ganze Menge, aber Überraschungen können nicht aus­geschlossen werden. Vieles wissen wir einfach nicht. Es gibt dort „blinde Datenfenster“.

Blinde Datenfenster“ sind Punkte in früheren OSM-KONFLIKTEN, über deren genaue Struktur Unklarheit besteht. Interessanter­weise treten sie gehäuft dort auf, wo die KONFLIKTE in die heiße Phase treten. Dann weiß man zwar in der Zukunft aus Überliefe­rungsinformationen viel über bestimmte Ereignisse, Völker, Prot­agonisten, Schlachten, Planeten usw.

Aber eben oftmals nicht genug.

Und das führt dann im Detail dazu, wenn GRALSJÄGER in die Vergangenheit phasen, dass sie mitunter entdecken müssen, wie grundverschieden die Lagen vor Ort sind, wenn sie eintref­fen. Sie müssen beispielsweise mit völlig irrationalem Verhalten von Protagonisten rechnen, das niemand überliefert hat (und das hat nicht nur damit zu tun, dass diese das nicht überlebt haben, auch wenn das üblicherweise der Normalfall ist).

Sie treffen dann auf Wesen, die sie gar nicht erwartet haben.

Sie treffen auf Planeten auf Probleme, die selbst ihre hochge­züchtete Technologie vor unüberwindliche Schwierigkeiten stel­len (solch ein Problem werde ich euch beizeiten in KONFLIKT 19, der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ präsentieren, das ist jetzt noch nicht spruchreif).

Und damit können selbst sehr gut geplante Missionen in die Ver­gangenheit zu tödlichen Abenteuern für die GRALSJÄGER wer­den.

Schritt 3: Was bedeutet das für den OSM?

Ich lehne mich hier mal ein Stück weit aus dem Fenster, weil manches, was ich hier andeuten möchte, so weit in die moder­ne Form des Oki Stanwer Mythos hinabreicht, dass ich es euch noch nicht explizit zumuten mag. Ihr sollt erst einmal besser die Grundstruktur des klassischen OSM kennen lernen. Das hier ist dann ein wenig wie höhere Mathematik. Die zu kennen, ehe mal das Einmaleins kann, würde euch nur frustrieren. Dennoch, ein paar Dinge kann ich schon als Gedankenanregungen anstoßen.

Das Konzept des transuniversalen Zeitkrieges, das sich aus den obigen Gedanken weiterentwickelt, erzeugt jenseits des bisheri­gen Quantenhorizonts noch eine Stufe der Komplexität, die ganz eigene Schwierigkeiten im Gefolge hat.

Während in der klassischen Quantenmechanik ein Experimenta­tor notwendig Teil der makroskopischen Welt bleibt, ist ein GRALSJÄGER in der – vielleicht – beneidenswerten Lage, in die Quantenwelt selbst einzutauchen und dort zu wirken. Aber auch dann verändert er natürlich die Wirklichkeit im Zieluniversum.

Manchmal wird er feststellen, dass manche Fakten, die in der Zukunft zu einem „blinden Datenfenster“ geführt haben, tat­sächlich durch sein eigenes Verhalten ausgelöst wurden. Oder er wird entdecken, dass diese „blinden Datenfenster“ durchaus nicht entstanden sind, weil historische Informationen verloren gegangen sind, sondern … weil antagonistische Zeitreisende kurzerhand die historischen Realitäten verändert haben.

Dieser Krieg geht noch deutlich über das hinaus, was der OSM klassischerweise bietet. Er hebelt die Grundsätze von Ursache und Wirkung aus und verkehrt sie nicht selten ins Gegenteil. Manchmal reisen GRALSJÄGER mit der Intention in die Vergan­genheit, „blinde Datenfenster“ aufzuklären und laufen in mör­derische Fallen … denn solche „blinden Datenfenster“ können auch konzeptionell als Fallen für solche transuniversale Zeitrei­sende erschaffen worden sein …

Ihr findet, das klingt jetzt nach einem mörderisch verwirrenden Minenlabyrinth, das sich hier eröffnet? Ich würde sagen, damit liegt ihr völlig richtig.

Gleichwohl gibt es noch eine Steigerungsstufe dieser chaoti­schen Situation, und sie hat mit etwas zu tun, was ich erst 2023 entdeckte. Man nennt das den „Spurwechsel“, aber bis ich dar­über im Detail reden mag, wird noch einiges an Zeit verstrei­chen müssen. Das Konzept und seine Folgen muss ich selbst erst erkunden.

So gesehen ist und bleibt der OSM auch 40 Realjahre nach sei­nem Beginn ein spannendes Leseabenteuer, gerade auch für mich selbst, der ich ihn schreibe.

