Blogartikel 641: Close Up: Der OSM im Detail (Teil 69)

Posted November 16th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht die Abenteuerreise durch den KONFLIKT 17 „Dro­hung aus dem All“ weiter, und sie bleibt – altersbedingt – aben­teuerlich und ungewöhnlich für den OSM. Ich erinnere daran, dass diese Geschichten immerhin aus dem Jahr 1983 stammen und ich damals gerade mal zarte 16 Jahre alt war und sehr stark von der Heftromanlektüre, die ich damals vorrangig konsumier­te. Dementsprechend wimmeln auch die folgenden 5 Episoden nur so von Theatralik, überschießender Dramaturgie und Stak­kato-Schreibstil, den ich direkt 1:1 aus der Heftromanlektüre übernahm. Vielfach fehlen klare Bezüge, es gibt reichlich Ge­dankensprünge in der Handlung und wirre Choreografie. Den­noch skizziere ich in der Folge der Vollständigkeit halber, wie diese Geschichte ihren Fortgang nahm.

Was zuletzt geschah:

Das terranische kleine Sternenreich steht unter Druck im Jahre 2092 irdischer Zeitrechnung. Zwischen den Sternen erwachen unheimliche Sternenreiche aus der tiefen Vergangenheit, und an vielen Stellen stolpern Terraner aus Unwissenheit oder durch technische Pannen über die Relikte eines kosmischen Krieges, der vor Tausenden von Jahren ausgefochten wurde, aber des­wegen noch lange nicht endgültig ausgetragen worden ist. Viel­mehr wirken die arglosen Terraner als Katalysatoren für ein neues Entbrennen der Feindseligkeiten.

Zuletzt wurden Terraner des Raumschiffs ULTRA im Deneb-Sys­tem gefangen genommen, die ein dort in der Strahlenhölle ab­gestürztes Alienschiff untersuchen sollen.

Auf der Erde werden Spuren einer Alien-Unterwanderung ent­deckt und die Fährten bis zu einem unterirdischen Stützpunkt unter der Akropolis verfolgt. Commander Terry Jones verfolgt speziell einen Mann namens Harald Kronberg, ohne zu wissen, dass es sich bei ihm um einen Angehörigen der Weelon handelt.

Derweil werden im Weelon-System LETZTE ZUFLUCHT terrani­sche Raumfahrer von den Weelon dafür instrumentalisiert, Da­tenträger von dem Planeten Juulok zu retten, der von einem Atombrand zerfressen wird. Als hier jedoch der Zeitschlaf für das System endet, werden die Weelon von wartenden All-Hü­tern ausgelöscht, und die terranischen Gefangenen wandern nun in All-Hüter-Gefangenschaft …

Episode 21: Das Ungeheuer ist unbesiegbar!

(1983, digitalisiert 2007)

Fortsetzung von Band 16. Schauplatz: Deneb IV. Colonel Jack „Iron“ Morkon und seine Männer steigen im Auftrag der Alien-Al­lianz, die mit ihren über 30 Schiffen im Orbit um den Planeten verharrt, in Spezial-Panzeranzügen ab auf die Oberfläche der einstigen Kolonie Deneb IV, auf dem alle Lebensformen einem rätselhaften Strahlensturm zum Opfer gefallen sind.

Alle? Leider nein – denn eine Lebensform, die mit dem Schalen­schiff hier abgestürzt ist, erweist sich als so robust, dass sie nun Jagd auf die Terraner macht und sie nach und nach nahezu alle zur Strecke bringt. Quasi im letzten Moment findet eines der Ex­peditionsmitglieder im Schalenschiff eine Waffe, die dem Unge­heuer tatsächlich den Garaus machen kann, dem Strahlenwaf­fen und widrige Umweltverhältnisse rein gar nichts ausmachen.

Dass es sich bei dem Tonnenwesen mit Tentakeln, das offenbar über keine sichtbaren Wahrnehmungskanäle verfügt, um einen Micacoii handelt, ahnen die dem Tode geweihten Raumfahrer nicht. Dies stellt nur die erste Berührung mit einer Geißel der Galaxis dar, die direkt mit dem KONFLIKT zu tun hat. Das soll noch deutlicher werden.

Von dem Drama, das sich zeitgleich im Weltraum um Deneb IV abspielt, bekommen sie nichts mit: Hier materialisieren nämlich nun 200 Kugelraumer der All-Hüter, die die Angehörigen der Vielvölker-Allianz leider sehr unspezifisch auffordern, eine Spezi­es im Stich zu lassen. Die Konsequenz ist ein gnadenloses Ge­fecht, das die Allianz-Schiffe sämtlich verlieren. Allerdings schicken sie noch einen Weckruf in die Galaxis hinaus, dass die tot geglaubten All-Hüter wieder aktiv sind.

Die Galaxis steht damit an der Schwelle eines neuen kosmi­schen Krieges von beispielloser Gnadenlosigkeit …

 

Episode 22: Spezialwelt der All-Hüter

(1983, digitalisiert 2007)

Fortsetzung von Band 17: Die geretteten Terraner des Kreuzers KRETA unter Salomon Kingston wurden von den All-Hütern aus dem untergehenden System „Zeitschlaf“ der Weelon entführt. Aber an ihrem Zielort, der so genannten Gelon-Zentrale 222-U müssen sie bald realisieren, dass die tonnenförmigen Roboter nicht wirklich ihr Bestes im Sinn haben. Altruisten scheinen sie nicht zu sein.

Die Gelon-Zentrale 222-U erweist sich als Dschungelplanet. Während das Gros der Geretteten noch im Kugelraumer ver­bleibt, gelingt es zwei von ihnen, George Forrain und Stephen Wilcox, durch Lüftungsschächte in einen Hangar zu gelangen und hier einen futuristischen Panzer zu entführen, um hinaus in die Wildnis zu flüchten.

Erst gegen Ende wird deutlich, dass die meisten zerstörten Ro­boteinheiten in Wahrheit Simulationen gewesen sind. Die Flucht selbst und die Kaperung des Fahrzeugs entsprechen zwar den Tatsachen, aber im Grunde genommen haben hier jetzt Ver­suchsreihen mit den Terranern begonnen, deren Sinn und Ziel noch dunkel ist.

Wer meint, dass sich das überhaupt nicht gut anhört, hat damit vollkommen recht. Auch das wird noch deutlicher werden.

Episode 23: Transmitter ins Jenseits

(1983, digitalisiert 2007)

Fortsetzung der Bände 18 und 19. Schauplatz: Athen.

Nachdem Versuche der humanoiden Weelon (dass es diese Spe­zies ist, die hier unterwandert, wissen die Terraner noch nicht), die irdische Gesellschaft zu unterwandern, fehlgeschlagen sind und die Unterwanderungstendenz an sich aufgedeckt wurde, flüchten die Weelon in ihre Geheimbasis unter der Akropolis. Unter ihnen ist prominent der Diplomat Harald Kronberg.

TERAB-Agenten unter der Leitung von Commander Terry Jones sind ihnen dicht auf der Spur … zu ihrer nicht eben geringen Verblüffung entdecken sie die uralte Alienstation unter der Akro­polis, und sie ist von sonderbarster Art. Die Geometrie der Stati­on ist bizarr und vollkommen asymmetrisch, alles wirkt wie ein geometrischer Alptraum, entworfen von einem irrsinnigen Archi­tekten. Dass es sich dabei um eine Station der Rontat handelt, die die Weelon okkupierten, ahnen sie nicht.

Sie finden aber auch jede Menge betäubter Weelon, die tatsäch­lich absolut menschlich sind. Einige wurden jedoch auch mit Waffen niedergeschossen, die schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen – deren Opfer zerfallen bei der Berührung unvermit­telt zu Staub!

Es ist offenkundig, dass die Aliens ihrerseits überrumpelt wur­den, aber zweifellos nicht von Menschen, sondern von einem absolut gnadenlosen überlegenen Gegner.

Wer das getan hat, wird alsbald klar, als aus dem Nichts bizarre Roboter materialisieren, die wie deformierte fliegende Tonnen wirken. Sie sind dessen ungeachtet vollkommen funktionsfähig und eröffnen sofort das Paralysefeuer. Jedweder Beschuss er­weist sich als vollkommen wirkungslos gegen diese Gegner.

Sowohl der in die Enge getriebene Harald Kronberg – der die Ro­boter als Einheiten der totgeglaubten Rontat erkennt – als auch Terry Jones und seine Männer werden schließlich paralysiert und von den Robotern durch einen Transmitter von der Erde ent­führt.

Als nachrückende TERAB-Einheiten und Wissenschaftler den nunmehr für kosmische Kontakte seitens der Roboter blockier­ten Stützpunkt erreichen, vermögen sie nicht einmal mehr den Transmitter zu finden.

Commander Terry Jones und seine Gefährten sind spurlos ver­schwunden …

Episode 24: Die Dschungelwelt

(1983, digitalisiert 2007)

Fortsetzung von Band 23: Die Terraner unter Terry Jones erwa­chen aus ihrer Betäubung und finden sich mitten auf einem un­bekannten, für Menschen geeigneten Dschungelplaneten wie­der. Der Großteil der Episode handelt von ihrem Überlebens­kampf in der Wildnis.

Jenseits des Urwaldes treffen sie schließlich auf Angehörige des hier lebenden humanoiden Alienvolks der Rrumbs, in deren Ge­fangenschaft sie geraten. Zu ihrer Verwirrung scheinen die Rrumbs einen defekten Rontat-Roboter als „Götzen RONTAT“ anzubeten.

Von ihnen wieder zurück verschleppt in eine archaische Urwaldstadt, stellen Terry Jones und seine Männer fest, dass die Rrumbs jede Menge dieser defekten Roboter als Standbilder etabliert haben. Und in der Urwaldstadt stoßen sie auf eine gro­ße Zahl weiterer humanoider Gefangener in derangierter Klei­dung. Unter ihnen jemand, den Terry Jones sofort erkennt: Ha­rald Kronberg!

An diesem Punkt endet die Episode, aber es ist klar erkennbar, dass auch dies noch nicht das Ende vom Lied ist.

Episode 25: Der verbotene Bezirk

(1983, digitalisiert 2008)

Fortsetzung von Band 20. Handlungsort: QUANTAGORN.

Die Hekaroner-Streitmacht unter dem Halum Ceselar ist auf dem QUANTAGORN in der Staubwolke ebenso eingeschlossen wie die Terraner des Raumschiffs CESTOR unter dem Komman­do von Colonel Jackson, das hierher durch eine Nottransition ge­langte. Im vergangenen Band haben die beiden Repräsentanten der Völker mit den Angehörigen der Vielvölker-Allianz auf dem QUANTAGORN einen Pakt geschlossen – sie sollen versuchen, zum Zentrum der Raumstation vorzudringen, in den so genann­ten „verbotenen Bezirk“, um den Ursprung der Feindinvasion herauszufinden, die von dort auszugehen scheint und die die hier lebenden Intelligenzen immer mehr in Bedrängnis bringt.

Schnell müssen die Angehörigen der großen Trossgruppe erken­nen, während sie sich durch zunehmend mehr zerfallene Wracks hindurchbewegen, die hier zu der gigantischen Struktur des QUANTAGORN zusammengeschweißt wurden, dass der Geg­ner aus Angehörigen einer Spezies besteht, die nach ihrem schrillen Kampfruf „Micaroii“ genannt werden. Ebenso wie die Terraner auf Deneb IV müssen die Kämpfer schockiert realisie­ren, dass diese Wesen mit ihren Mitteln quasi nicht zu bekämp­fen sind.

Schlimmer noch: Es wird bald deutlich, dass die Micaroii offen­sichtlich die Gehirne ihrer überwältigten Gegner fressen und auf diese Weise in furchtbarer Weise neue Kenntnisse über den Feind sammeln können. Schon auf Deneb IV wurde deutlich, dass Micaroii so imstande sind, die Sprache ihrer Feinde im Re­kordtempo zu erlernen.

Dennoch – auch wenn der Tross massiv angegriffen wird, gelingt es den Angehörigen der stark dezimierten Streitmacht, das Zen­trum des QUANTAGORN zu erreichen. Wider Erwarten ist hier durchaus nicht der Ursprung der Bedrohung. Die innerste Scha­le des QUANTAGORN besteht zur Verwirrung der Hekaroner und Terraner aus Wracks von All-Hüter-Kugelschiffen … und noch weiter darinnen befindet sich eine fremdartige Raumstation aus blauem Metall, dessen Alter nicht zu ermitteln ist.

Doch als sie hier eindringen, werden sie von einem rätselhaften Wesen beobachtet. Sie erreichen zwar einen zentralen Transmit­ter, doch soll er von diesem Wesen zu einer Todesfalle umfunktioniert werden … in dem Moment wird der scheinbar schwachsinnige Ransom McCollum, der im System des Planeten PHANTOM in Alien-Gefangenschaft geriet (vgl. Bd. 8/9) bizarr klarsichtig und manipuliert mit unbegreiflicher Raffinesse die Schaltungen des Transmitters – so gelingt es ihm, die Todesschaltung des Beobachters zu neutralisieren.

Auf diese Weise gelingt den Überlebenden der Donota-Flotte und der CESTOR die Flucht … aber die letzte Schaltung, die Ransom McCollum ausgeführt hat, aktivierte einen gigantischen Sender, der vom QUANTAGORN nun 25.000 Lichtjahre weit eine Botschaft in die Galaxis hinaussendet, die sogar auf Terra emp­fangen und verzeichnet wird.

