Rezensions-Blog 237: Die Tugenden der Kurtisanen

Posted Oktober 9th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie in der vergangenen Woche versprochen – heute mache ich mal wieder mehr Worte als neulich. Und das bei einem Buch, das ich im gleichen Jahr las… indes, ihr werdet es spüren, es hat deutlich mehr Diskussionspotenzial als die kurzweiligen Comicabenteuer eines Dimensionsdetektivs. Und ja, natürlich hat das Buch auch deutlich mehr Seiten, aber das ist nicht wirklich entscheidend.

Zentral ist stets die inhaltliche Qualität, der Fokus der Aufmerksamkeit und die schillernde Vielgestaltigkeit dessen, was ich gelesen habe. Das muss nicht unbe­dingt sehr lang sein, um gehaltvoll zu sein (ist es aber meistens – ich bin eben nicht die Form von Leser, die kurzen philosophischen Texten seitenlange Ausle­gungsexkurse angedeihen lässt, sondern versuche schon, mich über vergleichs­weise leicht lesbare Bücher auszutauschen. Sollte jemand etwas anderes hier suchen, würde ich vorschlagen, er oder sie sucht sich einen philosophischen Blog, den es gewiss auch irgendwo in den Weiten des World Wide Web gibt).

Mit dem vorliegenden Buch durcheilen wir die Jahrhunderte und, genau ge­nommen, sogar die Jahrtausende. Die Kulturhistorikerin Susan Griffin durch­leuchtet das Phänomen und das Wesen der Kurtisanenkultur auf kulturwissen­schaftlicher, aber ausgesprochen kurzweiliger Basis und rüttelt so auf schöne Weise an vielleicht bestehenden Vorurteilen. Dass das Marketing ihr die Sache dann so schwermachte (wie ich unten andeute), ist nicht ihr anzulasten.

Entscheidend war, fand ich damals und finde es heute immer noch, dass dieses Buch mein Interesse erweckte und ich es bald nach Erwerb neugierig und mit Gewinn durchschmökerte. Und ja, ich leugne nicht, dass es mich in einer kreati­ven Phase meines eigenen schriftstellerischen Schaffens traf, als ich derlei Rat­schlag durchaus brauchte. Es sei nur kurz angedeutet – in meinem tropischen Archipel, der romantisch-erotischen Gegenwelt zu meinem zentralen kreativen Hauptwerk, dem Oki Stanwer Mythos (OSM), war ich damals gerade dabei, in die komplexen Tiefen der Archipel-Metropole Asmaar-Len einzutauchen.

Und Asmaar-Len, das werdet ihr vermutlich beizeiten durch entsprechende Ver­öffentlichungen von mir erfahren, besitzt eine sehr ausgeprägte Kurtisanen-Ge­sellschaft, die dort gewissermaßen via Ausbildungsberuf „herangezüchtet“ wir­d.

Höchste Zeit also für mich, zu erfahren, was diese so zwiespältig wahrgenom­menen Frauen ausmachte. Und das vorliegende Buch machte mir vieles von ihrem Wesen verständlicher.

Vorhang auf für:

Die Tugenden der Kurtisanen

(OT: The Book of the Courtesans)

von Susan Griffin

Diederichs-Verlag, 2002

324 Seiten, geb.

Übersetzt von Elisabeth Liebl

Kurtisanen, das ist ein Wort aus dem Gestern, denkt der Uneingeweihte. Ver­ruchte Frauen, die in der mondänen Zeit der vergangenen zwei Jahrhunderte im großbürgerlichen und adeligen Milieu zu Ruhm und nicht unumstrittener Aner­kennung gelangten, indem sie die Reize ihres Körpers für Geld an diejenigen vermieteten, die es bezahlen konnten. Also, könnte man moralisch urteilen, durchaus dubiose, verworfene Geschöpfe, die man besser meidet.

Wer so denkt, wird über den Titel des Buches unweigerlich stolpern müssen. Tugenden? Tugenden der Kurtisanen? Wo doch ihre „Berufsbeschreibung“ schon an sich den Begriff der Tugend ausschließt, ja, sie als genaues Gegenteil bürgerlicher Tugenden erscheinen lässt? Wie geht das zusammen?

Wer nicht sogleich das Buch aus der Hand legt, abgeschreckt von dem frivolen Berufsstand der Kurtisanen, der heute gerne – und zu Unrecht – mit dem der Prostituierten in einem Atemzug genannt wird, wer neugierig geworden ist, wie eine Autorin, zudem auch noch eine feministisch angehauchte wie Susan Grif­fin, argumentiert, der wird überrascht werden. Er muss vermutlich eine Reihe liebgewonnener Vorurteile über Bord werfen, die ihm das Leben leicht gemacht haben und verschiedene Dinge aus gänzlich ungewohnten Blickwinkeln betrach­ten.

Der Verlag hat es dem Betrachter freilich nicht leicht gemacht. In der Hoffnung, mit berühmten Namen zu prunken und anzuziehen, projizierte er ein legendä­res Nadar-Foto Sarah Bernhardts auf das Titelbild und grenzte unzulässig den zeitlichen Rahmen ein. „Mächtige Frauen mit eigener Moral. Von Madame de Pompadour bis Lola Montez“ heißt es im Untertitel. Tja, korrigieren wir das ein­mal zuerst.

Die Spur der Kurtisanen fängt natürlich nicht erst im 18. Jahrhundert an, und sie endet auch nicht zu Beginn des 20. Vielmehr bedingt die Spurensuche, auf die Susan Griffin uns in ihrem in sieben Bereiche subtil unterteilten Buch mitnimmt, auch Stippvisiten im antiken Griechenland bei der legendären Kurtisane Phryne, die uns heute noch aus jeder antiken Venus-Büste entgegenstrahlt, sowie im frühen Venedig des 16. und 17. Jahrhunderts, wo den Forschern zufolge zeit­weilig auf 100.000 Einwohner nicht weniger als 10.000 Kurtisanen kamen.

Schöne Frauen finden wir hier, hinreißende Biografien und unglaubliche Wech­selfälle des Schicksals. Ob wir die ätherische Liane de Pougy nehmen, der ein Freier nicht weniger als 80 Millionen Franc zahlte, um sie einmal nackt zu sehen und die von ihrem Mann niedergeschossen wird (es aber überlebt, mit zwei Ku­geln in der Hüfte), ob wir irische, ungebärdige Kinder kennenlernen, die sich später als spanische Tänzerinnen ausgeben oder den Berufsstand der Näherin­nen, Stickerinnen und Schauspielerinnen im 18. und 19. Jahrhundert aufsuchen, um den verschlungenen Pfaden der Lebenslinien unglücklicher Frauen zu fol­gen, überall gibt es unerwartete Entdeckungen zu gewärtigen.

Griffin erzählt davon, dass es zu schlicht ist, nur auf die Oberfläche zu schauen, auf das, was die Kurtisanen aus sich gemacht haben, als sie erst einmal erfolg­reich waren. Sie beschreibt stattdessen, in guter Historikertradition bis zur Wur­zel ihrer Existenz zurückgehend, teilweise zwei Generationen weit zurück, wie das komplexe Geflecht der Vereinigungen von Männern und Frauen das Schick­sal vorausbestimmt. Und immer wieder wird sichtbar, dass die jungen Mädchen aus verzweifelten, aussichtslosen Berufsständen und Gesellschaftsklassen sich gegen das Schicksal auflehnen, gegen die gesellschaftlichen Konventionen und ihre düstere Zukunft.

Und Kurtisanen werden.

Das lässt dem Leser dann doch unwillkürlich den Atem stocken: Kurtisane als Berufswunsch, der das Leben verbessert? Irgendwie lässt sich das nun gar nicht mit dem Klischee der moralischen Verdorbenheit in Einklang bringen, es hat so sehr wenig mit dem verrufenen Image der Hure von heute zu tun.

Gewiss, das Fleischliche ist nicht zu verleugnen, es ist da, und es macht natür­lich die Frauen zu Objekten, hauptsächlich sexuell wahrgenommen zu werden und zu einem guten Teil mit Sex ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber die Kurtisanen drehen in vielerlei Hinsicht den Spieß um. Nicht SIE sind es am Ende, die am Haken zappeln, sondern vielmehr ihre Freier, die Männer, die sich arme Näherinnentöchter und Schauspielerinnen auf drittklassigen Bühnen angeln. Und sie sind nicht erfolglos damit – Schriftsteller gehen ihnen ebenso auf den Leim wie Goldsucher am Klondike, Industriemagnaten, Millionäre, Filmema­cher, Schauspieler, Adelige, gelegentlich sogar Könige (die wie im Fall von Lud­wig I. von Bayern dadurch ruiniert werden können).

Doch wie schaffen sie das?

Schön müssen sie aussehen, natürlich, aber Schönheit alleine genügt nicht, denn der Wettbewerb unter den verzweifelten Frauen aller Zeitalter ist groß, der Wunsch, ganz nach oben zu kommen, weit verbreitet. Und so legt die Auto­rin Susan Griffin, indem sie die Psychologie und die „Technik“ der Kurtisanen durchleuchtet und mit deren Lebensläufen parallel schaltet, die Tugenden of­fen, sagen wir besser: die Fähigkeiten (denn „Tugenden“ halte ich persönlich für einen etwas zu wertenden Terminus, der allein von der Übersetzerin und dem Verlag als Etikett gewählt wurde, der besseren Verkaufbarkeit wegen) dieser er­folgreichen Frauen offen.

Wir lernen etwas über das Timing, das wesentlich mehr ist, als nur zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Schönheit wurde schon angesprochen, ein verwel­kendes und fragiles Gut (manche der Kurtisanen wurden nur 40 Jahre alt). Keckheit fällt dem Leser nicht unbedingt als „Tugend“ einer Kurtisane ein, ist aber zwingend erforderlich. Brillanz hat hier auch mit Wissen, Belesenheit, teil­weise sogar mit Philosophie zu tun (die Kurtisane Tullia d’Aragona war beispiels­weise beides in einer Gestalt – Philosophin und Kurtisane). Lebensfreude er­scheint nahe liegend, doch sie beschränkt sich keineswegs nur auf die jugendli­chen Jahre, sondern kann auch in hohem Alter noch wirken. Grazie kann den Männern schier den Kopf rauben und sie zu Dingen veranlassen, die ein unbe­einflusster Beobachter als schieren Wahnsinn bezeichnet. Und zuletzt muss eine erfolgreiche Kurtisane noch Charme aufweisen.

Vielseitige Fähigkeiten, die bei jeder der so genannten „grandes horizontales“ unterschiedlich stark ausgeprägt sind, und deren Kombination, je nach Zeit und Land, nach Berufsstand und Zielgruppe verschieden erfolgreich angebracht wer­den können. Die Kurtisane Phryne beispielsweise war zum Ende ihres Lebens steinreich. Die Kurtisane Madame Du Barry endete hingegen weinend und jam­mernd auf dem Schafott der Französischen Revolution. Und wer hätte gedacht, dass sich auch eine Frau wie Coco Chanel (genau, Coco Chanel!) letzten Endes als Kurtisane entpuppt…?

Das Buch hält, sehr unterhaltsam und nachdenklich geschrieben, eine Fülle von faszinierenden Biografien parat. Die thematische Struktur des Werkes macht ein gewisses beliebiges Springen unumgänglich, was aber auch seinen Reiz aus­macht. Es ist wie ein Knäuel voller Schlingen, das gelegentlich von einer Lebens­linie zur nächsten, von einem Jahrhundert zum darauffolgenden (oder auch tau­send Jahre zurück) springt. Und so subtil, wie die Moralität der Kurtisanen se­ziert wird, erhalten auch in allen Zeiten die Berufsstände der Männergesell­schaft „ihr Fett weg“, ihre Amoralität, gebrochene Versprechen, das religiöse Bekenntnis nach Keuschheit auf der einen Seite, auf der anderen Seite Kardinä­le, die die Ehemänner von Kurtisanen ins Gefängnis werfen lassen, um fleischli­che Dienste zu erpressen, die sie eigentlich gar nicht beanspruchen dürften, ei­fersüchtige Liebhaber oder Ehemänner…

Doch, der scharfsinnige Leser merkt den feministischen Anspruch des Buches rasch, ein Anspruch, der sich in der Aussage kondensieren lässt, dass die Kurti­sanen früherer Jahrhunderte, streng genommen, indem sie ihre eigene Moral aufstellten und damit gegen die vorherrschenden Regeln der durchaus repres­siv zu nennenden Gesellschaft opponierten, unter heutigen Gesichtspunkten als Vorreiterinnen der Frauenbefreiung zu verstehen sind.