Damit möchte ich unsere heutigen Erörterungen abschließen. In der kommenden Woche berichte ich euch, wie der Januar 2024 sich kreativ entwickelt hat.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 474: Ja, mein Gebieter

Posted September 18th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich mag Romane, die gewissermaßen einen doppelten Boden enthalten und die zugleich die Entwicklung ihrer Protagonisten ermöglichen. Wenn dann zudem noch die Hauptpersonen im Grunde Antagonisten sind, Rivalen, wenn man so will, und im Verlauf der Geschichte überraschende Verbindungen entdecken, wird die Geschichte eigentlich richtig interessant.

Man mag ja von den meisten klassischen BDSM-Sujets und den in der Kielwelle der „Fifty Shades of Grey“ reihenweise entstan­denen Romane oftmals seichte, ja schematische Strukturen nachgesagt haben. Aber bisweilen gibt es dann darunter doch unerwartet intelligente Settings, wie ich finde, die leicht unter­gehen. Das fällt umso leichter, wenn es sich um Verlage han­delt, deren Produkte es – wie im Falle des Plaisir d’Amour-Verla­ges – nicht in den gängigen Buchhandel schaffen, sondern die man üblicherweise nur direkt dort bestellen kann, wo im Inter­net auch das Verlagsprogramm zu finden ist.

Dieses Werk hier, das ich 2017 erwarb und neugierig schmöker­te, wusste dabei auf angenehme Weise zu gefallen. Natürlich enthält es die klassischen Schemata, aber eben nicht aus­schließlich. Das macht die Story dann wieder interessant. Mei­ner Ansicht nach jedenfalls.

Ich bin gespannt darauf, wie ihr das wohl seht:

Ja, mein Gebieter!

Von Annabel Rose

Plaisir d’Amour

284 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-169-5

Preis: 12,90 Euro

Das Blue Bay Paradise ist ein Hotel der 5-Sterne-Spitzenklasse, direkt am blau funkelnden Meer auf Mauritius gelegen. Wer hier­her kommt, wird nach besten Kräften verwöhnt und umsorgt. Im Grunde genommen könnte damit eine Idylle beschrieben sein, doch leider hat sie zwei ganz entschiedene Makel.

Problem Nummer eins ist in der Tatsache zu sehen, dass das Hotel in die Jahre gekommen ist und sich im Laufe der Zeit Schlendrian eingeschlichen hat. Das Resort lebt vom Glanz ver­gangener Tage und spult mehr oder minder nur noch Standard­programm ab. Renovierungen wurden verschlafen, der Charme des Hotels wirkt angestaubt und ein wenig von gestern. Es ist abzusehen, dass es sich auf dem absteigenden Ast befindet.

Problem Nummer zwei hängt direkt mit dem ersten zusammen: der Besitzer möchte sich von der Immobilie trennen und aus dem Hotelbusiness zurückziehen. Verständlicherweise investiert er dabei nicht mehr in das Anwesen, das so idyllisch liegt und viel Potenzial besitzt.

So kommen zwei konkurrierende Hotelketten ins Spiel. Einmal die Familie von Hahlen, und Raymond Byrne. Beide agieren in­kognito. Während von Hahlen seinen Sohn Jonathan Benjamin von Hahlen ins Rennen schickt, der sich unter dem Aliasnamen Ben Schlüter als Animateur anstellt, um das Unternehmen auf Mauritius gewissermaßen undercover zu unterwandern, schickt Byrne seine erfahrene Hoteltesterin Mia ins Rennen, die sich als Touristin ausgibt und genau dieselbe Aufgabe ausführen soll, nur für die Gegenseite.

Mia, eine temperamentvolle Rothaarige mit milchweißer Haut und sommersprossig ohne Ende, betrachtet diese Mission als eine von vielen, als Routinejob … aber sie macht überraschend die Bekanntschaft von Ben und wird binnen kürzester Zeit in ei­ner Weise von ihm fasziniert und erregt, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hat. Dummerweise hat sie ein ganz persönli­ches Problem: wiewohl sie im Laufe ihrer knapp 30 Lebensjahre schon vier Liebhaber gehabt hat, vermochte keiner von ihnen es jemals, sie zu jenem phantastischen Punkt zu bringen, von dem die Frauen sonst so schwärmen – ein Orgasmus ist für sie ein Fremdwort, und es ist doch wirklich zum Heulen.

Da macht sie, wie gesagt, die Bekanntschaft mit Ben. Sie kann ihm natürlich ihre eigene Mission nicht verraten, und auch er macht aus seiner wahren Identität aus Selbstschutzgründen ein Geheimnis. Doch das hat keinen Einfluss auf die animalische Leidenschaft, die sie binnen kürzester Zeit zusammenschweißt – mit Ben hat Mia ihren ersten Orgasmus, und er fällt dermaßen heftig aus, dass es ihr beinahe die Fußnägel kräuselt.