WHOG JULHY RONTAT!, ruft das QUANTAGORN nun kryptisch in die Welt hinaus.

Und das ist die Initialzündung für die nächste Stufe des Ver­hängnisses.

Mehr dazu in der nächsten Folge der Close Up-Reihe.

Nächste Woche kehren wir ins Jahr 2023 zurück, dann erzähle ich euch, was ich im Schlussquartal dieses Jahres kreativ „ge­wuppt“ bekommen habe, um es mal flapsig auszudrücken.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 534: Eine kurze Geschichte der Zeit

Posted November 11th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist schon manchmal komisch mit den Büchern in meiner um­fangreichen Bibliothek. Viele davon werden recht schnell gele­sen, für gut oder mäßig befunden, rezensiert und umsortiert in den Bestand der schon gelesenen Bücher … oder eben ausge­mustert.

Und dann gibt es die Bücher, die irgendwie als Dauer-Staubfän­ger in meinen Regalen sind. Es gibt eine ganze Menge davon. Die beiden voluminösen Bände von Tausendundeine Nacht wä­ren hier etwa zu nennen, ebenso die Ilias und die Odyssee von Homer … und dazu zählte bis 2023 auch dieses Werk, das ich heute vorstellen möchte.

Zweifellos haben die meisten von euch, die ein Faible für die physikalisch-wissenschaftliche Seite der Science Fiction besit­zen, den Titel schon mal gehört. Aber wer von euch hat das Buch auch wirklich gelesen? Das sind wohl deutlich weniger. Ich selbst habe sehr, sehr, sehr lange gezögert, es zu lesen … und dann nachgerade verschlungen.

Ihr denkt, Astrophysik, zumal solche, die viele Jahrzehnte alt ist, sei staubtrocken und langweilig? Oder zu hoch für euren kreati­ven Verstand? Dann seid ihr definitiv in beiden Fällen auf dem Holzweg.

Folgt mir in ein wirklich spannendes Leseabenteuer, auch wenn es anfangs vielleicht sehr einschüchternd klingen mag:

Stephen Hawking

Eine kurze Geschichte der Zeit

Auf der Suche nach der Urkraft des Universums

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, gebunden

Übersetzt von Hainer Kober

ISBN 3-498-02884-7

Manche Bücher fallen einfach aus dem Rahmen des Normalen heraus und erfordern ein gewisses Lesealter des Rezipienten, damit der eigene Geist auch tatsächlich mit dem darin kommu­nizierten Wissen Schritt halten kann. So erging es mir mit die­sem Werk des berühmten Astrophysikers Stephen Hawking, der 2018 mit 76 Jahren für immer seine Augen schloss. Tatsächlich kaufte ich dieses Werk schon damals, als es erschien, anno 1988, als ich gerade mal zarte 22 Lenze alt war.

Während sich mein jüngerer Bruder das Buch sofort borgte und verschlang, zögerte ich mit der Lektüre. Ganz ehrlich, ich fühlte mich ihr nicht recht gewachsen, denn der Klappentext war doch einigermaßen abschreckend. Schauen wir uns das mal genauer an: »Wenn Sie sich an jedes Wort in diesem Buch erin­nern, sind in Ihrem Gedächtnis etwa zwei Millionen Informatio­nen gespeichert: Die Ordnung in Ihrem Gehirn ist um zwei Millionen Einheiten angewachsen. Doch während Sie das Buch gelesen haben, sind mindestens tausend Kalorien Energie in un­geordnete Energie umgewandelt worden. Dies wird die Unord­nung des Universums um ungefähr zwanzig Millionen Millionen Millionen Millionen Einheiten erhöhen – also um ungefähr das Zehnmillionenmillionenmillionenfache der Ordnungszunahme in Ihrem Gehirn. Und das gilt nur für den Fall, dass Sie sich an AL­LES, was in diesem Buch steht, erinnern.«

Da ich damals schon wusste, dass ich eben kein berauschen­des Erinnerungsvermögen besaß und dies mit akkurat geführ­ten Listen zu kompensieren suchte, lässt sich vielleicht begrei­fen, dass mich das einigermaßen einschüchterte. Und natürlich erinnere ich mich auch heute nicht an ALLES in diesem Buch, das sollte ich voranschicken.

Gleichwohl saß der Stachel der Neugierde tief in meinem Fleisch. Ich las damals George Greensteins »Der gefrorene Stern« und befasste mich mit so faszinierenden Themen wie Schwarzen Löchern, der Chandrasekhar-Grenze, Ereignishori­zonten, der Expansion des Universums … und exakt um diese Dinge ging es, unter anderem, in Hawkings schon damals be­rühmtem Buch (wie berühmt es war, kann man schon daraus ablesen, dass es im Laufe des Erscheinungsjahres nach einer Anfangsauflage von 12.000 Exemplaren im August bis Dezem­ber bereits 5 Nachauflagen gegeben hatte – mein Buch ent­stammte dem 145. Tausend, das im November 1988 aufgelegt worden war). Heute kann man mit Fug und Recht sagen, dass es ein Wissenschaftsbuch-Klassiker ist, und wie ich nach der Lektü­re weiß: absolut mit Recht!

Ich zögerte damals aber weiter und ließ das Werk geduldig warten. Ich brauchte tatsächlich die Lektüre zweier weiterer Bü­cher von Hawking, darunter seine Autobiografie (Rezension in AN 281), bis ich mich nach vollen 35 Realjahren endlich daran machte, dieses Werk zu lesen. In gewisser Weise fand ich es in­zwischen ein wenig blamabel, wie viel Furcht mir dieses doch eher schmale Buch, dem ich mich intellektuell nicht gewachsen fühlte, eingeflößt hatte. Zumal ich inzwischen viele sehr viel dickleibigere Werke, auch wissenschaftliche, längst verschlun­gen hatte.

Nun, kurz gesagt: Das Buch überraschte mich. Es ließ sich über weite Strecken sehr viel leichter und angenehmer lesen als angenommen. Das hatte wesentlich damit zu tun, dass Stephen Hawking dem Leser gewissermaßen einen Crashkurs in der Ge­schichte der Kosmologie gab – und natürlich war es sehr hilf­reich, dass ich in all den Jahrzehnten zuvor reichlich Wissen­schaftssendungen gesehen und Zeitschriftenartikel zu den rele­vanten Themen gelesen hatte. So gesehen war nicht nur das Buch im Laufe der Jahre gereift, sondern auch mein Verstand und mein Wissen über Kosmologie.

Hawking fängt bei den Basics an. Nach einer Einleitung von Carl Sagan spricht er über unsere Vorstellung vom Universum, über die Verflechtung von Mythologie und Astronomie, astrologi­sche Vorstellungen und philosophische Konzepte vom Aufbau des Kosmos. Ausgehend von den alten Griechen rollt er die ge­dankliche Entwicklung über Jahrtausende auf und kommt schließlich zu den traditionellen Vorstellungen von Raum und Zeit. Verflochten mit seiner eigenen Wissenschaftsbiografie, die erst relativ spät im Buch zu fassen ist – was in der Natur der Dinge liegt – lernen wir viel über die Genese und den Wandel in den Auffassungen zum Kosmos. Stufenweise erklimmt Hawking in seiner Darlegung geduldig eine Ebene nach der nächsten, und wie gesagt, der Anfang liest sich wirklich ganz so, als lau­sche man alten Bekannten bei der Wiederholung einer vertrau­ten Geschichte.

Erst allmählich wird der Gedankengang anspruchsvoller, man wächst gewissermaßen in die Zusammenhänge hinein, was eine sehr angenehme Methode ist, Wissen zu akkumulieren. Über die Kapitel »Raum und Zeit« und »Das expandierende Universum«, über Edwin Hubble und andere Größen der Wissenschaftsge­schichte erreichen wir den Bereich der Elementarteilchen … was zunächst wie ein Widerspruch klingt, wenn man doch das ganze Universum in den Blick nehmen möchte. Doch dieser Wider­spruch ist nur ein scheinbarer. Hawking baut gewissermaßen zwei Fronten auf. Exponent der einen ist im frühen 20. Jahrhun­dert Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie, während die Gegenströmung sich mit dem Bereich der Quantenphysik, Max Planck & Co. auseinandersetzt.

Während also die »steady state«-Theorie eines statischen Uni­versums im 20. Jahrhundert unwiderruflich Schiffbruch erleidet (schweigen wir vom Scheitern all der heute obskur klingenden philosophisch-religiösen Vorstellungen vom Universum), domi­nieren auf einmal zwei konkurrierende Systeme die Weltsicht im Sehfeld der Physik.

Und dann beginnt die Argumentation zunehmend anspruchsvol­ler zu werden. Wir erfahren von den Elementarteilchen und Na­turkräften, die sowohl im Allerkleinsten als auch – und damit fängt die Argumentation endgültig an, den Bogen zu schließen – in den Weiten des Kosmos wirken. Hier haben dann die Diskussionen ihren Raum, wie kompliziert und wie kosten- und zeitintensiv es ist, die Anfangsbedingungen des Universums zu erforschen und nach den Grundbausteinen der Materie zu fahnden, was unabdingbar ist, wenn man letztlich zu umfassender Welterkenntnis gelangen will. Und Hawking berichtet von den modernen Forschungen der Suche nach einer vereinheitlichenden Weltformel, die Einsteins Gedanken und Theorien mit denen der Quantenphysiker in Einklang bringen kann.

Erst in Kapitel 6 (Seite 107) kommt er dann zu dem Thema, das mich einst zum Kauf des Werkes inspirierte: Schwarze Lö­cher. Zunächst wurden sie theoretisch postuliert, aber es dauer­te lange, ehe sie tatsächlich empirisch nachgewiesen werden konnten. Und schnell geht es dann um so seltsame Dinge wie die Frage nach statischen bzw. sich drehenden Schwarzen Lö­chern und was das für Auswirkungen auf die Kosmologie und die Entwicklung des Universums hat. Darum, wie man deren Mas­sen oder Temperatur und Existenzdauer (!) berechnet, wie man sich ihre Entstehung und ihren Einfluss auf das frühe Universum und die darin vorgefundene Masseverteilung vorstellt. Und es wird rasch noch eigenartiger, weil das Universum sich als sehr viel seltsamer erweist, als sich die Forscher das anfangs dach­ten (ich deute nur mal die Verschränkung von Teilchen an, die heute nachgewiesen ist, und die »spukhafte Fernwirkung«).

Hervorzuheben ist hierbei, dass Hawking dann rasch auch auf eigene Irrtümer in seinen Forschungen und Aufsätzen der Früh­zeit hinweist. Das ist, finde ich, ein Punkt, in dem ihm nachhalti­ger Respekt gebührt – es ist allgemein bekannt, dass Wissen­schaftler ungern zugeben, sich in irgendwelchen Belangen geirrt zu haben. Das fiel selbst Größen wie Albert Einstein schwer. Ste­phen Hawking ist da völlig uneitel, und sein ganzer Gang durch die Wissenschaftsgeschichte in diesem Buch dokumentiert ja, dass die Wissenschaft im Grunde genommen durch fortschrei­tende Irrtümer und neue Iterationen, um zu korrekten Ergebnis­sen zu gelangen, letztlich erst gewachsen ist und ihr Wissen über die Welt entsprechend vertiefen konnte. Ohne diese Feh­ler wären wir heute nicht so weit, wie wir sind, das wird hier sehr deutlich.

Ein Philosophieprofessor, der zugleich Physiker war, sagte einst einmal in einer Vorlesung, der ich beiwohnte, dass die Wis­senschaft das Reich der Ungewissheit sei, wo das Wissen stets nur vorläufig wäre, wohingegen die Religion das Reich der Ge­wissheit darstelle, bei dem das Hinterfragen schwierig, biswei­len lebensgefährlich sei – zugleich sei dies auch eine Denksphä­re von statischer Form, in der Dogmatismus lauere. Indem Hawking skizziert, wie sich die moderne Physik und Kosmologie aus dem Raum der Religion in den der reinen Wissenschaft hin­ein entwickelte und emanzipierte, dient sein Argumentations­gang ebenfalls der Trennung dieser beiden Sphären. Und ganz ehrlich – ich fühle mich im Bereich der Wissenschaft wohler. Die Religion ist bis heute problematisch, dafür muss man eigentlich nur die Nachrichten hören bzw. lesen (und es ist relativ gleich­gültig, von welcher Religion wir hier reden, die Fanatiker sind allgegenwärtig, leider).

Doch zurück zum Buch:

Im Grenzbereich der Schwarzen Löcher und der Singularität, die als Ursprung des Universums angenommen wird, treffen sich nach Hawking sowohl die Einsteinschen Vorstellungen von Raum und Zeit als auch die Grundprinzipien der Quantentheo­rie. Während er nun in den hinteren Kapiteln des Buches konkurrierende moderne Erklärungsmodelle wie die Stringtheorie, die Grand Unified Theory (GUT) und andere Denkansätze diskutiert, wird es dann wirklich sehr anspruchsvoll. Da lohnt es sich nun, nicht mehr Kapitel um Kapitel zu verschlingen, wie es zu Beginn noch möglich ist, wenn der Stoff im Wesentlichen ver­traut und bekannt ist … hier sollte man sich dann Zeit nehmen, wenige Seiten am Tag schmökern, gelegentlich auch zweimal oder dreimal die Absätze durchgehen, um sicherzustellen, dass man sie auch tatsächlich in ihren Implikationen begriffen hat.

