Rezensions-Blog 495: Jack Carter ist unsterblich

Posted Februar 12th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Unsterblichkeit ist ein Menschheitstraum … selbst heutzutage gibt es noch kuriose Wahlplakate, die ich selbst jüngst gesehen habe, auf denen Menschen – richtige Wahl vorausgesetzt – ein Leben mit 800 Jahren (!) Länge verheißen wird. Wir brauchen uns keine Illusionen zu machen, das ist natürlich albern und un­realistisch.

Gleichwohl sind Geschichten, in denen es sich um Menschen dreht, die auf die eine oder andere Weise unsterblich werden, von enormer Faszination für uns. Ob wir uns für die Highlander-Filme begeistern oder uns eher an Simone de Beauvoir halten, ob es um Vampirlegenden geht oder anderweitig verfluchte We­sen (beispielhaft seien hier Hector Barbossa oder Davy Jones aus den Fluch der Karibik-Filmen genannt), das Sujet hat seinen unbestreitbaren Reiz.

Verbindet man dies dann noch mit einer Art von „Unkaputtbar­keit“ a la Deadpool und einem ähnlichen soziopathischen Ver­halten, kann man sich etwa vorstellen, was in dem Roman ge­schieht, den ich heute mal als Lesetipp empfehlen möchte.

Jack Carter ist unsterblich, ja, aber er möchte das nicht sein. Und das hat ziemlich turbulente, fatale Konsequenzen. Schaut einfach mal weiter, wie das aussieht:

Jack Carter ist unsterblich

Von Rebekka Derksen

Piper Wattpad, 2021

448 Seiten, TB, 13.00 Euro

ISBN 978-3-492-50531-4

In Jack Carters Leben, das erst 23 Jahre zählt, ist so einiges schief gelaufen, und es sieht nicht so aus, als sollte die Lage sich in absehbarer Zeit verbessern. Nein, ich korrigiere mich: Sie wird sich NIE verbessern, denn Jack Carter ist unsterblich … und was für viele Menschen eigentlich etwas ist, was sie sich herbeisehnen, versteht er ausdrücklich als Fluch.

Jack ist Spross einer reichen Unternehmerfamilie in den USA und lebt mit seinem besten Freund Wade in einer WG in New York. Mit seiner Familie hat er eher wenig am Hut, am ehesten noch mit seiner Großmutter und seiner kleinen Schwester Vio­let, die im zarten Alter von 14 Jahren eine Ballettkarriere an­strebt. Seine größten Leidenschaften bestehen, seit er im Alter von 17 Jahren eher durch einen ziemlich dämlichen Zufall un­sterblich wurde, in eher nicht sozialkompatiblen „Hobbys“. Als da wären: Gras anbauen, sich mit Hasch und Alkohol en masse zudröhnen und – was ihm bei seinem blendenden Aussehen nicht schwer fällt – Frauen flachzulegen und ein äußerst reges und ziemlich hemmungsloses Sexleben zu führen.

Damit könnte man vielleicht noch halbwegs klarkommen. Aber das letzte Hobby, das er in den vergangenen sechs Jahren hin­zugenommen hat und eher erfolglos ausübt, ist eines, das beim besten Willen nicht mehr gesellschaftsfähig ist.

Er bringt sich gern um.

Und er bringt sich erfolglos um.

Stürzt sich mit Vorliebe von Hochhäusern.

Schneidet sich die Pulsadern auf (oder bis auf den Knochen, je nach Laune).

Dummerweise stirbt er dabei nicht, sondern sein Körper regene­riert sich auf unfassliche Weise. Selbst wenn er durch Leichtsin­nigkeit oder Absicht Gliedmaßen verliert, wachsen sie wie bei manchen seltenen Tierarten kurzerhand nach, und binnen kür­zester Zeit ist Jack wie neu. Er ist buchstäblich unkaputtbar. Und zugleich zutiefst unglücklich.

Die Konsequenz dieses soziopathischen Verhaltens besteht dann darin, dass er zu einer Psychotherapie bei Dr. Elizabeth Bloomfield verurteilt wird. Verstößt er gegen diese Auflage, 48 Sitzungen a 45 Minuten mit ihr zu verbringen, wandert er ins Gefängnis, damit die Gesellschaft vor ihm geschützt ist. Dauer­haft. Was für Jack Carter bedeuten würde: ewig, da er ja nicht sterben kann.

Also beißt er wohl oder übel in den sauren Apfel und tritt bei der Therapeutin an, die auf überraschende Weise einen „Ex-Super­model“ gleicht und in ihm äußerst verständliche Regungen weckt: Wie kann man dieses Weib nur flachlegen? Nun, die Ant­wort ist einigermaßen frustrierend – gar nicht. Sie ist halt seine Therapeutin und hat hart an Jacks soziopathischen Allüren zu knabbern. Er ist arrogant, anmaßend, verweigernd, kindisch, al­bern und verschlossen, und nahezu immer, wenn er behauptet, es sei in der vergangenen Woche nichts passiert, bekommt der Leser durch seine Innenperspektive mit, dass das nicht stimmt, sondern er munter wieder und wieder seine Therapeutin anlügt.

Dennoch bekommt sein Panzer allmählich Risse, und im Laufe dieser 48 Sitzungen, in die das Buch unterteilt ist, erfährt man sehr viel über Jacks gestörtes Verhältnis zu seinem Elternhaus, über seine depressionsanfällige Schwester Vio, die er um jeden Preis schützen möchte, und über vieles andere auch. Dazu zählt beispielsweise die Frage, wie er unsterblich werden konnte, was für bizarre Superkräfte seine – anfangs unbekannten – Ge­schwister besitzen und was schlussendlich dann das Militär mit ihm gern machen möchte.

Tja, und dann tritt halt neben seiner Ex-Freundin Kerry, die nächstens heiraten möchte, von der er aber immer noch nicht die Finger lassen kann, die fesche Soldatin Renee Ledoux auf den Plan, die ihm sogar sagt, dass sie ihn liebt. Und schließlich taucht – wohl unvermeidlich – die Superschurkin Jill auf, deren Lieblingsthema Mord ist. Und Jack Carter steht ihr im Weg, wo­mit die Geschichte ziemlich hässliche Züge annimmt …

Dieser Roman, der ursprünglich auf der Online-Plattform Watt­pad veröffentlicht wurde, ist ein eigenartiges Gebilde. Anfangs nahm ich tatsächlich an, dass ich Jack wirklich gründlich hassen lernen würde, denn in der Tat benimmt er sich derart schamlos sexistisch und verstößt quasi gegen jede vorstellbare Konvention, dass man ihn im Grunde gar nicht mögen kann. Wie oberflächlich er ist, merkt man übrigens allein schon daran, dass er erst bei der 15. Sitzung den Namen seiner Therapeutin kennen lernt (S. 99!). Vorher sind die Frauen mit denen er sexuell anbandelt und sie meist nach einer Nacht wieder munter und reuelos fallen lässt, gewissermaßen austauschbar und beliebig … Dutzendware, könnte man sagen, und er findet das völlig normal. Auch kümmert ihn Liz´ Name eine geraume Zeit, die mehreren Handlungsmonaten entspricht, gar nicht, sondern er pflegt sie mit „Babe“ und ähnlichen Bezeichnungen anzuspre­chen.

Allein das wäre in Zeiten von „MeToo“ ein absolutes No-Go. Kümmert ihn nicht eine Sekunde lang, sondern das hält er für völlig normal … er ist echt eine harte Nuss für Dr. Bloomfield, das kann man nicht anders sagen.

Dass Carter allerdings massive Bindungsängste hat, mangeln­des Selbstwertgefühl, keinen Sinn im Dasein sieht – weswegen er sich unzählige Male umzubringen sucht, einmal direkt vor den Augen seiner Therapeutin (die ihn daraufhin einweist!), das erzeugt während des Lesens alsbald einen anderen Effekt beim Leser. Man beginnt hinter die Fassade aus Schroffheit, Ver­schlossenheit und Sarkasmus zu blicken, sieht die tiefe, nagen­de Verzweiflung und die Ziellosigkeit in seinem Leben.

Der Sarkasmus und die bisweilen verrückten Kapriolen seines Lebens, die hier zugleich auch geschildert werden, machen das Buch dann aber so lesenswert, wie ich fand, dass ich mit dem Schmökern nicht aufhören konnte und mühelos 80-100 Seiten am Tag wegschmökerte. So besonders Jacks Sicht auf die Welt auch ist … im Laufe der Therapiesitzungen verändert er sich durchaus. Ich fand es leider nur wenig glaubwürdig, wie wenig in diesen 45-Minuten-Sitzungen geredet wird. Okay, er ist meis­tens entweder zugedröhnt oder so abwesend, dass seine Ge­danken auf wildeste Themenfelder abirren. Dennoch waren die Sitzungen im Grunde genommen zu knapp ausgeführt und dar­um etwas unplausibel. Das Strukturmuster an sich ist hingegen durchaus interessant.

Ob er am Ende die Kurve kriegt und entweder mit seiner Ex-Freundin Kerry oder der Soldatin Renee glücklich wird? Ob er es tatsächlich schafft, mit seiner Therapeutin zu schlafen? Oder ei­nen Sinn im Leben zu finden und – vielleicht – der vom Militär angestrebte Superheld wird? Das sei hier nicht vorweggenom­men, das sollte man lesen. Aber ich sage schon vorab: Es ist nicht völlig abwegig, wenn der Klappentext schreibt, Jack Carter sei „New Yorks einziges unsterbliches Arschloch“. Ich könnte jede LeserIn verstehen, die nach drei Kapiteln genervt und an­gewidert sagt, dass sie nicht weiterlesen möchte. Andererseits sagen Leser auf Wattpad, dass Jack Carter zu ihren „Lieblings­charakteren“ zählen würde. Die Meinungen gehen da also weit auseinander.

Da hat wohl jemand was richtig gemacht, scheint es.

Am besten wird es wohl sein, ihr bildet euch selbst ein Urteil. Ich empfand es als willkommene Abwechslung von den notori­schen Superheldengeschichten, auch wenn diese hier ihre Wur­zeln in der Marvel-Welt natürlich nicht verleugnen kann. Wagt einfach mal das Leseabenteuer, vielleicht könnt ihr euch damit auch anfreunden.

© 2022 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kehren wir dann wieder in die Welt von Clive Cusslers NUMA zurück. Mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 601: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 61

Posted Februar 9th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich habe euch beim letzten Mal in einer hochdramatischen Lage zurückgelassen, und ich könnte jeden Millimeter abgekauter Fin­gernägel gut verstehen. Dieses Mal gilt es zu berichten, wie der Verräter-Baumeister gestellt wird und die Gefahr namens VERRI­COR unschädlich gemacht werden kann.

Wird danach die Lage einfacher für Oki Stanwer und seine Ge­treuen? Da würde ich mal mit einem klaren Jein antworten. Die Art der Probleme verändert sich signifikant, soviel ist sicher. Schauen wir ganz kurz zurück:

Was zuletzt geschah: Die ganze Galaxis, soweit sie noch ge­fechtsfähig ist, kämpft um die Baumeister-Ringwelt RANTALON. Wir haben hier die Streitkräfte von Soffrols Neuer LIGA versam­melt, GOLEMS Armeen, das kleine Häuflein von menschlichen Galaxisrebellen um Marconius Stanwer, unterstützt von dem Baumeisterstern MONOLITH und dem Baumeister, der aus der Vergangenheit kam und den Rebellen die Zeitfeldgeneratoren übergab.

Seither glauben die Rebellen wieder an den Sieg … und werden doch auf grässliche Weise getäuscht. Denn der wahnsinnige Baumeister hat in Wahrheit ihren Untergang im Sinne. Die Zeit­feldgeneratoren, mit denen es 30 Schiffe schaffen, die Hinder­nismauer der Zeitgezeiten zu überbrücken, sind manipuliert. Und die negativen SYNDIKATS-GRALSJÄGER auf RANTALON schicken die Zeitschiffe noch tiefer in die Vergangenheit zurück.

Der Verräter-Baumeister begibt sich derweil nach VERRICOR und bereitet sich darauf vor, ganze Sonnensysteme zu „lö­schen“. Er beginnt mit der Lenkwelt THRAVOOR, wo Oki Stan­wer und seine Gefährten von der LIBERATOR in Stasis stecken, die just in den Minuten aufhört, als der Löschprozess beginnt. Doch das Einschreiten des positiven GRALSJÄGERS TAASIK-889 und von Okis Sohn Marconius verhindern den Mordanschlag.

