Liebe Freunde des OSM,

überrascht, schon wieder so zeitig die nächste Lektion in OSM-Kosmologie zu erhalten? Nun, ich deutete früher bereits an, dass die Lektionen zwar in relativ weiten Abständen kommen, es aber durchaus passieren kann, wenn die Hand­lungsführung es erfordert, einige rascher aufeinander folgen zu lassen. Heute ist es also mal soweit, dass ich mein letztes Versprechen in die Tat umsetze.

Vor vier Wochen befassten wir uns im Blogartikel 162 mit dem Thema Kosmo­logie und Religion, und ich deutete an, dass ich bald noch mal darauf zu spre­chen kommen würde. Das ist also heute der Fall, und zwar aus gegebenem An­lass.

In der neuen Storysammlung „Als Tiyaani noch ein Kind war… Phantastische Geschichten von Uwe Lammers“, die in ein paar Wochen online geht, findet ihr eine OSM-Geschichte mit einem völlig unspektakulären Titel vor, die euch gerade­wegs in einen Alptraum katapultiert und mitten in ein kosmologisches Minen­feld.

Heimweh“ ist, von der Emotion her betrachtet, ein völlig begreifliches Gefühl. Aber wie ist das, wenn man Heimweh als eine Form von Krankheit empfindet – und zwar, nachdem man gestorben ist?

So geht es dem käfergestaltigen Oheetir Shaygül, als er überraschend an einer Seuche auf seiner Heimatwelt Höolyt in KONFLIKT 21 des Oki Stanwer My­thos stirbt (vgl. beizeiten dazu dann auch die Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL)).

Statt im Oheetir-Paradies zu erwachen, stürzt seine Seele in einen peinigenden Schacht aus Feuer… und dann wird er wiedergeboren – als lebendes humanoides Skelett mit einem Brustpanzer aus schwarzem Kristall und einem Hightech-Ka­rabiner in den Knochenhänden.

Shaygül ist ein Totenkopf geworden – ein lebender Toter und soldatischer Krie­ger in TOTAMS unheimlicher Monsterarmee, der LEGION (mehr dazu erfahrt ihr übrigens auch im Herbst 2016 in Annalen 6: „Mein Freund, der Totenkopf“).

Das ist schon sehr ernüchternd, um es vornehm auszudrücken. Die meiste Zeit ist er völlig konsterniert.

Es wird noch schlimmer, denn bald entdeckt er im Trainingsfeld mit Millionen weiterer Totenköpfe, die ihre Kampffähigkeiten im mörderischen Krieg gegen­einander erproben und nach jeder Vernichtung von neuem als Totenkopf im In­nern der Hohlwelt TOTAM reinkarnieren, dass er hier durchaus nicht nur auf ge­storbene Oheetirs stößt.

So kommt es zu der grotesken Situation, dass er zusammen mit einer Gruppe von Totenköpfen in einem Sprengtrichter sitzt und ratlos seinen Gefährten lauscht, die unbegreifliche Gespräche führen.

Da wird von Besteigung von Bergen gefaselt (was für ihn keinen Sinn ergibt).

Einer seiner Gefährten erzählt etwas von einer LIGA, in der er einen hohen Rang innehatte (auch das macht für Shaygül eher keinen Sinn).

Und dann meint ein weiterer leidenschaftlich: „Die Baumeister sind an allem schuld!“

Tja, fragt er sich, was um alles in der Welt mögen wohl Baumeister sein? Und woran sollen sie schuldig sein? Er kann diese Frage nicht lösen.

Für euch könnte diese provokative Bemerkung aber schon etwas erhellend sein. Ihr wisst schließlich beispielhaft um die Rolle der Baumeister im Zusammen­hang mit der Entstehung des yantihnischen Volkes in KONFLIKT 2 „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI). Wenn ihr euch schon gründlicher durch die veröffentlichten Geschichten geschmökert habt, dürftet ihr euch auch an solche Dinge wie das „Haus ohne Anfang und Ende“ erinnern und seinen hekaroni­schen Wächter GOON-TAAS (vgl. dazu die Storysammlung „Ein Passagier der R.M.S. TITANIC und andere phantastische Geschichten“, hierin die Ge­schichte „Hüter des Shanna Djannir“) bzw. auch an die traumatisierenden Er­fahrungen, die ein chinesischer Lunargeologe namens Dr. Lu Chen-Chuyang auf dem irdischen Mond gemacht hat (vgl. dazu die Storysammlung „Reinkarnati­on und andere phantastische Geschichten“, hierin die Story „Die Interventi­on“).

Ja… wenn man sich das so anschaut, dann kann man als umfassend informierter Leser nicht umhin, zu konstatieren, dass das, was der Totenkopf, dem die obige Bemerkung entschlüpfte, nicht völlig falsch ist. Die Spuren der Baumeister fin­den sich tatsächlich überall im Kosmos. Das ist ja auch ganz das Credo des Be­rinnyers Shaslacanyoorid im Roman „Ian und der Stein der Götter“ gewesen.

Ach ja, und entsinnt ihr euch noch an den Roman „In der Hölle“ sowie jüngst an „Jaleenas zweites Leben“? Beide spielen ja im INSEL-Imperium in KON­FLIKT 4 („Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR)), und das ist bekanntlich das Reich der Baumeister.

Es kann also jetzt schon als sicher gelten, dass die Baumeister einen sehr prä­genden Einfluss auf weite Teile der OSM-Universen ausüben. Wie weitgehend dieser Einfluss ist, werdet ihr noch bei der weiteren Lektüre der E-Books entde­cken, insbesondere dann, wenn ich erst mal dazu komme, euch in weitere Seri­enuniversen einzuführen. Das dauert noch ein bisschen.

Dennoch… wir müssen die obige, ressentimentgeladene Bemerkung ein wenig relativieren, und damit komme ich auf den spirituellen Kern aus dem letzten Kosmologie-Artikel zurück. Der gute Berinnyer-Totenkopf hat ein Problem mit den Baumeistern, das ist natürlich sein gutes Recht, und ich wäre der letzte, der behauptete, dass der Kontakt mit Baumeistern unproblematisch ist. Meistens ist er das nicht. Und wenn man Pech hat, ist er sogar tödlich (hängt davon ab, unter welchen Umständen er erfolgt und welchem Volk man entstammt… beispiels­weise).

Dennoch sind sie durchaus nicht an allem schuld!

Erinnert euch an die Worte des Baumeister Nogon aus der TI-Serie. Er äußerst sich ja äußerst herablassend über Quins Einstellung zum Thema „Seele“ und hält die Existenz einer Seele für pure Selbsttäuschung, ja, für eine Form von Zweckoptimismus, für den es keinerlei Grund gebe (deutlicher erlebt ihr das am kommenden Sonntag in TI 26).

Der arme Oheetir Shaygül könnte ihm nun erzählen, dass das so ja wohl nicht der Wahrheit entspricht. Er würde insistieren, dass er sehr wohl eine Seele besit­ze. Was zweifellos stimmt.

Und damit einher geht natürlich noch eine andere Frage: Wenn die Baumeister mehrheitlich nicht an die Existenz einer Seele glauben, wie können sie sich dann wohl die Existenz von Totenköpfen erklären? Von den Dämonen von TOTAM schweigen wir an dieser Stelle, die sind noch ein ganz besonderes Kapitel der Kosmologie, das aber erst aufgeschlagen werden sollte, wenn ihr den ersten von ihnen begegnet seid.

Es ist wohl unumgänglich, dass wir hier wieder im Themenfeld der Religion und der Kosmologie landen, das kürzlich thematisiert wurde. Denn man begreift ja die Religion im strengen Sinne als ein spirituelles System, das in menschlichen Gesellschaften deshalb so erfolgreich wurde, weil es ein zutiefst menschliches Bedürfnis gibt, Klärung in letzten Fragen zu erhalten.

Da nichts in der uns umgebenden Natur – und im übrigen auch nichts in den Wissenschaften, soweit sie bislang etabliert sind – uns das Phänomen des Todes trostreich zu erklären vermag, füllte die Spiritualität eine essentielle Lücke. Der Verlust eines geliebten Menschen einerseits oder auch der drohende Verlust des eigenen Lebens andererseits erzeugt bei den meisten Mitmenschen die drängen­de Frage nach dem Sinn. Was für einen Sinn hat das Dasein, wenn der Tod alles ein für allemal und unwiderruflich zerstört? Ist dann nicht langfristig alles verge­bens?

Die „Erfindung“ der Seele war, könnte man sagen, die zwingende Konsequenz aus diesen unlösbaren „letzten“ Fragen. Die Trostwirkung der Religion in die­sem Punkt sollte man kaum geringschätzen, das wäre reichlich arrogant.

Aber der OSM geht gedanklich darüber hinaus, wie ihr wisst. Ich gehe als be­kennender Dualist ja davon aus, dass es so etwas wie eine Seele gibt, auch wenn ich keine Nachweismöglichkeiten kenne und selbstverständlich keine Gewiss­heit habe.

Im Rahmen des Oki Stanwer Mythos gehe ich zudem davon aus, dass es das Phänomen der Reinkarnation durchaus gibt, wenn auch etwas anders als im landläufigen Verständnis. Das gehört schon seit 1981 zu den Grundpfeilern des OSM, und daran halte ich auch fest.

Nun kehren wir zur Ausgangsfrage zurück: Sind auch daran, „die Baumeister schuld“?

Wenn wir es genau durchdenken: Nein, eher nicht. Insofern ist diese obige Un­terstellung, getroffen in einem Moment der Frustration und emotionalen Über­lastung, ungerecht.

Aber da wir nun einmal in einem physikalisch geprägten Kosmos leben, kom­men wir hier ebenso unweigerlich auf die Warum-Frage. Wenn es nicht die Bau­meister gewesen sind, die ursächlich für die Entstehung einer Seele verantwort­lich zeichnen – und dass es die Seelen gibt, ist offenkundig, davon legt die Story „Heimweh“ ebenso Kenntnis ab wie zahlreiche Geschichten des Oki Stanwer Mythos, die ihr noch nicht kennt – , dann fragt man sich, warum es sie gibt. Und, falls diese Frage irgendeinen Sinn ergibt, wer imstande wäre, so etwas zu erschaffen.

Götter sind im OSM nicht existent… also muss es eine andere Form von Erklä­rung geben. Doch ich fürchte, dafür, um in dieses Mysterium einzudringen, lie­gen euch definitiv noch zu wenige Hintergrundinformationen vor. Wir werden die Klärung dieser wichtigen Frage darum noch vertagen müssen.

Gleichwohl ist unser obiger Gedankenexkurs nicht völlig vergebens gewesen. Aufgrund der schieren Existenz von lebenden Toten ergibt sich eine höchst in­teressante Verkomplizierung der Realität.

Wie, das ist jetzt nicht einsichtig? Na schön, ich nehme einfach mal zwei Bei­spiele (beide im OSM übrigens schon thematisiert, einmal in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), einmal in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) bzw. in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neu­tralkrieger“ (NK)):

Beispiel 1: Ihr habt jemanden umgebracht, aus welchem Grund auch immer. In unserer Welt ist die größte Sorge, die daraus erwachsen könnte, die vor den Strafverfolgungsbehörden. Wie das Verbrechen kaschieren, die Spuren verwi­schen, die Täterschaft tarnen, um eventueller Strafe zu entgehen?

Aber wenn im Rahmen des OSM die Toten eben nicht tot bleiben, dann ist damit eine noch viel beunruhigendere Entwicklung verknüpft – dann könnte der Er­mordete nämlich selbst zurückkommen und die Rache höchstpersönlich in die Hand nehmen.

Nicht wirklich witzig. Denkt mal drüber nach, Freunde! Diese Komplikation re­volutioniert auf bestürzende Weise solche Dinge wie den Sinn der Todesstrafe, um nur einen Aspekt zu nennen. Das schärfste Strafinstrument ist auf einmal stumpf wie ein Radiergummi…

Beispiel 2: Wenn man in einem hoch ideologischen Kampf Informationen final begraben möchte, kann man im Extremfall nicht nur alle Unterlagen vernichten, sondern auch alle Mitwisser ermorden. Kam in der Menschheitsgeschichte oft genug vor.

Aber wenn man nun den Kampf gegen TOTAM führt und TOTAM nun einmal gezielt die Toten zu neuem Leben erweckt, dann hat man jählings ein massives Problem mit der Geheimhaltung. Ich meine, dann gehen die Verstorbenen auto­matisch zum Gegner über, und der bekommt genau die Informationen, die man ihm unbedingt vorenthalten wollte. Was tut man dagegen? Die Leute daran hin­dern, zu sterben? Schwierig, um es vorsichtig auszudrücken.

Auch die Geheimhaltung erodiert unter solchen Gesichtspunkten dramatisch und macht eine grundlegende Wandlung durch.

Da merkt ihr mal, in was für schwierige und stürmische Fahrwasser der moderne OSM treibt… dahin verirrt sich die Phantastik üblicherweise allerhöchstens in exotischen Ausnahmefällen. In meiner Welt ist das hier eher der Normalfall, muss ich sagen.

Für heute, denke ich, raucht euch genug der Kopf. Der nächste Kosmologie-Bei­trag liegt noch in einiger Ferne, und nächste Woche an dieser Stelle kommt ihr auch wieder hübsch auf den Boden der Tatsachen zurück. Da geht es wieder um die Bebilderung des OSM.