Der Standpunkt ist gewöhnungsbedürftig, wenn man Kurtisanentum und das Leben als Liebesdienerin nur unter dem Aspekt der Ausbeutung der Frau durch das Patriarchat betrachten möchte. Diese Vereinfachung wird hier nicht vorge­nommen, sondern auch gelegentlich auf süffisant-ironische Art und Weise ad absurdum geführt.

Es lässt sich resümieren, dass derjenige Leser, der für Alltagsgeschichte sein Herz entdecken möchte, hier gut aufgehoben ist. Und danach hat er vielleicht Appetit auf das eine oder andere Buch, das berühmte Kurtisanen in späteren Jahren geschrieben haben, oder auf Emile Zolas Nana, vielleicht möchte er auch gerne ins Theater gehen oder sich die eine oder andere Biografie zu Gemüte führen. Doch, dies ist ein guter Weg, sich für Geschichte zu begeistern.

© 2004 by Uwe Lammers

Auch mit einem Abstand von gut 15 Lesejahren ist zu konstatieren, dass man dieses Buch nach wie vor mit großem Gewinn lesen kann – egal übrigens, ob der Archipel nun für Leser zugänglich ist oder nicht. Als kulturhistorisches Phä­nomen haben Susan Griffins Ausführungen über die Kurtisanen auch für das Verständnis unserer Gegenwart einigen Wert. Wer sich also von meiner obigen Rezension angesprochen fühlt, tut gut daran, das Buch zu suchen.

In der nächsten Woche tauchen wir buchstäblich zurück in den Parallelkosmos von Clive Cussler, dessen Bücher ich jetzt in etwas größeren Abständen rezen­sieren werde… immerhin nähern wir uns da so allmählich der Lektüregegen­wart.

Bleibt neugierig, Freunde! Bis nächste Woche!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen schwenkten wir in dieser Artikelreihe über Silvester 2016 ins Frühjahr 2017, von dem heute die Rede sein soll. Ihr habt ja als Leser meiner E-Books hautnah miterleben können, wie wenig da los war, nämlich fast gar nichts. Der zentrale Grund lag in meiner Vollzeit-Beschäftigung an der TU Braunschweig, die mich kreativ kaum mehr zu Atem kommen ließ. Und wie ich es andeutete: ich fühlte mich kreativ unausgelastet, und der Innendruck stieg immer weiter, aufwärts in Richtung Entladung, Katharsis, Explosion, wie auch immer man das nennen möchte.

Das war ein verzögerter Prozess, eindeutig. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich schon ein ziemliches Ausdauerpotenzial entwickelt, das sich manchmal freilich an den falschen Stellen äußert. Will heißen: ich bin dann ein wenig wie eine duldsame Frau, die still vor sich hinleidet und hofft, die Dinge würden alsbald ir­gendwie besser werden, während sie es eben gerade nicht werden.

Nicht gerade ein Garant für Zufriedenheit? Wohl wahr. Aber so tickte ich im Frühjahr 2017. Leidtragende wart ihr dann als meine Leser und natürlich mein E-Book-Programm, das stockte und stockte… wenig witzig.

Wie wirkte sich das im Monat Januar 2017 aus?

Der Monat wirkt auf den ersten Blick durchschnittlich: 23 fertige Werke, von de­nen freilich 6 auf Blogartikel entfallen. Weitere 4 wurden für die nächsten Fort­setzungsteile des OSM-Romans „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“ gebraucht, der ja ab Frühjahr 2017 im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) er­schien. Dass sich das bis Anfang 2019 hinziehen sollte, wusste ich zu dem Zeit­punkt noch nicht.

Der jüngst erwähnte wissenschaftliche Artikel hielt mich weiter in Atem, aber die Arbeit daran wurde wohltuend kontrastiert von der Fertigstellung des Ban­des 1800 des Oki Stanwer Mythos! Dieser Band, „Sklaven des SYNDIKATS“, ist wirklich ein höchst bemerkenswerter Band, der auf einer geheimnisvollen Welt namens TRANSFER-1004 spielt. Ein gigantisches Museum (und damit meine ich wirklich: gigantisch, es macht einem Gebirgsmassiv ernstlich Konkurrenz!) steht da ebenso im Zentrum wie eine untergegangene Spezies, die Talather. Aber das ist natürlich nicht alles. Dummerweise ist das der zweite Teil einer Trilogie und dies in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, wo diese Bände noch nicht an die schon existierenden angeschlossen werden konnten.

Ja, es juckt mich in den Fingern, dorthin zurückzukehren, aber das ist schwierig. Einmal, weil es sich bei dem Handlungsschauplatz um das GRALSREICH der ne­gativen GRALSJÄGER handelt, von denen ich immer noch viel zu wenig verstehe. Zweitens, weil KONFLIKT 22 der Ausgangspunkt für die transuniversalen Zeitrei­sen ist, was bedeutet, dass alles, was sich dort ereignet, erdbebenartige Auswir­kungen auf die Vergangenheit und Zukunft des OSM hat. Da ist also vorsichtiges Navigieren angesagt.

Kein Wunder also, dass ich mich jenseits des Bandes OSM 1800 lieber wieder ganz anderen Dingen widmete. Zum Beispiel um die immer noch akute Aufga­be, die KONFLIKTE 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ und 18 „Kampf ge­gen TOTAMS Dämonen und Schergen“ abzuschreiben und zu kommentieren. Da kam ich ganz gut voran.

Es schlossen sich weitere Stippvisiten in Archipel- und Erotic Empire-Fragmen­ten an, kurz war ich auch zu Gast in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“. E-Book-technisch feilte ich an der Storysammlung „Die Kristalltränen und ande­re phantastische Geschichten“ (erschienen 2019) sowie an dem 6. Annalen-E-Book „Mein Freund, der Totenkopf“ (erschienen noch 2017). Und gegen Mo­natsende gelang es mir, eine Handlungslücke in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ zu schließen, indem ich Band 21 der Serie schrieb, „Geheimnisse der Baumeister“.

Zufrieden damit? Nein, zum Teufel!

Februar 2017 bewegte sich im gleichen Umfeld. Mit 24 Werken schuf ich annä­hernd soviel Text wie im Vormonat, wieder entfielen 8 davon auf Blogartikel, wieder kämpfte ich mich durch Neufassungen des wissenschaftlichen Artikels sowie durch einen Vortragstext, den ich diesen Monat in München zu halten hatte.

Erfreulicher war, dass ich Teil 1 und Teil 2 des E-Books „Mein Freund, der Toten­kopf“ mit relativ wenig Aufwand fertigstellen konnte. Gegen Monatsende schrieb ich außerdem vorauseilend für die 2. Perry Rhodan-Tage Osnabrück (an denen ich leider wieder nicht teilnehmen konnte!), einen Beitrag für das 2017er-Conbuch. Vielleicht kennt ihn der eine oder andere von euch.

Damals ging ich noch immer naiv davon aus, die Vollzeitstelle würde einen ge­wissen Gewöhnungseffekt bewirken, der mich alsbald in die Lage versetzen könnte, wieder regelmäßiger E-Books zu verfassen. Deshalb beschäftigte sich der eben genannte Artikel auch sehr vorauseilend mit dem ersten Band der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, also mit „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“. Es sollte auch hier bis zum Jahr 2019 dauern, ehe ich es veröffentli­chen konnte. Tut mir sehr leid, Freunde… die Umstände waren damals echt nicht gnädig zu mir.

Ansonsten? Entstanden im Februar 2017 jede Menge Rezensionen. Ich würde sagen, das, was das restliche Jahr zunehmend überschattete, fing hier an: Ich begann mich geradewegs mit Lektüre zu betäuben, was langfristig ein echtes Problem werden sollte, das übrigens auch das Jahr 2018 munter anhielt. Inzwi­schen ist es ein wenig gedrosselt. Aber damals… du liebe Güte!

Dazwischen oszillierte ich wie üblich hin und her. Archipel-Fragmente, Erotic Empire, kommentierte OSM-Abschriften… ihr kennt das inzwischen. Ich machte sogar einen halbherzigen Versuch, an Band 4 der OSM-Serie 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ weiterzuschreiben. Ganz recht, an „Schmelztiegel Shallakhon“, der schließlich anno 2019 zum Band 1900 des OSM werden sollte. Auch davon ahnte ich natürlich nichts, wie auch?

Zufriedenheit? Eher nicht. Ich hoffte auf den Monat März.

Auf den ersten Blick sieht auch der recht ordentlich aus: 28 fertige Werke. Und wieder wird das Gesicht länger bei näherer Betrachtung: 11 Blogartikel. 10 Re­zensionen.

Da bleibt nicht mehr viel, sagt ihr beunruhigt? Recht habt ihr. Ich schrieb mit „Der Legendensammler und das Mädchen“ eine alte Archipel-Story ab, deren Originaldatei irgendwie unter die Räder gekommen war. Mit „Giannas Geheim­nis“ aktualisierte ich eine weitere Archipel-Geschichte. Und ich hatte den nächsten wissenschaftlichen Vortrag am Hals, der mich eine Menge Zeit kostete. Die Folge war ein Wegdriften vom E-Book-Programm, hinüber in den Archipel, wo ich einige Zeit mit unterschiedlich langen Fragmenten zubrachte. Womit etwa genau? Nun, mit „Assarons Abenteuer“, „Sibylle“, „Die Zwillinge“, „Kapitän Taisanors Geschichte“ und „Die Rollenspielerin“.

Ist es erforderlich zu erwähnen, dass ich bei keiner davon sonderlich weit vom Fleck kam? Eher nicht, hm?

Ich trat immer noch auf der Stelle und traf mittelfristig eine Entscheidung, die beiden „Totenkopf“-Teilromane als E-Book vorzeitig zu veröffentlichen. Das plante ich für das zweite Quartal 2017, und wie ihr sehen werdet, gelang das auch.

Was ich in diesem Zeitfenster sonst noch machen konnte, davon erzähle ich euch beim nächsten Mal.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 236: Der falsche Präsident (2/E)

Posted Oktober 2nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Wochen stellte ich euch im Blogartikel 232 den ersten Teil dieses wirk­lich etwas kuriosen Comic-Zweiteilers vor. Hier liegt der – vermutlich – abschlie­ßende Band vor. Es mag sein, dass es weitere davon gibt, aber ich habe das nie recherchiert. Wer nach der Lektüre meiner beiden Rezensionen neugierig auf diese Alben und die darin dargestellte Welt geworden sein sollte, kann das ja selbsttätig gern nachholen.

Tatsache ist, dass man an diesem Album erkennen kann, wie schwierig die Sa­che mit den Parallelwelten ist … es ist nicht so, dass man einfach mal rüber­macht und dann eine Rückfahrkarte besorgt und prompt wieder daheim ist. So war das schon nicht bei der Fernsehserie „Sliders“ in den 90er Jahren, so ist es nicht in Frank Schätzings aktuellem Roman „Die Tyrannei des Schmetterlings“, den ich jetzt aktuell im April 2019 gerade lese und den ich zweifellos auch für den Rezensions-Blog aufbereiten werde. Und hier ist es schon überhaupt nicht der Fall.

Was heißt das? Clemens Skunk-Petersen hat doch seinen ersten Parallelwelt-Fall mit Bravour gelöst, nicht wahr? Ja, aber … und dieses Aber ist ein großes Aber, ihr werdet es gleich erleben, wenn ihr weiterlest:

Der falsche Präsident

Band 2 der Serie „Der Dimensionsdetektiv“

Comic von Niels Søndergaard & Ole C. Christensen

Carlsen-Comics, Juli 1993

48 Seiten, Preis: damals 16.80 DM

Und schon wieder stecken der erfolglose Detektiv Clemens Skunk-Petersen und seine Sekretärin Pippi mitten in den Problemen, und nicht nur sie alleine: sie haben zwar gerade soeben in der Dimension des sozialistischen Dänemark eine direkte Konfrontation mit der Geheimpolizei und einem Mörder, der zudem auch noch Clemens Skunk-Petersen hieß, überstanden und konnten mit dem MDT – dem „Mobilen Dimensions-Transformer“ – in eine andere Dimension flüchten.1 Aber das war es auch schon.