THRAVOOR wird gelöscht. Dann folgt MONOLITH, von dem kurz zuvor noch Maria Sandriacochi die Flucht gelang. Und während Marias und Oki Stanwers ERKUNDER parallel VERRICOR ansteu­ern, um das Schlimmste zu verhindern, sterben im mörderi­schen Primärenergiefeuer VERRICORS die letzten Dämonen. Oki und der positive Baumeister begeben sich hinein nach VERRI­COR, um zu verhindern, dass auch noch RANTALON vernichtet wird …

Episode 106: Verrätertod

(1998, digitalisiert 2024)

VERRICOR, 21. Mai 3938: TAASIK-889 macht sich auf den Weg nach RANTALON, soll aber zuvor nach Aussage seiner Temporal­sphäre noch einen Abstecher realisieren, den der GRALSJÄGER für Wahnsinn hält.

Oki Stanwer und der Baumeister erreichen derweil VERRICORS Zentrale. Doch durch die ständigen primärenergetischen Schockwellen der Löschprozesse ist der Herr des Lichts massiv behindert und leidet Höllenqualen. Da taucht der Verräter-Bau­meister auf.

LIBERATOR: Okis Helfer des Lichts, Kleines und Sketahr, spüren über die Helfer-Kopplung jählings, dass Oki in Lebensgefahr schwebt, und sie befehlen den sofortigen Rücksturz nach VERRI­COR, selbst auf die Gefahr hin, vernichtet zu werden.

VERRICOR: Der nächste Löschimpuls vernichtet das solare Sys­tem. Als der Verräter-Baumeister spürt, dass ihm die Zeit knapp wird, ändert er sein Vorgehen und lässt den Countdown für die RANTALON-Löschung anlaufen.

Im buchstäblich letzten Augenblick können Oki Stanwer und der loyale Baumeister den wahnsinnigen Artgenossen aufhalten und töten … aber dann kann nur eine Dauerschaltung durch Anwe­senheit eines Baumeisters verhindern, dass die akkumulierten Energien auf RANTALON abgeschickt werden. Sie werden statt­dessen VERRICOR selbst auslöschen … und den loyalen Bau­meister, der sich opfert.

Oki Stanwer selbst wird schwer verletzt aus VERRICOR transmit­tiert und von Marias ERKUNDER an Bord genommen. Die folgen­de Zerstörungsschockwelle, vor der die beiden Schiffe nun flüchten, vernichtet Tausende von Lichtjahren Raumzeit. Erst weit jenseits des Galaxisrandes kommen die LIBERATOR und Marias ERKUNDER wieder zum Stillstand.

Doch jetzt ist guter Rat teuer.

Und die Lage vor RANTALON ist immer noch erstarrt. Hoffnung ist weithin nicht in Sicht.

Unter diesen äußerst misslichen Vorzeichen beginnt nun der Fi­nalzyklus des 16. KONFLIKTS des Oki Stanwer Mythos …

Episode 107: Versprengte der Zeiten

(1998, digitalisiert 2024)

Blende 1: Rebellenschiff ONYX

Rachel Woroschin ist die Kommandantin des Diskusschiffes ONYX, das zu den 30 Zeitschiffeinheiten der Galaktiker gehört, die am 20. Mai 3938 den Hinderniswall der Zeitgezeiten um RANTALON überwinden … doch dann führt der Einsatz von Para­bel-Tempometern der SYNDIKATS-GRALSJÄGER auf RANTALON dazu, dass das Schiff zwar über RANTALON materialisiert … aber seltsamerweise lässt sich der Raum jenseits des RANTALON-Or­bits nicht mehr anmessen.

Sie halten das für eine Auswirkung der Zeitgezeiten und irren sich auf schreckliche Weise. Darum verfolgen sie ihren Auftrag. Er besteht darin, die Generatoren für die Zeitgezeiten, die der verräterische Baumeister völlig korrekt auf der Oberfläche RAN­TALONS ausfindig gemacht hat, anzusteuern und zu zerstören. Dann soll der Weg für den Rest der Rebellenschiffe frei sein.

Doch die Annäherung an RANTALON aktiviert das Abwehrsystem der Ringwelt, und die ONYX stürzt irgendwo in den schier endlo­sen Weiten des Planeten ab. Von der Besatzung überleben nur 32 Personen. Glücklicherweise wurden zumindest die während der Umkreisung gemachten stellaren Daten gesichert … doch als der Bordastronom El Chom sie analysiert, kommt er zu einer erschütternden Erkenntnis: Die ONYX ist aus für sie unverständ­lichen Gründen rund 7.000 Jahre in der Vergangenheit gestran­det! Die black box des Baumeisters ist ausgebrannt, jenseits der Regenbogenwolken um RANTALON existiert keine Mensch­heit … und niemand wird sie jemals finden!

So bleibt Rachel Woroschin und ihren Gestrandeten nichts ande­res übrig, als Familienplanung zu betreiben und das Beste aus der Lage zu machen. Aber es sieht bestürzend so aus, als wür­den sie niemals wieder eine andere Menschenseele zu Gesicht bekommen …

Episode 108: Temporale Fußstapfen

(1998, digitalisiert 2024)

Blende 2: Rebellenschiff JADEPERLE

Auch die JADEPERLE gehört zu den 30 Zeitschiffen, die die Zeit­gezeiten überwunden haben. Die Besatzungsmitglieder unter Kommandant Lin-Tong haben wie die Crew der ONYX ihre klaren Befehle. Doch das Schiff wird von den Regenbogenwolken RAN­TALONS regelrecht abgeschossen, und nur eine Handvoll Über­lebender kann sich aus dem Wrack schließlich befreien.

Etwa drei Monate lang irren die Überlebenden durch die unwirt­liche Wildnis RANTALONS und entdecken, dass sie an der Ober­fläche in diesem Sektor nicht vorankommen. Tiefensondierun­gen zeigen aber, dass dicht unter der Oberfläche ein Netzwerk von Tunneln existiert, von dem der Baumeister nie etwas erzählt hat – vielleicht sind das Verkehrsverbindungen, wird gehofft. Durch eine Sprengung gelangen die Männer und Frauen um Wade Irraly und Tim Murano in diese Tunnel … unheimliche Orte, 4 x 4 Meter große, einwandfrei künstliche Strukturen, aber vollkommen leer. Und Dutzende von Kilometern weit ziehen sich diese Tunnel schnurgerade durch den Untergrund.

Die Tunnelgänger wider Willen beginnen in mühsamen Gewalt­märschen die unterirdischen Labyrinthe zu erforschen. Und hier stellen sie alsbald in einem Hohlraum erschreckende Dinge fest.

Zum einen entdecken sie die Rudimente gewaltsam demontier­ter Technologie … sie sind augenscheinlich nicht die ersten hier unten. Und dann finden sie auch noch verwitterte Reste galakti­scher Technik, mit der die zeitreisenden Schwesterschiffe aus­gestattet wurden.

Schiffe, die zeitgleich mit ihnen abgeflogen sind, die aber hier offensichtlich Jahrhunderte früher ankamen und deren Besat­zungen hier von überlegenen Feinden brutal niedergemacht wurden.

Da wird ihnen entsetzlich klar, dass sie vermutlich verloren sind und weit weg von der Realgegenwart …

Episode 109: Die Tunnelgänger

(1998, digitalisiert 2024)

Blende 3: Rebellenschiff ARIADNE

Die Männer und Frauen der ARIADNE, die das Schicksal der ONYX und der JADEPERLE tendenziell teilen, haben mehrere Vorteile, als sie RANTALON im Gestern erreichen. Auch sie wur­den von den Parabel-Tempometern abgelenkt, allerdings sind sie nur wenige Jahre in der Vergangenheit gestrandet. Kommandant Harper Collins ist entschlossen, diese paar Jahre Zwangsaufent­halt auf RANTALON zu nutzen, ihr Ziel zu realisieren: Die Zerstö­rung der Zeitgezeiten-Generatoren. Und sie sind dicht dran, denn das Hochland, das sie erreichen müssen, ist nur 72 Kilo­meter entfernt.

Es gibt zwei kapitale Nachteile bei dieser Mission – zum einen sind die negativen GRALSJÄGER schon in dieser Zielzeit aktiv und haben für den Schutz ihrer Einrichtungen gesorgt. Und zum zweiten wird das Hochland nach außen verteidigt von SENSO­REN RANTALONS – gnadenlosen Wächtern, die jeden Angreifer rigoros vernichten.

Als dann auch noch die Soziologin Ariadne Xanthopoulos bei ei­nem Ausflug in den Wald von einer Riesenspinne entführt und scheinbar gefressen wird, lernen die Gestrandeten wirklich das Grauen.

Und bald darauf das Wundern, denn drei Tage später taucht sie wieder auf – zusammen mit einer monströsen Riesenspinne, die, wie sie nun erklärt, einem fremdartigen Intelligenzvolk ent­stammt, das „Zonnk“ zu heißen scheint. Bedauerlicherweise ha­ben sie keine Ahnung vom arachnoiden Baumeister-Hilfsvolk der Zhonc. Und, noch trauriger: Die Zhonc sind selbst vor vielen Jahrhunderten auf RANTALON gestrandet.

Aber sie sind kooperativ und führen die gestrandeten Galaktiker in ihr Habitat, das sie sich in den unterirdischen Tunnelnetzen in Oberflächennähe eingerichtet haben. Da sie die Tunnel weithin schon kartiert haben, scheint es die Möglichkeit zu geben, sozu­sagen unterirdisch in das Hochland vorzustoßen und sich dann den Weg an die Oberfläche freizusprengen.

Harper Collins und die anderen haben freilich keine Ahnung davon, dass eine Zhonc-Sippe schon vor rund 600 Jahren in den Tunneln auf eine versprengte Gruppe Galaktiker von der JADE­PERLE gestoßen ist (vgl. Bd. 108!), die sie bis zu ihrem Alterstod gepflegt haben. Die Zhonc nehmen bedauernd an, dass auch Collins und seinen Begleitern dieses Schicksal droht. Sie haben keine Ahnung, dass der KONFLIKT-Horizont nur noch zwei Real­jahre entfernt ist …

Episode 110: Das Ziel jenseits des Horizonts

(1998, digitalisiert 2024)

RANTALON, 8. Juun 386: In der Shansing-80-Domäne, einem streng hierarchischen Kastenstaat auf RANTALONS Oberfläche, haben sich die späten Nachkommen einer vierten Zeitschiff-Ein­heit, der EVEREST, niedergelassen und in der SCHRIFT wichtige Informationen für die Zukunft hinterlassen.

Als der schwarze Unterklasse-Arbeiter Tanasic Goor intim mit der Landarbeiterin Alisha Nuu zusammenkommt, werden sie beide aus dem Gemeinwesen verbannt und treffen im Umland auf weitere Exilierte, so genannte „Unzufriedene“, die hier dar­auf hinarbeiten, langfristig das Gesellschaftsmodell der Shan­sing-80-Domäne, das seit Generationen von drei Kernfamilien dominiert wird, zu überwinden.

Die Domäne ist jenseits ihrer archaischen Gestaltung ein seltsa­mer Ort. Die Menschen dort verlassen sich bei Geburten auf die „Guten Geister“, unter denen man zweifelsohne die SENSOREN RANTALONS verstehen muss. Und sie selbst leben in Symbiose mit den so genannten „Lebenshelfern“, mikroskopisch kleinen, silbrig schimmernden Organismen, auf die auch frühere Ge­strandete in den Vorgängerbänden schon getroffen sind, ohne ihre Natur zu verstehen.

Und sie alle ahnen nicht, dass sich ihnen auf grässliche Weise der gewaltsame KONFLIKT der Gegenwart nähert, wiewohl sie ihn schon sehen können – rund 70 Kilometer Luftlinie entfernt dauern massive Lichterscheinungen in den Vu-Long-Bergen an, die den Bewohnern Rätsel aufgeben.

Dort ist ein Söldnerheer des SYNDIKATS dabei, sich gegen die automatische Abwehr RANTALONS zu wehren und wird dabei gnadenlos dezimiert.

Das SYNDIKAT hat ein ernstes Problem auf RANTALON, denn die Pläne geraten zunehmend in Verzug. Irgendwelche Kräfte haben eine Dezentralisierungs-Direktive ins System eingespeist, so­dass die vormals „sicher“ ermittelten Ziele sich auf einmal nicht mehr dort befinden, wo sie sein sollten. Weswegen sich die gan­ze Aktion des SYNDIKATS gegen RANTALON massiv verzögert.

Und alles dies geschieht nur wenige Tage vor dem Moment, da „das Ziel jenseits des Horizonts“ aus der SCHRIFT erreicht wird: der Monat Juni des Jahres 3938 galaktischer Zeitrechnung.

Jener Tag, da mutmaßlich die Zeitgezeiten fallen sollen und die mörderischen Feinde, die jenseits des Zeitwalls lauern, RANTA­LONS Boden betreten.

Lokes, Weeler, Synox und Matrixaten von der Neuen LIGA.