Hier zeigt sich deutlich, dass mein 22jähriger Jungleserver­stand an diesen Seiten in der Tat kapituliert hätte. Heutzutage sind solche Themen wie »Ursprung und Schicksal des Univer­sums«, »Der Zeitpfeil« oder die »imaginäre Zeit« immer noch höchst anspruchsvoll – aber zugleich auch sehr lohnend, gerade für Science Fiction-Leser und Autoren, die sich in diesem Gebiet bewegen.

Ich gebe gleichzeitig zu, während ich dieses Werk nach so lan­ger Zeit endlich las und mich gemächlich und mit Gewinn in die modernen Grundlagen der Astrophysik und Kosmologie einar­beitete, da musste ich mit einem gewissen Lächeln gerade in den höheren Kapiteln immer mehr daran denken, dass ich ja in meinem eigenen Geschichtenwerk, dem Oki Stanwer Mythos (OSM), eine eigene Kosmologie entwickelt habe, die in einem spekulativen Punkt über Hawking durchaus hinausgeht.

Als der britische Forscher launig über die Frage von interstel­laren Reisen nachsinnt und die physikalischen Beschränkungen, die uns insbesondere die Relativitätstheorie auferlegt, da muss­te ich an meine universale Matrix denken und das Kontinuum des Matrixraumes.

Gesetzt den Fall, jenseits der uns bekannten und mit den be­kannten Instrumentarien messbaren Naturgesetzmäßigkeiten gäbe es ein Kontinuum übergeordneter Energie und man könne diese Kräfte irgendwann einmal beherrschen, so ließe sich da­mit so etwas wie überlichtschnelle Raumfahrt sehr wohl realisie­ren (von anderen Effekten wie einer perfektionierten klimaneu­tralen Energiegewinnung mal ganz zu schweigen). Man bräuch­te sich dann nicht mehr mit Raumzeit-Dilatation oder der mikro­skopischen Kleinheit von Wurmlöchern »herumzuärgern«, son­dern hätte eine sehr viel elegantere Methode, durch das Univer­sum zu kreuzen.

Natürlich ist das spekulativ und Science Fiction, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Aber ich denke, es ist wichtig zu wissen, dass ich mich, weil so über die Jahrzehnte hinweg gewisserma­ßen schon kosmologisch im Geiste »gestählt«, auch den kom­plexesten Gedanken des Buches heute gewachsen zeigte.

Auch 35 Jahre nach der Veröffentlichung dieses Buches ist zu konstatieren, dass eine vereinheitlichende Theorie, die Relativi­tätstheorie und Quantenphysik miteinander fusionieren kann, immer noch gesucht wird. Insbesondere die Gravitationskraft gibt dabei nach wie vor Rätsel auf und stellt die Wissenschaftler vor Herausforderungen. Die Forschungen dazu sind weit voran­geschritten und haben vielfach längst so weit von der empiri­schen Realität abgehoben, dass sie sich bisweilen wie reine Phantastik anhören.

Um für solche Diskussionen der Jetztzeit gewappnet zu sein, braucht man tatsächlich einen gut lesbaren Führer, der die gan­ze Entwicklung der Kosmologie über all die zurückliegenden Jahrtausende aufrollt, gewissermaßen einen Crashkurs darbie­tet. Dieses Ziel erfüllt Stephen Hawkings Klassiker auch nach all der langen Zeit und ungeachtet der seither erzielten wissen­schaftlichen Fortschritte immer noch. Insofern würde ich sagen, ist dieses Buch definitiv nicht überholt und lohnt unbedingt die Lektüre, die speziell für jene neugierigen Gemüter geeignet ist, die neu an dieses Thema herangeführt werden wollen.

© 2023 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kommen wir dann von den hirnwin­dungenverdrehenden kosmologischen Gigantthemen wieder zu­rück auf den leicht nachvollziehbaren Boden der zwischen­menschlichen Beziehungen. Dort starte ich die Wiedergabe ei­ner Romantrilogie erotischer Natur. Mehr dazu in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ihr kennt das aus meinem Rezensions-Blog wohl zur Genüge. Da habe ich oft genug davor gewarnt, harmlos erscheinende Roma­ne abends zu beginnen, die sich dann zu rasanten page-turnern entwickelten, aus denen man nicht mehr so schnell heraus­kommt und sich unversehens die Nacht um die Ohren schlägt. Ich dachte eigentlich, dass mir das bei eigenen Werken, die 40 Jahre alt sind, so schnell nicht widerfahren kann.

Nun, ich bin auch nur ein Mensch. Und ich irrte mich.

Gestern habe ich zur Vorbereitung auf diesen Beitrag meinen al­ten vierten Roman noch einmal gelesen, den ich vom 2. Juli bis zum 15. August 1984 schrieb. Tatsächlich hatte ich nur noch eine einzige Szene im Kopf vom ganzen Werk, und die bereitete mich in keiner Weise darauf vor, was in der Geschichte tatsäch­lich geschah.

Die Szene, an die ich mich erinnerte, kommt sehr weit hinten im Roman vor und zeigt eine Bildübertragung vom Planeten Ettan IV. Auf einer Straße sieht man einen Toten, dessen Fleisch gera­de dabei ist, sich als eine Art von Protoplasma von den Knochen abzulösen.

Ganz recht, ein Opfer des titelgebenden Symbionten-Gegen­schlags. Aber die Hintergründe der Geschichte waren mir voll­kommen fremd geworden. Schauen wir uns das also mal genau­er an:

Willkommen im Jahre 2582 auf dem Planeten Kotar, 289 Licht­jahre von der Erde entfernt. In dieser Hightech-Welt ist der Titel­held daheim, der von nordischen Vorfahren abstammende Space-Police-Agent Holger Bergstroem. Er ist mit seinem intelli­genten Auto, das von einer KI Typ Ego-II, genannt „Darling“ (weiblich programmiert), gesteuert wird, unterwegs zu seiner Dienststelle und zu einem neuen Auftrag. Worum es geht, ging in gewisser Weise aus dem Prolog hervor, der vorangeschaltet war.

Hier war ein Rückkehrer namens Ben Faal, der von dem Plane­ten Oktar kam, auf der Raumstation TRANSPLUTO am Rande des solaren Systems unvermittelt gestorben. In direkter Folge kam es auf der Station zu einem Seuchenausbruch, dem die ge­samte Besatzung von mehr als tausend Personen zum Opfer fiel. Der Ursprung dieser Seuche ist offensichtlich auf Oktar zu suchen – und da nun weitere Reisende von dort auf dem Plane­ten Ettan IV gelandet sind, auf dem immerhin zwei Milliarden Kolonisten leben, ist es existenzwichtig, schnellstmöglich ein Gegenmittel zu finden, das nur auf Oktar zu finden sein kann. Der Kolonialplanet Ettan IV ist derweil unter Quarantäne ge­stellt.

Bergstroem, sein Kollege Stan Corney und der Ego-II, der mit­samt dem Wagen auf das Reiseschiff verladen wird (dies ist üb­rigens keine nebensächliche Information, wie schnell deutlich werden wird!), machen sich also auf den Weg zur Sumpfwelt Oktar.

Hier arbeitete Ben Faal im Auftrag der Organisation Terranischer Entwicklungshelfer (OTEH), um den gnomenhaften Indigenen auf dieser Welt die Segnungen der Zivilisation zukommen zu lassen und vor allen Dingen dafür zu sorgen, dass die regelmä­ßig aufflammenden regionalen Kriege, denen viele Oktarer zum Opfer fallen, zu beenden.

Dummerweise gibt es einen Faktor, mit dem weder ich als Leser noch die Protagonisten gerechnet haben: Das Schiff wird näm­lich vor Erreichen des Oktar-Systems von einer Gruppe Terroris­ten kurzerhand gekapert. Diese Gruppe, die sich „Freiheit für Tenbu“ (FFT) nennt (Tenbu ist mutmaßlich ein Planet, aber das kommt in der Geschichte nicht klar heraus), hat von der Notlage der terranischen Regierung erfahren und erpresst diese nun skrupellos und droht mit Scheitern der Mission der Agenten.

Entweder, es wird eine Erpressungssumme von einigen Milliar­den Platin-Soldar gezahlt (wohl eine Kurzform von „solarem Dol­lar“, nicht unintelligent gemacht), andernfalls wird die Regie­rung das auf Oktar zu beschaffende Serum nicht erhalten, das für die Rettung der Kolonisten auf Ettan IV gebraucht wird, oder die Menschen werden alle sterben.

Lange Zeit sieht es so aus, als sei die Lage ausweglos. Selbst Bergstroem und Corney werden zu Geiseln der Erpresser. Und schließlich mit einem klapprigen Beiboot hinunter auf die Sumpfwelt geschickt, um binnen weniger Tage das Serum zu beschaffen.

Dummerweise kollidieren sie vor der Landung mit einem aufge­scheuchten Sumpfsaurier und werden von den Einheimischen gerettet. Ihr Fahrzeug ist Schrott, und der Kommunikationsgür­tel, der Holger Bergstroem mit dem Ego-II im Raumschiff verbin­det, wurde als Tauschgut an einen anderen Stamm weitergege­ben.

Die Dinge laufen wirklich außerordentlich schlecht, und sie wer­den noch deutlich schlimmer. Denn die mehrheitlich animisti­schen Oktarer haben einen Feind auf ihrer eigenen Welt, den so genannten SCHWARZEN HERRSCHER, und in dessen Hand fällt der Gürtel … und er ist in keiner Weise kooperationsbereit, son­dern schickt sich an, die terranischen Agenten ebenso zu ver­nichten wie die mit ihnen kooperierenden Einheimischen.

Derweil versucht der Ego-II auf dem Schiff, die Dinge zu Guns­ten der Guten zu verändern …

Der Roman hat mich wirklich verblüfft, aufgrund zahlreicher De­tails. Zum einen fand ich es außerordentlich spannend zu lesen, dass ich 1984 schon zu ziemlich schnippischen Dialogen zwi­schen Bergstrom und seinem „Darling“ imstande war, das lo­ckert den Roman wirklich schön auf. Intuitiv musste ich dabei an die alte Fernsehserie „Knight Rider“ denken, aber mir ist klar, dass ich sie immer nur vom Hörensagen kannte.

Dann ist, ebenfalls unerwartet, die Art und Weise, wie sich die Benachrichtungskapseln des Geheimdienstes nach Abspielen selbst zerstören, auf frappierende Weise vertraut aus „Mission: Impossible“ (aber auch diese Serie habe ich erst sehr viel spä­ter bewusst kennen gelernt).

Deutlich klarer ist die Anleihe des SCHWARZEN HERRSCHERS – seine Physis ist ziemlich offensichtlich übernommen aus der Zeichentrick-Verfilmung von Captain Future, die mich damals schwer beeindruckte. Der so genannte Herrscher von Megara lässt freundlich grüßen. Aber damit erschöpfen sich auch die Anleihen an die damalige visuelle Popkultur schon. Es überwie­gen ganz andere Dinge.

Da ist beispielsweise das beeindruckende und unerwartet de­tailreiche World Building von Oktar. Eine Kultur von Jägern und Sammlern, die in großen Waldhäuserkomplexen leben und die zum Zweck der Bevölkerungskontrolle rituelle Kurzzeitkriege durchführt … ein Mittel, das die OTEH unbedingt unterbinden möchte, weil sie es für archaisch und rückständig hält (und nicht versteht) – hier schimmert auf verblüffende Weise kriti­sches Gedankengut an irdischen Missionaren durch, die in entle­genen Weltgegenden mehrheitlich christliche Werte und Sozial­standards durchdrücken wollten, ohne im Mindesten auf die Ver­hältnisse vor Ort zu achten. Da bin ich im Alter von 17 Jahren schon äußerst hellsichtig gewesen.

Eine weitere Überraschung war das unvermittelte zentrale Ein­bauen dessen, was man heute eine NGO nennen würde, also eine Nichtregierungsorganisation. Die OTEH ist so eine Struktur, die unter explizitem Verzicht auf militärische Hierarchie und ko­operative flache Hierarchien unerwartet modern anmutet. Sol­che Gedanken wurden hierzulande erst sehr viel später populär. Hier tauchen sie 1984 bei mir schon auf.

Zum dritten ist da die individualisierte kybernetische Kriegsfüh­rung, die der Ego-II anwendet. Abgesehen von dem Anflug des autonomen Fahrens (!), das hier schon zu finden ist (auch eine Idee, die erst heute so allmählich Realität zu werden beginnt), findet man hier starke Ansätze von Virtual Reality, was damals ebenfalls noch aufgrund der technologischen Probleme ziemlich in den Kinderschuhen steckte.

Alles in allem ist dies also, bei allen stilistischen und manchmal holzschnittartigen Details, ein Roman, der durchaus mit etwas Schliff heutzutage für euch ein originelles Lesevergnügen dar­stellen könnte. In einer gewissen Weise antizipiert er übrigens schon Strukturen, die ich dann im sechsten unveröffentlichten Roman „Baumsterben auf Lepsonias“ in der Mike Cole-Serie intensiver ausgearbeitet habe. Davon erzähle ich euch dann am 22. März mehr.

Ihr braucht noch etwas Geduld bis zu diesem Blogartikel 659, aber bis dahin werdet ihr keine Langeweile leiden. In der kom­menden Woche leite ich euch wieder in das Chaos des KON­FLIKTS 17 „Drohung aus dem All“.