Der Teufel steckt nämlich im Detail, und das heißt in diesem Fall: nur der Erfin­der des Wagens kannte die Koordinaten von Clemens´ Heimatwelt. Der Erfinder – ein alternativer Clemens Skunk-Petersen – ist aber dummerweise über den Haufen geschossen worden, und ihr Auto nun relativ zersiebt. Zusammen mit einer völlig verzweifelten Version von Clemens´ Sekretärin Pippi, die es nun ge­wissermaßen doppelt gibt, irren sie deshalb durch die Dimensionen und tau­chen schließlich in einem weiteren alternativen Kopenhagen auf, das zum Zen­trum eines Weltstaates geworden ist, der „Vereinigten Staaten der Freien Welt“, die am Rande eines weltweiten Krieges stehen.

Hier finden sie nicht nur einen genießbaren Imbiss und haben prompt das Pro­blem, Finanz vorweisen zu müssen, nein, Clemens stolpert auch unvermittelt über eine Attentäterin, die den Staatspräsidenten Larsen ermorden möchte. Die Sekretärin Pippi wird erpresst, und dann stellt sich zur allgemeinen Verblüffung heraus, dass der Erbauer der einzuweihenden „Großen Meerjungfrau“ identisch ist mit Clemens Skunk-Petersen, und seine Sekretärin ist, man darf raten, na klar: Pippi.

Konsequenz: der schönste Schlamassel …

Mal wieder hat das Zeichner- und Autorenduo seinen wilden Phantasien freien Lauf gelassen und eine ziemlich überdrehte Story abgeliefert, leider erheblich brutaler als der Erstling, nicht ganz so klug durchdacht, aber immer sehr amüsant zu lesen. Allein die Idee mit der „Großen Meerjungfrau“ als Pendant zur Freiheitsstatue ist doch wirklich kess. Auf die Idee sollten die Dänen mal wirklich kommen. Könnte als Publikumsmagnet wirken.

Auch hier: ein durchaus empfehlenswertes, wenn auch nur noch antiquarisch zu findendes Album.

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, das ist einmal mehr eine sehr kurze Form des Rezensions-Blogs, gebe ich zu. Aber das ist, glaube ich, den meisten Comicalben zu eigen, die ich vor über zehn Jahren gelesen habe. Ein Analogon gibt es bei den Kinderbüchern von KBV („Die Entdecker-Zeitung“, „Die Maya-Zeitung“ usw.), die auch relativ kursorisch von mir besprochen werden, weil sie schlicht über relativ wenig Textinhalt verfügen.

Vertraut mir, das bleibt nicht so. Schon in der kommenden Woche mache ich euch mit einem Sachbuch vertraut, zu dem mir deutlich mehr Worte einfielen. Schaut einfach mal wieder herein und lasst euch vom Thema überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. 1. Album: „Der rätselhafte 1. Mai“  bzw. Rezensions-Blog 232 vom 4. September 2019.

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

seit Jahrhunderten warteten die friedliebenden Yantihni auf den stellaren Erst­kontakt mit einer fremden raumfahrenden Zivilisation. Und nun kommt es tat­sächlich dazu – im heimischen Yinihr-System materialisiert ein fremdes Raum­schiff und sorgt für Aufregung. Alle Theorien eines Erstkontaktes werden schnell Makulatur, denn der Ankömmling, der sich Verkünder Jodaarin aus dem Volk der Allis nennt, hat nicht nur die schiffbrüchigen Raumfahrer des Expediti­onsschiffes GHANTUURON an Bord, sondern auch ein Bündnis im Sinn.

Die Yantihni werden eingebunden in das System der Allianz des Lichts und ste­hen ab sofort im Bann der Baumeister und der Allis. Sie werden dem so ge­nannten OKI-STANWER-GESETZ untergeordnet, und von diesem Moment an wandeln sich die Zeiten ganz massiv.

Zunächst sieht alles sehr positiv aus, denn die technologisch überlegenen Allis haben unglaubliche Verbesserungen mitgebracht, die sie bereitwillig mit den Bewohnern des yantihnischen Sternenreiches teilen.

Doch sie bringen auch Zumutungen. Und Gefahren.

Denn die Allis unter dem Baumeister Nogon führen einen kosmischen Krieg ge­gen das Terrorimperium der Troohns. Und der Feind ist schon bestürzend nah, wie die Yantihni alsbald verstehen müssen …

Erlebt den Zeitenwandel des yantihnischen Reiches mit in meinem neuen E-Book „Zeitenwandel“, Band 31 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“. Es ist ab sofort im EPUB-Format auf Amazon-KDP zum üblichen Preis von 1,49 Euro erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 343: Work in Progress, Part 79 – Der OSM im Juni 2019

Posted September 29th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Monat Juni katapultierte mich aus der temperaturbedingten Wohlfühlzone in ein Chaos der Gluthitze, was dann ab Mitte des Monats dazu führte, dass ich nur noch kurzzeitig und flackernd kreativ tätig sein konnte und zum Monatsen­de völlig ermattete. Kein Wunder, wenn das Thermometer draußen munter 34 Grad positiv anzeigt, also minimal zehn Grad oberhalb meiner Komfortzone, was Temperaturen angeht.

Es mag verwirren, dass ich dennoch mit 42 beendeten Werken erstaunlich viel schreiben konnte. Das hat seine Gründe, die zu einem großen Teil hier im Blog­artikel nicht abgebildet werden, weil sie nicht mit dem OSM und dem Archipel zu tun haben. Das bildet ja den Fokus meiner „Work in Progress“-Berichte, die deshalb auch nur Ausschnitte des Gesamtbildes sind. Das Gesamtbild entfaltet sich nur in meinen parallel geführten Kreativkalendern und den jährlich geführ­ten Storyheften, die seit 1985 entstanden sind. Für spätere Forscher, die sich vielleicht mal um die Analyse meines Schaffensprozesses kümmern wollen, werden das Quellen ersten Ranges sein, die „Work in Progress“-Blogs nur teil­weise.

Warum also habe ich so viele Titel fertig gestellt in diesem Monat? Das hat zum einen mit der fortwährenden Digitalisierung der „Horrorwelt“-Serie zu tun, bei der ich aktuell Band 46 beendet habe. Diese Titel tauchen hier nicht auf. Zum anderen ging die Rezensions-Lektüre natürlich fort, und die Rezensionen er­scheinen hier ebenso wenig. Und zum dritten überkam mich der dringende Wunsch, alte Geschichten zu retten, insbesondere solche aus dem Jahre 1983. Das war, weil sie recht kurz waren, nicht allzu zeitaufwändig – jedenfalls nicht das Abschreiben. Das Kommentieren entwickelte sich dann schon mehr zu ei­nem Alptraum, weil es geradezu unendlich viele Fehler gab. Und da eine dieser Geschichten mir nur noch in der damaligen Abdruckversion vorlag (bzw. eine im Abdruck und im Original) und beide Herausgeber ebenfalls unglaublich viele Fehler (und bisweilen eigenwillige Verschlimmbesserungen) eingebaut hatten, war die Textanalyse und Kommentierung… anstrengend.

Im E-Book-Bereich, wo es auf Konzentration und präzise Formulierung ankam, kam ich dagegen nicht recht vom Fleck und habe sinnvollerweise mehr oder weniger pausiert. Das, was insgesamt von Relevanz für diese Artikelreihe im Monat Juni entstand, war also Folgendes:

Blogartikel 338: Work in Progress, Part 78

(Glossar der Story „Das Mysterium II“)

12Neu 63: TOTAMS EXIL

12Neu 64: Reehn Ohf Ty

12Neu 65: ARC

12Neu 67: Odyssee der Tasvaner

12Neu 66: Galaxis der Toten

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(12Neu 68: Der Verräter im Rat)

Anmerkung: Hieran sieht man relativ stark, dass mich die 60er-Bände der BdC-Serie ziemlich stark mitgerissen haben, z. T. so stark, dass ich kaum daraus wie­der auftauchen konnte. Ich hoffe, dass sie beizeiten in der Ausarbeitung mindes­tens ebenso stürmisch für euch Leser sein werden, denn das hier ist tatsächlich großartiges phantastisches Abenteuer. Bizarre, gefährliche Schauplätze, mons­tröse Entitäten, die Intrigen spinnen, furchtbare emotionale Verwerfungen und kosmische Enthüllungen, die sich andeuten und den Blick auf neue Schrecken preisgeben… das wird in den 70er- und 80er-Bänden noch deutlich heftiger, aber hier geht das richtig übel los.

14Neu 69: Mordanschlag auf den WÄCHTER

(14Neu 71: Jenseits des Todes)

14Neu 68: Die Graue Eminenz

Anmerkung: Die Hitze machte mir in diesem Monat massiv zu schaffen… so sehr, dass ich diesen Titel in meiner Aufstellung glatt übersah und stattdessen versehentlich eine Rezension doppelt eintrug. Das gab mir anschließend die Ge­legenheit, diese Zeile zu löschen und die genannte Episode nachzufügen. Puh, dachte ich, da habe ich noch mal Glück gehabt…!

(Sterneninsel der Wunder – OSM-Roman)

Anmerkung: Das war die Überraschung des Monats, ganz ehrlich. Schon seit Monaten brodelte es in meinem Unterbewusstsein, und als Oki Stanwers Expe­dition in KONFLIKT 12 in der kommentierten Digitalisierungsfassung der Serie endlich den Fuß auf eine Welt der Baumeister-Galaxis Arc setzte, da konnte ich dem brodelnden Sturm in meinem Innern keinen genügenden Widerstand mehr entgegensetzen, und binnen weniger Tage schossen diese ersten Bilderblenden aus mir heraus und kondensierten in – inzwischen – 55 Seiten Text. Im Detail er­zähle ich euch davon in sechs Wochen im Blog Nr. 349. Aber ich deute schon mal an: es ist ein neues OSM-Universum, und es wird die Lücke füllen zwischen KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ und KONFLIKT 4 „Oki Stan­wer – Der Insel-Regent“.

KONFLIKT 3, ganz recht. Mehr dazu demnächst.

(Gefunden in den Dünen – Archipel-Story)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

14Neu 70: Verfolgungsjagd zur schwarzen Welt

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

(E-Book BdC 2: Gestrandet in Bytharg)

(12Neu 69: Zu Besuch beim Bösen)

Anmerkung: Hitzeschaden zum zweiten. Diesmal glühten die Temperaturen draußen wirklich schon, und ich trug hier kurzerhand in das Heft den Titel „Au­dienz beim Bösen“ ein… inhaltlich zwar richtig, aber die Episode heißt einfach nicht so. Musste ich heute also auch korrigieren. Ihr seht, Hitze macht mich massiv anfällig für Fehler. Da war es wirklich gut, die Finger von den E-Book-Skripten zu lassen… fast jedenfalls.

(E-Book TI 31: Zeitenwandel)

(DSj 56: Die Mauern der Offenbarung)

Anmerkung: Das hier war eigentlich nur eine kleine Stippvisite, um zu sehen, wie weit ich in diesem unheimlichen Band gekommen bin… noch nicht weit ge­nug. Ich führte ein paar Korrekturen aus und verließ den KONFLIKT 28 schnell wieder. Die Gefahr, sich in dieser Welt buchstäblich zu verlieren, ist aktuell zu groß… und dann noch im Innern von TOTAMS Leiche…

(12Neu 70: Legende der Vernichtung)

Blogartikel 342: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXX)

Ihr seht, rein substanziell ist das nicht sehr viel gewesen. Wenigstens nicht, wenn man den Fokus des OSM und des Archipels anlegt. Schließlich gelten alle oben eingeklammerten Werke als „works in progress“ und sind noch nicht voll­endet.

Ungeachtet dessen blicke ich durchaus zufrieden auf diesen Monat zurück und hoffe, dass der Juli – wie die Wetterprognosen aussagen – nicht gar so heiß werden wird. Das würde sowohl meinen Bewerbungsaktivitäten zugute kom­men wie meiner universitären und kreativen Arbeit.

Drückt mir die Daumen, Freunde, dass sich das wirklich wie erhofft entwickelt. Ob das geklappt hat, erfahrt ihr dann an dieser Stelle in vier Wochen.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 235: Blue Mondays

Posted September 25th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ihr kennt das sicherlich auch – es gibt Werke, die einfach das sind, was ich mal als „feel good books“ bezeichnen möchte. „Feel good movies“ kennt so ziemlich jeder, aber vertraut auf meine langjährige Lesekenntnis, das kommt auch bei Büchern vor. Relativ selten, wie ich zugeben muss, und man braucht schon ei­nen gewissen Instinkt, um sie zu finden… aber ja, es gibt sie.