Allis und Dämonenwaffen aus GOLEMS Armeen.

TOTAMS Totenköpfe.

Und, vielleicht, noch überlebende Galaxisrebellen.

Der KONFLIKT holt die Shansing-80-Domäne zunehmend ein. Und das Schlagkräftigste, was sie als Waffe aufbieten können, sind Pfeil und Bogen und Armbrüste … Waffen, über die die GRALSJÄGER-Armee nur herzlich lachen kann.

Nein, es sieht absolut gar nicht gut aus …

Wie es weitergeht, erfahrt ihr im kommenden Beitrag dieser Ar­tikelreihe,

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Rezensions-Blog 494: Dream Maker 1: Sehnsucht

Posted Februar 5th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es liegt schon ein paar Jahre zurück, da empfahl ich euch anno 2021, es doch mal mit der romantischen Autorin Audrey Carlan zu versuchen und schmökerte mich höchst angenehm durch die 12 Episoden ihres „Calendar Girl“-Zyklus, der auf Deutsch in vier dickleibigen Büchern bei Ullstein verlegt wurde.

Da er mir so gut gefallen hatte, fahndete ich natürlich nach wei­teren Werken und stieß prompt auf den nächsten Zyklus, eben­falls in zwölf Monatsgeschichten aufgeteilt, ebenso in Deutsch­land in vier dickleibigen Bänden veröffentlicht. Und die schöne Erfahrung aus dem ersten Zyklus wiederholte sich mit diesem hier sehr rasch.

Ja, der erste Band hat 466 Seiten, natürlich. Ja, wir müssen uns in völlig neue Vitae der Personen einarbeiten. Okay. Und dies­mal steht statt einer jungen Frau eben ein Männertrio im Zen­trum der Betrachtung (und entsprechend attraktive, intelligente Kundinnen). Hat mich das irgendwie behindert? Nein. Wie ich unten zeige, war ich im Gegenteil verdammt fix in der Geschich­te drin und habe sie mit Heißhunger verschlungen.

Selbstverständlich gibt es gewisse Parallelen zu „Calendar Girl“, das ist aufgrund der Erscheinungsmodalitäten unver­meidlich. Aber noch mehr als bei früheren Zyklus merkt man hier, dass frühzeitig darauf geachtet wurde, ein Kontinuum zu erschaffen. Protagonisten, die einmal im Fokus sind – Skyler Pai­ge und Sophie Rolland sind gute Beispiele dafür – , versinken nicht nach Ende des Auftrags in der Versenkung, sondern tau­chen immer mal wieder auf.

Ich freue mich jedenfalls sehr, euch diese Romane jetzt im Ab­stand von ein paar Wochen vorstellen zu können und hoffe, ihr seht es ähnlich, dass das verdammt leckeres Lesefutter für ro­mantische Seelen ist – so empfand ich das nämlich:

 

Dream Maker 1: Sehnsucht

(OT: International Guy – Paris/New York/Copenhagen)

von Audrey Carlan

Ullstein 29047

466 Seiten, TB

Juli 2018, 12.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

ISBN 978-3-548-29047-8

International Guy ist eine Firma von drei jungen und ungebun­denen Männern aus Boston, die sich mit einer neuartigen Be­rufsidee selbständig gemacht haben. Parker Ellis, Bogart „Bo“ Lundigren und Royce Sterling bieten ihre Hilfsleistungen für ver­mögende Frauen an, und dabei handelt es sich um ein Coa­ching, das diese Frauen aus Lebenskrisen herausholen soll. Ihr Einsatzgebiet ist weltweit, aber wie das immer so ist – sie sind natürlich mit ihrer neuartigen Idee zunächst auf Mundpropagan­da von erfolgreich beratenen Kunden angewiesen.

Parker Ellis, der den Spitznamen „Dream Maker“ trägt, ist dabei für die psychologische Einfühlsamkeit verantwortlich, Bo als „Love Maker“ hat sich den Lifestyle der Kunden auf sein Panier geschrieben und erfüllt ohne Frage den Traum vieler Frauen, in­dem er sie in Stil-, Kleidungs- und Etikettefragen berät. Und schließlich nimmt sich der hünenhafte Schwarze Royce als „Mo­ney Maker“ die finanziellen Verhältnisse der Kundinnen vor. Je nach Auftragslage ist mal der eine, mal der andere der „Interna­tional Guy“-Spezialisten gefragt, in der Regel agieren sie aber alle gemeinsam.

Der erste Auftrag in dieser zwölfteiligen Serie, die nach den Ein­satzorten aufgegliedert ist, führt das Team der Hochschul-Freun­de nach Paris. Hier sind ihre Fähigkeiten von der jungen Kon­zernerbin Sophie Rolland angefordert worden. Sie sollte lang­sam in den Kosmetikkonzern ihres Vaters hineinwachsen, doch nach dessen jähem Tod muss sie sofort die Führung antreten … und fühlt sich damit vollständig überfordert.

Ebenso überfordert ist die eher schlicht und als „graue Maus“ auftretende, zierliche Französin vom Trio aus den Staaten, die buchstäblich ihre gesamte Persönlichkeit umkrempeln. Weder Kleidung noch Auftreten bleiben gleich – und dann beginnt es auch noch mächtig zwischen Sophie und dem Dream Maker zu prickeln.

In der Firma gibt es allerdings ernste Probleme, wie Royce als­bald entdeckt, und nicht wenig hat mit sexistischem Verhalten alteingesessener Alphamänner ebendort zu tun. Schnell steuert die Neuausrichtung der Firmenführung auf Konfrontationskurs …

Nachdem die drei Freunde Sophie Rollands Unternehmen und die neue Firmenchefin erfolgreich beraten haben, empfiehlt sie Parker Ellis einer befreundeten Agentin einer Schauspielerin aus New York, Tracey Wilson. Und damit geht das Abenteuer speziell für Ellis los – denn die neue Klientin, die das Team beraten soll, ist niemand Geringeres als die berühmte Schauspielerin Skyler Paige. Und Skyler, die schon in der ersten Folge der Serie er­wähnt wurde, ist Ellis´ alter Traumfrau-Schwarm. Und nun steckt Skyler, eine bildhübsche Blondine, in einer kreativen Krise, hat offensichtlich jede Freude am Schauspielern verloren und sich in New York in ihrem Hochhaus-Apartment verbarrikadiert.

Parker Ellis fühlt sich in einen Wunschtraum versetzt: er soll mehrere Wochen lang auf Tuchfühlung mit seiner Traumfrau ge­hen und ihr auf Schritt und Tritt folgen und helfen, in ihrem Be­ruf von neuem Energie zu schöpfen und zum alten Erfolg zu­rückzukehren? Phantastisch!

Und alles geht schon unglaublich los, denn als Parker Ellis in ihrem Apartment auftaucht, macht sie ernstlich halbnackt die Tür auf, weil sie ihn für ihre zurückkehrende Agentin hält … und von dem Moment an brennt die Luft zwischen den beiden. Der eingefleischte Junggeselle Parker, der nach einer gescheiterten Verlobung ausgeprägte Bindungsängste zeigt, fühlt eine unfass­bare Anziehungskraft zwischen der depressiven Schauspielerin – und es dauert nicht sehr lange, bis er merkt, dass zwischen ihm und Skyler Paige eine völlig andere Art von Anziehungskraft herrscht als sonst zu anderen Kundinnen. Aber er kann damit definitiv nicht umgehen, wiewohl er die wachsende Leiden­schaft mit Skyler unbändig genießt …

Der dritte Auftrag reißt das junge Paar dann auseinander, das kaum mehr die Finger voneinander lassen kann. Und Parker merkt, wie schwer ihm der Abschied fällt. Dennoch ist es nötig. Sie haben beide ihre Leben, und während er üblicherweise in Boston lebt und wirkt – und international eben als „International Guy“ – , ist Skyler mit Lebensmittelpunkt New York im Schau­spielberuf auch viel unterwegs, oftmals an der Westküste der Vereinigten Staaten.

Während Parker Ellis am liebsten weiterhin an Skylers Seite sein möchte, ohne sich darüber bisher klar geworden zu sein, was sie jenseits ihrer intensiven Leidenschaft wirklich verbindet, muss er nun nach Kopenhagen reisen, „um eine Prinzessin zu zähmen“, wie er sich ausdrückt.

Was genau bedeutet das? Nun, das dänische Königshaus, so imaginiert Audrey Carlan hier (und bittet auf niedliche Weise um Entschuldigung, dass vieles von dem, was sie erzählt, natürlich rein fiktiv sei), hat ein Thronfolgeproblem. Der aktuelle König liegt im Sterben, Kronprinz Sven möchte seine Jugendliebe Christina heiraten, und im Grunde genommen würde dann alles in Ordnung sein. Aber Christina ist derzeit dabei, krass ihren ei­genen Ruf öffentlich zu ruinieren. Dies kommt ihrer älteren Schwester, Prinzessin Elizabeth, zupass, die sich seit Jahren dar­auf vorbereitet hat, ihren Platz an seiner Seite einzunehmen. Aber die Mutter, Fürstin Mary Kaarsberg, beharrt darauf, dass Christina Sven heiratet. Und dafür muss die außer Kontrolle ge­ratene Prinzessin wieder „normalisiert“ werden.

Parker Ellis stellt, als er in Dänemark angekommen ist, rasch fest, dass die Verhältnisse auf groteske Weise verzerrt sind. Sven liebt Christina, Christina liebt Sven, seltsamerweise, aber er macht sich nichts aus Elizabeth … während Christina zugleich darauf drängt, ihre Schwester sei die bessere Königin an seiner Seite. So muss der Dream Maker auf investigative Weise her­auszufinden suchen, was hier eigentlich los ist. Diesmal geht es dann weniger um amouröse Abenteuer als um angewandte Psy­chologie.

Doch auf einem anderen Schauplatz versagt seine Gabe – näm­lich, als schlussendlich seine erste und zweite Kundin, Sophie Rolland und Skyler Paige, in Dänemark aufeinander treffen …

Der neue Romanzyklus von Audrey Carlan, den ich jüngst zu le­sen begann, entwickelt exakt denselben Sog wie ihr letzter, der „Trinity“-Zyklus.1 Ebenso, wie ich den ersten Band dieses Zyklus binnen zwei Tagen verschlang, ging es mir auch mit diesem Werk. Im Nu wurde ich mit den neuen Personen warm, nament­lich natürlich mit Parker Ellis und seiner Familie, die in Boston ein familiäres Restaurant betreibt, aber auch mit den Gefährten von „International Guy“ und schließlich auch mit der ab Band 2 neu eingestellten Assistentin Wendy Bannerman, die als First-Class-Hackerin zugleich einen gewissen Pfad in die BDSM-Szene darstellt, weil sie ihrem Geliebten „Sir Mick“ angeblich „gehört“. Zugleich ist sie ein Mädel, das sofort hundertzwanzigprozentig durchstartet.

Ich gestehe, dass ich anfangs ein wenig skeptisch gegenüber diesem Zyklus war, weil ich fürchtete, er sei nur das Spiegelbild von Audrey Carlans „Calendar Girl“-Zyklus … was nicht völlig falsch ist. Zugleich vermeidet die Autorin plumpe Analogien und bringt den Leser mit interessanten und zeitgemäßen Problemen zusammen: mit Sexismus in Firmen, ein eindeutiger Effekt der #MeToo-Bewegung (und unbedingt wichtig), mit Medienhype und Burnout-Phänomenen in der medialen Welt, und schließlich – das war dann ein wenig altbacken – mit royalen Rollenverant­wortungsvorstellungen.

Wenn man darüber hinaus noch neugierig darauf schielt, wie sich das schwierige Verhältnis des offensichtlichen Liebespaars Parker Ellis und Skyler Paige entwickelt, wird man überhaupt nicht mehr spüren, wie die Hunderte von Seiten vorüberfliegen. Natürlich, der „Love Maker“ und der „Money Maker“ bleiben ak­tuell noch in der zweiten Reihe, und manche Konflikte lauern unter der Oberfläche und werden noch nicht akut, im Gegensatz zu derjenigen zwischen Sophie Rolland und Skyler, aber das kann sich ja noch ändern.

Witzig fand ich übrigens, nachdem ich jüngst ja beim „Trinity“-Zyklus Audrey Carlans Schreiben in Verbindung brachte mit Syl­via Days „Crossfire“-Zyklus, dass Carlan hier ausgerechnet ei­nen der „Crossfire“-Romane ausdrücklich in den Lesefokus von Skyler Paige und Parker Ellis rückt. Man sieht schlagend, dass sie von Day nicht eben wenig gelernt hat und die Kollegin auf diese Weise gern empfiehlt. Absolut mit Recht.