Schön neugierig bleiben, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 533: Gefährliche Allianz

Posted November 5th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

dies ist das insgesamt neunzehnte Abenteuer der NUMA-Agen­ten Kurt Austin und Joe Zavala, und insgesamt sicherlich das sechzigste oder siebzigste Buch von Clive Cussler, das ich gele­sen habe. Und dessen ungeachtet vermag der heutige Hauptau­tor Graham Brown nach wie vor zu überraschen, wie ich bei der Lektüre feststellte. Ich war wieder binnen drei stürmischer Lese­tage ruckzuck durch dieses Buch durch. Und ihr wisst, dass das immer ein gutes Zeichen ist.

Diesmal, so mein Fazit, war Brown wieder etwas sattelfester als kürzlich bei seinem Antarktis-Roman. Das hatte sehr wesentlich damit zu tun, dass es viel um Technik ging.

Klingt abschreckend? Nö, Freunde, ist es eigentlich nicht. Was euch erwartet, ist eine interessant ineinander geschachtelte Storyline, bei der man am Anfang wirklich so gar nicht weiß, wo­hin die Reise geht und man ständig auf Abwege gerät, ins Leere tappt oder in ziemlich kritische Situationen gerät. Alles in allem eine turbulente Achterbahnfahrt. Sie beginnt am Anfang des 19. Jahrhunderts im Südchinesischen Meer …

Gefährliche Allianz

(OT: Dark Vector)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 1268, 2023

544 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-1268-3

Im September 1808 eskaliert ein Krieg im südchinesischen Meer, der zwischen Piraten ausgefochten wird. Der Piratenkapi­tän Zi Jun Chu hat an Bord seiner Dreimastdschunke Seidener Drache Schätze geraubt, die eigentlich Beutegut der Piraten­fürstin Ching Shih sind. Doch nun wird Juns Schiff in einer Bucht in die Enge getrieben und geentert – es sieht sehr danach aus, als solle dieser Raubzug in eine Katastrophe münden … was dann auch tatsächlich geschieht, doch aus anderen Gründen als angenommen. Der Schatz versinkt im Dunkel der Geschichte und wird zu einem Mythos.

Gut zweihundert Jahre später sind die chinesische Schifffahrts­historikerin und Tauchexpertin der Volksbefreiungsarmee, Yan-Li, zusammen mit zwei befreundeten NUMA-Tauchern – unseren sattsam bekannten Helden Kurt Austin und seinem Kollegen Joe Zavala – vor der vietnamesischen Küste dabei, eben diesen Schatz aufzuspüren. Sie sind bereits kurz davor, als die beiden NUMA-Männer zu einem anderen Schauplatz gerufen werden. Ein hochmodernes Frachtschiff, die CANBERRA SWIFT, ist offen­bar auf dem Heimweg aus Asien nach San Francisco in Seenot geraten und spurlos vom Radar verschwunden. Da man die letz­te Position recht genau eingrenzen kann und Joe und Kurt mit ihrem hochmodernen Equipment am nächsten dran sind, wer­den sie in Marsch gesetzt.

Sie haben keine Ahnung, wo hinein sie dabei geraten.

Sie wissen nicht, dass die CANBERRA SWIFT von einer kleinen Gruppe Piraten, den so genannten „Water Rats“, während der Fahrt gekapert wurde … und erst recht nicht, dass eine weitere Partei diese Piraten ausgetrickst hat, was zur Versenkung des Schiffes und dem Tod der Piratenanführer, eines Mannes na­mens Lucas Teng, führte.

Als Kurt und Joe am Ziel ankommen, finden sie zwar Trümmer­teile, aber sehr schnell kristallisiert sich heraus: Was immer hier gesunken ist, die CANBERRA SWIFT war es nicht. Also geht die Suche von neuem los.

Derweil wird auch allmählich transparenter, warum es so ele­mentar ist, dieses Schiff und seine Fracht wieder zu finden: In seinen Hangars befanden sich so genannte Vector-Einheiten – Prototypen eines Supercomputers, der einer neuen Generation von Rechnern angehört. Die Vector-Einheiten sind so konzipiert, dass sie auf dem Meeresgrund stationiert werden können, wo sie durch die Energie von Tiefenwasserströmungen zugleich ge­kühlt wie mit Energie versorgt werden. Dort angeschlossen an die globalen Glasfaserkabel vermögen sie unfassbare Rechen­leistung zu entfesseln. In den verkehrten Händen können sie verheerenden Schaden anrichten.

Also gut, Kurt und Joe machen das Wrack ausfindig und tauchen hinein mit dem expliziten Plan, die Vector-Einheiten zu sprengen … doch zum einen sind sie hier, wie sie schnell entdecken müs­sen, nicht allein, sondern eine zweite Partei ist zugegen, um die Einheiten zu bergen … und zur völligen Verblüffung stellen sie auch noch fest, dass der Hangar leer ist. Eine dritte Partei war noch schneller und hat die Einheiten gestohlen.

Im Laufe der weiteren Handlung kommt alsbald zutage, mit wem sie es hier zu tun haben. Sie sind, ohne es zu wissen, in ei­nen Untergrundkrieg hineingestolpert. Auf der einen Seite steht der britische Exilant Kinnard Emmerson, der von Hongkong aus ein weitläufiges Verbrechernetzwerk unterhält und exquisite Kontakte in die chinesischen Regierungskreise besitzt. Er ist sei­nerseits verfeindet mit einem internationalen Hacker-Kollektiv, das auf den Namen CIPHER hört (dieser Name ist bekannt aus den „Fast & Furious“-Filmen, dort allerdings mit Charlize Theron personalisiert).

Während Emmerson die „Water Rats“ engagiert hat, um die Vec­tor-Einheiten zu stehlen, will CIPHER eine internationale Auktion in Taipeh mit den Einheiten veranstalten, und schon rotten sich die Interessenten zusammen: Chinesen, Russen, Iraner, Nordko­reaner … und Joe und Kurt sind immer noch dabei, die ver­schwundenen Einheiten zu lokalisieren und Freund und Feind zu sortieren. Das wird erst recht erschwert, als ihre Kollegin Yan-Li auf der Gegenseite auftaucht, weil sie von Emmerson erpresst wird. Da beginnen die Dinge endgültig aus dem Ruder zu lau­fen, bis die einzigen Verbündeten, die die NUMA dann noch be­sitzt, eine Piratenbande mit fraglicher Loyalität ist …

Man kann wirklich sagen, was man möchte, aber es wird in die­sem Roman definitiv überhaupt nicht langweilig. Man merkt – im Gegensatz zu dem eher mäßigen vorherigen Antarktis-Abenteu­er, dass Graham Brown hier wieder voll in seinem Element ist. Und er ist verblüffend solide an der vordersten Front der High­tech-Forschung. Mit der „Phantom“ wird ein innovatives neues U-Boot vorgestellt, mit dem „Air Truck“ taucht sogar ein auto­matisches, pilotenloses Fluggefährt auf, das atemberaubende Geschwindigkeit erreicht und eine spektakuläre Manövrierfähig­keit besitzt. Wir lernen eine Stealth-Drohne kennen und eben die Vector-Einheiten, die in der Tat ein sehr relevantes Problem superschneller Rechner der Gegenwart auf eine innovative Wei­se bekämpfen, nämlich die unglaubliche Energiegefräßigkeit ge­paart mit der drastischen Überhitzungsgefahr. Hier wird klug ex­trapoliert, wie ich fand. Auch sind die Villains bis ganz zuletzt nicht zu unterschätzen, was sie Spannung enorm steigert.

Daneben kommt natürlich die klassische Action nicht zu kurz: Verfolgungsjagden, Hinterhalte, Attentate, kaltblütige Mordan­schläge und Verrat, quasi das volle Programm. Es wird reichlich geschossen und in die Luft gesprengt, und ich habe mich wirk­lich an keinem der drei Lesetage in irgendeiner Weise gelang­weilt … Hut ab, Mr. Brown, das war solide Arbeit.

Klare Leseempfehlung von mir!

© 2025 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kommen wir dann mal wieder zu et­was „completely different“, um es mal so auszudrücken. Ich er­zähle euch dann nämlich von einem Buch, das bei mir über Jahrzehnte (kein Witz!) sozusagen „Lesehemmung“ auslöste. Es kostete einen ausdrücklichen Akt der Überwindung, ehe ich mich an diese Lektüre wagte … und phantastisch positiv über­rascht wurde. Das könnte euch auch so gehen – ich nehme mal an, dass die meisten von euch dieses Sachbuch nur dem Hören­sagen nach kennen und es nie selbst gelesen haben.

Das solltet ihr ändern, spätestens, wenn ihr meine Rezension in der nächsten Woche an dieser Stelle gelesen habt.

Lasst euch mal überraschen, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, Band 2400 des Oki Stanwer Mythos ist erreicht … und es war ein famoses Vergnügen, ihn zu schreiben, auch wenn er auf­grund der Tatsache, dass er während des Schreibens einfach nicht aufhören wollte, sehr viel Zeit gestohlen hat. Aber wun­derbare Schreibzeit, von der ich keine Sekunde missen möchte.

Sagen wir zunächst etwas Allgemeines zu dem Band, gewisser­maßen die technischen Details, ehe ich dann zum eigentlichen Inhalt komme und warum ich diese Geschichte für einen würdi­gen Meilenstein meines kreativen Lebenswerks halte.

Diese Geschichte mit dem Titel „Reise nach Westai“, die vom Titel her recht bieder daherkommt, hat es in Wahrheit faustdick hinter den sinnbildlichen Ohren und geht unerwartet tiefgründig in die kosmischen Hintergründe hinab. Die Episode ist Band 65 der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, entstammt also dem noch in Arbeit befindlichen KONFLIKT 24. Hier wird be­kanntlich das erste „Netzuniversum“ beschrieben, und dessen Heimtücken und Probleme werden auch in diesem Roman the­matisiert.

Inhaltlich schließt diese Episode an den OSM-Band 2000 an, in dem ich vor einigen Jahren das Finale des „Unternehmens STURMHERZ“ in derselben Serie beschrieb. Der Band 2400 schließt zeitlich eng an diese Ereignisse an. Aber er weicht zu­gleich völlig vom Kurs ab und versucht ein anfangs paradoxes Crossover zweier Handlungsströme, die sich offensichtlich auf vollkommen verschiedene Bereiche des KONFLIKT-Universums 24 beziehen.

Auf 92 Seiten Umfang (inklusive einer Titelliste der Episoden von OSM-Band 2000 bis 2400) stelle ich zunächst eine neue Hauptperson vor, Mensara Habib, die mir beim Aufwachen eines Morgens über den Weg lief und die ich nicht wieder los wurde.

Mensara ist die ferne Urenkelin von zwei Handlungspersonen aus KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, die zu den wenigen Getreuen Oki Stanwers gehören, die den Untergang dieses Universums überlebt haben und so zu Gründungsmitglie­dern der neuen Basis der Neutralen in KONFLIKT 24 werden. Ich verrate ihre Namen hier aus gutem Grund nicht.

Mensara, 28 Lenze jung, beschließt jedenfalls, den Schwur ihres Ahnen zu erfüllen. Welchen Schwur? Den monströsen Soffrol zu ermorden, den legendären Rächer von Breeth-Fgahn, der in KONFLIKT 23 soviel Schaden angerichtet hat.

Ein verrückter Plan? Möglicherweise. An Entschlossenheit man­gelt es ihr jedenfalls nicht, soviel kann man sicher sagen, und im vorliegenden Band erfährt man eine Menge von ihrer Energie … und auch davon, wo sie sich leichtsinnigerweise engagiert und alsbald kalte Füße bekommt. Freilich zu einem Zeitpunkt, an dem es dafür längst zu spät ist.

Da sie aus Gründen, die ich hier ebenfalls außen vor lasse, Klivi­es Kleines zu Zugeständnissen bewegen kann, wird sie alsbald Teil einer Expedition, die Kleines ausrichtet. Es hat einen Notruf aus der Galaxis Westai gegeben, wo ein irreguläres Transversa­lenfeld den Planeten Washian verwüstet. Kleines will den auf Westai verschollenen Neutralen, einen alten Freund namens Co­lin Gablon, finden und retten. Aber zugleich ist ihm natürlich klar, dass die Basis der Neutralen zurzeit dringlichere Probleme hat, als 200 Millionen Lichtjahre entfernt eine Person zu retten.

Also überredet er Oki Stanwer zu diesem Plan und bekommt tat­sächlich das Go. Und Mensara Habib qualifiziert sich für diese Mission und wird Teil der Besatzung des Expeditionsschiffes WISLYON (wem dieser Name vertraut vorkommt, darf gern die OSM-Wiki konsultieren oder die frühen Close Up-Beiträge, in de­nen es um KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ geht).

Erster Halt des Schiffes ist der Quarantäneplanet Chiriinsh, wo die Gestaltwandler aus dem Volk der Tassiner festgehalten wer­den, die mit dem Expeditionsschiff DANACUUR hier in den 40er-Bänden der NK-Serie gestrandet sind … auch das ist inzwischen schon über 20 Realjahre her. Es war mir darum ein Herzensan­liegen, diesen Handlungsstrang endlich weiterzuerzählen.

Allerdings gab es Probleme.

Klivies Kleines kennt die Datei Omega-Plus, in der insbesondere Gestaltwandler-Spezies klar und unmissverständlich als Feinde klassifiziert werden, als brutale Speziesisten und Völkermörder, denen man nicht trauen kann. Lügendetektortests sind bei ih­nen als biologischen Stoffwechselspezialisten definitiv wirkungs­los … wie also soll man herausfinden, dass die Tassiner so fried­fertig sind, wie sie es zu sein vorgeben?