Das hier ist eins davon.

Ein frischer, junger und äußerst vergnüglicher erotisch-romantischer Roman, der zwei Leben gründlich durcheinander wirbelt und für amüsante Konfusion sorgt. Während ich gerade heute (28. März 2019) einen Romanzweiteiler von Vivian Hall auslas, den ich definitiv nicht rezensieren werde, weil die Protagonisten so dermaßen hohl und naiv daherkommen, und das über Hunderte von Seiten absolut nicht abstellen können, ist das bei Dubberley vollständig anders. Hier hat man es mit wirklich lebendigen, flexiblen Leuten zu tun, die dazulernen und sich einfach… ja, wie soll ich das sagen? … nun, die sich einfach natürlich verhalten.

Lässt sich schwer beschreiben.

Wenn ihr aber seht, dass ich über 200 Seiten allein am ersten Lesetag wegknab­berte und kaum wieder aus dem Buch auftauchen mochte, spürt ihr, dass das etwas für eingefleischte Romantiker ist und etwas bestätigt, was ich immer wie­der sage: die meisten guten Romane sind leider viel zu kurz (dieser hier auch), und das Lesevergnügen ist meist nach spätestens 3 Tagen vorbei (hier ebenfalls). Aber wiewohl die Lektüre der Dubberley schon fast anderthalb Jahre zurückliegt, denke ich gern an die Lesestunden zurück, die ich definitiv als amüsante Bereicherung empfunden habe.

Am besten ist es, wenn ihr einen Blick in meine damalige Rezension von 2017 werft… und danach sucht noch besser das Buch dazu. Das lohnt sich echt:

Blue Mondays

(OT: Blue Mondays)

Von Emily Dubberley

Ullstein 28796

368 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Sybille Uplegger

ISBN 978-3-548-28796-6

Schon wieder Montag. Arbeitswochenbeginn. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Seit vier Jahren arbeitet Lucy Green, inzwischen 28 Jahre alt und frisch von einem vermeintlich optimalen Lebenspartner getrennt, in der Redaktion der Medienagentur BAM! unter ihrer herrischen Chefin Anna. Die letzten Wochenenden hat sie sich mit Mehrarbeit für ihre Chefin um die Ohren geschlagen, allmählich hat Lucy das Gefühl, überhaupt für gar nichts mehr Zeit zu finden. Der Job – sie arbeitet an Werbestrategien für Hunde-Lifestyleproduk­te – frisst sie auf, die erhoffte Anerkennung findet sie nicht, und bei Beförde­rungen wird sie regelmäßig übergangen.

Soll das wirklich alles im Leben gewesen sein?

Sie denkt an ihre beiden Schwestern – die eine ist glücklich verheiratet und hat zwei kleine Kinder, die jüngste jettet beneidenswert optimistisch und unver­drossen durch die Welt und erlebt Abenteuer, von denen Lucy mit ihrer zaghaf­ten Lebenseinstellung nur träumen kann. Sie hat einfach nicht den Mut, irgend­etwas zu riskieren, sie ist zu freundlich, tut anderen Menschen gern Gefallen, kann schlecht Nein sagen und wird schamlos ausgenutzt.

Das alles ändert sich an diesem Montag.

Sie ist mit der U-Bahn in London wieder auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle und wird wieder einmal angerempelt, böse angeblickt, obgleich sie gar nichts getan hat, und einmal mehr fühlt sie sich völlig bedeutungslos in der Welt… doch dann ist da dieser dynamische, vergnügte Mann mit seinem großen Picknick­korb, der Lucy in ein amüsantes Gespräch verwickelt und ihre Sinne verwirrt.

Ach, wenn sie doch nur mehr Zeit fände… wenn sie doch nur wagemutiger wäre… wenn sie nicht pünktlich im Büro sein müsste, damit ihre Chefin Anna nicht auf ihr herumhackt…

Und dann verliert der Unbekannte seine Brieftasche, die ihr direkt vor die Füße fällt.

Lucy hat fünf Sekunden, sich zu entscheiden, was sie tut – und sie macht etwas noch nie Dagewesenes: sie entschließt sich ganz spontan dazu, die Brieftasche nicht bei der nächsten Haltestelle abzugeben, sondern rennt dem Unbekannten hinterher, um sie ihm persönlich wieder zu geben. Und damit direkt in ein Abenteuer, das ihr Leben binnen kürzester Zeit komplett auf den Kopf stellt und einen Prozess auslöst, mit dem die biedere Werbeangestellte nie gerechnet hät­te.

An diesem Vormittag findet sie nicht nur den Fremden mit dem Picknickkorb wieder, einen kulinarisch extrem versierten Selfmademan namens Ben Turner, sondern sie kommt in den Genuss eines phantastischen Frühstücks hoch über den Dächern von London, entdeckt dort lebende Flamingos mit gestutzten Flü­geln, und in vollständigem Einverständnis raubt ihr Ben nicht nur ein paar Küs­se, sondern er verleitet sie auch dazu, an diesem Tag blau zu machen und nach Brighton „abzuhauen“, wo er daheim ist.

Ein aufreizendes erotisches Abenteuer, dessen Erfüllung sich freilich erstaunlich hinzieht, wird mit dieser Ereigniskette entfesselt, und eine ganze Reihe von Le­ben ändert sich mit dem von Ben und Lucy, als wären sie Dominosteine in ei­nem komplex aufgestellten Spiel. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es ein­mal war…

Emily Dubberley? Nie gehört, den Namen, musste ich zugeben, als ich am 21. Dezember 2017 auf dem Wühltisch über dieses Buch stolperte. Aber da ich grundsätzlich schon seit langem neugierig bin, neue Autorinnen kennen zu ler­nen, da der Roman ferner ausdrücklich als erotischer Roman etikettiert war und zudem sehr romantisch zu werden versprach, wenn man dem Klappentext trau­en durfte, kaufte ich ihn.

Nun, selten habe ich die Investition von 3,99 Euro weniger bedauert als hier. Der Roman reizte mich vom ersten Tag an, ihn unverzüglich „außerhalb der Rei­he“ zu lesen, aber es hat dann doch ein paar Tage gedauert, ehe ich spontan zu­griff und zu schmökern begann. Es mag hinreichen, zu erwähnen, dass ich die ersten 278 Seiten annähernd binnen 24 Stunden las (wenn auch verteilt auf zwei Tage, da ich spät abends mit der Lektüre begann und bis Mitternacht nur das erste Kapitel schaffte).

Es ist ein köstlicher Roman, und das ist nicht allein kulinarisch zu verstehen. Lucy Green ist eine junge, sympathische Frau mit so begreiflichen wie weit ver­breiteten Schwächen, dass sich zweifelsohne zahllose Leserinnen in ihr wieder erkennen werden. Anstrengende Chefs? Kennt man. Nervige, zickige, fordernde Kolleginnen und Kollegen? Kennt man bestimmt auch. Geldnot? Allgemein ver­traut. Gruppendruck und Dresscode? Zwangs-Gelage nach Feierabend, um dazu zu gehören? Klingt auch sehr bekannt. Überstunden? Arbeit, die man ins Wo­chenende mitnimmt und für deren Abarbeitung man nicht mal gelobt wird? Auch das klingt verdammt vertraut. Selbst dass in der Werbebranche (und si­cherlich nicht nur dort) starker Alkoholkonsum und sogar Drogenkonsum weit verbreitet sind, dass Betrug vorkommt, üble Gerüchtebildung und Schlimmeres, das ist so aus dem Leben gegriffen, dass man Lucys verstörte, reichlich desillusionierte Lebenseinstellung nur zu gut begreifen kann.

Sie als die Vorzeigestudentin, die nach außen immer den Schein des braven Mädchens wahren muss, sich vorbildlich verhalten will und damit unweigerlich immer mehr verbiegt, wird in diesem Roman überrumpelnd mit einem völlig anderen Lebensbild konfrontiert – mit dem lebenslustigen Ben, der Spaß an dem hat, was er tut, der die Alltagssorgen gering schätzt, den Moment genießt und von Lucy einfach nur beneidet wird. Das führt recht schnell dazu, dass sie Bens kritische Fragen über ihre Lebenseinstellung reflektiert und damit beginnt, ihr Leben mehr und mehr umzukrempeln. Dabei entdeckt sie nicht nur, dass ihr eigenes Dasein aus den Fugen geraten ist, und zwar schon ziemlich lange, son­dern auch, dass die Umwelt völlig anders tickt, als sie sich das bislang vorge­stellt hat.

Die Autorin macht sich ein wunderbares, sanftmütiges und bisweilen sehr ironi­sches Vergnügen daraus, Lucys Leben kritisch zu durchleuchten, und sie geht immer mehr verblüffende Pfade. Dabei verknüpft sie auf spielerische Weise Reiseziele und familiäre Personen mit Ereignissen aus Lucys Vergangenheit, flechtet die Geschichte ihrer Freundschaften und Liebschaften sehr entspannt zusammen zu einem Baldachin, der bislang ihre Lebensführung völlig verschat­tet hat. Und dieser Baldachin ist reich an Details, wie man sie etwa in einer oberflächlich dahinhastenden Geschichte a la „80 Days“ (Vina Jackson) völlig vergebens sucht.1 Ganz zu schweigen von diesen köstlichen Vorfällen, die sich auf dem Weg zu Lucys gründlichem Sinneswandel ergeben. Ich nehme nur mal zwei davon heraus.

Da ist zum Beispiel diese Geschichte mit der Wunschquelle fernab von London, von der sie erfährt. Um dorthin zu gelangen, heißt es, müsse man dem Zugfüh­rer signalisieren, dass man an einem bestimmten Punkt der Strecke aussteigen wolle, um dann zu Fuß zur Quelle zu gelangen. Und auf dem Rückweg müsse man, ebenfalls neben den Gleisen stehend, den Zug durch Winken anhalten.

Abenteuerlich? Einwandfrei. Aber ich bin überzeugt, dass das der Realität ent­spricht. So etwas Kurioses habe ich noch in keinem anderen Roman gelesen, hier macht es auf faszinierende Weise Sinn.

Oder diese andere Stelle: Lucy und Ben treffen sich auf der Rückfahrt von Corn­wall zufällig und nehmen denselben Zug zurück. Ben bereitet erst ein köstliches, unglaublich einfallsreiches Mahl für sie beide vor, und anschließend verabreicht er Lucy eine sinnliche Massage, die sie wahnsinnig genießt. Und ich dachte noch, während sie sich entspannte und entspannte: Verdammt, gleich schläft sie ein! Eigentlich wollten sie ja nur (endlich) noch richtigen Sex miteinander haben, aber dann lese ich weiter und musste bei der folgenden Stelle unver­meidlich prusten: „Seine Daumen verweilten an ihren Hüften und zogen dort langsame Kreise, aber als er das Handtuch weiter nach unten schieben wollte, stutzte er plötzlich, weil er ein leises Schnarchen hörte. Lucy war eingeschlafen.“

Gott, ich musste so lachen!

Und glaubt mir, es gibt eine Menge solch süßer und köstlicher Szenen im Buch, dass man die Protagonisten einfach lieben muss. Das ist wirklich ein sanftmüti­ges, romantisches Buch mit nur sehr wenig finsteren Passagen, und eines, das die faszinierende und nicht immer unproblematische innere Wandlung einer jungen, attraktiven Frau zeigt, die ihren Lebensweg durch Bens unvermittelten Anstoß gründlich verändert.

Eindeutig ein Buch, das sehr lesenswert ist und dazu außerdem noch diverse sozialkritische Gedanken transportiert, auf eine geradezu spielerische Weise. Der vorgehaltene Spiegel kommt aber nicht mit dem eingebildeten moralischen Zeigefinger daher, sondern inspiriert dazu, sein Arbeitsumfeld genauer zu inspi­zieren, seine Bekanntenkreise gründlicher zu beleuchten, öfter mal kategorisch Nein zu sagen (was selbstverständlich schwer fällt) und sich von unberechtigten Selbstvorwürfen zu befreien. Das Buch ist mithin nicht einfach nur lockere, leichte Unterhaltung, wiewohl es sich leicht und geschwind lesen lässt, es hat schon durchaus ernste Dinge zu sagen. Natürlich ist es viel zu kurz, doch das ist ja bei guten Büchern immer so, ihr kennt das. Aber wer weiß, vielleicht gibt es dereinst einen zweiten Teil dazu. Lucys Leben würde dazu definitiv einladen.