Macht es gut, Freunde, und schaut wieder rein!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 58: Die Wahrheit über Sherlock Holmes

Posted Mai 4th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

da staunt der Leser nicht schlecht, wenn einem ein Buch mit solch einem voll­mundigen Titel über den Weg läuft – und wer von euch dieses Büchlein noch nicht gesehen haben sollte, dem ergeht es sicherlich sehr ähnlich wie mir vor ein paar Jahren.

Die Wahrheit über Sherlock Holmes? Spannende Sache. Und dann noch bei DEM Verfasser! Aber zugleich, denkt man sich sicherlich, könnte es recht launig sein, den berühmten beratenden Detektiv mal aus den intimen Memoiren sei­nes größten Gegners kennen zu lernen.

Also, Vorhang auf für Professor James Moriarty und all das, was er über seinen Erzfeind zu sagen hat:

Die Wahrheit über Sherlock Holmes

Von Professor James Moriarty (Pseudonym)

Aus den Unterlagen seines Erzrivalen,

zusammengestellt von Colonel S. Moran

Eichborn-Verlag, 12.95 €

Frankfurt am Main 2011

Aus dem Englischen von Edith Beleites

ISBN 978-3-8218-3688-1

Die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit… und das von einem Erzschur­ken, herausgegeben von einem weiteren Erzschurken, die über das Objekt des Berichtens nur Unflätiges zur Sprache bringen wollen und dieses Objekt, nie­mand Geringeren als Sherlock Holmes, buchstäblich zur Strecke zu bringen be­reit waren? Nun, man darf skeptisch sein, was die Seriosität eines solchen Un­terfangens angeht. Und es wird auch wirklich übel vom Leder gezogen, dass der versierte Holmes-Kenner sich in die Sofaecke kringelt. Es ist wirklich atemberau­bend… doch damit fängt die Rezension quasi schon von hinten an, das ist nicht geschickt. Zunächst ein paar Fakten voraus:

Wir kennen die Protagonisten gut. Sherlock Holmes, seinen Adlatus und „Ecker­mann“ Dr. John Watson aus der Baker Street 221B (hier findet man übrigens einen sehr anschaulichen, schönen Plan der Räumlichkeiten – zwecks eines un­umgänglichen Angriffs, versteht sich) auf der einen Seite, unterstützt vom im­mer ein wenig unterbelichtet scheinenden Inspektor Lestrade vom Scotland Yard und der soliden, unerschütterlichen Miss Hudson, Holmes´ und Watsons Vermieterin, nicht zu vergessen die „Baker Street Irregulars“.

Die andere Seite, die in diesem Yin-Yang-Spiel die entgegengesetzte Polarität vertritt, wird repräsentiert vom „Napoleon des Verbrechens“, Professor James Moriarty, der als Berichterstatter (wir lesen quasi sein Tagebuch, wenn auch in gewöhnungsbedürftiger Reihenfolge) natürlich insbesondere auf seiner Geniali­tät besteht, eben darauf, ein Genie des Bösen zu sein. Leichen pflastern seinen Weg, könnte man sagen, und läge damit durchaus nicht falsch. Als Sympathie­träger eignet er sich eher nicht.1 Sein Adlatus ist dabei der unehrenhaft entlas­sene Ex-Offizier und Scharfschütze Colonel Sebastian Moran (laut diesem Tage­buch Colonel Sebastian Moran Moriarty und damit Teil des Moriarty-Clans). Auch er eignet sich nicht eben als Identifikationsfigur im positiven Sinne. Und schweigen wir von den „Butcher Street Boys“…

Es gibt also eine Art von spirituellem Duell zwischen zwei hochbegabten und in­tellektuell gebildeten Koryphäen, einer auf der Seite der Gerechtigkeit, einer auf der Seite der Finsternis, sagen wir mal. Und Moriarty ist derjenige, der nun auspackt und aus dem Nähkästchen plaudert. Der Klappentext bringt schon ein äußerst passendes Zitat: „Alle Verbrechen, die Sherlock Holmes, dieser Lange­weiler, je untersucht hat, sind MEIN Werk!“ Moriarty, who else? Man merkt so­fort – Bescheidenheit ist seine Zier nicht eben.

Moriarty behauptet auf diesen äußerst abwechslungsreichen Seiten ziemlich haarsträubende Dinge: so etwa, dass Holmes ein eher mäßiger, nur durch Zufäl­le erfolgreicher Detektiv ist, der viele Dinge schlicht und ergreifend übersieht, ganz sicher Moriartys sinistre Fallstricke. Ganz zu schweigen vom wiederholten Einsatz von Moriartys besonderem Lieblingsgift: Moriartium (eine Eigenkreati­on! Er ist überhaupt sehr erfinderisch, wie man in diesem Buch entdecken kann, geradezu ein Pionier der Wissenschaft und Kybernetik!), das Holmes nicht entdeckt. Akribisch weist der Professor nach, dass er in allen Fällen, die Holmes bearbeitete und Doyle überlieferte, seine Finger im Spiel hatte, dass er den De­tektiv durch raffinierte Fehlinformation und Manipulation immer wieder bloß­stellen wollte, um nicht zu sagen: umbringen.

Er hat dabei nach eigener Auskunft eine wirklich illustre Runde an Kumpanen, und manche davon erwartet man einfach nicht, selbst als Holmes-Kenner: nun gut, Irene Adler (in Moriartys Tagebuch eine begabte Kriminelle, die glühend ei­fersüchtig auf die Frauen ist, die ihr bei Moriarty das Wasser abgraben!) kann man schon erwarten. Aber dann: Mrs. Hudson, die Moriarty Plätzchen backt? Mary Morstan, nachmalige Mrs. John Watson (soll Watson auf falsche Fährten locken und Holmes dazu)? Arthur Conan Doyle, der von Moriarty dafür bezahlt wird, dass er Holmes´ Verdienste gering darstellt und seine, Moriartys, Erfolge hingegen gebührend ins Rampenlicht stellt (als er das nicht tut, schreibt Moriar­ty ihm einen gesalzenen Brief, hier zu lesen)? Ganz zu schweigen von diversen Polizisten, die auf Moriartys Lohnliste stehen und Holmes in die Irre führen sol­len (die Liste steht hier!), allen voran Inspektor Lestrade! Klappt meist nicht. Es geht noch schlimmer, aber ich verrate ja nicht alles…

Wir finden zudem unzählige Skizzen zu versuchten oder geplanten Verbrechen, zu denen der Raub der Kronjuwelen, von Fabergé-Eiern, Montgolfieren und ähnlichem zählen, hinzu kommen so obskure Dinge wie „Operation Holzbein“ oder auch „Operation Strauß“ (letztere wird durch einen jungen Fanatiker na­mens Gavrilo Princip in Sarajewo 1914 vereitelt, woraufhin der deutsche Kaiser (!) Moriarty (!) das versprochene Honorar verweigert! „Der Job ist schließlich nicht erledigt, nicht wahr, Herr Professor?“ Da schäumt der Verbrecher!), nicht minder beeindruckende „Gimmicks“ wie eine kugelsichere Kutsche2, die eher eine Art von Panzer darstellt, ein U-Boot für eine Person („mit Luftversorgung für das Rauchen von Zigarren“).

Langeweile kommt hier also in gar keiner Weise auf, und man erfährt sogar, wie die Konfrontation bei den Reichenbach-Fällen ausgegangen ist. Dass Sherlock Holmes überlebt hat, ist durch Doyles Werke bekannt. Was aus Moriarty wurde…? Nun, ich sage nur: Neuguinea! Was das bedeutet? Nein, das ist zu köstlich, das muss man nachlesen.

Für historisch Interessierte und Liebhaber bibliophil schön aufgemachter Bü­cher ist das hier ein richtiges kleines Schmankerl, selbiges gilt auch für die eifri­gen Holmsianer, die unzählige raffinierte Anspielungen auf Holmes-Geschichten wie die Sache mit den Napoleonbüsten, dem blauen Karfunkel, den drei Garri­debs, dem Tal der Furcht (Vermissa Valley), dem Musgrave-Ritual und vielen an­deren Fällen, über die Arthur Conan Doyle berichtet, finden werden, was fast unweigerlich dazu verleiten kann, noch einmal die originalen Geschichten nach­zulesen. Da für mich die Lektüre des Kanons schon etliche Jahre her ist (ich habe die Kurzgeschichtenlektüre im Januar 2006 beendet), waren meine Erin­nerungen etwas angestaubt, aber ich fand es außerordentlich verdienstvoll und raffiniert gemacht, die ganzen Kanon-Geschichten noch einmal durch die Ge­genseite über den Kamm gebürstet vorzufinden. Eine beeindruckende Leistung, durch den launig-herablassenden, manchmal etwas schrill-empörten Schreibstil „Moriartys“ sehr vergnüglich zu lesen.

Auch wenn man den „Wahrheitsgehalt“ dieser Aufzeichnungen unbedingt in Zweifel ziehen muss und Moriarty quasi an keiner Person des Holmes-Kanon ein gutes Haar lässt (nicht mal an Moran, was dieser als „Herausgeber“ mit galligen Randkommentaren vermerkt), außer eben an sich selbst, so dass diese „Tage­buchaufzeichnungen“ natürlich strikt parteiisch sind, ist das ein schönes Buch geworden, das ich mit großem Genuss gelesen habe.

Einwandfreie Leseempfehlung, besonders für Leute, die sich mit Sherlock Hol­mes gut auskennen – ihr kommt aus dem Kichern kaum mehr heraus, verspro­chen!

© by Uwe Lammers 2012

Ihr merkt am Ton der Rezension – ich habe mich damals wirklich köstlich amü­siert. Und wer das Buch noch nicht selbst kennen sollte oder eingefleischte (und ahnungslose) Holmsianer in der Bekanntschaft hat, dem liegt hiermit ein perfektes Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk vor. Ob es derzeit noch er­hältlich ist, kann ich zwar nicht sagen, aber es wäre schon möglich. Na ja, und falls nicht – wozu gibt es in diesem Fall gut sortierte Internet-Antiquariate?

In der kommenden Woche machen wir eine Zeitreise, die uns nicht nur ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, sondern gleich über ein paar Jahrtausende. Und zudem besuchen wir ein mythisches Land der Phantastik, dessen Namen ihr be­stimmt schon mal gehört habt: Valusien.

Bei wem jetzt diffus die inneren Glocken der Erinnerung läuten sollten, der kann sein Gedächtnis hier in der nächsten Woche auffrischen. Einfach wieder reinschalten auf meine Homepage.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wer den Film „Sherlock Holmes 2: Spiel im Schatten“ gesehen hat, wird diesen Eindruck leicht bestätigen können.

2 Gewissermaßen der viktorianische Vorläufer für einen gewissen Aston Martin…

Maiblog 2016

Posted April 30th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

wie schon in den ersten drei Jahren meines E-Book-Programms möchte ich auch diesmal den 1. Mai als Tag der Arbeit dazu nutzen, ein wenig Rückschau auf die letzte Zeit zu halten, etwas über meine gegenwärtige Situation zu be­richten und sodann einen Ausblick auf die nahe Zukunft zu geben. Und wie schon vor einem Jahr ist es so, dass eine ganze Menge passiert ist.

Nach wie vor sind die Dinge in turbulenter Bewegung begriffen, was aber grundsätzlich gut ist. Um ganz kursorisch etwas zu meiner Einkommenssituation zu sagen – im Herbst 2015 ergab sich die Möglichkeit, eine kleine bezahlte Stel­le an der TU Braunschweig anzutreten, die auf ein Jahr befristet war… und sich dann zum 1. März 2016 dramatisch veränderte, nämlich in eine Vollzeitstelle. So etwas habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gehabt, und das erhöhte Ar­beitsaufkommen hat natürlich massive Auswirkungen auf mein Zeitbudget ge­habt.

Gut, dass ich ordentlich vorgearbeitet hatte. Das kommt mir aktuell sehr zugu­te. So bin ich sowohl in meinem normalen Wochen-Blog schon ein paar Monate weiter mit den fertigen Beiträgen, und die Rezensions-Blogeinträge liegen für die nächsten Monate gleichfalls vor. Außerdem kommt es inzwischen immer häufiger vor, dass meine neuen Blogveröffentlichungen schon mal einen Tag vorher auf der Homepage www.oki-stanwer.de stehen… es lohnt sich also, dort verstärkt auch mal ein paar Stunden vor regulärer Veröffentlichung nachzuse­hen.

Die Homepage wird derzeit mit im Schnitt 4000 Besuchern im Monat ordentlich frequentiert, die Tendenz ist nach wie vor steigend. Verblüffenderweise scheint die Website mehrheitlich im englischsprachigen Ausland rezipiert zu werden, den Kommentaren nach zu urteilen, die ich bekomme… was mich freut. Es ist ziemlich offensichtlich, wie ich auch aus meinem direkten Umfeld zu hören be­komme, dass hier eine gewisse Bewunderung eingekehrt ist, was meine Regel­mäßigkeit der Blogarbeit angeht.

Und was die Übersichtlichkeit des Blogs angeht… da habe ich inzwischen eben­falls vorgesorgt und weise an dieser Stelle mal auf den Blogartikel 175 hin, der in ein paar Monaten publiziert wird. Der verdient in dieser Beziehung eure besondere Aufmerksamkeit.