Ihr könnt mir glauben, diese Gewissensprüfung, in der Mensara eine zentrale Rolle spielte, hat mich wirklich viel Zeit gekostet. Und so konnte ich wunderbar viel über die tassinische Komman­dantin Ghaniid, ihre zum Teil kuriosen Artgenossen wie Fhocir Vanns, der sich gern als kleinwüchsiger, wandelnder Baum mor­phisch ausbildet, und auch über Mensara Habib erfahren.

Mensara dringt dabei eher unabsichtlich in kosmologische Kon­texte vor, die sie zur Geheimnisträgerin machen und sowohl ihr als auch das Schicksal der Tassiner langfristig entscheiden wer­den. Denn nun weiß sie soviel über die kosmischen Hintergrün­de, dass ihr ein natürlicher Tod kategorisch verweigert wird – denn der Geheimnisverrat im KONFLIKT 24 findet insbesondere nach dem Tod statt, wo man als Totenkopf irgendwo im Kosmos neu ins Dasein zurück finden kann.

Es ist dennoch nicht so, dass der schönen und energischen Ha­bib-Tochter das so rasch klar wird. Nur Klivies Kleines ist darüber schnell im Bilde, und er bedauert ihre Neugierde nicht ohne Grund … aber zur Umkehr ist es definitiv zu spät.

Eigentlich ist es echt schade, dass ihr noch nicht mehr hiervon zu lesen bekommen werdet, aber wie ich schon verschiedentlich im Rahmen meiner Blogartikel erklärt habe: Da euch noch so­viel an Vorwissen fehlt, würdet ihr die Andeutungen in dieser langen Episode (ungeachtet der Fußnoten) nur in Ansätzen ver­stehen. Damit verlöre sie sehr stark an Wirkung. Also fahre ich lieber noch fort mit der Aufbauarbeit eures Hintergrundwissens und lasse euch beizeiten dann auf dieses Werk los.

Am Ende der Episode, die eigentlich fast Romanlänge erreicht hat, bricht die Expedition dann tatsächlich nach Westai auf. In eine Welt im Chaos, was ich in Band 66 ausführlich beschreiben werde, und zwar gar nicht mal weit in der Zukunft. Bis dieser Blogartikel für euch lesbar wird (nach meiner Planung am 2. No­vember 2025), sollte der Band eigentlich längst fertig sein.

Ich habe davon bereits ein paar beunruhigende Blenden gese­hen. Es geht auf Washian nicht nur um die humanoide einheimi­sche Bevölkerung, wir haben es hier auch mit den kleinwüchsi­gen Mördern zu tun, mit Schlangenarmen und den schon er­wähnten tassinischen Gestaltwandlern. Ergänzend kommen nun aber auch noch Totenköpfe hinzu … das klingt wirklich nach ei­nem chaotisch-aufregenden Abenteuer, das ganz sicher dieses Jahr noch geschrieben werden wird.

Band 2400 hat mich wochenlang blockiert im Weiterschreiben … aber ich arbeitete schon längst an weiteren Episoden, die ich komplett digitalisiert hatte und nun lediglich kommentieren muss (was in der Regel 2-3 weitere Textseiten erzeugt). Darum habe ich jetzt auch bereits Band 2403 fertig gestellt, weitere sind nur eine Frage weniger Tage. Es wird nun zügig weiterge­schrieben werden, das steht fest. Und zwischendrin arbeite ich dann an so interessanten Projekten wie der Story „Kein Tag wie jeder andere“, die spontan im April 2025 aufgeblüht ist und in der Rohfassung jetzt schon beinahe fertig ist. Der Him­mel allein mag wissen, was als nächstes auf mich zukommt.

Nachdem nun Band 2400, gewissermaßen eine Art von Schall­mauer, durchbrochen ist, ist der Horizont für alle möglichen Ar­ten von OSM-Geschichten wieder offen … ganz so, wie das meist zu Jahresbeginn der Fall ist.

Damit seid ihr erst einmal im Bilde, was an Aktuellem im OSM so vor sich geht. In der kommenden Woche stelle ich euch in der neuen Artikelreihe „Unveröffentlichte Romane“ das vierte Werk vor. Bleibt einfach neugierig, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 532: Rausch der Unterwerfung

Posted Oktober 28th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

im Gefolge des Hypes um E. L. James‘ Romane der Trilogie „Fifty Shades of Grey“ schwammen erstaunlich viele AutorInnen auf dieser Welle mit und schufen in der Regel recht durchschnittli­che Kopien dieser BDSM-Romantik. Der heute vorgestellte Ro­man, den ich vor ein paar Jahren neugierig las, fällt da ein biss­chen aus dem Rahmen, wie ich finde. Er variiert das Sujet auf eine ungewöhnliche Weise, die ich damals durchaus als Ab­wechslung begrüßt habe.

Wer weiß, vielleicht möchte der eine oder andere Blogleser, wel­chen Geschlechts auch immer, nach der Rezension die Lektüre mit dem Werk selbst fortsetzen? Schaut euch das einfach mal selbst genauer an:

Rausch der Unterwerfung

Von Cornelia Eden

Plaisir d’Amour

196 Seiten, TB (2013)

ISBN 978-3-86495-037-7

Anne ist Speditionskauffrau, 32 Jahre alt, ungebunden, und sie hat vor nicht allzu langer Zeit ihrem letzten Beziehungspartner Julian, der ihr unverhohlen einen romantischen Heiratsantrag machte, den Laufpass gegeben – was sie selbst nicht wirklich verstehen konnte und sie völlig aus der Bahn warf. Irgendwie, sie weiß selbst nicht recht zu sagen, wie, hat sie gespürt, dass das nicht das Wahre gewesen wäre, wiewohl Julian sie wirklich auf Händen getragen hat und alle in ihrem Umfeld diese Heirat absolut passend gefunden hätten.

Alle bis auf Anne selbst.

Es dauert, bis sie auf dem Umweg über einen Roman zu begrei­fen beginnt, dass das, was sie erregt und sexuell zu berau­schenden Höhepunkten treibt, anderswo zu finden ist. Als sie in einem Roman eine derbe Szene liest, in der eine Frau unterwor­fen, misshandelt und dann sexuell benutzt wird, facht das ihre Leidenschaft unbeschreiblich an. Künftig versucht Anne, sich im Internet kundig zu machen über die dunkle Seite der Erotik und gibt schließlich etwas zaghaft eine eigene Suchannonce auf: „Unerfahrene Sub sucht einfühlsamen, dominanten Mann mit Vorlieben für Online-Erziehung, Bondage, Spanking und mehr.“

So gerät sie an Miguel, einen rätselhaften Mann, der in ausführ­lichen Chats ihre Interessen auslotet und sich als sehr kenntnis­reicher Dom zu erkennen gibt. Aber rasch stellt sie fest, dass er mit „Online-Erziehung“ nicht zufrieden ist. Er ist der Ansicht, dass nichts über eine physische Erziehung geht. Und nach eini­gen Wochen hat er Anne soweit, dass sie selbst neugierig dar­auf ist, wie das wohl konkret aussehen wird.

Womit sie nicht rechnet, ist Miguels nächster Schritt. Er ver­langt, dass sie ihm drei Tage uneingeschränkt als Sklavin zur Verfügung steht, um sich erziehen zu lassen … und er schickt ihr ein Flugticket, das sie direkt nach Spanien bringen wird, in ein Land, wo sie niemanden kennt und wo ihre Sprachkenntnis­se schnell an ihre Grenzen geraten.

Miguel erweist sich als aufregende, maskuline Person, die Anne sehr animiert. Aber entgegen ihrer Vorstellung hat er ganz an­dere Pläne mit ihr, als sie denkt. Es geht ihm offensichtlich nicht um Sex, wiewohl er ihr rasch weitgehende Nacktheit auferlegt. Stattdessen verwandelt er Anne bei jeder sich bietenden Gele­genheit in eine lebende Bondage-Figur und beweist damit atem­beraubenden Einfallsreichtum, mit dem er sie immer wieder über die Grenzen ihrer Furcht hinaustreibt und zu neuen Aben­teuern animiert.

Doch wonach sucht er, wenn er nicht eine willige, auch sexuell fügsame Sub wünscht? Warum weigert er sich, mit ihr zu schla­fen? Bis Anne zu begreifen beginnt, dass Miguel einem Traum nachjagt, dem Traum von „Weiß“, dauert es lange. Und dann be­ginnt Anne zu ahnen, dass eine Rückkehr ins normale Leben nach diesen drei exzessiven Tagen auf der dunklen Seite der Erotik kaum mehr möglich sein wird …

Der Titel des Romans trifft tatsächlich den Nerv der Geschichte, denn es geht nicht ausschließlich um Unterwerfung und Auslo­tung von Annes sexuellen Wünschen und Sehnsüchten, sondern sehr viel mehr darum, dass sie schnell zu berauschen beginnt, was mit ihr geschieht. Wie viel Spaß es ihr macht, sich hinzuge­ben, auszuliefern und beherrschen zu lassen. Und auch die Ge­genseite, den besessenen Bondage-Künstler Miguel, lernt man glaubwürdig kennen.

Die akribisch beschriebenen Fesselungsfiguren, die einfallsrei­chen Situationen und die für Anne wie den Leser gleichermaßen rasche, grundlegende Verwandlung des Naturells der weiblichen Hauptperson – die gleichwohl nicht völlig unrealistisch wirkt – beeindrucken nachhaltig. An vielen Stellen ist tatsächlich detail­genaues, akribisches Gespür für Anne vonnöten, um zu erah­nen, was ihr „Herr“ Miguel nun als nächstes für ein Verhalten von ihr erwartet. Und die Ansprüche und Herausforderungen werden immer heftiger.

Ich meine, Kerzenwachs trifft man ja schon häufiger in BDSM-Romanen an, auch Bondage in verschiedenster Form … aber Feuer-Bondage? Also wirklich, da lief es mir dann doch schon kalt den Rücken herunter. Was das ist, Feuer-Bondage? Also, das muss man selbst lesen. Aber ich würde sagen, es lohnt sich durchaus. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Romanen die­ses Genres ist dies eines, das ohne exzessive Prügelszenen aus­kommt, der prickelnde Nervenkitzel der Geschichte wird auf an­dere Weise und gründlich wie dort erreicht. Eine faszinierende Erfahrung.

Empfehlenswerte Lektüre für diejenigen, die derlei Romane schätzen.

© 2017 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche kommen wir einmal mehr in den Ge­schichtenkosmos des vor einiger Zeit verstorbenen Thrillerau­tors Clive Cussler zu sprechen, dessen Abenteuerromane dank der Übernahme seines Sohnes Dirk und der Fortführung der Abenteuer der NUMA-Spezialisten, der Fargos und des Detektivs Isaac Bell bis auf weiteres nicht abreißen werden.

Welches der Werke in der kommenden Woche an der Reihe sein wird? Na, da lasst euch mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

nach dem politischen Schock der US-Wahl im Januar ging es lei­der im Februar nahezu nahtlos weiter mit der vorgezogenen Bundestagswahl und dem nächsten ernüchternden Ergebnis … allerdings diesmal eins von der Art, wie ich es schon von Anfang an vermutet hatte. Dafür brauchte es eigentlich bei wachem po­litischem Verstand, keinen Wahlomaten oder ständiges eifriges Verfolgen von Talkrunden.

Auch dass ein paar meiner engen Freunde mir wenige Tage vor der Wahl gestanden, sie wüssten beim besten Willen nicht, wie sie wählen sollten, focht mich nicht an. Vielleicht klingt das jetzt stockkonservativ, aber ich wusste das die ganze Zeit schon, weil ich eben nicht auf kurzsichtiges Politikgehechel, populisti­sche Meinungsmache, Lügen und Vorurteile setzte, sondern mich von langfristigen Gedanken leiten ließ. Das machte meine Wahlentscheidung sehr einfach.

Demgemäß kümmerte ich mich um wichtigere Dinge. Jenseits der Kreativfront war das Jobsuche und Haushalten mit knappen finanziellen Mitteln und Aufrechterhalten meiner persönlichen Netzwerke in der regionalen Kreativszene. Davon soll heute aber nicht die Rede sein. Schauen wir uns lieber an, was ich in den 28 Tagen des Monats Februar „gebacken“ bekam, was mei­ne kreativen Projekte anging.

Mit immerhin 20 Werken konnte ich relativ zufrieden sein, was den Endstand anging – auch wenn zugegeben werden muss, dass vieles davon auf knappe Rezensionen entfiel. Ich habe halt vergleichsweise viel in diesem verstrichenen Monat gelesen, was ein schöner Kontrast zu dem vielen Werkeln an diversen Glossaren und Lexika des Oki Stanwer Mythos war. Zwar hatte ich halb und halb gehofft, das kurze Glossar für den Proto-OSM-9-KONFLIKT abschließen zu können, aber das hat noch nicht vollständig funktioniert, es gibt noch 3 Restseiten an Begriffen, die hier zu klären sind. Ich hoffe, bis zur Leipziger Buchmesse habe ich diese Altbaustelle dann auch erfolgreich abgeschlos­sen.

Was gab es sonst so?

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Scher­gen“)

(Lexikon der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Scher­gen“)

(Schnelle Zähmung – Erotic Empire-Story)

20Neu 31: Die Rebellen von Zooltahn

23Neu 48: Die Dämonenschatten

Anmerkung: Was mögen wohl „Dämonenschatten“ sein? Tut mir leid, Freunde, wenn ich das hier und heute nicht aufkläre. In je­dem Fall könnt ihr mir vertrauen, dass Oki Stanwer und seine Tochter Sarai hier mächtige, lebensgefährliche Probleme be­kommen, als sie auf sie treffen. Beizeiten, wenn ich mehr über den KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ erzähle, erfahrt ihr Näheres.