Klare Leseempfehlung!

© 2017 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche reisen wir wieder in den nordeuropäischen Comic-Parallelkosmos, den ich schon im Blogartikel 232 besucht habe. Also das nächs­te vollständige Kontrastprogramm, ihr werdet es erleben.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich sollte an dieser Stelle einflechten, dass ich den genannten Romanzyklus von Vina Jackson (ein nie aufge­löstes Doppel-Personen-Pseudonym) gelesen und rezensiert habe. Aber da die Romane meiner Ansicht nach so schlecht sind, werde ich diese Rezensionen hier definitiv nicht bringen… dafür gibt es viele sehr viel eher gelungene Romane, die ich gern besprechen möchte. Die Vina Jackson-Rezensionen veröffentliche ich an an­deren Orten mit weniger Lesepublikum.

Wochen-Blog 342: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXX)

Posted September 22nd, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich habe euch ein wenig zappeln lassen, bis ich mit dieser Rubrik fortfuhr. Aber da hoffe ich auf euer Verständnis. Teilweise ist das der Tatsache geschul­det, dass derzeit (wir schreiben aktuell Ende Juni 2019, und es ist wirklich elend heiß draußen, sowohl tagsüber wie nachts) die Temperaturen das Schreiben sehr erschweren. Zum anderen gab es allerlei anderes zu berichten… ich suchte mit der NISCHE den nächsten „legendären Schauplatz“ des OSM auf, es war über die Lesung in Osnabrück zu berichten und es drängte sich ein „Logbuch“-Eintrag über die Planungen nach OSM 1900 auf.

Jetzt ist es an der Zeit, wieder über den Sommer des Jahres 2013 zu berichten, soweit er im weiteren Sinne die „Annalen“ tangierte bzw. den OSM in seiner Gänze.

226 Werke waren bis Ende Juli 2013 bereits erstellt worden, und es sah eigent­lich sehr danach aus, als würde das so weitergehen. Aber schon am 4. August brach sehr ungeplant das Chaos herein. Obwohl ich aufgrund einer Überarbei­tung meiner Magisterarbeit von 2002 relativ wenig Zeit besaß, gingen mein jüngster Bruder Oliver und seine Frau Pina mit mir zusammen die Renovierung des so genannten „Wäschezimmers“ an, das seit einem Wasserschaden vor Jah­ren nur noch bedingt zu nutzen war. Da das Zimmer natürlich, wie alle Räume meiner Wohnung, ausgiebig für die Lagerung von Büchern, Zeitschriften und – natürlich – Wäsche genutzt wird, musste ein Teil davon erst einmal ausgelagert werden, ehe wir daran gehen konnten, die Renovierung in die Wege zu leiten… letzten Endes kostete mich das satte 4 Tage, und dann war ich noch Wochen da­mit beschäftigt, alles wieder zurückzuräumen und neu zu systematisieren.1

Möglicherweise war es dieser außerplanmäßigen Ablaufstörung meiner norma­len Routinen zu verdanken, dass mein im Vormonat begonnener Digitalisie­rungsplan des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vollständig ins Stocken geriet. Ich machte damit tatsächlich erst im September weiter. Den­noch entstanden in diesem Monat 32 Werke. Viele davon waren allerdings Blogartikel, alte und neue Gedichte und Neuformatierungen von OSM-Episoden sowie Rezensionen. Eigenständige Werke der „Annalen“ befanden sich darunter nicht.

Der Monat September 2013 schloss gleichfalls mit 33 fertigen Werken. Darun­ter waren die Neuformatierungen der Episoden 76-91 des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“, zahlreiche Blogartikel und ein Nachruf auf Frederik Pohl, allerdings auch das E-Book TI 7 „Rätselhafte Retter“.

Ein wenig vermochte ich an der Abschrift des Proto-OSM-Romans „Der stähler­ne Tod“ weiterzuarbeiten und an den „Annalen“-Geschichten „Die Optimie­rungsfabrik“, „Geister“, „Neu-Babylon“ und „Kontrollverlust“, aber fertig wur­de ich mit nichts davon.

Frustrierend? Das ging so… rein numerisch ging es ja grundsätzlich gut voran. Nur wenn ich auf autonome, abgeschlossene neue Geschichten schielte, sah die Bilanz recht bescheiden aus.

Besserte sich das im Oktober 2013? Nicht wirklich. Genau genommen begann in diesem Monat der zahlenmäßige Abstieg, der im Dezember dann in einen re­gelrechten Absturz münden sollte, aus sehr verständlichen Gründen.

Im Oktober kam ich auf 25 beendete Werke. Insoweit klar ein Erfolg. Aber wie verteilten sie sich? Es gelang mir beispielsweise, die uralte „Annalen“-Story „Die leblosen Doppelgänger“ abzuschreiben und zu kommentieren.2 Auch die Folge­story, „Revolte der Okis“, konnte ich kommentiert digitalisieren. Für sie gilt al­lerdings das Nämliche, was ich eben in der Fußnote sagte.

Bei der Digitalisierung von KONFLIKT 14 war ich zwischenzeitlich auf Band 5 an­gelangt, beendete das E-Book „Die Katze, die die Sonne stahl“ und kämpfte mich immer wieder durch wechselnde Fragmente der „Annalen“. Wo tauchte ich da etwa auf?

Nun, ich beschäftigte mich mit „Ian und der Stein der Götter“ (heute längst als E-Book publiziert), mit „Sherlock Holmes und der Tunguska-Fall“ (immer noch Fragment), mit „Spurensuche in Babylon“ (dito), mit „Die automatische Stadt“ und einem seltsamen Ding, das „Horrorsturm“ heißt.

Dazu sollte ich ein paar Worte mehr sagen, weil das wirklich ein interessanter Fall ist: „Horrorsturm“ ist ein OSM-Fragment, das ca. auf das Jahr 1984 datiert. Entgegen dem Titel ist es allerdings durchaus keine Horrorgeschichte, sondern lupenreine OSM-Science Fiction. Es spielt formell im KONFLIKT 15 auf dem Pla­neten Garos, nachdem ich Oki Stanwer von dort schon hatte abreisen lassen. In dem sieben handschriftliche Seiten umfassenden Fragment war ich offensicht­lich der Ansicht, dass es wesentliche Punkte gäbe, die in der Serie nicht hinrei­chend Berücksichtigung gefunden hatten. Was herauskam, war allerdings ein ziemlich krauses Chaos.

Diese Story habe ich zwar in diesem Monat Oktober schon abgeschrieben, aber erst Ende November fertig kommentiert. Sie ist deshalb so ungewöhnlich, weil ich davon ausgehe, dass sie nicht beendet werden wird – dies ist darum eine Art von Rettungsabschrift, um das verblassende Fragment zu retten. Es gibt noch eine ganze Reihe solch seltsamer Texte, die z. T. Fakten enthalten, die man nur in Paralleluniversen unterbringen kann, da sie kontextuell widersprüchlich zur Haupthandlung in der zugehörigen OSM-Serie sind.

Das heißt natürlich nicht grundsätzlich, dass es überhaupt keine Möglichkeit gäbe, diese Story zu vollenden… aber momentan würde ich sagen, birgt sie zu viel Verwirrungspotenzial für Leser der Hauptserien der Gegenwart oder der näheren Zukunft. Beizeiten kann ich mir das überlegen… vorzugsweise dann, wenn die Blogartikelreihe „Close Up“ recht tief in KONFLIKT 15 eingedrungen sein wird. Das dürfte aber erst deutlich nach Blogartikel 450 der Fall sein, liegt also noch ziemlich in der Zukunft.

Weitere solche Texte existieren etwa als handschriftliche Vorentwürfe für KON­FLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, und zu einem Gutteil muss ich die auch noch digital sichern und habe es noch nicht gemacht… ja, ganz recht, das ist eine weitere Baustelle, von denen es hier wahrhaftig viele gibt.3

So kam ich also bis zum Ende des Monats Oktober 2013, mit dem mein 48. Le­bensjahr begann, auf insgesamt 315 vollendete Werke meines Oeuvres für die­ses Jahr.

Von dem, was vor mir lag, machte ich mir naturgemäß keine Vorstellung. Im No­vember fing die Verdüsterung meines Lebens an… davon berichte ich euch im nächsten Teil dieser Artikelreihe. In der kommenden Woche referiere ich dem­gegenüber dann wieder bekömmlichere Kost, indem ich davon berichte, woran ich kreativ im Monat Juni 2019 gearbeitet habe. Da lasst euch mal überraschen, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich habe, weil das ja auch eine Form von kreativer Betätigung war, darüber einen Bericht mit dem Titel „Operation Renovierung“ geschrieben und meinen Kreativkladden anvertraut.

2 …und nein, veröffentlichungsreif ist sie aus zwei Gründen leider bis heute nicht. Zum einen ist eine kom­mentierte Ausgabe grundsätzlich noch nicht veröffentlichungsreif ausgearbeitet. Zum zweiten, und das ist sehr viel entscheidender, ist diese Story Teil eines unvollendeten Mehrteilers aus KONFLIKT 9, den ich heute in der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ fundamental neu strukturiere. Der Mehrteiler spielt in der Hochzeit des okischen Imperiums, also einige tausend Handlungsjahre jenseits der aktuell in den Episoden beschriebenen frühen Anfänge. Ratlose Gesichter wären also die zwangsläufige Folge bei euch, würde ich versuchen, diese Geschichte jetzt zugänglich zu machen. Tut mir ausdrücklich leid, Freunde. Ich wünschte selbst, es wäre anders, aber auf absehbare Zeit sehe ich keine Möglichkeit, das passend kontextuell zu veröf­fentlichen.

3 Allein heute habe ich schon wieder zwei davon entdeckt – meinen Aktenplan, der heillos veraltet war, und die Liste meiner Brieffreundesordner… inzwischen weit über 150 an der Zahl… bis ich das aufgearbeitet und aktualisiert habe, vergehen vermutlich Monate.

Rezensions-Blog 234: Die vergessene Welt

Posted September 18th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als Arthur Conan Doyle seines meisterhaften Detektivs Sherlock Holmes über­drüssig war und die Auffassung vertrat, der Detektiv würde ihn zu sehr in seiner schriftstellerischen Entwicklung hemmen, ließ er ihn schließlich in der Schweiz medial wirksam in die Reichenbachfälle stürzen und ums Leben kommen… doch er musste lernen, dass die medial erweckten Gespenster sehr viel hartnä­ckiger sind als ihre Schöpfer, und es blieb ihm überhaupt nichts anderes übrig, als schließlich Holmes´ Wiederauferstehung zu inszenieren. Die Leser hatten ge­wonnen – und die Welt eine Legende mehr, deren Ruf sich bis heute hartnäckig Jahr um Jahr in die Zukunft ausweitet.

Aber Doyle, Journalist und Abenteurer (und schön getroffen in der Fernsehserie „Houdini & Doyle“, wie ich finde), schrieb natürlich noch andere Werke. Er ver­fasste beispielsweise ein zentrales Buch zum Burenkrieg, das heute indes weit­gehend vergessen ist, auf das er aber sehr stolz war. Und er ersann zur Ab­wechslung von Sherlock Holmes den Charakter des problematischen, exzentri­schen Professor Challenger.

Auch die Challenger-Geschichten, die in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts dann von Bastei-Lübbe in der Phantastischen Bibliothek neu aufgelegt wurden, sind inzwischen einmal mehr in den Dämmer des Halbvergessens versunken. Ich habe sie damals allerdings noch gelesen… und eins davon war dann ein ziemlicher Nachzügler, der jahrelang in meinen Regalen stand, ehe ich mich darauf stürzte.

Ich gebe zu, ein Anlass dazu war die Berichterstattung über die venezolanischen Tafelberge, die Tepui, über die ich ein wunderbares, opulentes Buch von Uwe George besitze.1 Und ich wurde durchaus nicht enttäuscht – ähnlich wie ein Ro­bert E. Howard oder eben, ich deutete das damals in der Rezension schon an, ein Henry Rider Haggard, stürzte sich Doyle Hals über Kopf in ein quasi-kolonia­les Abenteuer und suchte ein verwirrendes Crossover zwischen Abenteuerro­man einerseits und quasi-prähistorischer Erlebniswelt. Damit stellte er in gewis­ser Weise einen Vorläufer dessen dar, was später in den 30er Jahren noch die Doc Savage-Serie prägen sollte: das Erfinden verwunschener, quasi märchen­hafter Locations und Ländereien, die es realiter auf keiner Landkarte zu finden gab. Doyle hält sich dabei allerdings mehr an die Realität, er war nur definitiv nie vor Ort, sonst hätten viele seiner Prämissen einfach nicht funktioniert.