Für das Portal www.amazon.com stehen inzwischen 38 E-Books zum Download bereit, darunter stolze 25 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI). Außerdem ergab es sich, dass die langen E-Books der Subreihe „Aus den Anna­len der Ewigkeit“ seit Anfang 2016 jeweils in zwei Teile gespalten und im Ab­stand von vier Wochen publiziert werden müssen. Das war eine externe Vorga­be, aber wenn ich mir anschaue, wie gut „Annalen 5: Jaleenas zweites Leben“ (Januar/Februar 2016) verkauft wird, scheint das keinen nachteiligen Effekt ge­habt zu haben.

Für Winter 2016 kann ich euch mit „Annalen 6: Mein Freund, der Totenkopf“ das nächste Abenteuer dieser Art ankündigen, dazu gleich noch etwas mehr im Rahmen der Vorschau.

Ebenfalls neu war für mich und wohl euch alle die Umstellung von Amazons Ab­rechnungsstrategie auf die seitengenaue Zählung. Hier ist es aktuell so, dass wenigstens 2.000 Seiten pro Monat aus meinen E-Books gelesen werden, zu­sätzlich zu den vollständig gekauften Exemplaren, die derzeit (hoffentlich vor­übergehend) bei Amazon rückläufig sind. Die Zeit muss zeigen, wie sich dieses Modell der seitengenauen Lesezählung in der nahen Zukunft entwickelt, ob zum Vorteil für die Autoren oder zum Nachteil. Das kann ich momentan noch nicht sagen.

Das zweite Distributoren-Portal, auf dem ich meine E-Books anbiete, www.beam-ebooks.de, hatte in der zweiten Jahreshälfte 2015 eine Reihe von ernsten technischen Schwierigkeiten zu überwinden, was meine dortigen Ver­käufe quasi auf Null reduzierte. Inzwischen hat sich das Portal aber erfreulich berappelt. Schauen wir mal, wie das weitergeht. Hier sind, EPUB- und MOBI-Formate zusammen gerechnet, inzwischen 44 E-Books von mir erhältlich, jeden Monat kommt ein weiterer Band hinzu (ab Juni ist es tatsächlich nur noch einer, weil es ab „Abenteurerherz“ keine MOBI-Formate mehr gibt, die sich ohnehin notorisch schlecht verkaufen).

Im Juni 2015 gelang es dann, ein drittes Distributoren-Portal zu erschließen, nämlich www.xinxii.com. Hier erhöhte ich die „Nachdruckfrequenz“ auf anfangs 3, dann auf 2 E-Books pro Monat, inzwischen habe ich annähernd das Level von „Beam“ erreicht und nun bin ich soweit, dass je Monat ein Nachdruck er­scheint. Hier stehen jetzt also auch schon 20 E-Books parat. Der große Vorteil bei XinXii, wo ich sogar im Herbst 2015 „Autor des Monats“ vermittels eines schön gemachten Interviews wurde, besteht darin, dass von XinXii aus andere Distributoren-Portale ebenfalls erreichbar sind. So kann man meine E-Books beispielsweise auch über Hugendubel, Thalia und Weltbild beziehen, und das tun die Neuleser auch gern. Vielen Dank dafür an dieser Stelle für euer Lesein­teresse!

Apropos Leseinteresse: Lesungen gab es natürlich auch, zwei an der Zahl (vgl. dazu meine „Lesungs-Blogs“ auf der Website, die ihr sicherlich gesehen habt, wenn ihr regelmäßig meinen Kolumnen folgt). Da wird, denke ich, im Laufe des kommenden Jahres auch noch die eine oder andere Veranstaltung hinzukom­men. Aber wie ihr verstehen werdet – meine momentane berufliche Beanspru­chung lässt hier aktuell die Kontakte ziemlich eintrocknen. Ich hoffe, das lässt sich in naher Zukunft wieder ändern.

Im vergangenen Jahr an dieser Stelle hatte ich die Prognose abgegeben, dass ich mit rund 45.000 Klicks auf meiner Homepage rechnete… na ja, das war doch ziemliches Understatement. In Wahrheit waren es zu Silvester dann nicht weni­ger als 58.992…mal schauen, was das aktuelle Jahr ergibt. In einem Jahr seid ihr schlauer, und ich auch.

Was die Werbeaktivitäten angeht, so hat sich leider der Werbefolder, von dem ich vergangenes Jahr sprach, nicht restlos realisieren lassen. Dafür konnte ich al­lerdings meinen üblichen schmalen Flyer aktualisieren. Dort seht ihr jetzt aktu­ell das Cover von „Annalen 5“ und das von „TI 25: Audienz bei Quin, das am 15. April erschienen ist. Ich würde sagen, der Werbeeffekt ist durchaus noch stärker wirksam als beim ursprünglichen Flyer.

Eine weitere Werbemöglichkeit ließ sich durch den steten Kontakt mit dem Science Fiction-Club Deutschland (SFCD) und dessen Publikationsorgan ANDRO­MEDA-NACHRICHTEN erreichen – hier findet ihr in quasi jeder Ausgabe Werbe­banner von meinen E-Books vor, aktuell auch Fortsetzungskurzgeschichten, dar­unter mit „Der Platz der Steine“ eine frische aus dem Oki Stanwer Mythos (OSM).

Und wer sich zufällig auf die Website der Literaturwerkstatt Gifhorn verirrt, wird auch dort eine ausführliche Darstellung meiner E-Book-Aktivitäten vorfin­den, die alle paar Monate aktualisiert wird. Wer sich hingegen nur für die ver­fügbaren Titel interessiert, wird auf meiner Autorenseite bei Amazon-Author­Central fündig. Reinschauen lohnt sich ganz gewiss.

Kommen wir nun ein wenig zum Blick über den Tellerrand – was erwartet euch bis Jahresende… vorausgesetzt, ich kann meine Planungen so einhalten, wie ich es mir wünsche? Nun, folgendes:

Mitte Mai erscheint mit „Baumeister-Pläne“ der 26. Band der TI-Serie und zu­gleich der Abschlussband der Quin-Trilogie. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen… hier geratet ihr dann geradewegs genau wie die armen Yantihni in die Untiefen der kosmischen Geschichte, und es fallen ausgesprochene Reizwörter: Sonnengarten, Baumeister, Oki Stanwer, KONFLIKT… von da ab dreht sich der Wind und schlägt den Yantihni heftig ins Gesicht. Ihr werdet es erleben.

Im Juni wird meine vierte Kurzgeschichtensammlung unter dem Titel „Als Tiyaani noch ein Kind war…“ das Licht der Welt erblicken. Sie enthält diesmal nur drei Geschichten, die aber vom Umfang her fast Novellencharakter haben. Die Titelgeschichte erzählt eine faszinierende Archipellegende um die Göttin­nentochter Tiyaani und ihre Bestimmung. „Der Platz der Steine“ führt euch im KONFLIKT 19 des Oki Stanwer Mythos an einen brandgefährlichen Ort, wo die kleine Senyaali ein Abenteuer jenseits ihrer Vorstellung erlebt (und wem der Name vertraut vorkommt – einfach noch einmal „Annalen 2: Ian und der Stein der Götter“ lesen, dann seid ihr auf dem Laufenden. Die dritte Story heißt „Heimweh“ und entführt euch in den KONFLIKT 21 des OSM auf eine scheinbar unwichtige kleine Welt namens Höolyt… und direkt in den knöchernen Hexen­kessel von TOTAMS legendärer Armee, der LEGION…

Mitte Juli folgt dann „Späherin der Cestai“, Band 27 der TI-Serie, worin ich end­lich den Handlungsfaden von TI 10 „Das Maschinenvolk“ wieder aufnehmen kann. Das yantihnische Expeditionsschiff RHONSHAAR erreicht das Xoor’con-System, die Heimat des verstorbenen tassaiischen Spähers Gwensh. Aber auf das, was sie dort erwartet, sind sie nicht vorbereitet.

Einen Monat später setze ich mit TI 28: „Die Sternenbaustelle“ den RHONSHAAR-Handlungsstrang fort und beschreibe eine sehr beeindruckende und ebenfalls sehr tödliche Machtdemonstration der Troohns.

Die Handlung setzt sich fort am 15. September in TI 29: „Die Nomaden von Twennar“, und am 15. Oktober runde ich mit TI 30: „Das Kriegernest“ diesen Vierteiler ab. Und was ein „Kriegernest“ wohl sein mag? Nun, das soll hier und jetzt noch nicht verraten sein. Der Band hat jedenfalls eine ganze Reihe Überra­schungen im Gepäck, vertraut mir. Ich kenne die Geschichte seit 2005, aber ich freue mich schon darauf, sie auszuarbeiten.

Im November und Dezember 2016 plane ich, den nächsten Band der „Annalen“ zu veröffentlichen. In zwei Teilen erscheint dann „Mein Freund, der Totenkopf“, die unheimliche, reizvolle und bestürzende Geschichte der Freundschaft des terranischen Siedlerkindes William Taylor jr. auf seiner rückständigen Heimat­welt Hamilton. Er hat viel von den legendären „Wanderarbeitern“ gehört, aber nie einen gesehen. Vor ihnen wird stets gewarnt („…gibt eine Menge schlimme Geschichten über die Wanderarbeiter…“). Aber was das tatsächlich bedeutet und inwiefern sich mit ihnen eine absolut tödliche Gefahr nähert, das hat Will in diesem zweigeteilten Roman zu berichten.

Soviel zum Veröffentlichungsplan für 2016. Zwischenzeitlich hat sich auch schon mein Grundkonzept für das Romanprojekt „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ verändert. Es wird höchstwahrscheinlich bis Mai 2017 schon erschienen sein, darum hier ein paar Informationen dazu:

Das Titelbild ist bereits vorhanden und wunderschön gelungen (ihr seht es dann beizeiten auf meiner Amazon-AuthorCentral-Seite). Mit diesem Band, der nun den ersten der neuen OSM-Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) darstellen wird, führe ich euch ins direkte Vorfeld der Grünen Galaxis Bytharg, ins Reich der gestaltwandelnden Berinnyer und der monströsen Statthalter des Bösen. Das ist der KONFLIKT 12, von der TI-Serie gute 50 Milliarden Handlungs­jahre entfernt. Ich gedenke, zwei oder drei dieser Bände im Jahr 2017 zu brin­gen, wobei jedes E-Book drei ursprüngliche Episoden enthalten soll. So mein bisheriger Plan.

Und es gibt für 2017 ein weiteres Planungsprojekt, zu dem auch schon ein be­unruhigendes Cover existiert – „DER CLOGGATH-KONFLIKT“. An Band 1 mit dem Titel „Vorbeben“ arbeite ich bereits. Dies ist gewissermaßen die dritte OSM-Serie, die ich auf euch „loslassen“ werde – der KONFLIKT 13 des OSM.

Ihr seht, langweilig wird es hier nicht. Und besonders auf KONFLIKT 12 könnt ihr euch freuen, weil es da so viele interessante und z. T. schon bekannte Dinge zu entdecken gibt. Welche etwa? Nun, ein Volk, das sich „Allis“ nennt etwa. Einen Kodex, den man das „OKI-STANWER-GESETZ“ nennt. Berinnyer laufen euch über den Weg. Ihr werdet Sternenfeen treffen und den Sonnengarten von Bytharg. Die Baumeister treiben ihr Unwesen, das Portalsystem der Baumeister spielt eine wichtige Rolle, ganz zu schweigen von der Galaxis Arc, der Heimat der Bau­meister. Und dann ist da natürlich der legendäre Sternensektor von Maran-Ghaal, das Herz der Berinnyer-Nationen.

Außerdem gibt es Zeitreisen, Dimensionstunnel, universale Imperien, Geheim­nisse der Vergangenheit, Intrigen und Unterwanderungen, Invasionen… und vieles andere mehr. Ein komplexer Stoff, aber ich glaube, anno 2017 seit ihr gut genug darauf vorbereitet, um viele der Anspielungen und Zusammenhänge rasch zu verstehen.

Das soll für heute dann wieder genügen – ich hoffe, euch gut unterhalten zu ha­ben und verabschiede mich für den Moment.

Wir sehen uns am nächsten Sonntag an gleicher Stelle wieder. Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 165: Logbuch des Autors 17: Willkommen in Garos!

Posted April 30th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

stellt euch vor, ihr befindet euch mitten in den schottischen Highlands, etwa zwei Stunden Wegzeit von Inverness entfernt, mitten im Nirgendwo. Die nächs­te menschliche Ansiedlung ist ein kleines Nest namens Nairn, irgendwo im Nichts. Vor euch liegt nichts als ein völlig leeres, ausgedehntes Tal voller blühen­der Wiesen, moosbewachsenen Felsen und felsigen Hügeln. An dem Hang drei oder vier Kilometer direkt voraus liegt die Ruine eines alten Bergklosters, schon seit Jahrhunderten verlassen.

Was tut ihr? Neugierig, wie ihr wohl seid, stuft ihr dieses Kloster als das mit Ab­stand interessanteste Objekt weit und breit ein, und der direkte Weg dorthin, der ja auch keinerlei Komplikationen aufweist, führt geradewegs durch das idyllische Tal.

Also macht ihr euch kurzerhand auf den Weg und marschiert über diese Wiesen direkt los.

Ihr werdet dieses Kloster niemals erreichen.

Denn das ist es, was euch schon nach ein paar hundert Metern Wegstrecke wi­derfährt: von irgendwoher scheint ein eigenartiger, opaleszierender Nebel auf­zuziehen, der die ganze Umwelt bizarr verhüllt und verzerrt und euren Rich­tungssinn narrt.