Der Schock folgt auf dem Fuß – denn Ben sagt ihr daraufhin auf den Kopf hin zu: „Du bist devot!“ (was stimmt). Und er selbst versteht sich ausdrücklich als dominante Person. Er wünscht sich umgehend, dass Mia für die Zeit ihres Aufenthalts – zehn Tage lang – als seine Sub, im Grunde genommen also die per­sönliche Sklavin für seine Leidenschaften – zur Verfügung ste­hen soll. Nach einem kurzen Zögern stimmt Mia nervös zu, denn was er mit ihr tut, weckt ihre lange gehegten und nie umgesetz­ten erotischen Phantasien zu glühendem Leben.

Sie hat noch keine Ahnung, was auf sie wartet und wie vollstän­dig der charismatische Ben mit seinem verwegenen Piratengrin­sen ihr Leben umkrempeln soll. Denn die BDSM-Szene ist für sie noch vollkommenes Neuland, aber Ben ein erfahrener Master … und er ist von seiner neuen Gespielin ganz verzaubert und nimmt sich vor, ihr alles zu zeigen … doch zugleich hat sie in­zwischen einen neuen Geheimauftrag ihres Bosses erhalten – Raymond Byrne weiß, dass Jonathan B. von Hahlen im Hotel sein soll, und Mia soll ihn enttarnen und ausfragen …

Und wieder tauchte ich mit diesem Roman in die Schreibwelt ei­ner neuen Autorin ein, diesmal Annabel Rose – laut den Auto­reninfos eine Literaturwissenschaftlerin mit einer Neigung zu Frankreich (was man dem Roman deutlich anmerkt) und zu Son­nenschein am Meer. Selbst wenn man als Leser sehr schnell ahnt, worauf die Geschichte hinausläuft, so dass das kaum eine Überraschung darstellt, kann man hier doch von einer äußerst kurzweiligen Story sprechen. Interessant wird sie primär durch die Tatsache, dass man eine Menge von Mias Innenleben ken­nenlernt – beispielsweise ihre in der traurigen Kindheit wurzeln­den sexuellen Störungen (wie sie das versteht), insbesondere aber auch die Tatsache, dass sie sich selbst unweigerlich als fri­gide einstuft, weil sie außerstande ist, sich sexuell über die Grenzen hinauszubewegen, sich fallenzulassen und den lustvol­len Höhepunkt zu erreichen.

Dies ist ohne Frage ein Problem, das sehr viele Frauen mit ihr teilen, dasselbe gilt auch für ihre Phantasien, die völlig unzeit­gemäße (wie sie denkt) Phantasien von Unterwerfung und be­reitwilliger lustvoller Unterordnung, von Zwang und Fesseln ent­halten, zu denen sie sich jedoch nie bekannt hat und die sie nie­mals einem Liebhaber zu erzählen wagte. Wie unzählig viele un­glückliche Herzen mag es geben, denen es sehr ähnlich geht wie ihr? Gesegnet mit einem üppigen, lustvollen Körper, aber angefüllt mit Selbstzweifeln und der nagenden Furcht, ob der ei­genen Phantasien vielleicht „pervers“ zu sein.

Dass dann ein „Prinz“ wie Ben kommen muss, um sie zu „erwe­cken“ und über die Grenzen des Anstandes und der Scham hin­auszuführen, das ist ebenso zweifelsfrei eine Wunschphantasie zahlreicher Frauen unterschiedlichsten Alters. Nun, dieser Ro­man schiebt genüsslich das Tor dorthin auf, und er tut es auf eine sanfte, aufreizende Weise. So knapp zeitlich auch der Handlungsbogen ausfallen mag … er enthält eine ganze Reihe aufregender Szenen, die die Lektüre lohnen und es ermögli­chen, das Buch in einem Rutsch binnen von nicht einmal zwei Tagen auszulesen.

Eindeutig ein Qualitätsurteil in meinen Augen. Doch, ja, Annabel Rose ist ein Name, den man sich merken sollte.

Klare Leseempfehlung!

© 2017 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche gehen wir in jederlei Weise sehr weit zu­rück. Von der Handlung her sind wir rund zweitausend Jahre weit in der Vergangenheit. Und dann warne ich zudem schon mal vor: Die Rezension habe ich 1995 verfasst, sie ist also strukturell ein wenig „schlicht“. Aber wer weiß, vielleicht hole ich damit auch für manch einen von euch eine vergessene Perle der SF-Literatur wieder aus dem Dunkel des Vergessens.

Lasst euch da mal überraschen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.