Gleichwohl, es ist eine spannende Region Südamerikas, wohin uns der vorlie­gende Roman entführt, bevölkert von nicht minder abenteuerlichen Gestalten.

Wenn ihr neugierig geworden seid, lest weiter:

Die vergessene Welt

(OT: The Lost World)

von Sir Arthur Conan Doyle

Heyne Fantasy Classics 3715

München 1979, einst: London 1912

224 Seiten, TB

Ach, was tut man nicht alles, um seiner ersten Liebe zu imponieren? Zumal, wenn man erst Anfang 20 ist und völlig von sich überzeugt, ist die kühle Zurück­weisung seitens der Frau schlicht unerträglich. So geht es Ned Malone, einem Londoner Reporter, der seinem Schwarm Gladys Hungerton, seine Liebe ge­steht. Sie aber will nur einen wirklichen Tatmenschen, einen Abenteurer heira­ten, und der sei Ned halt nicht.

Zweifellos hätte sich der junge Mann ohne dieses Ereignis nicht in das lebens­bedrohliche Abenteuer gestürzt, das er daraufhin in Angriff nimmt. Eigentlich soll er nun im Auftrag seines Redakteurs lediglich einen schrulligen, exzentri­schen Wissenschaftler interviewen, aber die Dinge entwickeln sich anders. Pro­fessor George Edward Challenger hat vor zwei Jahren eine Expedition nach Südamerika unternommen und dort angeblich eine Region entdeckt, in der ur­zeitliche Lebensformen überlebt haben sollen. Als Dank für diese Entdeckung ist der reizbare Professor indes ausgelacht worden, und auf die Presse ist er so­wieso nicht gut zu sprechen, weswegen sich Malone unter einem Vorwand bei ihm einschleicht und prompt auf die Straße geprügelt wird – von eben jenem reizbaren Professor.

Und doch entwickelt der Journalist eine gewisse Neugierde, die sich noch stei­gert, als er Zeuge einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird zwischen Challenger und seinem wissenschaftlichen Rivalen, Professor Summerlee. Und ehe er sich versieht, ist er zusammen mit Summerlee und dem passionierten Jä­ger und Abenteurer Lord John Roxton im Auftrag der Zoologischen Gesellschaft tatsächlich unterwegs nach Südamerika, um Challengers Behauptungen nachzu­prüfen.

Zu dumm – anfangs scheint Challenger wahrhaftig ein Schaumschläger zu sein, denn seine Reiseinstruktionen, die am 15. Juli mittags in Manaus zu öffnen sind und in denen die Lage des Reiseziels beschrieben werden soll, enthalten ledig­lich leere Blätter… aber dann taucht Challenger selbst auf und übernimmt über­raschend die Leitung der Expedition, was Anlass für den Verfasser ist – Doyle berichtet aus Malones Perspektive und weitgehend in Briefform für seinen Her­ausgeber in London, was zweifellos der sukzessiven Publikation des Romans för­derlich gewesen sein dürfte – , genüsslich die eine oder andere wissenschaftli­che Reiberei zwischen den so unterschiedlichen Wissenschaftlern darzustellen, die beide auf ihre Weise exzentrisch sind.

Nach einer Weile muss selbst Summerlee indes zugeben, dass Challenger we­nigstens mit seinen geografischen Behauptungen Recht behalten hat. Das einst von dem verstorbenen Amerikaner Maple White entdeckte Hochplateau, das von Challenger „Maple White Land“ getaufte Areal der „vergessenen Welt“, existiert tatsächlich. Es gelingt den vier Freunden tatsächlich auch der Aufstieg, allerdings wird dann auf fatale Weise der Rückweg abgeschnitten, und so sitzen sie nun hier oben fest. Und es gibt in dieser urzeitlichen Welt leider nicht nur die gesichteten Flugsaurier, die Perodactylen, und den von Maple White einst skizzierten Stegosaurus, sondern noch sehr viel gefährlichere Lebensformen – und ehe die Forscher und ihre Begleiter begreifen, wie ihnen geschieht, müssen sie erbittert um ihr Überleben kämpfen…

Mit dem 1912 erstmals erschienenen und seither oft neu aufgelegten Klassiker „The Lost World“ hat Arthur Conan Doyle einen spannenden, oft von äußerst amüsanten Zwischenspielen unterbrochenen Abenteuerroman erschaffen, den ich nach heutiger Deutung eigentlich nicht als Fantasyroman bezeichnen würde. Gewiss enthält er Elemente, wie man sie in damals gängigen Romanen ähnli­cher Provenienz, etwa bei Henry Rider Haggard, vorfinden kann, aber mit Fan­tasy heutiger Prägung hat er eher weniger zu tun. Es ist mehr eine Form von ko­lonialem Abenteuerroman mit gewissen phantastischen Elementen.

Bei der Konstruktion macht Doyle natürlich gewisse dramaturgische Zugeständ­nisse, die von der Realität abweichen. Denn er hat durchaus ein reales Vorbild, obgleich ich nicht sicher bin, ob er 1912 schon davon wissen konnte. Etwa in der Region, in der sein Roman spielt, im Grenzland zwischen Brasilien und Ve­nezuela, befindet sich die Region der legendären Tepui, riesenhafter, archai­scher Tafelberge aus grauer Vorzeit, die Hunderte von Millionen Jahre alt sind und nahezu vollkommen unzugänglich. Zum damaligen Zeitpunkt kann man sie allenfalls aus der Ferne explorieren, denn manche von ihnen haben mehr als fünfhundert Meter hohe Steilwände. Die Oberseiten der Tepui liegen durchweg auf rund zweitausend bis dreitausend Metern Höhe, was natürlich dramatische Konsequenzen für die Vegetation hat. Von vereinzelten hohen Bäumen – wie dem riesigen Ginkgo, der hier im Roman beschrieben wird – kann natürlich kei­ne Rede sein.

Die Oberseite der Tepui, die heute teilweise durch Expeditionen erforscht sind, besteht fast durchgängig aus einem dicht verfilzten Dschungel von Bodenpflan­zen, die bisweilen durch Riesenwuchs auffallen, aber schon allein wegen der heftigen Winde, der ständigen Regenfälle und der zahlreichen Gewitter nicht allzu hoch wachsen können. Solche Riesenbäume, wie Doyle sie beschrieben hat, würden beim ersten Gewitter Opfer der Blitzschläge werden. Auf sie wie auch auf die täglichen Regenschauer der Region verwendet er keine Gedanken. Er macht sich zwar Gedanken über das ökologische Gleichgewicht in dieser so prekären Region, aber der Leser fragt sich schon, was beispielsweise die Ptero­dactylen daran hindern soll, sich ins tiefer gelegene Binnenland auszubreiten. Auf den Tepui gibt es jedoch der starken Winde wegen keine Flugreptilien und sowieso keine großen, höheren Lebensformen. Das liegt nicht zuletzt auch am allgemeinen Nahrungsmangel, denn die Regengüsse spülen den Großteil der Nährstoffe mit sich fort über die Klippen, weswegen pflanzliche Lebensformen klar überwiegen.

Doyles „Maple White Land“ liegt nur rund 300 Meter hoch, was natürlich dra­maturgisch notwendig war, damit man es vergleichsweise leicht erklimmen konnte, und damit dieses Gebilde eine entsprechende geologische Geschichte bekam, besteht es bei ihm aus Basalt und ist vulkanischen Ursprungs. Die Tepui Venezuelas bestehen indes aus Sandstein, und allein ihre gigantischen Ausmaße haben verhindert, dass sie inzwischen vollständig verwittert sind. Zugleich hat Doyles Folgerung auch ein paar Konsequenzen für das Binnenklima des Hochplateaus, und es gibt da noch ein Geheimnis, das Lord John Roxton ausfindig macht, über das ich hier nichts verraten möchte.

Bestürzend fand ich beim Lesen gewisse anthropologische Gedankengänge, die natürlich in die Frühzeit des 20. Jahrhunderts passten, die heutzutage aber un­angenehm rassistisch anmuten. Malone hält sich in seiner Beschreibung da et­was zurück, aber die anderen drei Gefährten haben keine größeren Probleme damit, an einem grässlichen Blutbad mitzuwirken.

Alles in allem würde ich aber schon sagen, dass der Roman ansonsten mit Recht ein Klassiker der phantastischen Literatur geworden ist. Wenn man ihn mit dem zeithistorischen Abstand einerseits und mit ein wenig naturwissenschaftlicher Ergänzungskenntnis durch die moderne Forschungsliteratur liest, ist er äußerst lesenswert. Stilistisch gilt das ohnehin. Man merkt Doyle an, dass er Journalist war und weitgereist zudem. Nicht nur seine Sherlock Holmes-Abenteuer, son­dern auch die Challenger-Geschichten – dies ist ja nur eine davon – sind durch­aus die Wiederentdeckung wert.

© 2013 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche werden wir wieder bodenständiger und kommen in der Gegenwart an, um eine neue Autorin jüngeren Datums kennen zu lernen: Emily Dubberley. Kennt niemand? Das solltet ihr wirklich ändern. Warum, verra­te ich euch nächste Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Uwe George: „Inseln in der Zeit“, Hamburg 1993.

Wochen-Blog 341: Laurins zu Gast – meine Lesung in Osnabrück

Posted September 14th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich wollte immer schon mal nach Osnabrück… konkret: seit dem Frühling des Jahres 2015. Das wollte ich auch im Frühling 2017, aber beide Male hat es nicht geklappt. Der Anlass für die geplante Reise war stets derselbe: meine Teilnahme an den „Perry Rhodan-Tagen Osnabrück“, die 2015 erstmals stattfanden und dann mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre wieder in Szene gesetzt wur­den.

Auf den ersten Blick mag es verblüffen, dass ich das so nachdrücklich auf meine Agenda schrieb. Immerhin wisst ihr als langjährige Leser meiner Blogartikel, dass ich seit Band 2100 der Erstauflage von Perry Rhodan kein Leser der Serie mehr bin, und das Erscheinen jenes Bandes liegt nun wahrhaftig deutlich länger als 15 Jahre zurück. Andererseits habe ich nach wie vor recht enge Tuchfühlung mit dem Perry Rhodan-Fandom, etwa durch meine Mitarbeit am Fanzine EX­TERRA des Science Fiction-Clubs UNIVERSUM, seit einer Weile durch meine Mitgliedschaft im ebenfalls stark perry-zentrierten SF-Club Terranischer Club Eden (TCE).

Es gab noch weitere Gründe, und darunter ist zu rechnen: ich bin Selfpublisher und folgerichtig auf Multiplikatoren für meine Geschichten angewiesen. Wer­bung in eigener Sache zu machen, das gelang mir bei allen drei Veranstaltun­gen, indem ich E-Book-relevante Artikel in das jeweilige Conbuch einschleuste. Und jedes Mal ließ sich deutlich an meiner Zugriffsstatistik meiner Homepage verstärktes Interesse nach solchen Events ermitteln.

Dennoch, eine Mitarbeit am Conbuch ersetzte natürlich keinen direkten Be­such. Und so war es höchst hilfreich, als dieses Jahr Dr. Claudia Hagedorn, Ver­einsvorsitzende des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. in Braun­schweig, in dem ich ja auch Mitglied bin, verkündete, sie wolle – wie schon die letzten beiden Male – auf den PR-Tagen Osnabrück ein Hörspiel erarbeiten. Kur­zerhand sprang ich diesmal, arbeitszeitlich nicht gebunden, da noch auf Jobsu­che und im Prinzip arbeitslos, auf den Zug auf und machte mich mit ihr und ihrem Sohn auf den Weg nach Osnabrück.1

Start war am 24. Mai, so dass ich den an diesem Abend stattfindenden Event „SommerNetzTraum“ der KreativRegion e.V., an dem ich gern teilgenommen hätte, auslassen musste. Wir hatten aber tatsächlich eine Menge Zeit zu inves­tieren, mit dem Pkw nach Osnabrück zu fahren. Auf dem Weg dorthin durch­querten wir einige heftige Regenschauer, was mich bedenklich stimmte. Immer­hin hatte ich von Claudia gehört, dass ein Parken in direkter Nähe zum Conort nicht möglich sei. Wir würden von dem anvisierten Parkplatz eine gute Viertel­stunde zu laufen haben, und das mit all dem technischen Equipment, das für das Hörspiel erforderlich war.