Das ist aber nicht das Schlimmste: Direkt vor euch taucht nun auf einmal etwas auf, von dem bisher nichts zu entdecken war – und, um vorauszugreifen, nicht einmal moderne Satellitenüberwachung würde davon etwas ausfindig machen – , nämlich ein Dorf, das mitten im Talkessel liegt, als würde es aus einer Art von vorgestrigem Traum aufsteigen.

Verwirrt, wie ihr seid, werdet ihr euch dieses komische Phänomen genauer an­schauen wollen. Und wenn ihr das wagt, seid ihr sowieso verloren, und zwar für alle Zeiten.

Die seltsame Ortschaft aus dem Nirgendwo sieht aus, als entstamme sie dem Mittelalter: nahezu keine Gebäude aus Stein weit und breit, alles ist aus Holz, Flechtwerk und Lehmziegeln gebaut, die Walmdächer der Gebäude mit Reisig gedeckt. Der Geruch von Herdfeuern hängt in der Luft. Es gibt nur zwei Dinge, die euch – neben der Tatsache, dass dieser Ort aus dem Nirgendwo kondensiert ist – in Erstaunen versetzen dürften.

Auf der einen Seite des Ortes, seitlich eures direkten Marschweges, liegt ein kleines Flachdachgebäude, das ganz aus Stein geschaffen scheint und in dessen Mauerstrukturen offensichtlich keltische Menhire eingearbeitet wurden.

Auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich auf einer Anhöhe, die ihr auch beim Blick ins Tal schon gesehen habt – dort ist sie aber nur ein grasbewachse­ner Hügel – ein mächtiger, aus schwarzem Holz gearbeiteter Galgen.

Also, das ist schon eine gruselige Sache.

Stolpert man nachts über dieses Dorf, könnte man denken, es handele sich um eine Art Kulissenlandschaft für einen historischen Film oder so. Aber leider lie­gen die Dinge nicht so einfach.

Dies ist ein Ort namens Garos, und es ist mit Abstand einer der unheimlichsten und zugleich bedeutsamsten Orte im ganzen Oki Stanwer Mythos (OSM), so ob­skur das auch klingen mag. Das hat mit kosmologischen Details zu tun, auf die ich heute noch nicht im Detail eingehen kann. Aber vertraut meiner Expertise: ich spreche nichts als die lautere Wahrheit.

Ich kenne Garos inzwischen seit gut 30 Jahren, habe aber erst in jüngster Ver­gangenheit herausgefunden, was hier wirklich vor sich geht. Drum habe ich auch im Oktober 2015 mit einem OSM-Hintergrundtext begonnen, der den prä­gnanten Titel „Das Rätsel von Garos“ trägt.

Auslöser dafür waren meine Abschreibarbeiten an dem gigantischen OSM-Ma­nuskript „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK). Denn dort werdet ihr voraussichtlich schon im ers­ten Band der Veröffentlichung, die für das Jahr 2017 geplant ist (also dem Roman „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“) auf Garos treffen, und weil das ein wenig „shocking“ sein wird, dachte ich, ist es geschickt, euch schon mal vorzu­warnen.

Garos ist ein Dorf, ja, und es scheint dem Mittelalter zu entstammen. Das ist freilich nicht ganz präzise. Es ist auch nicht so, dass man hier mit der seltsamen, unsichtbar machenden Nebelschranke eine Zeitbarriere durchschritten hätte. Weit gefehlt. Das wäre die einfache Interpretation. Die Realität sieht noch et­was komplexer aus.

Wer nach Garos hineinkommt, wird mit Menschen konfrontiert, die durchaus etwas rückständig und altmodisch sind. Elektrizität ist in Garos unbekannt. Mo­derne Kommunikation existiert nicht. Kenntnis der Außenwelt ist nur rudimen­tär vorhanden, und jede neue Information von Besuchern von außerhalb wird gering geschätzt.

Garos als Ort der konservativen Wertbewahrung zu beschreiben, würde einen Teil der Wahrheit treffen. Die Menschen hier leben im Gestern… und die Toten von Garos leben auch im Gestern. Und wer diese Toten auf dem Friedhof sucht, der sucht an der falschen Stelle. Garos hat keinen Friedhof. Garos besitzt auch keine Kirche.

Stattdessen gibt es hier einen Henker der Toten, einen bärenstarken Hünen, der mit einer silbernen Axt Menschen den Kopf abschlägt. Insbesondere all jenen, die Garos wieder verlassen wollen.

Denn Garos, das sollte man begreifen, ist ein geheimer Ort. Mächte decken ih­ren Mantel des Schutzes über diese Ortschaft, die man nicht wirklich verstehen kann, und ihre Intentionen sind noch weitaus seltsamer, als man sich in den bi­zarrsten Denkkapriolen vorzustellen vermag.

Wer nach Garos kommt, tritt die letzte Reise seines Lebens an, ganz gleich, ob er das nun intendiert hat oder nicht. Wer das Dorf einmal erblickt hat, ist verlo­ren.

Wir befinden uns während unseres Besuches dieses idyllischen, unscheinbaren Highlandtales in Schottland im so genannten KONFLIKT 13 des Oki Stanwer My­thos. Ich erforschte Garos und sein direktes Umland (denke keiner, das Berg­kloster sei uninteressant! Ihr werdet das Gegenteil erleben!), während ich von 1982-1985 an der Serie „Oki Stanwer Horror“ (OSH) schrieb. Und als ich dann 1988 daran ging, diese Serie in das oben erwähnte Buch „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ einzuarbeiten, da war es absolut essentiell, auch eine Reise nach Garos zu machen, das für die Serie so wichtig wurde.

Im Mai des Jahres 2114 verschwand in dieser Gegend nämlich ein Yard-Ange­stellter namens Roger Steen. Und er tauchte bald darauf in Inverness wieder auf – als Untoter.

Und die Folge dieser Ereignisse bestand dann darin, dass zwei gute Freunde die Ursachenforschung übernahmen und herauszufinden trachteten, was da ei­gentlich genau geschehen sein mochte.

Die beiden Freunde waren Oki Stanwer und Klivies Kleines, der erste Helfer des Lichts.

Ihre Fährte führte sie geradewegs in ein idyllisches, scheinbar mittelalterliches Dorf.

Nach Garos.

Und mitten ins Verderben.

Denn erinnert euch, was ich oben sagte: Wer nach Garos kommt, tritt die letzte Reise seines Lebens an.

Und um ein Haar wäre das auch Oki Stanwers eigene letzte Erfahrung gewesen: die wuchtige Berührung der feinen, höllisch scharfen Henkersklinge, die ihm den Kopf vom Rumpf trennt.

Was das dann vereitelt? Tja, das solltet ihr dann vielleicht tatsächlich im oben erwähnten ersten Roman des CLOGGATH-KONFLIKTS nachlesen, sobald er er­scheint. Und machen wir uns nichts vor – das Garos-Abenteuer ist Gänsehaut pur. Ihr werdet es sehen, Freunde!

In der kommenden Woche machen wir, ungewöhnlich zeitig, wie ich zugebe, wieder einen Ausflug in die Welt der OSM-Kosmologie. Als kleinen Appetithap­pen erwähne ich schon mal das Titelzitat: „Die Baumeister sind an allem schuld!“

Wer mehr wissen möchte, schaue nächste Woche wieder rein.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 57: Stärke 10

Posted April 27th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Erdbeben sind fundamentale und verstörende Naturgewalten, die meist binnen Sekunden Schäden anrichten, die man als Normalsterblicher für unmöglich hält. Da reißen Gebäude buchstäblich in Stücke, tonnenschwere Eisenbahnschienen werden, wenn die Impulse aus dem Erdinnern dazu passen, verbogen, als be­stünden sie aus Gummi. Hochhäuser versinken im Boden, der sich verflüssigt wie Treibsand. Ganze Städte werden auf diese Weise eingeebnet.

Und natürlich werden Bücher über solche Katastrophen geschrieben – sogar über solche, die noch gar nicht passiert sind, wie eben im unten präsentierten Buch geschehen. Es spielt in Kalifornien und dem Rest der Vereinigten Staaten der nahen Zukunft, aber es ist eine ausgesprochene Alptraumwelt… und leider durchaus eine von der überaus hellsichtigen Form. Folgt mir in das Buch, ihr werdet es erleben:

Stärke 10

(OT: Richter 10)

Von Arthur C. Clarke & Mike McQuay

Heyne 10838

München 1999

480 Seiten, TB

ISBN 3-453-15051-1

Vor Hochwasser, Feuer und Sturm kann sich der Mensch retten – doch wenn die Erde bebt, ist er der Natur hilflos ausgeliefert“, so beginnt der Klappentext des vorliegenden Science Fiction-Romans, der damals in der allgemeinen Reihe des Heyne-Verlages publiziert wurde und für mich als Leser ungeahnte Aktuali­tät entwickelte, als sich im März 2011 das Erdbeben der Stärke 9 in Japan ereig­nete. Ich hatte keine Ahnung, dass mich der Roman in einen Alptraum führen würde, aber so war es, und es ist ein wirklich großartiger Alptraum, der jede Leseminute verdient, die man erübrigen kann.

Der Alptraum, der zugleich ein beispielloser Genuss ist, sieht folgendermaßen aus:

Man schreibt das Jahr 2024 auf der Erde, und nach wie vor ist die Menschheit im Wesentlichen an den Planeten Erde gekettet und damit seinen Launen un­terworfen, besonders und in immer stärkerem Maße aber den Launen seiner ei­genen Spezies, als da wären: Machtgier, Profitstreben, Korruption, Fanatismus und dergleichen.

Im Jahr 2024 ist der gesamte Nahe Osten von der Levanteküste bis hin zur sau­dischen Wüste eine einzige nukleare Wüste. Israel ist ausgelöscht, die überle­benden Juden über die Welt in eine ewige Diaspora verstreut. Das nukleare Erbe der Katastrophe, die so genannte „Masada-Wolke“ wandert seit Jahren um die Welt und zwingt Menschen wegen radioaktiver Niederschläge in Deckung.

Die Ozonschicht ist fast vollständig zerstört. Das Pflanzenwachstum ist stark ge­hemmt, Landwirtschaft beinahe unmöglich geworden. Hungersnöte gehören zur Tagesordnung. Unter diesen Umständen ist es zwei rivalisierenden chinesi­schen Konzernen, Liang Int. und Yo-Yu, gelungen, weit reichende politische und wirtschaftliche Macht an sich zu reißen. Während Yo-Yu Schutzschirme gegen UV-Strahlung entwickelt und so Landwirtschaft möglich macht, hat der stark di­versifizierte Liang-Konzern unter seinem Vorsitzenden Li insbesondere die USA unterwandert und die Regierung gekauft. Im Grunde genommen ist die ameri­kanische Regierung eine Marionettenmannschaft von Lis Gnaden.

Die Verhältnisse werden weiter erschwert durch das Ausbreiten des militanten Islam in Nordamerika. Die Schwarzen dort, inzwischen mehrheitlich Muslime, haben unter dem charismatischen Fanatiker Mohammed Ishmael den Weißen den Kampf angesagt und sind dafür in so genannte „Kriegszonen“ zurückge­drängt worden, in denen – ähnlich den Verhältnissen im heutigen Gaza-Strei­fen! – verheerende humanitäre Verhältnisse herrschen.

Unter diesen Voraussetzungen beginnt der Roman.

Seine Hauptperson ist ein Mann mit einer Vision – Lewis Crane. Als Kind verlor der heute respektierte Seismologe im (realen) Northridge-Erdbeben von 1994 seine Eltern und wurde verkrüppelt. Seither kann er seinen linken Arm kaum mehr bewegen. Sein Ziel seit jenen schlimmen Jugendtagen lautet: wie kann ich den Teufel Erdbeben bekämpfen, wie kann ihn berechnen, eindämmen, vorher­sagen und womöglich ganz entmachten? Dies ist seine Vision, und viele halten ihn deshalb für verrückt.

Crane hat allerdings einen entscheidenden Vorzug: als er mit Hilfe seines (schwarzen1) Assistenten Daniel Newcombe die Vernichtung der japanischen In­sel Sado vorhersagt, beginnen ihn die Repräsentanten politischer Verbände ernst zu nehmen, insbesondere der Leiter des Liang-Konzerns, der Cranes Plä­nen für mehr politische und wirtschaftliche Macht, um weitere und bessere Prognosen leisten zu können, davon abhängig macht, dass er ein starkes Erdbe­ben auf dem amerikanischen Kontinent vorhersagt, und zwar vor den nächsten Kongresswahlen.

Crane entwickelt zusammen mit Newcombe, Newcombes charismatischer und hochintelligenter Lebensgefährtin Elena King (Lanie) sowie dem chinesischen Mitarbeiter Sumi Chan2 eine Globusprojektion, mit der er die Bebenvorhersage perfektionieren möchte.

Tatsächlich gelingt es ihm, für das Mississippi-Tal und den 27. Oktober 2024 ein schweres Beben vorherzusagen. Naturgemäß löst die Vorhersage, die Erinne­rungen an das schreckliche Beben von New Madrid anno 1811 (ein reales Erd­beben) weckt, schrecklichen Aufruhr aus… und Crane muss bestürzt erleben, dass der amerikanische Präsident – und damit Liang Int., eigentlich sein Auf­traggeber! – steif und fest behauptet, es gäbe kein Beben.