Mir hat der Auftaktband der Reihe sehr gut gefallen, und ich bin schon 60 Seiten tief im Nachfolgeband, was wohl auch für sich spricht.

Eindeutige Leseempfehlung!

© 2020 by Uwe Lammers

Nächste Woche lernen wir dann als totales Kontrastprogramm einen absoluten Egoisten kennen, den man gar nicht mögen KANN. Jemand, der gern sterben möchte, es aber einfach nicht kann. Warum das nicht? Ach, das erzähle ich euch beim nächs­ten Mal genauer.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Und ich bitte um Entschuldigung, wenn ich hier kurzerhand die Reihenfolge der Zyklen verwechselte. Den Trinity-Zyklus von Audrey Carlan habe ich auch gelesen und rezen­siert … die Beiträge werden nachgereicht.

Liebe Freunde des OSM,

zugegeben – der Titel ist wirklich allerjüngsten Datums. Er fiel mir heute früh ein (wir schreiben aktuell den 7. April 2024). Doch obwohl der Beitrag selbst erst in etwa acht Monaten das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird, möchte ich zumindest schon mal ein bisschen daran schreiben.

Die Jubiläumsartikel zum jeweils vollen Hunderter meines Blogs haben schon Tradition seit dem Jahr 2015. Und ich habe mich ei­gentlich immer bemüht, mir für diesen Anlass etwas Besonde­res einfallen zu lassen. Dieses Mal habe ich mir diesen Gedan­ken wirklich nicht leicht gemacht.

Im Grunde konkurrierten mehrere Grundideen. Zum einen sin­nierte ich, ob ich die Artikelreihe „Legendäre Schauplätze“ in eine zweite Staffel führen könnte. Schauplätze, die bei den ers­ten 26 Artikeln nicht erfasst wurden, gibt es reichlich. Immerhin reden wir, wenn dieser Beitrag erscheint, über weit mehr als 2300 OSM-Werke, in denen ich mich in vielen Universen, Galaxi­en und Reichen des Kosmos herumgetrieben habe.

Ein zweiter Gedanke, den ich auch schon länger hege, beschäf­tigte sich mit „Legendären Völkern“. Dazu gibt es bereits seit langem eine (unvollständige) Liste. Aber da ist der Gedanken­prozess noch lange nicht abgeschlossen. Also wurde auch diese Idee aufs vorläufige Abstellgleis geschoben.

Eine dritte Idee bezog sich, analog zur zweiten, auf „Famous Villains“. Das fasziniert mich auch schon lange Zeit, etliche Jah­re, um ehrlich zu sein. Warum zögere ich dann damit, euch sol­che Wesen wie Soffrol, den Dämonenschlächter, HORUS, GOLEM usw. vorzustellen? Nun, das hat wesentlich damit zu tun, dass ihr mit nahezu allen davon noch keine direkte literarische Be­rührung gehabt habt. Und das solltet ihr dann doch schon ha­ben, denn erst dann entfalten die Informationen über diese We­sen, die ich euch zukommen lassen möchte, ihren speziellen Reiz und verankern sich fester in eurer Erinnerung.

Auch diese Idee ist also zunächst einmal suspendiert.

Und dann stieß ich auf eine mehrseitige handgeschriebene Lis­te, die mit „Blogartikel: Romanwerke“ überschrieben war. Da hielt ich dann inne und grübelte.

Die Idee zu dieser Liste kam mir 2023, als ich ergänzend zu meinen „Langzeitprojekten“ sinnierte, ob ich darin auch solche Werke wie „Rhondas Aufstieg“ aufnehmen sollte. Sinnvoll wäre es unbedingt, denn an diesem Werk arbeite ich ja bereits seit 2008, womit jede Bedingung für ein Langzeitprojekt erfüllt ist. Es gibt dabei jedoch ein „Aber“, das sofort sichtbar wird, wenn ich weiterschreibe: „Rhondas Aufstieg“ ist der dritte Teil eines wenigstens vierteiligen Romanzyklus. Würde eine sol­che Beschreibung eines Romans begreiflich sein, wenn ich ge­wissermaßen fünftausend Seiten Vorgeschichte ausblende? Ihr könnt euch ja mal überlegen, wie viel Sinn es macht, die Perry Rhodan-Serie inhaltlich erst ab Band 3000 zu erzählen … da versteht wohl jeder nur noch Bahnhof.

Also nein, das würde nicht klappen.

Wenn ich diesen Roman – und etwa auch „Abenteuer im Ar­chipel“, der ja auch ein zweiter Teil eines mehrteiligen Roman­zyklus um meine Prinzessin Christina von Zhiongar ist – aufnäh­me, wären nur ratlose Mienen die Folge. Wenig nützlich. Ließe ich ihn aber heraus, wäre in der Folge der langen, abgeschlosse­nen Romanwerke eine Lücke, ein Präzedenzfall, geschaffen wor­den.

Das gefiel mir auch nicht.

Da ich kurzfristig keine Lösung sah, wanderte diese Liste in den Vorsatz meines aktuellen Blogartikelordners, wo sich auch die Blätter zu den „Langzeitprojekten“ befinden, und wurde über die letzten Monate mitgeschleppt.

Inzwischen, so denke ich, kann ich für das Jahr 2025 dazu über­gehen, diese Rubrik als Artikelreihe zu eröffnen. Beginnen wird sie voraussichtlich mit Blogartikel 610. Derzeit ist gedacht, vielleicht alle 10 Artikel ein solches Werk vorzustellen. Manch­mal werden es auch zwei oder drei sein, da manche Romane etwa bei der Agentenserie „Mike Cole“ als Doppelbände oder Trilogien daherkommen.

Andere Romane werden recht kurz abgehandelt werden müs­sen. Ein solcher Fall wird der Roman „Der Sirenen-Stern“ sein. Das liegt schlicht an der Tatsache, dass mir das Skript ab­handen kam, weil ich es in den 80er Jahren fahrlässig als Origi­nal verschickte und keinen Durchschlag oder dergleichen davon besaß. Dumm gelaufen.

Es wird ansonsten recht verschiedene Kategorien geben, die ziemlich bunt durchmischt sein werden. Davon soll jetzt mal die Rede sein.

Beginnen wird die Artikelreihe mit meinem frühesten längeren Textwerk, dem Roman „Der stählerne Tod“ von 1979, von dem ich vor langer Zeit schon mal erzählt habe. Er ist gewisser­maßen ein Crossover aus den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder hin zum frühen Oki Stanwer Mythos, allerdings stark durchmischt von Anleihen an meine damalige Lektüre, wobei von „Herr der Ringe“ bis „Star Wars“ und Horror-Heftroma­nen so ziemlich alles dabei ist … eine wilde Mischung.

Dann wird es ein paar Horror-Romane geben, von denen ich aber schon ab 1985 wegkam.

Einen erheblichen Anteil an Beiträgen wird auf die Agentenserie „Mike Cole“ entfallen, von der ich ebenfalls schon angelegent­lich geschrieben habe. Da ich an der Serie (bisher) zwischen 1985 und 1995 gearbeitet habe, sind da über zwanzig Romane angefallen, von denen noch keiner publiziert wurde.

Verständlicherweise entfällt ein weiterer sehr großer Anteil auf Romane aus dem Oki Stanwer Mythos. Darin gibt es dann sogar Subzyklen wie die sechs Arc-Romane der „Edward-NordenSa­ga“ (ENS) oder die Romane um den Feuerspürer-Xin Shorex’uss.

Es wird auch eine kleine Gruppe von Fantasy-Romanen geben, ein Phänomen, das sich auf die 1980er-Jahre beschränkt, weil ich von Fantasy-Settings inzwischen recht weit entfernt bin.

In den frühen 1990er-Jahren machte ich einen längeren Ausflug in das Genre der phantastischen Thriller-Romane. Unter dem Generaltitel „Barry Carson“ entstand eine Handvoll spannender Romane, deren Digitalisierung ich für die nähere Zukunft plane. In diesem Zusammenhang sollte es mir leicht fallen, ihre Sto-ryline darzustellen.

Für die Zeit ab 1997 ergänzen dann die Archipel-Romane das Bild, die die bis dahin gültigen Längenkategorien vollständig sprengten. Das übertrug sich dann parallel auch auf meine OSM-Episoden.

Besondere Arbeit wird ein Roman sein, den ich heute als Vorgeschichte des „Erotic Empire“ einstufe und der 1996 ent­stand. Außerdem bin ich zurzeit noch am Überlegen, ob ich die bislang noch nicht digitalisierten Hausarbeiten hier mit einge­meinde. Zeitlich würde das passen, aber das Rahmenthema der Romane dagegen sprengen … ich bin mir darüber noch nicht völlig im Klaren.

Ebenso ist in der Liste zwar meine Magisterarbeit von 2002 ent­halten, die aber, streng genommen, auch kein Romanwerk ist. Ich nahm sie des Umfangs wegen auf, was Sinn ergibt. Auch hier muss ich mir überlegen, ob dies der richtige Ort und die passende Artikelreihe ist, um sie näher darzustellen.

Was hier effektiv hingehört, auch wenn es reichlich obskur scheint, sind zwei unveröffentlichte Romanskripte, die dem Gen­re der Bergromane zuzuordnen sind und die ich im Jahre 2002 schrieb. Die Geschichte, wie es dazu kam, erzähle ich dann zu gegebener Zeit näher.

Und am Schluss möchte ich dann gern die längs­ten E-Books mit einbeziehen. Summa summarum landen wir hier insgesamt dann bei ziemlich genau 86 Werken. Wir reden hier also über ein Gesamtvolumen von schätzungsweise 15.000 Textseiten, die ich bislang noch nicht eingehender im Blogbe­reich vorstellen konnte.

Allein schon an der thematischen Bandbreite – von Horror über Fantasy, SF, OSM, Archipel, Bergroman und Zeitgeschichte – seht ihr ein ziemliches Delta an Inhalten, die meiner Ansicht nach so etwas wie Langeweile kaum aufkommen lassen werden.

Und es ist sogar ziemlich realistisch, dass bis zum endgültigen Abarbeiten dieser Liste – was mehrere Jahre dauern dürfte – noch eine ganze Reihe weiterer längerer Werke abgeschlossen und damit einzubeziehen sein werden.

Lasst euch mal überraschen, was ich bis Blogartikel 700 schon alles vorgestellt haben werde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 493: Symbiose

Posted Januar 29th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

in Zeiten, in denen meine Bibliothek noch nicht so gut ausge­stattet und noch vergleichsweise überschaubar war, ging ich immer wieder auf die Jagd nach mir unbekannten phantasti­schen Romanen älterer Bauart. Diesen hier, den ich mit Jahren Verzögerung im Jahre 1999 dann endlich las, rund 40 Jahre nach der deutschen Erstübersetzung, entdeckte ich wohl auf einem Flohmarkt.

Es geht in Hal Clements Roman zentral um eine Erstkontaktge­schichte. Wirklich fremdartige Aliens landen – stranden, sollte ich besser sagen – auf der Erde und kommen unvermeidlich in die direkte Interaktion mit Menschen. Man merkt der Geschichte zwar ihr Alter an, auch ist die Story vergleichsweise übersicht­lich gestrickt und die Charaktere gelegentlich etwas simpel ge­baut. Aber ansonsten kann man dem sonst eher für Hard Science-Werke bekannten Clement (etwa „Unternehmen Schwerkraft“ usw.) zugute halten, dass er gerade unter moralischen Gesichtspunkten einen für seine Zeit bemerkenswerten Roman verfasst hat, der geschickt die damals noch beherrschenden Klischees ausmanövriert.

Was genau heißt das jetzt im Detail? Nun, schaut einfach mal hinein:

Symbiose

(OT: Needle)

von Hal Clement

Leihbuch 228

290 Seiten, geb.

Balowa-Verlag

Balwe 1960

Wenn zu einer Zeit, da die Menschheit noch nicht zu den Ster­nen vorgestoßen ist, ein Besuch aus den jenseitigen Sphären er­folgt, so geht das in den seltensten Fällen gut aus. Es ist eben meist eine Frage der Inkompatibilität der Welten und Weltsich­ten, die hier aufeinanderprallen.

So ähnlich ist es auch hier: aus dem interstellaren Raum jagen zwei einander verfolgende Raumschiffe auf die Erde zu, im vor­dersten ein Mörder und Verbrecher, im hinteren ein Wesen, das keinen Eigennamen hat und von sich als „Jäger“ denkt. Beide Wesen schätzen die vor ihnen liegende Welt falsch ein und erlei­den Schiffbruch. Ihre Wirtskörper gehen dabei zugrunde …

Der Leser stutzt. Hier beginnt Clements faszinierendes Gedan­kenexperiment: sowohl „Verbrecher“ als auch „Jäger“ entstam­men einer uralten galaktischen Kultur, in der das Symbioseprin­zip schon ewige Zeiten praktiziert wird. Sie selbst sind wenige Pfund schwere, gelatinöse Körper, amöbenartig, wenn man so will, und sie bedienen sich der Sinne ihrer Wirte, nachdem sie in sie eingesickert sind, im gegenseitigen Einverständnis. Dafür halten sie Krankheiten vom Wirtskörper fern und warnen ihn vor gefährlichen Situationen, heilen Verletzungen und ähnliches Und sie sind hochintelligent.