Die Technik holten wir uns bei unserem Fördervereins-Mitstreiter Holger Pell­mann im benachbarten Wallenhorst ab, wo wir auch kostenfrei übernachten konnten. Es folgte der nächste Wermutstropfen: Holger, unser Techniker vom Dienst, war leider terminlich wegen einer Beerdigung verhindert, so blieb die Arbeit am Hörspiel wesentlich an Claudia hängen.

Ihr mögt euch vielleicht an dieser Stelle fragen: was war mein Plan, meine Auf­gabe in Osnabrück, wenn ich nicht zentral wegen des Hörspiels und meiner dor­tigen Mitwirkung vor Ort sein wollte und auch mit der originären Perry-Veran­staltung thematisch eher nicht viel zu tun hatte.

Nun, ich hatte Absprachen getroffen, namentlich mit Herbert Keßel vom Orga­nisationskomitee und mit Joachim Kutzner vom TCE. Joe und ich hatten im ver­gangenen Jahr die Storysammlung „Grey Edition 12: Lustvoller Schrecken“ her­ausgegeben, in der drei erotisch-phantastische Novellen von mir versammelt waren. Und da Joe mit dem TCE-Stand in Osnabrück vor Ort sein würde, böte sich doch eine Lesung an, meinte er.

Recht hatte er. Wir sprachen uns also ab, ich feilte an zwei Textauszügen aus den Geschichten „Der Handspiegel“ und „Sylphengeflüster“, Herbert Keßel ge­lang es, in enger Absprache mit Joe, mir und Angelika Rützel (ebenfalls TCE, die auch eine Lesung aus ihrem aktuellen Roman veranstalten wollte), für Sonntagvormittag ein Zeitfenster für die Lesung zu organisieren.

Zu Anfang sah das auch alles gut aus. Ich verbrachte wesentliche Teile des Samstags, nachdem ich Claudia ein wenig mit der Technik geholfen hatte, so­weit das mit meinen beschränkten Kenntnissen möglich war, mit dem, was man neudeutsch gern als „Networking“ bezeichnet. Ich sprach also mir bekannte Fandomler und Autoren an, die vor Ort waren (Bernd Robker etwa, der unter seinem Pseudonym „Robert Corvus“ einen mit dickleibigen Büchern reichhaltig garnierten Tisch direkt im Eingangsbereich gegenüber dem des TCE hatte). Überraschend traf ich etwa auch Ralf Zimmermann vom Perry Rhodan-Club Guy Nelson, kam mit einer Reihe von Fandomlern in Kontakt, die ich seit langem von anderen Cons oder als Mitarbeiter für das BWA kenne (darunter etwa Alexan­dra Trinley). Und natürlich verweilte ich ausgiebig am Stand des SF-Händlers Ro­bert Vogel, den ich seit 2012 kenne und seither viele Male auf Cons getroffen habe, zusammen mit seiner unverzichtbaren Frau Martina, mit der ich am Sonntag ausgiebig plaudern sollte.

Gegen Sonntagmittag hatten Joe und ich eigentlich geplant – sein Vorschlag – , irgendwo in der nahen Fußgängerzone ein Eis zu essen, aber daraus wurde dann nichts, und wir haben das auf später mal vertagt. Stattdessen kümmerten wir uns um die Bebilderung meiner Lesung und erarbeiteten einen Titel für die „Grey Edition 13“, die im September 2019 erscheinen soll, wenn der so genann­te „Gut-Con“ in Nordrhein-Westfalen stattfindet. Gegenwärtig ist noch nicht ganz klar, ob ich daran teilnehme, aber ich gebe zu, ich liebäugele durchaus da­mit (selbst wenn das wieder eine reine Perry-Veranstaltung sein wird).

Tja, und da ich in der hier präsentierten Darstellung alle Details des Samstages munter überspringe, gehe ich gleich mal über zum Sonntag und zu der Lesung an sich, die eine wirklich kuriose Erfahrung darstellte.

Das Problem an einem Sonntag ist bei einem Con immer, dass am Samstag­abend meist massiver Besucherschwund eintritt. Weswegen Veranstalter Her­bert Keßel dieses Mal auch zwei Vorträge von PR-Autoren auf den Sonntag ge­legt hatte. Der zweite davon sollte um 12 Uhr enden. Mein Lesungsbeginn im Kleinen Saal im ersten Stock war auf 11.45 terminiert. Direkt davor würde, ebenfalls im Kleinen Saal, Angelika Rützel lesen.

Ich hatte mir bereits am Samstag einen kleinen Eindruck von dem Raum und dessen Akustik gemacht, einmal im leeren Zustand, dann, während darin eine Lesung gehalten wurde. Da es sich um den einzigen Raum handelte, der kein Mikrofon erlaubte, würde ich wohl etwas lauter reden müssen.Ich fand aber die Akustik durchaus gelungen. Der rechteckige Saal war mit ca. 40 Stühlen gefüllt (es können auch mehr gewesen sein, ich habe es nicht gezählt, sondern nur ge­schätzt).

Nun, ich schnappte mir also meine Lesemappe, riss mich von dem ausgiebigen Gespräch mit Martina Vogel los, das vermutlich noch Stunden angedauert hätte (kein Scherz, wir fanden immerzu neue faszinierende Themen, die von Reisen über Fotoalben, phantastische Filme, Zugfahrten bei Rheinhochwasser, Fremd­sprachenzertifikate, Gesundheit, das alte Ägypten und vieles andere reichten) und marschierte hinauf in den ersten Stock.

Interessanterweise stand die Tür zum Kleinen Saal offen. Hm, dachte ich mir, weil noch Zeit bis zum Beginn der Lesung war, sind alle ausgeflogen? Das kam mir seltsam vor, weil Joe Kutzner mir bei dem Programmpunkt schließlich assis­tieren sollte. Ich fand das vernünftig, weil er ja als Redakteur, Lektor und Kor­rektor fungiert hatte und deshalb wesentlichen Anteil am Entstehen der „Grey Edition 12“ gehabt hatte. Wenn also Fragen rund um die Entstehung des Ban­des aufkamen, wäre er eindeutig der bessere Ansprechpartner.

Ich trat ein und entdeckte etwas, was Angelika schon im Vorfeld befürchtet hat­te, aber nicht in dieser Intensität. Sie sagte damals, sie habe Sorge, dass der Programmpunkt der Autoren unten im Großen Saal Publikum abziehen könnte. Genau das war auch passiert. Neben dem brummenden Beamer saß Joe Kutz­ner (der auch bei Angelikas Lesung technisch assistieren sollte), daneben Ange­lika mit einem Berg ihrer Publikationen… und als Publikum fläzte sich ein mir namentlich nicht erinnerlicher Fandomler auf einer Tischreihe gleich links ne­ben der Eingangstür (er entschwand dann wenig später und ward nicht mehr gesehen). Gegenüber nahe der Fensterreihe hatte Kurt Kobler vom TCE Platz genommen, der wohl aus reiner Solidarität geblieben war.

Lesung?

Hatte in Ermangelung weiterer Zuhörer nicht stattgefunden. „Wir haben einfach nur nett geplaudert“, gaben Joe und Angelika ein wenig resignierend zu. Und haderten begreiflicherweise mit dem Zeitfenster am Sonntag und der scheinbar lausigen Planung. Ich beruhigte sie und meinte, sie hätten sich doch die ganze Arbeit für den Vortrag nicht umsonst gemacht, sondern könnten ihn nun, da er noch keine Anwendung in Osnabrück gefunden hätte, auf dem Gut-Con im Sep­tember nehmen und so die dortige Vorbereitungszeit verkürzen.

Ihr merkt, ich bin immer ein grundlegend optimistisch gestimmter Zeitgenosse und versuche, selbst wenn die Dinge gründlich schief gehen, das Beste daraus zu machen. Mir schien, dass das die verdrossenen Gemüter einigermaßen be­sänftigte.

Hoffentlich läuft das bei deiner Lesung nicht genauso“, unkte Joe sinngemäß. Und in der Tat, Grund zu der Befürchtung bestand selbstverständlich.

Wir plauderten miteinander.

Es wurde 12 Uhr.

Ich hatte mich mit meinem Skript und dem Stapel „Grey Edition 12“ platziert und harrte entspannt der Dinge, die da kommen sollten. Dass Lesungen von mir mäßig bis kaum besucht waren, hatte ich auch in Braunschweig schon erlebt, nicht zuletzt auf dem dortigen Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ im April 2018.

Um 12.10 Uhr machten sich allmählich Enttäuschung und Ernüchterung breit, das kann ja wohl niemand überraschen. Wir blieben nämlich unter uns. Joe, Kurt, Angelika und ich (die Fotos, die Joe Kutzner von der Location selbst mach­te bzw. machen ließ und die wohl im Fanzine PARADISE 107 zu finden sein wer­den oder gewesen sind – schwer zu sagen, wann es konkret erscheint – vermit­teln vielleicht ein zu optimistisches Bild der Situation) machten ganz das, was auch schon Angelika, Kurt und Joe vorher getan hatten: wir plauderten.

Und dann kam die wilde Volte, die mich sprunghaft überkam.

Während nämlich die anderen TCEler eher verdrossen dreinschauten, grinste ich auf einmal auf die sämtlich leeren Publikumsreihen… und dankte für die Aufmerksamkeit!

Das klingt crazy? Nur, wenn man kein Phantast ist. Und wenn man nicht hinrei­chend Phantasie in scheinbar ausweglosen Situationen entwickelt. Ihr kennt doch sicherlich den Spruch von dem Glas, das wahlweise halb voll oder halb leer ist. Ich wandelte ihn phantastisch ab und füllte (fiktiv) die Zuschauerreihen.

Womit? Mit Laurins.

Das überrumpelte selbst meine Freunde und Kollegen im Raum, wiewohl sie deutlich PR-affiner sind als ich. Man sollte dazu als Nicht-Leser der Perry Rho­dan-Serie wissen, dass das Volk der Laurins uralt ist und in den Rhodan-Roma­nen (meiner verwaschenen Erinnerung zufolge) vor Band 200 der Erstauflage in Erscheinung trat. Wichtig an dieser Tatsache ist nur eins: die Laurins sind ein Volk, das über natürliche Unsichtbarkeit verfügt. Die Terraner in der Serie ent­wickeln schließlich so genannte „Antiflexbrillen“, um diese stabförmigen Wesen dennoch sichtbar zu machen.

Übertragt das nun mal auf die obige Lesung.

Die Reihen sind leer, ja? Nur, weil wir die Unsichtbaren nicht sehen konnten, die sich dort drängten und neugierig lauschten! Also hatte ich meine singuläre Er­fahrung – eine Lesung vor „Laurin-Publikum“… eine witzige Erfahrung, ehrlich. Zumal dann, als der Groschen bei meinen Freunden gefallen war, sie auf diese Phantasie mit einstiegen.

Angelika wandte sich ebenfalls entschuldigend ans Publikum und versprach, nächstens ihre eigene Lesung „interessanter“ zu gestalten. Das schien deshalb notwendig, weil Joe gewitzelt hatte, „in der zweiten Reihe sei jemand während der Lesung eingeschlafen“, wir hätten es also schon etwas interessanter ma­chen können.

Ich neckte ihn, seine Brille sei wohl eine camouflierte Antiflexbrille, dass er das erkannt hätte… doch, wenn man es unter dem Aspekt betrachtet, war diese iro­nisch-lockere Volte am Schluss ins originär Phantastische, die ich vollführte, eine witzige Sache, die unsere Enttäuschung darüber, dass kein Publikum mehr kam, mehr als kompensierte. Wir machten dann vorzeitig Schluss und brachten Technik und mitgebrachte Publikationen wieder nach unten ins Erdgeschoss. Dort stellten wir dann fest, dass der Große Saal immer noch fest verschlossen war – die Autoren waren zu „Questions & Answers“ übergegangen und hatten hemmungslos überzogen.

Kein Wunder, dass niemand sich mehr nach oben verirrt hatte!