Zu Cranes nicht geringer Fassungslosigkeit hat der Präsident Recht. Das Beben bleibt aus. Cranes Reputation ist von einem Tag auf den nächsten vernichtet. Erst nach und nach kommt heraus, dass ein Mitarbeiter aus Cranes engstem Kreis die Daten für seine Prognose manipuliert hat, ein Mitarbeiter im Dienste von Liang Int.

Doch der Erdbebenforscher hat zu diesem Zeitpunkt schon ganz andere Sorgen, die sein Leben in nicht geringer Weise erschüttern: Dan Newcombe, der ihm nicht verziehen hat, dass er Elena King in sein Projekt geholt und bei einem Vul­kanausbruch auf Martinique in akute Lebensgefahr gebracht hat, intensiviert seinen vorher schon vorhandenen Kontakt zu Mohammed Ishmael und treibt auf diese Weise einen Keil zwischen sich und Lanie – denn Ishmael ist besessen von dem Gedanken an die „Reinheit der Rasse“, und da Lanie eine Weiße ist, zu­dem noch von jüdischer Abstammung, will er, dass Dan sich von ihr abwendet. Dan liebt sie jedoch.

Schlimmer noch: Lanie fühlt sich immer mehr zu dem einsamen, aber genialen Crane hingezogen, und als das Desaster der falschen Mississippi-Vorhersage passiert, wechselt die Wissenschaftlerin endgültig zu Crane über und bricht die Brücke zu Dan Newcombe ab. Dan macht seinerseits seine Informationen über Cranes Zukunftspläne und Interna der Erdbeben-Stiftung Mohammed Ishmael zugänglich und konvertiert zum Islam. Ihm ist nicht so recht klar, dass Ishmael Crane als neuen Todfeind entdeckt hat, den es zu vernichten gilt, koste es, was es wolle. Dan soll seine Entscheidung auch bald bereuen, aber da ist es schon zu spät.

Bald nach dem tragischen Scheitern der Mississippi-Prognose finden Lewis Cra­ne und Lanie den Fehler – die manipulierten Daten – und berechnen mit Hilfe der Globusprojektion den tatsächlichen Bebentermin für das Mississippi-Tal: 27. Februar 2025! Und obwohl alle Repräsentanten des intriganten Liang-Imperi­ums dagegen halten und Cranes Reputation quasi nicht mehr vorhanden ist, in­itiiert er eine gigantische (und in meinen Augen unmoralische) Wette, dass es an jenem Tag ein Beben geben werde. Natürlich gibt es erneuten Aufruhr – aber das Beben findet statt. Millionen Menschen finden den Tod, Liang-Amerika wird quasi handlungsunfähig und Crane zum Multimilliardär.

Nun erst ist, allerdings zu einem entsetzlich hohen Preis, der Weg frei, wirklich die großen Ziele anzugehen. Und das größte Ziel von allen heißt für Lewis Crane noch immer: befreie die Menschheit ein für allemal von den Erdbeben! Und nun weiß er den Weg dahin…

Als Arthur C. Clarke, direkt unter dem Einfluss des erschütternden Northridge-Erdbebens von 1994 stehend, die Idee zu diesem Roman entwickelte und ei­gentlich als Film-Treatment an seinen Agenten schickte, war ihm vermutlich vie­les nicht klar. Ihm war sicherlich nicht bewusst, dass die Lösung, die Coautor Mike McQuay (der vor Publikation des Romans anno 1996 unerwartet frühzeitig verstarb) aus dem Treatment entwickelte, in einem Buch viel besser unterge­bracht sein würde als in einem Film. Und ganz sicher konnte er nicht ahnen, wie viel Brisanz die in dem Buch nachher untergebrachten Themen mehr als zehn Jahre später entfalten würden. Ich bin der Ansicht, dass ein Buch mit einem derartigen Themenspektrum heute kaum mehr ein Lektorat ohne massive Zen­sur passieren würde.

Warum das? Schauen wir uns das genauer an:

Das Thema der Ozonschichtzerstörung ist vergleichsweise unproblematisch. Clarke und McQuay verlängerten hier einfach die Prognosen der frühen 90er Jahre 30 Jahre in die Zukunft. Leider ist heute noch nicht gänzlich auszuschlie­ßen, dass sie im Kern Recht haben könnten, denn die Ozonschichtzerstörung schreitet immer noch fort, wenn auch nicht mehr so stark wie früher.

Das Thema der Bebenvorhersage ist auch eher unproblematisch. Die Bebenvor­hersage ist heute etwas präziser geworden, aber eine solche Projektion wie der „King-Globus“, der bei Clarke/McQuay Realität wird, insbesondere aber die Prä­zision dieser Vorhersage, z. T. auf Minuten genau, ist immer noch genau das, was Dan Newcombe vor dem ersten erfolgreichen Testlauf im Roman ungläubig ausruft: „Das ist Science Fiction!“ Leider – ja. Und so ist der Globus leider auch das, was am Roman mit Abstand am unrealistischsten ausfällt. Der Leser wird es merken. Aber die Vorstellung eines solchen Prognoseinstruments ist natürlich enorm faszinierend, allein deshalb lohnte sich die Lektüre.

Dann aber gibt es das Thema der politisch-wirtschaftlichen Korruption, also der wirtschaftspolitischen Einflussnahme auf politische Eliten – hier am Beispiel von Liang-Amerika gezeigt, und zwar auf seine schwärzeste Weise. Heutzutage, das erleben wir leider auch in der Bundesrepublik, ist die lobbyistische Verflechtung der politischen Sphäre durch Konzerne unausgesprochene Realität geworden, das ist im internationalen Business noch viel schlimmer. Ist es also plausibel, dass chinesische Megakonzerne irgendwann in zehn, fünfzehn Jahren, entschei­denden Einfluss auf die amerikanische Politik nehmen werden? Leider ja, und zwar mehr als noch vor fünfzehn Jahren, als der Roman entstand. Das ist ein sehr brisantes Thema. Heute mehr denn je.

Das Genick brechen würde dem Romanskript in der Gegenwart aber das, was Clarke und McQuay dann im Bereich der Religion und der „Rassenfrage“ ange­richtet haben. Die „Lösung“ des Nahostproblems durch einen vernichtenden Nuklearkrieg etwa ist ein klares „no-go“ des politischen Tagesgeschäfts. Das geht ja gar nicht! Das Schimpfwort Faschist für Leute, die solche Gedanken he­gen, ist eher noch verharmlosend, und mit Recht.

Schlimmer noch ist aber die Vorhersage des Aufstiegs eines militanten Islam auf amerikanischem Boden UND die Vorhersage, dass dieses Ausbreiten binnen weniger Jahre zu einer Spaltung der amerikanischen Gesellschaft führen wird, und zwar entlang der Rassengrenzen. Der militante Islam unter Mohammed Ishmael mit all seinen Auswüchsen – etwa Kindersoldaten, die medienwirksam von den Wachmannschaften um die Kriegszonen niedergeknüppelt bzw. er­schossen werden, um von Ishmael daraufhin als „Märtyrer“ gepriesen zu wer­den (!) – weckt schlimmste Assoziationen zur realen Gegenwart.

1996 war der militante Islam eine eigentlich fast zu vernachlässigende, unwich­tige Erscheinung. Ja, es gab Fanatiker, die einen kindischen Anschlag auf die Tiefgarage des World Trade Centers in New York verübten (es entstand nur Sachschaden), im Nahostkonflikt wurde die Religion des militanten Islam gern zur Rechtfertigung für Selbstmordanschläge gegen Israel herangezogen. Ja, in Afghanistan übernahmen die radikal-islamischen Taliban die Macht… aber wer kümmerte sich damals schon um Afghanistan? Um einen Buchtitel von einst zu zitieren: man war allgemein der Ansicht, „nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“.

Im Herbst 2001 wurde alles anders, schrecklich anders.

Das World Trade Center in New York wurde durch fanatische, selbstmörderische Islamisten dem Erdboden gleichgemacht (wiewohl der Koran Selbstmord als Sünde verurteilt und die solcherart vorgehenden „Gläubigen“ ganz bestimmt nicht ins Paradies, sondern vielmehr in die Hölle kommen werden – ein gutes Schicksal für Mohammed Atta und seine Konsorten, wenn man mich fragt! Dummköpfe sollten wirklich die Konsequenzen ihres Handelns vorher überle­gen, aber deshalb sind sie ja Dummköpfe – weil sie nicht nachdenken können…). Ein fanatischer Präsident der USA erklärte daraufhin den „Krieg ge­gen den Terror“, der die Taliban in Afghanistan (vorübergehend) entmachtete und im Anschluss den irakischen Diktator Saddam Hussein stürzte (der damit gar nichts zu tun hatte, der Bush jr. aber einfach nicht in den Kram passte), was erst das Land und schließlich die ganze Weltregion ins Chaos stürzte. Reden wir hier nicht von den wirtschaftlichen und monetären Aspekten…

Der militante, terroristische Arm des Islam ist heute stärker als jemals zuvor, der „Krieg gegen den Terror“ als eine Dollarmilliarden verschlingende Chimäre ent­larvt, und selbst wenn die weitgehend friedlichen Revolutionen in der arabi­schen Welt anno 2011 die Hoffnung im Rezensenten nähren, dass die Kräfte der Vernunft angesichts der schlimmen Ereignisse der zurückliegenden zehn Jahre nicht völlig entmachtet sind, muss man doch für die kommenden zehn Jahre bis zum Handlungsbeginn des vorliegenden Romans in dieser Hinsicht das Schlimmste befürchten. Die heutige Welt wird, bezogen auf die Konfrontation zwischen Religionen, mehrheitlich von Hass, Intoleranz und Angst bestimmt, und es ist keine Entspannung in Sicht.

Angesichts einer solchen Entwicklung halte ich es für höchst unrealistisch, dass ein Buch, in dem der militante Islam so offensichtlich die Rolle des Bösewichts zugesprochen bekommt (und auf was für eine atemberaubende Weise, das habe ich oben nicht mal angedeutet! Man schaue sich die hintere Hälfte des Romans nur mal an und mache sich seine eigenen Gedanken!), heute noch als Film-Treatment oder Roman eine Chance hätte. Schon aus „vorausschauender Selbstzensur im Sinne der political correctness“ würden Lektorate solche Passa­gen aus der Handlungsstruktur streichen. Man erinnert sich ja noch lebhaft dar­an, was allein eine Mohammed-Karikatur auszurichten vermag, und das sind nur ein paar Striche auf dem Papier!

Es ist offensichtlich, dass nie ein Islamist dieses Buch gelesen hat, denn eine Fatwa gegen die Autoren wäre wohl unvermeidlich gewesen. „Stärke 10“ ist nur ein Buch über Erdbebenprognose? Träumt weiter, Freunde! Das Buch ist reiner Sprengstoff, in vielerlei Hinsicht, und es ist absolut packend geschrieben und von sehr lebendigen Personen bevölkert.

Es ist zu Unrecht vergessen – lest es!

© by Uwe Lammers, 2011

Oje, genug geschaudert? Genug politisiert für euch? Aye, aber ich habe ja ge­schrieben, dass der Rezensions-Blog von seinen schönen Wechselbädern lebt. Mal ab in die Science Fiction, dann wieder hinüber zur Fantasy, zur realen Ge­schichte, zu Biografien, zu Krimis… und in der nächsten Woche werdet ihr dann zur völligen Abwechslung mal einen echt kriminellen Autor kennen lernen.

Wen? Einen gewissen Professor James Moriarty.

Wie, sagen jetzt sicherlich manche unter euch, den gibt’s doch gar nicht! Das ist einfach eine Romanfigur von Arthur Conan Doyle? Wie kann der ein Buch schreiben? Ich versichere euch, das ist eine höchst interessante Erfahrung, und wer sie nicht verpassen will, sollte kommende Woche wieder vorbeischauen.

Bis dann, alles Gute,

mit Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

(BS, 25. September 2015)

1 Und wer das für eine unnötige Ergänzung hält, wird durch die Romanhandlung bald auf schlimmste Weise belehrt! Das könnt ihr mir glauben, und es hat meinerseits nichts mit Rassismus zu tun… der im Roman aber von manchen Protagonisten sehr ungehemmt ver­treten wird. Indes nicht von Crane, und das ist durchaus für ihn nachteilig.

2 Und auch von Sumi sage ich nichts weiter, da gibt es für den Leser eine ganze Reihe faszi­nierender Überraschungen, die manchmal der Tragik nicht entbehren. Der Roman ist so­wieso reich an tragischen Handlungspersonen, das macht einen wesentlichen Reiz der Lektüre aus und die Personen realistischer.

Liebe Freunde des OSM,

neues Jahr, neues Glück… ein offener Horizont liegt vor jedem von uns, vor mir natürlich auch, und damit unvermeidlich neue Herausforderungen, spannende Aufgaben und – ebenso unvermeidlich – auch all die Dinge, die noch aus dem letzten Jahr an „Altlasten“ übrig geblieben sind.

Der Januar ist infolgedessen immer eine Art von zweischneidigem Schwert. Aber dieser Monat hier berechtigt, auf den Rest des Jahres projiziert, zu den schönsten Erwartungen. Die haben indes mit meiner kreativen Ader wenig zu tun, sondern mehr mit meinem erlernten Beruf, eben dem des Historikers. Und das führte dann schon in den ersten Wochen des neuen Jahres zu massiven Ab­lenkungen meiner Arbeitskraft. Durchweg im positiven Sinn.