Nun aber sind beide vor einer Insel im Pazifik abgestürzt und haben eine Reihe von Problemen zu überwinden. Das erste, was der „Jäger“, aus dessen Perspektive es geschildert wird, suchen muss, ist natürlich umgehend ein neuer Wirtskörper. Wenn er diesen einigermaßen beherrscht (wobei der Wirt selbst ihn nicht unbedingt bemerken muss), kann er darangehen, seine Haupt­aufgabe in Angriff zu nehmen: schnellstmöglich zu seinem Wrack zurücktauchen, um seine Ausrüstung zu bergen und den Feind zu lokalisieren, damit er ihn unschädlich machen kann.

Er wählt offenbar den denkbar schlechtesten Wirtskörper, einen fünfzehnjährigen Jungen namens Robert Kinnaird, der mit Ge­fährten am Strand in der Sonne schläft. Als der Jäger die ersten Versuche macht, die Augen als Fenster ins Draußen zu benut­zen, muss er entsetzt erkennen, dass Robert in einem Flugzeug sitzt und sich weit von der Insel entfernt.

Es wird bald unumgänglich für ihn, sich mit Bob auf umständli­che Weise in Verbindung zu setzen und ihm zu erklären, was vorgefallen ist und wer er ist. Und dann folgt ein riskantes De­tektivspiel, das rasch lebensgefährliche Formen annimmt …

Der Roman, wiewohl recht einfach und schlicht geschrieben, hat einige unleugbare Vorteile. Vorteil Nummer eins ist die absolute Überschaubarkeit der Handlung und die dennoch aufgebaute Spannung. Ein weiterer Vorteil ist meines Erachtens darin zu se­hen, dass die Charaktere sehr schön beschrieben werden und, wenn auch naiv handelnd, doch auf eine bäurische Weise schlau. Man merkt, dass der Hauptakzent der Geschichte auf dem Bereich des wissenschaftlich Plausiblen liegt, wie es bei frühen utopisch-phantastischen Romanen war, die man definitiv als Paten dieses Werkes ansehen muss. Die Interaktion zwi­schen Mensch und Symbiont steht im Zentrum, und es ist faszi­nierend, mitanzusehen, wie sich Clement als Autor durchaus be­eindruckende Wege ausdenkt, diese Interaktion glaubwürdig zu gestalten.

Dem Roman ist aber auch die Zeit, in der er spielt, deutlich an­zumerken, einer Zeit, in der Telefone quasi keine Rolle spielten, das Fernsehen weitgehend unbekannt war und man sich schon fast krampfhaft in den Romanen im Bereich des Apolitischen verankerte. Auch ist im Bereich der wissenschaftlichen Details alles, was über schieres Oberflächenwissen hinausgeht, viel­leicht hier und da noch mit Fachwörtern (Plasmodium beispiels­weise, wenn es um Malaria geht) angereichert, quasi nicht vor­handen. Es mag auch an der Übersetzung liegen, aber dem Le­ser von heute drängt sich manchmal fast ein Lächeln auf die Lippen, wenn sich der „Jäger“ Bob gegenüber mal als „amöben­haft“ und mal als „virusartig“ bezeichnet, was nun wahrlich recht verschieden voneinander ist. Auch der eingeführte Arzt handelt, nun, doch manchmal etwas blauäugig.

Insgesamt jedoch ist der Roman, für seine damalige Zeit, hin­sichtlich der besonderen zentralen Themen hervorzuheben: eben die relativ glaubwürdige Kontaktaufnahme zweier einan­der völlig fremder Lebensformen und der Gedanke einer Symbiose, die durchaus mit der Vorstellung von Menschenwürde in Deckung zu bringen ist. Heutzutage hätte er freilich keine Chance, fürchte ich. Soweit ich weiß, gab es auch außer der Ta­schenbuchausgabe von Heyne vor über 20 Jahren unter dem Ti­tel „Das Nadelöhr“ keine weitere Auflage. Man kann es in ge­wisser Weise auch verstehen. Die Welt hat sich politisch wie schriftstellerisch dann doch deutlich weiter entwickelt. Als Klas­siker ist das Buch jedoch durchaus empfehlenswert, namentlich wegen seiner oben erwähnten Stärken.

© 1999 by Uwe Lammers

Braunschweig, den 5. Juli 1999

In der kommenden Woche möchte ich euch einen weiteren Mehrteiler vorstellen, den ich vor Jahren mit großem Vergnügen gelesen habe. Schon 2021 stellte ich euch einen Romanzyklus von Audrey Carlan vor, jetzt kommt der nächste. Ich denke, dar­auf könnt ihr euch mit Fug und Recht freuen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers  Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

dieser Monat meines Kreativlebens war ziemlich durchwachsen, und wie das meist so ist, wenn ich so etwas erwähne, will ich damit aussagen, dass sich schöne und weitaus weniger schöne Dinge die Waage hielten.

Fangen wir mal mit den negativen Dingen an, um uns dann opti­mistisch zu schöneren Ufern aufzumachen. Wie ich mal vor Jahr­zehnten in einer biografisch-historischen Recherche feststellte, ist einiges an einem launigen Fazit, das damals ein Professor der Technischen Hochschule Braunschweig sagte und das sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat. Er sagte nämlich in den Doku­menten, die ich lange nach seinem Ableben durchsah, einmal recht treffend: „Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.“

Dem kann ich mich seither nur vollinhaltlich anschließen. Pessi­mismus ist eine Emotion der Menschheit, die so überflüssig und nutzlos ist wie das, was mich in diesem Monat Mai nervte und wochenlang zu einer Krankschreibung nötigte: Am 14. Mai be­gann mich ein höchst unschöner Schmerz im rechten Knie dazu zu nötigen, mich krankschreiben und mit Schmerzmitteln dopen zu lassen … eine widerliche Erfahrung, aber dieser Schmerz blockierte mich so dermaßen in der Bewegung einerseits, im klaren Denken andererseits, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gab.

Das Positive, und das ist dann etwas kurios, ergab sich direkt daraus: Die Ressource, von der ich irgendwie nie genug besitze (das kennt ihr sicherlich aus eurem eigenen Leben), stand mit einem Mal reichlich zur Verfügung – Zeit.

Und diese Ressource nutzte ich dafür, das zu tun, was ich eben favorisiert tue: Ich schrieb. Ihr wisst ja aus zahllosen Monaten dieser Rubrik, dass es niemals Mangel an Projekten gibt, an de­nen ich stetig weiterschreiben möchte. Und in diesem Monat gab es wunderbare Gelegenheit, mich in ein Universum zu ver­tiefen, in dem ich schon relativ lange nur, gewissermaßen, mit angezogener Handbremse unterwegs war.

Die Rede ist von KONFLIKT 4, der INSEL.

Während ich parallel damit fortfuhr, den zunehmend verheeren­deren Finalzyklus des KONFLIKTS 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ zu digitalisieren, mit dem ich im Monat Juni 2024 zu einem Ende zu kommen hoffe, tauchten zunehmend spannende Bildblenden aus KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der In­sel-Regent“ auf. Nachdem ich jüngst schon Band 27 „Ketten­reaktion“ vollendet hatte, womit ich die Handlung um das Drift-EXIL Uuridan des Baumeisters Asin abschloss, ging ich nun die nächste Lücke an. Seit 2017 fehlten von der ersten Trilogie um die „Sturmfestung“ die beiden weiteren Bände „Die Sturmfestung“ (IR 31) und „YALVASHINGAR“ (IR 32). Und beide Bände, recht voluminös im Umfang, entstanden während dieses Monats.

Insgesamt kam ich auf 26 abgeschlossene Werke, und ich den­ke, das wird noch eine Weile so weitergehen. Schauen wir uns das mal im Detail an:

(OSM-Wiki)

Blogartikel 595: Work in Progress, Part 137

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

16Neu 114: Sklaven und Helden

(Neu-Babylon – OSM-Novelle)

Anmerkung: Das war gewissermaßen die Vorbereitung für den Blogartikel 588, den ihr inzwischen schon kennt. Witzigerweise ist das zu diesem Zeitpunkt, da ich diese Zeilen am 1. Juni schreibe, im Grunde für euch noch Zukunftsmusik, da ihr diesen Blogartikel 588 erst am 10. November diesen Jahres lesen wer­det. Verbunden mit dieser Arbeit an der Geschichte war dann auch ein Neuausdruck. Das war, wie ich entdecken musste, bei sehr vielen alten Fragmenten vonnöten.

Wenn ihr euch also in der Folge wundert, warum in diesem Mo­nat so viele Erotic Empire- und Archipel-Fragmente aufgelistet werden als nicht abgeschlossene Werke, so hat das darin seine Begründung. An den meisten dieser Geschichten kam es zu grundlegenden Formatierungsänderungen und Neuausdrucken, textlich tat sich selten mehr als ein paar Seiten Erweiterung.

16Neu 117: Die temporale Eingreiftruppe

Anmerkung: Tja, was mag wohl eine „temporale Eingreiftruppe“ sein? Zeitreisende, das liegt nahe und ist nicht völlig falsch. Aber wo das stattfindet und was das Ziel ist … und warum das auf so schreckliche Weise einer Macht in die Karten spielt, die genau mit so einer Vorgehensweise gerechnet hat, das alles er­fahrt ihr dann erst im Frühjahr 2025, wenn es in den Clo­se Up-Artikeln auf das Ende des KONFLIKTS 16 hinausgeht. Der betreffende Artikel wird ebenfalls erst im Juni 2024 geschrieben werden.

(20Neu 24: Die Falle in den Lebenskanälen)

Anmerkung: Als ich diese Episode Ende der 1980er Jahre schrieb, war die Baumeister-Galaxis Arc für mich noch weitge­hendes Neuland, aufregendes Neuland. Davon kann man heute natürlich nicht mehr reden. Dummerweise projizierte ich meine ahnungslose Haltung und Faszination in ein Wesen in dieser Episode hinein, die von all diesen Dingen seit Milliarden Jahren bestens Bescheid weiß – in den amtierenden Matrixkoordinator des KONFLIKTS 20, den LEUCHTENDEN. Und deshalb raufte ich mir bei dieser Abschrift dann verschiedentlich die Haare … denn seine Reaktionen sind hier so überzogen dargestellt, dass sie im Gesamtkontext des OSM einfach völlig unglaubwürdig sind.

Nein, nein, nein, sagte ich mir immer wieder, Junge, so kann das aber gar nicht bleiben … KONFLIKT 20 ist diesbezüglich an vie­len Stellen geradezu grotesk veraltet. Da wird in der Überar­beitung vieles anders werden müssen. Klar ist, da wartet eine verdammte Menge Arbeit auf mich … aber das ist aktuell noch nicht auf der Agenda.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

Anmerkung: Auch diese Baustelle mag verblüffen. In der Serie war ich doch nun wirklich schon sehr lange nicht mehr unter­wegs. Was stimmt. Ich entdeckte aber in diesem Monat, dass einige der schon sehr lange geschriebenen Episoden unvoll­ständig ausgearbeitete Lexikonseiten aufwiesen. Und daran feilte ich nun etwas weiter. Da kommt auch noch mehr hinter­her. Doch bei KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ flie­ßen nach wie vor keine Bilder, die Serie ist also als aktuelle Baustelle suspendiert. Lexikonseiten ausdrücklich ausgenom­men.

(Die Safi – Erotic Empire-Story)

16Neu 115: Der Plan des GRALSJÄGERS

16Neu 118: Zwischen allen Fronten

(Clarencia – Erotic Empire-Story)

(Lauren und Alain – Erotic Empire-Roman)

16Neu 113: Durch die Kristalltore

(Roxanne – Archipel-Story)

Blogartikel 588: Langzeitprojekte 11 – Neu-Babylon

(June 2 – Erotic Empire-Story)

(Corin – Erotic Empire-Story)

(Nikki – Erotic Empire-Story)

20Neu 22: Entropie-Alarm

(20Neu 25: Rücksturz aus dem Silbernen Kosmos)

20Neu 23: Die Labyrinthe von Arc

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(Saskia auf der Wanderung – Erotic Empire-Story)

(20Neu 26: Wandlerstation 436)

16Neu 116: Flug nach RANTALON

(16Neu 119: Das Lebenshelfer-Inferno)

Anmerkung: Zugegeben – diese furchtbare Geschichte hätte ich gern noch im Mai zu Ende geschrieben. Aber das klappte dann doch nicht mehr. Textlich ist sie zwar durchaus fertig, aber es fehlen noch die Lexikonseiten und die Kommentierung. Ein Plan für Anfang Juni.