Da muss man aber auch von Seiten der Programmplanung Kritik üben, wie ich finde. Denn die sah so aus, dass von 12-13 Uhr eine Mittagspause angesetzt war, völlig die Tatsache meiner Lesung ignorierend, die bis 12.30 Uhr gehen sollte. Und um 13 Uhr sollte dann die allgemeine Verabschiedung sein.

Hrm, das war echt nicht gelungen. Und so kann es auch nicht verwundern, dass Claudia & ich unsere Verabschiedungsrunde vorzogen und dann, als es auf 13 Uhr zuging, dem „Haus der Jugend“ in Osnabrück für dieses Jahr den Rücken kehrten. Wir hatten schließlich noch eine lange Rückfahrt nach Braunschweig vor uns.

Punkt 18 Uhr fanden wir uns dann dort ein – alles in allem war Osnabrück den­noch ein Gewinn, weniger wegen der urigen „Laurin-Lesung“ oder wegen des etwas chaotisch verlaufenden Hörspiels, sondern primär, weil ich mit einer Menge sehr interessanter Menschen in Kontakt kam, alte Freundschaften auf­frischen und faszinierende Gespräche führen konnte. Wer weiß schon, wozu das alles gut ist?

Doch, ich bin zuversichtlich, in zwei Jahren wieder in Osnabrück aufschlagen zu können. Und dann werde ich schauen, dass ich mich gemeinsam mit Angelika stark mache für ein Lesungszeitfenster am Samstagvormittag. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es uns nicht gelingen sollte, potenzielle Leser zu erwischen!

Soviel zu der Kurzform dieses Lesungsberichts.

Mehr von mir lest ihr in einer Woche an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass dieser Artikel nur ein erster Entwurf ist für eine ausführlichere Darstellung meiner Reise nach Osnabrück. Sie wird in Bälde für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) erarbeitet werden und ist zu dem Zeitpunkt, da dieser Blogartikel am 15. September 2019 online geht, längst erschienen, mutmaßlich in der Ausgabe 430 unseres Clubfanzines (Juli 2019).

Rezensions-Blog 233: Höllensturm

Posted September 11th, 2019 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Clive Cussler und sein Coautoren bilden in der Gegenwart eine erstaunlich pro­duktive Schreibfabrik und erzeugen gewissermaßen New York Times-Bestseller am laufenden Band… dass sie primär in den USA erfolgreich sind, liegt wahr­scheinlich wesentlich in der Natur der Sache: der Autor ist Amerikaner, und die meisten amerikanischen Leser scheinen eher niedrigschwellig veranlagt zu sein. Das bedeutet: sie schauen munter über flache Stellen der Handlung hinweg, ha­ben ein eher schlicht bis dürftig ausgeprägtes historisches Kontinuums-Vorstel­lungsvermögen, und damit liegt ihre Messlatte natürlich deutlich niedriger als beispielsweise einem studierten Historiker wie mir.

Gleichwohl wisst ihr, dass ich Cussler & Co. wegen der interessanten und meist nicht unspannenden Vermischung historischer Rätsel einerseits und Bond-liker Action andererseits schätze. Ich scheue aber auch vor klaren und manchmal harten Worten nicht zurück, wenn ich etwas denkbar missraten fand.

Wie schaut das mit dem vorliegenden Roman aus dem Jahre 2014 aus, den ich zwei Jahre später endlich auf die Leseagenda setzte? Nun, verblüffend gut. Er enthält eine interessant gewundene und schwer durchschaubare Plotstruktur und spielt in unterschiedlichsten Weltgegenden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wie bei Cussler allerdings üblich fügen sich die Mo­saiksteine der Prologe am Ende zusammen und ergeben ein abgerundetes Gan­zes. Und bis es soweit kommt, eskaliert ein geradezu unglaubliches chaotisches Geschehen, das, wie jüngst schon angedeutet, ein sehr massives Science Fic­tion-Element enthält.

Wie sieht das im Detail aus? Schaut selbst:

Höllensturm

(OT: The Storm)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 38297

April 2014, 9.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-442-38297-2

Man schreibt den September 1943, als im Indischen Ozean die letzten Stunden der S. S. John Bury schlagen – der amerikanische „Schnellfrachter“ unter dem Kommando von Captain Alan Pickett befindet sich auf der Flucht vor japani­schen Sturzkampfbombern und U-Booten. Der Rest des Konvois, zu dem die John Bury gehörte, wurde schon weitgehend zerstört, und auch das Schiff selbst ist schwer angeschlagen. Mit einer geheimen, kriegswichtigen Fracht kann es im allerletzten Moment in einer Sturmfront entschwinden und wird von da an nicht mehr gesehen.

Im August 1967, so der zweite Prolog, wenn man so will, wird der jemenitische Clan von Tariq al-Khalif von Banditen überfallen und weitgehend niedergemet­zelt. Doch der kleine Sohn Jinn, der das Gemetzel übersteht, lernt aus diesem Grauen eine erbarmungslose Lektion, die ihn in den kommenden Jahrzehnten zu einem hartherzigen Warlord macht.

Im Juni 2012, und damit beginnt die eigentliche Handlung, ist eine kleine Crew der NUMA mit einem Katamaran im Indischen Ozean unterwegs, um ein ge­heimnisvolles Wetterphänomen zu untersuchen, das eine ungewöhnliche Ab­kühlung der Meerestemperatur zur Folge hat. Während sie das tun, werden sie von einer ungeheuerlichen Bedrohung attackiert und umgebracht. Als ihr Kata­maran bald danach besatzungslos aufgefunden wird, ruft dies die NUMA-Ver­waltung in Washington auf den Plan, und Direktor Dirk Pitt entsendet Kurt Austin und seinen Kollegen Joe Zavala in den Indischen Ozean, um zusammen mit Paul und Gamay Trout, ebenfalls von der NUMA, den rätselhaften Vorfall zu entschleiern.

Sie geraten mitten in ein konfuses Geschehen hinein. Zunächst machen sie die Bekanntschaft mit einer verlockenden Schönheit, die sich als Leilani A’koma vorstellt, die Schwester eines der verschwundenen NUMA-Mitarbeiter. Austin kann auf der Insel Malé gerade noch verhindern, dass sie von Unbekannten kur­zerhand entführt wird. Spätestens jetzt ist unübersehbar, dass die verscholle­nen NUMA-Angehörigen keinem Unglück, sondern einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind.

Während sie nun zu fünft dem Geheimnis der verschwundenen Bootscrew nachgehen und dabei auf bizarre Mikromaschinen stoßen, die sich in Brandrückständen an Bord des Katamarans befinden, zeigt eine Blende in den Jemen die aktuelle Verschwörung des Warlords Jinn al-Khalif, der mit modernster Technologie und Milliardeninvestitionen einen uralten Menschheitstraum wahrmachen möchte – die Kontrolle des weltweiten Wetters. Und beginnen will er damit in der gegenwärtigen Monsunregion. Es gibt nur ein zentrales Problem – einer der Verschwörer hat sich aus dem Projekt zurückgezogen, ein ägyptischer General. Der jähzornige Jinn sinnt auf Rache und plant ein Jahrhundertverbrechen, das schier unaufhaltbar scheint.

Derweil führt die Fährte der Mikroroboter Kurt Austin und seine Gefährten zu einem technischen Wunderwerk, nämlich Aqua-Terra – eine künstliche, schwimmende Insel, die entfernt einem Flugzeugträger gleicht, aber eine autar­ke Welt für sich sein soll. Eigentümer ist der exzentrische Milliardär Elwood Marchetti, der zunächst für den Übeltäter gehalten wird … aber die Dinge liegen sehr viel schlimmer.

Inwiefern diese Ereigniskette dann dazu führt, dass sich Kurt Austin und sein Kompagnon Joe Zavala in einem ausgetrockneten Brunnen wieder finden, fast mit einem Flugzeug vom Himmel gefegt werden und schließlich auf getrennten Pfaden blinde Passagiere in einem Lastwagenkonvoi mit tödlicher Fracht bzw. Schiffbrüchige auf einem Atoll werden, wo sie den „achtzehnten Roosevelt“ treffen … also, das muss man wirklich dann im Detail nachlesen…

Der zweite Streich von Graham Brown ist leider entschieden kürzer als der Erst­ling „Teufelstor“, und er liest sich annähernd ebenso geschwind – ich brauchte, allerdings durch andere Dinge gründlich abgelenkt, sechs Tage, sonst hätte ich ihn auch in drei verschlingen können. Gleich zu Beginn konfrontiert er den Leser mit einer faszinierenden und sehr beunruhigenden Entdeckung, nämlich mit wasserkompatiblen Nanomaschinen. Das war schon sehr raffiniert gemacht und faszinierend beschrieben, auch die Insel Aqua-Terra vermag sehr zu beeindru­cken, und Jinns Mörderplan, der Millionen Menschen zu wehrlosen Opfern ge­macht hätte, ist ebenfalls haarsträubend.

Nachteilig fand ich mehrere andere Dinge: zum einen merkt man SEHR deutlich, dass es ein moderner amerikanischer Roman ist (er könnte vom erotischen Standpunkt her auch aus der viktorianischen Zeit stammen – keinerlei Sex, kaum amouröse Verwicklungen, da ist Brown schon wirklich puritanisch drauf). Zweitens kann man den Titel des Romans munter vergessen, denn der angekün­digte Sturm kommt gar nicht zustande. Wer – inspiriert durch das ebenfalls lei­der recht unpassende Titelbild – annimmt, es gehe da um einen Sturm, kauft das Buch unter völlig falschen Voraussetzungen. Und drittens fand ich dann, dass Brown es doch etwas sehr mit den Cliff-hangern übertrieben hat. Nahezu JEDES Kapitel endet mit einer ausweglos scheinenden Situation. Ein wenig so, als hätte er das I Ging befragt und stets die schlechteste Lösung gewählt. Das kann man mehrfach machen, aber STÄNDIG? Das nervt dann ziemlich rasch. Dass der Roman schlussendlich doch gut ausgeht, erinnert dann schon an ein ziemliches Wunder.

Was mir indes sehr gut gefallen hat, war die Sache mit dem Cargo-Kult (auch wenn man solche Cargo-Kulte eigentlich mehr östlich findet, aber das ist hier schriftstellerische Freiheit). Goldig etwa die Frage: „Sind Sie Angehörige der Achsenmächte oder nicht?“ Da denkt man schon, man steckt in einer Zeitma­schine… aber es wird noch witziger, als Kurt Austin seinen Namen nennt und beteuert, Amerikaner zu sein, und die Ankläger sich beraten, wobei es zu fol­gendem Dialog kommt:

Wie können wir sicher sein, dass er Amerikaner ist?“, fragte der zweite Richter.

Er sieht Pickett sehr ähnlich“, stellte der achtzehnte Roosevelt fest.

Er könnte Deutscher sein. Sein Name lautet Kurt.“

Ich dachte, ich sterbe vor Lachen!

Wirklich, solche Momente kompensieren die Schwächen des vorliegenden Ro­mans gründlich. Köstlich, wirklich köstlich gemacht. Da – und an sehr vielen an­deren Stellen des Buches – merkt man, dass jemand mit historischem Gespür und viel Liebe zum Detail an der Geschichte gearbeitet hat. Es ist zwar schade, dass daraus nicht noch deutlich mehr gemacht wurde, und an vielen Stellen kommt die Geschichte flüchtig herüber… dennoch ist es eine solide, unterhalt­same Story, die zu gefallen wusste. Und inzwischen hat Graham Brown ja noch mindestens zwei weitere Kurt Austin-Abenteuer verfasst, er scheint sich also in die Herzen der Leser geschrieben zu haben.

Also dann – die nächsten Rezensionen der erwähnten Werke werden gewiss nicht sehr lange auf sich warten lassen. Zu diesem Buch gebe ich jedenfalls gu­ten Gewissens eine Leseempfehlung aus.

© 2016 by Uwe Lammers

Genug Clive Cussler für heute? Okay, Freunde. Im Blogbeitrag der kommenden Woche berichte ich euch über die Lektüre eines phantastischen Klassikers, der aus der Feder eines Autoren stammt, den ihr eigentlich als den Schöpfer des le­gendären Detektivs aus der Baker Street kennt… ganz genau, Arthur Conan Doyle. Er hat ja noch sehr viel mehr als nur Sherlock Holmes geschrieben. Und eines der Werke stelle ich euch nächstes Mal vor. Bleibt neugierig!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.