Da freilich in diesem Blog lediglich auf meine Aktivitäten Bezug genommen wird, soweit sie den Oki Stanwer Mythos (OSM) und in Maßen den Archipel be­treffen, mag sich bei euch während der Lektüre der Eindruck einstellen, ich wäre auf keinen grünen Zweig gekommen. Das ist so nicht völlig richtig, und ein be­freundeter Autor würde das sofort energisch dementieren (aus Vertraulichkeits­gründen, ihr kennt das schon aus dem letzten Jahr, darf ich dazu aber nichts wei­ter verraten… vielleicht irgendwann anno 2016 oder auch erst 2017. Mal schau­en).

Ich habe also schon eine ganze Menge geschrieben, aber nur sehr wenig kann das OSM-Raster durchdringen und hier aufgeführt werden.

Was exakt? Nun, dieses hier:

Blogartikel 160: Work in Progress, Part 37

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

Erläuterung: Ihr erinnert euch gewiss an die Geschichte „Der Platz der Steine“, in der ich den Handlungsfaden von Annalen 2: „Ian und der Stein der Götter“ fortsetzte und ein Kindheitsabenteuer der kleinen, kessen Senyaali beschrieb. Anfang Januar überfiel mich eine weitere Bildblende, und beizeiten werdet ihr Näheres über das „Versteinerungs-Spiel“ mitbekommen, über das ich dort geschrieben habe…

(OSM-Wiki)

Janines Feuerprobe – Archipel-Story

Erläuterung: Diese Geschichte ist im Grunde schon uralt. Aber bei der Durch­sicht meiner Manuskriptordner fiel mir im vergangenen Jahr überraschend auf, dass ich dazu keine Datei mehr besaß. Sie war im Laufe der letzten 10 Jahre ir­gendwie unter die Räder gekommen.

Da diese Geschichte eine Auskopplung aus dem Roman „Rhondas Reifejahre“ (2002-2010) darstellt, war es nicht schwierig, die Passage wieder zu finden und herauszukopieren… und im Abgleich mit der Druckversion, die durchaus noch existierte, machte ich dann die faszinierende Entdeckung, dass ich die ausge­koppelten Seiten gründlich nachbearbeitet hatte… das war dann eine spannende Sache, das von neuem zu tun, dabei Tippfehler zu bereinigen und Sätze zu vollenden, die irgendwie im Nichts endeten.

Ja, Dinge gibt’s, das glaubt man kaum…

(Die magische Waffe – OSM-Story (Abschrift))

(FvL 48: DIE PROVOKATION)

Erläuterung: Dieser Begriff, „DIE PROVOKATION“, ist eine Art feststehender Topos in der Terminologie des Volkes der bärengestaltigen Meshorer in KON­FLIKT 21. Wenn ihr eines Tages genauer mit dieser Welt in Berührung kommt (und das ist früher der Fall, als ihr glaubt, nämlich voraussichtlich im Juni 2016), werdet ihr euch in einem kosmischen Alptraum wieder finden – in der Galaxis Leucienne, wo sich die Reiche der humanoiden Sinarer einerseits und der hartleibig-sozialistischen Meshorer auf der anderen Seite gegenüberstehen in einem permanenten Spannungsverhältnis. Es hat ein bisschen was vom Kal­ten Krieg an sich.

Die Meshorer sind von der imperialistischen Attitüde der Sinarer fest überzeugt, und in ihrer Ideologie ist der Krisenfall mit der „PROVOKATION“ verbunden – einem Manöver der Gegenseite, der unweigerlich zu einem interstellaren Krieg führen muss.

Zu dumm, dass da die Macht TOTAM im Hintergrund die Fäden zieht und un­mittelbar vor Band 50 der Serie genau diesen Alptraum durch eine Manipulati­on in die Realität umsetzt… ihr werdet beizeiten mehr davon erfahren.

(Der Alptraumpfad der Ordnung – OSM-Hintergrundartikel)

(Odyssee in Arc – OSM-Roman (Überarbeitung))

Erläuterung: Dieser Roman von 1987, der vor vielen Jahren schon in der Origi­nalskriptfassung im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) publiziert wor­den ist, ist bei manchen Lesern in sehr positiver Erinnerung geblieben. Ich habe allerdings vor gut 10 Jahren den Versuch einer Überarbeitung gemacht, weil mir starke Defizite daran auffielen… es blieb bei dem Versuch. Jetzt habe ich ihn wieder ausgegraben und hoffe, in diesem Jahr daran weiter vorankommen zu können… auch hier halte ich euch auf dem Laufenden.

(Kämpfer gegen den Tod – OSM-Roman (Abschrift))

Blogartikel 163: Der Romantikfaktor

DSf 54: Der Biopsi-Kontakt

Erläuterung: Vor neun Wochen schickte ich euch in meinem Artikel 155 in den „Dschungel“. Das war der Zeitpunkt, wo ich an dieser Episode arbeitete, die in der gespenstischen Kleingalaxis Veley im KONFLIKT 22 spielt, d. h. in der Se­rie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“. Wenn das nicht geradezu eine Spoilersi­rene wäre, würde ich euch gern mehr über den Inhalt dieser faszinierenden Ge­schichte verraten… aber ich glaube, dazu müsste ich dann mehrere Seiten Er­läuterung schreiben, und das ist nun wirklich nicht so toll. Auch hier braucht ihr also leider wieder ein gerüttelt Maß an Geduld. Sorry, folks.

(DSf 55: Fangstricke)

Erläuterung: Das Obige gilt natürlich für diesen zweiten Teil des Zweiteilers ge­nauso. Ich deute nur an: Es geht um Baumeister, Zeitreiseplaneten, die Galaxis Arc, das Wesen TOTAM, die SIEBEN SIEGEL VON TOTAM, TOTAMS EXEKU­TIVE, also den mörderischen Dämonenschlächter, um Berinnyer und Matrixfeh­ler… und vieles andere mehr.

14Neu 31: Schwarze Raumer greifen an!

(14Neu 33: Unter dem Bann eines Dämons)

Blogartikel 170: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XI)

(E-Book 33: Baumeister-Pläne)

Tja, und damit war der Monat dann bereits rum. Ich war selbst ganz verdutzt. Sechs Werke… nicht glorreich, hm? Nur gut, dass insgesamt in Wahrheit 25 fer­tig gestellt werden konnten. Das gibt euch einen Eindruck von der „Dunkelzif­fer“, die sich hinter meinen im Rahmen dieser Blogartikelreihe referierten ferti­gen Werken verbirgt. Ein bisschen davon bekommt ihr ja in meinen Rezensions-Blogs mit, etwa die drei im Januar entstandenen Rezensionen zu den ersten Ar­temis Fowl-Romanen von Eoin Colfer. Bei dem Rest bin ich mir noch nicht so schlüssig.

Das mag für heute als Einblick in mein aktuelles kreatives Schaffen genügen. In der nächsten Woche lade ich euch ein, einen gespenstischen Ort in Schottland zu besuchen, der in KONFLIKT 13 schaurige Bedeutung erhält – ein rätselhaftes, nicht existentes Dorf namens Garos.

Nicht existent? Na ja… fast nicht. Wer neugierig ist und sich nicht so leicht gru­selt, ist in der nächsten Woche hier herzlich willkommen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 56: Sprich uns von der Freundschaft

Posted April 20th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr euch das vorstellen könnt, kann man auch als Literat nicht immer nur auf 200 % Leistung fahren, gelegentlich muss es dann auch mal Möglichkeiten geben, ein wenig die Aktivität zu drosseln, durchzuatmen und einfach ein wenig Ruhe einkehren zu lassen.

In solchen Momenten greife ich dann ganz gern zu entspannenden Werken, die mich durch ihren sprachlichen Zauber entzücken oder amüsieren. Deshalb fin­det ihr hier im Blog solche Werke wie die von Jonas Jonasson, Jon Ronson oder eben auch Khalil Gibran, von dem ich euch schon am 2. Dezember 2015 erzählt habe. Hier haben wir ein weiteres seiner Werke, das ich vor vielen Jahren mit Genuss durchgeschmökert habe und euch heute ans Herz lege.

Sprich uns von der Freundschaft

von Khalil Gibran

Kiefel-Verlag 2002

68 Seiten, kartoniert

(Kleinformat)

Aus dem Englischen von Sabine Burkard

Bezug: www.jokers.de, 1.95 Euro

Prophet,

der du auf der Suche nach den

allerletzten Dingen bist, du musst nun gehen.

Um eines aber bitten wir dich, ehe du uns verlässt:

Lass uns teilhaben an deiner Wahrheit.

Offenbare uns, was du über uns erfahren hast,

auf dass wir uns selbst erkennen und

erzähle uns alles, was dir vor Augen geführt wurde.

Und so sprach er von der Freundschaft:

Wenn euer Freund offen seine Meinung sagt,

dann fürchtet ihr weder das ‚Nein‘ eurer eigenen Meinung,

noch haltet ihr das ‚Ja‘ zurück.

Und selbst wenn er schweigt, dann hört euer Herz nicht auf,

seinem Herzen zuzuhören.

Denn in einer Freundschaft bedarf es keiner Worte:

Alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen

werden geboren und geteilt mit einer Freude,

die nicht auf Beifallsbekundungen aus ist…“

Wahrlich, so sagt der ehrfürchtige Leser und verneigt seinen Kopf, und er blickt dabei dem am Horizont dahinschwindenden Segel auf dem blauen Spiegel der See nach, wahrlich, dies ist die Wahrheit des Herzens, und der sie aussprach muss weise genannt werden. Nicht jeder ist berufen wie Almustafa, ein Prophet zu sein, und manche brauchen ein Leben, wofür er nur zwölf Jahre brauchte, die er in der Stadt Orphalese zubrachte.

Almustafa der Prophet beobachtete nur die Leute und genoss die Einsamkeit der Berge, manchen schien er ein menschenscheuer, ja, menschenfeindlicher Gesell zu sein, undurchschaubar und rätselhaft. Doch als er am Tage seiner Ab­reise von den Stufen des Tempels von der Freundschaft sprach, da gingen die Herzen all jener auf, die vorher misstrauisch und verbittert gewesen waren. Und letztlich bedauerten sie alle, dass er fortreisen musste.

Zum Schluss sprach er noch einmal die Hoffnung aus, dass die Saat seiner Weis­heit aufgehen würde, und er schloss:

Die Mittagsflut ist aufgelaufen, und es heißt Abschied nehmen. Sollten wir uns im Zwielicht des Erinnerns noch einmal begegnen, dann werden wir wieder mit­einander sprechen, und ihr werdet mir ein tiefgründigeres Lied singen. Und soll­ten in einem anderen Traum unsere Hände einander begegnen, dann werden wir einen weiteren Turm bauen, der bis in den Himmel reicht.“

Dann wurden die Anker gelichtet, die Leinen gelöst, und das Schiff glitt davon. Die Saat des Propheten aber, niedergelegt in diesem Buch, sie bleibt zurück und ist von zeitloser, erlesener Schönheit und tiefgründiger Ehrlichkeit, die die Her­zen erbeben und die Seelen erkennen lässt.

Solche Weisheiten sind unbezahlbar.

Doch glücklicherweise sind sie ausgesprochen, niedergeschrieben und erhält­lich. Genießt sie.

Anmerkung zum Autor:

Khalil Gibran, geboren 1883 in Becharré im Libanon, gestorben 1931 in New York, gehört zu den bekanntesten Dichtern des Orients. Zeit seines Lebens setz­te er sich für die Verständigung zwischen Christentum und Islam ein. Sein popu­lärstes Buch, „Der Prophet“, aus dem diese Sammlung entnommen ist, wurde millionenfach verkauft und in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Man sollte ihn lesen. Er ist ein reiner Genuss.

© by Uwe Lammers, 2003

Tja, und schon ist dieser Rezensions-Blog beendet – denn dieses kleine, wun­derschöne Büchlein braucht keine intensivere Werbung, nicht mehr Worte… und die meinen sind ohnehin unbeholfen und plump im Vergleich zu dem, was Gibran damals so ergreifend niederschrieb.

In der kommenden Woche geht es nicht um die Erschütterung des Herzens (je­denfalls nicht in erster Linie), sondern um etwas sehr viel Gewalttätigeres: Seit dem Jahre 1906 wird in Kalifornien darum gebangt, dass dereinst das unaus­weichlich scheinende Superbeben stattfindet. Das Buch der kommenden Wo­che handelt von der Vision, wie es tatsächlich Realität wird.

Ihr könnt, vergleichsweise ungefährdet, dabei sein. Einfach am nächsten Mitt­woch wieder hierher schauen, dann seid ihr schlauer und findet womöglich ein Buch vor, das euch unbekannt ist.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 163: Der Romantikfaktor

Posted April 16th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt doch für einen Schriftsteller, noch dazu einen Phantastik-Autor wie mich, kaum etwas so Interessantes wie den Kontakt mit den Lesern. Denn na­turgemäß bin ich kein Telepath, und der Leser ist demgemäß ein unbekanntes Wesen. Was denkt der Leser über die Inhalte, die ich erschaffe, das hat durch­aus einigen Einfluss auf das, was künftig im E-Book-Format entsteht. Infolgedes­sen gibt es kaum eine Frage, die wichtiger ist, als eben jene: Was denkt der Le­ser?