IR 31: Die Sturmfestung

Anmerkung: Am 12. Mai fingen die Bildblenden für diese im Jah­re 2017 begonnene Geschichte mit aller Macht an zu fließen. Bis dahin hatte diese Episode gerade mal magere 14 Seiten Umfang. An diesem Tag wurde sie um 20 Reinskriptseiten er­weitert, und ab da kam ich nicht mehr heraus. Aber es dauerte letzten Endes doch bis zum 18. Mai, bis ich Seite 82 erreichte und diese turbulente Geschichte abschließen konnte, die dann sofort in Band 32 weiterging.

(Die goldene Verlockung – Archipel-Story)

(Veronica – Archipel-Story)

(Verschwörerpläne – Archipel-Story)

(Miriam Tvallachs Alptraum – Archipel-Story)

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

IR 32: YALVASHINGAR

Anmerkung: Zugegeben, der Titel stammt aus dem Jahr 2017, und er ist ein wenig deplatziert. Warum? Weil das geheimnisvol­le Reich der Finsternis, das Reich der Zwergengöttin, das die­sen Namen trägt und tief im Innern der Sturmfestung verbor­gen liegt, hier eigentlich gerade einmal erreicht wird. Richtig in­tensiv beschäftige ich mich damit jetzt erst im Band 36 der Serie. Da sprudeln derzeit die Bildblenden und Dialogfetzen, dass es eine Wonne ist. Das heißt aber nicht, dass in dieser Epi­sode, die immerhin bis zum 24. Mai auf den Endstand von 45 Seiten kam, gar nichts passiert. So kann man das nicht nennen. Aber das direkte Titelbezug ist doch nur mittelbar. Was der spannenden Story keinen Abbruch tut, wie ich finde.

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(Lana II – Archipel-Story)

(Falsche Voraussetzungen – Archipel-Story)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent)

(Jessecas Geschichte – Archipel-Story)

(IR 36: Die Sklavenwelt)

Anmerkung: Nachdem ich mit Band 32 die erste von zwei YAL­VASHINGAR-Trilogien abgeschlossen hatte, wusste ich endlich halbwegs, worauf ich mich eingelassen hatte. Baumeister Naam war von der Sturmfestungs-Expedition abgelenkt und konnte sich um den Techno-Träumer Torkeron und die Reise zur Muse­umswelt Tornolaan kümmern (IR-Bände 33-35, die ich schon 2015 abgeschlossen hatte!). Und nun ging es daran, YALVA­SHINGAR zu beschreiben.

Wie gesagt, ich bin noch dabei, das zu tun. Aber ich fand es durchaus unerwartet und faszinierend, hier eine Handlungsspur aus Band 29 der IR-Serie fortzusetzen, den ich anno 2011 ge­schrieben hatte.

Nein, ich hatte damit so eigentlich nicht gerechnet. Und ich kann euch dazu an dieser Stelle auch nur wenig andeuten. Das hat damit zu tun, dass es ein massiver Spoiler für den Schluss des KONFLIKTS 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ wäre! Das kam nicht nur für mich unerwartet, sondern jetzt wohl auch für euch. Dennoch ist das die reine, lautere Wahrheit. Denn hier tauchen ein paar Personen auf, die ihr kennt bzw. alsbald in der E-Book-Serie kennen lernen werdet: die Yantihni-Linguistin Va­niyaa, die Abspalter-Shonta um Abenteurerherz und ein Wesen, das unter dem Namen „Schwefelauge“ bekannt werden wird.

Inwiefern in dieser und in der 38er-Episode dann aber eine Brücke zwischen den KONFLIKTEN 2, 4 und 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ geschlagen wird, das möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Ihr merkt hieran allerdings überdeutlich, wie sehr der OSM im Ganzen ein Vernetzungskontinuum darstellt. Das kann ich an dieser Stelle nicht oft genug betonen. Die OSM-Wiki gibt euch dazu immer wieder mal kleine Einblicke … dort hinzuschauen, wenn sich Fragen ergeben, lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn dort in den meisten Fällen noch keine erschöpfende Auskunft möglich ist. Das wird erst dann gelingen, wenn ich die einzel­nen Serienglossare dorthin überführt habe. Und das wiederum ist noch eine Aufgabe für die nähere Zukunft.

(IR 38: Entscheidung in YALVASHINGAR)

(IR 40: INSEL in Flammen)

Anmerkung: Das ist genau wie die Nr. 41, an der ich auch ein wenig gearbeitet habe, dann ein weiterer Teil des Finalzyklus des KONFLIKTS 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“. Der Titel ist mir seit 2017 präsent, aber ich habe sehr, sehr lange gezögert, hieran weiterzuschreiben. Inzwischen, und das geht zweifellos auf meine Digitalisierungsarbeiten an KONFLIKT 16 zurück, wo ja derzeit alles den Bach heruntergeht, inzwischen tauchen im­mer wieder Bildblenden auf und Handlungsstücke. Ich denke, wenn ich die zweite YALVASHINGAR-Trilogie abgeschlossen habe (IR-Band 38), womit die letzte Lücke in der Serienplanung ge­füllt sein wird, dann kann ich tatsächlich in den Finalzyklus ein­steigen.

Inzwischen ist mir kristallklar, warum er so verlaufen muss, wie er verlaufen wird – und warum einige Personen auf schreckliche Weise enttäuscht werden. Das ist schlicht Schicksal. Es ist anzu­nehmen, dass Baumeister Naam und seine Fehlersucher das nicht gut aufnehmen werden. Aber leider gibt es keine andere Möglichkeit, als das so zu schreiben, wie ich es sehe …

(IR 41: Geister des Gestern)

Blogartikel 605: Close Up – Der OSM im Detail (62)

(16Neu 120: Die Hochlandzentrale)

(VvD 21: Alarmsignale)

(VvD 25: Das Monster von Dyllawaar)

Anmerkung: Ja, auch hier juckte es mich in den Fingern, ein Stück weit voranzukommen. Aber es war mehr eine Ausweich­geschichte, wie ich das aus Jahrzehnten der Vergangenheit ken­ne. Das ist nahezu immer der Fall gewesen, schon seit 1985. Ich tauche immer in einem Finalzyklus kurz mal auf und muss ganz woanders mich wieder runterkühlen, um dann hier mit neuer Energie einmal mehr anzusetzen und dann die Arbeit zu Ende zu bringen.

Klar ist nur soviel: An VvD werde ich unbedingt alsbald weiter­arbeiten. Es gibt so schöne Szenen, die ich dort schon angeris­sen bzw. geplant habe … das ist ganz unvermeidlich, und dar­auf freue ich mich schon wahnsinnig!

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor)

(VvD 23: Feinde des Lichts)

(Himmelfahrtskommando – OSM-Story)

Anmerkung: Diese Geschichte spielt genau in dem Sturm auf die INSEL am Ende von KONFLIKT 4. Es ist folgerichtig, dass ich hieran – erst mal im Rahmen einer Nachformatierung und eines Neuausdrucks – weitergearbeitet habe. Da werde ich alsbald auch fortfahren, vermutlich annähernd parallel zu IR-Band 40, weil die Geschehnisse in beiden Geschichten nahezu synchron sind.

(Gillian – Erotic Empire-Story)

(16Neu 21: Die Dezentralisierungs-Direktive)

So, und damit war dann die Schlusslinie des Monats erreicht. Die Korrespondenz wurde, zugegeben, Freunde, krass vernach­lässigt. Nur sehr wenige der insgesamt 578 Seiten, die ich die­sen Monat in meinen Kreativkalender für Mai eintragen konnte, entfielen auf Mails oder gar auf Briefe. Doch ihr seht ja allein schon an der Auswahl der relevanten OSM-, Archipel- und Erotic Empire-Werke, dass man weiß Gott nicht behaupten kann, ich hätte auf der faulen Haut gelegen. Krankheit hin, Ablenkungen her … es ist eine ganze Menge fertig geworden, darin sind auch Rezensionen, Fanzine-Redaktionen und Rezensions-Blogs einge­schlossen, die oben keinen Platz gefunden haben.

Ich bin jedenfalls schon mal sehr neugierig, wie ich mich im ak­tuellen Monat Juni 2024 schlagen werde. Und ich deutete ja an, dass eine Baustelle – KONFLIKT 16 alias 16Neu – wohl kurz vor der Fertigstellung steht. Ob es so kommt oder mich unerwartete Dinge vom Kurs ablenken, erfahrt ihr in einem Monat an dieser Stelle.

In der kommenden Woche schlagen wir mal ein völlig neues Kapitel meiner kreativen Vita auf, dann beginnt eine neue Artikelserie, die mich einige Arbeit kosten wird, aber zugleich eine ganze Serie faszinierender Zeitreisen ermöglicht. Mehr dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 492: Das graue Phantom

Posted Januar 22nd, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

seit dem Tod von Clive Cussler vor ein paar Jahren hat es den Anschein, als würden sich die von ihm ersonnenen Figuren nach und nach emanzipieren und ein munteres Eigenleben zu ent-wickeln beginnen. Wir kennen das, beispielsweise, von Jason Bourne, einer zentralen Figur der Romane des ebenfalls schon lange verstorbenen Robert Ludlum, der inzwischen schon in 15 Romanen durch die Weltgeschichte geistert. Das hätte sich der ursprüngliche Erfinder kaum träumen lassen.

In gewisser Weise ist das ein literarisches Phänomen, das nicht ohne Vorbild ist. Hier könnte man auch auf Sherlock Holmes verweisen, das sich von Arthur Conan Doyle gründlich emanzi­piert hat … aber dabei bedauerlicherweise an einen sehr klei­nen Zeitabschnitt festgetackert ist.

Bei den Romanfiguren von Clive Cussler ist das deutlich anders, und das merkt man besonders nachdrücklich an diesem experi­mentellen Roman. Die Autorin Robin Burcell verbindet hierbei nämlich den Romankosmos um den Detektiv Isaac Bell, der übli­cherweise Anfang des 20. Jahrhunderts ermittelt, mit dem des Schatzsucher-Ehepaars Sam und Remi Fargo. Das ist ein Experi­ment, das ich überaus reizvoll und sehr phantasiereich erzählt fand.

Noch etwas fiel mir als langjährigem Leser der Cussler-Romane deutlich auf: Robin Burcell kennt ihren Cussler-„Kanon“ auch sehr gut, denn um die Geschichte abzurunden, griff sie zu ei­nem mir wohlvertrauten Kniff der tiefen Vergangenheit. Wer am Ende des Buches wissen möchte, wovon ich rede, dem rate ich dazu, ein Buch von Clive Cussler wiederholt zu schmökern, das er 1976 veröffentlicht hat.

Nein, mehr sei hier nicht verraten. Jetzt werfe ich euch mal mit großem Vergnügen mitten hinein ins wilde Abenteuer und schicke euch auf die Jagd nach dem „grauen Phantom“:

Das graue Phantom

(OT: The Gray Ghost)

Von Clive Cussler & Robin Burcell

Blanvalet 0780; 2019, 11.00 Euro

576 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0780-1

Die verwickelte Geschichte, die sich auf zwei Handlungsebenen über mehr als hundert Jahre ausdehnt, beginnt im März 1906 in Manchester, England. Die Automobilfabrikanten Charles Rolls und Henry Royce sind dabei, als Pioniere der Automobilisierung ein Fahrzeug zu erbauen, das die Fahrtechnik revolutionieren soll, den 40/50hp. Um ihn pünktlich für eine Motor-Show fertig zu stellen, benötigen sie aber noch einige Teile, die mit dem Zug angeliefert werden sollen. In diesen Prozess sind der junge Jonathon Payton, 5th Viscount Wellswick und sein Cousin Regi­nald Oren mit involviert.

Doch die Teile kommen nie an: Der Zug wird überfallen, der zu­gleich auch eine andere geldwerte Fracht beförderte. Ebenso wie diese Fracht werden die Motorteile gestohlen. Dabei kom­men zwei Bahnbedienstete ums Leben und schließlich auch noch ein engagierter Detektiv, der den Bahndiebstahl aufklären soll. Und schließlich verschwindet auch noch der Fahrzeugproto­typ, der so genannte „Gray Ghost“.

Daraufhin schaltet sich ein amerikanischer Privatdetektiv der Van Dorn-Agency ein, Isaac Bell.

Da beginnt der Leser schon zu stutzen: Ist Isaac Bell nicht ei­gentlich der Protagonist einer alternativen Romanreihe von Clive Cussler? Was sucht er in einem Roman von Robin Burcell, die doch recht eigentlich inzwischen den Staffelstab für die Abenteuer des Schatzsucher-Ehepaars Sam und Remi Fargo übernommen hat?