Blogartikel 634: Work in Progress, Part 146

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“)

(23Neu 50: HIGH-TECH-TERRA)

(20Neu 34: In den Kerkern der TOTANOR)

23Neu 49: Der Deserteur

(Sylvie II – Erotic Empire-Story)

DKdO 19: Lügengespinste

Anmerkung: Dass ich DIESE Geschichte endlich abschließen konnte, war ein großes Plus dieses Monats Februar 2025. Die Story ist nicht nur teilweise überaus witzig und zum Teil hübsch erotisch, zum anderen zündete sie aber gleichzeitig ein paar sehr interessante Gedanken für die Fortführung dieser seit ge­raumer Zeit stagnierenden Serie. Buchstäblich morgens tauchten lebhafte neue Szenen für weitere Episoden auf, eine davon war so intensiv, dass ich vor fünf Uhr früh aufstand und den Computer anwerfen musste, um diese köstliche Szene niederzuschreiben. Sie ist Bestandteil von Band 23 der Serie.

(DKdO 20: Die Ghettowelt)

20Neu 32: Vorstoß in den Hundert-Sonnen-Wall

(DKdO 23: Schiffbruch zwischen den Sternen)

Anmerkung: Wer diesen Titel nicht aus früheren Work in Pro­gress-Blogartikeln kennt, sei beruhigt, er hat nichts versäumt. Das ist tatsächlich ein völlig neuer Titel, der erst während des Februars 2025 in mir entstand. Und zugleich nimmt er einen Teil des Handlungsstroms des OSM-Fragments „Die automati­sche Stadt“ auf, das ich bislang zeitlich nicht konkret einord­nen konnte. Indem ich den „Annalen“-Band nun liquidierte habe und die Handlung in die DkdO-Bände 23 und 24 transferierte – wo sie übrigens ausgezeichnet hinpasst – , kam ich im Alli-Zyklus des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ hervorragend voran.

Ich hoffe sehr, dass sich diese Kreativflamme weiterhin halten lässt, damit ich dieses Jahr in der Serie noch ein paar weitere Episoden voranschreiben und dann auch die bereits skizzierte Episode „Alte Freunde“ endlich nach Jahren gescheit einarbei­ten kann. Sie ist bekanntlich provisorisch auf Band 30 einsor­tiert und der Startband des dritten Zyklus dieser Serie.

(DKdO 24: Die automatische Stadt)

Blogartikel 627: OSM-Kosmologie, Lektion 17: Der Zauber der grünen Sonne

Anmerkung: Wenn ihr diese Zeilen lest, werdet ihr den obigen Blogartikel längst kennen. Heute am Abfassungstag liegt das für mich noch mehr als fünf Monate in der Zukunft. Und wer weiß, was für Themen ich bis zum Erscheinen des Blogartikels 638 noch alles behandelt haben werde … kann ich aktuell nicht sagen. Aktuell geplant sind davon noch keine weiteren „Lektio­nen“, aber das muss ja nichts bedeuten.

(OSM-Wiki)

(Sibylle – Im Dienst der Lust – Archipel-Story)

(Muriel – Die Insulanerin – Erotic Empire-Story)

(Glossar der Serie „Der Kaiser der Okis“)

(Lexikon der Serie „Der Kaiser der Okis“)

(Veronika – Verschleppt – Erotic Empire-Story)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(Gabriela – Erotic Empire-Story)

(Carisha – Erotic Empire-Story)

(Krystal alias Lucy – Erotic Empire-Story)

23Neu 47: Massaker in Jerusalem

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(20Neu 33: Zwischenspiel auf Yscalion)

(23Neu 52: Basis der Neutralen)

(Rilaans Geschichte – OSM-Roman)

(23Neu 53: In der Falle)

(20Neu 35: Auf dem Weg in den Tod)

Anmerkung: Das ist eine Episode, die 1989 entstand und die mich bis heute ziemlich mitnimmt. Warum? Weil ich da eine der Hauptpersonen des OSM kaltblütig liquidiert habe. Das war echt harter Stoff, selbst für meine Verhältnisse. Platt gesagt könnte man konstatieren, dass in dieser Trilogie, dessen letzten Band OuC 35 darstellt, das Böse gewinnt und niemand außerhalb der Arena, in der das passiert – der Baumeister-Galaxis Arc – , davon erfährt. Und wie ich ja weiß, weil diese Serie 1997 abge­schlossen wurde, ist das alles erst der Auftakt des Schreckens … da kommen auf Oki Stanwer und seine Mitstreiter, die Rebel­len von Zooltahn, die pflanzlichen Yooner, die Crellys, Technos, Tassaier und wie sie alle heißen, assistiert vom amtierenden Ritter vom Goldkristall namens Satarry, und den Helfern des Lichts, ganz schwere Zeiten zu.

Aber auch das wird noch Zeit brauchen, ehe ich euch davon en detail erzählen werde. Ihr wisst ja, dass zunächst einmal im Rahmen der „Close Up“-Beiträge der KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ an der Reihe ist. Und dann kommt KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, erst danach – nach bisheriger Planung – der Sprung in den KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“.

(Lexikon der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

(23Neu 51: Gilde der Waffenmeister)

(NK 65: Reise nach Westai)

Anmerkung: Ja, ganz zum Schluss des Monats besann ich mich wieder auf die neue wichtige Protagonistin Mensara Habib und den KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“. Zwar muss ich hier jetzt noch eine ganze Reihe alter Handlungsfol­gen nachlesen, um mich wieder in den Handlungsstrom einzu­klinken, aber danach denke ich, reise ich tatsächlich in die Ga­laxis Westai, auf eine Welt, die ich in den 90er Jahren des letz­ten Jahrhunderts verlassen habe, mit einem offenen, mörderi­schen Problem.

Und dann wird es wirklich sehr, sehr interessant, denke ich. Es wird dann auf die Spuren der so genannten „Transversalisten“ gehen. Inzwischen gehe ich davon aus, dass es sich dabei um eine Vorläufer-Spezies zu den TUURINGERN handelt, von denen ich nach wie vor viel zu wenig weiß, auch wenn sie bereits seit gut 25 Jahren im OSM angekommen sind.

Glaube also niemand, nur weil ich schon seit guten 40 Jahren am OSM arbeite, wüsste ich schon automatisch alles, was darin geschieht oder wohin alle Puzzleteile gehören. Das ist definitiv nicht der Fall. Es bleibt stets spannend, nicht nur für euch, son-dern natürlich auch für mich selbst.

Damit bin ich am Schluss mit der heutigen Berichterstattung und denke, es hat sich durchaus gelohnt, mir mal einen Blick über die Schulter zu werfen.

Bis nächste Woche dann an dieser Stelle!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, Filmrezensionen bringe ich hier eher selten, das hat schon seine Gründe … zwar sehe ich gern Filme und auch durchaus viele, und sicherlich würden sich eine Menge davon durchaus eignen, sie zu rezensieren … aber ich bin recht eigentlich nur Laien-Filmrezensent und mir dieser Tatsache sehr bewusst. Nur dort, wo mehrere zentrale Interessengebiete von mir zusam­menkommen, bin ich gelegentlich geneigt, mir die Arbeit zu ma­chen, einen ausführlichen Kommentar zu verfassen.

Wie ich unten schreibe: in diesem Fall war das geradezu zwin­gend. Indiana Jones als Thema 1, Schatzsuche als Thema 2, Zeitreisen als Thema 3 … da konnte ich nun wirklich nicht wi­derstehen. Und deshalb macht es mir auch Freude, diese Rezen­sion heute hier vorzustellen, nachdem sie schon in diversen Fanzines im Fandom publiziert wurde.

Und wer weiß … vielleicht seht ihr anschließend den Film ja mit ganz anderen Augen und relativiert womöglich ein vielleicht vorhandenes abschätziges Urteil. Denn wie ich auch andeute, ist die Resonanz auf den Film durchaus gemischt gewesen. Ich mag ihn nach wie vor sehr gern und schicke euch mal mit Dr. Henry Jones jr. auf eine turbulente Abenteuerreise, erst ins Jahr 1945, dann nach 1969, und anschließend … nun, ihr werdet se­hen:

Indiana Jones und das Rad des Schicksals

(OT: Indiana Jones and the Dial of Destiny)

Ein Film von James Mangold

nach einem Drehbuch von John-Henry Butterworth, David Koepp und James Mangold

Erscheinungsjahr: 2023

Länge: 154 Minuten

Hauptpersonen: Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Toby Jones, ferner Karen Allen, Antonio Banderas, John Rhys-Davies u.a.

Produziert von Walt Disney Pictures, Lucasfilm

Musik: John Williams

Indiana Jones ist Kult, man kann es nicht anders sagen. Als also vor ein paar Jahren die Gerüchteküche zu brodeln begann, es werde womöglich mit dem doch nicht mehr taufrischen Harrison Ford in der Hauptrolle einen fünften Kinofilm um den Archäolo­gen, Abenteurer und Schatzsucher geben, war ihm die mediale Aufmerksamkeit weltweit sicher. Die Zeit war ein wenig ungüns­tig für den Dreh dieses Filmwerks, da die Drehzeit in das Jahr 2021 fiel, in dem bekanntlich die Corona-Pandemie nahezu zum Stillstand der Filmindustrie weltweit führte. Während man vielen Werken, die in dieser Zeit entstanden, deutlich ansieht, dass sie im Ausnahmezustand realisiert wurden – man braucht sich da nur die personalarmen Filme „Die Ausgrabung“ (mit Ralph Fien­nes in der Hauptrolle) oder die Verfilmung des Buches „Der Schwarm“ von Frank Schätzing in der gleichnamigen – eher mä­ßig gelungenen – Serie anzusehen, war das diesem Werk kaum anzumerken.

Man kann sagen, dass der Film lange erwartet wurde, da erste manifeste Vorstellungen schon im Jahre 2016 kursierten. Den­noch dauerte es bis 2021, bis die Dreharbeiten in den Pinewood Studios bei London und auf Sizilien realisiert werden konnten. Nachdem ich den Film mehrmals gesehen habe, was ist dazu zu sagen? Die Kritiken waren schließlich reichlich durchwachsen. Schauen wir uns die Handlung an.

Handlung:

Der Film besteht aus zwei Teilen. Im Prolog sehen wir den mit­tels digitaler Technik erstaunlich verjüngten Harrison Ford (dies­mal wurde dieselbe Verfremdungstechnik wie bei dem Davy Jo­nes-Darsteller in „Fluch der Karibik“ dazu genutzt, den gealter­ten Schauspieler auf das Filmalter des Jahres 1945 zu trimmen, was ihm wirklich außerordentlich gut getan hat). Er ist in gehei­mer Mission mit seinem Kollegen Basil Shaw (Toby Jones) unter­wegs und im Kampf mit den allseits beliebten Nazis kurz vor Kriegsende. Jones soll die Heilige Lanze aufspüren, die Hitler in seine Gewalt bekommen möchte. Als er sie nach turbulenten Minuten schließlich in einem Nazi-Zug voller Antiquitäten findet, erweist sie sich als Fälschung, wie Indy durch Augenschein fest­stellt.

Aber im Zug befindet sich auch der Astrophysiker Jürgen Voller (Mads Mikkelsen), ebenfalls ein Nazi, der ein echtes Relikt der Vergangenheit dabei hat, die so genannte „Antikythera“, die an­geblich der griechische Wissenschaftler Archimedes geschaffen haben soll. Er versucht vergebens, seine Vorgesetzten von de­ren Wert zu überzeugen, da er sicher ist, im Gegensatz zur Lan­ze verfüge sie über magische Kräfte. Im Laufe des Kampfes im Zug bringt Indy die Antikythera an sich und kann mit Shaw ent­kommen. Voller verschwindet aus der Geschichte.

Blende in die Haupthandlungszeit, den August des Jahres 1969. Henry Jones jr. lehrt in New York und wird hier nun ordentlich in den Ruhestand versetzt. Da sein Sohn Mutt im Vietnamkrieg ge­fallen ist, hat er sich von seiner Frau Marion Ravenwood-Jones entfremdet und lebt von ihr getrennt. Während Menschen zum Mond vorstoßen, sieht sein eigenes Leben völlig unbedeutend aus. Ihm ist menschlich – wie er es sieht – nichts mehr geblie­ben.

Aus diesem glanzlosen Leben reißt ihn das Auftauchen von He­lena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) jäh heraus. Sie ist Basil Shaws Tochter und seine Patentochter. Wie sich allmählich her­ausstellt, möchte sie Jones die Antikythera abluchsen, um sie anschließend zu Geld zu machen, da sie wesentlich von Antiqui­tätenverkäufen lebt. Doch überraschenderweise gibt es noch eine Fraktion, die sich für das Artefakt interessiert, das Indy – entgegen seinem Versprechen, das er Basil einst gab – nicht zerstört hat.

Basil Shaw nahm an, die vollständige Antikythera – Voller besaß damals nur die Hälfte davon – tauge als Zeitmaschine, und man müsse sie unbedingt vernichten. Indy hielt das für ein Hirnge­spinst, in das sich Shaw verrannt hatte.

Dummerweise sind die Männer, die nun Helena und die Antiky­thera jagen, anderer Ansicht. Und ihr Anführer ist Voller, der als rehabilitierter Nazi nun in den Diensten der US-Regierung steht … die er aber kaltblütig verrät, als sich ihm die Chance bietet, seinen Traum von einst zu verwirklichen. Was interessiert ihn die Gegenwart? Er will die Vergangenheit verändern, dann ist die Gegenwart sowieso nur noch eine blasse, substanzlose Chi­märe (hier sieht man gewisse Parallelen zu „Men in Black III“).