Jüngst hatte ich eine schöne Begegnung mit einem Leser, mit dem ich abendlich ein wunderbar ausführliches Gespräch führte… der Wirt des Lokals, in dem wir uns getroffen hatten, musste uns schließlich freundlich vor die Tür geleiten, weil wir kein Ende fanden, um die Wahrheit zu sagen. Eine schöne Erfahrung, dieser Abend. Und zugleich führte das Gespräch zu eine interessanten Neubewertung der bisherigen Leserkommentare, die ich schon auf anderem Wege via Mail und Brief erhalten hatte.

Früher, z. T. nur Wochen zuvor, hatte es schon Leserkritik gegeben, die mal die Düsternis mancher Handlungslösungen kritisiert hatte, dann wieder solche, die sich darüber monierte, es gäbe einen gewissen Hang zu „herablassenden Mo­nologen“ oder zu häufiger Wiederholung von bekannten Sachverhalten.

Dieses abendliche Gespräch aber ging auf höchst interessante Weise einen an­deren Pfad und verdutzte mich doch nicht eben wenig.

Natürlich kam auch hier die Sprache auf gewisse „Längen“ in den veröffentlich­ten Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), doch war das durchaus nicht das Interessanteste. Ich wurde vielmehr gelobt wegen des Shonta-Handlungsstranges (Lesestand war Band 19 der Serie, „TRANCRAN-4462“) – und zwar deshalb, weil es hier ausdrücklich um „eine neue Form der Moral“ gegangen sei, die das Übliche, was der Leser erwarte, transzendiert habe.

Ich war doch positiv überrascht, warum soll ich das leugnen?

Dann jedoch kam – ich hätte es ahnen sollen – der kritische Nachschlag. Sinnge­mäß lautete er etwa so: „Das ist jetzt so weit in der Zukunft… und eine fremde Galaxis, ein unbekanntes Sternenvolk… und was findet man dann da? Draufgän­gerische Raumfahrer und schöne Frauen… und kaum kommen sie zusammen, da redet er sie auch schon mit ‚Schatz‘ an… also, das ist ja ganz wie bei uns!“

Da war er dann, der Romantikfaktor.

Und hier und heute darf ich verraten, dass der nicht ohne Grund existiert. Es ist nun, weil eben gerade kritisiert, vielleicht an der Zeit, darüber ein wenig aus­führlicher zu schreiben.

Der Romantikfaktor gehört gewissermaßen zu den „Kochrezepten“ der Schrift­stellerei, warum sollte man das leugnen? Wenn man aufmerksam und viel liest, taucht er fast überall auf. Der Autor mag eine packende Story haben, faszinie­rende Welten und Settings, draufgängerische Protagonisten… aber viele Leser empfinden solche Geschichten dann dennoch irgendwie als unvollkommen, wenn ihnen ein gewisser Aspekt völlig fehlt.

Der Romantikfaktor, also genau genommen: zwischenmenschliche Emotionali­tät, ist gewissermaßen eine Art von Kitt, der es dem Autor erlaubt, eine Brücke zwischen den Protagonisten der Geschichten einerseits und den Herzen der Le­ser andererseits zu erschaffen. Es mag vielleicht banal klingen, möglicherweise auch kitschig, aber es ist durchaus essentiell: ohne die starke Emotionalität, die sich besonders in Liebesbeziehungen zwischen den Handlungsakteuren der Ge­schichten ausdrückt, fällt es manchem Leser schwer, Anteil an dem Schicksal der Personen zu nehmen.

Im frühen OSM, um mal ein wenig historisch zu werden, war der Romantikfak­tor etwas, was ich vollständig links liegen ließ. Damals, in den frühen Episoden der Serie des Oki Stanwer Mythos, waren mir Liebesgeschichten völlig schnup­pe. Personen traten nahezu ausschließlich funktional in Erscheinung, und die Folge war… na ja, ständiger Mord und Totschlag wäre zu hart gesagt. Aber es gab doch nicht wirklich die Möglichkeit seitens der Leser, Gefühle für die Perso­nen zu entwickeln, die ja selbst eher schematisch und holzschnittartig erschaf­fen wurden.

Als ich mit dem Schreiben weiter voranschritt und dann ab Anfang der 90er Jah­re immer mehr merkte, dass meine Protagonisten so etwas wie ein Liebesleben hatten, so etwas wie ein Familienleben gar, da beeinflusste das notwendig auch die Geschichteninhalte immer stärker.

Spätestens in dem Moment, in dem ich dann mit hoch emotionalen Autoren wie Diana Gabaldon zusammenprallte und den sehr emotionalen Archipel schreibtechnisch zu erforschen begann, stellte ich dieses Defizit auf krasseste Weise in meinen frühen Geschichten fest und dachte mir: Verdammt, so kannst du das aber wirklich nicht lassen. Diese Eindimensionalität will doch keiner le­sen!

Ende des Jahres 2003 erschien dann, wie ihr wisst, die Galaxis Twennar auf mei­nem kreativen Radar, der Handlungsort für den KONFLIKT 2 des Oki Stanwer Mythos. Und die Yantihni.

Ein Volk von Romantikern, von Schwärmern, von naiven Suchenden, die mit großen Erwartungen ins All aufbrechen und mit kindhafter Neugierde fremde Völker erkunden wollen.

Hier war es völlig unumgänglich, dass sich der Romantikfaktor in massivster Weise durchsetzte.

Mir war außerdem dann, als ich 2012 begann, mein E-Book-Programm zu pla­nen, folgendes völlig transparent: Wenn ich meinen Lesern, euch also, dieses gi­gantische Gebilde des Oki Stanwer Mythos nahebringen wollte, dann konnte das nicht in der bislang so unterkühlten Form geschehen, in der ich fünfzehn Jahre lang geschrieben hatte. Es ging hier auch ganz zentral um Leserakzeptanz.

Und wie macht man jemandem ein riesenhaftes Leseabenteuer schmackhaft, das per se hohes Abschreckungspotential besitzt? Auch dies haben gelegentli­che frühere Leser durchaus schon kommuniziert.

Nun, ich entschied mich dafür, zwei Ratschläge bereitwillig anzunehmen, wohl wissend, dass sie die Arbeit ordentlich erschweren würden.

Ratschlag 1: Portioniere die Informationsdosis. So hoch, wie sie bislang in den Episoden ist, überforderst du die Leser ziemlich fix.

Dies führte dann zur Entwicklung und Einrichtung der OSM-Wiki auf meiner Ho­mepage, die sehr gut angenommen wird und in stetem Wachstum begriffen ist.

Ratschlag 2: Schaffe eine emotionale Verbindungsbasis zwischen den Protago­nisten und den Lesern.

Ihr seht unschwer, dass dies genau auf die Realisierung des Romantikfaktors hinausläuft… und hier hatte ich, bezogen auf die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ natürlich einen unleugbaren Vorteil: die Yantihni waren von Anbeginn an hoch emotional. Liebesbeziehungen zwischen etwa Raumpiloten und Linguistinnen (Yerranith und Vaniyaa) oder Sternenforscherinnen und Raumpiloten (Nayeen und Alyechin) bzw. zwischen Sternenforschern (Sianlee und Vhentar) waren durchaus völlig normal.

Dieser Effekt setzte sich dann auch bei fremden Völkern fort (vgl. Xiiyin-Cuhn und seine Yiloy-Naayid)… und ich sage nicht, wo das noch seinen weiteren Raum finden wird, das werdet ihr beizeiten herausfinden.

Ich als Romantiker halte die Liebe für eine Konstante, die durchaus universal zu sehen ist, und gelegentlich kann sie eigenartige Auswüchse erfahren – wie etwa im Fall von Vaniyaa und den Shonta. Letzteres ist allerdings explizit nicht der Normalfall, das sagte ich an diesem Abend auch. Die arme Vaniyaa, die sich so unendlich grämt und nach ihrem geliebten Yerranith verzehrt, ist ein tragischer Charakter.

Und ich bekämpfte in dieser Diskussion dann auch ausdrücklich den Gedanken, der aufkam, ich habe in diesem Kontext bei Vaniyaa so maßlos übertrieben. Nein, das fand ich durchaus nicht. Ja, es mochte manisch wirken, dass sie so un­verbesserlich darauf hoffte, ihre Gefährten – namentlich Yerranith, natürlich – aus den „Sargkolonnen“ befreien zu können. Aber ich fand das äußerst ver­ständlich.

Man realisiere die Lage: sie fand sich nach Monaten, räumlich und zeitlich des­orientiert, splitternackt und physiologisch auf erschreckende Weise verwandelt, in der Gemeinschaft schwarzer Zwergenwesen wieder, die sie zu ihrem Befrem­den als „Heiligtum“ oder „Göttin“ anhimmelten.

Sonst war sie völlig alleine.

Dass sie auf so etwas in der Akademie nicht vorbereitet worden ist…!“, wurde mir vorgehalten, und ich fand den Vorwurf wirklich unpassend. Auf solch eine Situation KANN man nicht vorbereitet werden. In den besten Universitäten würde man eine Linguistin auf derlei Momente nicht vorbereiten können.

Und Vaniyaa, um bei diesem Beispiel zu bleiben, weil das auch in der Diskussion so breiten Raum einnahm, ist nun einmal zentral eins: einsam. Und je länger sie mit den Shonta um Abenteurerherz durch die Tiefen des MINEURS zieht, desto deutlicher wird ihr bewusst, dass sie vermutlich NIE WIEDER einen Yantihni se­hen wird. Dass alles, was ihr bisheriges Leben ausmacht, sich restlos in Nichts verflüchtigt hat.

Ich meine, das ist der Stoff, aus dem der Wahnsinn ist, nicht wahr? Ich würde das nicht mit gesundem Verstand überstehen, ganz gewiss nicht.

Wen wundert es, dass sie sich dann verzweifelt an die Hoffnung klammert, ir­gendwen von ihren Kameraden retten zu können? Wen überrascht es, dass sie mental so völlig am Ende ist, als es am Schluss von Band 19 misslingt?

Das ist dann die bittere, finstere Seite des Romantikfaktors – die Schwärze der Seelenverzweiflung. Und auch sie gehört zum Oki Stanwer Mythos, auch sie ist essentiell notwendig.

Es ist eine Schriftstellerweisheit, dass man nur mit den Personen mitleiden kann, zu denen man zuvor eine emotionale Beziehung aufgebaut hat, die man mit all ihren Schrullen und Eigentümlichkeiten kennen gelernt hat. Man mag sich, beispielsweise, über die ruppige Art und Weise eines gewissen Wissen­schaftlers Noshtoy echauffieren, selbstverständlich… aber schließlich sieht man als Leser, dass er tief unter der rauhen Schale einen weichen, empfindsamen Kern besitzt.

Und im optimalen Fall beginnt man diesen Sonderling zu verstehen, ihn in Ma­ßen sympathisch zu finden und so zu mögen, wie seine Soziologenkollegin Ya­saari das schließlich tut.

Dies alles sind verschiedene Ausprägungen des völlig mit Absicht eingearbeite­ten Romantikfaktors.

Da aber nun einmal die Yantihni sehr menschenähnlich sind und ich beizeiten erzählen kann, inwiefern die Yantihni eine Verbindung zu unserer heutigen Menschheit besitzen, da sollte man mir also nachsehen, wenn ich die Yantihni von ihrer emotionalen Ausstattung her so sehr ähnlich beschreibe, wie ich es mit menschlichen Protagonisten tue.

Wenn es ein gedanklicher Baufehler sein sollte, in Geschichten seine Hand­lungspersonen als emotional empfindende Wesen darzustellen, um den Lesern besser den Zugang zu ihnen zu ermöglichen und zugleich die komplexen Inhalte des Oki Stanwer Mythos genießbarer zu machen, dann nehme ich diesen Vor­wurf gern zur Kenntnis – ich denke allerdings, dass nur eine Minderheit von euch Lesern gern emotionslose Actionabenteuer von Kerlen hart wie Stahl le­sen möchte, die ohne Gewissen kämpfend und mordend durch die Seiten der E-Books marodieren.

Nein, so etwas werdet ihr im modernen OSM sicherlich nicht finden. Der Ro­mantikfaktor wirkt dann durchaus auch auf der Gegenseite… wie genau? Ach das werdet ihr noch sehen, meine Freunde. Für heute jedoch danke ich euch für die Neugierde und Aufmerksamkeit und schließe den Blogartikel für den Moment.

In einer Woche sehen wir uns hier wieder, dann berichte ich euch, wie sich der OSM in puncto Neuheiten im Januar 2016 entwickelt hat.

Schaut doch einfach wieder rein.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

die Überraschung ist mehr als gelungen – der geheimnisvolle Baumeister na­mens Nogon ist auf der Dschungelwelt Shookash angekommen, ganz so, wie es die reptiloiden Allis den geretteten yantihnischen Raumfahrern des Schiffes GHANTUURON angekündigt haben. Und er hat eine Zumutung unglaublicher Natur im Gepäck:

Er will allen Ernstes eine „Audienz bei Quin“, dem yantihnischen Sonnengott.

Etwas Unmögliches?

Nogon ist nicht davon überzeugt, denn er hält Quin für einen lange verscholle­nen Artgenossen… und er macht sich keine Vorstellungen davon, was diese Of­fenbarung, wenn sie denn der Realität entspricht, für eine gesellschaftserschüt­ternde Wirkung auf die Yantihni haben könnte. Oder wenigstens zeigt er es nicht.