Nun, damit haben wir dann die zweite Handlungsebene vor uns, die im 21. Jahrhundert spielt – denn hier tauchen Sam und Remi Fargo tatsächlich auf. Sie werden von Sams Mutter Eunice „Lib­by“ Fargo kontaktiert. Sie sollten entfernten Verwandten aus England helfen, die in Schwierigkeiten geraten sind. Die Fargos, die von diesen Verwandten noch nie gehört haben, sind ver­ständlicherweise reserviert – sie sind sehr wohlhabend, und wie üblich tauchen gerade bei solchen Menschen gelegentlich schnorrende Zeitgenossen mit abenteuerlichsten Geschichten auf und bitten in der Regel um finanzielle Zuwendung.

Hier verhält es sich aber anders.

Die beiden Verwandten sind der schon teilweise demente Albert Payton, 7th Viscount Wellswick und sein Neffe Oliver Payton. Auf etwas rätselhafte Weise sind sie in arge finanzielle Schiefla­ge geraten und wollen nun schweren Herzens einen Oldtimer veräußern, nichts Geringeres als den „Gray Ghost“, der nach 1945 in einer Scheune auf dem Gelände der Paytons wieder ge­funden worden ist. Durch den Verkauf soll der Besitz der Pay­tons gerettet werden und deren Bedienstete.

Doch seltsamerweise werden die Paytons auf einer Motorshow in Amerika, wo sie die Fargos treffen, beobachtet und verfolgt. Das macht das Ehepaar verständlicherweise argwöhnisch, und sie entschließen sich, doch mal einen Blick auf das wunderliche Fahrzeug zu werfen, das sich natürlich noch in England befindet.

Das gelingt ihnen im Rahmen einer Autoausstellung, wo es der Öffentlichkeit präsentiert wird … aber ehe sie es genauer in Au­genschein nehmen können, wird es gestohlen. Und dieselben Männer, die schon in Kalifornien die Paytons ausspionierten, sind darin auf sehr manifeste Weise involviert.

Nun wird endgültig klar, dass die englischen Verwandten ernst­hafte Opfer einer kriminellen Verschwörung sind – aber die Fra­ge ist, was ist eigentlich der Hintergrund? Geht es nur um das Auto, oder gibt es da noch einen anderen Grund? Die baldigen Recherchen der Fargos, die umso eindringlicher werden, als man ihnen rasch nach dem Leben trachtet und sie beinahe er­schießt bzw. in einer Werkstatt einzuäschern sucht, bringen in­teressante Details ans Licht.

Die Beute aus dem Bahnüberfall von 1906 ist offensichtlich da­mals nur teilweise sichergestellt worden. Der heutige Gegen­wert des Geraubten liegt in Millionenbereich. Und es hat den Anschein, als wäre einst am oder im „Ghost“ ein Hinweis auf das Schatzversteck hinterlassen worden. Die heutigen Diebe scheinen darüber bestens im Bilde zu sein. Denn sie geben sich jede erdenkliche Mühe, des Wagens habhaft zu werden.

Dummerweise werden sie von einer dritten Fraktion ebenfalls beraubt, und der Wagen, der tatsächlich zum Phantom zu wer­den droht, verschwindet von neuem. Sowohl die ursprünglichen Diebe wie die Fargos nehmen die Fährte auf. Wie das auf einmal dazu führt, dass die Schatzsucher mittel- und kontaktlos in Itali­en stranden und sich auf abenteuerlichste Weise neue Geldmit­tel besorgen müssen, das ist in der Tat ein sehr vergnüglich zu lesendes Garn.

Der Roman ist auch deshalb interessant experimentell, weil er auf nicht unintelligente Weise zwei Handlungsebenen miteinan­der verknüpft. Wir haben hier sowohl zum einen ein indirekt er­zähltes Isaac Bell-Abenteuer (vermittelt über das Tagebuch von Jonathon Payton – das zwischenzeitlich auch verschwindet) als auch ein turbulentes Fargo-Adventure. Dabei ist es bisweilen schwierig, den Handlungspfaden zu folgen, eben weil so viele Fraktionen involviert sind. Es gibt nicht umsonst 4 Seiten Hand­lungspersonen (kritisch ist anzumerken, dass viele davon, auch wichtige, bedauernswert nur mit Vornamen geführt werden, was ich ein wenig armselig fand). Ebenfalls erschwerend kommt hin­zu, dass die familiären Verwicklungen der Familienzweige Pay­ton und Oren in Gegenwart wie Vergangenheit einigermaßen verfilzt sind. Wer sich mit solchen Gegebenheiten nicht aus­kennt, kommt leicht bei der Lektüre ins Schleudern. Selbst ich brauchte deshalb acht Tage, um mich durch die Geschichte zu schmökern.

Letztlich hat aber der Einfallsreichtum aller Seiten sehr dazu beigetragen, diese Schwächen der Geschichte zu kompensie­ren. Sowohl die Fargos als auch ihre Antagonisten sind nicht un­intelligent. Natürlich hätte ich mir schon gewünscht, gerade zum Schluss, dass die Person des Colton Devereux besser kon­turiert wird, sie bleibt doch ziemlich schillernd. Auch fällt auf, dass Selma Wondrashs Assistenten Pete und Wendy zwar im Personenverzeichnis auftauchen, im Roman aber gar nicht … hier wäre etwas mehr Sorgfalt ebenfalls angebracht gewesen.

Und ein wenig holprig ist dann gegen Ende die indirekte Isaac Bell-Spur. Hier werden immer wieder Lektüre-Kapitel eingefloch­ten, um die Jonathon Payton-Geschichte abschnittsweise zu er­zählen. In den Fargo-Kapiteln wird dagegen ständig davon ge­sprochen, das Tagebuch sei „mehrmals gelesen“ worden … da gerät der schriftstellerische Trick mit dem Tagebuch doch so arg an seine physischen Grenzen.

Gleichwohl hat mir diese faszinierende Jagd nach dem „Gray Ghost“ über die Kontinente absolut gefallen, eben weil es stän­dig neue Wendungen gibt, unerwartete Hindernisse und einfalls­reiche Kompensationsstrategien. In gewisser Weise hat man hier also ein Two-in-One-Adventure vorliegen. Es erfordert na­türlich von beiden Lesergruppen – den Isaac Bell-Lesern wie den Fargo-Lesern – ein wenig Akzeptanz, und erstere sind sicherlich mit Recht eher enttäuscht als letztere. Doch die Kombination hat ihren unleugbaren Reiz. Später wird diese Art des Erzählens von Jack du Brul in seinem Roman „Die TITANIC-Verschwörung“ tendenziell wiederholt.

Alles in allem ein lesenswerter und zu empfehlender Roman.

© 2024 by Uwe Lammers

Ich würde sogar sagen, dass ich am Ende der Rezension im Frühjahr 2024 ziemlich tief gestapelt habe. Der schöne, dicke Wälzer ist ein verdammtes Lesevergnügen und absolut nicht nur was für Autofans (für die natürlich besonders, klar). Es hat ein bisschen was von „Warten auf Godot“ an sich, denn den weitaus größten Teil der Geschichte bleibt der „Ghost“ genau das, was der Name sagt – ein Phantom, unsichtbar, verschoben von einer Stelle an die nächste … und das gilt dann erst recht für den da­mit in Zusammenhang stehenden Schatz. Hier kann man mit Fug und Recht sagen: Der Weg ist das Ziel.

In der kommenden Woche setze ich die Achterbahnfahrt der Themen fort. Dann schauen wir uns mal einen wirklich uralten SF-Roman an, den vermutlich kaum mehr jemand kennt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

heute berichte ich vom zweiten Quartal des Jahres 2022 und was es für die Texte gebracht hat, die ich traditionell in die Ru­brik „Aus den Annalen der Ewigkeit“ einordne. Solche Geschich­ten also, die sich mit den weiteren Handlungssträngen des Oki Stanwer Mythos (OSM) befassen und nicht im engeren Sinn in die jeweiligen KONFLIKT-Serien eingebunden sind.

Schauen wir zunächst einmal, ob sich die „Schlagzahl“ des re­spektablen Jahresanfangs halten ließ. In den ersten drei Mona­ten war ich immerhin schon bis zum 71. fertig gestellten Werk gekommen, was durchschnittlich je Monat gut 20 Werke aus­machte,

Die Zahlen für die Monate April, Mai und Juni 2022 lauten: 23, 30 und 14. Im letzten Monat wirkte sich schon unübersehbar das aus, was traditionell jeden Sommer der Fall ist – es ist zu heiß, und meine Kreativität lahmt dann zunehmend. Aber schauen wir uns das mal Monat für Monat an.

Im April 2022 kam ich mit Band 15 der HdH-Serie zu einem ge­wissen bildtechnischen Stillstand. Es gab Blenden aus höheren Episoden, aber sie kondensierten nicht mehr zu vollständigen Episoden. Also wandte ich mich konsequent den Digitalisaten zu. Ich arbeitete ja parallel an den KONFLIKTEN 13 „Oki Stanwer Horror“ und 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, die beide nur seehr langsam vom Fleck kamen. Ich eile voraus: Bis Ende Juni erreichte KONFLIKT 13 Band 33. KONFLIKT 16 kam bis Band 24. Da lag also noch viel Wegstrecke vor mir.

In diesem Monat verirrte ich mich aber auch in den Roman „Der Irrweg des Klivies Kleines“, den ich schon vor Jahrzehnten begann und der eine verborgene Spur des KONFLIKTS 13 ausdefiniert. Da ich daran aber schon seit Dezember 1988 schreibe, könnt ihr euch in etwa vorstellen, wie renovierungsbedürftig diese Geschichte ist. Ich kam auch begreiflicherweise nicht sehr weit voran … heutzutage wird mir das Arbeiten an diesem Romanprojekt leichter fallen, schlicht deshalb, weil ich den KONFLIKT 13 komplett digitalisiert und umfassend kommentiert habe. Platt gesagt: Ich verstehe die Serie jetzt sehr viel besser als noch im Fertigstellungsjahr 1985 (Himmel, das ist jetzt auch echt schon 40 reale Jahre her …!).

Ich kümmerte mich um verschiedene Serienglossare und Seri­enlexika, die aber allesamt bislang rudimentär geblieben sind.

Dann machte ich eine Stippvisite in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“, kam da aber gar nicht voran. Auch ein Versuch, an der Novelle „Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall“ weiterzuschreiben, führte nur zu kleinen semantischen Präzisie­rungen.

Etwas besser ging es mit dem Roman „Licht und Schatten auf Dawson“, der zwar auch in der Historie des KONFLIKTS 19 spielt, in dem ich aber aus irgendwelchen Gründen deutlich mehr daheim bin.

Dann brach auch schon der Monat Mai an. Ich versuchte wieder einen Anlauf bei KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) … aber das verfing gar nicht. Also zurück zu den Digitali­saten, wo ich mäßig vorankam.

Dann schlitterte ich in ein Storyfragment aus KONFLIKT 7 „Be­wusstwerdung“, an dem ich schon seit 2011 herumschnitze … auch kein sonderlicher Fortschritt. Ich eilte wieder zurück in KONFLIKT 13 und kümmerte mich um das E-Book „DER CLOG­GATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ … mit demselben mäßigen Erfolg.

Ansonsten schrieb ich besonders viele Blogartikel in jenem Mo­nat, was auch schlagend erklärt, weshalb die Werkausbeute in jenem Monat so hoch war (nicht weniger als 14 Titel entfallen im Mai 2022 auf Blogartikel, also quasi die Hälfte der Gesamt­ausbeute).

Wurde das im Monat Juni besser? Das kann ich nicht guten Ge­wissens behaupten, denn hier irrte ich lange Zeit in den Archi­pel ab. Jenseits der Blogartikel und der Seriendigitalisate und dazu gehöriger Lexika und Glossare kam ich in keinem „Anna­len“-Werk voran. Das hatte, wie oben schon angedeutet, auch sehr wesentlich mit der Tatsache der steigenden Temperaturen zu tun.

Ich meine, das müsst ihr mal überlegen: Ich sitze im dritten Stock mit großem Fenster und Westausrichtung. Wenn der Nachmittag kommt, haut also die Sonnenenergie hier voll rein und blendet mich zu einem nicht unerheblichen Teil. Die Konse­quenzen sind ziemlich offenkundig … ebenso übrigens, dass ich in diesem Monat ziemlich verstärkt in den tropischen Archipel abdriftete. Doch geht es darum an dieser Stelle ja nicht.

Wie sich das Jahr 2022 dann im dritten Quartal weiter entwickel­te, davon berichte ich dann im nächsten Abschnitt dieser Arti­kelreihe. Nächste Woche soll es erst mal darum gehen, was ich im Monat April 2024 so an kreativen Werken umsetzte.