Während nun Indy in New York wegen der Morde gesucht wird, die Vollers Schergen anrichteten, verfolgt er Helena mit Sallahs Hilfe nach Tanger, wo der junge Dieb und Flugenthusiast Teddy Kumar zum Cast stößt. Der Junge spielt – hey, es ist ein Disney-Film! – nachher noch zentrale Rollen. Dennoch kann Voller die Antikythera erbeuten. Aber Helena und Indy, nunmehr zwangs­weise Verbündete, suchen eine wichtige Ergänzung des antiken Mechanismus vor der griechischen Küste, wo schon die Antiky­thera gefunden wurde, einen ebenfalls antiken Wegweiser. Sie können, Vollers Schergen immer auf den Fersen, den Wegweiser finden, der ihnen den Pfad zum Versteck der zweiten Hälfte weist und zum verschollenen Grab des genialen Griechen. So gelangen die Suchenden nach Syrakus und entdecken zu ihrer Verstörung im Grab des Archimedes eine moderne Armbanduhr!

Wenig später gerät Indy in Vollers Hände, der ihm nun seinen Plan enthüllt, der noch wahnwitziger ist als das, was man sich sonst so vorstellt: Er will den vollständigen Mechanismus dazu nutzen, mit einem Flugzeug durch die Zeit reisen. Ziel: Adolf Hitler am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zu töten und dann – mit seiner Kenntnis zukünftiger Entwicklungen bis 1969 – ein besserer Naziführer zu sein und so zu helfen, dass die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewinnen.

Tatsächlich funktioniert der Zeitreisemechanismus. Aber sie ge­langen nicht dorthin, wohin sie wollen …

Ich finde – wie manche Kritiker – auch, dass die Anfangs-Vergan­genheitsblende mit weitem Abstand das Faszinierendste war, was dieser Film aufbot. Natürlich mussten es wieder die Nazis sein, die Lieblingsbösewichte von Hollywood im Einst und dann später mit schneidigen schwarzen SS-Uniformen auch im Jahre 1969. Aber das, was mancher kritische Zuschauer so ablehnte, nämlich den Zeitreise-Schluss, mochte ich ebenfalls nicht gera­de wenig. Das hatte zum einen mit der faszinierenden Ver­schränkung mit den früheren Historienfilmen zu tun, die hier mit der modernen Filmtechnik bemerkenswert umgesetzt wurde. Zum anderen mag man mir diese Einschätzung nachsehen, weil ich nun einmal sowohl Historiker wie SF-Freund bin und Zeitrei­sen grundsätzlich liebe. Wenn man das – wie in diesem Fall – auch noch mit expliziten Schatzsucher-Abenteuergeschichten kreuzt, ist eigentlich meine Sympathie schon programmiert, das geht gar nicht anders.

Dabei konnte ich durchaus über manche ordentliche Inhalts­schnitzer hinwegsehen. Die meisten davon werden die Filmzu­schauer kaum mitbekommen haben, schätze ich. Ich nehme mal drei davon heraus und beleuchte sie für einen späteren Ge­nuss des Filmes näher.

Ad 1: Die Heilige Lanze.

Es ist richtig, dass es dieses Artefakt gab und gibt. Üblicherwei­se wird dieses Objekt, das eigentlich nur die Lanzenspitze ist, mit der Geschichte von Christus´ Kreuzestod in Verbindung ge­bracht. Der Legende zufolge war es der römische Soldat Longi­nus, der mit der Lanze in Jesus´ Seite stach, um festzustellen, ob er schon tot sei. Dieses Erlebnis soll auf ihn so kathartisch gewirkt haben, dass er später zum Christentum übertrat und dass das Relikt magische Kräfte erhielt. Hitler war in der Tat von diesem Objekt besessen, schon bevor er Führer der NSDAP wur­de. Die Heilige Lanze wurde damals in der Hofburg in Wien auf­bewahrt und während des Zweiten Weltkrieges nach Nürnberg verschleppt, wo die alliierten Soldaten sie fanden.

In der Tat haben wissenschaftliche Analysen ergeben, dass es sich dabei um eine aus dem Mittelalter stammende Fälschung handelt. Das kann man aber durch bloße Anschauung – anders, als im Film dargestellt – nicht erkennen, und 1945 war der Fäl­schungscharakter unbekannt. Inzwischen ist die Heilige Lanze wieder in Wien. Anders also als im Epilog des Films, wo sie sich in Indys Besitz in New York befindet.

Ad 2: Die Antikythera.

Dieses antike Artefakt ist eine faszinierende Sache und durch­aus keine Fiktion. Antikythera ist allerdings der Fundort an der griechischen Südküste, wo in den Jahren 1900 und 1901 von griechischen Schwammtauchern primär antike Bronzestatuen in einer Tiefe von 60 Metern gefunden wurden.1 Und zwar – da ist der Film nicht unpräzise – direkt an einem Steilabhang. In reali­ter lag dort aber das gesamte Wrack, es war durchaus nicht zer­brochen, das hat dann die filmische Dramaturgie hinzugefügt.

Unter den hier gefundenen Statuen aus Stein und Bronze be­fand sich auch ein unförmiger Rostklumpen, der bis 1958 (!) un­beachtet im Magazin des Nationalmuseums von Athen lag (hier flunkert als der Film munter, der ihn 1945 schon voll restauriert in Vollers Hände spielt). Erst eine Röntgenfotografie zeigte dann nämlich, dass sich in dem Klumpen ein raffinierter technischer Mechanismus verbarg, der sich als eine astronomische Uhr her­ausstellte. Sie war im Jahre 80 vor Christus neu eingestellt wor­den, kurz vor dem Untergang des Schiffes.

Davon, dass sie von Archimedes gefertigt worden ist oder es ir­gendeinen Zusammenhang zur Belagerung von Syrakus im 3. vorchristlichen Jahrhundert gibt bzw. davon, dass sie zerbrochen war und im Gesamtzustand eine Zeitmaschine darstellte, die auf Zeitfrakturen eingestellt werden könnte, kann indes keine Rede sein … das ist dramaturgische Neudichtung des Films.

Ad 3: Antike Schiffswracks.

Außerdem fiel mir natürlich auf, dass bei der Darstellung des antiken Schiffswracks gar mächtig gemogelt wurde. Wer antike Schiffswracks im Mittelmeer kennt, der weiß natürlich bestens, dass sich dessen Holz nur dann erhalten hat, wenn es kurz nach dem Untergang unter Sand tief vergraben wurde (andernfalls machen ihnen der Zahn der Zeit und der des Schiffsbohrwurms Teredo navalis schnellstens den Garaus). Nicht umsonst sind rö­mische Schiffswracks auch aus jüngerer Zeit heutzutage nur noch an ihrer Last an Amphoren und Ballaststeinen am Meeres­grund zu erahnen – sofern sie nicht völlig von Korallen überwu­chert wurden. Die nicht ernst zu nehmende Tauchganggeschich­te in den griechischen Gewässern spricht darum eher naive Ge­müter an, als dass sie in irgendeiner Weise realistisch ist.

Aber, wie gesagt, das sind Details, die Spezialisten auffallen – die meisten Kinozuschauer, die vielleicht mehr in „Fluch der Ka­ribik“-Filmen und anderen Disney-Produktionen zuhause sind, in denen es von pittoresken Schiffswracks wimmelt, haben das vermutlich gar nicht wahrgenommen.

Mit einigem Erschrecken habe ich wahrgenommen, wie alt spe­ziell John Rhys-Davies geworden ist. Es gibt Schauspieler, die sich erstaunlich gut halten, zu denen ich den seligen Sean Connery, Michael Douglas oder eben auch Harrison Ford zähle. Rhys-Davies gehört leider nicht dazu, dementsprechend kurz und eher peinlich ist seine Rolle im Film ausgefallen.

Wenn ich nun letztlich urteilen sollte, welchen Rang dieser Film unter den fünf Abenteuern des Indiana Jones einnimmt, so wür­de ich sagen, dass er nach „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ ohne Frage auf Rang 3 kommt.

Und ganz im Ernst, Freunde: Ich fand eine Zeitreise in die grie­chisch-römische Antike sehr viel reizvoller und (in Maßen) plau­sibler als dieses bizarre UFO-Abenteuer im vierten Film „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“. Dies nicht zu­letzt auch deshalb, weil inzwischen längst erwiesen ist, dass der Mitchell-Hedges-Schädel, der dort eine so wichtige Alibirolle spielt, eine französische Fälschung aus dem 19. Jahrhundert ist, den Frederick Mitchell-Hedges nicht in Mittelamerika fand, son­dern in London Mitte des Jahrhunderts auf einer Auktion er­stand. Die Legende um die Kristallschädel ist erst danach von ihm wesentlich selbst in Umlauf gebracht worden und von sei­ner Tochter Anna bis zu deren Tod 2007 weitergetragen worden.

Ich halte also „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ unge­achtet der oben genannten historischen Ungenauigkeiten und munteren Ergänzungserfindungen für einen unterhaltsamen, se­henswerten Film und einen würdigen Abschluss der Filmreihe.

© 2023 by Uwe Lammers

Natürlich kam mir bei dieser Rezension zugute, dass ich inzwi­schen über eine recht ordentlich sortierte Bibliothek mit ent­sprechenden Nachschlagewerken verfüge. Aber das ist nicht zwingende Voraussetzung, um meine Rezensions-Blogs nach­vollziehen zu können. Das gilt umso weniger für den Beitrag der kommenden Woche, der uns wieder in ein deutlich leichter ge­nießbares Setting eines erotischen Romans führt.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Gabriele Hoffmann: „Versunkene Welten“, Bergisch-Gladbach 1985, S. 16-22.

Liebe Freunde des OSM,

während ich mit dem nachträglichen Glossieren der digitalisier­ten Episoden des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämo­nen und Schergen“ (KGTDUS) fortfahre, der auch in absehbarer Zeit in detaillierter Form in den „Close Up“-Beiträgen begegnen wird, stieß ich jüngst auf so viele abstruse Stellen und noch gol­digere Kommentare, dass ich mich vor Lachen kaum mehr ret­ten konnte.

Gut, zugegeben, viele dieser Stilblüten oder grotesken Entglei­sungen (in erster Linie verbal, aber nicht ausschließlich), die mich dann um die Jahre 2011 bis 2013 zu galligen Kommenta­ren herausforderten, mögen etwas simpel oder angestaubt wir­ken. Ihre Wirksamkeit stellen sie gleichwohl unter Beweis. Und wenn ich mich schon als Autor darüber amüsiere, ist es vermut­lich nicht abwegig, davon auszugehen, dass diese Passagen auch für euch recht unterhaltsam sein könnten. Also mache ich in einer Reihe von Fehlerlese-Blogartikeln in den nächsten Mo­naten das Fass der persönlichen verbalen Entgleisungen wieder auf und präsentiere euch ein paar dieser goldigen Stellen.

Fangen wir an mit dem Band 35 der KGTDUS-Serie. Dort ist ein WEOP-Agent namens Tim Shand in Wales unterwegs und fahn­det nach einem verfluchten Ort. Dabei kommt es zu einem Ge­spräch mit einem Gastwirt, das folgenden Verlauf hat:

Sie wollen es also wirklich wagen?“

Tim nickte bedächtig. „Das ist mein Job. Können Sie mir denn da helfen?“

Ich kommentierte etwas spitzfindig bezüglich des Jobs: „Soso, das ‚Wagen‘ ist also sein Job? Wo ist denn seine Waage …?“

Aber das war ja, wie ich schnell erkennen sollte, als ich mit dem Glossieren fortfuhr, nur eine Art von banalem Warm-Up.

Begonnen hatte das alles im Grunde schon deutlich früher, nämlich im Band 32. Hier befinden sich WEOP-Agenten in Schottland in einem verschlafenen Nest namens Stanwick am Loch Tay, der auch „Todessee“ genannt wird. Hier finden sich die Agenten im dichten Nebel wieder und kehren in einer Gastwirts­chaft ein. Dabei kommt es zu einem kuriosen Verschreiber mei­nerseits, den ich 2013 auch gleich grimmig kommentierte:

Die Suppe war so dicht, dass er die gegenüberliegende Haus­wand nicht erkennen konnte, die höchstens vier Meter weg war.

Kommt das hier öfters vor?“, wollte er wissen.