Natürlich reagieren die Raumfahrer um die Sternenforscherin Nayeen mit Un­glauben und Ablehnung. Aber Nogon ist willens, den Beweis anzutreten – er de­monstriert seine unglaubliche technische Macht und macht sich mit einer klei­nen Gruppe von Yantihni auf den Weg, seine Audienz Realität werden zu las­sen…

Seid im ersten Jubiläumsband der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) dabei, wenn der Wind des Schicksals den Yantihni kalt ins Gesicht schlägt und Geschichte geschrieben wird.

Erfahrt, was hinter den Legenden der Yantihni steckt und besucht einen Raum jenseits der Vorstellung, ab sofort in Band 25 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“: „Audienz bei Quin“. Er ist zum Preis von 1,49 Euro wie üblich auf Amazon-KDP erhältlich. Der einmalige Gratisdownload ist am 22. April 2016 möglich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 55: Die geliehene Zeit (2)

Posted April 13th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht es also im Abstand von fünf Wochen weiter mit dem phantastischen Leseabenteuer von Diana Gabaldons inzwischen weltberühmter Highland-Saga, die zumindest in diesem zweiten Teil auch noch weitgehend in den schottischen Highlands spielt (für spätere Bände trifft das nur bedingt zu, wie jeder Versierte weiß, da geht’s dann um karibische Piraten, amerikanische Kolonien, schwarze Magie und derlei mehr… beizeiten erzähle ich davon, und wer nicht so lange warten will, verschlingt einfach zwischenzeitlich die Bücher).

Ich habe diese Rezension zwar vor über fünfzehn Jahren geschrieben und dann im Jahre 2006 noch mal für die Neuveröffentlichung im Internetportal www.gibs.info leicht nachbearbeitet, dennoch ist diese Rezi nur wenigen Leu­ten wirklich bekannt geworden. Und wer weiß, vielleicht teilt ja der eine oder andere meine Einschätzung, die ich unten in meinen Zeilen ausdrücke.

Sehr viel mehr Vorrede möchte ich auch gar nicht machen. Stürzt euch einfach Hals über Kopf ins Abenteuer:

Die geliehene Zeit

(OT: Dragonfly in Amber)

von Diana Gabaldon

Blanvalet 35024

992 Seiten, TB

1998, 10.00 Euro

Aus dem Amerikanischen von

Sonja Schumacher, Rita Seuß und Barbara Steckhan

Ist es eine Aufgabe oder sogar eine Verpflichtung, etwas zu vermeiden, von dem man weiß, dass es entsetzliches Leiden über jene Menschen bringen wird, die man kennt und schätzt und liebt? Wiegt das Wissen darüber, was die Zu­kunft bringt, mehr als die instinktive Verpflichtung, sich nicht einzumischen in das Leben der Menschen, die eigentlich längst „historisch“ sind und seit Jahrhunderten zu Staub zerfallen?

Claire Beauchamp Randall Fraser steht vor dieser schwierigen Entscheidung.

Die junge Krankenschwester, die im April 1945 durch den magischen Steinkreis auf dem Craigh na Dun nahe Inverness in die Vergangenheit verschlagen wur­de1, weiß um die Zukunft und gilt als mit dem Zweiten Gesicht begabt. Nicht wenige halten sie ihrer rätselhaften Herkunft und erstaunlichen medizinischen Kenntnisse wegen für eine Hexe. Nur ihr Mann, der schottische Highlander Ja­mes Malcolm MacKenzie Fraser kennt die Wahrheit über ihre Herkunft und ihr Wissen. Claire, die im Jahre 1743 gelandet und in die Hände des MacKenzie-Clans geraten war, hat es geschafft, sich hier durchzusetzen und ihren von den Briten verfolgten Ehemann Jamie, nach zahlreichen Abenteuern, schwerverletzt in Frankreich in Sicherheit zu bringen. In einer Abtei schöpft Jamie neuen Le­bensmut, heilt seine Verletzungen aus… und zeugt mit Claire das lang ersehnte Kind, das nun in ihr heranwächst.

Sie hat sich dafür entschieden, mit Jamie in der Vergangenheit zusammen zu bleiben und ihren Ehemann Frank Randall in der Gegenwart zwar im Gedächt­nis zu behalten, aber nicht zurückzukehren. Weiterhin plant sie, die schreckliche Zukunft für Schottland zu sabotieren. Zusammen mit Jamie will sie Prinz Charles Stuart, der in Frankreich für eine Rückeroberung Englands im Namen der katho­lischen Kirche rüstet, daran hindern, diesen Feldzug zu führen. Denn er wird, wie sie nur zu gut weiß, zu der schrecklichen Schlacht von Culloden am 16. April 1746 führen und zum Ende aller Highland-Clans.

In der Erwartung, diese Ereignisse würden fortgesetzt, verabschiedet sich der Leser im Januar 1744 zum Ende des ersten Romans von Jamie und Claire…

…und findet sich völlig überrumpelt am Anfang dieses Romans „Die geliehene Zeit“ im Inverness des Jahres 1968 (!) wieder, wo er damit konfrontiert wird, dass Claire ihrer Tochter Brianna, die optisch eindeutig als Tochter Jamie Frasers zu erkennen ist, eine hünenhafte, katzenäugige Normannin, Schottland zeigen will.

Rasch kristallisiert sich heraus, dass Claire erschöpft, abgerissen und halb ver­hungert – und überdies schwanger – im Jahre 1948 auf dem Craigh na Dun wie­der erschien und ihren Mann Frank dann darüber aufklärte, was geschehen ist. Aber alles andere bleibt diffus. Eine Lücke von zwei Jahren Handlungszeit ist nach wie vor offen. Was geschah mit Claire und Jamie zwischen dem Januar 1744 und dem April 1746? Was geschah mit ihrem ersten Kind? Wie sahen ihre Anstrengungen aus, die Schlacht bei Culloden zu verhindern?

Als der Historiker Roger (MacKenzie!) Wakefield Brianna und Claire hilft, etwas über den Verbleib von dreißig Männern aus dem Fraser-Clan herauszufinden, die bei Culloden gekämpft haben sollen, wird sein eigenes Interesse geweckt, nicht wenig davon ist im übrigen sein romantisches Interesse an der stolzen Bri­anna. Dabei stellt er überrascht fest, dass sie über einen Mann KEINE Informa­tionen haben möchte: über James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser, der diese Gruppe anführte. Sein Schicksal sei ihr bekannt.

Dass es sich anders verhält, merken sie alle, als Claire bei einem Besuch des ab­gelegenen Friedhofs von St. Kilda Jamies Grab entdeckt und fast einen Nerven­zusammenbruch erleidet. Sie hat das Grab bei Culloden erwartet. Nun offen­bart sie den beiden, was damals, 1945, mit ihr geschah, und was sie in der Ver­gangenheit erlebte.

Es ist ungeheuerlich genug.

Sie fährt für den wissenshungrigen Leser, der den ersten Roman kennt, genau dort fort, wo die rätselhafte Lücke beginnt. Claire erzählt die Geschichte ihres Mannes Jamie – und ihre eigene. Die Geschichte ihrer Abenteuer in königlichen Frankreich der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Jamie ist nun in Frankreich als Weinhändler, Diplomat und Geheimagent und damit betraut, Verbindungs­offizier zwischen dem Hof des französischen Königs Louis und den jakobitisch-schottischen Rebellenkreisen sowie dem recht mittellosen Prinzen Charles Stu­art zu sein. Er soll also die finanziellen Möglichkeiten schaffen, um Charles in die Heimat Schottland zurückzuführen und zugleich den Aufstand hervorzuru­fen.

Mit Claires Wissen um die schreckliche Schlacht bei Culloden muss er aber um jeden Preis verhindern, dass Charles die entsprechenden Mittel erhält! In gewis­ser Weise ist er insofern Doppelagent, zum Teil in eigener Sache.

Claire, wie erwähnt, „guter Hoffnung“, langweilt sich als sehr empfindsame Krankenschwester unterdessen schrecklich und geht schließlich ihrer Profession nach. Im Verlauf dieser Tätigkeit lernt sie den geheimnisvollen Maitre Raymond kennen und wird rätselhafterweise zu einer „Zauberin“ („La Dame Blanche“) er­höht und gerät schließlich, als Jamies tot geglaubter Todfeind Jonathan Randall in Paris auftaucht, in das gnadenlose Räderwerk von Intrigen, das fast ihren Tod zur Folge hat.

Und dann beginnen, allen ihren Anstrengungen zum Trotz, die Flammen des Aufstandes zu lodern, die Schlacht von Culloden scheint unvermeidbar zu sein. Doch wenn dem so ist, können sie es dann wenigstens schaffen, Jamie und die Angehörigen seines Clans davor bewahren, von den Kanonen der Engländer zu­sammengeschossen zu werden? Kann Claire Jamies Tod auf dem Schlachtfeld verhindern..? Bis zum Schluss des Romans bleibt diese Frage (nahezu) unge­klärt…

Wer den Roman „Feuer und Stein“ mit heißer Begeisterung gelesen hat (wie ich, zugegeben!), der kann eigentlich gar nicht anders, als sich den Nachfolge­band auch zu kaufen, allein schon wegen der klaffenden zeitlichen Lücke – und wegen der quälenden Frage, was aus ihnen allen geworden ist, aus diesen lieb gewonnenen Personen.

Obgleich diesmal drei Übersetzerinnen für den Band tätig waren (statt zwei beim ersten) und zudem keine vom ersten Band dabei ist, wäre zu erwarten ge­wesen, dass die Qualität leidet. Das merkte man allerdings noch am ehesten am sprühenden Wortwitz des Romans, wenn überhaupt. Davon kann aber absolut keine Rede sein. Im Gegenteil: die Charaktere, insbesondere natürlich Claire und Jamie, werden nahezu nahtlos weitergeführt. Anfangs ist es zwar etwas verwirrend, Claire auch mal in der dritten Person vor sich zu haben, doch dann kehrt wieder die sehr erfrischende Ich-Perspektive zurück, deren subtiler, tro­ckener Humor und pragmatische Sichtweise das Lesen äußerst leicht werden lassen. Ihre ethischen Reflexionen sind ausgeprägt, und die Gewissensqualen, die Jamie und andere Handlungspersonen umtreiben, geradezu herzzerreißend beschrieben. Der Leser, und das ist wohl das beste, was man über fiktive Figu­ren sagen kann, leidet mit den Handlungspersonen mit, sie wachsen ihm ans Herz und werden Teil der eigenen Familie… es mag seltsam klingen, aber sie sind mir sehr lieb geworden, und ich schätze sie ungemein.

Im ganzen Roman steckt die faszinierende ethisch-philosophische Frage, ob man – wenn man dazu imstande ist – die Geschichte verändern darf, wenn „un­zeitgemäße“ Menschen wie Claire Beauchamp Fraser (eigentlich Claire Beauchamp Randall) über Informationen verfügen, die das Leid vieler Menschen mil­dern oder verhindern könnten. Darf man deshalb Loyalität und Ehrbegriffe des 18. Jahrhunderts über Bord werfen? Riskiert man nicht, alles zu verlieren, wenn der Versuch, die Zukunft zu verändern, fehlschlägt…? Die alleinige Gratwande­rung über dieses Drahtseil der kontrafaktischen Geschichte macht das Buch ne­ben den vielfältigen Schilderungen der Vergangenheit außerordentlich lesens­wert – wenn man nicht ohnehin schon von den Personen so hingerissen ist, dass man das Buch ihretwegen liest.

Wie dem auch immer sei: auch mit dem zweiten Band ihrer breit angelegten Highland-Saga ist Diana Gabaldon ein Meisterwerk gelungen, das zwar haupt­sächlich sentimentale Herzen wie das meine anrührt, aber auch jede Menge Gedankenanstöße zu vermitteln vermag, die auch nüchternere Menschen in ih­ren Bann zu ziehen vermögen.

Wie stark ich ihn ihrem Bann stehe, mag man daran ermessen, dass ich „Die ge­liehene Zeit“ gestern zu Ende las und mir heute UNBEDINGT den dritten Band „Ferne Ufer“ kaufen musste. Und auch hier bin ich schon fast wieder auf Seite 200 mit dem Lesen, nach einem knappen Tag Lektüre!

Fesselnd, das ist, glaube ich, eher noch eine Untertreibung. „Absolut süchtig machend“, wie der Klappentext verheißt, ist das treffende Attribut. Es lohnt den Versuch – jedoch nicht ohne den ersten Band. Danach MUSS man ohnehin wei­terlesen, wenn man ihn liebgewonnen hat, den Jamie Fraser und all seine Ange­hörigen. Und natürlich Claire, die Unvergleichliche…

© by Uwe Lammers, 2000/2006

Tja, Freunde, ihr seht… auch heute noch kann ich den obigen Worten uneinge­schränkt beipflichten und muss sie nicht ausgiebig einleitend kommentieren. Gute Bücher sprechen schlicht für sich, und selbst wenn der eine oder andere von euch vielleicht denkt, ich trüge oben etwas zu dick auf… das ist eine Sicht der Dinge von Menschen, die deutlich nüchterner und rationaler veranlagt sind als ich. Aber ich nehme an, solche Leser greifen eher selten zu Gabaldons Büchern.

In der kommenden Woche werde ich mich dann mal wieder im Kontrast zu heu­te schön kurz halten und ein eher lyrisches Buch vorstellen. Einfach reinschau­en, wenn ihr wissen möchtet, um wen es dann geht.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Rezension zu Diana Gabaldon „Feuer und Stein“ im Rezensions-Blog 50 vom 9. März 2016.