Bis dann entschwinde ich für heute.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 491: Die drei Grazien

Posted Januar 15th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Mircea Eliade, ein Religionswissenschaftler, der sich viel mit My­thologieforschung auseinandergesetzt hat, ist schon sehr lange von uns gegangen. Wie ich in der Rezension unten schrieb, war das bereits 1986, also vor beinahe 40 Jahren. Und dieses wirk­lich schmale Büchlein, das vermutlich längst vergriffen ist und sich mühelos an einem Nachmittag wegschmökern lässt, ist wohl ebenso in Vergessenheit geraten wie sein Verfasser.

Und doch, möchte ich behaupten, ist es ein kleines Juwel mit faszinierenden Gedanken, die den Bereich der reinen Wissen­schaft überschreiten und hinüberwechseln in das Reich der reli­gionsphilophischen Vorstellungen und des quasi Undenkbaren, das für hartleibige Praktiker der Wissenschaften nur schwer zu akzeptieren ist … aber er begibt sich sehenden Auges in dieses unsichere Grenzland und macht buchstäblich eine grenzüber­schreitende These sichtbar, die das ewige Thema der Krankheit Krebs, die heutzutage immer noch unheilbar ist, von einer uner­warteten Seite beleuchtet.

Da diese Rezension selbst schon fast 30 Jahre alt ist, sehe man es mir nach, dass ich damals nach der raschen Lektüre nicht alle bibliografischen Daten notiert habe. Wer das Büchlein nach der Lektüre der Rezension finden möchte, um die Gedanken nicht nur aus zweiter Hand nachzuvollziehen, wird ohne Frage im Internet fündig werden.

Die drei Grazien

von Mircea Eliade

Suhrkamp-Taschenbuch 2234

112 Seiten, TB

Es ist schon sonderbar, wie Doktor Tatarus (sic!) den Tod findet, nur kurze Zeit, nachdem er drei alte Freunde zu einer Zusam­menkunft gebeten hat. Offenbar ist er einen Hang herunterge­rutscht und dabei gestorben. Die letzten Worte des Sterbenden sind „Le Trois Graces“, die drei Grazien also.

Da die Geschichte in den Karpaten des Jahres 1976 stattfindet, bekundet natürlich der rumänische Geheimdienst Securitate er­hebliches Interesse an den Umständen des Todes, zumal Dr. Ta­tarus angeblich in die Entwicklung eines Medikaments gegen Krebs involviert war und auch um 1960 herum bereits eine Test­reihe angefangen hatte, die jedoch bald abgebrochen wurde.

Der Botaniker und Wissenschaftler Zalomit, einer der drei Freun­de, wird vom Geheimdienst auf das Problem angesetzt, und er stößt alsbald auf eigentümliche Dinge, auf Verbindungen mit Goethe, mit der Bibel und besonders den Apokryphen, mit alter­nativen Heilungsmethoden und … den drei Grazien, für die Zalo­mit die drei Patientinnen von Tatarus‘ Medikamentenreihe hält.

Es kristallisiert sich heraus, dass zwei der drei Patientinnen tot sind. Die dritte jedoch ist spurlos verschwunden …

Als sie schließlich überraschend in Zalomits Wohnung auftaucht und ihm erzählt, was ihr seit der Untersuchungsreihe widerfah­ren ist, beginnt Zalomit zu begreifen, weshalb sie ihre Identität änderte. Und auch, was es mit Tatarus Bemerkung ihr gegen­über auf sich hat, sie „lebe jetzt nach der Sonne“ – eine reich­lich kryptische Umschreibung für einen noch unheimlicheren Prozess …

Mircea Eliade ist eigentlich eher in der Religionsgeschichte be­kannt, was daher kommt, dass er, 1907 in Bukarest geboren, als Professor für Religionsgeschichte in Chicago gelehrt hat. Er starb bereits 1986.

In diesem Kurzroman hat er ein Thema auf eine unkonventionel­le, aber sehr faszinierende Weise aufgegriffen, das auch mich als alten Phantastikhasen ziemlich überraschte. Seine Gedan­ken in Bezug auf eine Verbindung zwischen der Erbsünde und dem Prozess der Krebsentstehung einerseits und der Unsterb­lichkeit andererseits sind es auf jeden Fall wert, dass man sie mal gelesen hat. Auch, wenn man sie nachher vielleicht als Humbug abtut.

Der investierte Nachmittag der Lektüre hat es wirklich in sich.

 

© 1996 / 2000 / 2001 by Uwe Lammers

Nächste Woche kommen wir wieder einmal zu etwas völlig An­deren. Gewissermaßen außer der Reihe las ich den Abenteuer­roman, der zwei miteinander originell verschränkte Handlungs­ebenen besitzt und wurde wirklich bestens unterhalten. Mehr dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 597: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, Teil 13

Posted Januar 12th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

willkommen im neuen Jahr 2025, in dem der Horizont für jedwe­de Art von Planung wieder offen ist, was ich grundsätzlich posi­tiv bewerte. Da die Zukunft immer eine Art von „black box“ ist, kann man natürlich schlecht kalkulieren, was sie bereit hält. Ich habe mir aber vorgenommen, etwas mehr Zeit in das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt zu investieren, als ich das in den vergan­genen zwei Jahren schaffen konnte. Denn ihr erinnert euch an mein Mantra: Das Problem des Nachlasses verscheidender Au­toren wird nicht kleiner, je länger man wartet, sondern nur umso dringlicher. Und die Gefahr des sicheren Verlustes nimmt zu.

Lasst mich also heute mal von einem Gespräch berichten, das ich vor ein paar Wochen geführt habe. Und entgegen der viel­leicht ersten Vermutung handelt es sich dabei durchaus nicht um eine Abirrung vom zentralen Argumentationspfad.

Wie ich verschiedentlich schon berichtete, bin ich durch meine Vernetzung mit kulturellen Akteuren der Region inzwischen in die Lage versetzt worden, mich gewissermaßen fast auf Augen­höhe mit vielen Menschen zu unterhalten, die vorher nicht in meinem Umfeld zu entdecken waren. Dazu gehören wesentlich Personen aus dem so genannten Gründungs-Ökosystem Braun­schweig.

Dazu kam es Ende 2022, als ich mich mehr und mehr für den Verein KreativRegion e.V. engagierte … jedenfalls denke ich, dass das schon Ende 2022 der Fall war, nicht erst 2023. Vermut­lich habe ich schon mal davon erzählt.

Das so genannte Gründungsnetzwerk Braunschweig umfasst aus nahe liegenden Gründen Vertreter der IHK, der regionalen und überregionalen Banken, der Versicherungen und sonstigen Interessenvertretungen wie dem Arbeitgeberverband, der Hand­werkskammer und der Braunschweig Zukunft GmbH. Durch mein sowohl ehrenamtliches Engagement für den Verein Krea­tivRegion e.V., der Teil des Gründungsnetzwerks ist, rutschte ich auf schöne Weise in diese Rolle des Netzwerkers herein.

Und wie jedes Jahr lud auch Ende 2024 das Gründungsnetzwerk wieder zum Weihnachtsfrühstück. Da lerne ich stets neue, inter­essante Personen kennen, diesmal einen jungen und dynami­schen Bankmitarbeiter. Neben Gesprächen über kalorientech­nisch gefährliche Nähe zum Weihnachtsmarkt wurde ich von ihm gefragt, ob ich mich auch als Gründer verstünde.

Nicht so recht, lautete meine Antwort. Und ich erzählte von mei­nem inzwischen ehrenamtlichen Engagement für die KreativRe­gion … gab aber auch zu verstehen, dass es da schon ein Pro­jekt gäbe, an dem ich seit einer Weile arbeiten würde.

Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt.

Für ihn, der nicht mal 30 Lenze zählte, war das ein völlig frem­des Thema. Es machte Spaß, ihm die zentralen Problempunkte aufzuzählen und dann selbstreflexiv zu zeigen, dass mir durch­aus bewusst sei, wie wenig attraktiv dieses Projekt für Banken als Sponsoren sei.

Ein Punkt, den er sofort nachvollziehen konnte. Kinderspiel: Er kam von den Banken, also war dieser Gedanke flugs transpa­rent. Banken interessieren sich für die Amortisation ihrer Anla­gen und wollen im Idealfall daran sogar noch Plus machen. Bei einer Institution wie dem Autoren-Nachlassarchiv-Projekt, das ja per se eigentlich nicht gewinnorientiert ist und auch – zumin­dest zu Beginn – keine Waren herstellt, die sich in klingende Münze verwandeln ließen, ist jede Reserve der Kreditinstitute nur zu gut verständlich.

Interessanterweise blieb das Gespräch nicht an diesem Punkt stehen.

Als ich nämlich die internen Differenzen der beteiligten Autoren skizzierte, insbesondere die noch ungeklärte Frage, ob das Ar­chiv primär digitale Werke aufnehmen sollte oder auch analoge zu erfassen streben sollte, machte er deutlich, dass sich das na­türlich auf die Finanzierungsfrage auswirke.

Stimmt, gab ich zu. Denn das ist ja tatsächlich der Fall. Man braucht zwar, wenn man sich (vorerst) auf digitalisierte Werke beschränkt, schon noch solide Speichertechnik, Sicherheitsab­schirmungen, rechtliche Fundierung usw. Aber beispielsweise fällt dann für den Anfang ein wesentlicher Finanzposten fort: Der Lagerraum für die physischen Werke. Womit Locationsuche einfacher würde, ebenfalls solche Dinge wie Mietkosten, archiv­gerechte Unterbringung der Dokumente usw.

Im Laufe des sehr interessanten Gesprächs schlug er mir also vor, es wäre vielleicht ein zu erwägender Gedanke, tatsächlich erst einmal „klein anzufangen“ und für den Anfang eine digitale Datenbank mit digitalisierten Materialien zu erschaffen. Dies würde die Anfangs-Investitionskosten deutlich senken und wäre danach immer noch solide ausbaubar.

Ich wurde nachdenklich, das will ich gern zugeben. Denn ja, die Anfangs-Denkhürde, die zu einem guten Teil von der Tatsache beeinflusst wird, dass ich eben einen ziemlich großen Bestand an noch nicht digitalisiertem Material besitze, beeinflusst das Denken schon ziemlich klar.

Wenig später nach diesem Gespräch hörte ich im Deutschland­radio einige Beiträge, die auf interessante Weise ohne irgendei­ne Verbindung zueinander zu haben, weitere Gedankenbaustei­ne hinzufügten.

In einem wurde etwa gesagt, dass viele Gründer in Deutschland sich besonders Anfangssorgen machten wegen des hohen an­fänglichen Finanzaufwandes. Im Gespräch kam aber zutage, dass viele Gründer hierbei eine Denkhürde aufrichteten, die möglicherweise gar nicht so gravierend sei, wie sie sich das vor­stellten. Konkret hieß es: Gründen sei sehr viel kostengünstiger, als sich viele Gründungswillige sich das gemeinhin vorstellten.

Ein zweiter Beitrag kam zu der Frage, warum so viele Insolven­zen in Deutschland zu verzeichnen seien und warum das allge­meine Klima so sehr gegen Neugründungen spreche, zu dem durchaus amüsierten Fazit, dass das Wichtigste am Gründen doch wohl sei, es einfach zu TUN.

Wir leben hier in Deutschland, einem Staat mit einem sehr soli­den Sozialsystem“, hieß es sinngemäß. „Was also kann einem Gründer schon Schlimmes passieren, wenn er einfach mal den Sprung wagt. Natürlich kann er scheitern. Aber das ist kein Weltuntergang.“ Sagte eine Frau, die schon zahlreiche Gründun­gen begleitet hatte.

Ich kann nicht leugnen, dass mich diese Haltung beeindruckte. Vor allen Dingen die Einstellung, dass sie auf diese Weise zahl­reiche Menschen, die sonst in die Existenzarmut abgerutscht wären, eben davor bewahrte und ihrem Leben mit neuer Arbeit einen selbstbestimmten Sinn gegeben hatte. Ich bewundere sol­che Menschen, ganz ehrlich.

Und ja, ich denke, dass auch das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt etwas ist, das genau dies braucht: den energischen Willen, ein­fach mal ins kalte Wasser zu springen und loszulegen, das Wag­nis einzugehen. Wer weiß also, vielleicht ist 2025 das Jahr, in dem der Startschuss gegeben wird?

Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

In der kommenden Woche reisen wir an dieser Stelle zurück ins Jahr 2022. Für das angebrochene neue Jahr 2025 wünsche ich euch auf alle Fälle alles erdenklich Gute – bleibt mir gewogen, Freunde! Danke, dass ihr da seid!

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.