Der Wirt nickte. „Etwa so alle vierzehn Tage, dann aber nur eine Nacht hindurch. Wir liegen hier etwas tief.“

Was ein ganz gewöhnlicher Spruch sein könnte, förderte bei der Kommentierung folgenden Kommentar zutage: „Stanwick, das tiefergelegte Dorf … da lachen ja die Hühner. Au Backe!“

Da wusste ich noch nicht, was die nächste Seite offenbaren soll­te. Denn auf einmal fand ich mich tief in der Fantasy-Märchen­kiste wieder, und das kam folgendermaßen: Die WEOP-Leute verschanzen sich in der Gastwirtschaft, um die dämonischen Gegner zu empfangen, und Owen McClark, seines Zeichens WEOP-Chef der Abteilung Schottland, zückt aus einem Kasten, der an einen Geigenkasten erinnert, eine obskure Waffe. Er er­klärt dazu, worum es sich handelt:

Ein Runenbeil, mein guter Bill. Angeblich schon über tausend Jahre alt. Es wird heute seine Feuertaufe haben. Ole Janmirsson hat es im Jahre 1002 in einer Schlacht mit Drachenblut gehärtet und so gegen Angriffswaffen gefeit.“

So geschrieben 1986. Kommentar von mir, einigermaßen un­gläubig (anno 2013): „Also, hier dachte ich beim Abschreiben echt, mich tritt ein Pferd. Was ist denn das für ein Zeug? In Dra­chenblut gehärtetes Runenbeil … hallo? Fantasy, ick hör dir trapsen, aber ganz schön polterig. Das ist völliger Blödsinn. So­weit das bislang erkannt werden kann, kommen im OSM keine Drachen vor. Die Wesen, die Drachen noch am nächsten kä­men, sind die Bhaktiden, die man von Shonta-Land oder aus der Galaxis Feuerrad her kennt. Allerdings wäre es völlig witz­los, ein Runenbeil in deren Blut zu „härten“ und so mit magi­scher Kraft auszustatten …“

Zwar ist es inzwischen so, dass es durchaus Drachen im OSM gibt – ich kenne weitere Stellen aus dem Matrixland in KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ und auch die Spezies der Leet aus KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, aber auch deren Blut könnte keine magische Wirkung entfalten.

Wie gesagt: Fantasy pur.

Leider war das noch nicht das Ende vom Lied, es ging munter weiter mit den Fettnäpfchen. Diesmal war es nur eine Satzmi­schung, die zu einem kuriosen Tippfehler führte.

Die Handlung führt weiter zu einem Feuergefecht zu folgendem Satz: „Ein fürchterlicher Kugelregen zwang ihn, sich hinter ei­nen Grabstein zu ducken. Nicht getroffen zu werden, wurde schwer für ihn, weil die Killer von drei ver­schiedenen Seiten auf ihn zukamen…“

Übel. Und noch übler war, dass der Tippfehler zu einem Kicher­anfall bei mir führte. Ich kommentierte: „Im Skript steht allen Ernstes ‚Kugelregel‘, was mir zeigt, dass ich ‚Kugelregen‘ und ‚Kugelhagel‘ beim Schreiben auf unmögliche Weise miteinander mischte. Dieser Fehler wurde nie entdeckt. Es ist manchmal wirklich unglaublich, was für Fehler ich in den Abschriften aus­findig mache …“

Ist das schon alles, wenigstens für diese Episode? Nein. Fünf Seiten weiter wird ein Protagonist mit einer weitgehend zerfalle­nen weiblichen Untoten mit Totenschädel konfrontiert, und er schreit: „Schau her!“

Nächster Satz, ernsthaft: „Und die Untote richtete die leeren Augenhöhlen auf ihn …“

Ich seufzte und kommentierte: „Das liest sich unweigerlich al­bern. ‚Schau her‘, und sie guckt mit leeren Augenhöhlen hin. Aha. Und der Leser ist am Lachen … das sollte ich so nicht be­stehen lassen.“

Gut, gut, ich lasse es damit schon bewenden. Aber das sind nur zwei Episoden von inzwischen ziemlich vielen, die ich glossiert bzw. nachglossiert habe. Es gibt – momentan – acht weitere Epi­soden, in denen mir solche Fehlerlese-Stellen aufgefallen sind. Also seid gewahr, Freunde, alsbald ist mit weiteren verbalen Ausfallstellen im OSM zu rechnen, hoffentlich auch zu eurem Amüsement.

In der kommenden Woche landen wir dann wieder in der Reali­tät, da berichte ich euch, wie die kreative Ausbeute des Monats Februar 2025 ausgefallen ist.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 530: Sugar & Spice 4/E: Gefährliche Versuchung

Posted Oktober 14th, 2025 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist ein bisschen wie in der Mode oder der Kosmetik, muss ich rückblickend zu diesem Roman sagen, den ich 2019 recht zügig gelesen habe: Es kommt nicht primär auf die Optik an, die häu­fig zu blenden versteht, sondern auf die inneren Werte. Und wenn man schon genötigt ist, nach außen Hochglanz zu präsen­tieren, kann ein Blick hinter die Kulissen manchmal erschreckende Hohlheit offenbaren.

So war das hier beim Schlussband des Zyklus „Sugar & Spice“, der recht originell angefangen hat und hier dann auf ziemlich traurige Weise eine Bauchlandung erlebte und den ganzen auf­gebauten Glanz wie eine Silvesterrakete mit einem Knall ver­puffen ließ.

Es geht, gewissermaßen der Vollständigkeit halber, wie man das inzwischen von zahlreichen romantisch-erotischen Familien- und Freundeskreis-Serien kennt (spontan fallen mir da beispielswei­se die Milliardärs-Bände von Jessica Clare oder die Diamanten-Serie von Layla Hagen ein – ich komme beizeiten noch dazu, diese Rezensionen in den Rezensions-Blog zu transferieren, ver­sprochen), in diesem Roman darum, die letzte der Freundinnen dieser Serie erfolgreich unter die Haube zu bringen.

Und nein, das ist kein unangemessener Spoiler, da ich die De­tails hier auslasse. Tendenziell sind sie interessant, das will ich nicht leugnen, aber in den zentralen Aspekten so dermaßen vor­hersagbar (und eben gerade nicht: gefährlich! Das deutet ja auch der OT schon überdeutlich an), dass ich am Ende doch ziemlich ernüchtert war. Um nicht zu sagen: enttäuscht.

Wer dennoch gern erfahren möchte, wie sich Vanessa Longfel­lows Liebesleben erfüllt, der lese einfach der Vollständigkeit hal­ber weiter:

Sugar & Spice 4/E: Gefährliche Versuchung

(OT: Nice)

von Seressia Glass

Knaur 52185, Juli 2018

320 Seiten (eigentlich nur 283), TB

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken und Christiane

Sipeer

ISBN 978-3-426-52185-4

Um die Runde zu komplettieren, kümmert sich die Autorin Seressia Glass zum Schluss in dem Romanvierteiler „Sugar & Spice“ noch um die verbliebene Person in der Freundinnenrunde, die sich im Café „Sugar & Spice“ in der kleinen Universitäts­stadt Crimson Bay seit Jahren jeden Dienstag zu ihrem zärtlich „Bitch Talk“ genannten gemeinsamen Beratungsgespräch tref­fen, in dem inzwischen nicht nur die Fortschritte im Kampf ge­gen die diversen Süchte thematisiert werden, sondern sehr viel mehr auch noch die jeweiligen Liebesfortschritte.

Der dritte Band endete damit, dass eine der Inhaberinnen des Cafés, Nadia Spiceland, ihren geliebten Lebensgefährten Kana­me Sullivan zum Altar führen durfte (vgl. Rezensions-Blog 526, 17. September 2025). Der Brautstrauß flog sodann ihrer Freun­din und Geschäftspartnerin Siobhan Malloy zu, die auch schon recht zielstrebig in Richtung Ehehafen steuerte und nur noch ei­nen letzten Schubs brauchte. Ebenfalls auf dieser Hochzeit und damit am Ende des vergangenen Bandes vervollständigte die Beziehung zwischen Audrina McNamara und ihren beiden ge­liebten Männern.

Also ist da nun nur noch eine im Bunde übrig, die buchstäblich „übrig geblieben“ scheint – Vanessa Longfellow, Astrophysik-Do­zentin an der in Crimson Bay angesiedelten Herscher University. Ihr Ursprungsproblem: Alkoholismus, das klang schon kurz im ersten Band der Reihe durch, ging danach aber wieder komplett unter. Vanessa scheint ihr Leben voll unter Kontrolle zu ha­ben: sie organisiert Veranstaltungen, hält Seminare, veröffent­licht in renommierten Wissenschaftszeitschriften und hält sich sonst komplett vom Alkohol fern, der sie im fernen Detroit fast zerstört hätte.

Dass Vanessa ein tiefes Wasser ist, das selbst die Freundinnen all die Jahre nicht durchschaut haben, bekommt Audie McNama­ra als erste mit – als sie sich nach einem desaströsen One Night Stand, der sie statt ins Bett ins Krankenhaus beförderte, mit der stillen Vanessa zusammentut und sie nun auf Empfehlung ihrer Therapeutin Sex in einer kontrollierten Umgebung ausüben. Da­für wählen sie den BDSM-Club „Onyx“ aus, wo Audie anfängt, eine intensive submissive Rolle auszuleben … und ihr Rückhalt ist Vanessa, die hier die Rolle von „Mistress Vivienne“ einnimmt, einer Domse (wie die Dominas hier durchgängig genannt wer­den).

Vanessa erweist sich dabei zu Audies Erstaunen als Naturtalent, und selbst die Leiter des Clubs, die sie rasch in ihrer neuen Rolle anlernen, registrieren das mit großem Wohlwollen. Während aber Audie hier ihren einen künftigen Lebenspartner trifft, Nolan Reid, hat es ganz den Anschein, als ob Vanessa auch hier nur in eine neue Rolle schlüpft und ihr wahres Ich weiterhin verleug­net.

Allerdings lernt sie hier in den Monaten ihres Wochenend-Domi­na-Daseins einen männlichen Sub kennen, der sich stets maski­ert, ihr aber zunehmend treu ergeben ist. Er nennt sich Sam, und es ist offensichtlich, dass er gerne weiter in ihrer Dom-Sub-Beziehung gehen würde.

Auf Nadias Hochzeit trifft sie ihn dann unerwartet wieder, und das ist dann ein richtiger Schocker für Vanessa: es handelt sich um niemand Geringeren als den Cop Sergey Spiceland – Nadias Bruder! Das macht die Lage sowohl innerhalb wie außerhalb des Clubs … schwierig. Und wie üblich ist es natürlich die Frau, die sich da den Kopf primär zergrübelt.

Was um alles in der Welt mag Nadia von ihr denken, wenn sie mit ihrem Bruder anbandelt? Schlimmer noch: was wird sie wohl sagen, wenn sie ihr irgendwann mal (ob absichtlich oder zufäl­lig) erzählt, dass sie Sergey dominiert und er das gern mit sich machen lässt?

Interessanterweise ist das gar nicht das entscheidende Problem, da die Chemie zwischen ihnen allen hervorragend passt. Die Tü­cke liegt in einem anderen entscheidenden Detail – in Vanessas mangelnder Selbstachtung, die wiederum mit ihrer tyranni­schen Familie zu tun hat, die sie aus gutem Grund auf Abstand hält.

Aber dann kommt Thanksgiving und damit der 40. Hochzeitstag ihrer Eltern. Und ihre geliebte Großmutter Nana Belle bittet sie, nach Detroit zu kommen. Es wird, wie befürchtet, ein Trip in die Hölle …

Ich hasse es, wenn Autorinnen die Puste ausgeht, und das war hier so unübersehbar, dass es schon wehtat. Zwar gibt sich die Verfasserin erhebliche Mühe, die letzte der vier Freundinnen als ernstzunehmende Forscherin und Dozentin zu profilieren, aber sonst bietet insbesondere dieser familiäre Knatsch recht wenig Überraschungspotenzial. Arg überstürzt endet die Geschichte außerdem, so dass man das Gefühl bekommt, dass die Verfas­serin keine Lust mehr hatte, eine detaillierte und einigermaßen interessante Storyline zu entwickeln. Ein verflossener Brief­freund hätte an dieser Stelle sicherlich grimmig gelästert: „Standardhandlungen!!!“, und das würde tatsächlich stimmen.

Aus dem Zyklus ist die Luft heraus, und der vorliegende Band ist, wiewohl er interessanter Stellen insbesondere in der ersten Hälfte nicht entbehrt, doch im Kern der schwächste der gesam­ten Reihe. Dass der Verlag, um den diesmal deutlich überteuer­ten Preis zu halten, fast 40 Seiten „alte“ Romanseiten des ers­ten und zweiten Zyklusbandes abdruckte, ist eine Unverschämt­heit. Auch dass diesmal beide Übersetzerinnen antreten muss­ten, um diesen vergleichsweise schmalen Band zu übersetzen, ist nicht wirklich ein Ruhmesblatt. Vielleicht war der Wechsel zwischendrin durch vorrangigere (und lohnendere) Projekte er­zwungen, möglicherweise musste auch die eine Übersetzerin die Textfassung der anderen aufpolieren … keine Ahnung, was davon stimmt.

Faktum ist, dass ich am Ende doch etwas enttäuscht war. Dem theatralischen deutschen Titel wurde dieser Roman nun wirklich überhaupt nicht gerecht, das ist reine Schaumschlägerei gewe­sen, wie auch bei manchen der vorherigen Bände auch. Aber hier fällt es ganz besonders auf. Gefährlich ist hier rein gar nichts, leider. Wer Gefahr sucht, sollte sie beispielsweise bei Au­drey Carlans „Trinity“-Zyklus suchen, da kräuseln sich wirklich die Nackenhaare, oder bei Lauren Rowes „The Club“. Das hier ist nur ein seichtes Kräuseln der Harmoniewellen in der Bucht von Crimson Bay, mehr nicht, gewissermaßen kurz vor dem Ver­landen.

Nur zu empfehlen für Leserinnen und Leser, die den Zyklus un­bedingt vollständig lesen möchten. Beim nächsten Zyklus emp­fehle ich der Autorin mehr Puste für einen erfüllenden, vollstän­digen Zyklusbogen. Das hier hat nicht wirklich funktioniert.

Schade.

© 2019 by Uwe Lammers

Wohin die Lesereise in der kommenden Woche geht, mag ich hier noch nicht verraten … ich würde sagen, da lasst euch ein­fach mal überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.